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„Schüttorf“ – Versionsunterschied

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{{Infobox Gemeinde in Deutschland
{{Dieser Artikel|beschäftigt sich mit der Stadt Schüttorf. Für eine Beschreibung der gleichnamigen Samtgemeinde siehe [[Samtgemeinde Schüttorf]].}}
|Art = Stadt
|Wappen = Wappen Schüttorf.svg
|Breitengrad = 52/19//N
|Längengrad = 7/13//E
|Lageplan = Schüttorf in NOH.svg
|Bundesland = Niedersachsen
|Landkreis = Grafschaft Bentheim
|Samtgemeinde = Schüttorf
|Höhe = 33
|PLZ = 48465
|Vorwahl = 05923
|Gemeindeschlüssel = 03456027
|LOCODE = DE SRF
|Straße = Markt 1+2
|Website = [http://www.schuettorf.de/ www.schuettorf.de]
|Bürgermeister = Jörn Tüchter
|Partei = CDU
}}


'''Schüttorf''' ({{IPA|ˈʃʏtɔʁf|Tondatei=De-Schüttorf.ogg}} [[niederdeutsch]]: ''Schüttrup'') ist eine Stadt im [[Landkreis Grafschaft Bentheim]] im äußersten Südwesten [[Niedersachsen]]s nahe der [[Niederlande|niederländischen]] und der [[Nordrhein-Westfalen|nordrhein-westfälischen]] Grenze. Die Stadt bildet mit fünf umliegenden Gemeinden die [[Samtgemeinde Schüttorf]]. Schüttorf ist die älteste Stadt des Landkreises. Seit dem 1. November 2011 ist [[Suddendorf]] ein Ortsteil von Schüttorf.
{| cellpadding="2" style="float: right; background: #e3e3e3; margin-left: 1em; border-spacing: 1px;"
! Wappen
! Karte
|- style="background: #ffffff;" align="center"
| style="width: 145px;" | [[Bild:Coat of Arm of Schüttorf.jpg|140px|Wappen der Stadt Schüttorf]]
| style="width: 145px;" | [[Bild:Schüttorf_position_in_Germany.png|140px|Deutschlandkarte, Position von Schüttorf hervorgehoben]]
|-
! colspan="2" | Basisdaten
|- style="background: #ffffff;"
| [[Bundesland (Deutschland)|Bundesland]]: || [[Niedersachsen]]
|- style="background: #ffffff;"
| [[Landkreis]]: || [[Landkreis Grafschaft Bentheim|Grafschaft Bentheim]]
|- style="background: #ffffff;"
| [[Samtgemeinde]]: || [[Samtgemeinde Schüttorf|Schüttorf]]
|- style="background: #ffffff;"
| [[Geografische Lage]]: || {{Koordinate Text Artikel|52_19_N_7_13_E|52° 19' N 7° 13' O}}
|- style="background: #ffffff;"
| [[Höhe]]: || 33,35 m ü. [[Normalnull|NN]] ''<small>(Rathaussockel)</small>''
|- style="background: #ffffff;"
| [[Fläche]]: || 11,23 [[Quadratkilometer|km²]]
|- style="background: #ffffff;"
| [[Einwohner]]: || 11.535 <small>''(30. Juni 2005)''</small>
|- style="background: #ffffff;"
| [[Bevölkerungsdichte]]: || 1027 Einwohner je km²
|- style="background: #ffffff;"
| [[Postleitzahl]]: || 48465
|- style="background: #ffffff;"
| [[Telefonvorwahl|Vorwahl]]: || 05923
|- style="background: #ffffff;"
| [[Kfz-Kennzeichen]]: || NOH
|- style="background: #ffffff;"
| [[Amtlicher Gemeindeschlüssel|Gemeindeschlüssel]]: || 03 4 56 021
|- style="background: #ffffff;"
| Adresse der Stadtverwaltung: || Markt 1+2<br />48465 Schüttorf
|- style="background: #ffffff;"
| Website: || [http://www.schuettorf.de www.schuettorf.de]
|- style="background: #ffffff;"
| E-Mail-Adresse: || [mailto:stadt@schuettorf.de stadt@schuettorf.de]
|-
! colspan="2" | Politik
|- style="background: #ffffff;"
| [[Bürgermeister]] || Karl-Heinz Dreyer ([[Sozialdemokratische Partei Deutschlands|SPD]])
|- style="background: #ffffff;"
! colspan="2" | [[Bild:Stadtrat Schüttorf.png|280px]]
|}
'''Schüttorf''' ist eine Stadt im [[Landkreis Grafschaft Bentheim]] im äußersten Südwesten [[Niedersachsen]]s nahe der [[Niederlande|niederländischen]] und der [[Nordrhein-Westfalen|nordrhein-westfälischen]] Grenze. Die Stadt Schüttorf bildet mit den umliegenden Gemeinden die [[Samtgemeinde Schüttorf]].


== Geografie ==
== Geografie ==
=== Lage und landschaftliche Beschreibung ===
=== Lage und landschaftliche Beschreibung ===
Schüttorf liegt im äußersten Südwesten [[Niedersachsen]]s, rund zehn Kilometer von der Staatsgrenze zu den [[Niederlande]]n entfernt. [[Kulturlandschaft]]lich und [[Naturraum|naturräumlich]] betrachtet, liegt die Stadt im Übergangsgebiet zwischen dem [[Emsland]] und [[Westfalen]]. Die Umgebung ist [[Ländliche Siedlung|ländlich]] geprägt. Mittelzentren in der Nähe sind unter anderem [[Nordhorn]] und [[Rheine]].
[[Bild:Locator map of Schüttorf in the county of Bentheim.png|thumb|right|Lage von Schüttorf im Landkreis Grafschaft Bentheim]]
Die Stadt Schüttorf liegt im äußersten Südwesten des Bundeslandes [[Niedersachsen]] und im äußersten Westen der Bundesrepublik Deutschland. Bis zur Grenze zu den [[Niederlande]]n sind es etwa zehn Kilometer Entfernung. Kulturlandschaftlich, aber auch naturräumlich handelt es sich um ein Übergangsgebiet zwischen dem [[Emsland]] und [[Westfalen]]. Die Umgebung ist als [[Ländliche Siedlung|ländlich]] geprägter Siedlungsraum zu charakterisieren. Mittelzentren in der Umgebung sind unter anderem [[Nordhorn]] und [[Rheine]].


Die Stadt wird mittig in südöstlich-nordwestlicher Richtung von dem Fluss [[Vechte]] durchquert und geteilt, der im weiteren Verlauf in die Niederlande fließt. Schüttorf liegt an den Ausläufern des [[Bentheimer Berg]]es, einer bis zu 80 Höhenmetern mächtigen [[Sandstein|Sandstein-Formation]] aus der [[Kreide (Geologie)|Kreidezeit]], die einen Vorposten des [[Teutoburger Wald]]s darstellt. Die Stadt selbst hat allerdings nur einen kleinen Anteil am [[Bentheimer Wald]]; der höchste Punkt befindet sich dort auf etwa 48 Metern über [[Normalnull|NN]]. Insgesamt gehören rund 89 Hektar Waldfläche zum Stadtgebiet; dies sind acht Prozent der Gesamtfläche.
Die Stadt wird mittig in südöstlich-nordwestlicher Richtung von dem Fluss [[Vechte]] durchquert und geteilt, der im weiteren Verlauf in die Niederlande fließt. Der höchste Punkt der Stadt befindet sich auf etwa 48 Meter über [[Normalnull|NN]]. Schüttorf liegt an den Ausläufern des bewaldeten [[Bentheimer Berg]]es, einer bis zu 80 Höhenmeter mächtigen [[Sandstein]]-Formation aus der [[Kreide (Geologie)|Kreidezeit]], der westliche Ausläufer des [[Teutoburger Wald]]es. Die Stadt hat nur einen kleinen Anteil am [[Bentheimer Wald]], insgesamt gehören rund 89 Hektar Waldfläche zum Stadtgebiet, dies sind acht Prozent der Gesamtfläche.


Nördlich der Stadt befindet sich eine ehemalige [[Heide]]landschaft, die heute vorwiegend ackerbaulich genutzt wird. Noch vor dem Ersten Weltkrieg gab es große Heideflächen auch im Stadtgebiet. Die letzte Heide wurde [[1993]] in landwirtschaftliche Fläche umgewandelt. Eine Besonderheit war ein [[Düne]]nbereich in Schüttorf, der aus verwehtem Flugsand bestand. Dieser Sand wurde jedoch in der Mitte des [[20. Jahrhundert]]s abgebaut und verwertet. Der Ortsteil um diese ehemaligen Dünen heißt aber heute noch im Volksmund „[[Marokko]]“, angelehnt an den ehemals „wüstenartigen“ Charakter der Gegend.
Nördlich der Stadt befindet sich eine ehemalige [[Heide (Landschaft)|Heidelandschaft]], die heute vorwiegend ackerbaulich genutzt wird. Noch vor dem Ersten Weltkrieg gab es auch im Stadtgebiet große Heideflächen. Die letzte Heide wurde 1993 in landwirtschaftliche Fläche umgewandelt. Eine Besonderheit war ein [[Düne]]nbereich aus verwehtem Flugsand. Dieser Sand wurde jedoch in der Mitte des 20. Jahrhunderts abgebaut und verwertet. Der Ortsteil um diese ehemaligen Dünen heißt heute noch im Volksmund „[[Marokko]]“ oder [[Niederdeutsche Sprache|plattdeutsch]] ''Witten Over'' (das Weiße Ufer) wegen des ehemals „wüstenartigen“ Charakters der Gegend.


Es gibt relativ viele Freiflächen um die Stadt, die zum großen Teil landwirtschaftlich genutzt werden. Die Wohnflächen werden durch [[Einfamilienhaus|Einfamilienhäuser]] geprägt. Die Stadt weist kein echtes [[Hochhaus]] auf. Mit der Fertigstellung des ''Schüttorfer Kreuzes'' aus den Bundesautobahnen [[Bundesautobahn 30|30]] und [[Bundessautobahn 31|31]] wurden in den Jahren 2004 und 2005 verstärkt Gewerbe- und Industrieflächen in der Nähe des [[Autobahnkreuz]]es im Nordosten der Stadt ausgewiesen.
Es gibt relativ viele Freiflächen um die Stadt, die zum großen Teil landwirtschaftlich genutzt werden. Die Wohnflächen sind durch [[Einfamilienhaus|Einfamilienhäuser]] geprägt. Mit der Fertigstellung des ''Schüttorfer Kreuzes'' der Bundesautobahnen [[Bundesautobahn 30|30]] und [[Bundesautobahn 31|31]] wurden in den Jahren 2004 und 2005 verstärkt Gewerbe- und Industrieflächen in der Nähe des [[Autobahnkreuz]]es im Nordosten der Stadt ausgewiesen.


Nordwestlich der Stadt liegt die Flussauenlandschaft ''Große Maate''; in diesem Niederungsbereich der Vechte befinden sich viele Tümpel, die durch Überschwemmungen immer wieder gefüllt werden. Hier gibt es viele [[Schmetterlinge|Falter]] und andere Insektenarten, auch der seltene [[Eisvogel]] ist anzutreffen. Die ''Holmer Maate'' ist eine Schüttorfer Flussauenlandschaft, dort lassen sich [[Kiebitz (Art)|Kiebitze]] und [[Haubentaucher]] beobachten. Zentrumsnah befindet sich das ''[[Naherholungsgebiet]] Vechteniederung'', das zur Naherholung, als [[Überschwemmungsgebiet]] und [[Regenrückhaltebecken]] dient.
{| {{Prettytable}} align="right"

|- bgcolor="e3e3e3"
{| class="wikitable float-right"
! colspan="2" | Flächennutzung
|+ style="padding-bottom: 0.5em" | Flächennutzung (Stand: 31.12.2015)
|- bgcolor="e3e3e3"
|- class="hintergrundfarbe5"
! Nutzung
! Nutzung || Fläche in [[Hektar|ha]]<ref name="LSN-Online+Fläche">[http://www1.nls.niedersachsen.de/statistik/html/default.asp Zahlen aus ''Katasterfläche nach Nutzungsarten (17) der tatsächlichen Nutzung (Gemeinde; Zeitreihe)'' bei LSN-Online], abgerufen am 25. November 2017.</ref>
! Fläche
|-
|-
| Wohnfläche
| Wohnfläche || align="right" | 294
| align="right" | 242
|-
|-
| Gewerbe- u. Industriefläche
| Gewerbe- u. Industriefläche || align="right" | 133
| align="right" | 100
|-
|-
| Erholungsfläche
| Erholungsfläche || align="right" | 73
| align="right" | 52
|-
|-
| Verkehrsfläche
| Verkehrsfläche || align="right" | 212
| align="right" | 135
|-
|-
| Landwirtschaftsfläche
| Landwirtschaftsfläche || align="right" | 704
|-
| align="right" | 382
| Waldfläche|| align="right" | 368
|-
| Wasserfläche|| align="right" | 58
|}
|}


=== Nachbargemeinden ===
=== Nachbargemeinden ===
Die Stadt Schüttorf grenzt als Teil der [[Samtgemeinde Schüttorf]] vor allem an andere Mitgliedsgemeinden; im Detail sind das [[Samern]] im Südosten, [[Suddendorf]] im Süden sowie [[Quendorf]] im Nordwesten und [[Engden]] im Norden. Innerhalb der [[Landkreis Grafschaft Bentheim|Obergrafschaft Bentheim]] grenzt Schüttorf dann noch im Westen an die Stadt [[Bad Bentheim]]. Im Osten bildet die Stadtgrenze gleichzeitig einen Teil der Grenze zum [[Landkreis Emsland]] und stößt dort an [[Ahlde]], einen Ortsteil der Stadt [[Emsbüren]]. Dort befindet sich auch – nur zwei Kilometer nordöstlich von Schüttorf gelegen mit dem [[Heideweiher]] [[Ahlder Pool]] ein bemerkenswertes kleines [[Naturschutzgebiet]].
Die Stadt Schüttorf grenzt als Teil der [[Samtgemeinde Schüttorf]] vor allem an andere Mitgliedsgemeinden: [[Samern]] im Südosten sowie [[Quendorf]] im Nordwesten und [[Engden]] im Norden. Innerhalb der [[Obergrafschaft (Bentheim)|Obergrafschaft Bentheim]] grenzt Schüttorf im Westen an die Stadt [[Bad Bentheim]]. Im Osten bildet die Stadtgrenze gleichzeitig die Grenze zum [[Landkreis Emsland]] und stößt dort an [[Ahlde]], einen Ortsteil der Gemeinde [[Emsbüren]]. Dort befindet sich auch, zwei Kilometer nordöstlich von Schüttorf gelegen, mit dem [[Heideweiher]] [[Ahlder Pool]] ein kleines [[Naturschutzgebiet (Deutschland)|Naturschutzgebiet]].


{| class="centered" style="width: 50%; margin-right: auto; text-align: center;"
===Naturräumliche Gliederung===
|style="width:33%;"| [[Datei:Führt kein Wappen.svg|25px]]<br />[[Quendorf]]<br /><small>3&nbsp;km</small>
Im Einzelnen werden nach vorwiegend [[Geomorphologie|geomorphologischen]], [[Geologie|geologischen]] und [[Bodenkunde|boden-]] Kriterien folgende [[Naturräumliche Haupteinheiten Deutschlands|Naturräumlichen Einheiten]] innerhalb des Stadtgebietes unterschieden:
|style="width:33%;"| [[Datei:Führt kein Wappen.svg|25px]]<br />[[Engden]]<br /><small>8&nbsp;km</small>
*[[D30 Dümmer Geestniederung und Ems-Hunte-Geest]]
|style="width:33%;"| [[Datei:DEU Emsbueren COA.gif|25px]]<br />[[Emsbüren]]<br /><small>9&nbsp;km</small>
**Nordhorn-Bentheimer Sandgebiet – hier mit den Untereinheiten:
|-
***Nordhorn-Engdener Moor- und Sandlandschaft
|style="width:33%;"| [[Datei:DEU Bad Bentheim COA.svg|25px]]<br />[[Bad Bentheim]]<br /><small>5&nbsp;km</small>
***(Mittlere) Vechteniederung/Nordhorner Niederung
|style="width:33%;"| [[Datei:Compass card (de).svg|80px|Nachbargemeinden]]
*[[D34 Münsterländische (westfälische) Tieflandsbucht]]
|style="width:33%;"| [[Datei:DEU Salzbergen COA.png|25px]]<br />[[Salzbergen]]<br /><small>9&nbsp;km</small>
**Westmünsterland – hier nur mit der Untereinheit:
|-
***Bentheimer Wald
|style="width:33%;"| [[Datei:DEU Ochtrup COA.svg|25px]]<br />[[Ochtrup]]<br /><small>13&nbsp;km</small>
|style="width:33%;"| [[Datei:DE Wettringen COA.svg|25px]]<br />[[Wettringen (Münsterland)|Wettringen]]<br /><small>14&nbsp;km</small>
|style="width:33%;"| [[Datei:Führt kein Wappen.svg|25px]]<br />[[Samern]]<br /><small>3&nbsp;km</small>
|}
<small>Entfernungsangaben beziehen sich auf die Luftlinie von Ortsmittelpunkt zu Ortsmittelpunkt.</small>


=== Naturräumliche Gliederung ===
Die Stadt Schüttorf liegt vorwiegend auf Talsandplatten, die von der in diesem Abschnitt kaum eingesenkten Vechteniederung durchzogen werden. Diese befindet sich auf etwa 30 Metern über [[Normalnull|NN]] und ist 200 bis 500 Meter breit. An den Rändern wird sie durch Flussterrassen mit einer Höhe von etwa 35 m NN begrenzt. Bedingt durch die geringen Höhenunterschiede auch innerhalb des Flusstales hatte die mittlere Vechte in der Vergangenheit [[Mäander (Flussschlinge)|mäandriert]]; dies führte zur Bildung zahlreicher [[Altarm]]e. Inzwischen ist der Flusslauf in Höhe von Schüttorf [[Flussbegradigung|begradigt]] worden.
Im Einzelnen werden nach vorwiegend [[Geomorphologie|geomorphologischen]], [[Geologie|geologischen]] und [[Bodenkunde|bodenkundlichen]] Kriterien folgende [[Naturräumliche Haupteinheiten Deutschlands|Naturräumlichen Einheiten]] innerhalb des Stadtgebietes unterschieden:<ref>Sofie Meysel: ''Die Naturräumlichen Einheiten auf Blatt 83/84 Osnabrück-Bentheim.'' Bundesanstalt für Landeskunde und Raumforschung, Bonn-Bad Godesberg 1961</ref>
* [[D30 Dümmer Geestniederung und Ems-Hunte-Geest]]
** Nordhorn-Bentheimer Sandgebiet – hier mit den Untereinheiten:
*** Nordhorn-Engdener Moor- und Sandlandschaft
*** (Mittlere) Vechteniederung/Nordhorner Niederung
* [[D34 Münsterländische (westfälische) Tieflandsbucht]]
** Westmünsterland – hier nur mit der Untereinheit:
*** Bentheimer Wald

Die Stadt Schüttorf liegt vorwiegend auf Talsandplatten, die von der in diesem Abschnitt kaum eingesenkten Vechteniederung durchzogen werden. Diese befindet sich auf etwa 30 Metern über [[Normalnull|NN]] und ist 200 bis 500 Meter breit. An den Rändern wird sie durch [[Flussterrasse]]n mit einer Höhe von etwa 35&nbsp;m NN begrenzt. Bedingt durch die geringen Höhenunterschiede auch innerhalb des Flusstales hatte die mittlere Vechte in der Vergangenheit [[Mäander (Flussschlinge)|mäandert]]; dies führte zur Bildung zahlreicher [[Altarm]]e. Inzwischen ist der Flusslauf in Höhe von Schüttorf [[Flussbegradigung|begradigt]] worden.


=== Geologie und bodenkundliche Standortbedingungen ===
=== Geologie und bodenkundliche Standortbedingungen ===
[[Bild:Schüttorf Vechtecreek.jpg|thumb|right|Vechtearm bei Schüttorf]]
[[Datei:De Vechte nabij Schüttdorf - 2017-2.jpg|mini|Die Vechte bei Schüttorf]]

[[Bild:Climate diagram Nordhorn Germany.png|thumb|right|[[Klimadiagramm]] für Nordhorn - exemplarisch für Schüttorf]]
Die Vechteniederung ist ein Teil des Nordhorner [[Zungenbecken|Gletscherzungenbeckens]], das während der [[Saale-Eiszeit]] von einem [[Gletscher]] ausgefüllt war. Dieser hat auch die Endmoränenrücken der [[Uelsener Berge|Uelsener]] und der [[Lingener Höhe]]n in der heutigen Grafschaft Bentheim und im Emsland geschaffen. Im Süden fand der Gletscher sein Widerlager vor dem [[Mesozoikum|mesozoischen]] Bentheimer Kreidesandstein-Bergzug. Während der [[Weichsel-Eiszeit|letzten Eiszeit]], deren Gletscher nicht in diese Region gelangten, wurde das Zungenbecken dann mit [[Fluviatiles Sediment|fluviatilen]] Talsanden aufgefüllt; örtlich kam es zu Aufwehungen von Flugsanddünen. Innerhalb des Vechtetales lagerte der Fluss [[holozän]]e, also nacheiszeitliche Sande und Auen[[lehm]]e ab.
Die Vechteniederung ist ein Teil des Nordhorner [[Zungenbecken|Gletscherzungenbeckens]], das während der [[Saaleeiszeit]] von einem [[Gletscher]] ausgefüllt war. Dieser hat auch die Endmoränenrücken der [[Uelsener Berge]] und der [[Lingener Höhe]] in der heutigen Grafschaft Bentheim und im Emsland geschaffen. Im Süden fand der Gletscher sein Widerlager vor dem [[Mesozoikum|mesozoischen]] Bentheimer Kreidesandstein-Bergzug. Während der [[Weichseleiszeit|letzten Eiszeit]], deren Gletscher nicht in diese Region gelangten, wurde das Zungenbecken dann mit [[Fluviatiles Sediment|fluviatilen]] Talsanden aufgefüllt; örtlich kam es zu Aufwehungen von Flugsanddünen. Innerhalb des Vechtetales lagerte der Fluss [[holozän]]e, also nacheiszeitliche Sande und [[Lehm|Auenlehme]] ab.


Die überwiegend sandigen, teilweise lehmigen oder moorigen Böden der Talsandplatten und der schmalen Flussaue sind relativ karg mit [[Bodenwertzahl]]en zwischen 11 und 30. Die Ausläufer des Bentheimer Berges bestehen aus „Bentheimer Sandstein“, einem [[Sandstein]] der älteren [[Kreide (Geologie)|Kreidezeit]]. Es handelt sich bei diesem Höhenzug um den nordwestlichsten Vorposten der mitteleuropäischen [[Norddeutsches Tiefland|Mittelgebirgsschwelle]]. Oberflächennah ist er in der Regel mit Tonböden und Geschiebelehm überdeckt. Der [[Tonmineral|Ton]] wird auch industriell genutzt, so in einer [[Ziegelei]] in Suddendorf.
Die überwiegend sandigen, teilweise lehmigen oder moorigen Böden der Talsandplatten und der schmalen Flussaue sind relativ karg mit [[Bodenwertzahl]]en zwischen 11 und 30. Die Ausläufer des Bentheimer Berges bestehen aus „Bentheimer Sandstein“, einem [[Sandstein]] der älteren [[Kreide (Geologie)|Kreidezeit]]. Es handelt sich bei diesem Höhenzug um den nordwestlichsten Vorposten der mitteleuropäischen [[Norddeutsches Tiefland|Mittelgebirgsschwelle]]. Oberflächennah ist er in der Regel mit Tonböden und Geschiebelehm überdeckt. Der [[Tonmineral|Ton]] wird auch industriell genutzt, so in einer [[Ziegelei]] in Suddendorf.


=== Klima ===
=== Klima ===
Schüttorf liegt in der [[Gemäßigte Zone|gemäßigten Klimazone]] Mitteleuropas. Die durchschnittliche Jahrestemperatur beträgt 8,5 Grad Celsius, der mittlere Luftdruck 761,5 [[Hektopascal]] und die mittlere jährliche [[Niederschlag]]smenge 700 bis 800 Millimeter. Das Klima ist [[subatlantisch]] geprägt mit eher milden Wintern und mäßig warmen Sommern. In Schüttorf selbst gibt es keine eigene Beobachtungsstelle des [[Deutscher Wetterdienst|Deutschen Wetterdienstes]]. Die nächste Wetterstation ist [[Nordhorn]], wo sich die Witterung nicht nennenswert von der in Schüttorf unterscheidet.
Schüttorf liegt in der [[Gemäßigte Zone|gemäßigten Klimazone]] Mitteleuropas. Die durchschnittliche Jahrestemperatur beträgt 8,5 Grad Celsius, der mittlere Luftdruck 1015,2 [[Hektopascal]] und die mittlere jährliche [[Niederschlag]]smenge 700 bis 800 Millimeter. Das Klima ist [[Subatlantikum|subatlantisch]] geprägt mit eher milden Wintern und mäßig warmen Sommern. In Schüttorf selbst gibt es keine eigene Beobachtungsstelle des [[Deutscher Wetterdienst|Deutschen Wetterdienstes]]. Die nächste Wetterstation ist [[Nordhorn]], wo sich die Witterung nicht nennenswert von der in Schüttorf unterscheidet.


Der Gewässerkundliche Landesdienst des Landes Niedersachsen unterhält eine Gütemessstelle in Samern; dort werden die Pegelstände und die [[Gewässergüte]] der Vechte gemessen bzw. dokumentiert.
Der [[Gewässerkundlicher Landesdienst|Gewässerkundliche Landesdienst]] des Landes Niedersachsen unterhält eine Gütemessstelle in Samern; dort werden die Pegelstände und die [[Gewässergüte]] der Vechte gemessen und dokumentiert.
{{Klimatabelle
| TABELLE =
| DIAGRAMM TEMPERATUR = rechts
| DIAGRAMM NIEDERSCHLAG = deaktiviert
| DIAGRAMM NIEDERSCHLAG HÖHE =
| QUELLE = <ref>[https://de.climate-data.org/location/14982/ Klimadiagramm für Schüttorf] auf Climate-Data.org</ref>
| Überschrift =
| Ort = Schüttorf
<!-- durchschnittliche Höchsttemperatur für den jeweiligen Monat in °C -->
| hmjan = 4
| hmfeb = 4.9
| hmmär = 8.3
| hmapr = 12.7
| hmmai = 17.2
| hmjun = 20.3
| hmjul = 21.5
| hmaug = 21.4
| hmsep = 18.7
| hmokt = 14.1
| hmnov = 8
| hmdez = 4.9
<!-- durchschnittliche Niedrigsttemperatur für den jeweiligen Monat in °C -->
| lmjan = −1.1
| lmfeb = −1
| lmmär = -1.2
| lmapr = 3.6
| lmmai = 7.4
| lmjun = 10.2
| lmjul = 12
| lmaug = 11.6
| lmsep = 9.5
| lmokt = 6.5
| lmnov = 2.7
| lmdez = 0.3
<!-- durchschnittliche Temperatur für den jeweiligen Monat in °C -->
| avjan = 1.4
| avfeb = 1.9
| avmär = 4.7
| avapr = 8.1
| avmai = 12.3
| avjun = 15.2
| avjul = 16.7
| avaug = 16.5
| avsep = 14.1
| avokt = 10.3
| avnov = 5.3
| avdez = 2.6
<!-- durchschnittliche Niederschlagsmenge für den jeweiligen Monat in mm -->
| nbjan = 68
| nbfeb = 46
| nbmär = 59
| nbapr = 52
| nbmai = 65
| nbjun = 74
| nbjul = 79
| nbaug = 71
| nbsep = 63
| nbokt = 60
| nbnov = 72
| nbdez = 76
}}


== Bevölkerung ==
== Bevölkerung ==
[[Bild:Einwohnerentwicklung von Schüttorf (1945 - 1959).png|thumb|right|Bevölkerungsentwicklung der Stadt Schüttorf (1945 - 1950)<br />Die Gesamtbevölkerung wächst analog zur Zuwanderung von Vertriebenen]]
[[Datei:Einwohnerentwicklung von Schüttorf (1945 - 1959).svg|mini|Bevölkerungsentwicklung der Stadt Schüttorf (1945–1950)<br />
Die Gesamtbevölkerung wuchs analog zur Zuwanderung von Vertriebenen.]]
[[Bild:Bevölkerungsentwicklung von Schüttorf.png|thumb|right|Bevölkerungsentwicklung der Stadt Schüttorf (1987 - 2005)]]
In Schüttorf leben 11.535 Einwohner (Stand 30. Juni 2005) auf einer Fläche von 11,23 Quadratkilometern, davon sind 51,3 % weiblich. Die Bevölkerungsdichte der Region beträgt 1027 Einwohner pro Quadratkilometer.


In Schüttorf leben 12.627 Einwohner (Stand 31. Dezember 2015) auf einer Fläche von 19,44 Quadratkilometern, davon sind 50,4 % weiblich. Die Bevölkerungsdichte der Stadt beträgt 649 Einwohner pro Quadratkilometer.
Laut dem Statistischen Landesamt Niedersachsen (1987) sind 96 % der Schüttorfer Mitglied einer Religionsgemeinschaft. 68 % [[Evangelische Kirche|evangelische]] Christen, 23 % [[Römisch-Katholische Kirche|Katholiken]] und fünf Prozent Mitglieder der [[Islam|islamischen]] Gemeinde.

40,7 % der Schüttorfer sind [[Reformierte Kirche|evangelisch-reformierte]] Christen, 14,9 % [[Lutheraner]], 22,1 % [[Römisch-katholische Kirche|Katholiken]] und 22 % Mitglieder keiner oder einer sonstigen Religionsgemeinschaft. In Schüttorf leben 942 Ausländer (8 %), die größte Gruppe unter diesen sind [[Türkei|türkische]] Staatsbürger (448), die zweitgrößte [[Niederlande|Niederländer]] (187). Personen, die deutsche Staatsbürger sind, aber einen ausländischen Hintergrund haben, gibt es in Schüttorf 1894 (16,2 %). (Stand 1. Januar 2006).


=== Einwohnerentwicklung ===
=== Einwohnerentwicklung ===
Die erste Einwohnerzahl für Schüttorf lässt sich aus einer Urkunde von Claus von Tecklenburg aus dem Jahr [[1399]] schätzen, in der pauschal 350 Menschen frei gesprochen werden. Hieraus ist bekannt, dass Schüttorf im Jahr [[1399]] mindestens 52 Bürger hatte, die dort namentlich erwähnt werden, es ist allerdings unwahrscheinlich, dass es deutlich mehr waren. Bei einer durchschnittlichen Familiengröße lassen sich für diese Zeit insgesamt zwischen 200 und 250 Einwohner für die Stadt schätzen. Danach wuchs die Stadtbevölkerung kontinuierlich an.
Die erste Einwohnerzahl für Schüttorf lässt sich aus einer Urkunde von Claus von Tecklenburg aus dem Jahr 1399 schätzen, in der pauschal 350 Menschen freigesprochen werden. Hieraus ist bekannt, dass Schüttorf im Jahr 1399 mindestens 52 Bürger hatte, die dort namentlich erwähnt werden, es ist allerdings unwahrscheinlich, dass es deutlich mehr waren. Bei einer durchschnittlichen Familiengröße lassen sich für diese Zeit insgesamt zwischen 200 und 250 Einwohner für die Stadt schätzen.<ref name=":Voort1">{{Literatur |Autor=Heinrich Voort |Hrsg=Stadt Schüttorf |Titel=700 Jahre Stadtverfassung in Schüttorf |Sammelwerk=Das Bentheimer Land |Band=134 |Verlag=A. Hellendorn KG |Ort=Bad Bentheim |Datum=1995 |ISBN=3-922428-39-8 |Seiten=15}}</ref> Danach wuchs die Stadtbevölkerung, abgesehen von einem Einbruch während des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]], kontinuierlich an.


Es gab drei große Schübe in der Einwohnerentwicklung. Zum ersten wurden gegen Ende des [[19. Jahrhundert]]s, vor allem in den neunziger Jahren, während der [[Industrielle Revolution|Industriellen Revolution]] durch den [[Hochkonjunktur|Boom]] der Textilindustrie viele Arbeiter nach Schüttorf gelockt. Eine zweite Zuwanderungswelle erreichte Schüttorf nach dem Ende des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieges]], als etwa 2600 [[Vertriebener|Vertriebene]] aus den ehemaligen [[Ostgebiete des Deutschen Reiches|Ostgebieten des Deutschen Reiches]] Schüttorf erreichten. Gegen Ende der neunziger Jahre stieg die Bevölkerung noch einmal stark, das lag vor allem in den für die Region günstigen Baulandpreise begründet.
Es gab drei große Schübe in der Einwohnerentwicklung. Zum Ersten wurden gegen Ende des 19. Jahrhunderts, vor allem in den neunziger Jahren, während der [[Industrielle Revolution|Industriellen Revolution]] durch die [[Hochkonjunktur]] der Textilindustrie viele Arbeiter nach Schüttorf gelockt. Eine zweite Zuwanderungswelle erreichte Schüttorf nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, als etwa 2600 [[Flucht und Vertreibung Deutscher aus Mittel- und Osteuropa 1945 bis 1950|Vertriebene]] aus den ehemaligen [[Ostgebiete des Deutschen Reiches|Ostgebieten des Deutschen Reiches]] Schüttorf erreichten. Gegen Ende der neunziger Jahre stieg die Bevölkerung noch einmal stark, das lag vor allem in den für die Region günstigen Baulandpreisen begründet.

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{{FN|*)|gruppe=KrT}} <small>Gebietsstand ohne [[Suddendorf]]</small>


== Geschichte ==
== Geschichte ==
Das Schüttorfer Rathaus wurde [[1945]] in den letzten Tagen des [[Zweiter Weltkrieg|zweiten Weltkrieges]] von einer Fliegerbombe getroffen und brannte komplett aus. Hierbei verbrannte auch das Stadtarchiv und viele wertvolle Geschichtszeugnisse. Das macht Forschungen in der Schüttorfer Stadtgeschichte schwierig, viele Dinge ließen sich aber mittlerweile rekonstruieren.

=== Etymologie ===
=== Etymologie ===
Die [[Etymologie]] des Namens Schüttorf ist nicht genau geklärt und verschiedenen volkstümlichen Erklärungsversuchen ausgesetzt. Die verbreiteteste Erklärung bietet die [[Sage]], dass die Vechte erst 1295 durch den Bau eines [[Staudamm|Dammes]] um Schüttorf geleitet wurde, bei dessen Bau die Bürger ihre Handkarren auf das Kommando ''Schütt't d'r up'' entleert hätten. Diese Sage erklärt allerdings nur einen Anklang auf die neuzeitliche Schreibweise von Schüttorf ([[Plattdeutsch|platt:]] Schüttrupp).
Die [[Etymologie]] des Namens Schüttorf ist nicht genau geklärt und verschiedenen volkstümlichen Erklärungsversuchen ausgesetzt. Die verbreitetste Erklärung bietet die [[Sage]], dass die Vechte erst 1295 durch den Bau eines [[Staudamm|Dammes]] um Schüttorf geleitet wurde, bei dessen Bau die Bürger ihre Handkarren auf das Kommando ''Schütt’t d’r up'' entleert hätten. Diese Sage erklärt allerdings nur einen Anklang auf die neuzeitliche Schreibweise von Schüttorf ([[Niederdeutsche Sprache|platt:]] Schüttrupp).


Die frühesten Formen des Ortsnamen Schüttorf sind ''Scuhtthorp'', ''Scutorpe'', ''Scuttorpe'' und ''Scotdorpe'' auf Urkunden aus dem Jahr 1154; auf einer Münzprägung aus der ersten Hälfte des [[13. Jahrhundert]]s findet sich die Schreibweise ''SCOTOR(p)E''.
Die frühesten Formen des Ortsnamens Schüttorf sind ''Scuhtthorp'', ''Scutorpe'', ''Scuttorpe'' und ''Scotdorpe'' auf Urkunden aus dem Jahr 1154; auf einer Münzprägung aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts findet sich die Schreibweise ''SCOTOR(p)E''.


Hermann Abels (vgl. [[Schüttorf#Quellen|2]]) vertritt die Ansicht, dass sich der Ortsname aus dem [[Niederländische Sprache|nierderländischen]] ''schut'' (Bretterwand, Staudamm, Schleuse) ableitet, was der volkstümlichen Deutung sehr nahe kommt, historisch aber wohl zu kurz greift, weil es die bereits gestaute Vechte bei der Entstehung des Ortsnamens voraussetzt und alle Formen von ''Scot-'' unerklärt lässt, die entsprechend vom [[niederdeutsch]]en ''Schott'' (Trennwand im Stall) abgeleitet werden müssten.
Hermann Abels<ref>Hermann Abels: ''Die Ortsnamen des Emslandes in ihrer sprachlichen und kulturgeschichtlichen Bedeutung.'' Schöningh, Paderborn 1927</ref> vertritt die Ansicht, dass sich der Ortsname aus dem [[Niederländische Sprache|niederländischen]] ''schut'' (Bretterwand, Staudamm, Schleuse) ableitet, was der volkstümlichen Deutung sehr nahe kommt, historisch aber wohl zu kurz greift, weil es die bereits gestaute Vechte bei der Entstehung des Ortsnamens voraussetzt und alle Formen von ''Scot-'' unerklärt lässt, die entsprechend vom [[Niederdeutsche Sprache|niederdeutschen]] ''Schott'' (Trennwand im Stall) abgeleitet werden müssten.


Eine andere Erklärung leitet den Ortsnamen von [[Schute|Vechteschuten]] ab; eine Schute ist ein flaches Schiff mit sehr wenig [[Tiefgang]], das verwendet wurde, um den Bentheimer Sandstein zu verschiffen. Die Vechte ist ab Schüttorf mit solchen Schuten schiffbar, und es ist bekannt, dass hier Stein verladen wurde. Diese Erklärung setzt allerdings eine intensive Flussschifffahrt bei der Ortsgründung voraus.
Eine andere Erklärung leitet den Ortsnamen von [[Schiffe ohne eigenen Antrieb#Schute|Vechteschuten]] ab; eine Schute ist ein flaches Schiff mit sehr wenig [[Tiefgang]], das verwendet wurde, um den Bentheimer Sandstein zu verschiffen. Die Vechte ist ab Schüttorf mit solchen Schuten schiffbar, und es ist bekannt, dass hier Stein verladen wurde. Diese Erklärung setzt allerdings eine intensive Flussschifffahrt bei der Ortsgründung voraus.


Eine ganz andere Deutung ist die, dass der Name Schüttorf von ''Scutthorpe'' oder ''Scuttrop'' stammt, was ''Schutzdorf'' bedeutet und der Burg Altena in der Stadt entlehnt ist. Historisch greift aber auch diese Erklärung zu kurz, da die Burg Altena nicht von Anfang an in der Stadt existierte.
Eine ganz andere Deutung ist die, dass der Name Schüttorf von ''Scutthorpe'' oder ''Scuttrop'' stammt, was ''Schutzdorf'' bedeutet und der [[Burg Altena (Schüttorf)|Burg Altena]] in der Stadt entlehnt ist. Historisch greift aber auch diese Erklärung zu kurz, da die Burg Altena nicht von Anfang an in der Stadt existierte.


Eine moderne Erklärung leitet den Ortsnamen vom plattdeutschen ''Scuit'' ([[Ire]]) ab. Der mittelalterliche Name [[Irland]]s war ''Scoti'' oder ''Scotti.'' Im [[Gälische Sprache|gälischen]] gibt es zahlreiche Dialekte, die die Vokalvarianten ''o'' und ''u'' beinhalten und erklären. Zudem weisen bei Ausgrabungen um Schüttorf gefundene irische [[Keltenkreuz|Ringkreuz]]e und [[Fächerkreuz]]e auf die Anwesenheit irischen [[Mönch]]e in der Gegend hin.
Eine moderne Erklärung leitet den Ortsnamen vom plattdeutschen ''Scuit'' ([[Iren|Ire]]) ab. Der mittelalterliche Name [[Irland]]s war ''Scoti'' oder ''Scotti.'' Im [[Gälische Sprache|gälischen]] gibt es zahlreiche Dialekte, die die Vokalvarianten ''o'' und ''u'' beinhalten und erklären. Zudem weisen bei Ausgrabungen um Schüttorf gefundene irische [[Keltenkreuz|Ringkreuze]] und [[Fächerkreuz]]e auf die Anwesenheit irischer [[Mönch]]e in der Gegend hin.

=== Frühgeschichte ===
Bei Baggerarbeiten zu einer Bahnlinie wurde in Schüttorf der Oberschenkelknochen einer Frau gefunden, dessen Alter auf etwa 2000 v. Chr. bestimmt werden konnte. Schüttorf muss also zu dieser Zeit schon besiedelt gewesen sein, ungefähr zu dieser Zeit entstanden auch die [[Hünengrab|Hünengräber]] im benachbarten Emsbüren. Auch ein Tongefäß, das 1927 gefunden wurde, weist in dieselbe Zeit.

Schon sehr früh befand sich an der Stelle des heutigen Schüttorf eine wichtige Kreuzung zweier Handelsrouten, da die Vechte hier durch eine [[Furt]] passierbar war. An diesem Knotenpunkt befand sich ein Urhof, um den sich die Siedlung entwickelte und der als der „Alte Hof“ bis 1792 bestand.

Im 6. oder 7. Jahrhundert kamen dann Missionare von den Britischen Inseln nach Schüttorf. Bei Ausgrabungen wurden zum Beispiel irische Ringkreuze gefunden. Die Benennung des Stadtteils „Schottbrink“ in Schüttorf, die es nachweislich schon im 15. Jahrhundert gab, weist zudem auf die Anwesenheit von Iren in der Gegend hin.

Im 8. und 9. Jahrhundert wurden dann, um die Christianisierung voranzutreiben, Bauern aus dem Gebiet um [[Calais]] und [[Boulogne-sur-Mer|Boulogne]] in Schüttorf angesiedelt. Noch heute tragen viele Familien in Schüttorf Namen, die von Dorfnamen in der Gegend stammen, wie zum Beispiel Hermeling von [[Hermelinghen]], Hummert von [[Humbert (Pas-de-Calais)|Humbert]] oder Wanning von [[Maninghen-Henne|Maninghen]].<ref>Heinrich Funke: ''Zur Frühgeschichte der Stadt Schüttorf.'' In: Bentheimer Jahrbuch 1985. Verlag Heimatverein der Grafschaft Bentheim, Bad Bentheim 1984, ISBN 3-922428-11-8</ref>


=== Stadtrechte ===
=== Stadtrechte ===
[[Datei:Stadtrechte-Schüttorf-1295-Reproduktion.jpg|mini|Urkunde über die Stadtrechte von 1295, verliehen durch Graf Egbert zu Bentheim]]
[[Bild:Jakob van Ruisdal Ansichen.jpg|thumb|right|[[Jacob van Ruisdael]]: ''Ansichten der Stadt Schüttorf von Osten,'' um 1650]]
[[Datei:Jakob van Ruisdal, Ansicht Schüttorf.jpg|mini|[[Jacob Izaaksoon van Ruisdael]]: ''Ansicht der Stadt Schüttorf von Osten,'' um 1650]]
Schüttorf wurde [[1154]] das erste Mal urkundlich, in der ''curtis Scutthorp'', als Besitz der [[Fürsten zu Bentheim und Steinfurt|Grafen zu Bentheim]] erwähnt. Die [[Stadtrecht]]e wurden Schüttorf am [[6. November]] [[1295]], am Sonntag nach [[Allerheiligen]], von Graf Egbert zu Bentheim verliehen; die Urkunde hierzu ist erhalten und befindet sich im ''Fürstlich Bentheimschen Archiv in [[Burgsteinfurt]].'' Schüttorf ist damit die älteste Stadt der Grafschaft Bentheim. Es ist aber bekannt, dass auch vor der Gründung hier ein gräflicher Haupthof und ein kirchliches Zentrum der Obergrafschaft war. 1295 gab es in 30 [[Meter|km]] Umkreis um Schüttorf nur zwei weitere Städte: [[Horstmar]] und [[Oldenzaal]]; dies machte die junge Stadt zu einem bedeutendem Markt- und Umschlagplatz. Die Stadtrechte enthielten im Detail sechs Rechte, die den Bürgern der Stadt zugestanden wurden. Im einzelnen waren das:
[[Datei:Drie Molen Jacob van Ruisdael 1650.png|mini|Die drei Schüttorfer Wassermühlen um 1650 von Jacob Izaaksoon van Ruisdael]]
[[Datei:Schuettorf-Karte-18-Jhd.png|mini|Eine Ansicht der Stadt aus dem 18. Jahrhundert]]

Schüttorf wurde 1154 das erste Mal urkundlich in der ''curtis Scutthorp'' als Besitz der [[Grafschaft Bentheim|Grafen zu Bentheim]] erwähnt. Die [[Stadtrecht]]e wurden Schüttorf am 6. November 1295, am Sonntag nach [[Allerheiligen]], von Graf [[Egbert I. (Bentheim)|Egbert zu Bentheim]] verliehen; die Urkunde hierzu ist erhalten und befindet sich im ''Fürstlich Bentheim'schen Archiv in [[Burgsteinfurt]].'' Schüttorf ist damit die älteste Stadt der Grafschaft Bentheim. Es ist aber bekannt, dass auch vor der Gründung hier ein gräflicher Haupthof und ein kirchliches Zentrum der Obergrafschaft war. 1295 gab es in 30&nbsp;km Umkreis um Schüttorf nur zwei weitere Städte: [[Horstmar]] und [[Oldenzaal]]; dies machte die junge Stadt zu einem bedeutenden Markt- und Umschlagplatz und Schüttorf wurde Mitglied der [[Hanse]]. Die Stadtrechte enthielten im Detail sechs Rechte, die den Bürgern der Stadt zugestanden wurden. Im Einzelnen waren das:
* Steuerfreiheit
* Steuerfreiheit
* Beteiligung an Einkünften des Gerichts (2/3 aller Abgaben und Strafen)
* Beteiligung an Einkünften des Gerichts (2/3 aller Abgaben und Strafen)
Zeile 189: Zeile 399:
* Ersitzen der Freiheit nach einem Jahr und sechs Wochen
* Ersitzen der Freiheit nach einem Jahr und sechs Wochen
* Abgabenfreiheit für Händler von [[Holz]] und [[Torf]]
* Abgabenfreiheit für Händler von [[Holz]] und [[Torf]]
* Alle Rechte der Bürger der Stadt [[Münster (Westfalen)|Münster]]
* alle Rechte der Bürger der Stadt [[Münster]].
Zuzüglich zu den sechs Rechten finden sich eine große Anzahl an Sonderbestimmungen für so genannte ''Wicbeldeslude'' (Weichsbildleute), die den größten Teil der Urkunde ausmachen. Dies waren Einwohner der Stadt, die unter einem besonderen Recht standen, aber keine Bürger der Stadt waren. [[1297]] wurde Schüttorf im ''coram judico nostro Scottorpe'' von Graf Bernd zusätzlich eine eigene Gerichtsbarkeit zugestanden.
Zuzüglich zu den sechs Rechten findet sich eine große Anzahl an Sonderbestimmungen für so genannte ''Wicbeldeslude'' (Weichsbildleute), die den größten Teil der Urkunde ausmachen. Dies waren Einwohner der Stadt, die unter einem besonderen Recht standen, aber keine Bürger der Stadt waren. 1297 wurde Schüttorf im ''coram judico nostro Scottorpe'' von Graf Bernd zusätzlich eine eigene Gerichtsbarkeit zugestanden.


Die innere politische Organisation der Stadt war den Bürgern überlassen. Schnell bildete sich eine Führungsschicht aus Händlern und Handwerkern. Neue Bürger wurden stets am Petritag, dem [[22. Januar]] in die Stadt aufgenommen, auch alleinstehende Frauen hatten das Recht, Bürger der Stadt zu werden. Bürger hatten bis zum Jahr [[1555]] die Pflicht, jährlich ein Bürgergewinnungsgeld zu zahlen, diese Gebühr betrug fünf [[Taler]], was etwa einem fettem Rind und einem Kalb entsprach. Zum Vergleich verdiente ein Maurermeister etwa sechs [[Schilling]] am Tag, er musste also ca. 3,5 Tage für einen Taler arbeiten. Alternativ war es auch möglich, ein deutlich niedrigeres Einwohnergeld zu zahlen, aus dem sich allerdings keine Bürgerrechte ableiteten; viele Einwohner wählten zunächst diese sparsamere Alternative. Um innerhalb der Mauern wohnen zu können, war aber sowohl für Bürger wie auch Einwohner ein Treueid auf die Stadt Schüttorf Voraussetzung. Bis zum Jahr [[1719]] hatten alle erwachsenen Männer, die Bürger waren, das Wahlrecht zum Stadtrat, danach durften nur noch verheiratete männliche erwachsene Bürger wählen.
Die innere politische Organisation der Stadt war den Bürgern überlassen. Schnell bildete sich eine Führungsschicht aus Händlern und Handwerkern. Neue Bürger wurden stets am Petritag, dem 22. Januar, in die Stadt aufgenommen, auch alleinstehende Frauen hatten das Recht, Bürger der Stadt zu werden. Bürger hatten bis zum Jahr 1555 die Pflicht, jährlich ein Bürgergewinnungsgeld zu zahlen, diese Gebühr betrug fünf [[Taler]], was etwa einem fetten Rind und einem Kalb entsprach. Zum Vergleich verdiente ein Maurermeister etwa sechs [[Schilling]] am Tag, er musste also etwa 3,5 Tage für einen Taler arbeiten. Alternativ war es auch möglich, ein deutlich niedrigeres Einwohnergeld zu zahlen, aus dem sich allerdings keine Bürgerrechte ableiteten; viele Einwohner wählten zunächst diese sparsamere Alternative. Um innerhalb der Mauern wohnen zu können, war aber sowohl für Bürger als auch für Einwohner ein Treueeid auf die Stadt Schüttorf Voraussetzung. Bis zum Jahr 1719 hatten alle erwachsenen Männer, die Bürger waren, das Wahlrecht zum Stadtrat, danach durften nur noch verheiratete männliche erwachsene Bürger wählen.


Im Jahr [[1465]] erneuerte und erweiterte Graf Everwyn zu Bentheim die Stadtrechte noch einmal; diese Urkunde ist nicht im Original erhalten, sie ging beim Rathausbrand 1945 verloren. Die neuen Stadtrechte waren in 49 Abschnitte unterteilt und auf ewig datiert. Die Stadtrechte wurden in der Folge von jedem Grafen bestätigt und auch erweitert. Ab dem Jahr [[1589]] allerdings verschlechterten sich die Beziehungen zwischen dem Grafenhof in Bentheim unter Graf Arnold und der Stadt. In diesem Jahr ließ der Graf den Bürgermeister der Stadt sogar für fünf Wochen einkerkern und ließ ihn erst nach Zahlung von 100 Goldgulden und einem [[Aem]] Wein (1 ½ Fässer) wieder frei. Die Situation spitzte sich daraufhin stetig zu. Im Jahr [[1645]] weigerte sich Graf Ernst Wilhelm dann, die Stadtrechte zu erneuern; er ließ stattdessen den Bürgermeister von Schüttorf für 38 Wochen einkerkern und schickte ihn anschließend in die Verbannung. Daraufhin wandten sich die Bürger an den Kaiserhof in Wien; diese Beschwerde ist dort bis heute erhalten. Ernst Wilhelm hingegen beantragte beim [[Reichshofrat]] die Cassation der Stadtrechte. Der Konflikt spitzte sich noch weiter zu, als das Grafenhaus [[1668]] zum [[Römisch-katholische Kirche|Katholizismus]] konvertierte, Schüttorf aber [[Reformierte Kirche|reformiert]] blieb. Als Ernst-Wilhelm im Jahr 1693 abdankte, weigerte sich die Stadt, dessen Sohn, Arnold Maruk zu huldigen, wurde jedoch in der Folge dazu gezwungen.
Im Jahr 1465 erneuerte und erweiterte Graf Everwyn zu Bentheim die Stadtrechte noch einmal; diese Urkunde ist nicht im Original erhalten, sie ging beim Rathausbrand 1945 verloren. Die neuen Stadtrechte waren in 49 Abschnitte unterteilt und auf ewig datiert. Die Stadtrechte wurden in der Folge von jedem Grafen bestätigt und auch erweitert. Ab dem Jahr 1589 allerdings verschlechterten sich die Beziehungen zwischen dem Grafenhof in Bentheim unter Graf Arnold und der Stadt. In diesem Jahr ließ der Graf den Bürgermeister der Stadt sogar für fünf Wochen einkerkern und erst nach Zahlung von 100 Goldgulden und einem Aem Wein (1 ½ Fässer) wieder frei. Die Situation spitzte sich daraufhin stetig zu. Im Jahr 1645 weigerte sich Graf Ernst Wilhelm dann, die Stadtrechte zu erneuern; er ließ stattdessen den Bürgermeister von Schüttorf für 38&nbsp;Wochen einkerkern und schickte ihn anschließend in die Verbannung. Daraufhin wandten sich die Bürger an den Kaiserhof in Wien; diese Beschwerde ist dort bis heute erhalten. Ernst Wilhelm hingegen beantragte beim [[Reichshofrat]] die Cassation der Stadtrechte. Der Konflikt spitzte sich noch weiter zu, als das Grafenhaus 1668 zum [[Römisch-katholische Kirche|Katholizismus]] konvertierte, Schüttorf aber [[Reformierte Kirche|reformiert]] blieb. Als Ernst Wilhelm im Jahr 1693 abdankte, weigerte sich die Stadt, dessen Sohn, Arnold Maruk, zu huldigen, wurde jedoch in der Folge dazu gezwungen.


=== Steuern ===
=== Steuern ===
War der Stadt Schüttorf in den Stadtrechten von 1295 noch volle Steuerfreiheit zugestanden, so heißt es in den Stadtrechten von 1465: ''„unse Stadt und Börger [...] nicht beschwehren mitt ungewohnliche Schattinge“.'' Es wurden also Steuern erhoben. Zunächst wurden Steuern pro Stück Vieh berechnet, ab [[1638]] aber auch pro Feuerstätte. Zu Sondersteuern kam es im [[15. Jahrhundert]] für die [[Hussiten|Hussitenkriege]], im [[16. Jahrhundert]] für die Abwendung der [[Erste Wiener Türkenbelagerung|Türkengefahr]] und die Bekämpfung der [[Täuferreich von Münster|Wiedertäufer]]. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts mehrten sich [[Kontribution|Kriegskontributionen]] und es wurden sogar fremde Truppen in Schüttorf einquartiert; dies führte zu einer argen Finanznot der Stadt. Im Jahr [[1682]] sah sich der Graf von Bentheim sogar gezwungen, die Steuern mit Hilfe der Truppen einzuziehen.
War der Stadt Schüttorf in den Stadtrechten von 1295 noch volle Steuerfreiheit zugestanden, so heißt es in den Stadtrechten von 1465: ''„unse Stadt und Börger [] nicht beschwehren mitt ungewohnliche Schattinge“.'' Es wurden also Steuern erhoben. Zunächst wurden Steuern pro Stück Vieh berechnet, ab 1638 aber auch pro Feuerstätte. Zu Sondersteuern kam es im 15. Jahrhundert für die [[Hussiten]]kriege, im 16. Jahrhundert für die Abwendung der [[Erste Wiener Türkenbelagerung|Türkengefahr]] und die Bekämpfung der [[Täufer]]. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts mehrten sich [[Kontribution|Kriegskontributionen]] und es wurden sogar fremde Truppen in Schüttorf einquartiert; dies führte zu einer argen Finanznot der Stadt. Im Jahr 1682 sah sich der Graf von Bentheim sogar gezwungen, die Steuern mit Hilfe der Truppen einzuziehen.


=== Stadtbefestigung ===
=== Stadtbefestigung ===
[[Datei:Fenpoort van Schuttrup Frederik de Moucheron.png|mini|Das Föhntor auf einer Zeichnung von [[Frederik de Moucheron]] im 17. Jahrhundert]]
[[Bild:Schuettorf_Castle_Altena_Square_Today.jpg|thumb|right|Der heutige Burg-Altena-Platz – ohne Burg Altena]]

Direkt nach der Verleihung der Stadtrechte wurde damit begonnen, die Stadt zu befestigen; dazu gehörte der Bau einer insgesamt 1400 m langen Stadtmauer, die immerhin ein 15 ha großes Areal umfasste. Für den Bau der Mauer aus Bentheimer [[Sandstein]] wurden etwa 30.000 m³ Sandstein abgebaut und in Ochsenkarren herbeigefahren. Ende des [[14. Jahrhundert]]s war Schüttorf von einem starken Verteidigungssystem umschlossen, das über drei Stadttore verfügte:
Direkt nach der Verleihung der Stadtrechte wurde damit begonnen, die Stadt zu befestigen; dazu gehörte der Bau einer insgesamt 1400&nbsp;m langen [[Stadtmauer]], die ein 15&nbsp;ha großes Areal umfasste. Für den Bau der Mauer aus Bentheimer [[Sandstein]] wurden etwa 30.000&nbsp;m³ Sandstein abgebaut und in Ochsenkarren herbei gefahren. Ende des 14. Jahrhunderts war Schüttorf von einem starken Verteidigungssystem umschlossen, das über drei Stadttore verfügte:
* Die ''Voeporte'' ([[1424]] fertig gestellt): Das Föhntor
* ''Voeporte'' (1424 fertiggestellt): das Föhntor
* Die ''Steenporte'' ([[1392]] fertig gestellt): Das Steintor
* ''Steenporte'' (1392 fertiggestellt): das Steintor
* Die ''Wyneporte'' ([[1379]] fertig gestellt): Das Windtor
* ''Wyneporte'' (1379 fertiggestellt): das Windtor.<ref name=":Voort1" />
Zur [[Befestigung]] der Stadt wurde auch die [[Burg Altena (Schüttorf)|Burg Altena]] errichtet, die in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts fertig gestellt wurde. Die Burg wurde [[1560]] dann zum Witwensitz des Bentheimer Grafenhauses. Ab dem [[17. Jahrhundert]] geriet die Burg zunehmend in Vergessenheit und zerfiel langsam zu einer Ruine, die schließlich [[1975]], trotz heftiger Proteste der Schüttorfer, abgerissen wurde. Reste der Stadtmauer sind im Südwesten der Altstadt erhalten.
Teile der Stadtmauer sind im Südwesten der Altstadt erhalten.

==== Burg Altena ====
[[Datei:Albertus Brondgeest Vorburg Burg Altena Schuettorf 1830.png|mini|Die Vorburg der [[Burg Altena (Schüttorf)|Burg Altena]] um 1830]]
{{Hauptartikel|Burg Altena (Schüttorf)}}

Zur [[Befestigung]] der Stadt wurde auch die Burg Altena errichtet, deren ältester Teil in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts fertiggestellt wurde. Dort konnten Verfolgte ein Jahr und einen Tag [[Asyl]] finden.<ref name="Pluspunkt-Sehenswertes">{{Webarchiv |url=http://www.pluspunkt-schuettorf.de/tourismus/sehenswertes.html |text=Pluspunkt Schüttorf: Sehenswertes |wayback=20140517223601}}</ref> Die Burg wurde im 15. Jahrhundert zum Witwensitz des Bentheimer Grafenhauses. Um 1565 wurde sie dann um zwei Flügel erweitert, diese waren bis 1973 erhalten. Ab dem 17. Jahrhundert geriet die Burg zunehmend in Vergessenheit und verfiel nach dem [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieg]] langsam zu einer Ruine. Im 18. und 19. Jahrhundert diente der Nordflügel der katholischen Gemeinde als Kapelle. 1903 erwarb der Fabrikant ''Herman ten Wolde'' die Burg Altena, ließ deren Ruinen sprengen und renovierte den Nord- und Westflügel. Schließlich wurde sie 1973, um Platz für eine Durchgangsstraße zu schaffen, abgerissen. Heute steht auf dem Burg-Altena-Platz eine [[Skulptur]] mit dem Namen ''zurück-gerichtet'' von [[Werner Ratering]], in Gedenken an die Burg und deren Asylrecht.<ref name="Pluspunkt-Sehenswertes" />


=== Gilden ===
=== Gilden ===
Im Jahr [[1341]] wurde die erste Schüttorfer [[Zunft|Gilde]] von Graf Simon zu Bentheim anerkannt, und zwar ''de Schomackere Amte'' ([[Schuhmacher]]), das lässt darauf schließen, dass dieser Berufsstand besonders verbreitet war. [[1362]] erkannte Graf Otto die Gilden der [[Wandmacher]] und [[Schreiner]] an und schließlich im Jahr [[1387]] Graf Bernhard die Gilde der [[Schmied]]e. Im Jahr 1465, in den neuen Stadtrechten, wurden immer noch lediglich diese Gilden und keine weiteren erwähnt. Um einen der entsprechenden Berufe ausüben zu können, war es Voraussetzung, Bürger der Stadt Schüttorf zu sein und die entsprechende Gilde ''gewonnen'' zu haben (Zunftzwang), dies war mit erheblichen materiellen Leistungen verbunden.
Im Jahr 1341 wurde die erste Schüttorfer [[Zunft|Gilde]] von Graf Simon zu Bentheim anerkannt, und zwar ''de Schomackere Amte'' ([[Schuhmacher]]), das lässt darauf schließen, dass dieser Berufsstand besonders verbreitet war. 1362 erkannte Graf Otto die Gilden der [[Wandmacher]] und [[Tischler|Schreiner]] an und schließlich im Jahr 1387 Graf Bernhard die Gilde der [[Schmied]]e. Im Jahr 1465, in den neuen Stadtrechten, wurden immer noch lediglich diese Gilden und keine weiteren erwähnt. Um einen der entsprechenden Berufe ausüben zu können, war es Voraussetzung, Bürger der Stadt Schüttorf zu sein und die entsprechende Gilde ''gewonnen'' zu haben ([[Zunftzwang]]), dies war mit erheblichen materiellen Leistungen verbunden.


Es wurde bereits früh [[Wohlfahrt]] in Schüttorf betrieben. Die ''Heilige Geist Stiftung'' wird urkundlich erstmals [[1379]] erwähnt, als Graf Bernhard der [[Stiftung]] kostenlos ein Gelände zum Bau eines [[Armenhaus]]es überließ. Die Stiftung versorgte arme und alte Bürger mit Kleidung, ab dem Jahr [[1384]] erhielten Bedürftige darüber hinaus eine jährliche Rente von vier Schilling. Die ''Heilige Geist Stiftung'' existiert auch heute noch und wird von ehrenamtlichen Geistprovisoren gelenkt, ihren Aufgabenbereich hat sie auf die Förderung der Jugend erweitert. Die Stiftung ist im öffentlichen Leben der Stadt sehr einflussreich, da sie über große Grundstücke und Ländereien verfügt.
Es wurde bereits früh [[Wohlfahrt]] in Schüttorf betrieben. Die ''Heilige-Geist-Stiftung'' wird urkundlich erstmals 1379 erwähnt, als Graf Bernhard der [[Stiftung]] kostenlos ein Gelände zum Bau eines [[Armenhaus]]es überließ. Die Stiftung versorgte arme und alte Bürger mit Kleidung, ab dem Jahr 1384 erhielten Bedürftige darüber hinaus eine jährliche Rente von vier Schilling. Die ''Heilige-Geist-Stiftung'' existiert auch heute noch und befindet sich im Besitz der Stadt. Sie wird von ehrenamtlichen Geistprovisoren gelenkt, ihren Aufgabenbereich hat sie auch auf die Förderung der Jugend erweitert.


=== Munizipalität und Gemeinde ===
=== Munizipalität und Gemeinde ===
[[Datei:Schüttorfer Marktplatz mit ev-ref Kirche1880-2.jpg|mini|hochkant|Der Schüttorfer Marktplatz mit ev.-ref. Kirche 1880]]
Zwar hatte der französische Außenminister [[Charles-Maurice de Talleyrand]] dem Grafen zu Bentheim seine [[Neutralität]] garantiert, die wurde von [[Napoléon Bonaparte]] allerdings ignoriert und er schlug die Grafschaft am [[12. Juni]] [[1806]] dem [[Herzogtum Berg]] zu. Es folgten sofort deutliche Eingriffe in die Schüttorfer Gerichtsbarkeit und in die anstehende Wahl des Rats. Am [[7. März]] [[1809]] entzog der Minister des Innern Schüttorf die Stadtrechte und schuf stattdessen die [[Munizipalität]] Schüttorf aus der Stadt selbst und den umliegenden Gemeinden [[Quendorf]], [[Wengsel]], [[Suddendorf]] und [[Neerlage]]. Gleichzeitig wurde eine Volkszählung anberaumt, die für die Stadt 1040 Einwohner, für die Munizipalität 2140 ergab. Im Jahr 1810 wurde die Munizipalität dann nochmal vergrößert, und ihr werden die Gemeinden [[Salzbergen]], [[Hummeldorf]] und [[Steide]] zugeschlagen. Im Jahr [[1813]] wurden die Franzosen dann vertrieben und Schüttorf [[1815]] in das [[Hannover (Land)|Königreich Hannover]] eingegliedert. Alle französischen Gesetze wurden pauschal für ungültig erklärt, die Rückkehr zu den alten Strukturen gestaltete sich aber als schwierig.


Während der [[Koalitionskriege]] hatte der französische Außenminister [[Charles-Maurice de Talleyrand]] dem Grafen zu Bentheim seine [[Neutralität (Internationale Politik)|Neutralität]] garantiert, die wurde von [[Napoléon Bonaparte]] allerdings ignoriert und er schlug die Grafschaft am 12. Juni 1806 dem [[Herzogtum Berg]] zu. Es folgten sofort deutliche Eingriffe in die Schüttorfer Gerichtsbarkeit und in die anstehende Wahl des Rats. Am 7. März 1809 entzog der Minister des Innern Schüttorf die Stadtrechte und schuf stattdessen die [[Munizipalität]] Schüttorf aus der Stadt selbst und den umliegenden Gemeinden [[Quendorf]], [[Wengsel]], [[Suddendorf]] und [[Neerlage]]. Gleichzeitig wurde eine Volkszählung anberaumt, die für die Stadt 1040 Einwohner, für die Munizipalität 2140 ergab. Im Jahr 1810 wurde die Munizipalität dann nochmals vergrößert und ihr wurden die Gemeinden [[Salzbergen]], [[Hummeldorf]] und [[Steide]] zugeschlagen. In die Zeit Napoleons fällt auch das Ende der [[Leibeigenschaft]] in der Region. In einer Verfügung über die ''„Aufhebung der Leibeigenschaft im Großherzogtum Berg“'', gegeben am 12. Dezember 1808 im kaiserlichen Lager zu Madrid, ordnete Napoleon an, dass auch die ''Colonen'' und Leibeigenen alle bürgerlichen Rechte erhalten sollen. Im Jahr 1813 wurden die Franzosen dann vertrieben und Schüttorf 1815 in das [[Königreich Hannover]] eingegliedert. Alle französischen Gesetze wurden pauschal für ungültig erklärt, die Rückkehr zu den alten Strukturen gestaltete sich aber als schwierig.
Am [[15. Mai]] [[1851]] erreichte die Stadt Schüttorf eine Aufforderung der [[Drost|Landdrostei]] Osnabrück, sich der neuen hannoverschen Städteordnung zu unterlegen. Diese forderte von einer Stadt jedoch einen hauptamtlichen Bürgermeister und eine städtische Polizei, dies konnte sich Schüttorf nicht leisten. So wurde Schüttorf am [[18. September]] [[1852]] der hannoverschen Landgemeindeordnung – und damit auch einem königlichen Amt – unterstellt. Der spätere Bürgermeister Dr. Scheurmann nannte dies ein dunkles Kapitel in der Schüttorfer Stadtgeschichte. Auch die Annexion Hannovers durch [[Preußen]] und die [[Reichsgründung]] [[1871]] änderten nichts am Status Schüttorfs als Gemeinde.

Am 15. Mai 1851 erreichte die Stadt Schüttorf eine Aufforderung der [[Landdrostei Osnabrück]], sich der neuen hannoverschen Städteordnung zu unterlegen. Diese forderte von einer Stadt jedoch einen hauptamtlichen Bürgermeister und eine städtische Polizei, dies konnte sich Schüttorf nicht leisten. So wurde Schüttorf am 18. September 1852 der hannoverschen Landgemeindeordnung – und damit auch einem königlichen Amt – unterstellt. Der spätere Bürgermeister Scheurmann nannte dies ein dunkles Kapitel in der Schüttorfer Stadtgeschichte. Auch die Annexion Hannovers durch [[Preußen]] und die [[Reichsgründung]] 1871 änderten nichts am Status Schüttorfs als Gemeinde.

=== Entstehung der Industrie ===
[[Datei:Schüttorf Schlikker und Söhne um 1890.png|mini|Die Textilfabrik Schlikker & Söhne 1890]]
[[Datei:Markt Schüttorf 1905.png|mini|Der Hafermarkt im Jahr 1905]]

Die entscheidende Rolle bei der [[Industrialisierung]] Schüttorfs spielte die [[Textilindustrie]]. Dies liegt zum einen daran, dass die Herstellung von Textilien aus [[Flachsfaser|Leinen]] auf [[Webmaschine|Handwebstühlen]] hier schon seit Jahrhunderten betrieben wurde und zum anderen daran, dass die bäuerlichen Kleinbetriebe auf diesen Zuverdienst angewiesen waren. Im 17. Jahrhundert waren viele Schüttorfer jedes Jahr in die reicheren Niederlande gegangen, um durch Torfstechen, Mähen oder den Verkauf von Waren ihre wirtschaftliche Situation zu verbessern. Mit der Verschlechterung der wirtschaftlichen Verhältnisse in den Niederlanden zu Beginn des 19. Jahrhunderts schwand diese Einkommensquelle aber. Einen Ausweg bot die Intensivierung der Heimweberei. Um 1850 beschäftigte die Familie Schlikker bereits 400 [[Weber|Handweber]], einige Jahre später wurde das erste Fabrikgebäude errichtet. 1865 folgte eine [[Färben|Färberei]] der Familie Schümer. 1867 ging die erste [[Power Loom|mechanisch betriebene Baumwollweberei]] von Schlikker und Söhne in Betrieb, 1881 eine [[Spinnen (Garn)|Baumwollspinnerei]].


=== Erster Weltkrieg und Rückkehr zur Stadt ===
=== Erster Weltkrieg und Rückkehr zur Stadt ===
[[Datei:Postkarte-verwundete-soldaten-annaheim-schüttorf-1914.JPG|mini|Verwundete Soldaten vor dem [[#Medizinische Einrichtungen|Annaheim]] im November 1914]]
Der [[Erster Weltkrieg|Erste Weltkrieg]] führte zu einem Stillstand der Textilindustrie, da keine Rohstoffe mehr geliefert wurden. Nur ein Betrieb konnte durch die Produktion von kriegswichtigen [[Uniform]]en der Schließung entgehen. Dies führte zu einer extrem hohen [[Arbeitslosigkeit]]. Die Gemeinde beschloss aus diesem Grund auf eigene Kosten die Urbarmachung der Schüttorf umgebenden [[Heide (Landschaft)|Heide]], um den Menschen so eine Perspektive zu geben. Dies führte allerdings zu einer starken Belastung der Stadtkasse. Durch die hohe Inflation war Schüttorf gezwungen [[Notgeld]] und [[Lebensmittelmarke|Brotmarken]] herauszugeben.


Der [[Erster Weltkrieg|Erste Weltkrieg]] führte zu einem Stillstand der Textilindustrie, die sich inzwischen zum wichtigsten Wirtschaftszweig der Stadt entwickelt hatte, da keine Rohstoffe mehr geliefert wurden. Nur ein Betrieb konnte durch die Produktion von kriegswichtigen [[Uniform]]en der Schließung entgehen. Dies führte zu einer extrem hohen [[Arbeitslosigkeit]]. Die Gemeinde beschloss aus diesem Grund auf eigene Kosten die Urbarmachung der Schüttorf umgebenden [[Heide (Landschaft)|Heide]], um den Menschen so eine Perspektive zu geben. Dies führte allerdings zu einer starken Belastung der Stadtkasse. Durch die hohe Inflation war Schüttorf gezwungen, [[Notgeld]] und [[Lebensmittelmarke|Brotmarken]] herauszugeben.
Nach dem Krieg beschloss die Gemeinde [[1924]] einen hauptamtlichen Bürgermeister zu bestellen um so den ersten Schritt Richtung Rückkehr zu den Stadtrechten zu machen. Am [[28. Februar]] 1924 wurde der Berliner Dr. Franz Scheurmann zum ersten hauptamtlichen Bürgermeister von Schüttorf bestellt und eine Denkschrift verfasst. Am [[15. Juni]] 1924 erging der Beschluss, dass Schüttorf mit Wirkung vom [[1. Juli]] zur städtischen Verfassung übertrete; ab diesem Tag unterhielt Schüttorf auch eine eigene [[Polizei]]. Am [[1. Oktober]] 1924 gründete die Stadt eine [[Sparkasse|Stadtsparkasse]], um nach der [[Inflation]] den Sparwillen der Bürger zu fördern.


Nach dem Krieg beschloss die Gemeinde 1924, einen hauptamtlichen Bürgermeister zu bestellen, um so den ersten Schritt Richtung Rückkehr zu den Stadtrechten zu machen. Am 28. Februar 1924 wurde der Berliner [[Franz Scheurmann]] zum ersten hauptamtlichen Bürgermeister von Schüttorf bestellt. Am 15. Juni 1924 erging der Beschluss, dass Schüttorf mit Wirkung vom 1. Juli zur städtischen Verfassung übertrete; ab diesem Tag unterhielt Schüttorf auch eine eigene [[Polizei]]. Am 1. Oktober 1924 gründete die Stadt eine [[Sparkasse|Stadtsparkasse]], um nach der [[Inflation]] den Sparwillen der Bürger zu fördern.
=== Zweiter Weltkrieg und NS-Zeit ===
Im Oktober [[1942]] wurde Bürgermeister Scheurmann wegen schwerer Differenzen mit dem örtlichen NSDAP-Führer Arnold Horstmeyer und dem [[NSDAP]]-Kreisleiter Dr. Josef Ständer des Amtes enthoben. Zu seinem Nachfolger wurde NS-Ortsgruppenleiter Arnold Horstmeier ernannt, der über Scheurmann ein Rede- und Aufenthaltsverbot für Schüttorf verhängte.


=== Zeit des Nationalsozialismus ===
In Schüttorf gab es vor der NS-Herrschaft drei [[Judentum|jüdische]] Familien, die jedoch flohen oder verschleppt wurden. Heute leben in Schüttorf keine [[Juden]] mehr.
Im Oktober 1942 wurde Bürgermeister Scheurmann wegen Differenzen mit dem örtlichen NSDAP-Führer Arnold Horstmeier und dem [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|NSDAP]]-Kreisleiter [[Josef Ständer]] des Amtes enthoben. Zu seinem Nachfolger wurde NS-Ortsgruppenleiter Arnold Horstmeier ernannt, der über Scheurmann ein Rede- und Aufenthaltsverbot für Schüttorf verhängte.


In Schüttorf gab es vor der [[Zeit des Nationalsozialismus]] drei [[Juden in Deutschland|jüdische]] Familien; zwei flohen und eine wurde verschleppt.
Während der [[Alliierte|alliierten]] [[Luftkrieg|Bombenangriffe]] auf Deutschland wurde Schüttorf immer wieder von Bomben getroffen, die die alliierten Flieger bei der Bombardierung ihrer eigentlichen Ziele nicht aufgebraucht hatten und auf dem Rückflug abwarfen. Am [[3. April]] [[1945]], nach der Einnahme von [[Bad Bentheim]], vermuteten die Alliierten, dass sich in Schüttorf starke deutsche Kräfte verschanzt hatten und beschossen die Stadt massiv mit Artillerie, zusätzlich warfen Bombengeschwader Phosphorbrandbomben ab. Dadurch wurden 15 Häuser völlig zerstört, 25 Wohngebäude schwer und rund 600 leicht beschädigt. Die in Schüttorf stationierten deutschen [[Fallschirmjäger]] hatten sich allerdings bereits nach [[Lingen (Ems)|Lingen]]zurückgezogen und dabei sämtliche Vechtebrücken gesprengt sowie die Licht- und Fernsprechleitungen unbrauchbar gemacht. Am [[4. April]] [[1945]] wurde das Rathaus von einer Fliegerbombe getroffen und brannte mitsamt dem Stadtarchiv aus. Einen Tag später wurde Schüttorf von [[Großbritannien und Nordirland|britischen]] Truppen befreit. Insgesamt zählte Schüttorf im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] 222 Gefallene, acht Zivilpersonen starben bei Bombenabwürfen und Artilleriebeschuss und 114 Einwohner gelten als vermisst.
Während der [[alliierte]]n [[Luftkrieg|Bombenangriffe]] auf Deutschland wurde Schüttorf immer wieder von Bomben getroffen, die die alliierten Flieger bei der Bombardierung ihrer eigentlichen Ziele nicht aufgebraucht hatten und auf dem Rückflug abwarfen. Am 3. April 1945, nach der Einnahme von [[Bad Bentheim]], vermuteten die Alliierten, dass sich in Schüttorf starke deutsche Kräfte verschanzt hätten und beschossen die Stadt massiv mit Artillerie, zusätzlich warfen [[Kampfflugzeug]]e Phosphorbrandbomben ab. Dadurch wurden 15 Häuser völlig zerstört, 25 Wohngebäude schwer und rund 600 leicht beschädigt. Die in Schüttorf stationierten [[Fallschirmjäger (Wehrmacht)|deutschen Fallschirmjäger]] hatten sich allerdings bereits nach [[Lingen (Ems)|Lingen]] zurückgezogen und dabei sämtliche Vechtebrücken gesprengt sowie die Strom- und Fernsprechleitungen unbrauchbar gemacht. Am 4. April 1945 wurde das Rathaus von einer Fliegerbombe getroffen. Hierbei verbrannten das Stadtarchiv und zahlreiche Geschichtszeugnisse. Einen Tag später wurde Schüttorf von [[Vereinigtes Königreich|britischen]] Truppen eingenommen. Insgesamt zählte Schüttorf im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] 222 Gefallene, acht Zivilpersonen starben bei Bombenabwürfen und Artilleriebeschuss und 114 Einwohner gelten als vermisst.


Die britische [[Militärregierung]] setzte noch im April 1945 Bernhard Verwold zum ehrenamtlichen Bürgermeister ein, bis die Bürger sich wieder selbst einen Bürgermeister wählen konnten. Diese wählten am [[25. Januar]] 1946 wieder den späteren Ehrenbürger Dr. Franz Scheurmann zu ihrem Bürgermeister, dem [[1960]] das [[Bundesverdienstkreuz]] verliehen wurde. (vgl. [[Schüttorf#Quellen|3]])
Die britische [[Militärregierung]] setzte noch im April 1945 Bernhard Verwold zum ehrenamtlichen Bürgermeister ein, bis die Bürger sich wieder selbst einen Bürgermeister wählen konnten. Diese wählten am 25. Januar 1946 wieder den späteren Ehrenbürger Franz Scheurmann zu ihrem Bürgermeister, dem 1960 das [[Bundesverdienstkreuz]] verliehen wurde.<ref>[http://www.studiengesellschaft-emsland-bentheim.de/ Biografie von Johann Wenning]</ref>


Ein Gegner der Nazis war [[Friedrich Justus Heinrich Middendorff|Friedrich Middendorff]], der [[1926]] zum Pastor der evangelisch-reformierten Gemeinde in Schüttorf berufen wurde. Bereits vor der [[Machtergreifung]] hatte es sich im [[Deutsches Allgemeines Sonntagsblatt|Deutschen Allgemeinen Sonntagsblatt]] öffentlich mit der [[Nationalsozialismus|NS-Ideologie]] auseinandergesetzt, aber auch durch sein Wirken im [[Christlich-Sozialer Volksdienst|Christlich-Sozialen Volksdienst]] war er bekannt und wurde schnell zur Zielscheibe der Nazis. Es folgte die Überwachung durch die [[Gestapo]] und staatliche Repressalien. Der Höhepunkt der Auseinandersetzung wurde am [[18. April]] [[1937]] erreicht, als mehrere hundert Schüttorfer den Pastor nach einer Verhaftung freisangen. Bekannt wurde sein Artikel ''Ein Weniges zur Judenfrage,'' der beschlagnahmt und verboten wurde. Middendorff musste 1937, seine Familie [[1938]] fliehen; erst nach dem Krieg [[1946]] kehrte er nach Schüttorf zurück. Er hatte später viele Ämter inne, und wurde von 1946 bis 1953 Kirchenpräsident der Evangelisch-reformierten Kirche. Später war er Spitzenkandidat der [[DFU]] bei den Niedersachsenwahlen. Er verunglückte [[1973]] bei einem Verkehrsunfall tödlich. Nach ihm ist in Schüttorf der ''Friedrich-Middendorff-Platz'' benannt. (vgl. [[Schüttorf#Quellen|4]])
Ein Gegner der Nationalsozialisten war [[Friedrich Justus Heinrich Middendorff|Friedrich Middendorff]], der 1926 zum Pastor der evangelisch-reformierten Gemeinde in Schüttorf berufen wurde. Am 18. April 1937 sangen mehrere hundert Schüttorfer den Pastor nach einer Verhaftung frei, indem sie sich vor dem Rathaus versammelten und bis zur Freilassung stundenlang [[Choral|Choräle]] sangen. Er floh 1937, seine Familie 1938 und kehrte erst nach dem Krieg 1946 nach Schüttorf zurück. Nach ihm ist in Schüttorf der ''Friedrich-Middendorff-Platz'' benannt.<ref>Karl Koch: ''Middendorff, Friedrich Justus Heinrich.'' In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 17, Bautz, Herzberg 2000, ISBN 3-88309-080-8, Sp. 976–981.</ref>


== Religionen ==
== Religionen ==
=== Religionsgeschichte ===
=== Religionsgeschichte ===
Im Jahr 1209 wird erstmals eine dem [[Laurentius von Rom|Heiligen Laurentius]] geweihte Kirche in Schüttorf urkundlich erwähnt. 1544 konvertierte Graf Arnold zu den [[Lutherische Kirche|lutherischen Lehren]], und mit ihm die gesamte Grafschaft. 1588 wurde die Grafschaft dann [[Reformierte Kirche|evangelisch-reformiert]] und damit [[calvinistisch]]. Auch heute ist die Mehrheit der Schüttorfer evangelisch-reformiert. Von 1598 bis 1599 war Schüttorf jedoch von [[Spanien|spanischen]] Truppen besetzt und das Abhalten des reformierten [[Gottesdienst]]es bei Strafe verboten. 1629 wurde in Schüttorf ein Nonnenkloster gegründet. Dieses Kloster stand zuerst unter der Obhut der [[Beginen und Begarden|Beginen]], wurde aber später den [[Augustinerorden|Augustinerinnen]] übergeben. 1843 wurde dieses Kloster abgerissen.
[[Bild:Schüttorf_Reformed_Church_2.jpg|thumb|right|Reformierte Kirche der Stadt Schüttorf]]
Im Jahr [[1209]] wird erstmals eine dem [[Laurentius von Rom|Heiligen Laurentius]] geweihte Kirche in Schüttorf urkundlich erwähnt. [[1544]] konvertierte Graf Arnold zu den [[lutherische Kirche|lutherischen Lehren]], und mit ihm die gesamte Grafschaft. [[1588]] wurde die Grafschaft dann [[Reformierte Kirche|evangelisch-reformiert]] und damit [[calvinistisch]]. Auch heute ist die Mehrheit der Schüttorfer evangelisch-reformiert. Von [[1598]] bis [[1599]] war Schüttorf jedoch von [[Spanien|spanischen]] Truppen besetzt und das Abhalten des reformierten [[Gottesdienst|Gottesdienstes]] bei Strafe verboten. [[1629]] wurde in Schüttorf ein Nonnenkloster gegründet. Dieses Kloster stand zuerst unter der Obhut der [[Beginen]], wurde aber später den [[Augustiner|Augustinerinnen]] übergeben. [[1843]] wurde dieses Kloster abgerissen.


=== Kirchen ===
=== Sakralbauten ===
Schüttorf verfügt über insgesamt sechs Gotteshäuser. Des Weiteren besitzt Schüttorf neben einem evangelischen und einem katholischen auch einen alten [[Jüdischer Friedhof|jüdischen Friedhof]].
Schüttorf verfügt über insgesamt sechs Gotteshäuser. Am auffälligsten ist die evangelisch-reformierte Kirche St. Laurentius, die auch ''große Kirche'' genannt wird. Diese Kirche ist eine im [[Gotik|gotischen]] Stil erbaute [[Kirchenschiff|dreischiffige]] [[Hallenkirche]] von vier [[Joch (Architektur)|Jochen]] mit Querschiff und polygonalem [[Chor (Architektur)|Chor]] und diente früher auch als die Grabstätte der Grafen Bentheims. Sie ist insgesamt 54 m lang und 19 m breit. Der Turm ist 81,17 m hoch und von ganz Schüttorf aus zu sehen. Diese Kirche wurde erstmals [[1355]] urkundlich erwähnt, als ein [[Ablassbrief]] zum Bau der Kirche verkauft wurde, und [[1390]] erweitert. Mit dem Bau des Chores des heutigen Gebäudes wurde am Dienstag nach [[Fronleichnam]] des Jahres [[1477]] angefangen, fertig gestellt war er am Abend des [[24. Dezember]] [[1478]]. Mit dem Bau des Kirchenschiffs wurde [[1500]] begonnen, der quadratische Westturm wurde von [[1502]] bis [[1535]] erbaut und verfügt über einen achtseitigen Pyramidenhelm. Er brannte aber viermal infolge von Blitzschlag ab. Eine Legende besagt, dass der letzte Brand des Turmes mit Milch gelöscht wurde, die sich in der Hitze des Feuers verkrustete und die Feuersbrunst erstickte.


==== Evangelisch-reformierte Kirche ====
Die katholische Kirche wurde [[1868]] gebaut, nach dem Zweiten Weltkrieg kam erst eine [[neuapostolische Kirche]] und [[1955]] eine [[lutherische Kirche]] hinzu. Seit [[1992]] gibt es in Schüttorf in einer alten Werkstätte eine kleine [[Moschee]] und seit [[2004]] auch ein Gotteshaus der [[Freie Evangelische Gemeinde|Freien Christengemeinde]]. Des weiteren besitzt Schüttorf, neben einem evangelischen und einem katholischen auch einen alten [[jüdischer Friedhof|jüdischen Friedhof]].
[[Datei:Ev ref kirche schüttorf 2011.jpg|mini|hochkant|Reformierte Kirche der Stadt Schüttorf]]
[[Datei:Schüttorf - ev.ref. Kirche - Innenansicht.jpg|mini|Innenansicht der reformierten Kirche mit kreisrund angeordnetem Gestühl]]

Am auffälligsten ist die evangelisch-reformierte Kirche St. Laurentius, die auch ''große Kirche'' oder auch ''Schüttorfer Riese'' genannt wird. Diese Kirche ist eine im [[Gotik|gotischen]] Stil erbaute [[Kirchenschiff|dreischiffige]] [[Hallenkirche]] von vier [[Joch (Architektur)|Jochen]] mit Querschiff und polygonalem [[Chor (Architektur)|Chor]] und diente früher auch als die Grabstätte der Grafen Bentheims. Die Kirche wurde nach ihrer Errichtung zunächst als [[Römisch-katholische Kirche|römisch-katholisches]] Gotteshaus genutzt. Dabei erhielt sie das Patrozinium des [[Laurentius von Rom|Heiligen Laurentius]]. Mit dem Wechsel der Konfessionen des Grafen im Jahr 1544 zur [[Evangelisch-lutherische Kirchen|evangelisch-lutherischen]] und 1588 zur [[Reformierte Kirchen|evangelisch-reformierten]] Glaubensrichtung, änderte sich auch die Nutzung des Gotteshauses.<ref name="Kolks-ev-ref">{{Literatur |Autor=Zeno Kolks |Hrsg=Stadt Schüttorf |Titel=Die existierenden Kirchen der Stadt Schüttorf |Sammelwerk=700 Jahre Stadt Schüttorf – Beiträge zur Geschichte – 1295–1995 |Reihe=Das Bentheimer Land |BandReihe=134 |Verlag=A. Hellendorn KG |Ort=Bad Bentheim |Datum=1995 |ISBN=3-922428-39-8 |Seiten=255}}</ref>

Das Kirchenschiff wurde in Etappen gebaut, der älteste Teil stammt wohl aus dem Jahr 1355 und besteht aus einem einschiffigen, kreuzförmigen Gebäude mit dem heutigen vierten Joch als Vierung und der heutigen Vierung als Chor, sowie dem zweiten und dritten Joch und den Seitenschiffen des vierten Jochs. Der Turm stand an der Stelle, wo heute das erste Joch ist. Im nördlichen Seitenschiff des vierten Jochs befindet sich eine [[Seccomalerei]] aus dem 14. Jahrhundert. Nach und nach wurden die Joche mit Seitenschiffen erweitert, das Kirchenschiff wurde wohl erst nach Fertigstellung des Turms mit diesem verbunden.

Die Kirche ist insgesamt 54&nbsp;m lang und 19&nbsp;m breit. Der Turm ist 81,17&nbsp;m hoch und von ganz Schüttorf aus zu sehen. Diese Kirche wurde erstmals 1355 urkundlich erwähnt, als ein [[Ablassbrief]] zum Bau der Kirche verkauft wurde, und 1390 erweitert. Mit dem Bau des Chores des heutigen Gebäudes wurde am Dienstag nach [[Fronleichnam]] des Jahres 1477 angefangen, fertiggestellt war er am Abend des 24. Dezember 1478. Mit dem Bau des Kirchenschiffs wurde 1500 begonnen, der quadratische Westturm wurde bis 1535 erbaut und verfügt über einen achtseitigen Pyramidenhelm. Er brannte aber sechsmal (1684, 1703, 1799, 1817 (zweimal innerhalb von zwei Tagen) und 1889) infolge von Blitzschlag ab. Eine Legende besagt, dass der letzte Brand des Turmes am 8. Februar 1889 mit Milch gelöscht wurde, die sich in der Hitze des Feuers verkrustete und die Feuersbrunst erstickte. Die ursprünglichen Glocken für den Turm stammen aus den Jahren 1502 und 1772, im Jahr 1917 mussten diese Glocken aber zum Einschmelzen für die Kriegsproduktion abgeliefert werden. Heute hängen sechs Glocken im Turm, darunter eine alte Brandglocke aus dem Jahr 1435, die 1917 verschont wurde. Die [[Orgel]] der großen Kirche ist ein [[Klaviatur|zweimanualiges]] Instrument mit Zinn-Pfeifen. Sie wurde 1963 von dem Schweizer Orgelbaubetrieb [[Gerhard Kuhn|Th. Kuhn]] gebaut.

==== Römisch-katholische Marienkirche ====
[[Datei:Kath-kirche-schuettorf2012.jpg|mini|Die Marienkirche]]

Die katholische Marienkirche befindet sich direkt neben dem historischen Rathaus. An der Ostmauer des Chores ist die Grundsteinlegung datiert: ''ANNO/MDCCLXVII'' (1867). Das Gebäude wurde 1868 fertiggestellt und ist einschließlich des Turmes 26,33&nbsp;m lang.<ref name=":Kolks1">{{Literatur |Autor=Zeno Kolks |Hrsg=Stadt Schüttorf |Titel=Die existierenden Kirchen der Stadt Schüttorf |Sammelwerk=700 Jahre Stadt Schüttorf – Beiträge zur Geschichte – 1295–1995 |Reihe=Das Bentheimer Land |BandReihe=134 |Verlag=A. Hellendorn KG |Ort=Bad Bentheim |Datum=1995 |ISBN=3-922428-39-8 |Seiten=259-263}}</ref> Die Kirche enthält eine [[Madonna (Kunst)|Sandsteinmadonna]] aus dem späten 16. Jahrhundert. Vor der Fertigstellung mussten sich die Schüttorfer Katholiken seit Beginn des 18. Jahrhunderts mit der Kapelle der [[Burg Altena (Schüttorf)|Burg Altena]] behelfen.

==== Weitere Kirchen ====
Nach dem Zweiten Weltkrieg kam erst eine [[neuapostolische Kirche]] und 1955 die lutherische Kirche hinzu. Die lutherische Kirche heißt seit 1992 Christophorus-Kirche.
Seit 2004 gibt es auch ein Gotteshaus der [[Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden|Freien Christengemeinde]].

==== Moschee ====
Im Jahre Jahr 1992 wurde in einer alten Werkstatt am Hessenweg eine kleine [[Moschee]] die [[DITIB]] Türkisch-Islamische Gemeinde zu Schüttorf e.&nbsp;V. gegründet. Der Gemeinde gehören 123 Mitglieder an. (Stand: 2008) Sie dient kulturellen und religiösen Zwecken der in Schüttorf lebenden Türken und Muslime.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.ditib-schüttorf.de/ |text=DITIB – Türkisch-Islamische Gemeinde zu Schüttorf e.&nbsp;V. |archive-is=20130212150507}}</ref>


== Politik ==
== Politik ==
=== Samtgemeinde ===
=== Samtgemeinde ===
Als [[1946]] [[Niedersachsen]] gegründet wurde, gehört fortan auch Schüttorf zu diesem Bundesland. Am [[14. Dezember]] [[1970]] wurde die [[Samtgemeinde Schüttorf]] gegründet. Diese bestand zuerst aus neun Gemeinden, der Stadt Schüttorf selbst und den Gemeinden [[Engden]], [[Drievorden]], [[Neerlage]], [[Wengsel]], [[Ohne]], [[Quendorf]], [[Samern]] und [[Suddendorf]]. Später wurden die Gemeinden Engden und Drievorden zur Gemeinde Engden und die Gemeinden Neerlage und Wengsel zur Gemeinde [[Isterberg]] zusammengefasst, so dass die Samtgemeinde noch aus sieben Partnern bestand. Die Aufgabe der Samtgemeinde ist es, gemeinsame Planungsaufgaben wahrzunehmen, den [[Fremdenverkehr]] zu fördern und die Beseitigung von [[Abwasser]] und [[Müll]] zu übernehmen. Desweiteren fallen die [[Erwachsenenbildung]], die Förderung und Schaffung kultureller Einrichtungen und das [[Personenstand]]swesen in ihren Aufgabenbereich. Die Samtgemeinde wird vom Samtgemeinderat, dem Samtgemeindeausschuss und dem [[Samtgemeindebürgermeister]] verwaltet und verfügt über ein eigenes Siegel.
Als 1946 [[Niedersachsen]] gegründet wurde, gehörte fortan auch Schüttorf zu diesem Bundesland. Am 14. Dezember 1970 wurde die [[Samtgemeinde Schüttorf]] gegründet. Diese bestand zunächst aus neun Gemeinden, der Stadt Schüttorf selbst und den Gemeinden [[Engden]], [[Drievorden]], [[Neerlage]], [[Wengsel]], [[Ohne]], [[Quendorf]], [[Samern]] und [[Suddendorf]]. Am 1. März 1974 wurden die Gemeinden Engden und Drievorden zur Gemeinde Engden und die Gemeinden Neerlage und Wengsel zur Gemeinde [[Isterberg]] zusammengefasst, so dass die Samtgemeinde noch aus sieben Gemeinden bestand. Am 1. November 2011 wurde die Gemeinde Suddendorf in die Stadt Schüttorf eingemeindet, so dass sich die Anzahl der Mitgliedsgemeinden auf nunmehr sechs verringerte.
Aufgaben der Samtgemeinde sind gemeinsame Planungsaufgaben wahrzunehmen, den [[Fremdenverkehr]] zu fördern und die Beseitigung von [[Abwasser]] und [[Abfall|Müll]] zu übernehmen. Des Weiteren fallen die [[Erwachsenenbildung]], die Förderung und Schaffung kultureller Einrichtungen und das [[Personenstand]]swesen in ihren Aufgabenbereich. Die Samtgemeinde wird vom Samtgemeinderat, dem Samtgemeindeausschuss und dem [[Samtgemeindebürgermeister]] verwaltet und verfügt über ein eigenes Siegel.

Die Schüttorfer Politik untergliedert sich in die Verwaltung der Samtgemeinde und die der Stadt selbst, so gibt es sowohl einen [[Samtgemeinde Schüttorf#Samtgemeinderat|Samtgemeinderat]], als auch einen [[Stadtrat]] von Schüttorf. Zudem gibt es einen [[Samtgemeindebürgermeister]] und einen [[Bürgermeister]] der Stadt, auch jede der anderen fünf Gemeinden der Samtgemeinde besitzt einen eigenen Bürgermeister. Dem Bürgermeisteramt steht noch ein nicht vom Volk gewählter [[Stadtdirektor]] zur Seite.

{{Wahldiagramm
|LAND = DE
|TITEL = Stadtratswahl 2021
|TITEL2 = in Prozent
|JAHRALT = 2016
|JAHRNEU = 2021
|PARTEI1 = CDU
|ERGEBNIS1 = 35.48
|ERGEBNISALT1 = 42.89
|PARTEI2 = SPD
|ERGEBNIS2 = 33.28
|ERGEBNISALT2 = 30.41
|PARTEI3 = GRÜNE
|ERGEBNIS3 = 16.28
|ERGEBNISALT3 = 12.54
|PARTEI4 = FDP
|ERGEBNIS4 = 4.56
|ERGEBNISALT4 = 2.68
|PARTEI5 = AfD
|ERGEBNIS5 = 4.12
|ERGEBNISALT5 = 0
|PARTEI6 = LINKE
|ERGEBNIS6 = 2.09
|ERGEBNISALT6 = 3.16
|PARTEI7 = Sonst.
|ERGEBNIS7 = 4.18
|ERGEBNISALT7 = 8.32
|FARBE7 = 292CE7
|FARBEHELL7 = 9495F3
|ANMERKUNG7 = Schüttorfer Liste (SL)
}}

{{Sitzverteilung
| float = right
| Beschriftung = Sitze
| Überschrift = Sitzverteilung im Rat der Stadt
| Land = DE
|SPD|GRÜNE|FDP|CDU|SL|AfD
| GRÜNE = 6
| SPD = 10
| FDP = 2
| CDU = 11
| SL = 1
| SL Farbe = 292ce7;
| AfD = 1
}}

=== Stadtrat ===
Der [[Stadtrat|Rat der Stadt]] Schüttorf hat 31 Mitglieder. Für eine Stadt mit einer Einwohnerzahl zwischen 12.001 und 15.000 Einwohnern und als Teil einer Samtgemeinde ist dies die festgelegte Anzahl.<ref>[http://www.nds-voris.de/jportal/portal/t/z05/page/bsvorisprod.psml/action/portlets.jw.MainAction?p1=1h&eventSubmit_doNavigate=searchInSubtreeTOC&showdoccase=1&doc.hl=0&doc.id=jlr-KomVerfGNDV1P46&doc.part=S&toc.poskey=#focuspoint Niedersächsisches Kommunalverfassungsgesetz (NKomVG) in der Fassung vom 17. Dezember 2010; §&nbsp;46 – Zahl der Abgeordneten], abgerufen am 17. September 2017</ref> Die 31 Ratsmitglieder werden durch eine [[Kommunalwahl]] für jeweils fünf Jahre gewählt. Die aktuelle Amtszeit begann am 15. November 2021 und endet am 31. Oktober 2026.


Nach der [[Kommunalwahlen in Niedersachsen 2021|Kommunalwahl am 12.&nbsp;September 2021]] führte das Ergebnis zu folgender Sitzverteilung im Stadtrat:<ref>{{Internetquelle |autor=itebo.de |url=https://votemanager.kdo.de/20210912/034565403/praesentation/ergebnis.html?wahl_id=225&stimmentyp=0&id=ebene_8_id_929 |titel=Ergebnis zur Stadtratswahl 2021 am 12.09.2021 |abruf=2021-11-16 |sprache=de}}</ref>
Die Schüttorfer Politik untergliedert sich in die Verwaltung der Samtgemeinde und die der Stadt selbst, so gibt es sowohl einen [[Samtgemeinde Schüttorf#Samtgemeinderat|Samtgemeinderat]], wie auch einen [[Stadtrat]] von Schüttorf. Zudem gibt es einen [[Samtgemeindebürgermeister]] und einen [[Bürgermeister]] der Stadt, auch jede der anderen sechs Teilgemeinden der Samtgemeinde besitzt einen eigenen Bürgermeister. Das Bürgermeisteramt von Schüttorf ist ein [[Ehrenamt]], ihm steht jedoch ein hauptberuflicher, wenn auch nicht vom Volk gewählter [[Stadtdirektor]] zur Seite. Der Samtgemeindebürgermeister arbeitet seit November [[2005]] hauptamtlich.


{| class=wikitable
=== Stadtrat und Bürgermeister ===
! colspan="2"| Parteien und Wählergemeinschaften
{| {{Prettytable}} align = "right"
! Stimmenanteil
|- bgcolor="e3e3e3"
! colspan="2" align="center" | Sitzverteilung im aktuellen Schüttorfer Stadtrat
|- bgcolor="e3e3e3"
! Partei/Gruppe
! Sitze
! Sitze
|-
|-
| CDU
| [[Christlich Demokratische Union Deutschlands|CDU]]
| [[Christlich Demokratische Union Deutschlands]]
| align="right" | 9
| style="text-align:center" |35,48 %
| style="text-align:center" |11{{0}}
|-
|-
| [[Sozialdemokratische Partei Deutschlands|SPD]]
| SPD
| [[Sozialdemokratische Partei Deutschlands]]
| align="right" | 13
| style="text-align:center" |33,28 %
| style="text-align:center" |10{{0}}
|-
|-
| Grüne
| [[Bündnis 90/Die Grünen]]
| [[Bündnis 90/Die Grünen]]
| align="right" | 1
| style="text-align:center" |16,28 %
| style="text-align:center" |5
|-
|-
| [[Freie Demokratische Partei|FDP]]
| FDP
| [[Freie Demokratische Partei]]
| style="text-align:center" |{{0}}4,56 %
| align="right" | 1
| style="text-align:center" |2
|-
|-
| SL
| Wählergemeinschaft Bürger für Bürger
| Schüttorfer Liste
| align="right" | 5
| style="text-align:center" |{{0}}4,18 %
| style="text-align:center" |1
|-
| AfD
| [[Alternative für Deutschland]]
| style="text-align:center" |{{0}}4,12 %
| style="text-align:center" |1
|-
| Linke
| [[Die Linke]]
| style="text-align:center" |{{0}}2,09 %
| style="text-align:center" |{{0}}1*
|- class="hintergrundfarbe5"
| style="text-align:left" colspan=2 | '''Gesamt''' <small>(unter Vernachlässigung von Rundungsfehlern)</small>
! 100 %
! 31
|- class="hintergrundfarbe2"
| colspan=4 style="text-align:center" | ''Wahlbeteiligung = 54,23 %''
|-
| colspan="4" |''* Der Kandidat von Die Linke trat nach den Wahlen aus seiner Partei aus und schloss sich der Grünen-Fraktion an.<ref name=":1">{{Internetquelle |autor=Jonas Schönrock |url=https://www.gn-online.de/schuettorf/schuettorfer-rat-waehlt-manfred-windhaus-erneut-zum-stadtdirektor--419378.html |titel=Schüttorfer Rat wählt Manfred Windhaus erneut zum Stadtdirektor |werk=GN online |datum=16.11.2021 |sprache=de |abruf=2021-11-16}}</ref>''
|}
|}
Im Stadtrat der Stadt Schüttorf hat die SPD traditionell die Mehrheit; seit der Gründung einer [[Freie Wähler|Unabhängigen Wählergemeinschaft]] im September [[1968]] konnte die SPD allerdings nicht mehr die absolute Mehrheit erringen. Bürgermeister ist zur Zeit Karl-Heinrich Dreyer (SPD) mit zwei Stellvertretern: Thomas Michael Hamerlik (CDU) und Karl-Heinz Büld (SPD).


Im Stadtrat der Stadt Schüttorf hatte die SPD traditionell die Mehrheit; seit der Gründung einer [[Wählergruppe|Unabhängigen Wählergemeinschaft]] im September 1968 konnte die SPD allerdings nicht mehr die absolute Mehrheit erringen. Von 2006 bis 2016 wurde Schüttorf von einer [[Jamaika-Koalition]] regiert. Von 2016 bis 2021 stellte eine Koalition von CDU und der Wählergemeinschaft ''Schüttorfer Liste'' die Mehrheit im Stadtrat. Seit konstituierenden Sitzung nach den letzten Wahlen am 12. September 2021 bildet eine Gruppe aus CDU und Grünen die Mehrheitsgruppe.<ref name=":1" />
Am [[28. Februar]] [[1924]] wurde der Berliner Dr. Franz Scheurmann zum ersten hauptamtlichen Bürgermeister der Stadt Schüttorf bestellt im Oktober [[1942]] wurde er jedoch wegen schwerer Differenzen mit dem örtlichen [[NSDAP]]-Führer Arnold Horstmeyer und dem NSDAP-Kreisleiter Dr. Josef Ständer, aus dem Amt enthoben. Zu seinem Nachfolger wurde NS-Ortsgruppenleiter Arnold Horstmeier ernannt, nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] setzte die britische Militärregierung im April [[1945]] Bernhard Verwold als ehrenamtlichen Bürgermeister ein. Als erster hauptmatlicher Bürgermeister nach dem zweiten Weltkrieg wurde am wieder[[25. Januar]] [[1946]] wieder Scheurmann gewählt, sein Nachfolger wurde [[1949]] bis [[1952]] Johann Wenning ([[SPD]]), der wiederum von [[1952]] bis Oktober [[1956]] von Scheurmann ([[CDU]]) abgelöst wurde. [[1956]] bis [[1972]] war dann wieder Johann Wenning Bürgermeister. Am [[16. November]] [[1972]] wurde Hermann Brinkmann (SPD) gewählt, der 16 Jahre lang die Geschicke der Stadt lenkte, bis er am [[16. Januar]] [[1989]] von Karl-Heinrich Dreyer (SPD) abgelöst wurde.

{| {{Prettytable}} align = "right"
=== Bürgermeister ===
|- bgcolor="e3e3e3"
Am 28. Februar 1924 wurde der Berliner [[Franz Scheurmann]] zum ersten hauptamtlichen Bürgermeister der Stadt Schüttorf bestellt. Im Oktober 1942 wurde er jedoch wegen schwerer Differenzen mit dem örtlichen [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|NSDAP-]]Führer Arnold Horstmeier und dem NSDAP-Kreisleiter [[Josef Ständer]] aus dem Amt enthoben. Zu seinem Nachfolger wurde NS-Ortsgruppenleiter Arnold Horstmeier ernannt, nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] setzte die britische Militärregierung im April 1945 Bernhard Verwold als ehrenamtlichen Bürgermeister ein. Als erster hauptamtlicher Bürgermeister nach dem Zweiten Weltkrieg wurde am 25. Januar 1946 wieder Scheurmann gewählt, sein Nachfolger wurde 1949 bis 1952 [[Johann Wenning]] (SPD), der wiederum von 1952 bis Oktober 1956 von Scheurmann (CDU) abgelöst wurde. 1956 bis 1972 war dann wieder Johann Wenning Bürgermeister. Am 16. November 1972 wurde Hermann Brinkmann (SPD) gewählt, der 16&nbsp;Jahre lang die Geschicke der Stadt lenkte, bis er am 16. Januar 1989 von Karl-Heinrich Dreyer (SPD) abgelöst wurde, der 17&nbsp;Jahre bis zum 8. November 2006 ehrenamtlicher Bürgermeister der Stadt war. Zu seiner Ablösung wurde er zum Ehrenbürgermeister der Stadt erklärt und erhielt kurz darauf das Bundesverdienstkreuz für seine Leistungen verliehen. Sein Nachfolger war bis November 2016 Thomas M. Hamerlik (CDU). Bürgermeister ist seit November 2016 Jörn Tüchter (CDU).<ref name=":1" /><ref>[http://www.gn-online.de/nachrichten/im-ueberblick-wer-ist-wo-buergermeister-174714.html gn-online: ''Wer ist wo Bürgermeister?'']</ref>
! colspan="2" align="center" |Liste der Schüttorfer Bürgermeister

|- bgcolor="e3e3e3"
{| class="wikitable"
! Bürgermeister
|+ style="padding-bottom: 0.5em" | Liste der Schüttorfer Bürgermeister
! Zeitraum
|- class="hintergrundfarbe5"
! Bürgermeister || Zeitraum
|-
|-
| Dr. Franz Scheurmann später (CDU)
| Franz Scheurmann (später CDU)
| 28. Februar 1924 &ndash; Oktober 1942<br />25. Januar 1946 &ndash; 5. Januar 1949<br />1952 &ndash; Oktober 1956
| 28. Februar 1924 Oktober 1942<br />15. Februar 1946 14. September 1946<br />1952 Oktober 1956
|-
|-
| Arnold Horstmeyer (NSDAP)
| Arnold Horstmeier (NSDAP)
| Oktober 1942 &ndash; April 1945<br />(Von der NSDAP Kreisleitung eingesetzt)
| Oktober 1942 April 1945<br />(Von der NSDAP-Kreisleitung eingesetzt)
|-
|-
| Bernhard Verwold
| Bernhard Verwold
| April 1945 &ndash; 25. Januar 1946<br />(Von der britischen Militärregierung eingesetzt)
| April 1945 25. Januar 1946<br />(Von der britischen Militärregierung eingesetzt)
|-
| Erich Kortmann
| 1946–1949
|-
|-
| Johann Wenning (SPD)
| Johann Wenning (SPD)
| 5. Januar 1949 &ndash; 1952<br />Oktober 1956 &ndash; 16. Oktober 1972
| 5. Januar 1949–1952<br />Oktober 1956 16. Oktober 1972
|-
|-
| Hermann Brinkmann (SPD)
| Hermann Brinkmann (SPD)
| 16. November 1972 &ndash; 14. November 1988
| 16. November 1972 14. November 1988
|-
|-
| Karl-Heinz Dreyer (SPD)
| Karl-Heinz Dreyer (SPD)
| 16. Januar 1989 &ndash; heute
| 16. Januar 1989 8. November 2006
|-
| Thomas Michael Hamerlik (CDU)
| 8. November 2006 – 7. November 2016
|-
|Jörn Tüchter (CDU)
|seit 7. November 2016
|}
|}


=== Wappen ===
=== Wappen ===
Das [[Wappen]] der Stadt Schüttorf entstand vermutlich unmittelbar nach Erhebung des Ortes in den Rang einer Stadt. Das Stadtprivileg erwähnt kein [[Siegel]] oder Wappen, somit hat der Stadtherr den Bürgern die Entscheidung über ein Wappen überlassen. Die älteste erhaltene Urkunde, die das Wappen der Stadt Schüttorf als Siegel aufweist, stammt aus dem Jahr [[1315]].
Das [[Wappen]] der Stadt Schüttorf entstand vermutlich unmittelbar nach Erhebung des Ortes in den Rang einer Stadt. Das Stadtprivileg erwähnt kein [[Siegel]] oder Wappen, somit hat der Stadtherr den Bürgern die Entscheidung über ein Wappen überlassen. Die älteste erhaltene Urkunde, die das Wappen der Stadt Schüttorf als Siegel aufweist, stammt aus dem Jahr 1315.

Das Wappen zeigt ein stilisiertes Stadttor mit zwei Türmen, zwischen denen sich das Wappen der [[Grafschaft Bentheim]] befindet. Das aktuell genutzte Wappen ist einem Siegelabdruck einer Urkunde aus dem Jahr 1379 nachgeahmt.<ref name=":0">{{Internetquelle |autor=Stadt Schüttorf |url=http://schuettorf.de/pics/medien/1_1383033784/Hauptsatzung_Stadt_Schuettorf_neu.pdf |titel=Hauptsatzung der Stadt Schüttorf |datum=2013 |abruf=2017-11-25 |format=PDF |sprache=de}}</ref> Es ist jedoch keines der Stadttore der Stadt Schüttorf umgesetzt (das Wappen ist auch älter als die Stadttore), sondern das Wappen soll nur symbolisch den Begriff Stadt umsetzen.


=== Flagge ===
Das Wappen zeigt ein stilisiertes Stadttor mit zwei Türmen, zwischen denen sich das Wappen der [[Grafschaft Bentheim]] befindet. Es ist jedoch keines der Stadttore der Stadt Schüttorf umgesetzt (das Wappen ist auch älter als die Stadttore), sondern das Wappen soll nur symbolisch den Begriff Stadt umsetzen.
Die Farben der Stadt sind rot-gold (gelb). Die [[Flagge]] der Stadt ist längsgeteilt rot-gold und trägt in der Mitte das Wappen der Stadt in den Originalfarben.<ref name=":0" />


=== Städtepartnerschaften ===
=== Städtepartnerschaften ===
Schüttorf unterhält eine [[Städtepartnerschaft]] mit Vriezenveen ([[Twenterand]]) in den [[Niederlande|Niederlanden]], Region [[Twente]]. Diese Städtepartnerschaft ist Teil des [[EUREGIO]]-Programms, eines Kommunalverbands, dem ca. 140 deutsche und niederländische Städte, Gemeinden oder Kreise angehören. Der EUREGIO-Verband bemüht sich dabei um einen grenzüberschreitenden Ausbau der Wirtschaftsbeziehungen, um den Kulturaustausch und um deutsch-niederländische Schulkontakte.
Schüttorf unterhielt bis 2005 eine [[Städtepartnerschaft]] mit Vriezenveen ([[Twenterand]]) in den [[Niederlande]]n, Region [[Twente]]. Diese Städtepartnerschaft war Teil des [[EUREGIO]]-Programms, eines Kommunalverbands, dem circa 140 deutsche und niederländische Städte, Gemeinden oder Kreise angehören. Der EUREGIO-Verband bemüht sich dabei um einen grenzüberschreitenden Ausbau der Wirtschaftsbeziehungen, um den Kulturaustausch und um deutsch-niederländische Schulkontakte. 2005 kündigte Vriezenveen die Städtepartnerschaft, Schüttorf blieb aber Teil des EUREGIO. [[Niederländische Sprache|Niederländisch]] ist in der Schüttorfer Oberschule Wahlpflichtfach.<ref>{{Internetquelle |autor=Oberschule Schüttorf |url=http://php.oberschule-schuettorf.de/schueler/wahlpflichtkurse-2/wahlzettel-wahlpflichtkurse-7/ |titel=Wahlzettel Wahlpflichtkurse 7 |abruf=2017-11-25 |sprache=de}}</ref>


== Wirtschaft und Infrastruktur ==
== Infrastruktur und Wirtschaft ==
=== Verkehr ===
Gegen Ende des [[19. Jahrhundert]]s entwickelte sich in Schüttorf eine starke [[Textilindustrie]] mit mehreren großen lokalen Unternehmen (Schlikker & Söhne, Gathmann & Gerdemann, G. Schümer & Co. und der Rofa), des Weiteren entstand eine [[Margarine]]fabrik (Wilhelm Edel & Co.). Schüttorf konnte von dieser [[Industrialisierung]] stark profitieren, was sich auch in den Einwohnerzahlen niederschlug ([[1871]]: 1692 Einwohner, [[1900]]: 4110). (vgl. [[Schüttorf#Quellen|5]]) In der Krise der Textilindustrie in den 70er Jahren des [[20. Jahrhundert]]s geriet aber auch die Schüttorfer Industrie in eine Krise, und nur die Firma Rofa, sowie die Firma G. Schümer GmbH & Co. existieren heute noch. Infolgedessen stieg auch die Arbeitslosigkeit, und die Steuereinnahmen der Stadt gingen zurück.
==== Luftverkehr ====
Schüttorf ist circa 50 Autominuten entfernt vom internationalen [[Flughafen Münster/Osnabrück]] in [[Greven]]. Der regionale [[Flugplatz Nordhorn-Lingen]] befindet sich etwa 20 Autominuten entfernt.


==== Schienenverkehr ====
Heute profitiert Schüttorf von seiner hervorragenden verkehrsgünstigen Lage, direkt am Autobahnkreuz ''Schüttorfer Kreuz'' (A30/A31) und seiner Nähe zur [[Niederlande|niederländischen]] [[Politische Grenze|Grenze]]. Schüttorf hat ein großes [[Gewerbegebiet]] an der [[Autobahn]] ausgewiesen und versucht durch attraktive Wirtschaftsförderung Unternehmen zu gewinnen, die sich dort ansiedeln. Die [[Arbeitslosigkeit]] in Schüttorf betrug [[2003]] 8,9 %, was deutlich geringer ist als die Arbeitslosigkeit in [[Niedersachsen]] 2003 (10,5 %).
[[Datei:Eurobahn Stadler FLIRT RB61 Schüttorf.jpg|mini|[[Eurobahn]] – RB 61 im Bahnhof Schüttorf]]
Der [[Bahnhof]] Schüttorf<ref>[https://www.bahnhof.de/bahnhof-de/bahnhof/Sch-C3-BCttorf-1026136 Schüttorf] auf bahnhof.de</ref> liegt an der [[Bahnstrecke Almelo–Salzbergen]]. Im [[Schienenpersonennahverkehr]] verkehrt hier die [[Regionalbahn|RB]] [[Liste der SPNV-Linien in Niedersachsen#Regionalverkehr|61]] ''Wiehengebirgs-Bahn'' ([[Hengelo]]–[[Bielefeld]]).


{| class="wikitable"
=== Ansässige Unternehmen ===
|- class="hintergrundfarbe6"
Hier sind größere Unternehmen in Schüttorf aufgeführt, ein vollständiges [[Branchenverzeichnis]] findet sich bei ([[Schüttorf#Quellen|6]]). Der größte [[Gewerbesteuer]]zahler in Schüttorf ist die ''Georg Utz GmbH'', dieses Unternehmen unterhält eine Kunststofffabrik, in der [[Transportpalette|Kunststoffpaletten]] und Kunststoffbehälter hergestellt werden. Ähnlich groß ist eine [[Wellpappe]]nformatwerk der ''Prowell Gruppe'', die 2005 direkt am ''Schüttorfer Kreuz'' fertiggestellt wurde. Mittelständische Unternehmen sind die ''Arnold Lammering GmbH & Co. KG'', eine Großhandlung für Stahl mit rund 100 Mitarbeitern, und die ''Kortmann Beton GmbH & Co. KG'', die Betonteile und Betonsteine fertigt. Bis 2004 beheimatete die Stadt auch ein [[Kalksandstein|Kalksandsteinwerk]], das aber geschlossen und abgerissen wurde. Die verkehrsgünstige Lage von Schüttorf begünstigt die Ansiedlung von Speditionen. Es haben sich vier verschiedenen Unternehmen dieser Branche angesiedelt, die ''Breukers Spedition,'' die ''Rigterink GmbH & Co. KG,'' die ''Fiege net'' und die ''Wanning Spedition GmbH & Co. KG.''
! Linie
! Verlauf
! Takt
{{Linienverlauf SPNV NRW 6X|1|Farbe=LNVG}}
|}


Der nächstgelegene [[Fernbahnhof]] ist der [[Bahnhof Bad Bentheim]] mit den grenzüberschreitend verkehrenden [[InterCity]]s der [[Liste der Intercity-Linien (Deutschland)#Linie 77|Linie 77]] von [[Bahnhof Amsterdam Centraal|Amsterdam]] über Bad Bentheim, [[Osnabrück Hauptbahnhof|Osnabrück]], [[Hannover Hauptbahnhof|Hannover]] nach [[Berlin]].
Das über Schüttorf hinaus wohl bekannteste Unternehmen ist die ''Tulip Fleischwaren GmbH'', die [[Fleischprodukt|Fleisch-]] und [[Wurst|Wurstprodukte]] verarbeitet, die sich unter diesem Namen in deutschen [[Supermarkt|Supermärkten]] finden. Mit drei überregional bekannten Schinkenfabriken bildet diese Branche auch einen industriellen Schwerpunkt. Der größte Dienstleister in Schüttorf ist das ''Index'', eine [[Diskothek]] die auch überregional Gäste anzieht. Bedeutend ist auch die ''Bäckerei & Konditorei Sundag GmbH'', die inzwischen über 16 [[Filiale]]n in [[Nordrhein-Westfalen]] verfügt. Schüttorf verfügt über die ''Stadtwerke Schüttorf GmbH'', die in öffentlicher Hand ist und mehrere verlustträchtige öffentliche Einrichtungen, wie zum Beispiel das ''Vechte Bad'' ([[Hallenbad]]) und das [[Freibad]] ([[Quersubvention|quersubventioniert]]).


=== Verkehr ===
==== Busverkehr ====
Im [[Öffentlicher Personennahverkehr#Straßenpersonennahverkehr (ÖSPV)|Straßenpersonennahverkehr]] verbinden [[Regionalbusverkehr|Regionalbuslinien]] der [[Verkehrsgemeinschaft Grafschaft Bentheim]] (VGB) Schüttorf im regelmäßigen Taktverkehr mit [[Suddendorf]], [[Bad Bentheim]], [[Gildehaus (Bad Bentheim)|Gildehaus]] und [[Gronau (Westf.)|Gronau]] sowie mit [[Quendorf]] und [[Isterberg]]. Ein Anschluss an die von Bad Bentheim über [[Nordhorn]] nach [[Neuenhaus]] verkehrende Bahnlinie (RB 56)<ref>https://www.be-mobil.de/</ref> besteht mit einer Linie in Quendorf. Im Übrigen verkehrt ein [[Bürgerbus]] von Schüttorf über [[Samern]] und [[Ohne]] nach [[Wettringen (Münsterland)|Wettringen]] und umgekehrt.<ref>[http://www.buergerbusverein-sow.de/ Informationen zum Bürgerbus auf der Homepage des Bürgerbusvereins]</ref><ref>{{Webarchiv |url=https://www.vgb-mob.de/wp-content/uploads/2019/06/vgb_liniennetzplan_druck.pdf |text=Liniennetz der VGB (PDF) |wayback=20190728181529}}</ref>
Schüttorf besitzt einen eigenen Bahnhof und damit Anschluss an die [[Bundesbahn]]-Hauptstrecke [[Hannover]]–[[Osnabrück]]–[[Amsterdam]]. Ein [[Regionalexpress]] hält hier stündlich. Im Nordosten von Schüttorf befindet sich das [[Autobahnkreuz]] ''Schüttorfer Kreuz.'' Dort kreuzen sich [[A30]] ([[Bad Oeynhausen]]–[[Osnabrück]]–[[Hengelo (O)|Hengelo]]) und [[A31]] ([[Emden]]–[[Oberhausen]]). Circa 50 Autominuten entfernt liegt der internationale [[Flughafen Münster/Osnabrück]]: FMO Greven. Ein regionaler Flughafen befindet sich im 15 Autominuten entferntem [[Klausheide]] bei [[Nordhorn]].

==== Straßen ====
[[Datei:Schüttorfer Kreuz.jpg|mini|Schüttorfer Kreuz]]

Im Nordosten von Schüttorf befindet sich das [[Autobahnkreuz Schüttorf]]. Dort kreuzen sich die Autobahnen [[Bundesautobahn 30|30]] ([[Bad Oeynhausen]]–[[Osnabrück]]–[[Bad Bentheim]]) und [[Bundesautobahn 31|31]] ([[Emden]]–[[Bottrop]]). Schüttorf verfügt über die beiden Autobahn-[[Anschlussstelle (Autobahn)|Anschlussstellen]] ''Schüttorf-Nord'' (A&nbsp;30) und ''Schüttorf-Ost'' (A&nbsp;31).

Die [[Bundesstraße 65]] (B&nbsp;65) führte bis in die 1970er Jahre direkt durch die Schüttorfer Innenstadt und über den Marktplatz. Mit dem Bau der ''Graf-Egbert-Straße'' wurde eine Umgehungsstraße geschaffen. Im Zuge des sogenannten ''Kuhm-Durchbruchs'' wurde die Burg Altena und das kaiserliche Postamt abgerissen. Später ist der Abschnitt der B&nbsp;65 von der niederländischen Grenze bis Rheine als [[Landesstraße]] 39 zurückgestuft worden.

==== Wanderwege ====
Den Stadtteil Suddendorf durchquert der [[Töddenweg]] von Osnabrück über Rheine nach Bad Bentheim, welcher vom [[Wiehengebirgsverband Weser-Ems]] betreut wird. Dieser Wanderweg ist Teil des [[Europäischer Fernwanderweg E11|europäischen Fernwanderweges E11]] durch die Niederlande, Deutschland und Polen.

=== Wirtschaft ===
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte sich in Schüttorf eine starke [[Textilindustrie]] mit mehreren großen lokalen Unternehmen (Schlikker & Söhne, Gathmann & Gerdemann, G. Schümer & Co. und ten Wolde, später Carl Remy, die heutige RoFa ist keine ursprüngliche Textilfirma, sondern wurde von H. Lammering gegründet und später von Gerhard Schlikker jun., Levert Rost und Wilhelm Edel übernommen. Der Name RoFa resultiert aus den Nachkriegsgesellschafter Rost und Falley), des Weiteren entstand eine [[Margarine]]fabrik (Wilhelm Edel & Co.). Schüttorf konnte von dieser [[Industrialisierung]] stark profitieren, was sich auch in den Einwohnerzahlen niederschlug (1871: 1692 Einwohner, 1900: 4110).<ref>[http://www.studiengesellschaft-emsland-bentheim.de/ Biografie von Gerhard Schlikker und Geschichte der Schüttorfer Textilindustrie]</ref> In der Krise der Textilindustrie in den 1970er-Jahren geriet aber auch die Schüttorfer Industrie in eine Krise und nur die Firma Rofa sowie die Firma Schümer Textil GmbH (vormals G. Schümer GmbH & Co. KG) existieren heute noch. Infolgedessen stieg auch die Arbeitslosigkeit und die Steuereinnahmen der Stadt gingen zurück.

Seit der Fertigstellung des ''Schüttorfer Kreuzes'' (A&nbsp;30/A&nbsp;31) im Dezember 2004 profitiert Schüttorf von seiner verkehrsgünstigen Lage und seiner Nähe zur [[Niederlande|niederländischen]] [[Politische Grenze|Grenze]]. Schüttorf hatte zu dieser Zeit ein großes [[Gewerbegebiet]] an der [[Autobahn]] ausgewiesen und versucht, durch Wirtschaftsförderung Unternehmen dort anzusiedeln. Die [[Arbeitslosigkeit]] der Samtgemeinde betrug im Mai 2007 6,7 %, was unter der Arbeitslosenquote [[Niedersachsen]]s lag, die 8,5 % betrug, aber das Niveau des Landkreises mit 6,1 % übersteigt.

==== Ansässige Unternehmen ====
Einer der größten [[Gewerbesteuer (Deutschland)|Gewerbesteuerzahler]] in Schüttorf ist seit 1971 die [[Schweiz]]er [[Utz Gruppe|''Georg Utz GmbH'']] mit etwa 500 Beschäftigten. Das Unternehmen unterhält eine Kunststofffabrik, in der [[Transportpalette|Kunststoffpaletten]] und Kunststoffbehälter hergestellt werden. Ähnlich groß ist ein [[Wellpappe]]nformatwerk der [[Progroup|Prowell-Gruppe]], das 2005 direkt am ''Schüttorfer Kreuz'' fertiggestellt wurde. Die ''Stemmann-Technik GmbH'' produziert mit etwa 500 Mitarbeitern (Stand 2013) [[Stromabnehmer]] für den [[InterCityExpress|ICE]] und andere Züge, Straßen- oder U-Bahnen sowie weiterführende Produkte zur Energie- und Datenübertragung im industriellen Bereich. Mittelständische Unternehmen sind die ''[[Arnold Lammering Gruppe|Arnold Lammering GmbH]]'', eine Großhandlung für Stahl, Sanitär, Heizung und Fliesen mit rund 500 Mitarbeitern, die ''PigTek Europe GmbH'', die Stalleinrichtungen herstellt und die ''Kortmann Beton GmbH & Co. KG'', die Betonteile und Betonsteine fertigt. Bis 2004 beheimatete die Stadt auch ein [[Kalksandstein]]werk, das aber geschlossen und abgerissen wurde. Die verkehrsgünstige Lage von Schüttorf begünstigt die Ansiedlung von Speditionen und Logistikunternehmen. Es haben sich verschiedenen Unternehmen dieser Branche angesiedelt, wovon derzeit die ''Rigterink GmbH & Co. KG,'' die ''Imperial Chemical Logistics GmbH'', die ''Euregio-Logistik GmbH,'' die ''Wanning Spedition GmbH & Co. KG'' sowie die ''ECH Euregio Cargo Hub GmbH'' ansässig sind.

Ein über Schüttorf hinaus bekanntes Unternehmen ist die [[Dänemark|dänische]] ''[[Danish Crown|Tulip Food Company GmbH]]'', die [[Fleischprodukt|Fleisch-]] und [[Wurst]]produkte verarbeitet, die sich unter diesem Namen in deutschen [[Supermarkt|Supermärkten]] finden. Weitere überregional bekannte Firmen sind seit 1821 das Familienunternehmen ''H. Klümper GmbH & Co. KG'' und die ''Klüsta-Schinken Klümper & Stamme GmbH'', die Schinkenspezialitäten vertreiben.

Mit dem ''[[Index (Diskothek)|Index]]'' besteht in Schüttorf die größte [[Diskothek]] Deutschlands, die mehr als 10.000 Gäste pro Wochenende hat.<ref>[http://www.spiegel.de/sptv/wissen/spiegel-tv-wissen-index-in-schuettorf-deutschlands-groesste-disco-a-1013132.html ''Nachtschicht in Deutschlands größter Disco''] Spiegel Online</ref>

==== Stadtwerke ====
Schon 1896 wurde in der Fabrikstraße ein erstes Gleichstrom-Elektrizitätswerk eingerichtet. Ab 1897 hatte Schüttorf, als eine der ersten Städte im deutschen Reich, eine elektrische Straßenbeleuchtung. Am 1. April 1909 kaufte die Stadt das E-Werk für 110.000&nbsp;[[Mark (1871)|Goldmark]], seitdem ist es in städtischer Hand. Bis 1955 wurde das Netz von [[Gleichstrom]] auf [[Dreiphasenwechselstrom|Drehstrom]] umgestellt und die Eigenstromerzeugung eingestellt. 1928/1929 erhielt Schüttorf eine städtische Wasserversorgung. Seit dem 28. Dezember 1970 liefern die Stadtwerke auch [[Erdgas]]. Zum 1. Januar 2016 fusionierten die ''Stadtwerke Schüttorf GmbH'' mit der ''Energieversorgung Emsbüren (EVE)'' zur ''Stadtwerke Schüttorf Emsbüren GmbH (SWSE)''.<ref>[https://www.gn-online.de/obergrafschaft/stadtwerke-fusion-gemeinsam-auf-den-energiemarkt-117999.html Grafschafter Nachrichten: ''Stadtwerke-Fusion: Gemeinsam auf den Energiemarkt'' (23. Juli 2015)]</ref> Dabei hält die Stadt Schüttorf 83,00 % der Unternehmensanteile.<ref>[https://www.swse.de/unternehmen/unternehmenstruktur/ Stadtwerke Schüttorf Emsbüren: ''Unternehmen > Unternehmenstruktur'']</ref> Heute sind neben dem [[Hallenbad]] ''Vechtebad'' und dem Freibad in Schüttorf auch das Hallenbad ''Ems Bad'' in Emsbüren in der Hand der Stadtwerke. Ebenfalls baut und betreibt das Unternehmen ein [[Breitband-Internetzugang|Breitband]]-Glasfasernetz in der Stadt Schüttorf und Umgebung.<ref>[https://www.swse.de/produkte/internet-co/ Stadtwerke Schüttorf Emsbüren: ''Produkte > Internet & Co.'']</ref> Darüber hinaus besitzen und unterhalten die Stadtwerke die Straßenbeleuchtung in Schüttorf und [[Emsbüren]].
[[Datei:Postkarte-annaheim-schüttorf-1908.JPG|mini|Das Annaheim ein Jahr nach der Eröffnung auf einer Postkarte (1908)]]

==== Medizinische Einrichtungen ====
Am 17. Oktober 1904 stiftete der Fabrikant Hermann Schlikker der Stadt 250.000&nbsp;Goldmark für den Bau eines [[Krankenhaus]]es. Das ''Krankenhaus Annaheim'' mit 40 Betten wurde 1907 eröffnet. Es wurde nach Schlikkers verstorbener Frau benannt. In den 1980er Jahren wurde ein [[Pflegeheim]] der evangelisch-reformierten Kirche an das Krankenhaus angegliedert. Das Krankenhaus konnte jedoch nie wirtschaftlich arbeiten und wurde 1996 geschlossen. In dem Gebäude entstand ein Pflegezentrum, zu dem auch medizinische und [[Physiotherapie|physiotherapeutische]] Praxen gehören. Heute praktizieren in Schüttorf elf [[Arzt|Ärzte]], drei [[Tierarzt|Tierärzte]] und fünf [[Zahnarzt|Zahnärzte]].<ref>{{Internetquelle |autor=schuettorf.de |url=http://schuettorf.de/firmen/branchen_index.php?menuid=290&topmenu=111 |titel=Branchenverzeichnis > Gesundheit und Medizin |abruf=2017-09-06 |sprache=de}}</ref>


== Kultur und Sehenswürdigkeiten ==
== Kultur und Sehenswürdigkeiten ==
{{Siehe auch|Liste der Baudenkmale in Schüttorf}}
=== Schüttrupper Platt ===
In Schüttorf wird traditionell ein [[Plattdeutsch|plattdeutscher]] Dialekt, das ''Schüttrupper Platt'' gesprochen. Man ist sehr bemüht, dieses [[Dialekt]] zu erhalten. Es gibt eine plattdeutsche Theatergruppe, der Dialekt wird an der [[Grundschule]] gelehrt und es erscheinen auch Literatur oder Zeitungsartikel in diesem Dialekt.


=== Bauwerke ===
=== Bauwerke ===
[[Bild:Schüttorf Market and City Hall.jpg|thumb|right|Der Marktplatz der Stadt Schüttorf mit Brunnen, Rathaus und katholischer Kirche]]
[[Datei:Schüttorf Market and City Hall.jpg|mini|Der Marktplatz der Stadt Schüttorf mit Brunnen, Rathaus und katholischer Kirche]]
[[Bild:Schüttorf Villa Schlikker.jpg|thumb|right|Villa Schlikker aus dem Jahr 1903, Steinstraße]]
[[Datei:Schüttorf Villa Schlikker.jpg|mini|Villa Schlikker aus dem Jahr 1903, Steinstraße]]
[[Datei:Schüttorf City.jpg|mini|Schüttorfer Innenstadt]]
Sehenswert ist das [[Rathaus]], ein zweigeschossiger Quaderbau aus Bentheimer Sandstein mit [[Staffelgiebel]] aus dem [[15. Jahrhundert]]. Auf dem Marktplatz vor dem Rathaus befindet sich eine Bronzestatue einer Frau, die zwei Ziegen führt. Direkt neben dem Rathaus steht die katholische Kirche.


Neben der ''großen Kirche'' (Evangelisch-reformierte Kirche St. Laurentius) ist vor allem das [[Rathaus]] sehenswert, ein zweigeschossiger Quaderbau aus Bentheimer Sandstein mit [[Staffelgiebel]] aus dem 15. Jahrhundert, in das die Schüttorfer [[Elle (Einheit)|Elle]] eingelassen ist, eine 68&nbsp;cm lange Metallstange, die zur [[Eichung]] diente. Auf dem Marktplatz vor dem Rathaus befindet sich eine Bronzestatue einer Frau, die zwei Ziegen führt. Direkt neben dem Rathaus steht die katholische Kirche. Hinter der [[Kirchschule]] findet sich die alte Fürstliche Wassermühle aus dem Jahr 1914, sie ist die einzige erhaltene Mühle, von einst vielen Mühlen, in Schüttorf und liegt am [[Kolk|Mühlenkolk]] umgeben von alten [[Echte Trauerweide|Trauerweiden]].
In Schüttorf gibt es auch eine Vielzahl sehenswerter Wohnbauten. Ursprünglich waren eingeschossige Fachwerk-[[Dielenhaus|Dielenhäuser]] mit über [[Knagge]]n vorkragenden Giebeldreiecken vorherrschend, wie man sie heute noch zum Beispiel in [[Quakenbrück]] häufig antreffen kann. In Schüttorf wurden die Fassaden allerdings im [[18. Jahrhundert|18.]] und [[19. Jahrhundert]] vielfach massiv erneuert. Nach Abbrüchen sind nur noch wenige ältere Beispiele vorhanden. Zu erwähnen ist hier die Stadtapotheke, die ursprünglich aus zwei giebelständigen Einzelhäusern bestand, die um [[1750]] durch [[Blende (Architektur)|Vorblendung]] einer neuen Straßenfassade zusammengefasst wurden. Der rechte Bauteil ist bereits um 1645 entstanden. Viele alte Häuser befinden sich in der Steinstraße, im Singel steht ein Fachwerk-Dielenhaus, das noch aus der Zeit um [[1600]] stammt.

In der Innenstadt blieb eine Reihe älterer Wohnbauten erhalten. Ursprünglich waren eingeschossige Fachwerk-[[Dielenhaus|Dielenhäuser]] mit über [[Knagge (Fachwerk)|Knaggen]] vorkragenden Giebeldreiecken vorherrschend, wie sie heute zum Beispiel noch mehrfach in [[Quakenbrück]] anzutreffen sind. In Schüttorf wurden die Fassaden allerdings im Laufe des 18. und 19. Jahrhunderts häufig massiv erneuert. Nach Abbrüchen und Sanierungsmaßnahmen sind nur noch wenige ältere Beispiele vorhanden. Zu erwähnen ist die ''Stadtapotheke'', die ursprünglich aus zwei giebelständigen Einzelhäusern bestand und um 1750 durch [[Blende (Architektur)|Vorblendung]] einer neuen Straßenfassade zusammengefasst wurden. Der rechte Bauteil ist bereits um 1645 entstanden. Einige ältere Häuser befinden sich in der ''Steinstraße''. Hier ist besonders Haus Nr. 7 zu erwähnen, das im Kern aus dem 17. Jahrhundert stammt. Die Straßenfassade wurde 1827 in den Formen des niederländischen [[Klassizismus]] neu aufgeführt. Im ''Singel'' (Nr. 1) steht ein Fachwerk-Dielenhaus aus der Zeit um 1600, das heute als Gaststätte genutzt wird. Es gehört zu den ältesten Wohnbauten der Stadt.

Unter den [[Villa|Villen]] sind drei besonders hervorzuheben. Die ''Villa Remy'' in der Bentheimer Straße wurde 1906 in Anlehnung an Bauten des Baumeisters [[Clemens August von Vagedes]] erbaut. Vorbild war unter anderem das 1780 für den Pfennigkammersekretär Engelen am Verspoel 11 in [[Münster]] errichtete repräsentative Wohnhaus. Die ''Villa Rost'' in der Lehmkuhle, auch ''blaue Villa'' genannt, stammt aus dem Jahr 1902. Die in der Steinstraße gelegene [[Villa Schlikker (Schüttorf)|Villa Schlikker]] war ein Geschenk des Fabrikanten Herman ten Wolde an seine Tochter Ida und seinen Schwiegersohn im Jahr 1903. Dieses Haus steht insbesondere wegen seiner reichen Innenraumgestaltung im [[Jugendstil]] unter [[Denkmalschutz]].

=== Schüttrupper Platt ===
In Schüttorf wird traditionell ein [[Niederdeutsche Sprache|plattdeutscher]] Dialekt, das ''Schüttrupper Platt'' gesprochen. Zur Erhaltung des [[Dialekt]]s veranstaltet der Heimatverein der Samtgemeinde regelmäßig Veranstaltungen unter dem Titel „''Wij kürt ock Platt''“. Es gibt eine plattdeutsche Theatergruppe, und es erscheinen auch Literatur und Zeitungsartikel im Dialekt.


=== Theater ===
=== Theater ===
In Schüttorf ist das ''Theater der Obergrafschaft'' ([[Schüttorf#Quellen|7]]) beheimatet, das seit 1975 besteht. Hier finden etwa zweimal im Monat Vorführungen statt. Dazu werden sowohl bekannte Künstler eingeladen, als auch Stücke von Schüttorfern eingeübt und gespielt.
In Schüttorf ist das ''Theater der Obergrafschaft'' beheimatet, das seit 1975 besteht.<ref>[http://theater-der-obergrafschaft.de/ Homepage des Theaters der Obergrafschaft Schüttorf]</ref> Hier finden etwa zweimal im Monat Vorführungen statt. Dazu werden sowohl bekannte Künstler eingeladen, als auch Stücke von Schüttorfern eingeübt und gespielt. Bis 2006 gab es im Theater insgesamt 350 Aufführungen mit über 150.000 Besuchern.


=== Sport und Freizeit ===
=== Sport und Freizeit ===
In Schüttorf gibt es zwei öffentliche Bäder, das ''Vechtebad,'' ein Hallenbad, und ein Freibad. Der ''FC Schüttorf 09'' bietet ein breites Sportangebot mit insgesamt neun Abteilungen. Die Fußballabteilung des FC 09 spielt in der [[Niedersachsenliga-West]]. Ein weiterer, wenn auch kleinerer Sportverein ist der ''SC Borussia 26 Schüttorf.''
In Schüttorf gibt es zwei öffentliche [[Schwimmbad|Bäder]], das ''Vechtebad,'' ein [[Hallenbad]], und ein 1935 gegründetes und 1997 saniertes [[Freibad]]; aber auch der ''[[Quendorfer See]]'' als [[Badesee]] ermöglicht es, zu [[Badekultur|baden]] oder zu [[Schwimmsport|schwimmen]].

Der größte Sportverein in der Stadt, mit ca. 3.000 Mitgliedern, ist der [[FC Schüttorf 09]]. Besonders erfolgreich sind die Fußball-, Handball- und Volleyballabteilung. Die erste Fußballmannschaft der Herren spielt aktuell in der [[Fußball-Landesliga Niedersachsen|Landesliga Weser-Ems]]. Im Volleyball spielt die erste Herren-Mannschaft in der [[2. Deutsche Volleyball-Bundesliga (Männer)|2. Deutschen Volleyball-Bundesliga, Staffel Nord]]. Die späteren Fußballprofis [[Simon Cziommer]] und [[Cihan Bolat]] stammen aus der Jugend des FC Schüttorf 09.

Weitere Fußball- bzw. Sportvereine sind u.&nbsp;a. der ''SC Borussia 26 Schüttorf'', der ''Sportverein Mayis'', ''Motorsportclub Schüttorf'' und der ''SV Suddendorf-Samern''.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.schuettorf.de/staticsite/staticsite.php?menuid=33&topmenu=29 |titel=Schüttorf - Sportvereine |abruf=2016-10-21}}</ref>

Der Tennisverein ''TC Schüttorf 85'' verfügt über eine eigene 6-Platz-Anlage mit roter Asche und einem Clubhaus; in direkter Nachbarschaft besteht eine kommerziell betriebene 3-Feld-Tennishalle mit einer integrierten Gaststätte. Die ''Reitsportgemeinschaft Schüttorf e. V.'' betreibt [[Dressurreiten|Dressur-]] und [[Springreiten]]. Ein anderer großer Sportverein ist der ''Sportfischerverein Schüttorf e. V.'' mit etwa 760 [[Sportfischer]]n als Mitgliedern.

Insgesamt verfügt Schüttorf über vier Sporthallen, drei [[Sportplatz|Sportplätze]], eine [[Reithalle]], eine Tennisanlage und eine kommerziell betriebene 3-Feld-Tennishalle, eine Bouleanlage mit 32 Bahnen sowie einer beheizbaren 12-Bahnen-Boulehalle, einen [[Bolzplatz]], einen Skateplatz und insgesamt neun [[Kinderspielplatz|Kinderspielplätze]]. Eine andere beliebte Sportart, vor allem in der kalten Jahreszeit ist das [[Kloatscheeten]], es gibt eine Vielzahl kleinerer privater Clubs, die vor allem im Januar beim Spiel auf den Straßen anzutreffen sind.

Schüttorf verfügt über das ''Unabhängige Jugendzentrum KOMPLEX Schüttorf e. V.''; dort treffen sich nicht nur Jugendliche, sondern es finden auch immer wieder Konzerte statt und es gibt verschiedene Projekte und Arbeitsgemeinschaften für Jugendliche. Der [[Christlicher Verein Junger Menschen|CVJM]] unterhält in Schüttorf ein Jugendcafé. Es gibt eine [[Freiwillige Feuerwehr|Ortsfeuerwehr]] und eine [[Jugendfeuerwehr]]. Darüber hinaus finden sich in Schüttorf drei [[Taubenzüchterverein|Brieftaubenzuchtvereine]] und andere Kleintierzuchtvereine, es gibt vier Gesangvereine, fünf Musikvereine und einige andere [[Verein]]e und Gemeinschaften.


=== Regelmäßige Veranstaltungen ===
=== Regelmäßige Veranstaltungen ===
Eine bedeutende überregional weit bekannte regelmäßige Veranstaltung war das ''Schüttorf Open Air.'' Bis [[1994]] fand dieses Open Air regelmäßig jedes Jahr auf den Vechtewiesen in Schüttorf statt. Bekannte Bands waren zum Beispiel [[Midnight Oil]] und [[Whitesnake]]. Auch [[Frank Zappa]] trat in Schüttorf auf. Zunehmend strengere Auflagen der Stadtverwaltung und des Bauamtes erschwerten die Ausrichtung des Festivals. Als diese nahezu unmöglich geworden war, fand 1994 ein zweites Festival unter dem Namen Schüttorf Open Air bei [[Bad Bentheim]]-[[Gildehaus]] statt. [[1995]] gab es dann noch einmal ein Schüttorf Open Air bei Gildehaus, auf dem die [[Rolling Stones]] auftraten. Seitdem existiert dieses Festival nicht mehr und auch der Versuch, es [[2004]] wiederauferstehen zu lassen, scheiterte.
Eine bedeutende überregional weit bekannte regelmäßige Veranstaltung war das ''Schüttorf Open Air''. Von 1980 bis 1994 fand dieses ''Open Air'' regelmäßig jedes Jahr auf den Vechtewiesen in Schüttorf statt. Bekannte Bands waren zum Beispiel [[The Cure]], [[Depeche Mode]], [[Midnight Oil]] und [[Whitesnake]]. Auch [[Frank Zappa]], [[Rod Stewart]], [[BAP]], [[Simple Minds]], [[David Bowie]], [[BBM (Band)|BBM]] oder [[Die Toten Hosen]] traten in Schüttorf auf. Legendär war der Auftritt der Münsteraner [[Törner Stier Crew]], die 1982 Frank Zappa vor 36.000 Zuschauern zur besseren Vorgruppe degradierten.<ref>[http://www.germanrock.de/lexikon_show_band.php?ID=1458 Beitrag zu Törner Stier Crew im „German Rock Lexikon“]</ref> Zunehmend strengere Auflagen der Stadtverwaltung und des Bauamtes erschwerten die Ausrichtung des Festivals. Als diese nahezu unmöglich geworden war, wurde das Schüttort-Open-Air 1993 ins benachbarte [[Gildehaus (Bad Bentheim)|Gildehaus]] verlagert. 1995 gab es dann noch einmal ein ''Schüttorf Open Air'' bei Gildehaus, auf dem die [[Rolling Stones]] als Hauptakt im Rahmen der ''[[Voodoo Lounge]] Tournee'' auftraten. Außerdem traten auf: [[Kid Creole & the Coconuts]], [[Neil Young]], [[The Black Crowes]] und [[Willy DeVille]]. Seitdem existiert dieses Festival nicht mehr und auch der Versuch, es 2004 wiederauferstehen zu lassen, scheiterte. Parallel hat sich in den letzten Jahren das ''Komplex Open Air'' in Schüttorf entwickelt, organisiert von der ''Konzertinitiative Zikadumda'' des Jugendzentrums ''Komplex''. Bisher spielten dort namhafte Bands wie [[Blackmail (Band)|Blackmail]] oder [[4Lyn]], aber auch lokale Gruppen traten dort auf.


Des Weiteren gibt es in Schüttorf drei jährlich stattfindende Schützenfeste verschiedener [[Schützenverein]]e – das Adler-Schützenfest, das Bürger-Schützenfest und das Gilde-Schützenfest. In Schüttorf gibt es eine Frühjahrs- und eine [[Kirmes|Herbstkirmes]].
Des Weiteren gibt es in Schüttorf drei jährlich stattfindende Schützenfeste verschiedener [[Schützenverein]]e – das Bürger-Schützenfest, das Gilde-Schützenfest und das Adler-Schützenfest. Es gibt eine [[Jahrmarkt|Sommerkirmes]] auf dem Kuhmplatz sowie im Herbst eine Familienkirmes in der Innenstadt. An jedem Samstag ist in Schüttorf seit 1984 [[Wochenmarkt]].


=== Kulinarische Spezialitäten ===
=== Kulinarische Spezialitäten ===
In Schüttorf wird wie in den meisten ländlichen Gegenden Norddeutschlands eher deftig gegessen. Es ist weit verbreitet, selbst zubereitete ''Hausmannskost'' zu essen. Die typischen Gerichte des Nordens werden auch hier gegessen, die beliebteste Beilage ist die [[Kartoffel]].
In Schüttorf wird wie in den meisten ländlichen Gegenden Norddeutschlands eher deftig gegessen. Es ist weit verbreitet, selbst zubereitete ''Hausmannskost'' zu essen. Die typischen Gerichte des Nordens werden auch hier gegessen, die beliebteste Beilage ist die [[Kartoffel]].


Eine regionale Spezialität Bentheims sind die ''Bentheimer Moppen.'' Dabei handelt sich um eine besondere Art von Keksen, die vor allem zur Weihnachtszeit gegessen werden. Sie enthalten sehr viel [[Kümmel]], so dass der Geschmack von dem gewöhnlicher Weihnachtsplätzchen stark abweicht.
Eine regionale Spezialität Schüttorfs sind die ''Kaneelkökskes''“, flache, runde, im Hörncheneisen ([[Neujahrskuchen]]eisen) knusprig gebackene Küchlein mit leichtem [[Zimt]]geschmack, der von dem kleinen Anteil [[Zimtöl|Kaneelöl]] herrührt.
* [[b:Kochbuch/Bentheimer Moppen|Rezept:Bentheimer Moppen]]


„Schümers Korn“ darf, obwohl in der Nachbargemeinde Salzbergen gebrannt, auch als Schüttorfer Spezialität gelten. Die [[Brennerei]] Schümer war zunächst in der Innenstadt ansässig und durfte auf Geheiß des Bentheimer Grafen keine eigene Mühle bauen, da der Wind über dem Land Eigentum des Landesherren war. Schümer zog direkt vor die Gemeindegrenzen und betrieb seine dort neu errichtete Mühle dennoch mit „gräflichem Wind“.
„Schümers Korn“ darf, obwohl in der Nachbargemeinde Salzbergen gebrannt, auch als Schüttorfer Spezialität gelten. Die [[Brennerei]] Schümer war zunächst in der Innenstadt ansässig und durfte auf Geheiß des Bentheimer Grafen keine eigene Mühle bauen, da der Wind über dem Land Eigentum des Landesherren war. Schümer zog direkt vor die Gemeindegrenzen und betrieb seine dort neu errichtete Mühle dennoch mit „gräflichem Wind“.

Ein Brauch, der in Schüttorf und in der Grafschaft gepflegt wird, ist das ''Weggenbringen''. Wird in einer Familie ein Kind geboren, bringen die Nachbarn und Freunde einen ''Weggen'', ein oft bis zu zwei Meter langes Rosinenbrot, das auf einer [[Leiter (Gerät)|Leiter]] getragen wird. Traditionell wurde der Weggen von den Nachbarn selbst gebacken und mit Schinken und Käse zur Taufe geschenkt. Nach der Taufe wurden er dann verzehrt. Die Weggenkleidung ist das „''Holtbeus''“, die blaue Arbeitsjacke, mit schwarzer Hose, grauen Socken, [[Holzschuh|Holschen]], Zylinder und rotem Halstuch, das durch eine Streichholzschachtel geschnürt wird. Heute wird der Weggen kaum noch freitags vor der Taufe gebracht. Vielfach sind es inzwischen auch nicht mehr Weggen, Schinken und Käse, sondern Bobbycar, Autositz und sonstige Gebrauchsgegenstände, die gebracht werden.

=== Liedgut und Lyrik ===
In den 1920er Jahren dichtete der Schüttorfer Schuhmacher Fritz Lübke ein Lied auf die Stadt, das sich schnell großer Beliebtheit erfreute und in Schüttorf gesungen wurde. Heute kennen nur noch die älteren Bewohner das Lied, dem Lübke den Namen ''Mein Schüttorf'' gab.

<poem>
:Durch der Grafschaft grüne Fluren,:
:Fließt der Vechte silbern’ Band.
:Flüstert leis’ in alten Sagen,
:Vom Gescheh’n an früheren Tagen,
:Von daheim und Vaterland.

:Ob vorbei die alten Zeiten,
:Schüttorf bleibt sich ewig treu.
:Arbeit schaffen fleiß’ge Hände,:
:Einig sind sich alle Stände,
:Schätzend beides: Alt und Neu.

:Mag’s auch schön’re Städte geben,
:Schüttorf ist mein Heimatort,
:Nur für Schüttorf woll’n wir leben,
:Seinem Wohl gilt unser Streben,
:Schüttorf, dauere immerfort! —
</poem>

Bekannt ist auch das alte Gedicht: ''Die gläserne Kutsche''. Es erzählt von einer gläsernen Kutsche die von vier schwarzen, feuerschnaubenden Hengsten jedes Jahr zur St.-Johannes-Nacht durch Schüttorf gezogen wird:

{|
|
<poem>
:De Wiewe, de fröger dat Labben nich löten,
:de kwammen in de Glaskutsch met Handen und Vöten.
:Tot Spott van alle. In de Süntjannsnacht
:wörden se döör de Stroaten van Schüttrup bracht.
</poem>
|
<poem>
(Die Weiber, die das Tratschen nicht lassen konnten,
die kamen in die Glaskutsche mit Händen und Füßen.
Zum Spott von allen. In der Johannisnacht
werden sie durch die Straßen von Schüttorf gebracht.)
</poem>
|}


== Bildung ==
== Bildung ==
[[Datei:Schoolmuseum - Schüttorf - 2017.jpg|mini|Rekonstruierter Klassenraum im Schulmuseum]]
In Schüttorf gibt es drei [[Grundschule]]n, eine [[Hauptschule]], eine [[Realschule]] und eine 2004 wieder durch das Land Niedersachsen abgeschaffte [[Orientierungsstufe]].


In Schüttorf gibt es neben einem Schulkindergarten einen kommunalen [[Kindergarten]] sowie zwei Kindergärten in Trägerschaft der evangelisch-reformierten Kirche und einen des [[Deutsches Rotes Kreuz|Deutschen Roten Kreuzes]]. Es gibt drei [[Grundschule]]n. Bis Juli 2015 gab es auch eine [[Hauptschule]] und eine [[Realschule]] und bis 2004 eine durch das Land Niedersachsen abgeschaffte [[Orientierungsstufe]]. Die Haupt- und die Realschule schlossen sich 2006 an das [[Ganztagsschule|Ganztagsschulprogramm]] an und wurden im August 2015 zur [[Oberschule]] zusammengefasst.
Die älteste Schüttorfer Schule ist die ''Kirchschule'' oder ''Evangelische Volksschule Schüttorf'' aus dem Jahr [[1608]]. Die damals als Lateinschule gegründete Schule bietet heute Raum für 600 Grundschüler und wird von der evangelisch reformierten Kirche Schüttorf getragen. Auf eine Schulgründung im Jahr [[1712]] geht die ''Katholische Volksschule Schüttorf'' der katholischen Gemeinde zurück, es ist heute die kleinste Grundschule Schüttorfs mit Platz für etwa 200 Schüler. Die größe Grundschule ist die [[1970]] gegründete städtische ''Grundschule auf dem Süsteresch.''


Die älteste Schüttorfer Schule ist die ''Kirchschule'' oder ''Evangelische Volksschule Schüttorf'' aus dem Jahr 1608. Die damals als Lateinschule gegründete Schule bot Raum für 200 Grundschüler. Im Juli 2007 zog die Grundschule in das Gebäude der ehemaligen Hauptschule. Das Gebäude Kirchschule ist heute ein Bürgerzentrum mit unter anderem Stadtmarketingverein, Bücherei, Schulmuseum und Musikschule. Auf eine Schulgründung im Jahr 1712 geht die ''Katholische Volksschule Schüttorf'' der katholischen Gemeinde zurück, es ist heute die kleinste Grundschule Schüttorfs mit Platz für etwa 200 Schüler.
[[1955]] erhielt Schüttorf eine Sonderschule, die Hauptschule wurde [[1967]] gegründet, die Realschule hat sich aus der alten [[Volksschule]] entwickelt. Junge Schüttorfer, die das Gymnasium besuchen wollen, sind gezwungen, als Fahrschüler auf eines der umliegenden Gymnasien, vor allem das Burggymnasium [[Bad Bentheim]], das städtische Gymnasium in [[Ochtrup]] oder ein privates Gymnasium in [[Bardel]] auszuweichen. (vgl. [[Schüttorf#Quellen|8]])

Die größte Grundschule ist die 1970 gegründete städtische ''Grundschule auf dem Süsteresch,'' mit ca. 260 Schülern. Die Grundschule auf dem Süsteresch wurde am 8. Juni 2016 von der Robert-Bosch-Stiftung als „Beste Schule Deutschlands“ mit dem [[Deutscher Schulpreis|Deutschen Schulpreis]] 2016 ausgezeichnet. Der Preis ist mit 100.000 € dotiert.<ref>[https://www.ndr.de/nachrichten/Deutscher-Schulpreis-geht-an-Schuettorfer-Schule,schulpreis326.html ''Deutscher Schulpreis geht an Schüttorfer Schule''] auf ndr.de am 8. Juni 2016</ref>

1955 wurde in Schüttorf die ''[[Erich Kästner|Erich-Kästner]]-Schule'', eine Schule für Lernbehinderte, eröffnet; zum Schuljahresende 2017/18 wurde diese Schule geschlossen.<ref>[https://www.gn-online.de/schuettorf/stadt-will-erich-kaestner-schule-kaufen-266908.html Stadt will Erich-Kästner-Schule kaufe] Grafschafter Nachrichten vom 18. November 2018</ref> Die Hauptschule wurde 1967 gegründet und 2010 in ''[[Wilhelm Busch|Wilhelm-Busch]]-Schule'' umbenannt.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.gn-online.de/de/lokales/suche.html?artikelid=369785 |text=Hauptschule bekommt einen Namen |archive-is=20120731074822}} (vom 23. März 2010)</ref> Die Realschule entwickelte sich aus der alten [[Volksschule]]. Junge Schüttorfer, die das Gymnasium besuchen wollen, haben die Möglichkeit, als Fahrschüler auf eines der umliegenden Gymnasien, vor allem das Burg-Gymnasium [[Bad Bentheim]], das städtische Gymnasium in [[Ochtrup]], das Gymnasium [[Rheine]] oder das private Missionsgymnasium St. Antonius in [[Bardel]] auszuweichen.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.gbiu.de/Schulgeschichte/Schuettorf/F.html |text=Schüttorfer Schulgeschichte |wayback=20070927202703}}</ref>

Seit September 2007 besitzt Schüttorf ein eigenes Schulmuseum, das seit Oktober 2012 im Bürgerzentrum ''Alte Kirchschule'' untergebracht worden ist.


== Persönlichkeiten ==
== Persönlichkeiten ==
=== Ehrenbürger ===
=== Ehrenbürger ===
Der erste und bisher einzige Ehrenbürger der Stadt Schüttorf ist der erster Berufsbürgermeister der Stadt sowie spätere [[Landrat]] der [[Grafschaft Bentheim]] Dr. Franz Scheurmann (* [[8. Mai]] [[1892]] in [[Berlin]], † [[3. Oktober]] [[1964]] in [[Nordhorn]]), dem die Ehrenbürgerwürde am [[8. Mai]] [[1962]] verliehen wurde. Im Mai [[1957]] erhielt er zusätzlich das [[Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland|Bundesverdienstkreuz am Bande]] und seit [[1966]] ist der Dr. Scheurmann-Platz in Schüttorf nach ihm benannt. Scheurmann setzte sich in seiner Amtszeit vor allem für das Stadtarchiv ein, und trug zahlreiche alte Dokumente und geschichtliche Zeugnisse zusammen, die er in zahlreichen Abhandlungen über Schüttorf veröffentlichte. (vgl. [[Schüttorf#Quellen|9]])
Der erste und bisher einzige Ehrenbürger der Stadt Schüttorf ist der erste Berufsbürgermeister der Stadt sowie spätere [[Landrat (Deutschland)|Landrat]] der [[Landkreis Grafschaft Bentheim|Grafschaft Bentheim]] [[Franz Scheurmann]] (* 8. Mai 1892 in [[Berlin]], † 3. Oktober 1964 in [[Nordhorn]]), dem die Ehrenbürgerwürde am 8. Mai 1962 verliehen wurde.<ref>[http://www.studiengesellschaft-emsland-bentheim.de/Seiten/Biographien/Texte/Scheurmann.html Biografie von Franz Scheurmann]</ref> Im Mai 1957 erhielt er außerdem das [[Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland|Bundesverdienstkreuz am Bande]] und seit 1966 ist der Dr.-Scheurmann-Platz in Schüttorf nach ihm benannt. Scheurmann setzte sich in seiner Amtszeit vor allem für das Stadtarchiv ein und trug zahlreiche alte Dokumente und geschichtliche Zeugnisse zusammen, die er in zahlreichen Abhandlungen über Schüttorf veröffentlichte.


=== Söhne und Töchter der Stadt ===
=== Söhne und Töchter der Stadt ===
Die folgende Übersicht enthält bedeutende in Schüttorf geborene Persönlichkeiten chronologisch aufgelistet nach dem Geburtsjahr. Ob die Personen ihren späteren Wirkungskreis in Schüttorf hatten oder nicht, ist dabei unerheblich. Die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Die folgende Übersicht enthält bedeutende in Schüttorf geborene Persönlichkeiten chronologisch aufgelistet nach dem Geburtsjahr. Ob die Personen ihren späteren Wirkungskreis in Schüttorf hatten oder nicht, ist dabei unerheblich. Die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
* [[1425]], [[Johan van den Mynnesten]], Deutsch-Niederländischer [[Malerei|Maler]] und [[Kupferstich|Kupferstecher]]
* 1425, [[Johan van den Mynnesten]], deutsch-niederländischer [[Malerei|Maler]] und [[Kupferstich|Kupferstecher]] († 1504)
* 1675, [[Jodocus Hermann Nünning]], Geschichtswissenschaftler und Antiquar († 1753)
* [[1826]], [[13. Dezember]], [[Johann Hermann Julius Maekel]], Deutscher Portrait- und Landschaftsmaler
* 1733, 30. Juli [[Mauritz Philipp Katerberg]], reformierter Pastor
* [[1912]], [[2. Februar]], [[Hans Leussink]], Deutscher [[Bundesministerium für Bildung und Forschung|Bundesminister für Bildung und Wissenschaft]] ([[1969]]–[[1972]])
* 1826, 13. Dezember, [[Johann Hermann Julius Maekel]], Porträt- und Landschaftsmaler († 1919)
* 1873, 11. Dezember, [[Georg Schümer]], Pädagoge, Schriftsteller, Politiker, Landtagsabgeordneter, Friedensaktivist († 1945)
* 1860, 29. März, [[Arnold Wilhelm Nordbeck]], reformierter Prediger († 1948)
* 1886, 25. Januar, [[Ludwig Sager]], Lehrer, Dichter und Heimatforscher († 1970)
* 1912, 2. Februar, [[Hans Leussink]], [[Bundesministerium für Bildung und Forschung|Bundesminister für Bildung und Wissenschaft]] (1969–1972) († 2008)
* 1920, 9. Oktober, [[Gerhard Nordholt]], [[Reformierte Kirche|reformierter]] [[Theologe]] und [[Landessuperintendent]] der [[Evangelisch-reformierte Kirche in Nordwestdeutschland|Evangelisch-reformierten Kirche in Nordwestdeutschland]] († 1994)
* 1948, [[Herbert Wagner (Geograph)|Herbert Wagner]], deutscher Bildungsforscher, Geograf und Historiker
* 1944, 14. März, [[Friedrich Johannsen]], Theologe, Professor in Hannover
* 1952, 12. Januar, [[Manfred Belok]], römisch-katholischer Theologe, Hochschullehrer in Chur
* 1960, 9. Dezember, [[Niko Paech]], Ökonom
* 1964, 31. Mai, [[Jochen Vogel]], Harfenist
* 1967, 22. November, [[Guido Kerkhoff]], Industriemanager

=== Persönlichkeiten, die in der Stadt gelebt und gewirkt haben ===
* 1926, [[Friedrich Justus Heinrich Middendorff]], evangelisch-reformierter Pastor, als Gegner des Nationalsozialismus mehrfach inhaftiert, später Kirchenpräsident der evangelisch-reformierten Landeskirche
* 1973, [[Spax (Rapper)]], in Schüttorf aufgewachsen
* 1980, 6. November, [[Simon Cziommer]], ehemaliger Fußballspieler, in Schüttorf aufgewachsen
* 1991, 21. April, [[Cihan Bolat]], Fußballspieler, in Schüttorf aufgewachsen
* 1993, 13. April, [[Gerrit Wegkamp]], Fußballspieler, in Schüttorf aufgewachsen
* 1962, 27. November 1962, [[Daniela De Ridder]], Politikerin (SPD), wohnt in Schüttorf


== Literatur ==
== Literatur ==
* [[Wilhelm Berge]]/[[Helmut Lensing]] (Bearbeiter): ''Der Erste Weltkrieg und die Inflationsjahre in Schüttorf nach Berichten des Lehrers Wilhelm Berge.'' In: [[Emsländische Geschichte]] 12: Hrsg. von der [[Studiengesellschaft für Emsländische Regionalgeschichte]], Haselünne 2005, S. 25–64.
* Hrsg. Stadt Schüttorf: ''700 Jahre Stadt Schüttorf – Beiträge zur Geschichte – 1295–1995.'' Druckerei Hellendoorn, Schüttorf 1995, ISBN 3-922428-39-8
* Rainer Lahmann-Lammert und Michael Munch: ''Hinter jedem Stein eine Geschichte – Auf Spurensuche in Schüttorf.'' Lechte Druck, Emsdetten
* Hermann Harmsen: ''1111 plattdütsche Spröckskes up Schüttrupper Platt.'' Schüttorf 2000
* Hermann Harmsen: ''1111 plattdütsche Spröckskes up Schüttrupper Platt.'' Schüttorf 2000
* Rainer Lahmann-Lammert, Michael Munch: ''Hinter jedem Stein eine Geschichte – Auf Spurensuche in Schüttorf.'' Lechte Druck, Emsdetten

* Rudolf Laing: ''Schüttorf in alten Ansichten''. 2. Auflage, Zaltbommel 1977.
=== Quellen ===
* Helmut Lensing: ''Der reformierte Bekenntnispastor Friedrich Middendorff und der „Kirchenkampf“ in Schüttorf.'' In: ''Osnabrücker Mitteilungen'' Bd. 114 (2009) S. 147–192.
# Sofie Meysel: ''Die Naturräumlichen Einheiten auf Blatt 83/84 Osnabrück-Bentheim''. Bundesanstalt für Landeskunde und Raumforschung, Bonn-Bad Godesberg 1961
* [[Helmut Lensing]]: ''Die SPD in Schüttorf von den Anfängen bis 1933.'' In: [[Studiengesellschaft für Emsländische Regionalgeschichte]] (Hrsg.), [[Emsländische Geschichte]] Bd. 6, Dohren 1997, S. 33–87.
# Hermann Abels: ''Die Ortsnamen des Emslandes in ihrer sprachlichen und kulturgeschichtlichen Bedeutung.'' Schöningh, Paderborn 1927
* Samtgemeinde Schüttorf/Volkshochschule des Landkreises Grafschaft Bentheim (Hrsg.): ''Schüttorf. Stadt im Wandel.'' A. Hellendoorn, Bad Bentheim 1997, ISBN 3-922428-48-7
# [http://www.studiengesellschaft-emsland-bentheim.de/Seiten/Biographien/Texte/Wenning.html studiengesellschaft-emsland-bentheim.de] Biographie von Johann Wenning
* Friedrich Wilhelm Schlikker: ''Flurnamen der Stadt und Feldmark Schüttorf.'' In: ''Bentheimer Heimatbote'' Nr. 3 (1937) S. 104–134.
# [http://www.bautz.de/bbkl/m/middendorff_f_j_h.shtml bautz.de Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon] Biographie von Friedrich Middendorff
* Friedrich Schröer: ''Das Schulmuseum Schüttorf – Eine Reise zurück in vergangenen Schulzeiten.'' In: [[Studiengesellschaft für Emsländische Regionalgeschichte]] (Hrsg.), [[Emsländische Geschichte]], Bd. 20, Haselünne 2013, S. 59–73.
# [http://www.studiengesellschaft-emsland-bentheim.de/Seiten/Biographien/Texte/Schlikker,Gerd.html studiengesellschaft-emsland-bentheim.de] Biographie von Gerhard Schlikker und Geschichte der Schüttorfer Textilindustrie
* Heinrich Specht (Hrsg.): ''Die gläserne Kutsche, Bentheimer Sagen, Erzählungen und Schwänke''. Heimatverein der Grafschaft, 1967.
# [http://www.schuettorf.de/branchendbunternsuch.asp schuettorf.de] Schüttorfer Branchenverzeichnis
* Stadt Schüttorf (Hrsg.): ''700 Jahre Stadt Schüttorf – Beiträge zur Geschichte – 1295–1995.'' Druckerei Hellendoorn, Schüttorf 1995, ISBN 3-922428-39-8.
# [http://www.theater-der-obergrafschaft.de/ theater-der-obergrafschaft.de] Homepage des Theaters der Obergrafschaft Schüttorf
* Udo Schwabe: ''Die Textilindustrie in Schüttorf, Bentheim und Gildehaus im Ersten Weltkrieg und in der Weimarer Republik''. In: [[Studiengesellschaft für Emsländische Regionalgeschichte]] (Hrsg.), [[Emsländische Geschichte]] 29, Meppen 2022, S. 428–523.
# [http://www.gbiu.de/Schulgeschichte/Schuettorf/F.html gbiu.de] Schüttorfer Schulgeschichte
# [http://www.studiengesellschaft-emsland-bentheim.de/Seiten/Biographien/Texte/Scheurmann.html studiengesellschaft-emsland-bentheim.de] Biographie von Dr. Scheuermann


== Weblinks ==
== Weblinks ==
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* [http://www.schuettorf.de schuettorf.de] Internetseite der Stadt
* [http://www.schuettorf.de/ schuettorf.de] Internetseite der Stadt

* [http://www.schuettorfer-ansichten.de schuettorfer-ansichten.de] Schöne Bilder der Stadt
== Einzelnachweise ==
* [http://www.schuettorfer.de schuettorfer.de] Weitere Seite über die Stadt Schüttorf
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Aktuelle Version vom 3. Juni 2025, 21:46 Uhr

Wappen Deutschlandkarte
Schüttorf
Deutschlandkarte, Position der Stadt Schüttorf hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 52° 19′ N, 7° 13′ OKoordinaten: 52° 19′ N, 7° 13′ O
Bundesland: Niedersachsen
Landkreis: Grafschaft Bentheim
Samtgemeinde: Schüttorf
Höhe: 33 m ü. NHN
Fläche: 19,45 km2
Einwohner: 13.562 (31. Dez. 2024)[1]
Bevölkerungsdichte: 697 Einwohner je km2
Postleitzahl: 48465
Vorwahl: 05923
Kfz-Kennzeichen: NOH
Gemeindeschlüssel: 03 4 56 027
Adresse der
Stadtverwaltung:
Markt 1+2
48465 Schüttorf
Website: www.schuettorf.de
Bürgermeister: Jörn Tüchter (CDU)
Lage der Stadt Schüttorf im Landkreis Grafschaft Bentheim
KarteLandkreis Grafschaft BentheimNiedersachsenKönigreich der NiederlandeLandkreis EmslandNordrhein-WestfalenBad BentheimOhneSamernSchüttorfSchüttorfQuendorfIsterbergEngdenNordhornWietmarschenGeorgsdorfOsterwaldLage (Dinkel)Halle (bei Neuenhaus)UelsenGeteloWielenItterbeckWielenRingeEmlichheimLaar (Grafschaft Bentheim)WilsumGölenkampEsche (Grafschaft Bentheim)NeuenhausHoogstede
Karte

Schüttorf ([ˈʃʏtɔʁf niederdeutsch: Schüttrup) ist eine Stadt im Landkreis Grafschaft Bentheim im äußersten Südwesten Niedersachsens nahe der niederländischen und der nordrhein-westfälischen Grenze. Die Stadt bildet mit fünf umliegenden Gemeinden die Samtgemeinde Schüttorf. Schüttorf ist die älteste Stadt des Landkreises. Seit dem 1. November 2011 ist Suddendorf ein Ortsteil von Schüttorf.

Lage und landschaftliche Beschreibung

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Schüttorf liegt im äußersten Südwesten Niedersachsens, rund zehn Kilometer von der Staatsgrenze zu den Niederlanden entfernt. Kulturlandschaftlich und naturräumlich betrachtet, liegt die Stadt im Übergangsgebiet zwischen dem Emsland und Westfalen. Die Umgebung ist ländlich geprägt. Mittelzentren in der Nähe sind unter anderem Nordhorn und Rheine.

Die Stadt wird mittig in südöstlich-nordwestlicher Richtung von dem Fluss Vechte durchquert und geteilt, der im weiteren Verlauf in die Niederlande fließt. Der höchste Punkt der Stadt befindet sich auf etwa 48 Meter über NN. Schüttorf liegt an den Ausläufern des bewaldeten Bentheimer Berges, einer bis zu 80 Höhenmeter mächtigen Sandstein-Formation aus der Kreidezeit, der westliche Ausläufer des Teutoburger Waldes. Die Stadt hat nur einen kleinen Anteil am Bentheimer Wald, insgesamt gehören rund 89 Hektar Waldfläche zum Stadtgebiet, dies sind acht Prozent der Gesamtfläche.

Nördlich der Stadt befindet sich eine ehemalige Heidelandschaft, die heute vorwiegend ackerbaulich genutzt wird. Noch vor dem Ersten Weltkrieg gab es auch im Stadtgebiet große Heideflächen. Die letzte Heide wurde 1993 in landwirtschaftliche Fläche umgewandelt. Eine Besonderheit war ein Dünenbereich aus verwehtem Flugsand. Dieser Sand wurde jedoch in der Mitte des 20. Jahrhunderts abgebaut und verwertet. Der Ortsteil um diese ehemaligen Dünen heißt heute noch im Volksmund „Marokko“ oder plattdeutsch Witten Over (das Weiße Ufer) wegen des ehemals „wüstenartigen“ Charakters der Gegend.

Es gibt relativ viele Freiflächen um die Stadt, die zum großen Teil landwirtschaftlich genutzt werden. Die Wohnflächen sind durch Einfamilienhäuser geprägt. Mit der Fertigstellung des Schüttorfer Kreuzes der Bundesautobahnen 30 und 31 wurden in den Jahren 2004 und 2005 verstärkt Gewerbe- und Industrieflächen in der Nähe des Autobahnkreuzes im Nordosten der Stadt ausgewiesen.

Nordwestlich der Stadt liegt die Flussauenlandschaft Große Maate; in diesem Niederungsbereich der Vechte befinden sich viele Tümpel, die durch Überschwemmungen immer wieder gefüllt werden. Hier gibt es viele Falter und andere Insektenarten, auch der seltene Eisvogel ist anzutreffen. Die Holmer Maate ist eine Schüttorfer Flussauenlandschaft, dort lassen sich Kiebitze und Haubentaucher beobachten. Zentrumsnah befindet sich das Naherholungsgebiet Vechteniederung, das zur Naherholung, als Überschwemmungsgebiet und Regenrückhaltebecken dient.

Flächennutzung (Stand: 31.12.2015)
Nutzung Fläche in ha[2]
Wohnfläche 294
Gewerbe- u. Industriefläche 133
Erholungsfläche 73
Verkehrsfläche 212
Landwirtschaftsfläche 704
Waldfläche 368
Wasserfläche 58

Nachbargemeinden

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Die Stadt Schüttorf grenzt als Teil der Samtgemeinde Schüttorf vor allem an andere Mitgliedsgemeinden: Samern im Südosten sowie Quendorf im Nordwesten und Engden im Norden. Innerhalb der Obergrafschaft Bentheim grenzt Schüttorf im Westen an die Stadt Bad Bentheim. Im Osten bildet die Stadtgrenze gleichzeitig die Grenze zum Landkreis Emsland und stößt dort an Ahlde, einen Ortsteil der Gemeinde Emsbüren. Dort befindet sich auch, zwei Kilometer nordöstlich von Schüttorf gelegen, mit dem Heideweiher Ahlder Pool ein kleines Naturschutzgebiet.


Quendorf
3 km

Engden
8 km

Emsbüren
9 km

Bad Bentheim
5 km
Nachbargemeinden
Salzbergen
9 km

Ochtrup
13 km

Wettringen
14 km

Samern
3 km

Entfernungsangaben beziehen sich auf die Luftlinie von Ortsmittelpunkt zu Ortsmittelpunkt.

Naturräumliche Gliederung

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Im Einzelnen werden nach vorwiegend geomorphologischen, geologischen und bodenkundlichen Kriterien folgende Naturräumlichen Einheiten innerhalb des Stadtgebietes unterschieden:[3]

Die Stadt Schüttorf liegt vorwiegend auf Talsandplatten, die von der in diesem Abschnitt kaum eingesenkten Vechteniederung durchzogen werden. Diese befindet sich auf etwa 30 Metern über NN und ist 200 bis 500 Meter breit. An den Rändern wird sie durch Flussterrassen mit einer Höhe von etwa 35 m NN begrenzt. Bedingt durch die geringen Höhenunterschiede auch innerhalb des Flusstales hatte die mittlere Vechte in der Vergangenheit mäandert; dies führte zur Bildung zahlreicher Altarme. Inzwischen ist der Flusslauf in Höhe von Schüttorf begradigt worden.

Geologie und bodenkundliche Standortbedingungen

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Die Vechte bei Schüttorf

Die Vechteniederung ist ein Teil des Nordhorner Gletscherzungenbeckens, das während der Saaleeiszeit von einem Gletscher ausgefüllt war. Dieser hat auch die Endmoränenrücken der Uelsener Berge und der Lingener Höhe in der heutigen Grafschaft Bentheim und im Emsland geschaffen. Im Süden fand der Gletscher sein Widerlager vor dem mesozoischen Bentheimer Kreidesandstein-Bergzug. Während der letzten Eiszeit, deren Gletscher nicht in diese Region gelangten, wurde das Zungenbecken dann mit fluviatilen Talsanden aufgefüllt; örtlich kam es zu Aufwehungen von Flugsanddünen. Innerhalb des Vechtetales lagerte der Fluss holozäne, also nacheiszeitliche Sande und Auenlehme ab.

Die überwiegend sandigen, teilweise lehmigen oder moorigen Böden der Talsandplatten und der schmalen Flussaue sind relativ karg mit Bodenwertzahlen zwischen 11 und 30. Die Ausläufer des Bentheimer Berges bestehen aus „Bentheimer Sandstein“, einem Sandstein der älteren Kreidezeit. Es handelt sich bei diesem Höhenzug um den nordwestlichsten Vorposten der mitteleuropäischen Mittelgebirgsschwelle. Oberflächennah ist er in der Regel mit Tonböden und Geschiebelehm überdeckt. Der Ton wird auch industriell genutzt, so in einer Ziegelei in Suddendorf.

Schüttorf liegt in der gemäßigten Klimazone Mitteleuropas. Die durchschnittliche Jahrestemperatur beträgt 8,5 Grad Celsius, der mittlere Luftdruck 1015,2 Hektopascal und die mittlere jährliche Niederschlagsmenge 700 bis 800 Millimeter. Das Klima ist subatlantisch geprägt mit eher milden Wintern und mäßig warmen Sommern. In Schüttorf selbst gibt es keine eigene Beobachtungsstelle des Deutschen Wetterdienstes. Die nächste Wetterstation ist Nordhorn, wo sich die Witterung nicht nennenswert von der in Schüttorf unterscheidet.

Der Gewässerkundliche Landesdienst des Landes Niedersachsen unterhält eine Gütemessstelle in Samern; dort werden die Pegelstände und die Gewässergüte der Vechte gemessen und dokumentiert.

Schüttorf
Klimadiagramm
JFMAMJJASOND
 
 
68
 
4
-1
 
 
46
 
5
-1
 
 
59
 
8
-1
 
 
52
 
13
4
 
 
65
 
17
7
 
 
74
 
20
10
 
 
79
 
22
12
 
 
71
 
21
12
 
 
63
 
19
10
 
 
60
 
14
7
 
 
72
 
8
3
 
 
76
 
5
0
_ Temperatur (°C)   _ Niederschlag (mm)
Quelle: [4]
Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Schüttorf
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Mittl. Temperatur (°C) 1,4 1,9 4,7 8,1 12,3 15,2 16,7 16,5 14,1 10,3 5,3 2,6 9,1
Mittl. Tagesmax. (°C) 4 4,9 8,3 12,7 17,2 20,3 21,5 21,4 18,7 14,1 8 4,9 13
Mittl. Tagesmin. (°C) −1,1 −1 −1,2 3,6 7,4 10,2 12 11,6 9,5 6,5 2,7 0,3 5,1
Niederschlag (mm) 68 46 59 52 65 74 79 71 63 60 72 76 Σ 785
Quelle: [4]
Bevölkerungsentwicklung der Stadt Schüttorf (1945–1950)
Die Gesamtbevölkerung wuchs analog zur Zuwanderung von Vertriebenen.

In Schüttorf leben 12.627 Einwohner (Stand 31. Dezember 2015) auf einer Fläche von 19,44 Quadratkilometern, davon sind 50,4 % weiblich. Die Bevölkerungsdichte der Stadt beträgt 649 Einwohner pro Quadratkilometer.

40,7 % der Schüttorfer sind evangelisch-reformierte Christen, 14,9 % Lutheraner, 22,1 % Katholiken und 22 % Mitglieder keiner oder einer sonstigen Religionsgemeinschaft. In Schüttorf leben 942 Ausländer (8 %), die größte Gruppe unter diesen sind türkische Staatsbürger (448), die zweitgrößte Niederländer (187). Personen, die deutsche Staatsbürger sind, aber einen ausländischen Hintergrund haben, gibt es in Schüttorf 1894 (16,2 %). (Stand 1. Januar 2006).

Einwohnerentwicklung

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Die erste Einwohnerzahl für Schüttorf lässt sich aus einer Urkunde von Claus von Tecklenburg aus dem Jahr 1399 schätzen, in der pauschal 350 Menschen freigesprochen werden. Hieraus ist bekannt, dass Schüttorf im Jahr 1399 mindestens 52 Bürger hatte, die dort namentlich erwähnt werden, es ist allerdings unwahrscheinlich, dass es deutlich mehr waren. Bei einer durchschnittlichen Familiengröße lassen sich für diese Zeit insgesamt zwischen 200 und 250 Einwohner für die Stadt schätzen.[5] Danach wuchs die Stadtbevölkerung, abgesehen von einem Einbruch während des Zweiten Weltkriegs, kontinuierlich an.

Es gab drei große Schübe in der Einwohnerentwicklung. Zum Ersten wurden gegen Ende des 19. Jahrhunderts, vor allem in den neunziger Jahren, während der Industriellen Revolution durch die Hochkonjunktur der Textilindustrie viele Arbeiter nach Schüttorf gelockt. Eine zweite Zuwanderungswelle erreichte Schüttorf nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, als etwa 2600 Vertriebene aus den ehemaligen Ostgebieten des Deutschen Reiches Schüttorf erreichten. Gegen Ende der neunziger Jahre stieg die Bevölkerung noch einmal stark, das lag vor allem in den für die Region günstigen Baulandpreisen begründet.

Jahr Einwohner*)
1399 ~250[5]
1532 ~440[6]
1788 963
1820 1.041
1830 1.373
1841 1.453
1860 1.703
1871 1.692[7]
1875 1.777[7]
1880 1.994[7]
1885 2.655[7]
Jahr Einwohner*)
1890 1.994[7]
1895 2.655[7]
1900 4.110[7]
1905 4.427[7]
1910 4.540[7]
1919 4.269[7]
1925 4.837[7]
1939 5.548
1945 4.953
1946 6.769
1957 7.982
Jahr Einwohner[8]
1968 9.485
1969 9.604
1970 9.982
1971 10.036
1972 10.005
1973 9.945
1974 9.891
1975 9.833
1976 9.835
1977 9.866
1978 9.903
Jahr Einwohner[8]
1979 10.046
1980 10.119
1981 10.147
1982 10.116
1983 10.177
1984 10.242
1985 10.236
1986 10.138
1987 10.197
1988 10.243
1989 10.335
Jahr Einwohner[8]
1990 10.534
1991 10.664
1992 10.869
1993 11.221
1994 11.614
1995 11.845
1996 12.059
1997 12.208
1998 12.252
1999 12.417
2000 12.471
Jahr Einwohner[8]
2001 12.481
2002 12.514
2003 12.533
2004 12.620
2005 12.640
2006 12.651
2007 12.676
2008 12.639
2009 12.661
2010 12.607
2011 12.404
Jahr Einwohner[8]
2012 12.342
2013 12.366
2014 12.510
2015 12.627
2016 12.676
2017 12.617
2018 12.839
2019 12.876
2022 13.361[9]

 *) Gebietsstand ohne Suddendorf

Die Etymologie des Namens Schüttorf ist nicht genau geklärt und verschiedenen volkstümlichen Erklärungsversuchen ausgesetzt. Die verbreitetste Erklärung bietet die Sage, dass die Vechte erst 1295 durch den Bau eines Dammes um Schüttorf geleitet wurde, bei dessen Bau die Bürger ihre Handkarren auf das Kommando Schütt’t d’r up entleert hätten. Diese Sage erklärt allerdings nur einen Anklang auf die neuzeitliche Schreibweise von Schüttorf (platt: Schüttrupp).

Die frühesten Formen des Ortsnamens Schüttorf sind Scuhtthorp, Scutorpe, Scuttorpe und Scotdorpe auf Urkunden aus dem Jahr 1154; auf einer Münzprägung aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts findet sich die Schreibweise SCOTOR(p)E.

Hermann Abels[10] vertritt die Ansicht, dass sich der Ortsname aus dem niederländischen schut (Bretterwand, Staudamm, Schleuse) ableitet, was der volkstümlichen Deutung sehr nahe kommt, historisch aber wohl zu kurz greift, weil es die bereits gestaute Vechte bei der Entstehung des Ortsnamens voraussetzt und alle Formen von Scot- unerklärt lässt, die entsprechend vom niederdeutschen Schott (Trennwand im Stall) abgeleitet werden müssten.

Eine andere Erklärung leitet den Ortsnamen von Vechteschuten ab; eine Schute ist ein flaches Schiff mit sehr wenig Tiefgang, das verwendet wurde, um den Bentheimer Sandstein zu verschiffen. Die Vechte ist ab Schüttorf mit solchen Schuten schiffbar, und es ist bekannt, dass hier Stein verladen wurde. Diese Erklärung setzt allerdings eine intensive Flussschifffahrt bei der Ortsgründung voraus.

Eine ganz andere Deutung ist die, dass der Name Schüttorf von Scutthorpe oder Scuttrop stammt, was Schutzdorf bedeutet und der Burg Altena in der Stadt entlehnt ist. Historisch greift aber auch diese Erklärung zu kurz, da die Burg Altena nicht von Anfang an in der Stadt existierte.

Eine moderne Erklärung leitet den Ortsnamen vom plattdeutschen Scuit (Ire) ab. Der mittelalterliche Name Irlands war Scoti oder Scotti. Im gälischen gibt es zahlreiche Dialekte, die die Vokalvarianten o und u beinhalten und erklären. Zudem weisen bei Ausgrabungen um Schüttorf gefundene irische Ringkreuze und Fächerkreuze auf die Anwesenheit irischer Mönche in der Gegend hin.

Frühgeschichte

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Bei Baggerarbeiten zu einer Bahnlinie wurde in Schüttorf der Oberschenkelknochen einer Frau gefunden, dessen Alter auf etwa 2000 v. Chr. bestimmt werden konnte. Schüttorf muss also zu dieser Zeit schon besiedelt gewesen sein, ungefähr zu dieser Zeit entstanden auch die Hünengräber im benachbarten Emsbüren. Auch ein Tongefäß, das 1927 gefunden wurde, weist in dieselbe Zeit.

Schon sehr früh befand sich an der Stelle des heutigen Schüttorf eine wichtige Kreuzung zweier Handelsrouten, da die Vechte hier durch eine Furt passierbar war. An diesem Knotenpunkt befand sich ein Urhof, um den sich die Siedlung entwickelte und der als der „Alte Hof“ bis 1792 bestand.

Im 6. oder 7. Jahrhundert kamen dann Missionare von den Britischen Inseln nach Schüttorf. Bei Ausgrabungen wurden zum Beispiel irische Ringkreuze gefunden. Die Benennung des Stadtteils „Schottbrink“ in Schüttorf, die es nachweislich schon im 15. Jahrhundert gab, weist zudem auf die Anwesenheit von Iren in der Gegend hin.

Im 8. und 9. Jahrhundert wurden dann, um die Christianisierung voranzutreiben, Bauern aus dem Gebiet um Calais und Boulogne in Schüttorf angesiedelt. Noch heute tragen viele Familien in Schüttorf Namen, die von Dorfnamen in der Gegend stammen, wie zum Beispiel Hermeling von Hermelinghen, Hummert von Humbert oder Wanning von Maninghen.[11]

Urkunde über die Stadtrechte von 1295, verliehen durch Graf Egbert zu Bentheim
Jacob Izaaksoon van Ruisdael: Ansicht der Stadt Schüttorf von Osten, um 1650
Die drei Schüttorfer Wassermühlen um 1650 von Jacob Izaaksoon van Ruisdael
Eine Ansicht der Stadt aus dem 18. Jahrhundert

Schüttorf wurde 1154 das erste Mal urkundlich in der curtis Scutthorp als Besitz der Grafen zu Bentheim erwähnt. Die Stadtrechte wurden Schüttorf am 6. November 1295, am Sonntag nach Allerheiligen, von Graf Egbert zu Bentheim verliehen; die Urkunde hierzu ist erhalten und befindet sich im Fürstlich Bentheim'schen Archiv in Burgsteinfurt. Schüttorf ist damit die älteste Stadt der Grafschaft Bentheim. Es ist aber bekannt, dass auch vor der Gründung hier ein gräflicher Haupthof und ein kirchliches Zentrum der Obergrafschaft war. 1295 gab es in 30 km Umkreis um Schüttorf nur zwei weitere Städte: Horstmar und Oldenzaal; dies machte die junge Stadt zu einem bedeutenden Markt- und Umschlagplatz und Schüttorf wurde Mitglied der Hanse. Die Stadtrechte enthielten im Detail sechs Rechte, die den Bürgern der Stadt zugestanden wurden. Im Einzelnen waren das:

  • Steuerfreiheit
  • Beteiligung an Einkünften des Gerichts (2/3 aller Abgaben und Strafen)
  • Freies Erbrecht
  • Ersitzen der Freiheit nach einem Jahr und sechs Wochen
  • Abgabenfreiheit für Händler von Holz und Torf
  • alle Rechte der Bürger der Stadt Münster.

Zuzüglich zu den sechs Rechten findet sich eine große Anzahl an Sonderbestimmungen für so genannte Wicbeldeslude (Weichsbildleute), die den größten Teil der Urkunde ausmachen. Dies waren Einwohner der Stadt, die unter einem besonderen Recht standen, aber keine Bürger der Stadt waren. 1297 wurde Schüttorf im coram judico nostro Scottorpe von Graf Bernd zusätzlich eine eigene Gerichtsbarkeit zugestanden.

Die innere politische Organisation der Stadt war den Bürgern überlassen. Schnell bildete sich eine Führungsschicht aus Händlern und Handwerkern. Neue Bürger wurden stets am Petritag, dem 22. Januar, in die Stadt aufgenommen, auch alleinstehende Frauen hatten das Recht, Bürger der Stadt zu werden. Bürger hatten bis zum Jahr 1555 die Pflicht, jährlich ein Bürgergewinnungsgeld zu zahlen, diese Gebühr betrug fünf Taler, was etwa einem fetten Rind und einem Kalb entsprach. Zum Vergleich verdiente ein Maurermeister etwa sechs Schilling am Tag, er musste also etwa 3,5 Tage für einen Taler arbeiten. Alternativ war es auch möglich, ein deutlich niedrigeres Einwohnergeld zu zahlen, aus dem sich allerdings keine Bürgerrechte ableiteten; viele Einwohner wählten zunächst diese sparsamere Alternative. Um innerhalb der Mauern wohnen zu können, war aber sowohl für Bürger als auch für Einwohner ein Treueeid auf die Stadt Schüttorf Voraussetzung. Bis zum Jahr 1719 hatten alle erwachsenen Männer, die Bürger waren, das Wahlrecht zum Stadtrat, danach durften nur noch verheiratete männliche erwachsene Bürger wählen.

Im Jahr 1465 erneuerte und erweiterte Graf Everwyn zu Bentheim die Stadtrechte noch einmal; diese Urkunde ist nicht im Original erhalten, sie ging beim Rathausbrand 1945 verloren. Die neuen Stadtrechte waren in 49 Abschnitte unterteilt und auf ewig datiert. Die Stadtrechte wurden in der Folge von jedem Grafen bestätigt und auch erweitert. Ab dem Jahr 1589 allerdings verschlechterten sich die Beziehungen zwischen dem Grafenhof in Bentheim unter Graf Arnold und der Stadt. In diesem Jahr ließ der Graf den Bürgermeister der Stadt sogar für fünf Wochen einkerkern und erst nach Zahlung von 100 Goldgulden und einem Aem Wein (1 ½ Fässer) wieder frei. Die Situation spitzte sich daraufhin stetig zu. Im Jahr 1645 weigerte sich Graf Ernst Wilhelm dann, die Stadtrechte zu erneuern; er ließ stattdessen den Bürgermeister von Schüttorf für 38 Wochen einkerkern und schickte ihn anschließend in die Verbannung. Daraufhin wandten sich die Bürger an den Kaiserhof in Wien; diese Beschwerde ist dort bis heute erhalten. Ernst Wilhelm hingegen beantragte beim Reichshofrat die Cassation der Stadtrechte. Der Konflikt spitzte sich noch weiter zu, als das Grafenhaus 1668 zum Katholizismus konvertierte, Schüttorf aber reformiert blieb. Als Ernst Wilhelm im Jahr 1693 abdankte, weigerte sich die Stadt, dessen Sohn, Arnold Maruk, zu huldigen, wurde jedoch in der Folge dazu gezwungen.

War der Stadt Schüttorf in den Stadtrechten von 1295 noch volle Steuerfreiheit zugestanden, so heißt es in den Stadtrechten von 1465: „unse Stadt und Börger […] nicht beschwehren mitt ungewohnliche Schattinge“. Es wurden also Steuern erhoben. Zunächst wurden Steuern pro Stück Vieh berechnet, ab 1638 aber auch pro Feuerstätte. Zu Sondersteuern kam es im 15. Jahrhundert für die Hussitenkriege, im 16. Jahrhundert für die Abwendung der Türkengefahr und die Bekämpfung der Täufer. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts mehrten sich Kriegskontributionen und es wurden sogar fremde Truppen in Schüttorf einquartiert; dies führte zu einer argen Finanznot der Stadt. Im Jahr 1682 sah sich der Graf von Bentheim sogar gezwungen, die Steuern mit Hilfe der Truppen einzuziehen.

Stadtbefestigung

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Das Föhntor auf einer Zeichnung von Frederik de Moucheron im 17. Jahrhundert

Direkt nach der Verleihung der Stadtrechte wurde damit begonnen, die Stadt zu befestigen; dazu gehörte der Bau einer insgesamt 1400 m langen Stadtmauer, die ein 15 ha großes Areal umfasste. Für den Bau der Mauer aus Bentheimer Sandstein wurden etwa 30.000 m³ Sandstein abgebaut und in Ochsenkarren herbei gefahren. Ende des 14. Jahrhunderts war Schüttorf von einem starken Verteidigungssystem umschlossen, das über drei Stadttore verfügte:

  • Voeporte (1424 fertiggestellt): das Föhntor
  • Steenporte (1392 fertiggestellt): das Steintor
  • Wyneporte (1379 fertiggestellt): das Windtor.[5]

Teile der Stadtmauer sind im Südwesten der Altstadt erhalten.

Die Vorburg der Burg Altena um 1830

Zur Befestigung der Stadt wurde auch die Burg Altena errichtet, deren ältester Teil in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts fertiggestellt wurde. Dort konnten Verfolgte ein Jahr und einen Tag Asyl finden.[12] Die Burg wurde im 15. Jahrhundert zum Witwensitz des Bentheimer Grafenhauses. Um 1565 wurde sie dann um zwei Flügel erweitert, diese waren bis 1973 erhalten. Ab dem 17. Jahrhundert geriet die Burg zunehmend in Vergessenheit und verfiel nach dem Dreißigjährigen Krieg langsam zu einer Ruine. Im 18. und 19. Jahrhundert diente der Nordflügel der katholischen Gemeinde als Kapelle. 1903 erwarb der Fabrikant Herman ten Wolde die Burg Altena, ließ deren Ruinen sprengen und renovierte den Nord- und Westflügel. Schließlich wurde sie 1973, um Platz für eine Durchgangsstraße zu schaffen, abgerissen. Heute steht auf dem Burg-Altena-Platz eine Skulptur mit dem Namen zurück-gerichtet von Werner Ratering, in Gedenken an die Burg und deren Asylrecht.[12]

Im Jahr 1341 wurde die erste Schüttorfer Gilde von Graf Simon zu Bentheim anerkannt, und zwar de Schomackere Amte (Schuhmacher), das lässt darauf schließen, dass dieser Berufsstand besonders verbreitet war. 1362 erkannte Graf Otto die Gilden der Wandmacher und Schreiner an und schließlich im Jahr 1387 Graf Bernhard die Gilde der Schmiede. Im Jahr 1465, in den neuen Stadtrechten, wurden immer noch lediglich diese Gilden und keine weiteren erwähnt. Um einen der entsprechenden Berufe ausüben zu können, war es Voraussetzung, Bürger der Stadt Schüttorf zu sein und die entsprechende Gilde gewonnen zu haben (Zunftzwang), dies war mit erheblichen materiellen Leistungen verbunden.

Es wurde bereits früh Wohlfahrt in Schüttorf betrieben. Die Heilige-Geist-Stiftung wird urkundlich erstmals 1379 erwähnt, als Graf Bernhard der Stiftung kostenlos ein Gelände zum Bau eines Armenhauses überließ. Die Stiftung versorgte arme und alte Bürger mit Kleidung, ab dem Jahr 1384 erhielten Bedürftige darüber hinaus eine jährliche Rente von vier Schilling. Die Heilige-Geist-Stiftung existiert auch heute noch und befindet sich im Besitz der Stadt. Sie wird von ehrenamtlichen Geistprovisoren gelenkt, ihren Aufgabenbereich hat sie auch auf die Förderung der Jugend erweitert.

Munizipalität und Gemeinde

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Der Schüttorfer Marktplatz mit ev.-ref. Kirche 1880

Während der Koalitionskriege hatte der französische Außenminister Charles-Maurice de Talleyrand dem Grafen zu Bentheim seine Neutralität garantiert, die wurde von Napoléon Bonaparte allerdings ignoriert und er schlug die Grafschaft am 12. Juni 1806 dem Herzogtum Berg zu. Es folgten sofort deutliche Eingriffe in die Schüttorfer Gerichtsbarkeit und in die anstehende Wahl des Rats. Am 7. März 1809 entzog der Minister des Innern Schüttorf die Stadtrechte und schuf stattdessen die Munizipalität Schüttorf aus der Stadt selbst und den umliegenden Gemeinden Quendorf, Wengsel, Suddendorf und Neerlage. Gleichzeitig wurde eine Volkszählung anberaumt, die für die Stadt 1040 Einwohner, für die Munizipalität 2140 ergab. Im Jahr 1810 wurde die Munizipalität dann nochmals vergrößert und ihr wurden die Gemeinden Salzbergen, Hummeldorf und Steide zugeschlagen. In die Zeit Napoleons fällt auch das Ende der Leibeigenschaft in der Region. In einer Verfügung über die „Aufhebung der Leibeigenschaft im Großherzogtum Berg“, gegeben am 12. Dezember 1808 im kaiserlichen Lager zu Madrid, ordnete Napoleon an, dass auch die Colonen und Leibeigenen alle bürgerlichen Rechte erhalten sollen. Im Jahr 1813 wurden die Franzosen dann vertrieben und Schüttorf 1815 in das Königreich Hannover eingegliedert. Alle französischen Gesetze wurden pauschal für ungültig erklärt, die Rückkehr zu den alten Strukturen gestaltete sich aber als schwierig.

Am 15. Mai 1851 erreichte die Stadt Schüttorf eine Aufforderung der Landdrostei Osnabrück, sich der neuen hannoverschen Städteordnung zu unterlegen. Diese forderte von einer Stadt jedoch einen hauptamtlichen Bürgermeister und eine städtische Polizei, dies konnte sich Schüttorf nicht leisten. So wurde Schüttorf am 18. September 1852 der hannoverschen Landgemeindeordnung – und damit auch einem königlichen Amt – unterstellt. Der spätere Bürgermeister Scheurmann nannte dies ein dunkles Kapitel in der Schüttorfer Stadtgeschichte. Auch die Annexion Hannovers durch Preußen und die Reichsgründung 1871 änderten nichts am Status Schüttorfs als Gemeinde.

Entstehung der Industrie

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Die Textilfabrik Schlikker & Söhne 1890
Der Hafermarkt im Jahr 1905

Die entscheidende Rolle bei der Industrialisierung Schüttorfs spielte die Textilindustrie. Dies liegt zum einen daran, dass die Herstellung von Textilien aus Leinen auf Handwebstühlen hier schon seit Jahrhunderten betrieben wurde und zum anderen daran, dass die bäuerlichen Kleinbetriebe auf diesen Zuverdienst angewiesen waren. Im 17. Jahrhundert waren viele Schüttorfer jedes Jahr in die reicheren Niederlande gegangen, um durch Torfstechen, Mähen oder den Verkauf von Waren ihre wirtschaftliche Situation zu verbessern. Mit der Verschlechterung der wirtschaftlichen Verhältnisse in den Niederlanden zu Beginn des 19. Jahrhunderts schwand diese Einkommensquelle aber. Einen Ausweg bot die Intensivierung der Heimweberei. Um 1850 beschäftigte die Familie Schlikker bereits 400 Handweber, einige Jahre später wurde das erste Fabrikgebäude errichtet. 1865 folgte eine Färberei der Familie Schümer. 1867 ging die erste mechanisch betriebene Baumwollweberei von Schlikker und Söhne in Betrieb, 1881 eine Baumwollspinnerei.

Erster Weltkrieg und Rückkehr zur Stadt

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Verwundete Soldaten vor dem Annaheim im November 1914

Der Erste Weltkrieg führte zu einem Stillstand der Textilindustrie, die sich inzwischen zum wichtigsten Wirtschaftszweig der Stadt entwickelt hatte, da keine Rohstoffe mehr geliefert wurden. Nur ein Betrieb konnte durch die Produktion von kriegswichtigen Uniformen der Schließung entgehen. Dies führte zu einer extrem hohen Arbeitslosigkeit. Die Gemeinde beschloss aus diesem Grund auf eigene Kosten die Urbarmachung der Schüttorf umgebenden Heide, um den Menschen so eine Perspektive zu geben. Dies führte allerdings zu einer starken Belastung der Stadtkasse. Durch die hohe Inflation war Schüttorf gezwungen, Notgeld und Brotmarken herauszugeben.

Nach dem Krieg beschloss die Gemeinde 1924, einen hauptamtlichen Bürgermeister zu bestellen, um so den ersten Schritt Richtung Rückkehr zu den Stadtrechten zu machen. Am 28. Februar 1924 wurde der Berliner Franz Scheurmann zum ersten hauptamtlichen Bürgermeister von Schüttorf bestellt. Am 15. Juni 1924 erging der Beschluss, dass Schüttorf mit Wirkung vom 1. Juli zur städtischen Verfassung übertrete; ab diesem Tag unterhielt Schüttorf auch eine eigene Polizei. Am 1. Oktober 1924 gründete die Stadt eine Stadtsparkasse, um nach der Inflation den Sparwillen der Bürger zu fördern.

Zeit des Nationalsozialismus

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Im Oktober 1942 wurde Bürgermeister Scheurmann wegen Differenzen mit dem örtlichen NSDAP-Führer Arnold Horstmeier und dem NSDAP-Kreisleiter Josef Ständer des Amtes enthoben. Zu seinem Nachfolger wurde NS-Ortsgruppenleiter Arnold Horstmeier ernannt, der über Scheurmann ein Rede- und Aufenthaltsverbot für Schüttorf verhängte.

In Schüttorf gab es vor der Zeit des Nationalsozialismus drei jüdische Familien; zwei flohen und eine wurde verschleppt. Während der alliierten Bombenangriffe auf Deutschland wurde Schüttorf immer wieder von Bomben getroffen, die die alliierten Flieger bei der Bombardierung ihrer eigentlichen Ziele nicht aufgebraucht hatten und auf dem Rückflug abwarfen. Am 3. April 1945, nach der Einnahme von Bad Bentheim, vermuteten die Alliierten, dass sich in Schüttorf starke deutsche Kräfte verschanzt hätten und beschossen die Stadt massiv mit Artillerie, zusätzlich warfen Kampfflugzeuge Phosphorbrandbomben ab. Dadurch wurden 15 Häuser völlig zerstört, 25 Wohngebäude schwer und rund 600 leicht beschädigt. Die in Schüttorf stationierten deutschen Fallschirmjäger hatten sich allerdings bereits nach Lingen zurückgezogen und dabei sämtliche Vechtebrücken gesprengt sowie die Strom- und Fernsprechleitungen unbrauchbar gemacht. Am 4. April 1945 wurde das Rathaus von einer Fliegerbombe getroffen. Hierbei verbrannten das Stadtarchiv und zahlreiche Geschichtszeugnisse. Einen Tag später wurde Schüttorf von britischen Truppen eingenommen. Insgesamt zählte Schüttorf im Zweiten Weltkrieg 222 Gefallene, acht Zivilpersonen starben bei Bombenabwürfen und Artilleriebeschuss und 114 Einwohner gelten als vermisst.

Die britische Militärregierung setzte noch im April 1945 Bernhard Verwold zum ehrenamtlichen Bürgermeister ein, bis die Bürger sich wieder selbst einen Bürgermeister wählen konnten. Diese wählten am 25. Januar 1946 wieder den späteren Ehrenbürger Franz Scheurmann zu ihrem Bürgermeister, dem 1960 das Bundesverdienstkreuz verliehen wurde.[13]

Ein Gegner der Nationalsozialisten war Friedrich Middendorff, der 1926 zum Pastor der evangelisch-reformierten Gemeinde in Schüttorf berufen wurde. Am 18. April 1937 sangen mehrere hundert Schüttorfer den Pastor nach einer Verhaftung frei, indem sie sich vor dem Rathaus versammelten und bis zur Freilassung stundenlang Choräle sangen. Er floh 1937, seine Familie 1938 und kehrte erst nach dem Krieg 1946 nach Schüttorf zurück. Nach ihm ist in Schüttorf der Friedrich-Middendorff-Platz benannt.[14]

Religionsgeschichte

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Im Jahr 1209 wird erstmals eine dem Heiligen Laurentius geweihte Kirche in Schüttorf urkundlich erwähnt. 1544 konvertierte Graf Arnold zu den lutherischen Lehren, und mit ihm die gesamte Grafschaft. 1588 wurde die Grafschaft dann evangelisch-reformiert und damit calvinistisch. Auch heute ist die Mehrheit der Schüttorfer evangelisch-reformiert. Von 1598 bis 1599 war Schüttorf jedoch von spanischen Truppen besetzt und das Abhalten des reformierten Gottesdienstes bei Strafe verboten. 1629 wurde in Schüttorf ein Nonnenkloster gegründet. Dieses Kloster stand zuerst unter der Obhut der Beginen, wurde aber später den Augustinerinnen übergeben. 1843 wurde dieses Kloster abgerissen.

Schüttorf verfügt über insgesamt sechs Gotteshäuser. Des Weiteren besitzt Schüttorf neben einem evangelischen und einem katholischen auch einen alten jüdischen Friedhof.

Evangelisch-reformierte Kirche

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Reformierte Kirche der Stadt Schüttorf
Innenansicht der reformierten Kirche mit kreisrund angeordnetem Gestühl

Am auffälligsten ist die evangelisch-reformierte Kirche St. Laurentius, die auch große Kirche oder auch Schüttorfer Riese genannt wird. Diese Kirche ist eine im gotischen Stil erbaute dreischiffige Hallenkirche von vier Jochen mit Querschiff und polygonalem Chor und diente früher auch als die Grabstätte der Grafen Bentheims. Die Kirche wurde nach ihrer Errichtung zunächst als römisch-katholisches Gotteshaus genutzt. Dabei erhielt sie das Patrozinium des Heiligen Laurentius. Mit dem Wechsel der Konfessionen des Grafen im Jahr 1544 zur evangelisch-lutherischen und 1588 zur evangelisch-reformierten Glaubensrichtung, änderte sich auch die Nutzung des Gotteshauses.[15]

Das Kirchenschiff wurde in Etappen gebaut, der älteste Teil stammt wohl aus dem Jahr 1355 und besteht aus einem einschiffigen, kreuzförmigen Gebäude mit dem heutigen vierten Joch als Vierung und der heutigen Vierung als Chor, sowie dem zweiten und dritten Joch und den Seitenschiffen des vierten Jochs. Der Turm stand an der Stelle, wo heute das erste Joch ist. Im nördlichen Seitenschiff des vierten Jochs befindet sich eine Seccomalerei aus dem 14. Jahrhundert. Nach und nach wurden die Joche mit Seitenschiffen erweitert, das Kirchenschiff wurde wohl erst nach Fertigstellung des Turms mit diesem verbunden.

Die Kirche ist insgesamt 54 m lang und 19 m breit. Der Turm ist 81,17 m hoch und von ganz Schüttorf aus zu sehen. Diese Kirche wurde erstmals 1355 urkundlich erwähnt, als ein Ablassbrief zum Bau der Kirche verkauft wurde, und 1390 erweitert. Mit dem Bau des Chores des heutigen Gebäudes wurde am Dienstag nach Fronleichnam des Jahres 1477 angefangen, fertiggestellt war er am Abend des 24. Dezember 1478. Mit dem Bau des Kirchenschiffs wurde 1500 begonnen, der quadratische Westturm wurde bis 1535 erbaut und verfügt über einen achtseitigen Pyramidenhelm. Er brannte aber sechsmal (1684, 1703, 1799, 1817 (zweimal innerhalb von zwei Tagen) und 1889) infolge von Blitzschlag ab. Eine Legende besagt, dass der letzte Brand des Turmes am 8. Februar 1889 mit Milch gelöscht wurde, die sich in der Hitze des Feuers verkrustete und die Feuersbrunst erstickte. Die ursprünglichen Glocken für den Turm stammen aus den Jahren 1502 und 1772, im Jahr 1917 mussten diese Glocken aber zum Einschmelzen für die Kriegsproduktion abgeliefert werden. Heute hängen sechs Glocken im Turm, darunter eine alte Brandglocke aus dem Jahr 1435, die 1917 verschont wurde. Die Orgel der großen Kirche ist ein zweimanualiges Instrument mit Zinn-Pfeifen. Sie wurde 1963 von dem Schweizer Orgelbaubetrieb Th. Kuhn gebaut.

Römisch-katholische Marienkirche

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Die Marienkirche

Die katholische Marienkirche befindet sich direkt neben dem historischen Rathaus. An der Ostmauer des Chores ist die Grundsteinlegung datiert: ANNO/MDCCLXVII (1867). Das Gebäude wurde 1868 fertiggestellt und ist einschließlich des Turmes 26,33 m lang.[16] Die Kirche enthält eine Sandsteinmadonna aus dem späten 16. Jahrhundert. Vor der Fertigstellung mussten sich die Schüttorfer Katholiken seit Beginn des 18. Jahrhunderts mit der Kapelle der Burg Altena behelfen.

Weitere Kirchen

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Nach dem Zweiten Weltkrieg kam erst eine neuapostolische Kirche und 1955 die lutherische Kirche hinzu. Die lutherische Kirche heißt seit 1992 Christophorus-Kirche. Seit 2004 gibt es auch ein Gotteshaus der Freien Christengemeinde.

Im Jahre Jahr 1992 wurde in einer alten Werkstatt am Hessenweg eine kleine Moschee die DITIB Türkisch-Islamische Gemeinde zu Schüttorf e. V. gegründet. Der Gemeinde gehören 123 Mitglieder an. (Stand: 2008) Sie dient kulturellen und religiösen Zwecken der in Schüttorf lebenden Türken und Muslime.[17]

Als 1946 Niedersachsen gegründet wurde, gehörte fortan auch Schüttorf zu diesem Bundesland. Am 14. Dezember 1970 wurde die Samtgemeinde Schüttorf gegründet. Diese bestand zunächst aus neun Gemeinden, der Stadt Schüttorf selbst und den Gemeinden Engden, Drievorden, Neerlage, Wengsel, Ohne, Quendorf, Samern und Suddendorf. Am 1. März 1974 wurden die Gemeinden Engden und Drievorden zur Gemeinde Engden und die Gemeinden Neerlage und Wengsel zur Gemeinde Isterberg zusammengefasst, so dass die Samtgemeinde noch aus sieben Gemeinden bestand. Am 1. November 2011 wurde die Gemeinde Suddendorf in die Stadt Schüttorf eingemeindet, so dass sich die Anzahl der Mitgliedsgemeinden auf nunmehr sechs verringerte.

Aufgaben der Samtgemeinde sind gemeinsame Planungsaufgaben wahrzunehmen, den Fremdenverkehr zu fördern und die Beseitigung von Abwasser und Müll zu übernehmen. Des Weiteren fallen die Erwachsenenbildung, die Förderung und Schaffung kultureller Einrichtungen und das Personenstandswesen in ihren Aufgabenbereich. Die Samtgemeinde wird vom Samtgemeinderat, dem Samtgemeindeausschuss und dem Samtgemeindebürgermeister verwaltet und verfügt über ein eigenes Siegel.

Die Schüttorfer Politik untergliedert sich in die Verwaltung der Samtgemeinde und die der Stadt selbst, so gibt es sowohl einen Samtgemeinderat, als auch einen Stadtrat von Schüttorf. Zudem gibt es einen Samtgemeindebürgermeister und einen Bürgermeister der Stadt, auch jede der anderen fünf Gemeinden der Samtgemeinde besitzt einen eigenen Bürgermeister. Dem Bürgermeisteramt steht noch ein nicht vom Volk gewählter Stadtdirektor zur Seite.

Stadtratswahl 2021
in Prozent
 %
50
40
30
20
10
0
35,48 %
(−7,41 %p)
33,28 %
(+2,87 %p)
16,28 %
(+3,74 %p)
4,56 %
(+1,88 %p)
4,12 %
(n. k. %p)
2,09 %
(−1,07 %p)
4,18 %
(−4,14 %p)
20162021
Vorlage:Wahldiagramm/Wartung/Anmerkungen
Anmerkungen:
g Schüttorfer Liste (SL)
Sitzverteilung im Rat der Stadt
10
6
2
11
1
1
10 11 
Insgesamt 31 Sitze

Der Rat der Stadt Schüttorf hat 31 Mitglieder. Für eine Stadt mit einer Einwohnerzahl zwischen 12.001 und 15.000 Einwohnern und als Teil einer Samtgemeinde ist dies die festgelegte Anzahl.[18] Die 31 Ratsmitglieder werden durch eine Kommunalwahl für jeweils fünf Jahre gewählt. Die aktuelle Amtszeit begann am 15. November 2021 und endet am 31. Oktober 2026.

Nach der Kommunalwahl am 12. September 2021 führte das Ergebnis zu folgender Sitzverteilung im Stadtrat:[19]

Parteien und Wählergemeinschaften Stimmenanteil Sitze
CDU Christlich Demokratische Union Deutschlands 35,48 % 110
SPD Sozialdemokratische Partei Deutschlands 33,28 % 100
Grüne Bündnis 90/Die Grünen 16,28 % 5
FDP Freie Demokratische Partei 04,56 % 2
SL Schüttorfer Liste 04,18 % 1
AfD Alternative für Deutschland 04,12 % 1
Linke Die Linke 02,09 % 01*
Gesamt (unter Vernachlässigung von Rundungsfehlern) 100 % 31
Wahlbeteiligung = 54,23 %
* Der Kandidat von Die Linke trat nach den Wahlen aus seiner Partei aus und schloss sich der Grünen-Fraktion an.[20]

Im Stadtrat der Stadt Schüttorf hatte die SPD traditionell die Mehrheit; seit der Gründung einer Unabhängigen Wählergemeinschaft im September 1968 konnte die SPD allerdings nicht mehr die absolute Mehrheit erringen. Von 2006 bis 2016 wurde Schüttorf von einer Jamaika-Koalition regiert. Von 2016 bis 2021 stellte eine Koalition von CDU und der Wählergemeinschaft Schüttorfer Liste die Mehrheit im Stadtrat. Seit konstituierenden Sitzung nach den letzten Wahlen am 12. September 2021 bildet eine Gruppe aus CDU und Grünen die Mehrheitsgruppe.[20]

Am 28. Februar 1924 wurde der Berliner Franz Scheurmann zum ersten hauptamtlichen Bürgermeister der Stadt Schüttorf bestellt. Im Oktober 1942 wurde er jedoch wegen schwerer Differenzen mit dem örtlichen NSDAP-Führer Arnold Horstmeier und dem NSDAP-Kreisleiter Josef Ständer aus dem Amt enthoben. Zu seinem Nachfolger wurde NS-Ortsgruppenleiter Arnold Horstmeier ernannt, nach dem Zweiten Weltkrieg setzte die britische Militärregierung im April 1945 Bernhard Verwold als ehrenamtlichen Bürgermeister ein. Als erster hauptamtlicher Bürgermeister nach dem Zweiten Weltkrieg wurde am 25. Januar 1946 wieder Scheurmann gewählt, sein Nachfolger wurde 1949 bis 1952 Johann Wenning (SPD), der wiederum von 1952 bis Oktober 1956 von Scheurmann (CDU) abgelöst wurde. 1956 bis 1972 war dann wieder Johann Wenning Bürgermeister. Am 16. November 1972 wurde Hermann Brinkmann (SPD) gewählt, der 16 Jahre lang die Geschicke der Stadt lenkte, bis er am 16. Januar 1989 von Karl-Heinrich Dreyer (SPD) abgelöst wurde, der 17 Jahre bis zum 8. November 2006 ehrenamtlicher Bürgermeister der Stadt war. Zu seiner Ablösung wurde er zum Ehrenbürgermeister der Stadt erklärt und erhielt kurz darauf das Bundesverdienstkreuz für seine Leistungen verliehen. Sein Nachfolger war bis November 2016 Thomas M. Hamerlik (CDU). Bürgermeister ist seit November 2016 Jörn Tüchter (CDU).[20][21]

Liste der Schüttorfer Bürgermeister
Bürgermeister Zeitraum
Franz Scheurmann (später CDU) 28. Februar 1924 – Oktober 1942
15. Februar 1946 – 14. September 1946
1952 – Oktober 1956
Arnold Horstmeier (NSDAP) Oktober 1942 – April 1945
(Von der NSDAP-Kreisleitung eingesetzt)
Bernhard Verwold April 1945 – 25. Januar 1946
(Von der britischen Militärregierung eingesetzt)
Erich Kortmann 1946–1949
Johann Wenning (SPD) 5. Januar 1949–1952
Oktober 1956 – 16. Oktober 1972
Hermann Brinkmann (SPD) 16. November 1972 – 14. November 1988
Karl-Heinz Dreyer (SPD) 16. Januar 1989 – 8. November 2006
Thomas Michael Hamerlik (CDU) 8. November 2006 – 7. November 2016
Jörn Tüchter (CDU) seit 7. November 2016

Das Wappen der Stadt Schüttorf entstand vermutlich unmittelbar nach Erhebung des Ortes in den Rang einer Stadt. Das Stadtprivileg erwähnt kein Siegel oder Wappen, somit hat der Stadtherr den Bürgern die Entscheidung über ein Wappen überlassen. Die älteste erhaltene Urkunde, die das Wappen der Stadt Schüttorf als Siegel aufweist, stammt aus dem Jahr 1315.

Das Wappen zeigt ein stilisiertes Stadttor mit zwei Türmen, zwischen denen sich das Wappen der Grafschaft Bentheim befindet. Das aktuell genutzte Wappen ist einem Siegelabdruck einer Urkunde aus dem Jahr 1379 nachgeahmt.[22] Es ist jedoch keines der Stadttore der Stadt Schüttorf umgesetzt (das Wappen ist auch älter als die Stadttore), sondern das Wappen soll nur symbolisch den Begriff Stadt umsetzen.

Die Farben der Stadt sind rot-gold (gelb). Die Flagge der Stadt ist längsgeteilt rot-gold und trägt in der Mitte das Wappen der Stadt in den Originalfarben.[22]

Städtepartnerschaften

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Schüttorf unterhielt bis 2005 eine Städtepartnerschaft mit Vriezenveen (Twenterand) in den Niederlanden, Region Twente. Diese Städtepartnerschaft war Teil des EUREGIO-Programms, eines Kommunalverbands, dem circa 140 deutsche und niederländische Städte, Gemeinden oder Kreise angehören. Der EUREGIO-Verband bemüht sich dabei um einen grenzüberschreitenden Ausbau der Wirtschaftsbeziehungen, um den Kulturaustausch und um deutsch-niederländische Schulkontakte. 2005 kündigte Vriezenveen die Städtepartnerschaft, Schüttorf blieb aber Teil des EUREGIO. Niederländisch ist in der Schüttorfer Oberschule Wahlpflichtfach.[23]

Infrastruktur und Wirtschaft

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Schüttorf ist circa 50 Autominuten entfernt vom internationalen Flughafen Münster/Osnabrück in Greven. Der regionale Flugplatz Nordhorn-Lingen befindet sich etwa 20 Autominuten entfernt.

Schienenverkehr

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Eurobahn – RB 61 im Bahnhof Schüttorf

Der Bahnhof Schüttorf[24] liegt an der Bahnstrecke Almelo–Salzbergen. Im Schienenpersonennahverkehr verkehrt hier die RB 61 Wiehengebirgs-Bahn (HengeloBielefeld).

Linie Verlauf Takt
RB 61 Wiehengebirgs-Bahn:
Hengelo – Oldenzaal – Bad Bentheim – Schüttorf – Salzbergen – Rheine – Hörstel – Ibbenbüren-Esch – Ibbenbüren – Ibbenbüren-Laggenbeck – Osnabrück Altstadt – Osnabrück Hbf – Wissingen – Westerhausen – Melle – Bruchmühlen – Bünde (Westf) – Kirchlengern – Hiddenhausen-Schweicheln – Herford – Brake (b Bielefeld) – Bielefeld Hbf
Stand: Fahrplanwechsel Dezember 2021
60 min

Der nächstgelegene Fernbahnhof ist der Bahnhof Bad Bentheim mit den grenzüberschreitend verkehrenden InterCitys der Linie 77 von Amsterdam über Bad Bentheim, Osnabrück, Hannover nach Berlin.

Im Straßenpersonennahverkehr verbinden Regionalbuslinien der Verkehrsgemeinschaft Grafschaft Bentheim (VGB) Schüttorf im regelmäßigen Taktverkehr mit Suddendorf, Bad Bentheim, Gildehaus und Gronau sowie mit Quendorf und Isterberg. Ein Anschluss an die von Bad Bentheim über Nordhorn nach Neuenhaus verkehrende Bahnlinie (RB 56)[25] besteht mit einer Linie in Quendorf. Im Übrigen verkehrt ein Bürgerbus von Schüttorf über Samern und Ohne nach Wettringen und umgekehrt.[26][27]

Schüttorfer Kreuz

Im Nordosten von Schüttorf befindet sich das Autobahnkreuz Schüttorf. Dort kreuzen sich die Autobahnen 30 (Bad OeynhausenOsnabrückBad Bentheim) und 31 (EmdenBottrop). Schüttorf verfügt über die beiden Autobahn-Anschlussstellen Schüttorf-Nord (A 30) und Schüttorf-Ost (A 31).

Die Bundesstraße 65 (B 65) führte bis in die 1970er Jahre direkt durch die Schüttorfer Innenstadt und über den Marktplatz. Mit dem Bau der Graf-Egbert-Straße wurde eine Umgehungsstraße geschaffen. Im Zuge des sogenannten Kuhm-Durchbruchs wurde die Burg Altena und das kaiserliche Postamt abgerissen. Später ist der Abschnitt der B 65 von der niederländischen Grenze bis Rheine als Landesstraße 39 zurückgestuft worden.

Den Stadtteil Suddendorf durchquert der Töddenweg von Osnabrück über Rheine nach Bad Bentheim, welcher vom Wiehengebirgsverband Weser-Ems betreut wird. Dieser Wanderweg ist Teil des europäischen Fernwanderweges E11 durch die Niederlande, Deutschland und Polen.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte sich in Schüttorf eine starke Textilindustrie mit mehreren großen lokalen Unternehmen (Schlikker & Söhne, Gathmann & Gerdemann, G. Schümer & Co. und ten Wolde, später Carl Remy, die heutige RoFa ist keine ursprüngliche Textilfirma, sondern wurde von H. Lammering gegründet und später von Gerhard Schlikker jun., Levert Rost und Wilhelm Edel übernommen. Der Name RoFa resultiert aus den Nachkriegsgesellschafter Rost und Falley), des Weiteren entstand eine Margarinefabrik (Wilhelm Edel & Co.). Schüttorf konnte von dieser Industrialisierung stark profitieren, was sich auch in den Einwohnerzahlen niederschlug (1871: 1692 Einwohner, 1900: 4110).[28] In der Krise der Textilindustrie in den 1970er-Jahren geriet aber auch die Schüttorfer Industrie in eine Krise und nur die Firma Rofa sowie die Firma Schümer Textil GmbH (vormals G. Schümer GmbH & Co. KG) existieren heute noch. Infolgedessen stieg auch die Arbeitslosigkeit und die Steuereinnahmen der Stadt gingen zurück.

Seit der Fertigstellung des Schüttorfer Kreuzes (A 30/A 31) im Dezember 2004 profitiert Schüttorf von seiner verkehrsgünstigen Lage und seiner Nähe zur niederländischen Grenze. Schüttorf hatte zu dieser Zeit ein großes Gewerbegebiet an der Autobahn ausgewiesen und versucht, durch Wirtschaftsförderung Unternehmen dort anzusiedeln. Die Arbeitslosigkeit der Samtgemeinde betrug im Mai 2007 6,7 %, was unter der Arbeitslosenquote Niedersachsens lag, die 8,5 % betrug, aber das Niveau des Landkreises mit 6,1 % übersteigt.

Ansässige Unternehmen

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Einer der größten Gewerbesteuerzahler in Schüttorf ist seit 1971 die Schweizer Georg Utz GmbH mit etwa 500 Beschäftigten. Das Unternehmen unterhält eine Kunststofffabrik, in der Kunststoffpaletten und Kunststoffbehälter hergestellt werden. Ähnlich groß ist ein Wellpappenformatwerk der Prowell-Gruppe, das 2005 direkt am Schüttorfer Kreuz fertiggestellt wurde. Die Stemmann-Technik GmbH produziert mit etwa 500 Mitarbeitern (Stand 2013) Stromabnehmer für den ICE und andere Züge, Straßen- oder U-Bahnen sowie weiterführende Produkte zur Energie- und Datenübertragung im industriellen Bereich. Mittelständische Unternehmen sind die Arnold Lammering GmbH, eine Großhandlung für Stahl, Sanitär, Heizung und Fliesen mit rund 500 Mitarbeitern, die PigTek Europe GmbH, die Stalleinrichtungen herstellt und die Kortmann Beton GmbH & Co. KG, die Betonteile und Betonsteine fertigt. Bis 2004 beheimatete die Stadt auch ein Kalksandsteinwerk, das aber geschlossen und abgerissen wurde. Die verkehrsgünstige Lage von Schüttorf begünstigt die Ansiedlung von Speditionen und Logistikunternehmen. Es haben sich verschiedenen Unternehmen dieser Branche angesiedelt, wovon derzeit die Rigterink GmbH & Co. KG, die Imperial Chemical Logistics GmbH, die Euregio-Logistik GmbH, die Wanning Spedition GmbH & Co. KG sowie die ECH Euregio Cargo Hub GmbH ansässig sind.

Ein über Schüttorf hinaus bekanntes Unternehmen ist die dänische Tulip Food Company GmbH, die Fleisch- und Wurstprodukte verarbeitet, die sich unter diesem Namen in deutschen Supermärkten finden. Weitere überregional bekannte Firmen sind seit 1821 das Familienunternehmen H. Klümper GmbH & Co. KG und die Klüsta-Schinken Klümper & Stamme GmbH, die Schinkenspezialitäten vertreiben.

Mit dem Index besteht in Schüttorf die größte Diskothek Deutschlands, die mehr als 10.000 Gäste pro Wochenende hat.[29]

Schon 1896 wurde in der Fabrikstraße ein erstes Gleichstrom-Elektrizitätswerk eingerichtet. Ab 1897 hatte Schüttorf, als eine der ersten Städte im deutschen Reich, eine elektrische Straßenbeleuchtung. Am 1. April 1909 kaufte die Stadt das E-Werk für 110.000 Goldmark, seitdem ist es in städtischer Hand. Bis 1955 wurde das Netz von Gleichstrom auf Drehstrom umgestellt und die Eigenstromerzeugung eingestellt. 1928/1929 erhielt Schüttorf eine städtische Wasserversorgung. Seit dem 28. Dezember 1970 liefern die Stadtwerke auch Erdgas. Zum 1. Januar 2016 fusionierten die Stadtwerke Schüttorf GmbH mit der Energieversorgung Emsbüren (EVE) zur Stadtwerke Schüttorf Emsbüren GmbH (SWSE).[30] Dabei hält die Stadt Schüttorf 83,00 % der Unternehmensanteile.[31] Heute sind neben dem Hallenbad Vechtebad und dem Freibad in Schüttorf auch das Hallenbad Ems Bad in Emsbüren in der Hand der Stadtwerke. Ebenfalls baut und betreibt das Unternehmen ein Breitband-Glasfasernetz in der Stadt Schüttorf und Umgebung.[32] Darüber hinaus besitzen und unterhalten die Stadtwerke die Straßenbeleuchtung in Schüttorf und Emsbüren.

Das Annaheim ein Jahr nach der Eröffnung auf einer Postkarte (1908)

Medizinische Einrichtungen

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Am 17. Oktober 1904 stiftete der Fabrikant Hermann Schlikker der Stadt 250.000 Goldmark für den Bau eines Krankenhauses. Das Krankenhaus Annaheim mit 40 Betten wurde 1907 eröffnet. Es wurde nach Schlikkers verstorbener Frau benannt. In den 1980er Jahren wurde ein Pflegeheim der evangelisch-reformierten Kirche an das Krankenhaus angegliedert. Das Krankenhaus konnte jedoch nie wirtschaftlich arbeiten und wurde 1996 geschlossen. In dem Gebäude entstand ein Pflegezentrum, zu dem auch medizinische und physiotherapeutische Praxen gehören. Heute praktizieren in Schüttorf elf Ärzte, drei Tierärzte und fünf Zahnärzte.[33]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

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Der Marktplatz der Stadt Schüttorf mit Brunnen, Rathaus und katholischer Kirche
Villa Schlikker aus dem Jahr 1903, Steinstraße
Schüttorfer Innenstadt

Neben der großen Kirche (Evangelisch-reformierte Kirche St. Laurentius) ist vor allem das Rathaus sehenswert, ein zweigeschossiger Quaderbau aus Bentheimer Sandstein mit Staffelgiebel aus dem 15. Jahrhundert, in das die Schüttorfer Elle eingelassen ist, eine 68 cm lange Metallstange, die zur Eichung diente. Auf dem Marktplatz vor dem Rathaus befindet sich eine Bronzestatue einer Frau, die zwei Ziegen führt. Direkt neben dem Rathaus steht die katholische Kirche. Hinter der Kirchschule findet sich die alte Fürstliche Wassermühle aus dem Jahr 1914, sie ist die einzige erhaltene Mühle, von einst vielen Mühlen, in Schüttorf und liegt am Mühlenkolk umgeben von alten Trauerweiden.

In der Innenstadt blieb eine Reihe älterer Wohnbauten erhalten. Ursprünglich waren eingeschossige Fachwerk-Dielenhäuser mit über Knaggen vorkragenden Giebeldreiecken vorherrschend, wie sie heute zum Beispiel noch mehrfach in Quakenbrück anzutreffen sind. In Schüttorf wurden die Fassaden allerdings im Laufe des 18. und 19. Jahrhunderts häufig massiv erneuert. Nach Abbrüchen und Sanierungsmaßnahmen sind nur noch wenige ältere Beispiele vorhanden. Zu erwähnen ist die Stadtapotheke, die ursprünglich aus zwei giebelständigen Einzelhäusern bestand und um 1750 durch Vorblendung einer neuen Straßenfassade zusammengefasst wurden. Der rechte Bauteil ist bereits um 1645 entstanden. Einige ältere Häuser befinden sich in der Steinstraße. Hier ist besonders Haus Nr. 7 zu erwähnen, das im Kern aus dem 17. Jahrhundert stammt. Die Straßenfassade wurde 1827 in den Formen des niederländischen Klassizismus neu aufgeführt. Im Singel (Nr. 1) steht ein Fachwerk-Dielenhaus aus der Zeit um 1600, das heute als Gaststätte genutzt wird. Es gehört zu den ältesten Wohnbauten der Stadt.

Unter den Villen sind drei besonders hervorzuheben. Die Villa Remy in der Bentheimer Straße wurde 1906 in Anlehnung an Bauten des Baumeisters Clemens August von Vagedes erbaut. Vorbild war unter anderem das 1780 für den Pfennigkammersekretär Engelen am Verspoel 11 in Münster errichtete repräsentative Wohnhaus. Die Villa Rost in der Lehmkuhle, auch blaue Villa genannt, stammt aus dem Jahr 1902. Die in der Steinstraße gelegene Villa Schlikker war ein Geschenk des Fabrikanten Herman ten Wolde an seine Tochter Ida und seinen Schwiegersohn im Jahr 1903. Dieses Haus steht insbesondere wegen seiner reichen Innenraumgestaltung im Jugendstil unter Denkmalschutz.

Schüttrupper Platt

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In Schüttorf wird traditionell ein plattdeutscher Dialekt, das Schüttrupper Platt gesprochen. Zur Erhaltung des Dialekts veranstaltet der Heimatverein der Samtgemeinde regelmäßig Veranstaltungen unter dem Titel „Wij kürt ock Platt“. Es gibt eine plattdeutsche Theatergruppe, und es erscheinen auch Literatur und Zeitungsartikel im Dialekt.

In Schüttorf ist das Theater der Obergrafschaft beheimatet, das seit 1975 besteht.[34] Hier finden etwa zweimal im Monat Vorführungen statt. Dazu werden sowohl bekannte Künstler eingeladen, als auch Stücke von Schüttorfern eingeübt und gespielt. Bis 2006 gab es im Theater insgesamt 350 Aufführungen mit über 150.000 Besuchern.

Sport und Freizeit

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In Schüttorf gibt es zwei öffentliche Bäder, das Vechtebad, ein Hallenbad, und ein 1935 gegründetes und 1997 saniertes Freibad; aber auch der Quendorfer See als Badesee ermöglicht es, zu baden oder zu schwimmen.

Der größte Sportverein in der Stadt, mit ca. 3.000 Mitgliedern, ist der FC Schüttorf 09. Besonders erfolgreich sind die Fußball-, Handball- und Volleyballabteilung. Die erste Fußballmannschaft der Herren spielt aktuell in der Landesliga Weser-Ems. Im Volleyball spielt die erste Herren-Mannschaft in der 2. Deutschen Volleyball-Bundesliga, Staffel Nord. Die späteren Fußballprofis Simon Cziommer und Cihan Bolat stammen aus der Jugend des FC Schüttorf 09.

Weitere Fußball- bzw. Sportvereine sind u. a. der SC Borussia 26 Schüttorf, der Sportverein Mayis, Motorsportclub Schüttorf und der SV Suddendorf-Samern.[35]

Der Tennisverein TC Schüttorf 85 verfügt über eine eigene 6-Platz-Anlage mit roter Asche und einem Clubhaus; in direkter Nachbarschaft besteht eine kommerziell betriebene 3-Feld-Tennishalle mit einer integrierten Gaststätte. Die Reitsportgemeinschaft Schüttorf e. V. betreibt Dressur- und Springreiten. Ein anderer großer Sportverein ist der Sportfischerverein Schüttorf e. V. mit etwa 760 Sportfischern als Mitgliedern.

Insgesamt verfügt Schüttorf über vier Sporthallen, drei Sportplätze, eine Reithalle, eine Tennisanlage und eine kommerziell betriebene 3-Feld-Tennishalle, eine Bouleanlage mit 32 Bahnen sowie einer beheizbaren 12-Bahnen-Boulehalle, einen Bolzplatz, einen Skateplatz und insgesamt neun Kinderspielplätze. Eine andere beliebte Sportart, vor allem in der kalten Jahreszeit ist das Kloatscheeten, es gibt eine Vielzahl kleinerer privater Clubs, die vor allem im Januar beim Spiel auf den Straßen anzutreffen sind.

Schüttorf verfügt über das Unabhängige Jugendzentrum KOMPLEX Schüttorf e. V.; dort treffen sich nicht nur Jugendliche, sondern es finden auch immer wieder Konzerte statt und es gibt verschiedene Projekte und Arbeitsgemeinschaften für Jugendliche. Der CVJM unterhält in Schüttorf ein Jugendcafé. Es gibt eine Ortsfeuerwehr und eine Jugendfeuerwehr. Darüber hinaus finden sich in Schüttorf drei Brieftaubenzuchtvereine und andere Kleintierzuchtvereine, es gibt vier Gesangvereine, fünf Musikvereine und einige andere Vereine und Gemeinschaften.

Regelmäßige Veranstaltungen

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Eine bedeutende überregional weit bekannte regelmäßige Veranstaltung war das Schüttorf Open Air. Von 1980 bis 1994 fand dieses Open Air regelmäßig jedes Jahr auf den Vechtewiesen in Schüttorf statt. Bekannte Bands waren zum Beispiel The Cure, Depeche Mode, Midnight Oil und Whitesnake. Auch Frank Zappa, Rod Stewart, BAP, Simple Minds, David Bowie, BBM oder Die Toten Hosen traten in Schüttorf auf. Legendär war der Auftritt der Münsteraner Törner Stier Crew, die 1982 Frank Zappa vor 36.000 Zuschauern zur besseren Vorgruppe degradierten.[36] Zunehmend strengere Auflagen der Stadtverwaltung und des Bauamtes erschwerten die Ausrichtung des Festivals. Als diese nahezu unmöglich geworden war, wurde das Schüttort-Open-Air 1993 ins benachbarte Gildehaus verlagert. 1995 gab es dann noch einmal ein Schüttorf Open Air bei Gildehaus, auf dem die Rolling Stones als Hauptakt im Rahmen der Voodoo Lounge Tournee auftraten. Außerdem traten auf: Kid Creole & the Coconuts, Neil Young, The Black Crowes und Willy DeVille. Seitdem existiert dieses Festival nicht mehr und auch der Versuch, es 2004 wiederauferstehen zu lassen, scheiterte. Parallel hat sich in den letzten Jahren das Komplex Open Air in Schüttorf entwickelt, organisiert von der Konzertinitiative Zikadumda des Jugendzentrums Komplex. Bisher spielten dort namhafte Bands wie Blackmail oder 4Lyn, aber auch lokale Gruppen traten dort auf.

Des Weiteren gibt es in Schüttorf drei jährlich stattfindende Schützenfeste verschiedener Schützenvereine – das Bürger-Schützenfest, das Gilde-Schützenfest und das Adler-Schützenfest. Es gibt eine Sommerkirmes auf dem Kuhmplatz sowie im Herbst eine Familienkirmes in der Innenstadt. An jedem Samstag ist in Schüttorf seit 1984 Wochenmarkt.

Kulinarische Spezialitäten

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In Schüttorf wird wie in den meisten ländlichen Gegenden Norddeutschlands eher deftig gegessen. Es ist weit verbreitet, selbst zubereitete Hausmannskost zu essen. Die typischen Gerichte des Nordens werden auch hier gegessen, die beliebteste Beilage ist die Kartoffel.

Eine regionale Spezialität Schüttorfs sind die „Kaneelkökskes“, flache, runde, im Hörncheneisen (Neujahrskucheneisen) knusprig gebackene Küchlein mit leichtem Zimtgeschmack, der von dem kleinen Anteil Kaneelöl herrührt.

„Schümers Korn“ darf, obwohl in der Nachbargemeinde Salzbergen gebrannt, auch als Schüttorfer Spezialität gelten. Die Brennerei Schümer war zunächst in der Innenstadt ansässig und durfte auf Geheiß des Bentheimer Grafen keine eigene Mühle bauen, da der Wind über dem Land Eigentum des Landesherren war. Schümer zog direkt vor die Gemeindegrenzen und betrieb seine dort neu errichtete Mühle dennoch mit „gräflichem Wind“.

Ein Brauch, der in Schüttorf und in der Grafschaft gepflegt wird, ist das Weggenbringen. Wird in einer Familie ein Kind geboren, bringen die Nachbarn und Freunde einen Weggen, ein oft bis zu zwei Meter langes Rosinenbrot, das auf einer Leiter getragen wird. Traditionell wurde der Weggen von den Nachbarn selbst gebacken und mit Schinken und Käse zur Taufe geschenkt. Nach der Taufe wurden er dann verzehrt. Die Weggenkleidung ist das „Holtbeus“, die blaue Arbeitsjacke, mit schwarzer Hose, grauen Socken, Holschen, Zylinder und rotem Halstuch, das durch eine Streichholzschachtel geschnürt wird. Heute wird der Weggen kaum noch freitags vor der Taufe gebracht. Vielfach sind es inzwischen auch nicht mehr Weggen, Schinken und Käse, sondern Bobbycar, Autositz und sonstige Gebrauchsgegenstände, die gebracht werden.

Liedgut und Lyrik

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In den 1920er Jahren dichtete der Schüttorfer Schuhmacher Fritz Lübke ein Lied auf die Stadt, das sich schnell großer Beliebtheit erfreute und in Schüttorf gesungen wurde. Heute kennen nur noch die älteren Bewohner das Lied, dem Lübke den Namen Mein Schüttorf gab.

Durch der Grafschaft grüne Fluren,:
Fließt der Vechte silbern’ Band.
Flüstert leis’ in alten Sagen,
Vom Gescheh’n an früheren Tagen,
Von daheim und Vaterland.

Ob vorbei die alten Zeiten,
Schüttorf bleibt sich ewig treu.
Arbeit schaffen fleiß’ge Hände,:
Einig sind sich alle Stände,
Schätzend beides: Alt und Neu.

Mag’s auch schön’re Städte geben,
Schüttorf ist mein Heimatort,
Nur für Schüttorf woll’n wir leben,
Seinem Wohl gilt unser Streben,
Schüttorf, dauere immerfort! —

Bekannt ist auch das alte Gedicht: Die gläserne Kutsche. Es erzählt von einer gläsernen Kutsche die von vier schwarzen, feuerschnaubenden Hengsten jedes Jahr zur St.-Johannes-Nacht durch Schüttorf gezogen wird:

De Wiewe, de fröger dat Labben nich löten,
de kwammen in de Glaskutsch met Handen und Vöten.
Tot Spott van alle. In de Süntjannsnacht
wörden se döör de Stroaten van Schüttrup bracht.

(Die Weiber, die das Tratschen nicht lassen konnten,
die kamen in die Glaskutsche mit Händen und Füßen.
Zum Spott von allen. In der Johannisnacht
werden sie durch die Straßen von Schüttorf gebracht.)

Rekonstruierter Klassenraum im Schulmuseum

In Schüttorf gibt es neben einem Schulkindergarten einen kommunalen Kindergarten sowie zwei Kindergärten in Trägerschaft der evangelisch-reformierten Kirche und einen des Deutschen Roten Kreuzes. Es gibt drei Grundschulen. Bis Juli 2015 gab es auch eine Hauptschule und eine Realschule und bis 2004 eine durch das Land Niedersachsen abgeschaffte Orientierungsstufe. Die Haupt- und die Realschule schlossen sich 2006 an das Ganztagsschulprogramm an und wurden im August 2015 zur Oberschule zusammengefasst.

Die älteste Schüttorfer Schule ist die Kirchschule oder Evangelische Volksschule Schüttorf aus dem Jahr 1608. Die damals als Lateinschule gegründete Schule bot Raum für 200 Grundschüler. Im Juli 2007 zog die Grundschule in das Gebäude der ehemaligen Hauptschule. Das Gebäude Kirchschule ist heute ein Bürgerzentrum mit unter anderem Stadtmarketingverein, Bücherei, Schulmuseum und Musikschule. Auf eine Schulgründung im Jahr 1712 geht die Katholische Volksschule Schüttorf der katholischen Gemeinde zurück, es ist heute die kleinste Grundschule Schüttorfs mit Platz für etwa 200 Schüler.

Die größte Grundschule ist die 1970 gegründete städtische Grundschule auf dem Süsteresch, mit ca. 260 Schülern. Die Grundschule auf dem Süsteresch wurde am 8. Juni 2016 von der Robert-Bosch-Stiftung als „Beste Schule Deutschlands“ mit dem Deutschen Schulpreis 2016 ausgezeichnet. Der Preis ist mit 100.000 € dotiert.[37]

1955 wurde in Schüttorf die Erich-Kästner-Schule, eine Schule für Lernbehinderte, eröffnet; zum Schuljahresende 2017/18 wurde diese Schule geschlossen.[38] Die Hauptschule wurde 1967 gegründet und 2010 in Wilhelm-Busch-Schule umbenannt.[39] Die Realschule entwickelte sich aus der alten Volksschule. Junge Schüttorfer, die das Gymnasium besuchen wollen, haben die Möglichkeit, als Fahrschüler auf eines der umliegenden Gymnasien, vor allem das Burg-Gymnasium Bad Bentheim, das städtische Gymnasium in Ochtrup, das Gymnasium Rheine oder das private Missionsgymnasium St. Antonius in Bardel auszuweichen.[40]

Seit September 2007 besitzt Schüttorf ein eigenes Schulmuseum, das seit Oktober 2012 im Bürgerzentrum Alte Kirchschule untergebracht worden ist.

Persönlichkeiten

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Der erste und bisher einzige Ehrenbürger der Stadt Schüttorf ist der erste Berufsbürgermeister der Stadt sowie spätere Landrat der Grafschaft Bentheim Franz Scheurmann (* 8. Mai 1892 in Berlin, † 3. Oktober 1964 in Nordhorn), dem die Ehrenbürgerwürde am 8. Mai 1962 verliehen wurde.[41] Im Mai 1957 erhielt er außerdem das Bundesverdienstkreuz am Bande und seit 1966 ist der Dr.-Scheurmann-Platz in Schüttorf nach ihm benannt. Scheurmann setzte sich in seiner Amtszeit vor allem für das Stadtarchiv ein und trug zahlreiche alte Dokumente und geschichtliche Zeugnisse zusammen, die er in zahlreichen Abhandlungen über Schüttorf veröffentlichte.

Söhne und Töchter der Stadt

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Die folgende Übersicht enthält bedeutende in Schüttorf geborene Persönlichkeiten chronologisch aufgelistet nach dem Geburtsjahr. Ob die Personen ihren späteren Wirkungskreis in Schüttorf hatten oder nicht, ist dabei unerheblich. Die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Persönlichkeiten, die in der Stadt gelebt und gewirkt haben

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  • 1926, Friedrich Justus Heinrich Middendorff, evangelisch-reformierter Pastor, als Gegner des Nationalsozialismus mehrfach inhaftiert, später Kirchenpräsident der evangelisch-reformierten Landeskirche
  • 1973, Spax (Rapper), in Schüttorf aufgewachsen
  • 1980, 6. November, Simon Cziommer, ehemaliger Fußballspieler, in Schüttorf aufgewachsen
  • 1991, 21. April, Cihan Bolat, Fußballspieler, in Schüttorf aufgewachsen
  • 1993, 13. April, Gerrit Wegkamp, Fußballspieler, in Schüttorf aufgewachsen
  • 1962, 27. November 1962, Daniela De Ridder, Politikerin (SPD), wohnt in Schüttorf
Commons: Schüttorf – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Schüttorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
 Dateien: Schüttorf – lokale Sammlung von Bildern und Mediendateien

Einzelnachweise

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  1. Fortschreibung des Bevölkerungsstandes auf Basis des Zensus 2022, Stand 31. Dezember 2024 (Hilfe dazu).
  2. Zahlen aus Katasterfläche nach Nutzungsarten (17) der tatsächlichen Nutzung (Gemeinde; Zeitreihe) bei LSN-Online, abgerufen am 25. November 2017.
  3. Sofie Meysel: Die Naturräumlichen Einheiten auf Blatt 83/84 Osnabrück-Bentheim. Bundesanstalt für Landeskunde und Raumforschung, Bonn-Bad Godesberg 1961
  4. Klimadiagramm für Schüttorf auf Climate-Data.org
  5. a b c Heinrich Voort: 700 Jahre Stadtverfassung in Schüttorf. In: Stadt Schüttorf (Hrsg.): Das Bentheimer Land. Band 134. A. Hellendorn KG, Bad Bentheim 1995, ISBN 3-922428-39-8, S. 15.
  6. Heinrich Voort: 700 Jahre Stadtverfassung in Schüttorf. In: Stadt Schüttorf (Hrsg.): 700 Jahre Stadt Schüttorf – Beiträge zur Geschichte – 1295–1995 (= Das Bentheimer Land. Band 134). A. Hellendorn KG, Bad Bentheim 1995, ISBN 3-922428-39-8, S. 38.
  7. a b c d e f g h i j k Heinrich Voort: 700 Jahre Stadtverfassung in Schüttorf. In: Stadt Schüttorf (Hrsg.): 700 Jahre Stadt Schüttorf – Beiträge zur Geschichte – 1295–1995 (= Das Bentheimer Land. Band 134). A. Hellendorn KG, Bad Bentheim 1995, ISBN 3-922428-39-8, S. 276.
  8. a b c d e Zahlen aus Fortschreibung des Bevölkerungsstandes bei LSN-Online, abgerufen am 7. September 2017.
  9. Zensus 2022 - Ausgewählte Ergebnisse zur Bevölkerungszahl zum Stichtag 15. Mai 2022. Abgerufen am 24. Juni 2024.
  10. Hermann Abels: Die Ortsnamen des Emslandes in ihrer sprachlichen und kulturgeschichtlichen Bedeutung. Schöningh, Paderborn 1927
  11. Heinrich Funke: Zur Frühgeschichte der Stadt Schüttorf. In: Bentheimer Jahrbuch 1985. Verlag Heimatverein der Grafschaft Bentheim, Bad Bentheim 1984, ISBN 3-922428-11-8
  12. a b Pluspunkt Schüttorf: Sehenswertes (Memento vom 17. Mai 2014 im Internet Archive)
  13. Biografie von Johann Wenning
  14. Karl Koch: Middendorff, Friedrich Justus Heinrich. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 17, Bautz, Herzberg 2000, ISBN 3-88309-080-8, Sp. 976–981.
  15. Zeno Kolks: Die existierenden Kirchen der Stadt Schüttorf. In: Stadt Schüttorf (Hrsg.): 700 Jahre Stadt Schüttorf – Beiträge zur Geschichte – 1295–1995 (= Das Bentheimer Land. Band 134). A. Hellendorn KG, Bad Bentheim 1995, ISBN 3-922428-39-8, S. 255.
  16. Zeno Kolks: Die existierenden Kirchen der Stadt Schüttorf. In: Stadt Schüttorf (Hrsg.): 700 Jahre Stadt Schüttorf – Beiträge zur Geschichte – 1295–1995 (= Das Bentheimer Land. Band 134). A. Hellendorn KG, Bad Bentheim 1995, ISBN 3-922428-39-8, S. 259–263.
  17. DITIB – Türkisch-Islamische Gemeinde zu Schüttorf e. V. (Memento vom 12. Februar 2013 im Webarchiv archive.today)
  18. Niedersächsisches Kommunalverfassungsgesetz (NKomVG) in der Fassung vom 17. Dezember 2010; § 46 – Zahl der Abgeordneten, abgerufen am 17. September 2017
  19. itebo.de: Ergebnis zur Stadtratswahl 2021 am 12.09.2021. Abgerufen am 16. November 2021.
  20. a b c Jonas Schönrock: Schüttorfer Rat wählt Manfred Windhaus erneut zum Stadtdirektor. In: GN online. 16. November 2021, abgerufen am 16. November 2021.
  21. gn-online: Wer ist wo Bürgermeister?
  22. a b Stadt Schüttorf: Hauptsatzung der Stadt Schüttorf. (PDF) 2013, abgerufen am 25. November 2017.
  23. Oberschule Schüttorf: Wahlzettel Wahlpflichtkurse 7. Abgerufen am 25. November 2017.
  24. Schüttorf auf bahnhof.de
  25. https://www.be-mobil.de/
  26. Informationen zum Bürgerbus auf der Homepage des Bürgerbusvereins
  27. Liniennetz der VGB (PDF) (Memento vom 28. Juli 2019 im Internet Archive)
  28. Biografie von Gerhard Schlikker und Geschichte der Schüttorfer Textilindustrie
  29. Nachtschicht in Deutschlands größter Disco Spiegel Online
  30. Grafschafter Nachrichten: Stadtwerke-Fusion: Gemeinsam auf den Energiemarkt (23. Juli 2015)
  31. Stadtwerke Schüttorf Emsbüren: Unternehmen > Unternehmenstruktur
  32. Stadtwerke Schüttorf Emsbüren: Produkte > Internet & Co.
  33. schuettorf.de: Branchenverzeichnis > Gesundheit und Medizin. Abgerufen am 6. September 2017.
  34. Homepage des Theaters der Obergrafschaft Schüttorf
  35. Schüttorf - Sportvereine. Abgerufen am 21. Oktober 2016.
  36. Beitrag zu Törner Stier Crew im „German Rock Lexikon“
  37. Deutscher Schulpreis geht an Schüttorfer Schule auf ndr.de am 8. Juni 2016
  38. Stadt will Erich-Kästner-Schule kaufe Grafschafter Nachrichten vom 18. November 2018
  39. Hauptschule bekommt einen Namen (Memento vom 31. Juli 2012 im Webarchiv archive.today) (vom 23. März 2010)
  40. Schüttorfer Schulgeschichte (Memento vom 27. September 2007 im Internet Archive)
  41. Biografie von Franz Scheurmann