„Höckernase“ – Versionsunterschied
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Als '''Adlernase''' wird umgangssprachlich eine [[Nase (Organ)|Nase]] mit einem Höcker auf dem Nasenrücken und einer nach unten gebogenen Nasenspitze bezeichnet. Der Name beruht auf der Ähnlichkeit dieser Nasenform mit dem [[Schnabel]] eines [[Adler (Biologie)|Adlers]]. |
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Als '''Höckernase''' wird eine menschliche [[Nase]] mit konvex geformtem Nasenrücken bezeichnet. Einige Höckernasen haben eine leicht nach unten gebogenen Nasenspitze, was in Deutschland umgangssprachlich als ''Hakennase'' bezeichnet wird. |
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Eine Adlernase kann bei negativen psychischen oder funktionellen Auswirkungen, aber auch aus ästhetischen Gründen durch eine [[Rhinoplastik]] operativ begradigt werden.<ref> Naumann et al.: Oto-Rhino-Laryngologie Band 2, S. 142 ff., Stuttgart (Thieme) 1992 </ref><ref>{{Internetquelle |autor=Medizinexpert*innen bei DocCheck |url=https://flexikon.doccheck.com/de/H%C3%B6ckernase |titel=Höckernase |sprache=de |abruf=2025-02-15}}</ref> |
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Ein prominenter Träger einer Adlernase war zum Beispiel [[Häuptling]] [[Sitting Bull]]. |
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== Verwendung im Rassismus und Antisemitismus == |
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Da viele Menschen eine derartige Nasenform als [[Schönheitsfehler]] ansehen, wird sie oft per [[plastische Chirurgie|plastischer Chirurgie]] korrigiert, indem der Nasenrücken begradigt und die Nasenspitze angehoben werden. Medizinisch wird die Adlernase als Höckernase bezeichnet. |
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Von Vertretern [[Rassismus|rassistischer]] Theorien werden Nasenformen, wie andere äußerliche Eigenschaften, häufig als Merkmale verschiedener "Menschenrassen" beschrieben, obwohl eine derartige Klassifikation heute nicht mehr wissenschaftlich haltbar ist. So behauptete etwa Jan Czekanowski 1934, dass eine Adlernase für "Arabide, Armenoide, Mediterraner und Dinariden" charakteristisch sei.<ref name=Czekanowski>{{Cite book| last = Czekanowski| first = Jan| language=polish| title = Człowiek w Czasie i Przestrzeni (eng. A Human in Time and Space) - The lexicon of biological anthropology.| publisher = Trzaska, Ewert i Michalski - Bibljoteka Wiedzy| location = Kraków, Poland| date = 1934}}</ref> |
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Von [[William Z. Ripley]] wurde eine Adlernase hingegen als Anzeichen für eine "[[teutonisch]]e" Abstammung gesehen.<ref name=winlow>{{cite journal|language=english|last=Winlow|first=Heather|year=2006|title=Mapping Moral Geographies: W. Z. Ripley's Races of Europe and the United States|journal=[[Annals of the Association of American Geographers]]|volume=96|issue=1|pages=119–41|jstor=3694148|doi=10.1111/j.1467-8306.2006.00502.x|s2cid=145454002 }}</ref> Für die [[Physiognomik]], eine Pseudowissenschaft, bedeutete eine prominente Nase die Zugehörigkeit zur "[[arisch]]en Rasse" sowie ein Anzeichen von "Festigkeit" und Macht.<ref>{{cite book|language=english|last=Cowling|first=Mary|title=The Artist as Anthropologist: The Representation of Type and Character in Victorian Art. Cambridge|year=1989|publisher=Cambridge UP}} Quoted in {{cite journal|last=McNees|first=Eleanor|language=en|year=2004|title=''Punch'' and the Pope: Three Decades of Anti-Catholic Caricature|journal=[[Victorian Periodicals Review]]|volume=37|issue=1|pages=18–45|jstor=20083988}}</ref> |
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Von [[Antisemitismus|antisemitischer]] Seite werden Juden häufig stereotypisiert mit einer Hakennase dargestellt. Eine übergroße, fleischige und gebogene Nase soll dabei allegorisch Instinkt, Listigkeit und Strippenzieherei symbolisieren.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.zukunft-braucht-erinnerung.de/antisemitische-stereotypen/ |titel=Antisemitische Stereotypen - Ein visuelles Judenbild |sprache=de |abruf=2025-02-15}}</ref> Das Klischee der "Judennase" geht bis auf mittelalterliche Tafelbilder und Illustrationen zurück.<ref>{{Literatur |Autor=ERB Rainer |Titel=Die Wahrnehmung der Physiognomie der Juden: Die Nase |Hrsg=Heinrich Pleticha |Sammelwerk=Das Bild des Juden in der Volks- und Jugendliteratur vom 18. Jahrhundert bis 1945. |Ort=Würzburg |Datum=1985 |Seiten=115-117}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://www.ekd.de/was-steckt-hinter-antisemitischen-vorurteilen-85745.htm#J%C3%BCdinnen%20und%20Juden%20seien%20an%20einer%20gro%C3%9Fen%20Nase%20zu%20erkennen |titel=Was steckt hinter Vorurteilen gegenüber dem Judentum? |sprache=de |abruf=2025-02-15}}</ref> [[Johann Friedrich Blumenbach]] (1752–1840) nahm die Idee, dass Juden eine besondere Ausprägung des Nasenknochens besäßen, in seine Rassentheorie auf. 1913 wurde diese Vorstellung allerdings durch statistische Erhebungen des Ethnologen [[Maurice Fishberg]] widerlegt.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.zukunft-braucht-erinnerung.de/antisemitische-stereotypen/ |titel=Antisemitische Stereotypen - Ein visuelles Judenbild |sprache=de |abruf=2025-02-15}}</ref> |
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Neuerdings wird auch jedes Jahr ein Wettbewerb um Deutschlands größte Adlernase abgehalten. |
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In modernen antisemitischen Karikaturen wird eine Hakennase, ähnlich wie versteckte Davidsterne oder Schläfenlocken, als ein Code für eine Verbindung von dargestellten Personen zum Judentum verwendet.<ref>{{Internetquelle |autor=22 08 2012 um 20:04 von Bettina Steiner |url=https://www.diepresse.com/1281973/antisemitismus-eine-hakennase-ist-keine-hakennase |titel=Antisemitismus: Eine Hakennase ist (k)eine Hakennase |datum=2012-08-22 |sprache=de |abruf=2025-02-15}}</ref> |
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Dieses Jahr entschied der mehr oder weniger bekannte Ole Moltzen aus Norddeutschland das Rennen um die "Goldene Adlernase", wie der Preis bei den Richtern und Wettbewerbsteilnehmern genannt wird. |
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== Einzelnachweise == |
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== Weblinks == |
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Der Wettbewerb um die größte Adlernase wird jedes Jahr am 31. Juli im Norddeutschen [[Kisdorf]] gewählt. |
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{{Commonscat|Aquiline noses|Höckernase}} |
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{{Wiktionary|Adlernase}} |
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Der bisher nur regionale Wettbewerb wurde dieses Jahr auch für Menschen aus anderen Regionen veranstaltet, doch leider kam es mangels Sponsoren und teilnehmern nicht zu dem gewünschten Andrang. |
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{{SORTIERUNG:Hockernase}} |
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So entschied der momentan erst 19-Jährige Ole Moltzen aus [[Nützen]] das Rennen gegen seine 16 Mitkonkurenten aus Schleswig-Holstein und Hamburg. |
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Aktuelle Version vom 26. März 2025, 15:08 Uhr

Als Höckernase wird eine menschliche Nase mit konvex geformtem Nasenrücken bezeichnet. Einige Höckernasen haben eine leicht nach unten gebogenen Nasenspitze, was in Deutschland umgangssprachlich als Hakennase bezeichnet wird.
Eine Adlernase kann bei negativen psychischen oder funktionellen Auswirkungen, aber auch aus ästhetischen Gründen durch eine Rhinoplastik operativ begradigt werden.[1][2]
Verwendung im Rassismus und Antisemitismus
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Von Vertretern rassistischer Theorien werden Nasenformen, wie andere äußerliche Eigenschaften, häufig als Merkmale verschiedener "Menschenrassen" beschrieben, obwohl eine derartige Klassifikation heute nicht mehr wissenschaftlich haltbar ist. So behauptete etwa Jan Czekanowski 1934, dass eine Adlernase für "Arabide, Armenoide, Mediterraner und Dinariden" charakteristisch sei.[3] Von William Z. Ripley wurde eine Adlernase hingegen als Anzeichen für eine "teutonische" Abstammung gesehen.[4] Für die Physiognomik, eine Pseudowissenschaft, bedeutete eine prominente Nase die Zugehörigkeit zur "arischen Rasse" sowie ein Anzeichen von "Festigkeit" und Macht.[5]
Von antisemitischer Seite werden Juden häufig stereotypisiert mit einer Hakennase dargestellt. Eine übergroße, fleischige und gebogene Nase soll dabei allegorisch Instinkt, Listigkeit und Strippenzieherei symbolisieren.[6] Das Klischee der "Judennase" geht bis auf mittelalterliche Tafelbilder und Illustrationen zurück.[7][8] Johann Friedrich Blumenbach (1752–1840) nahm die Idee, dass Juden eine besondere Ausprägung des Nasenknochens besäßen, in seine Rassentheorie auf. 1913 wurde diese Vorstellung allerdings durch statistische Erhebungen des Ethnologen Maurice Fishberg widerlegt.[9]
In modernen antisemitischen Karikaturen wird eine Hakennase, ähnlich wie versteckte Davidsterne oder Schläfenlocken, als ein Code für eine Verbindung von dargestellten Personen zum Judentum verwendet.[10]
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Naumann et al.: Oto-Rhino-Laryngologie Band 2, S. 142 ff., Stuttgart (Thieme) 1992
- ↑ Medizinexpert*innen bei DocCheck: Höckernase. Abgerufen am 15. Februar 2025.
- ↑ Jan Czekanowski: Człowiek w Czasie i Przestrzeni (eng. A Human in Time and Space) - The lexicon of biological anthropology. Trzaska, Ewert i Michalski - Bibljoteka Wiedzy, Kraków, Poland 1934 (polnisch).
- ↑ Heather Winlow: Mapping Moral Geographies: W. Z. Ripley's Races of Europe and the United States. In: Annals of the Association of American Geographers. 96. Jahrgang, Nr. 1, 2006, S. 119–41, doi:10.1111/j.1467-8306.2006.00502.x, JSTOR:3694148 (englisch).
- ↑ Mary Cowling: The Artist as Anthropologist: The Representation of Type and Character in Victorian Art. Cambridge. Cambridge UP, 1989 (englisch). Quoted in Eleanor McNees: Punch and the Pope: Three Decades of Anti-Catholic Caricature. In: Victorian Periodicals Review. 37. Jahrgang, Nr. 1, 2004, S. 18–45, JSTOR:20083988 (englisch).
- ↑ Antisemitische Stereotypen - Ein visuelles Judenbild. Abgerufen am 15. Februar 2025.
- ↑ ERB Rainer: Die Wahrnehmung der Physiognomie der Juden: Die Nase. In: Heinrich Pleticha (Hrsg.): Das Bild des Juden in der Volks- und Jugendliteratur vom 18. Jahrhundert bis 1945. Würzburg 1985, S. 115–117.
- ↑ Was steckt hinter Vorurteilen gegenüber dem Judentum? Abgerufen am 15. Februar 2025.
- ↑ Antisemitische Stereotypen - Ein visuelles Judenbild. Abgerufen am 15. Februar 2025.
- ↑ 22 08 2012 um 20:04 von Bettina Steiner: Antisemitismus: Eine Hakennase ist (k)eine Hakennase. 22. August 2012, abgerufen am 15. Februar 2025.