„Wettlauf zum Meer“ – Versionsunterschied
[ungesichtete Version] | [gesichtete Version] |
Mmoos (Diskussion | Beiträge) K eine |
K Änderungen von 84.186.193.63 (Diskussion) auf die letzte Version von Verifizierer zurückgesetzt Markierung: Zurücksetzung |
||
(227 dazwischenliegende Versionen von 86 Benutzern werden nicht angezeigt) | |||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
{{Inuse|[[Benutzer:Mmoos|Mmoos]] 15:27, 28. Nov 2005 (CET)}} |
|||
{{Infobox Militärischer Konflikt |
|||
{{Schlacht ohne Bild|SCHLACHT_NAME=”Wettlauf zum Meer” |
|||
|KONFLIKT= |
|KONFLIKT = |
||
|TEILVON = [[Erster Weltkrieg]] |
|||
|DATUM=[[13. September]] - [[19. Oktober]] [[1914]] |
|||
|BILD = Race to the Sea 1914.png |
|||
|ORT=[[Aisne]] - [[Nordsee]], [[Frankreich]] |
|||
|BILDBREITE = |
|||
|ERGEBNIS=Ende des Bewegungskrieges |
|||
|BESCHREIBUNG = |
|||
|KONTRAHENT1=<div align="center">[[Bild:Flag Germany 1871.png|30px]]<br />[[Deutsches Reich]]</div> |
|||
|DATUM = [[14. September]] – [[19. Oktober]] [[1914]] |
|||
|KOMMANDEUR1=[[Erich von Falkenhayn]] |
|||
|DATUMBIS = |
|||
|TRUPPENSTAERKE1=- |
|||
|ORT = [[Aisne]] – [[Nordsee]], [[Frankreich]] |
|||
|VERLUSTE1=- |
|||
|GEBIETE = |
|||
|KONTRAHENT2=<div align="center">[[Bild:Entente small.png|30px]]<br />[[Entente]]</div> |
|||
|AUSGANG = unentschieden |
|||
|KOMMANDEUR2=[[Joseph Joffre]], [[John French]] |
|||
|FOLGEN = Ende des Bewegungskrieges |
|||
|TRUPPENSTAERKE2=- |
|||
|FRIEDENSSCHLUSS = |
|||
|VERLUSTE2=- |
|||
|KONTRAHENT1 = {{DEU-1871}} |
|||
|KONTRAHENT2 = {{FRA-1871}}<br />{{GBR-1801}} |
|||
|KONTRAHENT3 = |
|||
|BEFEHLSHABER1 = {{DEU-1871|#}} [[Erich von Falkenhayn]]<br />{{DEU-1871|#}} [[Rupprecht von Bayern|Kronprinz Rupprecht von Bayern]]<br />{{DEU-1871|#}} [[Albrecht von Württemberg|Herzog Albrecht von Württemberg]] |
|||
|BEFEHLSHABER2 = {{FRA-1871|#}} [[Joseph Joffre]]<br />{{GBR-1801|#}} [[John French, 1. Earl of Ypres|John French]]<br />{{FRA-1871|#}}[[Ferdinand Foch]] |
|||
|BEFEHLSHABER3 = |
|||
|TRUPPENSTÄRKE1 = |
|||
|TRUPPENSTÄRKE2 = |
|||
|TRUPPENSTÄRKE3 = |
|||
|VERLUSTE1 = |
|||
|VERLUSTE2 = |
|||
|VERLUSTE3 = |
|||
|NOTIZEN = |
|||
|ÜBERBLICK = |
|||
}} |
}} |
||
Der Begriff '''Wettlauf zum Meer''' bezieht sich auf das Kriegsgeschehen 1914 an der [[Westfront (Erster Weltkrieg)|Westfront]] zwischen dem Fluss [[Aisne]] und der [[Nordsee]] nach der [[Schlacht an der Marne (1914)|Ersten Marneschlacht]] bis zur [[Erste Flandernschlacht|Ersten Flandernschlacht]] im Jahr 1914. Aufgrund der Militäroperationen ab Mitte September 1914 bewegten sich die gegnerischen Armeen beinahe parallel nordwärts in Richtung Nordsee. Beiden Kriegsparteien ging es ursprünglich darum, den Gegner an der Flanke zu umgehen und den Krieg dadurch zu einem schnellen Abschluss zu bringen. Für den weiteren Kriegsverlauf war die Kontrolle der Kanalküste an der Straße von Dover von entscheidender Bedeutung für die Alliierten, da über die hier in Frontnähe befindlichen Häfen der britische Nachschub abgewickelt wurde. Dabei wurden zwischen dem 14. September und 19. Oktober allein bei den Alliierten über 50 Divisionen mit 750.000 Mann in 6000 Zugtransporten verschoben, die Deutschen verlegten in diesen Operationen von Süden nach Norden gleichzeitig fast 30 Divisionen und stellten zwölf neue Reserve-Divisionen bereit. Im Anschluss an die [[Schlacht an der Aisne (1914)|Erste Aisneschlacht]] folgte bis zum Beginn der Ersten Flandernschlacht am 20. Oktober der Übergang vom Bewegungskrieg zum [[Stellungskrieg]]. |
|||
Der Begriff '''Wettlauf zum Meer''' bezieht sich auf das Kriegsgeschehen [[1914]] an der [[Westfront]] zwischen dem Fluss [[Aisne]] und der [[Nordsee]] nach der ersten [[Marneschlacht|Marneschlacht]] bis zur ersten [[Flandernschlacht|Flandernschlacht]]. |
|||
== |
== Vorgeschichte == |
||
[[Datei:Bundesarchiv Bild 183-R34652, Erich von Falkenhayn.jpg|mini|links|General Erich von Falkenhayn]] |
|||
Nach der Schlacht an der Marne befand sich die [[Triple Entente|Entente]] in der Offensive. An der Aisne kam es ab dem 13. September zu schweren Gefechten (→ ''[[Schlacht an der Aisne (1914)]]''). Der Angriff des [[British Expeditionary Force|Britischen Expeditionskorps (BEF)]] konnte jedoch die mit ersten provisorischen [[Schützengraben|Schützengräben]] verstärkten deutschen Linien nicht durchbrechen. Andererseits schlugen auch deutsche Gegenoffensiven fehl. |
|||
Nach der ersten [[Marneschlacht]] befanden sich die [[Entente]] in der Offensive. An der [[Aisne]] kam es ab dem [[13. September]] zu schweren Gefechten, als die [[British Expeditionary Force|''BEF'']] die deutschen Stellungen angriffen. Aufgrund ausgebauter Verteidigungen durch [[Schützengraben|Schützengräben]] scheiterte jedoch ein Durcbrechen, wobei auch deutsche Gegenoffensiven fehl schlugen. Sowohl [[Joseph Joffre|Joffre]] als auch [[Erich von Falkenhayn]] sahen daher in dem 160 Km breiten Streifen zwischen dem Fluss [[Aisne]] und der [[Nordsee]] den einzig erfolgversprechenden Schauplatz für weitere Militäroperationen. Infolgedessen verfolgten beide das Ziel freie Truppenverbände gen Norden abzusetzen und gleichzeitig den Gegner durch ständiges Angreifen an eben einem solchen Truppenabzug zu hindern. |
|||
Sowohl [[Joseph Joffre]] als auch der neu berufene deutsche Generalstabschef [[Erich von Falkenhayn]] sahen daher in dem 160 km breiten Streifen zwischen dem Fluss Aisne und der Nordsee den einzig erfolgversprechenden Schauplatz für weitere Operationen. Infolgedessen verfolgten beide Seiten das Ziel, freie Truppenverbände gegen Norden zu verschieben und gleichzeitig den Gegner durch ständige Angriffe an eben solchen Truppenverschiebungen zu hindern. |
|||
== Verlauf== |
|||
Generaloberst [[Karl von Bülow]], der Oberbefehlshaber der deutschen [[2. Armee (Deutsches Kaiserreich)|2. Armee]], und der Chef der Operationsabteilung des Generalstabes, Oberst [[Gerhard Tappen]], hatten jedoch darauf hingewiesen, dass die Franzosen den Vorteil der inneren Linien hatten und jedes Flankenmanöver zunichtemachen könnten. Beide favorisierten einen erneuten Gegenangriff zwischen [[Soissons]] und [[Reims]] an der Aisne nach Süden, der jedoch bereits während der Aisneschlacht am 16. September von der französischen [[5e armée (Frankreich)|5. Armee]] |
|||
Seit dem [[25. September]] marschierte die neugebildete französische 10. Armee unter General [[de Maud'huy]] nördlich der Somme auf und versuchte südostwärts hinter die deutsche Front zu stossen. Ihr stellte sich die neuorganisierte deutsche 6. Armee unter dem Kommando von [[Rupprecht von Bayern|Kronprinz Rupprecht von Bayern]] entgegen. Sie sollte nach [[Falkenhayn|Falkenhayns]] Plan westwärts nach Nordfrankreich stossen und unter Umgehung der französischen Stellungen gegen Paris marschieren. Zwischen dem [[1. Oktober|1.]] und [[6. Oktober]] wurde die Offensive der deutschen [[6. Armee]] von der französichen [[10. Armee]] aufgehalten, da Joffres Stellvertreter des Frontabschnitts [[Foch]] ein Zurückweichen unter allen Umständen untersagt hatte. Am [[10. Oktober]] kapitulierte trotz einer Verstärkung durch die [[Royal Navy Divsion]] [[Antwerpen]], nachdem sich die britischen und belgischen Truppen zuvor an die Yser zurück gezogen hatten. Schliesslich schrumpfte die Lücke zwischen den Fronten auf einen wenige Kilometer grossen Korridor bei Ypern, wo es ab dem [[20. Oktober]] zur ersten [[Flandernschlacht]] kam. |
|||
(General [[Louis Félix Marie Franchet d’Espèrey|Franchet d’Espèrey]]) zurückgeschlagen wurde. Am 17. und 18. September konnte die deutsche [[1. Armee (Deutsches Kaiserreich)|1. Armee]] (Generaloberst [[Alexander von Kluck|von Kluck]]) die gleichzeitig einsetzenden Angriffe der französischen [[6e armée (Frankreich)|6. Armee]] bei [[Lassigny]] erneut zurückweisen. |
|||
== |
== Verlauf == |
||
[[Datei:Course au débordement, septembre-octobre 1914.png|mini|Deutsche und alliierte Truppenverlegungen während des Wettlaufs zum Meer]] |
|||
General von Falkenhayn ordnete den schnellen Marsch nach Norden an, die noch nicht gebildete Front bis zur Nordsee bot noch die Möglichkeit einer großräumigen Überflügelung des Gegners. |
|||
Er war zuversichtlich, dass bei schnellen Umgruppierungen an die Westflanke ein entscheidender deutscher Sieg noch möglich wäre und dies obwohl die Zeit bereits für die Gegner arbeitete. |
|||
Der Vorteil der höheren deutschen Truppenstärke war vorbei – 85,5 alliierten Divisionen standen jetzt nur mehr 84 deutsche Divisionen gegenüber. |
|||
Schon am 15. September begann Falkenhayn die Ausarbeitung operativer Pläne für den Abzug der deutschen [[6. Armee (Deutsches Kaiserreich)|6. Armee]] unter Kronprinz [[Rupprecht von Bayern]] aus [[Lothringen]] und deren Verlegung im Anschluss an den rechten Flügel der 1. Armee. Für die deutsche 1., 7. und 3. Armee wurde an der Aisnefront und in der [[Champagne]] die Defensive befohlen, durch Frontbegradigungen sollten zudem Reserven freigemacht werden. |
|||
Im Anschluss an die Erste [[Marneschlacht]] folgte bis zur Ersten [[Flandernschlacht]] der Übergang vom [[Bewegungskrieg]] zum [[Stellungskrieg]]. Die allgemeine Offensivschwäche auf beiden Seiten führte letztlich zum Scheitern eines Umfassungsmanövers, obgleich die Bilanz unterschiedlich ausfiel. Konnte das Deutsche Heer strategisch und kriegswirtschaftlich wichtige Gebiete mit zwar hohen Verlusten einnehmen und verteidigen, so war die Aussicht auf einen schnellen Sieg nach dem Scheitern des [[Schlieffenplan|Schlieffenplans]] und einem Erstarren der Fronten in weite Ferne gerückt. Den Alliierten gelang es unterdessen, die Fronten zu stabiliseren und somit eine Niederlage abzuwenden, mussten aber im Gegenzug eine deutsche Besetzung französischer Gebiete hinnehmen. |
|||
Das [[Armeeoberkommando|AOK]] 6 (Hauptquartier [[Saint-Quentin|St. Quentin]]) erhielt zunächst im Anschluss an das äußerst rechts stehende [[IX. Reserve-Korps (Deutsches Kaiserreich)|IX. Reserve-Korps]] (General [[Max von Boehn (General)|Boehn]]) der im Raum [[Noyon]] verbleibenden [[1. Armee (Deutsches Kaiserreich)|1. Armee]] die Führung der bis nach [[Bapaume]] umgruppierten folgenden Korpsverbände (von links nach rechts): |
|||
==Begriff== |
|||
* [[XVIII. Armee-Korps (Deutsches Kaiserreich)|XVIII. Armee-Korps]], ([[Dedo von Schenck (General)|Schenck]]) mit der [[21. Division (Deutsches Kaiserreich)|21.]] und [[Großherzoglich Hessische (25.) Division|25. Infanterie-Division]] |
|||
Aufrgund der o.a. Militäroperationen bewegten sich die Armeen beider Gegner beinahe parallel in Richtung [[Nordsee]]. Diese Phase des Krieges erhielt daher die Bezeichnung '''Wettlauf zum Meer''', obgleich es zunächst keiner der Kriegsparteien um das Erreichen der Kanalhäfen ging, sondern um einen schnellen Sieg. |
|||
* [[XXI. Armee-Korps (Deutsches Kaiserreich)|XXI. Armee-Korps]], ([[Fritz von Below]]) mit der [[31. Division (Deutsches Kaiserreich)|31.]] und [[42. Division (Deutsches Kaiserreich)|42. Infanterie-Division]] |
|||
* [[I. Königlich Bayerisches Armee-Korps|Bayerisches I. Armee-Korps]], ([[Oskar von Xylander|Xylander]]) mit der bayerischen [[1. Königlich Bayerische Division|1.]] und [[2. Königlich Bayerische Division|2. Infanterie-Division]] |
|||
* [[II. Königlich Bayerisches Armee-Korps|Bayerisches I. Armee-Korps]], ([[Karl von Martini (General)|Martini]]) mit der bayerischen [[3. Königlich Bayerische Division|3.]] und [[4. Königlich Bayerische Division|4. Infanterie-Division]] |
|||
* [[XIV. Reserve-Korps (Deutsches Kaiserreich)|XIV. Reserve-Korps]], ([[Hermann von Stein|Stein]]) mit der [[26. Reserve-Division (1. Königlich Württembergische)|26.]] und [[28. Reserve-Division (Deutsches Kaiserreich)|28. Reserve-Division]] |
|||
Die deutsche Absicht, vorzeitig nach Norden aufzuschließen, entging der Aufmerksamkeit des französischen Marschalls Joffre nicht, er reagierte sofort auf alle feindlichen Bewegungen mit entsprechenden französischen Formationen, welche er den deutschen Truppen immer parallel dazu entgegenstellte. Ab 17. September wurde dafür nördlich der [[Oise]] bis zur [[Somme]] die [[2e armée (Frankreich)|2. Armee]] unter General [[Noël de Castelnau]] eingeschoben, gegenüber der Front der deutschen 6. Armee marschierten im Wettlauf um die Flanke das französische 13., 4. und 14. Korps bis nach [[Amiens]] auf. |
|||
==Literatur== |
|||
Am 25. September vollzog sich die nötige Verlegung der [[Oberste Heeresleitung|Obersten Heeresleitung]] (OHL) unter General von Falkenhayn von Luxemburg in das neue Hauptquartier nach [[Charleville-Mézières|Mézières]]. Am 27. und 28. September erkämpfte das XIV. Reserve-Korps beim westlichen Vorstoß auf [[Amiens]] eine neue Front östlich [[Albert]]. Auf deutscher Seite wurden in den letzten Septembertagen infolge der raschen Fronterweiterung weitere umfassende Umgruppierungen nötig. Das AOK 2 übernahm den Oberbefehl über die neu gebildete Front der 6. Armee zwischen [[Oise]] und [[Scarpe]]. Der Aisne-Abschnitt am Damenweg ([[Chemin des Dames]]) und vor [[Reims]], in welchem die 2. Armee zuvor gefochten hatte, wurde mit dem [[X. Armee-Korps (Deutsches Kaiserreich)|X. Armee-Korps]] und dem [[X. Reserve-Korps (Deutsches Kaiserreich)|X. Reserve-Korps]] endgültig durch die [[7. Armee (Deutsches Kaiserreich)|7. Armee]] (Generaloberst [[Josias von Heeringen]]) übernommen. |
|||
* Duroselle, Jean-Baptiste: ''La Grande Guerre des Français''. Paris, 1998. ISBN 2-262-01423-X |
|||
* Keegan, John: ''Der Erste Weltkrieg''. Hamburg, 2001. ISBN 3-499-61194-5 |
|||
Der Stab der 2. Armee unter Generaloberst von Bülow nahm sein Hauptquartier in St. Quentin, von wo aus zuletzt noch Kronprinz Rupprecht von Bayern die Kämpfe östlich Amiens geleitet hatte. Die 6. Armee übernahm im Anschluss nach Norden den neuen Befehlsbereich zwischen Arras und Lille, mit folgenden – von links nach rechts – neu zugeteilten Korps: |
|||
==Weblinks== |
|||
* [[Gardekorps]] ([[Karl von Plettenberg|Plettenberg]]) mit [[1. Garde-Division (Deutsches Kaiserreich)|1.]] und [[2. Garde-Division (Deutsches Kaiserreich)|2. Garde-Infanterie-Division]] |
|||
* [http://www.firstworldwar.com/atoz/racetothesea.htm www.firstworldwar.com] (englisch) |
|||
* [[IV. Armee-Korps (Deutsches Kaiserreich)|IV. Armee-Korps]] ([[Friedrich Sixt von Armin|Sixt von Armin]]) mit [[7. Division (Deutsches Kaiserreich)|7.]] und [[8. Division (Deutsches Kaiserreich)|8. Infanterie-Division]] |
|||
* Bayerisches [[I. Königlich Bayerisches Reserve-Korps|I. Reserve-Korps]] ([[Karl von Fasbender|Fasbender]]) mit bayerischer [[1. Königlich Bayerische Reserve-Division|1.]] und [[5. Königlich Bayerische Reserve-Division|5. Reserve-Division]] |
|||
* [[VII. Armee-Korps (Deutsches Kaiserreich)|VII. Armee-Korps]] ([[Eberhard von Claer (General)|Claer]]) mit [[13. Division (Deutsches Kaiserreich)|13.]] und [[14. Division (Deutsches Kaiserreich)|14. Infanterie-Division]] |
|||
* [[XIV. Armee-Korps (Deutsches Kaiserreich)|XIV. Armee-Korps]] ([[Theodor von Watter|Watter]]) mit [[28. Division (Deutsches Kaiserreich)|28.]] und [[29. Division (Deutsches Kaiserreich)|29. Infanterie-Division]] |
|||
* [[XIX. (II. Königlich Sächsisches) Armee-Korps]] ([[Maximilian von Laffert|Laffert]]) mit [[24. Division (2. Königlich Sächsische)|24.]] und [[40. Division (4. Königlich Sächsische)|40. Infanterie-Division]] |
|||
* Die [[Höheres Kavallerie-Kommando|Höheren Kavallerie-Kommandos]] 1 und 2 (7 Kavallerie-Divisionen) sahen sich bereits in Kämpfen mit der neu formierten französischen [[10e armée (Frankreich)|10. Armee]] (General [[Louis Ernest de Maud’huy|Maud’huy]]) verwickelt. |
|||
=== Erste Schlacht um Arras === |
|||
{{Navigationsleiste 1. Weltkrieg (Westfront)}} |
|||
[[Datei:General Ferdinand Foch.jpg|mini|hochkant|General Ferdinand Foch, Führer der alliierten Heeresgruppe Nord]] |
|||
[[Datei:Attacks on Arras, October 1914.jpg|mini|Erster Angriff auf Arras]] |
|||
Seit dem 25. September marschierte die neugebildete französische [[10e armée (Frankreich)|10. Armee]] unter General Maud’huy nördlich der Somme zwischen [[Amiens]] und [[Doullens]] auf und versuchte nördlich [[Arras]] südostwärts ins deutsche Hinterland zu stoßen. Ihr stellte sich die neu formierte deutsche [[6. Armee (Deutsches Kaiserreich)|6. Armee]] unter Kronprinz [[Rupprecht von Bayern]] entgegen. Das Gardekorps (General Plettenberg) traf zuerst am 2. Oktober bei Monchy-le-Preux als neuer linker Flügel der deutschen 6. Armee ein. Am 4. Oktober 1914 trieben südlich davon Angriffe des deutschen [[XIV. Reserve-Korps (Deutsches Kaiserreich)|XIV. Reserve-Korps]] die französische Landwehrgruppe des General [[Joseph Henri Brugère|Brugère]] mit der 81., 82., 84. und 88. Territorial-Division auf die Linie [[Hébuterne]] – Gommecourt – [[Monchy-au-Bois]] zurück, wo die Front bis März 1917 erstarrte. Das deutsche Gardekorps begann währenddessen ab 4. Oktober mittags den Angriff auf [[Bapaume]]. |
|||
[[Kategorie:Schlacht (Deutschland)|Champagne]] |
|||
Nördlich der Garde rückte das deutsche IV. Armee-Korps (General [[Friedrich Sixt von Armin]]) am Nordufer der [[Scarpe]] gegen Arras vor und gelangte kämpfend über [[Rœux|Roeux]] und [[Athies (Somme)|Athies]] bis [[Saint-Laurent-Blangy|St. Laurent]] an die Vorstädte von Arras heran, die von den Franzosen mit Erfolg gehalten wurde. Kronprinz Rupprecht war gegen einen direkten Angriff auf Arras, das eingetroffene bayerische [[I. Reserve-Korps (Deutsches Kaiserreich)|I. Reserve-Korps]] und das IV. Armee-Korps beschränken sich vorerst auf die Umfassung der Stadt. General d’Urbal eröffnete mit dem 33. Korps die erste Schlacht um Arras und versuchte die Loretto-Höhe zu nehmen, die anfangs von der Kavallerie, dann durch das eintreffende Bayerischen I. Reserve-Korps unter General [[Karl von Fasbender|von Fasbender]] gegen alle Angriffe der Franzosen gehalten wurde. |
|||
[[Kategorie:Schlacht (Frankreich)|Champagne]] |
|||
[[Kategorie:Erster Weltkrieg (Schlacht)|Champagne]] |
|||
General Joffre betraute am 4. Oktober General [[Ferdinand Foch]], den bisherigen Führer der französischen [[9e armée (Frankreich)|9. Armee]], zur Bildung der neuen Front im [[Artois]]. |
|||
[[Kategorie:1915]] |
|||
General Fochs Absicht war es, die Umfassung des deutschen Nordflügels mit vollem Nachdruck zu erzwingen. Die französische 10. Armee vollzog den Anmarsch nach [[Lens]] und stand an der Frontlinie Doullens – [[Saint-Pol-sur-Ternoise|St. Pol]] zum Vormarsch auf [[Douai]] in folgender Gliederung bereit: |
|||
* 2. Kavalleriekorps [[Antoine de Mitry|Mitry]] unterstützt von Territorialtruppen auf [[Lille]] |
|||
* 21. Korps ([[Paul Maistre|Maistre]]) und 92. Territorial-Division auf [[Lens]] |
|||
* 1. Kavalleriekorps [[Louis Conneau|Conneau]] von Arras auf [[Souchez]] und [[Givenchy-en-Gohelle|Givenchy]] |
|||
* 33. Korps (General [[Victor d’Urbal|d’Urbal]], ab 20. Oktober [[Philippe Pétain|Pétain]]) mit drei Reserve-Divisionen auf Arras |
|||
* Am rechten Flügel marschierte das 10. Korps ([[Gilbert Étienne Defforges|Defforges]]), dahinter folgte die 45. Reserve-Division. |
|||
Unterdessen versammelte sich – gedeckt durch die Kavallerie unter Marwitz – gleichzeitig der rechte Flügel der deutschen 6. Armee im Raum östlich Lille. Durch das parallele Vorgehen der Deutschen, die ihren rechten Flügel schneller nach Norden verlängerten, sahen sich Maud`huys Truppen gezwungen, selbst in Abwehr überzugehen. |
|||
Die zusammengefasste deutsche Heereskavallerie unter General [[Georg von der Marwitz|von der Marwitz]] war mit vier Kavallerie-Divisionen nördlich an Lens vorbei über [[Hulluch]] auf [[Loos-en-Gohelle|Loos]] ausgeschwärmt um die linke Flanke des französischen 33. Korps – die 70. Reserve-Division (General [[Émile Fayolle|Fayolle]]) festzuhalten. Die französische 10. Armee sah sich jetzt bedroht, von Norden her umfasst zu werden. Darauf zog Foch das 21. Korps (Maistre) aus der bisherigen Front und verlegte es noch nördlicher nach [[Béthune]], um von dort, durch mehrere Reiter-, Reserve- und Territorial-Divisionen unterstützt, über [[Lens]] – [[La Bassée]] den deutschen Nordflügel seinerseits die Flanke abzuringen. |
|||
Der nördliche Flügel der 6. Armee zielte weiterhin auf den wichtigen Knotenpunkt Lille ab. Ab 6. Oktober erfolgte die Ausladung der [[28. Division (Deutsches Kaiserreich)|28. Division]] in [[Douai]], dadurch war auch das Eingreifen des deutschen [[XIV. Armee-Korps (Deutsches Kaiserreich)|XIV. Armee-Korps]] im Raum Lille sichergestellt. Durch das nördlich von Lens kämpfende XIV. Armee-Korps gedeckt, wurde das sächsische [[XIV. Armee-Korps (Deutsches Kaiserreich)|XIX. Armee-Korps]] ([[Theodor von Watter|von Watter]] oder [[Maximilian von Laffert]]) bei und östlich [[Valenciennes]] ausgeladen und in Eilmärschen in die Gegend östlich und südöstlich Lille beordert. Am Abend des 9. Oktober flaute die erste Schlacht bei Arras ab, sie endete unentschieden. Das französische 21. Korps rückte in dieser Zeit zwischen Béthune und [[Saint-Pol-sur-Ternoise|Saint-Pol]] auf. |
|||
=== Schlacht um Lille === |
|||
[[Datei:Douai-Lille, 1914.jpg|mini|Aufmarschraum zwischen La Bassée und Lille]] |
|||
[[Datei:Attaque de la porte de Douai.jpg|mini|Einbruch deutscher Truppen durch das Tor von Douai am 12. Oktober 1914]] |
|||
Der Besitz des Eisenbahnknotens von Lille war für beide Seiten zur Sicherung des Nachschubs wichtig, um das Rennen nach Flandern zu gewinnen. Nach Vorgefechten mit deutschen Truppen wurde am 6. Oktober das gesamte französische 21. Korps (General Maistre) aus [[Lille]] abgezogen und ins [[Artois]] verlegt, die Verteidigung blieb den dort aufgestellten Territorial-Truppen überlassen. General [[Konrad Krafft von Dellmensingen|Krafft von Dellmensingen]], der Generalstabschef der deutschen 6. Armee, gewann General Falkenhayn in Mézières für seinen Plan, das XIV. Armee-Korps weiter nach Norden über Lille umfassend nach Westen anzusetzen. Der Kommandierende General von Watter war der gleichen Überzeugung und trieb seine Vorhut, die [[28. Division (Deutsches Kaiserreich)|28. Infanterie-Division]] (Generalleutnant von Kehler) weiter auf Lille vor. Die Stadt war am 9. Oktober von der Heereskavallerie unter General [[Manfred von Richthofen (General)|von Richthofen]] als geräumt gemeldet worden. Zudem befand sich noch unerkannt von der deutschen Armeeführung der rechte Flügel des englischen Heeres – das II. Korps unter General Smith-Dorrien – im Anmarsch auf [[Béthune]]. |
|||
Am 3. Oktober hatte die Landwehrbrigade des Generalmajor Franz Wahnschaffe [[Tournai]] kampflos besetzt und sollte jetzt vom Osten her in Lille einzurücken und die Zitadelle besetzen. Die 28. Infanterie-Division war indessen beiderseits der von Hulluch nach [[Vermelles]] führenden Straße bis auf die Höhe von Le Rutoire gelangt und stand am 10. Oktober im Raum östlich von [[Loos]] im Bogen bis zur Straße Lens – Mazingarbe. Das wenig gefestigte Detachement Wahnschaffe zog sich nach dem Eintritt in die Vorstadt [[La Madeleine (Nord)|La Madelaine]] auf [[Chéreng]] zurück. Die Truppen des XIX. Armee-Korps erreichten derweil mit dem rechten Flügel der [[40. Division (4. Königlich Sächsische)|40. Infanterie-Division]] den Ort [[Seclin]] und mit der linken Vorhut-Brigade der [[24. Division (2. Königlich Sächsische)|24. Infanterie-Division]] (Generalleutnant [[Hans Krug von Nidda|Krug von Nidda]]) den Ort [[Phalempin]]. Die 40. Infanterie-Division unter Generalleutnant [[Leo Götz von Olenhusen|Götz von Olenhusen]] erhielt Befehl am nächsten Tag in Lille einzurücken und den Bahnhof zu besetzen. |
|||
[[Datei:Incendie de Lille le 13 octobre 1914.jpg|mini|Das brennende Lille am 13. Oktober 1914]] |
|||
[[Datei:Bundesarchiv Bild 183-R05147, Frankreich, Lille, nach Kämpfen.jpg|mini|Straße in Lille nach den Kämpfen im Herbst 1914]] |
|||
Am 10. Oktober trafen in Lille noch sechs Schwadronen algerischer Reiter unter Oberst Pardieu ein, diese beschränkten sich auf die noch mögliche Verteidigung der östlichen Vorstädte, des Hauptbahnhofes und der Zitadelle. General von Laffert ließ darauf seine beiden Divisionen von Pont à Marcq und Seclin sofort nach Norden schwenken um Lille zu besetzen. Am Abend des 11. Oktober forderte er die Übergabe der Stadt, ansonsten würde die Beschießung der zum freien Platz erklärten Stadt beginnen. Die Aufforderung blieb unbeantwortet, aber die Franzosen zogen sich in die nächstliegenden Häuser zurück, es gelang den deutschen Truppen nach Beseitigung der Drahthindernisse auch durch das zweite Tor in die Stadt zu gelangen. Unter dem Schutze des Artilleriefeuers drangen die deutschen Truppen am nächsten Morgen in das Innere der Stadt vor. Die [[7. Infanterie-Brigade Nr. 88]] (Generalmajor [[Georg Bärensprung|Bärensprung]]) stürmte gegen den Hauptbahnhof und durch das Tor von Douai, die [[3. Infanterie-Brigade Nr. 47]] (Generalmajor [[Julius von Falkenstein (General, 1861)|von Falkenstein]]) gegen das Tor von Arras und die [[8. Infanterie-Brigade Nr. 89]] (Generalleutnant [[Max von Seydewitz (General)|von Seydewitz]]) gegen das Tor von Béthune. Auch die Abteilung Wahnschaffe war zurückgekehrt und sperrte jetzt die nördlichen Ausgänge der Stadt. Der [[48. Infanterie-Brigade (Deutsches Kaiserreich)|4. Infanterie-Brigade Nr. 48]] (Generalmajor [[Richard Kaden (General)|Kaden]]) wurde der Angriff gegen die Zitadelle und die Blockierung der Westausgänge und in Richtung nach [[Armentières]] übertragen. Durch das am 12. Oktober eingeleitete Bombardement entstanden in Lille viele Brände. Am Abend hisste die schwache französische Verteidigung unter Oberst Pardieu die weiße Flagge zum Zeichen der Übergabe und kapitulierte mit etwa 3500 Mann. |
|||
In weiteren Kämpfen ab 15. Oktober gelang es der deutschen 6. Armee, die Stadt Lille zu sichern und Angriffe der Engländer vor dem südwestlichen Vorfeld von Lille abzuschlagen. Im Hauptquartier des Kronprinzen Rupprecht in Cambrai klärte sich die Lage. Die Franzosen und Engländer organisierten keine Rückeroberung von Lille, sondern legten mehr Gewicht darauf [[La Bassée]] in ihre Hand zu bekommen, dessen Besitz vorerst an die deutsche [[29. Division (Deutsches Kaiserreich)|29. Infanterie-Division]] (Generalleutnant [[August Isbert|Isbert]]) gegangen war. Am 12. Oktober kam es zur [[Schlacht von La Bassée (1914)|Schlacht von La Bassée]], die bis Anfang November andauerte. Die Truppen des englischen II. Armeekorps waren dabei bis auf die Höhen bei [[Aubers]] angelangt, wurden dann aber im Gegenangriff durch das Eingreifen der [[14. Division (Deutsches Kaiserreich)|14. Infanterie-Division]] (Generalmajor [[Paul Fleck|Fleck]]) des VII. Armee-Korps (General von Claer) in die dortige Ebene zurückgedrängt. |
|||
=== Bildung der Front in Flandern === |
|||
[[Datei:Course mer.jpg|mini|Die neugebildete Front Mitte Oktober 1914]] |
|||
Marschall Joffre hatte ab 25. September noch während der Aisneschlacht mit der Verlegung der [[British Expeditionary Force|British Expedition Force]] (BEF) unter Sir [[John French, 1. Earl of Ypres|John French]] nach [[Flandern]] begonnen. |
|||
Am 10. Oktober kapitulierte, trotz Verstärkungen durch die [[Royal Naval Division]] die damals stärkste Festung [[Antwerpen]], nachdem sich die belgischen Truppen zuvor an die [[Yser]] zurückgezogen hatten. Britische Kräfte sicherten seit Monatsbeginn [[Gent]] und die belgischen Nachschubhäfen, sie brachten den Belgiern zuvor auch Verstärkungen in das [[Belagerung von Antwerpen (1914)|belagerte]] Antwerpen. Dafür ordnete French die Aufstellung des IV. Korps (General [[Henry Rawlinson, 1. Baron Rawlinson|Rawlinson]]) an, das mit der britischen 7. Division und 3. Kavallerie-Division in [[Brügge]] und Gent so lange wie möglich aushielt, bis der Verlust von Antwerpen am 10. Oktober den Rückzug auf die Linie [[Dünkirchen]] – [[Saint-Omer]] erzwang. |
|||
Am 4. Oktober war General Ferdinand Foch zum Kommandeur der Heeresgruppe Nord ernannt worden und damit zum obersten Führer aller Truppen nördlich der Somme bis zur Nordsee bestellt. Den an der Nordseeküste auf [[Ostende]] zurückgehenden Belgiern brachte General Foch ab 20. Oktober durch die Aufstellung der Armee-Abteilung Belgien ([[Détachement d’armée de Belgique]]) unter General Victor d’Urbal mit dem 32. Korps ([[Georges Louis Humbert|Humbert]]) und der Kavalleriegruppe [[Antoine de Mitry|de Mitry]] rechtzeitige Entlastung. |
|||
Im Zuge des Wettlaufes nach Flandern reagierte auch die deutsche Heeresleitung unter General von Falkenhayn. Infolge der Verschiebung der Armeegrenzen am 10. Oktober wurde die deutsche [[4. Armee (Deutsches Kaiserreich)|4. Armee]] unter Führung des Herzogs [[Albrecht von Württemberg]] in ihrer bisherigen Form im Raum [[Vouziers]] aufgelöst. Der Stab der 4. Armee war für den Aufbau einer neuen Front in [[Flandern]] bestimmt, im Raum [[Brüssel]] sammelten sich bereits vier neue Reservekorps. |
|||
* [[XXII. Reserve-Korps (Deutsches Kaiserreich)|XXII. Reserve-Korps]] ([[Eugen von Falkenhayn (General, 1853)|Eugen von Falkenhayn]]) mit [[43. Reserve-Division (Deutsches Kaiserreich)|43.]] und [[44. Reserve-Division (Deutsches Kaiserreich)|44. Reserve-Division]] |
|||
* [[XXIII. Reserve-Korps (Deutsches Kaiserreich)|XXIII. Reserve-Korps]] ([[Georg von Kleist]]) mit [[45. Reserve-Division (Deutsches Kaiserreich)|45.]] und [[46. Reserve-Division (Deutsches Kaiserreich)|46. Reserve-Division]] |
|||
* [[XXVI. Reserve-Korps (Deutsches Kaiserreich)|XXVI. Reserve-Korps]] ([[Otto von Hügel]]) mit der [[51. Reserve-Division (Deutsches Kaiserreich)|51.]] und [[52. Reserve-Division (Deutsches Kaiserreich)|52. Reserve-Division]] |
|||
* [[XXVII. Reserve-Korps (Deutsches Kaiserreich)|XXVII. Reserve-Korps]] ([[Adolph von Carlowitz]]) mit [[53. Reserve-Division (3. Königlich Sächsische)|53.]] und [[54. Reserve-Division (2. Königlich Württembergische)|54. Reserve-Division]] |
|||
Währenddessen waren von der British Expedition Force mit dem II. Korps (Smith-Dorrien) als Vorhut bei La Bassée angelangt, das [[I Corps (Vereinigtes Königreich)|I. Korps]] ([[Douglas Haig, 1. Earl Haig|Haig]]) wurde bei [[Hazebrouck]] ausgeladen und dahinter folgte das III. Korps ([[William Pulteney (General)|Pulteney]]) nach. General Rawlinsons neu formiertes IV. Korps erreichte von der Küste kommend am 14. Oktober [[Ypern]], nahm Verbindung mit der französischen 89. Territorial-Division (General [[Frédéric Edmond Bourdériat|Bourdériat]]) auf und sicherte die Stadt mit der 7. Division (Generalmajor [[Thompson Capper|Capper]]) vor einem deutschen Zugriff. Den Raum östlich Ypern an der Linie Zonnebeke über Gheluvelt bis Zillebeke sicherten nach Herausnahme der Territorialkräfte des Generals Bidon bereits notdürftig das eintreffende französische IX. Korps. Über die Bahnlinie von [[Cassel (Nord)|Cassel]] traf als Verstärkung das englische I. Korps (1. und 2. Division) bei Ypern ein, südlicher davon hielten jetzt das III. Korps (4. und 6. Division) im Raum [[Armentières]] und westlich von La Bassée das II. Korps (3. und 5. Division) die neuen Stellungen. |
|||
=== Schlacht an der Yser === |
|||
Am 16. Oktober begann an der Nordseeküste der Angriff des nach dem Fall von Antwerpen freigewordenen deutschen [[III. Reserve-Korps (Deutsches Kaiserreich)|III. Reserve-Korps]] (Gen. [[Hans von Beseler]]) an der Yserlinie bei [[Nieuwpoort]]. Die schwer bedrängten Belgier öffneten ab 29. Oktober die Wasserschleusen von Nieuwpoort. Der Vormarsch der direkt an der Nordsee angreifenden deutschen [[4. Ersatz-Division (Deutsches Kaiserreich)|4. Ersatz-Division]] (General [[Albert von Werder (General, 1852)|Werder]]) erlitt bereits seit Tagen durch das Eingreifen der schweren Schiffsartillerie der britischen Flotte starke Verluste, ab Ende Oktober waren weitere Operationen infolge der Überflutung nicht mehr möglich. Auch die südlicher auf [[Dixmuiden]] angesetzte [[5. Reserve-Division (Deutsches Kaiserreich)|5.]] und [[6. Reserve-Division (Deutsches Kaiserreich)|6. Reserve-Division]] erreichten keinen Durchbruch. Auch das Eingreifen der neuen Reservekorps der 4. Armee konnte die festgefahrene Lage nicht mehr ändern. |
|||
== Folgen == |
|||
Die allgemeine Offensivschwäche auf beiden Seiten führte letztlich zum Scheitern aller geplanten Umfassungsmanöver, obgleich die Bilanz unterschiedlich ausfiel. Falkenhayns Reserven waren verbraucht, die Alliierten hingegen wurden im Raum La Bassée durch das Indische Korps unter General [[James Willcocks|Willcocks]] verstärkt. Am Schluss schrumpfte die noch freie Lücke zwischen den Fronten auf einen wenige Kilometer breiten Korridor bei [[Ypern]], wo es ab dem 20. Oktober zur [[Erste Flandernschlacht|Ersten Flandernschlacht]] kam. |
|||
Den Alliierten gelang es, die Fronten zu stabilisieren und somit eine Niederlage abzuwenden. Sie mussten aber die Besetzung wichtiger französischer Gebiete hinnehmen. Das deutsche Heer konnte die kriegswirtschaftlich wichtigen Gebiete sichern und verteidigen, aber die Aussicht auf einen schnellen Sieg war nach dem Scheitern des [[Schlieffen-Plan]]s und dem jetzt durchgängigen [[Stellungskrieg]] in weite Ferne gerückt. |
|||
== Literatur == |
|||
* Reichsarchiv: ''Der Weltkrieg 1914 bis 1918. Die militärischen Operationen zu Lande.'' Band 5: ''Der Herbst-Feldzug 1914. Im Westen bis zum Stellungskrieg. Im Osten bis zum Rückzug.'' Mittler, Berlin 1929. |
|||
* [[Jean-Baptiste Duroselle]]: ''La Grande Guerre des Français. L'incompréhensible. (1914–1918).'' Perrin, Paris 1998, ISBN 2-262-01423-X. |
|||
* [[John Keegan]]: ''Der Erste Weltkrieg.'' (Rororo 61194, rororo-Sachbuch). Rowohlt-Taschenbuch-Verlag, Reinbek bei Hamburg 2001, ISBN 3-499-61194-5. |
|||
== Weblinks == |
|||
{{commonscat|Maps of the Race to the Sea}} |
|||
{{Navigationsleiste Erster Weltkrieg (Westfront)}} |
|||
[[Kategorie:Schlacht des Ersten Weltkriegs (Westfront)]] |
|||
[[Kategorie:Frankreich im Ersten Weltkrieg]] |
|||
[[Kategorie:Belgien im Ersten Weltkrieg]] |
|||
[[Kategorie:Britische Militärgeschichte (Erster Weltkrieg)]] |
|||
[[Kategorie:Konflikt 1914]] |
Aktuelle Version vom 24. März 2025, 11:14 Uhr
Wettlauf zum Meer | |||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Teil von: Erster Weltkrieg | |||||||||
![]() | |||||||||
Datum | 14. September – 19. Oktober 1914 | ||||||||
Ort | Aisne – Nordsee, Frankreich | ||||||||
Ausgang | unentschieden | ||||||||
Folgen | Ende des Bewegungskrieges | ||||||||
|
Der Begriff Wettlauf zum Meer bezieht sich auf das Kriegsgeschehen 1914 an der Westfront zwischen dem Fluss Aisne und der Nordsee nach der Ersten Marneschlacht bis zur Ersten Flandernschlacht im Jahr 1914. Aufgrund der Militäroperationen ab Mitte September 1914 bewegten sich die gegnerischen Armeen beinahe parallel nordwärts in Richtung Nordsee. Beiden Kriegsparteien ging es ursprünglich darum, den Gegner an der Flanke zu umgehen und den Krieg dadurch zu einem schnellen Abschluss zu bringen. Für den weiteren Kriegsverlauf war die Kontrolle der Kanalküste an der Straße von Dover von entscheidender Bedeutung für die Alliierten, da über die hier in Frontnähe befindlichen Häfen der britische Nachschub abgewickelt wurde. Dabei wurden zwischen dem 14. September und 19. Oktober allein bei den Alliierten über 50 Divisionen mit 750.000 Mann in 6000 Zugtransporten verschoben, die Deutschen verlegten in diesen Operationen von Süden nach Norden gleichzeitig fast 30 Divisionen und stellten zwölf neue Reserve-Divisionen bereit. Im Anschluss an die Erste Aisneschlacht folgte bis zum Beginn der Ersten Flandernschlacht am 20. Oktober der Übergang vom Bewegungskrieg zum Stellungskrieg.
Vorgeschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Nach der Schlacht an der Marne befand sich die Entente in der Offensive. An der Aisne kam es ab dem 13. September zu schweren Gefechten (→ Schlacht an der Aisne (1914)). Der Angriff des Britischen Expeditionskorps (BEF) konnte jedoch die mit ersten provisorischen Schützengräben verstärkten deutschen Linien nicht durchbrechen. Andererseits schlugen auch deutsche Gegenoffensiven fehl.
Sowohl Joseph Joffre als auch der neu berufene deutsche Generalstabschef Erich von Falkenhayn sahen daher in dem 160 km breiten Streifen zwischen dem Fluss Aisne und der Nordsee den einzig erfolgversprechenden Schauplatz für weitere Operationen. Infolgedessen verfolgten beide Seiten das Ziel, freie Truppenverbände gegen Norden zu verschieben und gleichzeitig den Gegner durch ständige Angriffe an eben solchen Truppenverschiebungen zu hindern.
Generaloberst Karl von Bülow, der Oberbefehlshaber der deutschen 2. Armee, und der Chef der Operationsabteilung des Generalstabes, Oberst Gerhard Tappen, hatten jedoch darauf hingewiesen, dass die Franzosen den Vorteil der inneren Linien hatten und jedes Flankenmanöver zunichtemachen könnten. Beide favorisierten einen erneuten Gegenangriff zwischen Soissons und Reims an der Aisne nach Süden, der jedoch bereits während der Aisneschlacht am 16. September von der französischen 5. Armee (General Franchet d’Espèrey) zurückgeschlagen wurde. Am 17. und 18. September konnte die deutsche 1. Armee (Generaloberst von Kluck) die gleichzeitig einsetzenden Angriffe der französischen 6. Armee bei Lassigny erneut zurückweisen.
Verlauf
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
General von Falkenhayn ordnete den schnellen Marsch nach Norden an, die noch nicht gebildete Front bis zur Nordsee bot noch die Möglichkeit einer großräumigen Überflügelung des Gegners. Er war zuversichtlich, dass bei schnellen Umgruppierungen an die Westflanke ein entscheidender deutscher Sieg noch möglich wäre und dies obwohl die Zeit bereits für die Gegner arbeitete. Der Vorteil der höheren deutschen Truppenstärke war vorbei – 85,5 alliierten Divisionen standen jetzt nur mehr 84 deutsche Divisionen gegenüber.
Schon am 15. September begann Falkenhayn die Ausarbeitung operativer Pläne für den Abzug der deutschen 6. Armee unter Kronprinz Rupprecht von Bayern aus Lothringen und deren Verlegung im Anschluss an den rechten Flügel der 1. Armee. Für die deutsche 1., 7. und 3. Armee wurde an der Aisnefront und in der Champagne die Defensive befohlen, durch Frontbegradigungen sollten zudem Reserven freigemacht werden.
Das AOK 6 (Hauptquartier St. Quentin) erhielt zunächst im Anschluss an das äußerst rechts stehende IX. Reserve-Korps (General Boehn) der im Raum Noyon verbleibenden 1. Armee die Führung der bis nach Bapaume umgruppierten folgenden Korpsverbände (von links nach rechts):
- XVIII. Armee-Korps, (Schenck) mit der 21. und 25. Infanterie-Division
- XXI. Armee-Korps, (Fritz von Below) mit der 31. und 42. Infanterie-Division
- Bayerisches I. Armee-Korps, (Xylander) mit der bayerischen 1. und 2. Infanterie-Division
- Bayerisches I. Armee-Korps, (Martini) mit der bayerischen 3. und 4. Infanterie-Division
- XIV. Reserve-Korps, (Stein) mit der 26. und 28. Reserve-Division
Die deutsche Absicht, vorzeitig nach Norden aufzuschließen, entging der Aufmerksamkeit des französischen Marschalls Joffre nicht, er reagierte sofort auf alle feindlichen Bewegungen mit entsprechenden französischen Formationen, welche er den deutschen Truppen immer parallel dazu entgegenstellte. Ab 17. September wurde dafür nördlich der Oise bis zur Somme die 2. Armee unter General Noël de Castelnau eingeschoben, gegenüber der Front der deutschen 6. Armee marschierten im Wettlauf um die Flanke das französische 13., 4. und 14. Korps bis nach Amiens auf.
Am 25. September vollzog sich die nötige Verlegung der Obersten Heeresleitung (OHL) unter General von Falkenhayn von Luxemburg in das neue Hauptquartier nach Mézières. Am 27. und 28. September erkämpfte das XIV. Reserve-Korps beim westlichen Vorstoß auf Amiens eine neue Front östlich Albert. Auf deutscher Seite wurden in den letzten Septembertagen infolge der raschen Fronterweiterung weitere umfassende Umgruppierungen nötig. Das AOK 2 übernahm den Oberbefehl über die neu gebildete Front der 6. Armee zwischen Oise und Scarpe. Der Aisne-Abschnitt am Damenweg (Chemin des Dames) und vor Reims, in welchem die 2. Armee zuvor gefochten hatte, wurde mit dem X. Armee-Korps und dem X. Reserve-Korps endgültig durch die 7. Armee (Generaloberst Josias von Heeringen) übernommen.
Der Stab der 2. Armee unter Generaloberst von Bülow nahm sein Hauptquartier in St. Quentin, von wo aus zuletzt noch Kronprinz Rupprecht von Bayern die Kämpfe östlich Amiens geleitet hatte. Die 6. Armee übernahm im Anschluss nach Norden den neuen Befehlsbereich zwischen Arras und Lille, mit folgenden – von links nach rechts – neu zugeteilten Korps:
- Gardekorps (Plettenberg) mit 1. und 2. Garde-Infanterie-Division
- IV. Armee-Korps (Sixt von Armin) mit 7. und 8. Infanterie-Division
- Bayerisches I. Reserve-Korps (Fasbender) mit bayerischer 1. und 5. Reserve-Division
- VII. Armee-Korps (Claer) mit 13. und 14. Infanterie-Division
- XIV. Armee-Korps (Watter) mit 28. und 29. Infanterie-Division
- XIX. (II. Königlich Sächsisches) Armee-Korps (Laffert) mit 24. und 40. Infanterie-Division
- Die Höheren Kavallerie-Kommandos 1 und 2 (7 Kavallerie-Divisionen) sahen sich bereits in Kämpfen mit der neu formierten französischen 10. Armee (General Maud’huy) verwickelt.
Erste Schlacht um Arras
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit dem 25. September marschierte die neugebildete französische 10. Armee unter General Maud’huy nördlich der Somme zwischen Amiens und Doullens auf und versuchte nördlich Arras südostwärts ins deutsche Hinterland zu stoßen. Ihr stellte sich die neu formierte deutsche 6. Armee unter Kronprinz Rupprecht von Bayern entgegen. Das Gardekorps (General Plettenberg) traf zuerst am 2. Oktober bei Monchy-le-Preux als neuer linker Flügel der deutschen 6. Armee ein. Am 4. Oktober 1914 trieben südlich davon Angriffe des deutschen XIV. Reserve-Korps die französische Landwehrgruppe des General Brugère mit der 81., 82., 84. und 88. Territorial-Division auf die Linie Hébuterne – Gommecourt – Monchy-au-Bois zurück, wo die Front bis März 1917 erstarrte. Das deutsche Gardekorps begann währenddessen ab 4. Oktober mittags den Angriff auf Bapaume. Nördlich der Garde rückte das deutsche IV. Armee-Korps (General Friedrich Sixt von Armin) am Nordufer der Scarpe gegen Arras vor und gelangte kämpfend über Roeux und Athies bis St. Laurent an die Vorstädte von Arras heran, die von den Franzosen mit Erfolg gehalten wurde. Kronprinz Rupprecht war gegen einen direkten Angriff auf Arras, das eingetroffene bayerische I. Reserve-Korps und das IV. Armee-Korps beschränken sich vorerst auf die Umfassung der Stadt. General d’Urbal eröffnete mit dem 33. Korps die erste Schlacht um Arras und versuchte die Loretto-Höhe zu nehmen, die anfangs von der Kavallerie, dann durch das eintreffende Bayerischen I. Reserve-Korps unter General von Fasbender gegen alle Angriffe der Franzosen gehalten wurde.
General Joffre betraute am 4. Oktober General Ferdinand Foch, den bisherigen Führer der französischen 9. Armee, zur Bildung der neuen Front im Artois. General Fochs Absicht war es, die Umfassung des deutschen Nordflügels mit vollem Nachdruck zu erzwingen. Die französische 10. Armee vollzog den Anmarsch nach Lens und stand an der Frontlinie Doullens – St. Pol zum Vormarsch auf Douai in folgender Gliederung bereit:
- 2. Kavalleriekorps Mitry unterstützt von Territorialtruppen auf Lille
- 21. Korps (Maistre) und 92. Territorial-Division auf Lens
- 1. Kavalleriekorps Conneau von Arras auf Souchez und Givenchy
- 33. Korps (General d’Urbal, ab 20. Oktober Pétain) mit drei Reserve-Divisionen auf Arras
- Am rechten Flügel marschierte das 10. Korps (Defforges), dahinter folgte die 45. Reserve-Division.
Unterdessen versammelte sich – gedeckt durch die Kavallerie unter Marwitz – gleichzeitig der rechte Flügel der deutschen 6. Armee im Raum östlich Lille. Durch das parallele Vorgehen der Deutschen, die ihren rechten Flügel schneller nach Norden verlängerten, sahen sich Maud`huys Truppen gezwungen, selbst in Abwehr überzugehen. Die zusammengefasste deutsche Heereskavallerie unter General von der Marwitz war mit vier Kavallerie-Divisionen nördlich an Lens vorbei über Hulluch auf Loos ausgeschwärmt um die linke Flanke des französischen 33. Korps – die 70. Reserve-Division (General Fayolle) festzuhalten. Die französische 10. Armee sah sich jetzt bedroht, von Norden her umfasst zu werden. Darauf zog Foch das 21. Korps (Maistre) aus der bisherigen Front und verlegte es noch nördlicher nach Béthune, um von dort, durch mehrere Reiter-, Reserve- und Territorial-Divisionen unterstützt, über Lens – La Bassée den deutschen Nordflügel seinerseits die Flanke abzuringen.
Der nördliche Flügel der 6. Armee zielte weiterhin auf den wichtigen Knotenpunkt Lille ab. Ab 6. Oktober erfolgte die Ausladung der 28. Division in Douai, dadurch war auch das Eingreifen des deutschen XIV. Armee-Korps im Raum Lille sichergestellt. Durch das nördlich von Lens kämpfende XIV. Armee-Korps gedeckt, wurde das sächsische XIX. Armee-Korps (von Watter oder Maximilian von Laffert) bei und östlich Valenciennes ausgeladen und in Eilmärschen in die Gegend östlich und südöstlich Lille beordert. Am Abend des 9. Oktober flaute die erste Schlacht bei Arras ab, sie endete unentschieden. Das französische 21. Korps rückte in dieser Zeit zwischen Béthune und Saint-Pol auf.
Schlacht um Lille
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Besitz des Eisenbahnknotens von Lille war für beide Seiten zur Sicherung des Nachschubs wichtig, um das Rennen nach Flandern zu gewinnen. Nach Vorgefechten mit deutschen Truppen wurde am 6. Oktober das gesamte französische 21. Korps (General Maistre) aus Lille abgezogen und ins Artois verlegt, die Verteidigung blieb den dort aufgestellten Territorial-Truppen überlassen. General Krafft von Dellmensingen, der Generalstabschef der deutschen 6. Armee, gewann General Falkenhayn in Mézières für seinen Plan, das XIV. Armee-Korps weiter nach Norden über Lille umfassend nach Westen anzusetzen. Der Kommandierende General von Watter war der gleichen Überzeugung und trieb seine Vorhut, die 28. Infanterie-Division (Generalleutnant von Kehler) weiter auf Lille vor. Die Stadt war am 9. Oktober von der Heereskavallerie unter General von Richthofen als geräumt gemeldet worden. Zudem befand sich noch unerkannt von der deutschen Armeeführung der rechte Flügel des englischen Heeres – das II. Korps unter General Smith-Dorrien – im Anmarsch auf Béthune.
Am 3. Oktober hatte die Landwehrbrigade des Generalmajor Franz Wahnschaffe Tournai kampflos besetzt und sollte jetzt vom Osten her in Lille einzurücken und die Zitadelle besetzen. Die 28. Infanterie-Division war indessen beiderseits der von Hulluch nach Vermelles führenden Straße bis auf die Höhe von Le Rutoire gelangt und stand am 10. Oktober im Raum östlich von Loos im Bogen bis zur Straße Lens – Mazingarbe. Das wenig gefestigte Detachement Wahnschaffe zog sich nach dem Eintritt in die Vorstadt La Madelaine auf Chéreng zurück. Die Truppen des XIX. Armee-Korps erreichten derweil mit dem rechten Flügel der 40. Infanterie-Division den Ort Seclin und mit der linken Vorhut-Brigade der 24. Infanterie-Division (Generalleutnant Krug von Nidda) den Ort Phalempin. Die 40. Infanterie-Division unter Generalleutnant Götz von Olenhusen erhielt Befehl am nächsten Tag in Lille einzurücken und den Bahnhof zu besetzen.


Am 10. Oktober trafen in Lille noch sechs Schwadronen algerischer Reiter unter Oberst Pardieu ein, diese beschränkten sich auf die noch mögliche Verteidigung der östlichen Vorstädte, des Hauptbahnhofes und der Zitadelle. General von Laffert ließ darauf seine beiden Divisionen von Pont à Marcq und Seclin sofort nach Norden schwenken um Lille zu besetzen. Am Abend des 11. Oktober forderte er die Übergabe der Stadt, ansonsten würde die Beschießung der zum freien Platz erklärten Stadt beginnen. Die Aufforderung blieb unbeantwortet, aber die Franzosen zogen sich in die nächstliegenden Häuser zurück, es gelang den deutschen Truppen nach Beseitigung der Drahthindernisse auch durch das zweite Tor in die Stadt zu gelangen. Unter dem Schutze des Artilleriefeuers drangen die deutschen Truppen am nächsten Morgen in das Innere der Stadt vor. Die 7. Infanterie-Brigade Nr. 88 (Generalmajor Bärensprung) stürmte gegen den Hauptbahnhof und durch das Tor von Douai, die 3. Infanterie-Brigade Nr. 47 (Generalmajor von Falkenstein) gegen das Tor von Arras und die 8. Infanterie-Brigade Nr. 89 (Generalleutnant von Seydewitz) gegen das Tor von Béthune. Auch die Abteilung Wahnschaffe war zurückgekehrt und sperrte jetzt die nördlichen Ausgänge der Stadt. Der 4. Infanterie-Brigade Nr. 48 (Generalmajor Kaden) wurde der Angriff gegen die Zitadelle und die Blockierung der Westausgänge und in Richtung nach Armentières übertragen. Durch das am 12. Oktober eingeleitete Bombardement entstanden in Lille viele Brände. Am Abend hisste die schwache französische Verteidigung unter Oberst Pardieu die weiße Flagge zum Zeichen der Übergabe und kapitulierte mit etwa 3500 Mann.
In weiteren Kämpfen ab 15. Oktober gelang es der deutschen 6. Armee, die Stadt Lille zu sichern und Angriffe der Engländer vor dem südwestlichen Vorfeld von Lille abzuschlagen. Im Hauptquartier des Kronprinzen Rupprecht in Cambrai klärte sich die Lage. Die Franzosen und Engländer organisierten keine Rückeroberung von Lille, sondern legten mehr Gewicht darauf La Bassée in ihre Hand zu bekommen, dessen Besitz vorerst an die deutsche 29. Infanterie-Division (Generalleutnant Isbert) gegangen war. Am 12. Oktober kam es zur Schlacht von La Bassée, die bis Anfang November andauerte. Die Truppen des englischen II. Armeekorps waren dabei bis auf die Höhen bei Aubers angelangt, wurden dann aber im Gegenangriff durch das Eingreifen der 14. Infanterie-Division (Generalmajor Fleck) des VII. Armee-Korps (General von Claer) in die dortige Ebene zurückgedrängt.
Bildung der Front in Flandern
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Marschall Joffre hatte ab 25. September noch während der Aisneschlacht mit der Verlegung der British Expedition Force (BEF) unter Sir John French nach Flandern begonnen. Am 10. Oktober kapitulierte, trotz Verstärkungen durch die Royal Naval Division die damals stärkste Festung Antwerpen, nachdem sich die belgischen Truppen zuvor an die Yser zurückgezogen hatten. Britische Kräfte sicherten seit Monatsbeginn Gent und die belgischen Nachschubhäfen, sie brachten den Belgiern zuvor auch Verstärkungen in das belagerte Antwerpen. Dafür ordnete French die Aufstellung des IV. Korps (General Rawlinson) an, das mit der britischen 7. Division und 3. Kavallerie-Division in Brügge und Gent so lange wie möglich aushielt, bis der Verlust von Antwerpen am 10. Oktober den Rückzug auf die Linie Dünkirchen – Saint-Omer erzwang.
Am 4. Oktober war General Ferdinand Foch zum Kommandeur der Heeresgruppe Nord ernannt worden und damit zum obersten Führer aller Truppen nördlich der Somme bis zur Nordsee bestellt. Den an der Nordseeküste auf Ostende zurückgehenden Belgiern brachte General Foch ab 20. Oktober durch die Aufstellung der Armee-Abteilung Belgien (Détachement d’armée de Belgique) unter General Victor d’Urbal mit dem 32. Korps (Humbert) und der Kavalleriegruppe de Mitry rechtzeitige Entlastung.
Im Zuge des Wettlaufes nach Flandern reagierte auch die deutsche Heeresleitung unter General von Falkenhayn. Infolge der Verschiebung der Armeegrenzen am 10. Oktober wurde die deutsche 4. Armee unter Führung des Herzogs Albrecht von Württemberg in ihrer bisherigen Form im Raum Vouziers aufgelöst. Der Stab der 4. Armee war für den Aufbau einer neuen Front in Flandern bestimmt, im Raum Brüssel sammelten sich bereits vier neue Reservekorps.
- XXII. Reserve-Korps (Eugen von Falkenhayn) mit 43. und 44. Reserve-Division
- XXIII. Reserve-Korps (Georg von Kleist) mit 45. und 46. Reserve-Division
- XXVI. Reserve-Korps (Otto von Hügel) mit der 51. und 52. Reserve-Division
- XXVII. Reserve-Korps (Adolph von Carlowitz) mit 53. und 54. Reserve-Division
Währenddessen waren von der British Expedition Force mit dem II. Korps (Smith-Dorrien) als Vorhut bei La Bassée angelangt, das I. Korps (Haig) wurde bei Hazebrouck ausgeladen und dahinter folgte das III. Korps (Pulteney) nach. General Rawlinsons neu formiertes IV. Korps erreichte von der Küste kommend am 14. Oktober Ypern, nahm Verbindung mit der französischen 89. Territorial-Division (General Bourdériat) auf und sicherte die Stadt mit der 7. Division (Generalmajor Capper) vor einem deutschen Zugriff. Den Raum östlich Ypern an der Linie Zonnebeke über Gheluvelt bis Zillebeke sicherten nach Herausnahme der Territorialkräfte des Generals Bidon bereits notdürftig das eintreffende französische IX. Korps. Über die Bahnlinie von Cassel traf als Verstärkung das englische I. Korps (1. und 2. Division) bei Ypern ein, südlicher davon hielten jetzt das III. Korps (4. und 6. Division) im Raum Armentières und westlich von La Bassée das II. Korps (3. und 5. Division) die neuen Stellungen.
Schlacht an der Yser
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Am 16. Oktober begann an der Nordseeküste der Angriff des nach dem Fall von Antwerpen freigewordenen deutschen III. Reserve-Korps (Gen. Hans von Beseler) an der Yserlinie bei Nieuwpoort. Die schwer bedrängten Belgier öffneten ab 29. Oktober die Wasserschleusen von Nieuwpoort. Der Vormarsch der direkt an der Nordsee angreifenden deutschen 4. Ersatz-Division (General Werder) erlitt bereits seit Tagen durch das Eingreifen der schweren Schiffsartillerie der britischen Flotte starke Verluste, ab Ende Oktober waren weitere Operationen infolge der Überflutung nicht mehr möglich. Auch die südlicher auf Dixmuiden angesetzte 5. und 6. Reserve-Division erreichten keinen Durchbruch. Auch das Eingreifen der neuen Reservekorps der 4. Armee konnte die festgefahrene Lage nicht mehr ändern.
Folgen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die allgemeine Offensivschwäche auf beiden Seiten führte letztlich zum Scheitern aller geplanten Umfassungsmanöver, obgleich die Bilanz unterschiedlich ausfiel. Falkenhayns Reserven waren verbraucht, die Alliierten hingegen wurden im Raum La Bassée durch das Indische Korps unter General Willcocks verstärkt. Am Schluss schrumpfte die noch freie Lücke zwischen den Fronten auf einen wenige Kilometer breiten Korridor bei Ypern, wo es ab dem 20. Oktober zur Ersten Flandernschlacht kam.
Den Alliierten gelang es, die Fronten zu stabilisieren und somit eine Niederlage abzuwenden. Sie mussten aber die Besetzung wichtiger französischer Gebiete hinnehmen. Das deutsche Heer konnte die kriegswirtschaftlich wichtigen Gebiete sichern und verteidigen, aber die Aussicht auf einen schnellen Sieg war nach dem Scheitern des Schlieffen-Plans und dem jetzt durchgängigen Stellungskrieg in weite Ferne gerückt.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Reichsarchiv: Der Weltkrieg 1914 bis 1918. Die militärischen Operationen zu Lande. Band 5: Der Herbst-Feldzug 1914. Im Westen bis zum Stellungskrieg. Im Osten bis zum Rückzug. Mittler, Berlin 1929.
- Jean-Baptiste Duroselle: La Grande Guerre des Français. L'incompréhensible. (1914–1918). Perrin, Paris 1998, ISBN 2-262-01423-X.
- John Keegan: Der Erste Weltkrieg. (Rororo 61194, rororo-Sachbuch). Rowohlt-Taschenbuch-Verlag, Reinbek bei Hamburg 2001, ISBN 3-499-61194-5.