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„Küstenschutz“ – Versionsunterschied

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[[Bild:Deich büsum.JPG|thumb|250px|Seedeich bei Büsum, Kreis Dithmarschen.]]
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Mit Maßnahmen des '''Küstenschutz''' sollen zum einen niedrig liegende, vom Menschen genutzte Gebiete in [[Meer]]esnähe vor Überflutungen bei [[Sturmflut]]en geschützt werden (Hochwasserschutz), zum anderen aber auch die [[Küste]]n selbst vor Uferrückgang und Landverlust.
Mit Maßnahmen des '''Küstenschutzes''' sollen zum einen niedrig liegende, vom Menschen genutzte Gebiete in [[Meer]]esnähe vor Überflutungen bei [[Sturmflut]]en geschützt werden (Hochwasserschutz), zum anderen aber auch die [[Küste]]n selbst vor Uferrückgang und Landverlust, auch durch [[Meeresspiegelanstieg seit 1850|Meeresspiegelanstieg]] durch [[Klimawandel]].


In militärischem Kontext bezeichnet '''Küstenschutz''' den Schutz einer Küste vor Angriffen oder einer [[Invasion (Militär)|Invasion]], vor allem durch den Bau von [[Küstenfestung]]en und das Bereithalten von Truppen zur Bekämpfung einer eventuellen Invasion. Zum Beispiel ließ die [[Wehrmacht]] im besetzten Frankreich ab 1940 den [[Atlantikwall]] als Küstenschutz bauen und hielt zahlreiche militärische Verbände entlang der Küste in Stellung (siehe auch [[Grenzschutz]]).
Ursachen für Sturmflutwasserstände sind Windstau oder Beckenschwingungen ([[Seiches]]) in Binnenmeeren. In tidebeeinflussten Küstenbereichen und [[Mündung (Gewässer)|Flussmündungen]] überlagern sich diese Erscheinungen mit den periodischen Wasserstandschwankungen durch ([[Ebbe]] und [[Flut]]). Küstennahes Land und Gebäude werden daher meist mit ''[[Deich]]en'' und ''[[Sperrwerk]]en'' gegen [[Hochwasser|Überschwemmungen]] und Sturmfluten geschützt.


Mitunter machen verfehlte Küstenschutzmaßnahmen, im Nachhinein zusätzliche Maßnahmen notwendig. Hierzu zählen Eingriffe durch Bauwerke wie [[Mole]]n und Schutzwände ebenso wie das Ausbaggern und Freihalten künstlicher Fahrrinnen in der Nähe von Häfen. Bevor die ökologischen Zusammenhänge bekannt waren, haben auch unbedachte Eingriffe durch den Menschen dazu geführt, dass es zu einer erhöhten Abtragung lockeren Materials in Uferregionen kam. So führte beispielsweise die [[Steinfischerei]] vor bereits bewachsenen [[Steilküste]]n dazu, dass diese bei [[Ostseesturmhochwasser]] wieder aktiv wurden zu neue Abbrüche bildeten (u.&nbsp;a. im Jahr [[Ostseesturmhochwasser 1872|1872]]).<ref>{{Literatur |Autor=Rolf Reinicke |Titel=Faszination Ostsee |Verlag=Hinstorff Verlag |Ort=Rostock |Datum=1911 |ISBN=3-356-00429-8 |Seiten=23}}</ref>
Durch den Bau von ''Deichen'', ''[[Siel]]en'' (Abflussanlagen) und ''[[Schöpfwerk]]en'' (Entwässerung hinter dem Deich) schaffen Küstenbewohner neuen oder bewahren alten Lebensraum.


==Meeresküste==
== Allgemeines ==
[[Datei:Palisaden Baltrum.jpg|mini|Holz-Palisaden für den Küstenschutz auf der Ostfriesischen Insel Baltrum]]
In Deutschland betreiben die Länder [[Bremen]], [[Hamburg]], [[Mecklenburg-Vorpommern]], [[Niedersachsen]] und [[Schleswig-Holstein]] Küstenschutz.
[[Datei:Geotextilrollen.JPG|mini|„Geotextilrollen“ als Dünenschutz am Strand von Kampen/Sylt]]
In Deutschland betreiben die Länder Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein Küstenschutz.


In den Niederlanden ist Küstenschutz ebenfalls notwendig, da hier große Flächen des Landes dem Meer abgerungen wurden und hinter den Deichen oft unterhalb des Meeresspiegels liegen.
Allein in [[Schleswig-Holstein]] wäre ohne Küstenschutz etwa ein Viertel der Landfläche überflutungsgefährdet und könnte nicht besiedelt werden. In diesen Gegenden leben etwa 345 000 Menschen und es befinden sich Sachwerte von 47 Milliarden Euro in ihnen. Der Küstenschutz konzentriert sich dabei auf die [[Westküste (Nordsee)|Westküste]] des Landes.


Die Pflege der [[Hallig]]en vor der norddeutschen Küste ist ebenfalls Teil des Küstenschutzes. Diese grünen [[Sandbank|Sandbänke]] vor der Küste brechen die Wellen der Sturmfluten und schützen so die Deiche an den Küsten.
In den Niederlanden ist Küstenschutz ebenfalls notwendig, da hier große Flächen durch ''[[Polder]]wirtschaft'' dem Meer abgerungen wurden und hinter den Deichen oft unterhalb des Meeresspiegels liegen.


Auch die [[Ostfriesische Inseln|Ostfriesischen Inseln]] sind Teil des Küstenschutzes, sie werden nicht nur wegen ihrer großen Bedeutung für den Niedersächsischen Tourismus so aufwändig geschützt, sie brechen wie die Halligen die von der Nordsee auf das Festland auflaufenden Wellen und reduzieren so den Druck auf die Deiche am Festland.<ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://www.nlwkn.niedersachsen.de/startseite/hochwasser_kustenschutz/kustenschutz/generalplane_fur_insel_und_kustenschutz/generalplan-kuestenschutz-45183.html |titel=Generalpläne für Insel- und Küstenschutz |titelerg=Ausbauprogramme für Niedersachsen stehen fest |hrsg=[[Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz]] |werk=www.nlwkn.niedersachsen.de |datum= |abruf=2023-03-23 |sprache= |format= }}</ref>
Die Pflege der ''[[Hallig]]en'' vor der [[Norddeutschland|norddeutschen]] Küsten ist ebenfalls Teil des Küstenschutzes. Diese grünen [[Sandbank|Sandbänke]] vor der Küste brechen die Wellen der Sturmfluten und schützen so die Deiche an den Küsten. Eine Überflutung "Land unter" ist für eine Hallig normal, für das Deichhinterland jedoch meist eine Katastrophe.


Eine weitere Küstenschutzmaßnahme ist das ''[[Sandvorspülung|Anspülen von Sand]]'', um so einen möglichst flachen Winkel vor dem Deich zu erzeugen. Ebenso sind ''Dünen'' ein natürlicher wie labiler Küstenschutz und stehen in Deutschland generell unter [[Naturschutz]]. Wo der [[Sand]] schnell weggespült wird und keine ''Steine zum Brechen der Wellen'' in ausreichender Menge vorhanden sind, hilft man sich mit ''Beton-[[Tetrapode]]n'' aus ([[Helgoland]], [[Sylt]]).
Dünen sind ein natürlicher wie labiler Küstenschutz und stehen in Deutschland generell unter [[Naturschutz]]. Da die Dünen nur durch Pflanzen wie dem [[Strandaster]] oder dem [[Strandhafer]] vor Erosion durch Wind und Wellen geschützt sind,<ref>[https://www.bund.net/themen/tiere-pflanzen/pflanzen/strandhafer/ Oh Schreck, der Sand ist weg] auf bund.net, abgerufen am 13. April 2025</ref> ist das Betreten gesetzlich untersagt. Wo der Sand schnell weggespült wird und keine Steine zum Brechen der [[Wasserwelle|Wellen]] in ausreichender Menge vorhanden sind, behilft man sich mit Beton (siehe auch [[Wellenbrecher (Wasserbau)|Wellenbrecher]]).


==Flüsse==
== Prinzipien ==
Die Prinzipien des Hochwasserschutzes werden auch entlang von [[Fluss (Gewässer)|Flüssen]] angewandt. Durch Schneeschmelze und/oder massive Regenschauer im Einzugsgebiet können Flutwellen in Flüssen entstehen, die die [[Pegel]] innerhalb kurzer Zeit anschwellen lassen.
Die Prinzipien des Hochwasserschutzes werden teilweise auch entlang von [[Fluss|Flüssen]] angewandt. Durch Schneeschmelze und/oder massive Regenschauer im Einzugsgebiet können Flutwellen in Flüssen entstehen, die die [[Pegel (Wasserstandsmessung)|Pegel]] schnell ansteigen lassen. Daher werden in Einzelfällen auch [[Sperrwerk (Wasserbau)|Sperrwerke]] errichtet.


Um Küstenbereiche zu sichern, an denen Windstau und [[Tide]]bewegung für Abtragung und Überflutung sorgen kann, werden oft künstliche [[Deich]]e errichtet, um die [[Überschwemmung|Überflutung]] von Acker- und Siedlungsflächen zu verhindern.
Generell sind die Deiche so angelegt, dass sie dem Druck des anströmenden Wassers standhalten. Wird die [[Deichkrone]] überflutet, kann der Deich schnell hinterspült werden und brechen. Dann strömt das Wasser ungehindert in das Hinterland. Daher sind die Deichkronen oft besonders geschützt und dürfen mechanisch nicht belastet werden. Schafe sind ideal, um die Grasnarbe kurz und gleichzeitig fest zu halten. (Bisam)-Ratten im Deich hingegen gefährden die Stabilität, da durch die Gänge der Deich schneller Wasser zieht und instabil wird.


Wird die [[Deichkrone]] überflutet, kann der Deich schnell hinterspült werden und brechen, was zu einer Überflutung des Hinterlandes führt. An kritischen Stellen, laufen bei Belastung freiwillige [[Deichläufer]] die Deiche ab, um [[Deich#Deichschäden und -versagen|Deichschäden]], wie Durchnässung oder Deichbruch, der [[Deichverteidigung]] zu melden, einer Abteilung innerhalb des [[Hochwasserschutz]]es.
==Küstenschutz in Kunst und Literatur==
Eine literarische Auseinandersetzung mit dem Küstenschutz findet man in der Novelle "[[Der Schimmelreiter]]" von [[Theodor Storm]].


== Das Wirken des Meeres und Maßnahmen des Küstenschutzes ==
==Siehe auch==
[[Datei:Küstenschutz Basalt.jpg|mini|Basaltsteinpflaster im Tidebereich der Hafeneinfahrt von Neuharlingersiel]]
*[[integriertes Küstenzonenmanagement]]
[[Datei:Sylt fg02.jpg|mini|Vorbereitungen für den Saugbagger]]
*[[Küstenbefestigung]]
[[Datei:Küstenschutzbau Baltrum (2).JPG|mini|Buhnenbau auf Baltrum]]
Die Nordseeküste ist nicht nur bei Sturmfluten gefährdet. Da die Nordsee ein [[Randmeer]] ist, bilden sich hier durch die Gezeiten Strömungen aus, die oft parallel zur Küste verlaufen. Durch die Anordnung der Nordseeinseln muss das Wasser, das sich zwischen den Inseln und dem Festland befindet, bei Ebbe und Flut durch die schmalen Rinnen ([[Gatt|Gaten]]) zwischen den Inseln hindurchströmen; diese Strömungen können so stark sein, dass beispielsweise die Wichter Ee zwischen den Inseln Norderney und Baltrum mit einer Breite von nur 800 Metern auf Grund der wegen der starken Strömungen ständig veränderlichen [[Geomorphologie|Morphologie]] als nicht schiffbar gilt.


Diese Strömungen können erhebliche Sandmengen bewegen und auf diese Weise zu einer Erosion im Bereich der Küste führen. Sie können sogar ganze Inseln versetzen. Das geschieht, indem sie einerseits Sand abtragen, ihn transportieren und schließlich an einem anderen Ort wieder ablagern. Dadurch entstehen Sandbänke an einer entfernten Stelle.
[[Kategorie:Wasserbau]]

Die [[Ostfriesische Inseln|Ostfriesischen Inseln]] bewegen sich durch die Strömung (in erster Hinsicht allerdings durch den Golfstrom und die Lage im Bereich der Westwinde) nach Osten, und zwar durch die Abtragung von Material (Sand) am Westkopf der Insel und Ablagerung am östlichen Ende, weshalb sich bei fast allen Inseln mittlerweile der Ort an der Westseite befindet. Um die Siedlungen vor bzw. bei Sturmflutereignissen zu schützen, wird der Westkopf der Inseln in den meisten Fällen durch massive Verbauungen vor weiterer Küstenabtragung geschützt.
Dazu zählen etwa die [[Buhne]]n, die meist weit ins Wattenmeer hinausgreifen, es folgen dann in vertikaler Anordnung z.&nbsp;B. Basalt- oder Granitsteinlagen, Betonpflaster und weitere Bauwerke, die der Brechung der Wasserwellen dienen.

Die Wasserstände bei Sturmflut allein würden die Küste wahrscheinlich weniger gefährden, wenn sie nicht mit enorm starken Wellen einhergingen. Eine richtige Sturmflut kann verursacht werden durch gleichmäßig starke Winde aus einer Richtung für ein bis zwei Tage; ein kurzer Windstoß macht keine Welle. Um richtig groß und stark zu werden, muss eine Welle sich über lange Strecken vom Wind anschieben lassen.
Das ist auch der Grund dafür, dass die Deiche der Festlandküste von den Nordseeinseln geschützt werden. Die hier auflaufenden Wellen haben nämlich nur die Strecke zwischen Insel und Festland, um Energie aufzunehmen. Sie sind somit weit weniger stark als die Wellen, die den Inseln von der seewärtigen Seite her zulaufen.

In einer Welle kann eine große Menge Energie gespeichert sein, die fast alles, was der Mensch ihr entgegenstellt, zerstören kann. Je steiler der Küstenverlauf desto mehr Energie kann die Welle pro Meter, den sie zurücklegt, abgeben. In diesem Fall kann sie erheblich zerstörend und abtragend wirken.
Auf einer schiefen Ebene geringer [[Hangneigung|Neigung]] läuft sich die Welle tot, an einem steilen Profil kann sie jedoch mühelos eine gleich hohe Deichkrone überspülen und mit ihrer Kraft den Deich zunehmend zerstören und schließlich durchbrechen. Deshalb gilt, dass ein Deich vom Profil her auf der dem Meer zugewandten Seite eine möglichst geringe Neigung haben sollte. Das macht ihn allerdings breit, damit platzraubend und teuer.
Auch können Strömungshindernisse wie z.&nbsp;B. Muschelbänke, Sandbänke, Wellenbrecher oder [[Tetrapode (Stein)|Tetrapoden]] der Welle die Kraft nehmen.

Um dem Sandabtrag in Strandnähe durch küstenparallele Strömungen und eine damit verbundene Versteilung der Küste entgegenzuwirken, werden häufig [[Buhnen]] eingebracht. An den Stellen, an denen noch ein breiter und hoher Dünengürtel vorhanden ist, reicht oft eine Stabilisierung der Dünen durch Bepflanzung aus. An den Stellen, wo der Platz für breite Deiche nicht vorhanden ist, muss man ein steileres Profil wählen, das dann aber auch durch ein Deckwerk aus Beton oder massiven Steinquadern gesichert werden muss. Im Normalfall baut man einen breiten Deich mit einem Sandkern und einer Deckschicht aus [[Klei]] gegen die Erosion und bepflanzt den Deich, um ihn mit dem Wurzelwerk zusätzlich vor Erosion zu schützen. An Stellen mit starken Gezeitenströmungen kann hin und wieder eine Sandaufspülung zur Verflachung des Küstenprofils nützlich sein.

== Küstenschutz in Kunst und Literatur ==
[[Datei:Ingo Kühl "Küste - Farbige Buhnen" 2011.jpg|mini|„Küste – Farbige [[Buhne]]n“ Ölgemälde von [[Ingo Kühl]], 2011, Besitz [[Nordfriesland Museum. Nissenhaus Husum]]]]
Eine literarische Auseinandersetzung mit dem Küstenschutz findet man in der Novelle „[[Der Schimmelreiter]]“ von [[Theodor Storm]] sowie in den Krimis der Autorin [[Kari Köster-Lösche]] mit dem Protagonisten Sönke Hansen, der als Wasserbauinspektor beim Wasserbauamt Husum tätig ist. Zahlreiche Künstler haben sich mit dem Thema „[[Buhne]]n“ beschäftigt, wie zum Beispiel [[Fritz Theodor Overbeck|Fritz Overbeck]], [[Otto Eglau]], [[Ingo Kühl]] und [[Hans Jessel]].<ref>[https://jessel.de/365-tage-sylt/20-april-einsatz-fuer-die-alten-steinbuhnen-am-sylter-weststrand/ Einsatz für die alten Steinbuhnen am Sylter Weststrand, siehe "Nordseebuhnen in der Bildenden Kunst" in "Sylter Nachrichten" vom 20. April 2018]</ref>

== Siehe auch ==
{{Mehrspaltige Liste |liste=
* [[Journal of Coastal Conservation]]
* [[Küstenwache]]
* [[integriertes Küstenzonenmanagement]]
* [[Küstenbefestigung]]
* [[Riffball]]
}}

== Literatur ==
* Safecoast (2008), Coastal flood risk and trends for the future in the North Sea region, synthesis report. Safecoast project team. The Hague [https://www.vliz.be/imisdocs/publications/142818.pdf als PDF-Datei]
* Literatur zum Thema Küstenschutz im [[Hydraulic Engineering Repository]] [https://henry.baw.de/discover?scope=%2F&query=K%C3%BCstenschutz&submit=&rpp=10 HENRY]

== Weblinks ==
{{Commonscat|Coastal management|Küstenschutz|audio=1|video=1}}
* [https://www.nlwkn.niedersachsen.de/startseite/hochwasser_kustenschutz/kustenschutz/kuestenschutz-in-niedersachsen-sicherheit-fuer-die-menschen-45612.html Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küstenschutz und Naturschutz]
* [https://www.stalu-mv.de/mm/Themen/K%C3%BCstenschutz/K%C3%BCstenschutz-in-Mecklenburg%E2%80%93Vorpommern/ Online-Broschüre Küstenschutz in Mecklenburg-Vorpommern]
* [https://www.kfki.de/de Kuratorium für Forschung im Küsteningenieurwesen]

== Einzelnachweise ==
<references />

{{Normdaten|TYP=s|GND=4033481-8}}

{{SORTIERUNG:Kustenschutz}}
[[Kategorie:Küstenschutz| ]]

Aktuelle Version vom 13. April 2025, 11:30 Uhr

Seedeich bei Büsum, Kreis Dithmarschen
Tetrapoden am Strand von Hörnum/Sylt

Mit Maßnahmen des Küstenschutzes sollen zum einen niedrig liegende, vom Menschen genutzte Gebiete in Meeresnähe vor Überflutungen bei Sturmfluten geschützt werden (Hochwasserschutz), zum anderen aber auch die Küsten selbst vor Uferrückgang und Landverlust, auch durch Meeresspiegelanstieg durch Klimawandel.

In militärischem Kontext bezeichnet Küstenschutz den Schutz einer Küste vor Angriffen oder einer Invasion, vor allem durch den Bau von Küstenfestungen und das Bereithalten von Truppen zur Bekämpfung einer eventuellen Invasion. Zum Beispiel ließ die Wehrmacht im besetzten Frankreich ab 1940 den Atlantikwall als Küstenschutz bauen und hielt zahlreiche militärische Verbände entlang der Küste in Stellung (siehe auch Grenzschutz).

Mitunter machen verfehlte Küstenschutzmaßnahmen, im Nachhinein zusätzliche Maßnahmen notwendig. Hierzu zählen Eingriffe durch Bauwerke wie Molen und Schutzwände ebenso wie das Ausbaggern und Freihalten künstlicher Fahrrinnen in der Nähe von Häfen. Bevor die ökologischen Zusammenhänge bekannt waren, haben auch unbedachte Eingriffe durch den Menschen dazu geführt, dass es zu einer erhöhten Abtragung lockeren Materials in Uferregionen kam. So führte beispielsweise die Steinfischerei vor bereits bewachsenen Steilküsten dazu, dass diese bei Ostseesturmhochwasser wieder aktiv wurden zu neue Abbrüche bildeten (u. a. im Jahr 1872).[1]

Holz-Palisaden für den Küstenschutz auf der Ostfriesischen Insel Baltrum
„Geotextilrollen“ als Dünenschutz am Strand von Kampen/Sylt

In Deutschland betreiben die Länder Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein Küstenschutz.

In den Niederlanden ist Küstenschutz ebenfalls notwendig, da hier große Flächen des Landes dem Meer abgerungen wurden und hinter den Deichen oft unterhalb des Meeresspiegels liegen.

Die Pflege der Halligen vor der norddeutschen Küste ist ebenfalls Teil des Küstenschutzes. Diese grünen Sandbänke vor der Küste brechen die Wellen der Sturmfluten und schützen so die Deiche an den Küsten.

Auch die Ostfriesischen Inseln sind Teil des Küstenschutzes, sie werden nicht nur wegen ihrer großen Bedeutung für den Niedersächsischen Tourismus so aufwändig geschützt, sie brechen wie die Halligen die von der Nordsee auf das Festland auflaufenden Wellen und reduzieren so den Druck auf die Deiche am Festland.[2]

Dünen sind ein natürlicher wie labiler Küstenschutz und stehen in Deutschland generell unter Naturschutz. Da die Dünen nur durch Pflanzen wie dem Strandaster oder dem Strandhafer vor Erosion durch Wind und Wellen geschützt sind,[3] ist das Betreten gesetzlich untersagt. Wo der Sand schnell weggespült wird und keine Steine zum Brechen der Wellen in ausreichender Menge vorhanden sind, behilft man sich mit Beton (siehe auch Wellenbrecher).

Die Prinzipien des Hochwasserschutzes werden teilweise auch entlang von Flüssen angewandt. Durch Schneeschmelze und/oder massive Regenschauer im Einzugsgebiet können Flutwellen in Flüssen entstehen, die die Pegel schnell ansteigen lassen. Daher werden in Einzelfällen auch Sperrwerke errichtet.

Um Küstenbereiche zu sichern, an denen Windstau und Tidebewegung für Abtragung und Überflutung sorgen kann, werden oft künstliche Deiche errichtet, um die Überflutung von Acker- und Siedlungsflächen zu verhindern.

Wird die Deichkrone überflutet, kann der Deich schnell hinterspült werden und brechen, was zu einer Überflutung des Hinterlandes führt. An kritischen Stellen, laufen bei Belastung freiwillige Deichläufer die Deiche ab, um Deichschäden, wie Durchnässung oder Deichbruch, der Deichverteidigung zu melden, einer Abteilung innerhalb des Hochwasserschutzes.

Das Wirken des Meeres und Maßnahmen des Küstenschutzes

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Basaltsteinpflaster im Tidebereich der Hafeneinfahrt von Neuharlingersiel
Vorbereitungen für den Saugbagger
Buhnenbau auf Baltrum

Die Nordseeküste ist nicht nur bei Sturmfluten gefährdet. Da die Nordsee ein Randmeer ist, bilden sich hier durch die Gezeiten Strömungen aus, die oft parallel zur Küste verlaufen. Durch die Anordnung der Nordseeinseln muss das Wasser, das sich zwischen den Inseln und dem Festland befindet, bei Ebbe und Flut durch die schmalen Rinnen (Gaten) zwischen den Inseln hindurchströmen; diese Strömungen können so stark sein, dass beispielsweise die Wichter Ee zwischen den Inseln Norderney und Baltrum mit einer Breite von nur 800 Metern auf Grund der wegen der starken Strömungen ständig veränderlichen Morphologie als nicht schiffbar gilt.

Diese Strömungen können erhebliche Sandmengen bewegen und auf diese Weise zu einer Erosion im Bereich der Küste führen. Sie können sogar ganze Inseln versetzen. Das geschieht, indem sie einerseits Sand abtragen, ihn transportieren und schließlich an einem anderen Ort wieder ablagern. Dadurch entstehen Sandbänke an einer entfernten Stelle.

Die Ostfriesischen Inseln bewegen sich durch die Strömung (in erster Hinsicht allerdings durch den Golfstrom und die Lage im Bereich der Westwinde) nach Osten, und zwar durch die Abtragung von Material (Sand) am Westkopf der Insel und Ablagerung am östlichen Ende, weshalb sich bei fast allen Inseln mittlerweile der Ort an der Westseite befindet. Um die Siedlungen vor bzw. bei Sturmflutereignissen zu schützen, wird der Westkopf der Inseln in den meisten Fällen durch massive Verbauungen vor weiterer Küstenabtragung geschützt. Dazu zählen etwa die Buhnen, die meist weit ins Wattenmeer hinausgreifen, es folgen dann in vertikaler Anordnung z. B. Basalt- oder Granitsteinlagen, Betonpflaster und weitere Bauwerke, die der Brechung der Wasserwellen dienen.

Die Wasserstände bei Sturmflut allein würden die Küste wahrscheinlich weniger gefährden, wenn sie nicht mit enorm starken Wellen einhergingen. Eine richtige Sturmflut kann verursacht werden durch gleichmäßig starke Winde aus einer Richtung für ein bis zwei Tage; ein kurzer Windstoß macht keine Welle. Um richtig groß und stark zu werden, muss eine Welle sich über lange Strecken vom Wind anschieben lassen. Das ist auch der Grund dafür, dass die Deiche der Festlandküste von den Nordseeinseln geschützt werden. Die hier auflaufenden Wellen haben nämlich nur die Strecke zwischen Insel und Festland, um Energie aufzunehmen. Sie sind somit weit weniger stark als die Wellen, die den Inseln von der seewärtigen Seite her zulaufen.

In einer Welle kann eine große Menge Energie gespeichert sein, die fast alles, was der Mensch ihr entgegenstellt, zerstören kann. Je steiler der Küstenverlauf desto mehr Energie kann die Welle pro Meter, den sie zurücklegt, abgeben. In diesem Fall kann sie erheblich zerstörend und abtragend wirken. Auf einer schiefen Ebene geringer Neigung läuft sich die Welle tot, an einem steilen Profil kann sie jedoch mühelos eine gleich hohe Deichkrone überspülen und mit ihrer Kraft den Deich zunehmend zerstören und schließlich durchbrechen. Deshalb gilt, dass ein Deich vom Profil her auf der dem Meer zugewandten Seite eine möglichst geringe Neigung haben sollte. Das macht ihn allerdings breit, damit platzraubend und teuer. Auch können Strömungshindernisse wie z. B. Muschelbänke, Sandbänke, Wellenbrecher oder Tetrapoden der Welle die Kraft nehmen.

Um dem Sandabtrag in Strandnähe durch küstenparallele Strömungen und eine damit verbundene Versteilung der Küste entgegenzuwirken, werden häufig Buhnen eingebracht. An den Stellen, an denen noch ein breiter und hoher Dünengürtel vorhanden ist, reicht oft eine Stabilisierung der Dünen durch Bepflanzung aus. An den Stellen, wo der Platz für breite Deiche nicht vorhanden ist, muss man ein steileres Profil wählen, das dann aber auch durch ein Deckwerk aus Beton oder massiven Steinquadern gesichert werden muss. Im Normalfall baut man einen breiten Deich mit einem Sandkern und einer Deckschicht aus Klei gegen die Erosion und bepflanzt den Deich, um ihn mit dem Wurzelwerk zusätzlich vor Erosion zu schützen. An Stellen mit starken Gezeitenströmungen kann hin und wieder eine Sandaufspülung zur Verflachung des Küstenprofils nützlich sein.

Küstenschutz in Kunst und Literatur

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„Küste – Farbige Buhnen“ Ölgemälde von Ingo Kühl, 2011, Besitz Nordfriesland Museum. Nissenhaus Husum

Eine literarische Auseinandersetzung mit dem Küstenschutz findet man in der Novelle „Der Schimmelreiter“ von Theodor Storm sowie in den Krimis der Autorin Kari Köster-Lösche mit dem Protagonisten Sönke Hansen, der als Wasserbauinspektor beim Wasserbauamt Husum tätig ist. Zahlreiche Künstler haben sich mit dem Thema „Buhnen“ beschäftigt, wie zum Beispiel Fritz Overbeck, Otto Eglau, Ingo Kühl und Hans Jessel.[4]

Commons: Küstenschutz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Rolf Reinicke: Faszination Ostsee. Hinstorff Verlag, Rostock 1911, ISBN 3-356-00429-8, S. 23.
  2. Generalpläne für Insel- und Küstenschutz. Ausbauprogramme für Niedersachsen stehen fest. In: www.nlwkn.niedersachsen.de. Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz, abgerufen am 23. März 2023.
  3. Oh Schreck, der Sand ist weg auf bund.net, abgerufen am 13. April 2025
  4. Einsatz für die alten Steinbuhnen am Sylter Weststrand, siehe "Nordseebuhnen in der Bildenden Kunst" in "Sylter Nachrichten" vom 20. April 2018