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„Alhambra“ – Versionsunterschied

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{{Dieser Artikel|befasst sich mit der Stadtburg in Granada. Für weitere Bedeutungen siehe [[Alhambra (Begriffsklärung)]].}}
{{Dieser Artikel|befasst sich mit der Stadtburg in Granada. Für weitere Bedeutungen siehe [[Alhambra (Begriffsklärung)]].}}
Die '''Alhambra''' [{{IPA|aˈlambɾa}}] ist eine [[Stadtburg]] ''([[kasbah]])'' auf dem Sabikah-Hügel im [[Andalusien|andalusischen]] [[Granada]] in [[Spanien]]. Sie gilt als eines der bedeutendsten Beispiele des [[Maurischer Stil|maurischen Stils]] der [[Islamische Kunst|islamischen Kunst]], ist eine der meistbesuchten Touristenattraktionen [[Europa]]s und seit 1984 [[Weltkulturerbe]]. Die Burganlage ist etwa 740 m lang und bis zu 220 m breit. Die [[Nasriden (Granada)|Naṣridenpaläste]] sind das Herzstück der Alhambra; die Alcazaba bildet das [[Bollwerk]] des Komplexes. Im Osten ist der Sommerpalast [[Generalife]] vorgelagert.


{{Panorama|Alhambra evening panorama Mirador San Nicolas sRGB-1.jpg|1200|Ansicht der Alhambra vom [[Albaicín]]-Hügel}}
[[Bild:Granada_Alhambra0004.jpg|thumb|right|180px|Alhambra, Comares, Myrtenhof]]
[[Datei:116 Tafel 6 Grenada Alhambra - Plano del Palacio Arabe.jpg|mini|hochkant=0.6|Plan des Palacio Arabe]]
[[Bild:Granada_Alhambra_Detail.jpg|thumb|right|180px|Verzierungen im Detail]]


== Herkunft des Namens ==
[[Bild:Granada2.jpg|thumb|right|180px|Alhambra, Zwinger der Befestigungsanlage der Alhambra, Wehrgang und Ronde für Berittene]]
[[Datei:Alhambra-Granada-Puerta del Vino.jpg|mini|hochkant|Puerta del Vino]]
[[Bild:Granada3.jpg|thumb|right|180px|Alhambra, Gesamtansicht der Alcazaba]]
Die Herkunft des Wortes ''Alhambra'' ist umstritten. Diese Burg wird traditionell auch {{arS|القلعة الحمراء&lrm;|d=al-qal‘at al-ḥamrā’}} mit der Bedeutung „die rote Festung“ genannt, so dass diese Interpretation allgemein in Umlauf ist, wobei die alternative arabische Bezeichnung {{ar|قصر الحمراء&lrm;|d=qaṣr al-ḥamrāʾ}} eine [[Genitiv]]form ist und entweder mit „Burg von al-Ḥamrā’“ (als Eigenname)<ref>Vgl. [[Ibn al-Chaṭīb]]: ''Al-Iḥāṭa fī aḫbār Ġarnāṭa'' ({{ar|الاحاطة في اخبار غرناطة&lrm;|b=Die Kenntnis von den Geschichten von Granada}}), ed. Muḥammad ʾAbdallāh ʾInān. Kairo 1973.</ref> oder mit „Burg der Roten“ wiedergegeben werden kann.
[[Bild:Granada4.JPG|thumb|right|180px|Alhambra, Befestigungsanlage der Alhambra, Flankierungsturm]]
[[Bild:100-0001 IMG.jpg|thumb|Wandfliese im Gerichtssaal der Alhambra: "es gibt keinen Sieger außer Gott"]]


Diese Interpretation bezieht sich vermutlich auf die rötlich gefärbten Außenmauern der Burg, die von weitem wie ein „Brand“ oder „Rost“ ({{arS|الحمراء&lrm;|d=al-ḥamrā’}})<ref>Vgl. H. Wehr: ''Arabisches Wörterbuch'', Wiesbaden 1968, S. 186.</ref> wirken. Schon im 9. Jahrhundert ist von einer „roten Burg“ bei Granada die Rede.<ref>{{Literatur |Autor=Bossong, Georg. |Titel=Das maurische Spanien: Geschichte und Kultur |Auflage=Orig.-ausg |Verlag=Beck |Ort=München |Datum=2007 |ISBN=978-3-406-55488-9 |Seiten=118}}</ref> Für diese Annahme spricht, dass das Farbadjektiv nicht nur im Namen der Festung, sondern auch im Namen der Stadt Granada ''(granat – von encarnado < incarnatus, „fleischrot“)'' auftaucht.<ref>Robert Pocklington: ''La etimología del topónimo Granada.'' In: ''Al-Qantara,'' 9:2 (1988), S. 380–401.</ref> Robert Pocklington ist überzeugt, dass der Name der ''Puerta del Vino'' (‚Weintor‘) eine auf den alten Namen des Tores zurückgehende verschleiernde [[Lehnübersetzung]] ist: ''Bāb'' bzw. in [[Maghrebinisches Arabisch|maghrebinisch]]-andalusischer Aussprache ''Bīb al-ḥamrāʾ'' ‚rotes Tor‘. Nicht zuletzt sind die ''Torres Bermejas'' (‚rötliche Türme‘) als ein mit der Alhambra verbundener Gebäudekomplex ein weiterer Hinweis auf die Farbe [[Rot]].
Die '''Alhambra''' ist eine bedeutende Stadtburg auf einem Hügel von [[Granada]], [[Spanien]], die als eines der schönsten Beispiele des [[Maurischer Stil| Maurischen Stils]] der [[Islamische Kunst| Islamischen Kunst]] gilt. Innerhalb der sehr alten Festungsmauer befindet sich die [[Zitadelle]] (der ''Alcazaba''), die Nasridenpaläste (''Palacios Nazaries''), der Palast [[Karl V. (HRR)|Karls des Fünften]] sowie diverse weitere Gebäude, wie eine Kirche, ein Kloster und ein Hotel. Neben der Festungsmauer befinden sich ausgedehnte Gartenanlagen (der '''''[[Generalife]]'''''). Die Herkunft des Wortes Alhambra ist strittig, lt. arabischer Ansicht ist es die Ableitung aus dem Namen eines der Baumeister, die europäische Theorie es stamme aus dem arabischen ''"qa'lat al-Hamra'"'' (''rotes Schloss'') bzw. ''"al-qubba al-Hamra"'' (''rote Burg'') weist den Mangel auf, dass "al-Hamra" lediglich aus einem marokkanischen Dialekt heraus als "rot" in diesem Zusammenhang übersetzt werden kann. Außerdem ist die Tönung nur bei Sonnenuntergang zu sehen, ein glaubhafter, unabhängig bestätigter Bericht über den Anblick zu Zeiten der arabischen Herrschaft existiert nicht. Die Alhambra ist eine der meistbesuchten Touristenattraktionen Europas. Die Grundfläche der Burganlage beträgt etwa 13 Hektar.

Eine andere Interpretation von ''al-ḥamrāʾ'' wird mit den Gründern der Palastanlage, den Banū al-Aḥmar, in Verbindung gebracht. Sie sind benannt nach [[Muhammad I. ibn Nasr|Muḥammad b. Yūsuf b. Naṣr]] mit dem Beinamen ''al-Aḥmar'', „der Rote“.<ref>''Al-Aḥmar'' („der Rote“) ist die Maskulinform des Femininums ''al-Ḥamrā’'', das auch die adjektivische Pluralform bildet.</ref> Er gilt als Begründer des Herrscherhauses der [[Nasriden (Granada)|Nasriden von Granada]], einem Zweig der nach Andalusien ausgewanderten Sippe der medinensischen [[Banu Chazradsch|al-Ḫazraǧ]]. So steht es auch in einer Verszeile über die Gründer: „Die Söhne des Stammes der Ḫazraǧ, die an Gott glauben und seinen Gesandten zum Sieg verhelfen.“


== Geschichte ==
== Geschichte ==
Der ''Alhambra'' genannte Baukomplex ist eine für das [[Mittelalter]] typische Kombination aus einer befestigten Oberstadt mit einer separat befestigten [[Zitadelle]] für den Machthaber. Die Oberstadt beherbergte neben dem Adel und dem Militär auch die höher stehende Bürgerschaft, Kaufleute sowie wichtige Handwerker. Auch die Waffenschmiede befand sich hier. Als ''Alcazaba'' wird in der Literatur eine Stadtburg bezeichnet bzw. eine großflächige Befestigungsanlage mit stadtähnlichem Charakter mit Stadtburg oder Zitadelle.
[[Bild:Granada1.JPG|thumb|left|180px|Alhambra, Blick über die Alcazaba]]
Der Alhambra genannte Baukomplex ist eine für das Mittelalter typische Kombination aus einer befestigten Oberstadt mit einer auch gegen diese selbst noch extra gesicherten Zitadelle für den Machthaber. Die Oberstadt beherbergte neben dem Adel und dem Militär auch die höher stehende Bürgerschaft, Kaufleute sowie wichtige Handwerke. Auch die Waffenfabrikation befand sich hier. Als Alcazaba wird in der Literatur eine Stadtburg, Akropolis, bezeichnet, eine großflächige Befestigungsanlage mit stadtähnlichem Charakter, auf deren Territorium noch eine Stadtburg oder Zitadelle existiert. In Granada wird die Zitadelle allein als Alcazaba bezeichnet, während die Gesamtanlage Alhambra heißt.


=== Ursprünge ===
Erste Besiedelungshinweise für den Burgberg gibt es bereits aus vorrömischer Zeit. Nach der Eroberung der iberischen Halbinsel erbauten die Araber eine Burganlage. Urkundliche Erwähnung fand sie während der Bürgerkriege des [[9. Jahrhundert|9.]] bis [[12. Jahrhundert]]s als „Ma’quil Ilvira“ (Elvira-Festung), als [[Sawwar Ibn Hamdun]] wegen Bürgerunruhen im [[Kalifat von Córdoba]] in die Festung zog. Sie bewies ihren Wert als Festung auch in mehreren Kriegen gegen das [[Kalifat von Córdoba]].
Der Burgberg war bereits in vorrömischer Zeit besiedelt. Nach der Eroberung der iberischen Halbinsel erbauten die Mauren hier eine Burg. Urkundliche Erwähnung fand sie während der Bürgerkriege des 9. bis 12. Jahrhunderts als „Ma’qil Ilbīra“ (Elvira-Festung), als [[Sawwar Ibn Hamdun]] wegen Bürgerunruhen im [[Kalifat von Córdoba]] in die Festung zog. Sie bewies ihren Wert als Festung auch in mehreren Kriegen gegen das Kalifat von Córdoba.


Unter König [[Bādis ibn Habbūs]] (1038–~1075) erbaute sein jüdischer Kanzler [[Jūsuf ibn Naghralla]] (Jehoseph han-Nāghīdh) auf dem Felsen der Alhambra eine Festung ''(al-ḥiṣn al-ḥamrāʿ)'', nach den Memoiren von [[Abdallah ibn Buluggin|ʿAbd Allāh]] (~1075–1090), um sich vor der Bevölkerung der Stadt zu schützen.<ref>Frederick P. Bargebuhr: ''The Alhambra Palace of the Eleventh Century.'' Journal of the Warburg and Courtauld Institutes 19, 1956, 3/4, S.&nbsp;192–258.</ref>
Nach dem Zusammenbruch des Kalifats von Córdoba erklärte [[1031]] der Statthalter von Granada die Stadt und Umgebung für unabhängig und die Dynastien der [[Almohaviden]] und [[Almohaden]] übernahmen die Herrschaft. Über das Aussehen der Burg in dieser Zeit gibt es keine Hinweise. [[1241]] gründete Ibn al-Ahmed als Mohammed I. in Granada seine eigene Dynastie, die [[Nasiriden]], die bis [[1492]] über Granada herrschten. Mohammed veranlasste den Bau der beeindruckenden Zitadelle auf dem Territorium der heutigen Alhambra. Die grandiose Befestigung der Alcazaba (Oberstadt) wurde im [[13. Jahrhundert|13.]] und [[14. Jahrhundert]] errichtet. Unter Yusuf I. ([[1333]]-[[1354|54]]) und Mohammed V. ([[1354]]-[[1391|91]]) wurde die Nutzung der Alcazaba neu organisiert. Die Zitadelle, die heute als Alcazaba bezeichnet wird, hatte von nun an eine rein militärische Bedeutung. Das übrige Territorium der Oberstadt baute man zum Regierungs- und Verwaltungssitz aus. Die Privatresidenzen der [[Emir]]e befanden sich ebenfalls auf ihrem Territorium. Gegen Ende des Nasiridenreiches wurde die Zitadelle durch ein Artillerie-Bollwerk in Richtung Stadt verstärkt. Am [[2. Januar]] [[1492]] jedoch wurde die Festung von den [[Reyes Católicos]] (Katholische Könige) im Zuge der [[Reconquista]] (Rückeroberung) erobert. Damit waren die [[Mauren]] vollständig aus Spanien vertrieben.


Nach dem Zusammenbruch des Kalifats von Córdoba 1031 übernahm der Berberführer [[Ziriden von Granada|Zāwī ibn Zīrī]] die Herrschaft über die Provinz ''(kūra)'' Ilbīra und machte diese mitsamt ihrer Umgebung unabhängig. Seinem Urgroßneffen zufolge gründeten die Zīrīden daraufhin die Stadt Granada, die besser zu verteidigen war als die Stadt Ilbīra, einige Kilometer entfernt.<ref name="Abdallah-24a">Abdallāh, Cap. II, §&nbsp;10, fol. 8a – 9a.</ref>
Nach der Übergabe der Alhambra an die spanischen Könige wurde Don Inigo Lopez de Mendoza, Graf von Tendillo, als königlicher Verwalter der Alhambra eingesetzt. Er ließ ab 1492 eine riesige Zisternenanlage im Abschnittsgraben zwischen der Alcazaba und dem Palastbereich errichten. Das Gelände wurde aufgeschüttet und es entstand so der Zisternenplatz. Im [[16. Jahrhundert]] errichtete man vor der Alcazaba eine Vormauer mit niedrigem Rundturm.


Später übernahmen die ebenfalls berberischen Dynastien der [[Almoraviden]] und [[Almohaden]] die Herrschaft. Über das Aussehen der Burg in dieser Zeit gibt es keine Hinweise.
[[Karl V. (HRR)|Karl V.]] plante, Granada zum Regierungssitz zu machen. Deshalb ließ er einen großen [[Renaissance]]palast auf der Alhambra errichten. Da sich auf Grund der Entdeckung Amerikas die Interessensschwerpunkte des Königreiches verlagerten, ließ man die Residenzpläne fallen. Der Palast Karl V. wurde nie fertiggestellt.


=== 1238 bis 1492 ===
Im Spanischen Erbfolgekrieg leisteten die Burgvögte den [[Bourbon|Bourbonen]] Widerstand. Das hatte [[1714]] ihre Entmachtung zur Folge. In der Zeit der Bourbonen verfiel die Alhambra immer mehr, bis man sie im [[19. Jahrhundert]] wieder entdeckte. Seit dieser Zeit finden Restaurierungs- und Instandsetzungsarbeiten statt. [[1832]] erschien die Erstauflage der "Tales of the Alhambra" von [[Washington Irving]], der sein Buch aus Inspirationen heraus schrieb, während er in den verlassenen Gemäuern der Anlage wohnte.
[[Datei:Patio de los Arrayanes Alhambra 03 2014.jpg|mini|hochkant|Comares, Myrtenhof. Die Form des Wasserzuflusses im Vordergrund verhindert Wellenbildung und gewährleistet trotz ständigen Nachfüllens die spiegelglatte Oberfläche im Becken.]]
[[Datei:ETH-BIB-Innenhof der Alhambra, Granada-Nordafrikaflug 1932-LBS MH02-13-0583.tif|mini|hochkant|Myrtenhof, umgekehrte Blickrichtung gegenüber oben, Aufnahme von [[Walter Mittelholzer]], 1932]]
1238 verlegte der erste [[Nasriden (Granada)|Nasridenherrscher]], [[Muhammad I. ibn Nasr|Muhammad ibn Yusuf ibn Nasr]] ''Al-Ahmar'' („der Rote“), seine Residenz von [[Jaén]] nach Granada und begründete als Mohammed&nbsp;I. in Granada seine eigene Dynastie, die Nasriden, die bis 1492 über das [[Emirat von Granada]] herrschte. Muhammad veranlasste den Bau der Zitadelle auf dem Gelände der heutigen Alhambra. Die Befestigung der Alcazaba (Oberstadt) wurde im 13. und 14. Jahrhundert errichtet. Der Herrscherthron stand im Comares-Turm am Rande der Festung. So hatten die [[Emir]]e stets ihr Land im Blick.


Unter [[Yusuf I.]] (1333–1354) und [[Muhammad V. (Granada)|Muhammad V.]] (1354–1391) wurde die Nutzung der Alcazaba neu organisiert. Die Zitadelle hatte nun eine rein militärische Bedeutung. Die restliche Oberstadt wurde zum Regierungs- und Verwaltungssitz ausgebaut. Die Privatresidenzen der Emire befanden sich ebenfalls hier. Im Kellerraum des Comares-Turmes ließ Emir [[Abu l-Hasan Ali]] auf Betreiben seiner Geliebten Soraja seine Frau Aisha und den Kronprinzen, [[Muhammad XII. (Granada)|Muhammad]] (Boabdil), einsperren. Den beiden gelang jedoch der Legende nach in einem Korb, den Helfer außen am Turm herabließen, die Flucht.
[[1984]] wurde die Alhambra zum [[Weltkulturerbe]] der [[United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization|UNESCO]] erklärt.


Gegen Ende des Nasridenreiches wurde die Zitadelle durch ein Artillerie-Bollwerk in Richtung der Stadt verstärkt. Der letzte maurische Herrscher [[Muhammad XII. (Granada)|Muhammad XII.]] (Boabdil) kapitulierte nach langer [[Belagerung von Granada|Belagerung]] im November 1491 und übergab die Festung am 2.&nbsp;Januar 1492 an die [[Katholische Könige|Katholischen Könige]] ({{esS|Reyes Católicos}}). Damit fiel die letzte Bastion der [[Mauren]] in Spanien.
== Anfahrt ==


=== 1492 bis heute ===
Auf den Straßen Circunvalacion und Ronda Sur die Stadt Granada westlich und südlich umrunden. Nach dem Passieren eines Tunnels kommt man zu einem Kreisverkehr. Von dort ist der weitere Weg ausgeschildert. Es ist möglich, bis hoch zur Burg mit dem Pkw zu fahren. Direkt vor der Burg gibt es eine begrenzte Anzahl von Parkplätzen. Kosten: 3,90 Euro pro Stunde (Stand April 2005). Man kann aber auch den Bus Nr. 32 von der Via de Colon aus nehmen und kommt stressfrei bis zum Eingang 1.
Am 31. März 1492 erließen die Katholischen Könige [[Isabella I. (Kastilien)|Isabella von Kastilien]] und [[Ferdinand II. (Aragón)|Ferdinand von Aragón]] hier das so genannte [[Alhambra-Edikt]], in dem die Vertreibung aller nicht bekehrungswilligen Juden aus dem Königreich und aus allen spanischen Besitzungen angeordnet wurde. In der nun folgenden Herrschaft der christlichen Inquisition wurden Juden und „Ketzer“ verfolgt, arabische Bücher verbrannt und die islamische wie auch Teile der jüdischen Bevölkerung zwangschristianisiert.
[[Bild:Alhambra2001.jpg|thumb|none|600px|Innenhof des Palastes Karls des Fünften]]


Nach der Übergabe der Alhambra an die spanischen Könige wurde Don [[Íñigo López de Mendoza y Quiñones]] als königlicher Verwalter der Alhambra eingesetzt. Er ließ eine riesige Zisternenanlage im [[Abschnittsgraben]] zwischen der Alcazaba und dem Palastbereich errichten. Das Gelände wurde aufgeschüttet; so entstand der Zisternenplatz. Im 16. Jahrhundert errichtete man vor der Alcazaba eine Vormauer mit niedrigem Rundturm.
== Öffnungszeiten ==


König [[Karl V. (HRR)|Karl I.]] (als Karl V. zugleich Kaiser des Heiligen Römischen Reiches) plante, Granada zum Regierungssitz des spanischen Königreichs zu machen. Deshalb ließ er von seinem Architekten [[Pedro Machuca]] einen großen [[Renaissance]]palast auf der Alhambra errichten. Da sich auf Grund der [[Entdeckung Amerikas 1492]] die Interessensschwerpunkte des Königreiches verlagert hatten, ließ man die Residenzpläne fallen. Der Palast Karls&nbsp;I. wurde nie fertiggestellt. Nach seiner Heirat mit [[Isabella von Portugal (1503–1539)|Isabella von Portugal]] verbrachte das Paar das zweite Halbjahr 1526 auf der Alhambra.
März bis Oktober täglich 8.00 bis 20.00 Uhr und 22.00 bis 23.30 Uhr,
November bis Februar täglich 9.30 bis 18.30 Uhr und 20.00 bis 21.30,
Kassenschluss eine Stunde vor Schließung
Wegen des großen Andrangs sind die Besuchszeiten limitiert. Wer vormittags eine Karte kauft, wird vielleicht erst nachmittags ab 14 Uhr die Anlage betreten können. Dabei ist es wichtig darauf zu achten, dass die Karte zum Betreten des Inneren der Paläste berechtigt: "Visita a los Palacios Nazaries". Der Eintritt in den Kernbereich der Paläste ist dann wiederum zeitlich begrenzt. Man muss z.B. zwischen 14:30 und 15 Uhr am entsprechenden Zugang sein, danach verfällt der Anspruch. Diese Eintrittszeit ist auf der Karte vermerkt. Besucher, die erst spät eine Eintrittskarte kaufen, werden evtl. nur noch ein Ticket bekommen, das lediglich zum Besuch der Gärten, aber nicht zum Inneren der Paläste berechtigt. Eine zusätzlicher Besuch am späten Abend ist sehr zu empfehlen. Es gibt die Möglichkeit Karten vor zubestellen (z. B. im Internet unter https://w3.grupobbva.com/ALHAMBRA/alhambra/home.html).


Im [[Spanischer Erbfolgekrieg|Spanischen Erbfolgekrieg]] leisteten die Burgvögte den [[Haus Bourbon|Bourbonen]] Widerstand. Das hatte 1714 ihre Entmachtung zur Folge. In der Zeit der Bourbonen verfiel die Alhambra immer mehr. Während der [[Napoleonische Kriege auf der Iberischen Halbinsel|Besetzung Spaniens durch die Franzosen unter Napoleon]] richteten die napoleonischen Soldaten das Bewässerungssystem und die Gärten wieder her, sprengten aber bei ihrem Rückzug Teile der Alhambra, um zurückgelassene Munition nicht in die Hände der Spanier fallen zu lassen.
== Literatur ==


Wesentlichen Anteil am erneuerten Interesse der Öffentlichkeit an der Alhambra hatte im 19.&nbsp;Jahrhundert der US-amerikanische Schriftsteller [[Washington Irving]], der 1829 für vier Monate dort lebte und 1832 seine Prosasammlung ''[[Die Alhambra|Tales of the Alhambra]]'' veröffentlichte. Künstler und Gelehrte wie [[John Frederick Lewis]], [[Richard Ford (Schriftsteller, 1796)|Richard Ford]], [[François-René de Chateaubriand]] und [[Owen Jones (Architekt)|Owen Jones]] machten die Alhambra als ikonisches Bauwerk der nasridischen Architektur und Ornamentik bekannt.<ref>{{Literatur| Autor=Jesús Bermúdez López| Titel=The Alhambra and the Generalife: Official Guide| Verlag=TF Editores| Datum=2011| ISBN=9788492441129| Seiten=303}}</ref><ref>{{Literatur| Autor=Jesús Bermúdez López| Titel=The Alhambra| Sammelwerk=Islam: Art and Architecture| Hrsg=Markus Hattstein, Peter Delius| Verlag=H. F. Ullmann| Datum=2011| ISBN=9783848003808| Seiten=279–297}}</ref><ref>{{Literatur| Autor=Edhem Eldem| Titel=The Alhambra at the Crossroads of History: Eastern and Western Visions in the Long Nineteenth Century| Datum=2024 |Verlag=Edinburgh University Press| ISBN=978-1-3995-2487-2| Seiten=26–35| Online={{Google Buch| BuchID=Gn0b0AEACAAJ}}}}</ref> Seitdem finden Restaurierungs- und Instandsetzungsarbeiten statt. Einige frühe Restaurierungen des 19.&nbsp;Jahrhunderts (z.&nbsp;B. Kuppelbauten über den Pórticos des Patio de Leones) wurden später geändert, da sie Anachronismen darstellten.
Autorenkollektiv: Die Alhambra und der Generalife, Offizieller Führer.


== Gebäudeteile ==
Autorenkollektiv: Die Alhambra aus der Nähe betrachtet.
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Alhambra01.jpg|Luftbild, auf dem der Palast Karls V. mit seinem runden Innenhof und quadratischen Außenmaß erkennbar ist
Grenade Albaicin Mirador san Nicolas.JPG|Die Alcazaba
Alhambra-HE-01.JPG|Verzierung eines Bogens in der Alhambra
</gallery>
Der Gesamtkomplex der Alhambra kann grob in vier Teile unterteilt werden: Der [[Generalife]] außerhalb der Festungsmauern, die Medina, die Paläste der Naṣriden und die Alcazaba ([[Zitadelle]]). Oberhalb des Generalife befinden sich die Ruinen der ''Silla del Moro'' (‚Sitz des Mauren‘, auch Castillo de Santa Elena), darüber, auf dem Gipfel des ''Cerro del Sol'', befindet sich das ''Dār al-ʿarūsa'' (‚Haus der Braut‘).


=== Das Verteidigungssystem mit der Alcazaba ===
Luis Monreal y Tejada/ Domi Mora: Mittelalterliche Burgen in Spanien, Könemann Verlagsgesellschaft, Köln 1999.
Die Alhambra ist von einer türmebewehrten Stadtmauer umgeben. Die ''Alcazaba'' (von arab. al-qaṣba) bildet das Bollwerk der Alhambra. Vom Rest der ummauerten Medina grenzen sie hohe Türme und Mauern ab. Von hier aus führen Mauern zu den ''Torres Bermejas'' außerhalb der Alhambra auf der anderen Seite des ''Bosque'' (‚Wald‘) ''de la Alhambra''. Diese Mauer wird heute durch das von [[Pedro Machuca]] im 16. Jahrhundert errichtete Tor ''Puerta de las Granadas'' unterbrochen.


Eine weitere Mauer führte in Richtung des [[Albaicín]] über die heute fälschlicherweise als ''Puente del Cadí'' bekannte Brücke. Archäologen vermuten, dass diese ''Coracha'' (ein Begriff aus der spanisch-arabischen Festungsarchitektur) die Alhambra nicht nur mit dem [[Darro (Fluss)|Darro]] verband, sondern auch mit der ''al-qaṣba al-qadīma'' (‚alte Festung‘), des Königssitzes der [[Ziriden von Granada|Zīrīden]] auf dem Albaicín.
== Bilder ==

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=== Die Naṣridenpaläste ===
Bild:Alhambra.jpg|Alhambra mit der Sierra Nevada im Hintergrund
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Bild:031106_alhambra_1.jpg|Innenhof der Alhambra (Patio de Leones)
Spain Andalusia Granada BW 2015-10-25 17-24-14.jpg|Der Löwenhof mit dem [[Löwenbrunnen]]
Bild:Granada_Alhambra0001.jpg|Generalife
Abencerrajes.jpg|[[Muqarnas|Stalaktitengewölbe]] in der ''Sala de los [[Abencerragen|Abencerrajes]]''
Bild:Granada Alhambra poissons stylises 9014.jpg|Bodenplatte
El Partal y jardines, la Alhambra de Granada 08.JPG|''El Partal''
Bild:Granada5.JPG|Alhambra, dreifacher Mauerring der Alcazaba
Bild:Granada7.JPG|Alhambra, Gerechtigkeitstor
Bild:Granada6.JPG|Alhambra, Südostdefension der Alcazaba mit Gebrochenem und Ehrenturm
Bild:Adolf Seel 001.jpg|''Alhambra'', [[Adolf Seel]], 1886
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Die Naṣridenpaläste ''(Palacios Nazaries)'' mit ihren Gärten (z.&nbsp;B. ''el Partal'') sind das Herzstück der Alhambra. Hier befanden sich der Regierungssitz und die Privaträume der maurischen Herrscher.


Die Pavillons und Gärten des ''Generalife'' wurden vermutlich unter der Regierung von [[Ismail I. (Granada)|Ismail I.]] (1314–1325) angelegt. Die prächtigsten Bauten mit dem Patio de los Arrayanes (Myrtenhof) und dem Patio de los Leones (Löwenhof) wurden allerdings erst unter [[Yusuf I.]] (1333–1354) und [[Muhammad V. (Granada)|Muhammed V.]] (1339–1391, Sultan 1354–1359 und 1362–Januar 1391) angelegt.
== Siehe auch ==


Die hölzerne [[Kuppel]] aus dem ''Torre de las Damas'' des ''Palacio del Partal'' wurde 1886 von dem deutschen Bankier Arthur von Gwinner gekauft und befindet sich heute im Berliner [[Museum für Islamische Kunst (Berlin)|Museum für Islamische Kunst]].<ref>[http://www.discoverislamicart.org/database_item.php?id=object;ISL;de;Mus01;17;de Jens Kröger: ''Alhambra-Kuppel'' (2012).] ''Museum With No Frontiers – Discover Islamic Art''.</ref><ref>Anna McSweeney: ''Arthur von Gwinner und die Alhambra-Kuppel.'' 2015. </ref> Die Wände sind mit [[Arabeske]]n und arabischen Schriftzügen aus [[Stuck]] versehen, die Kuppeln sind auf der Innenseite mit [[Muqarnas]] verziert. Hauptkomplex ist der Alcázar mit dem Thronsaal ''(Sala de Embajadores)'' im Comares-Turm und dem Löwenhof, der im Stil eines persischen [[Tschahār Bāgh]] gestaltet ist. Der [[Marmor|marmorne]] [[Löwenbrunnen (Alhambra)|Löwenbrunnen]] (''Fuente de los Leones'') mit zwölf steinernen Löwen und zwölfeckiger Brunnenschale gab dem ''Palacio de los Leones'' (''Palast der Löwen'') und dem ''Patio de los Leones'' (''Hof der Löwen'') seinen Namen. Am senkrechten Brunnenrand ist ein zwölf [[Vers]]zeilen langes Gedicht des Staatsmannes und Dichters Ibn Zamrak (1333–1393) angebracht. Den Löwenhof umgeben 124 Säulen. Möglichen Schäden durch Bewegungen und Temperaturunterschiede sollte durch eine Bleigleitschicht zwischen Basis, Säulenschaft und [[Kapitell]] an Säulen im Löwenhofs entgegengewirkt werden.<ref>Aurelio Cid Acedo: ''Die Alhambra aus der Nähe betrachtet''. Übersetzt von Ernestina Brobeil et al. Edilux, Granada 2000, ISBN 84-87282-38-5, S. 99.</ref>
*[[Geschichte Spaniens]]

[[Datei:Säule Löwenhof Alhambra.jpg|mini|Bleischicht zwischen Schaft und Kapitell in Säule des Löwenhofs der Alhambra]]

In dem ''Patio de los Leones'' anschließenden ''Sala de los Reyes'' sind, das [[Bilderverbot im Islam]] umgehend, auf einem Deckengemälde zehn Personen dargestellt. Diese werden als die ersten [[Emir]]e der Naṣriden gedeutet, doch konnte diese Theorie bislang nicht bestätigt werden.<ref>Jesús Bermúdez López, Pedro Galera Andreu: ''Die Alhambra und der Generalife.'' Offizieller Führer. Editorial Camores, Granada o.&nbsp;J., ISBN 84-8151-853-0, S.&nbsp;123.</ref>

=== Der Palast Karls V. ===
{{Hauptartikel|Palacio de Carlos V}}
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Patio Paleis Karel V.jpg|Palast Karls V., Innenhof
</gallery>
Für den Palast Karls des Fünften wurden Teile der Naṣridenpaläste abgerissen. Das zweietagige, beinahe kubisch anmutende, um einen runden Innenhof errichtete Gebäude im [[Renaissance]]-Stil, das Karl&nbsp;V. im Jahre 1527 in Auftrag gab, wurde nie richtig fertiggestellt. Nach Jahrhunderten als Bauruine bekam der Palast erst im 20. Jahrhundert ein Dach. Seit 1958 befinden sich darin unter anderem das Museum der Schönen Künste und das Museum der Alhambra. An der Nordostecke des Palastes befindet sich eine [[Oktogon (Architektur)|achteckige Kapelle]], die möglicherweise von der [[Aachener Pfalzkapelle]], in der Karl&nbsp;V. 1520 zum Kaiser gekrönt wurde, inspiriert wurde.

[[Relief]]s am Westportal zeigen zeitgenössische Schlachtszenen nach den Entwürfen Machucas.

=== Die Palaststadt ===
In der Medina der Alhambra befinden sich heute hauptsächlich Gärten und Fundamente der ursprünglichen Bebauung (Werkstätten, Wohnquartiere) sowie diverse Gebäude, wie z.&nbsp;B. eine Kirche (Santa María de la Alhambra) und ein dem [[Franz von Assisi]] geweihtes Kloster, in dem heute ein [[Parador]]-Hotel untergebracht ist.
{{Absatz}}
=== Der Generalife ===
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GranadaAlhambraBlickVomParador2010.jpg|[[Generalife]] im Abendlicht / gesehen vom [[Parador]] (2010)
Alhambra from Generalife (2017).jpg|Alhambra gesehen von Generalife
Garten- und Teichbereich in Alhambra.jpg|Garten- und Teichbereich der Stadtburg Alhambra
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Der Sommerpalast neben der Festungsmauer war der ''Ǧanna(t) al-ʿĀrif'' (‚Garten des Mystikers‘), aus dem im Spanischen das Wort ''[[Generalife]]'' wurde. Ein Spazierweg unter Zypressen führt zu den Gartenanlagen. Im ''Palacio de Generalife'' befindet sich der Acequia-Hof mit seinen Wasserspielen.

== Die Alhambra als Inspiration in Kunst, Musik und Literatur ==
=== Kunst ===
Die Alhambra war und ist Motiv sowohl als Hintergrund in der [[Historienmalerei]] als auch als Studienobjekt für [[Architektur|architektonische]] Details, wie z.&nbsp;B. für den Düsseldorfer Architekturmaler [[Adolf Seel]]. Der spanische Historienmaler [[Francisco Pradilla y Ortiz]] malte sie im Hintergrund für seine Szene der ''Rendición de Granada'' (''Kapitulation von Granada'', 1882).
Die Fliesenmosaikwerke der Anlage inspirierten die Werke des niederländischen Künstlers [[M. C. Escher]].

=== Musik ===
Die erste Nacht (= [[Satz (Musikstück)|Satz]]) in den ''[[Noches en los jardines de España]]'' von [[Manuel de Falla]] nennt sich ''En el Generalife'' und beschreibt musikalisch den Sommerpalast der Alhambra. Die [[Etüde]] ''Recuerdos de la Alhambra'' (Erinnerungen an die Alhambra) von [[Francisco Tárrega]], 1896 komponiert, gilt als hervorgehobenes Tremolo-Werk für klassische Gitarre.
Der niederländische Dj [[Martin Garrix]] veröffentlichte zusammen mit Thomas Newson einen Song namens ''Alhambra''. Das Kunstlied '[[Granada (Lied)|Granada]]' von [[Agustín Lara]] zählt heute zum Standardrepertoire jeden Tenors.

=== Literatur ===
Seit dem Bau des Palastes war die Alhambra Gegenstand insbesondere [[Lyrik|lyrischer]] Texte. Im 11. Jahrhundert baute die jüdische Wesirsdynastie der [[Schmuel ha-Nagid|Banū Naghrela]] hier einen Palast. Der aus [[Málaga]] stammende jüdische Dichter [[Solomon ibn Gabirol]] spricht in einem Gedichte von diesem Palast, einem nicht erhaltenen Vorgängerbau der heutigen Paläste. Die seit dem 13. Jahrhundert entstandenen Paläste der Naṣriden sind mit Versen des Dichters [[Ibn Zamrak]] (14. Jahrhundert) versehen. Diese wurden in jüngerer Zeit auch vertont.

Im 19. Jahrhundert waren es vor allem die Künstler der [[Romantik]], welche Interesse an der Alhambra zeigten. [[François-René de Chateaubriand]] schildert in seinem 1811 erschienenen ''Itinéraire de Paris à Jérusalem'' seinen Besuch der Alhambra, und in ''Les aventures du dernier Abencérage'' (1826) unterstreicht er die Bedeutung der Alhambra als Symbol für die orientalischen Einflüsse auf die europäische Kultur. [[Heinrich Heine]] siedelt sein Theaterstück ''[[Almansor (Heine)|Almansor]]'' (1823) in Granada kurz nach der Übergabe an die katholischen Könige an. Die weiteste Verbreitung einer literarischen Rezeption fand [[Washington Irving]]s ''[[Die Alhambra|Erzählungen von der Alhambra]]'', deren Erstauflage 1832 erschien. Irving wurde für das Buch durch seinen Aufenthalt in den verlassenen Gemäuern inspiriert.

Von dem 1936 ermordeten spanischen Dichter [[Federico García Lorca]] ist auf einem Brief an seinen Freund „Zalamea“ eine Zeichnung der Alhambra erhalten. Aber auch in seinen Gedichten (etwa ''Granada'') hat er sich mit dem die Stadt dominierenden Bauwerk auseinandergesetzt.

=== Film und Fernsehen ===
* Der Film ''[[1492 – Die Eroberung des Paradieses]]'' (1992) wich für die Innenszenen in der Alhambra auf die [[Alcázar (Sevilla)|Reales Alcázares]] in Sevilla aus.
* Die granadinische Festung stellte in ''[[Sindbads siebente Reise]]'' (1958) den Kalifenpalast in [[Bagdad]] dar.
* Die spanisch-italienische Fernsehserie ''Die Löwen der Alhambra'' (''Réquiem por Granada,'' 1991) wurde teilweise an Originalschauplätzen gedreht.
* ''Alhambra – Der Palast in Andalusien'' (''Los constructores de la Alhambra''). Dokumentarfilm. 86 Min. Spanien 2021.<ref>{{Internetquelle | url=https://www.fernsehserien.de/filme/alhambra-der-palast-in-andalusien | titel=Alhambra – Der Palast in Andalusien | werk=Fernsehserien.de | abruf=2022-12-14}}</ref><ref>{{Internetquelle | url=https://www.arte.tv/de/videos/092113-000-A/alhambra-der-palast-in-andalusien/ | titel=Alhambra – Der Palast in Andalusien | werk=Arte.tv | abruf=2022-12-14}}</ref>
===Sonstiges===
* ''Der Palast von Alhambra'', Brettspiel, Dirk Henn, 2003, Queen Games

==Literatur ==
* Jesús Bermúdez López, Pedro Galera Andreu: ''Die Alhambra und der Generalife.'' Offizieller Führer. Editorial Camores, Granada o.&nbsp;J., ISBN 84-8151-853-0.
* Aurelio Cid Acedo: ''Die Alhambra aus der Nähe betrachtet.'' Edilux, Granada 2000, ISBN 84-87282-38-5.
* [[Almut von Gladiß]] (Hrsg.): ''Schätze der Alhambra: islamische Kunst in Andalusien.'' Ausstellung in den Sonderausstellungshallen am Kulturforum Berlin, 29. Oktober 1995 bis 3. März 1996. Ausstellungskatalog. Skira, Milano 1995, ISBN 88-8118-034-0.
* Oleg Grabar: ''Die Alhambra.'' DuMont, Köln 1981, ISBN 3-7701-1229-6.
* [[Ferdinand Werner (Verleger)|Jules Grécy]]: ''Die Alhambra zu Granada''. 3. Auflage. VMA-Verlag, Wiesbaden 2008, ISBN 978-3-928127-68-4.
* [[Washington Irving]]: ''Erzählungen von der Alhambra.'' (1832) Sánchez, Granada 1999, ISBN 84-7169-005-5.
* Sabine Lata: ''Die Alhambra: Geschichte – Architektur – Kunst.'' Palm, Berlin 2016, ISBN 978-3-944594-48-4.
* Antonio Malpica Cuello: ''La Alhambra de Granada, un estudio arqueológico.'' Granada 2002, ISBN 84-338-2834-7.
* Anna McSweeney: [http://www.academia.edu/12942368/Arthur_von_Gwinner_und_die_Alhambra-Kuppel_in_Julia_Gonnella_and_Jens_Kröger_eds_Wie_die_Islamische_Kunst_nach_Berlin_Kam._Der_Sammler_und_Museumsdirektor_Friedrich_Sarre_Berlin_Dietrich_Reimer_Verlag_GmbH_2015_89-102 ''Arthur von Gwinner und die Alhambra-Kuppel''] In: Julia Gonnella and Jens Kröger (Hrsg.): ''Wie die Islamische Kunst nach Berlin kam.'' 2015, Berlin, S. 89–102, ISBN 978-3-88609-769-2
* Luis Monreal y Tejada, Domi Mora: ''Mittelalterliche Burgen in Spanien.'' Könemann, Köln 1999, ISBN 3-8290-2220-4.
* Anne Stierlin, Henri Stierlin: ''Alhambra.'' Diederichs, München 1993, ISBN 3-424-01189-4.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
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*http://www.alhambradegranada.org (Geschichte, Fotographien, geführte Touren, Karten online und mehr)
{{Wikivoyage}}
*http://www.freedigitalphotos.net/thumbnails.php?album=151 (Weitere Fotos zu Alhambra)
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*http://www.islamicarchitecture.org/architecture/palaces/thealhambra.html (Informationen zur Architektur)
* [http://www.alhambra-patronato.es/ Patronato de la Alhambra y Generalife]. Offizielle Website auf Spanisch und Englisch.
<br>
* [http://www.turgranada.es/de/fichas/la-alhambra-16623/ Baudenkmäler in Granada: La Alhambra]. Deutschsprachige Informationen auf der offiziellen Tourismusseite der Provinz Granada.
{{Commons2|Category:Alhambra, Granada|Alhambra}}
* [http://iaiweb1.iai.spk-berlin.de/DB=1/LNG=DU/SID=1221abcf-1/CMD?ACT=SRCHA&IKT=1016&SRT=YOP&TRM=alhambra Literatur über die Alhambra] im Katalog des [[Ibero-Amerikanisches Institut|Ibero-Amerikanischen Instituts]] in [[Berlin]]
* [http://3dvirtual.blogspot.com/ La Alhambra 3D]

== Einzelnachweise ==
<references />


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Aktuelle Version vom 28. Februar 2025, 17:34 Uhr

Die Alhambra [aˈlambɾa] ist eine Stadtburg (kasbah) auf dem Sabikah-Hügel im andalusischen Granada in Spanien. Sie gilt als eines der bedeutendsten Beispiele des maurischen Stils der islamischen Kunst, ist eine der meistbesuchten Touristenattraktionen Europas und seit 1984 Weltkulturerbe. Die Burganlage ist etwa 740 m lang und bis zu 220 m breit. Die Naṣridenpaläste sind das Herzstück der Alhambra; die Alcazaba bildet das Bollwerk des Komplexes. Im Osten ist der Sommerpalast Generalife vorgelagert.

Plan des Palacio Arabe

Herkunft des Namens

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Puerta del Vino

Die Herkunft des Wortes Alhambra ist umstritten. Diese Burg wird traditionell auch arabisch القلعة الحمراء, DMG al-qal‘at al-ḥamrā’ mit der Bedeutung „die rote Festung“ genannt, so dass diese Interpretation allgemein in Umlauf ist, wobei die alternative arabische Bezeichnung قصر الحمراء, DMG qaṣr al-ḥamrāʾ eine Genitivform ist und entweder mit „Burg von al-Ḥamrā’“ (als Eigenname)[1] oder mit „Burg der Roten“ wiedergegeben werden kann.

Diese Interpretation bezieht sich vermutlich auf die rötlich gefärbten Außenmauern der Burg, die von weitem wie ein „Brand“ oder „Rost“ (arabisch الحمراء, DMG al-ḥamrā’)[2] wirken. Schon im 9. Jahrhundert ist von einer „roten Burg“ bei Granada die Rede.[3] Für diese Annahme spricht, dass das Farbadjektiv nicht nur im Namen der Festung, sondern auch im Namen der Stadt Granada (granat – von encarnado < incarnatus, „fleischrot“) auftaucht.[4] Robert Pocklington ist überzeugt, dass der Name der Puerta del Vino (‚Weintor‘) eine auf den alten Namen des Tores zurückgehende verschleiernde Lehnübersetzung ist: Bāb bzw. in maghrebinisch-andalusischer Aussprache Bīb al-ḥamrāʾ ‚rotes Tor‘. Nicht zuletzt sind die Torres Bermejas (‚rötliche Türme‘) als ein mit der Alhambra verbundener Gebäudekomplex ein weiterer Hinweis auf die Farbe Rot.

Eine andere Interpretation von al-ḥamrāʾ wird mit den Gründern der Palastanlage, den Banū al-Aḥmar, in Verbindung gebracht. Sie sind benannt nach Muḥammad b. Yūsuf b. Naṣr mit dem Beinamen al-Aḥmar, „der Rote“.[5] Er gilt als Begründer des Herrscherhauses der Nasriden von Granada, einem Zweig der nach Andalusien ausgewanderten Sippe der medinensischen al-Ḫazraǧ. So steht es auch in einer Verszeile über die Gründer: „Die Söhne des Stammes der Ḫazraǧ, die an Gott glauben und seinen Gesandten zum Sieg verhelfen.“

Der Alhambra genannte Baukomplex ist eine für das Mittelalter typische Kombination aus einer befestigten Oberstadt mit einer separat befestigten Zitadelle für den Machthaber. Die Oberstadt beherbergte neben dem Adel und dem Militär auch die höher stehende Bürgerschaft, Kaufleute sowie wichtige Handwerker. Auch die Waffenschmiede befand sich hier. Als Alcazaba wird in der Literatur eine Stadtburg bezeichnet bzw. eine großflächige Befestigungsanlage mit stadtähnlichem Charakter mit Stadtburg oder Zitadelle.

Der Burgberg war bereits in vorrömischer Zeit besiedelt. Nach der Eroberung der iberischen Halbinsel erbauten die Mauren hier eine Burg. Urkundliche Erwähnung fand sie während der Bürgerkriege des 9. bis 12. Jahrhunderts als „Ma’qil Ilbīra“ (Elvira-Festung), als Sawwar Ibn Hamdun wegen Bürgerunruhen im Kalifat von Córdoba in die Festung zog. Sie bewies ihren Wert als Festung auch in mehreren Kriegen gegen das Kalifat von Córdoba.

Unter König Bādis ibn Habbūs (1038–~1075) erbaute sein jüdischer Kanzler Jūsuf ibn Naghralla (Jehoseph han-Nāghīdh) auf dem Felsen der Alhambra eine Festung (al-ḥiṣn al-ḥamrāʿ), nach den Memoiren von ʿAbd Allāh (~1075–1090), um sich vor der Bevölkerung der Stadt zu schützen.[6]

Nach dem Zusammenbruch des Kalifats von Córdoba 1031 übernahm der Berberführer Zāwī ibn Zīrī die Herrschaft über die Provinz (kūra) Ilbīra und machte diese mitsamt ihrer Umgebung unabhängig. Seinem Urgroßneffen zufolge gründeten die Zīrīden daraufhin die Stadt Granada, die besser zu verteidigen war als die Stadt Ilbīra, einige Kilometer entfernt.[7]

Später übernahmen die ebenfalls berberischen Dynastien der Almoraviden und Almohaden die Herrschaft. Über das Aussehen der Burg in dieser Zeit gibt es keine Hinweise.

Comares, Myrtenhof. Die Form des Wasserzuflusses im Vordergrund verhindert Wellenbildung und gewährleistet trotz ständigen Nachfüllens die spiegelglatte Oberfläche im Becken.
Myrtenhof, umgekehrte Blickrichtung gegenüber oben, Aufnahme von Walter Mittelholzer, 1932

1238 verlegte der erste Nasridenherrscher, Muhammad ibn Yusuf ibn Nasr Al-Ahmar („der Rote“), seine Residenz von Jaén nach Granada und begründete als Mohammed I. in Granada seine eigene Dynastie, die Nasriden, die bis 1492 über das Emirat von Granada herrschte. Muhammad veranlasste den Bau der Zitadelle auf dem Gelände der heutigen Alhambra. Die Befestigung der Alcazaba (Oberstadt) wurde im 13. und 14. Jahrhundert errichtet. Der Herrscherthron stand im Comares-Turm am Rande der Festung. So hatten die Emire stets ihr Land im Blick.

Unter Yusuf I. (1333–1354) und Muhammad V. (1354–1391) wurde die Nutzung der Alcazaba neu organisiert. Die Zitadelle hatte nun eine rein militärische Bedeutung. Die restliche Oberstadt wurde zum Regierungs- und Verwaltungssitz ausgebaut. Die Privatresidenzen der Emire befanden sich ebenfalls hier. Im Kellerraum des Comares-Turmes ließ Emir Abu l-Hasan Ali auf Betreiben seiner Geliebten Soraja seine Frau Aisha und den Kronprinzen, Muhammad (Boabdil), einsperren. Den beiden gelang jedoch der Legende nach in einem Korb, den Helfer außen am Turm herabließen, die Flucht.

Gegen Ende des Nasridenreiches wurde die Zitadelle durch ein Artillerie-Bollwerk in Richtung der Stadt verstärkt. Der letzte maurische Herrscher Muhammad XII. (Boabdil) kapitulierte nach langer Belagerung im November 1491 und übergab die Festung am 2. Januar 1492 an die Katholischen Könige (spanisch Reyes Católicos). Damit fiel die letzte Bastion der Mauren in Spanien.

Am 31. März 1492 erließen die Katholischen Könige Isabella von Kastilien und Ferdinand von Aragón hier das so genannte Alhambra-Edikt, in dem die Vertreibung aller nicht bekehrungswilligen Juden aus dem Königreich und aus allen spanischen Besitzungen angeordnet wurde. In der nun folgenden Herrschaft der christlichen Inquisition wurden Juden und „Ketzer“ verfolgt, arabische Bücher verbrannt und die islamische wie auch Teile der jüdischen Bevölkerung zwangschristianisiert.

Nach der Übergabe der Alhambra an die spanischen Könige wurde Don Íñigo López de Mendoza y Quiñones als königlicher Verwalter der Alhambra eingesetzt. Er ließ eine riesige Zisternenanlage im Abschnittsgraben zwischen der Alcazaba und dem Palastbereich errichten. Das Gelände wurde aufgeschüttet; so entstand der Zisternenplatz. Im 16. Jahrhundert errichtete man vor der Alcazaba eine Vormauer mit niedrigem Rundturm.

König Karl I. (als Karl V. zugleich Kaiser des Heiligen Römischen Reiches) plante, Granada zum Regierungssitz des spanischen Königreichs zu machen. Deshalb ließ er von seinem Architekten Pedro Machuca einen großen Renaissancepalast auf der Alhambra errichten. Da sich auf Grund der Entdeckung Amerikas 1492 die Interessensschwerpunkte des Königreiches verlagert hatten, ließ man die Residenzpläne fallen. Der Palast Karls I. wurde nie fertiggestellt. Nach seiner Heirat mit Isabella von Portugal verbrachte das Paar das zweite Halbjahr 1526 auf der Alhambra.

Im Spanischen Erbfolgekrieg leisteten die Burgvögte den Bourbonen Widerstand. Das hatte 1714 ihre Entmachtung zur Folge. In der Zeit der Bourbonen verfiel die Alhambra immer mehr. Während der Besetzung Spaniens durch die Franzosen unter Napoleon richteten die napoleonischen Soldaten das Bewässerungssystem und die Gärten wieder her, sprengten aber bei ihrem Rückzug Teile der Alhambra, um zurückgelassene Munition nicht in die Hände der Spanier fallen zu lassen.

Wesentlichen Anteil am erneuerten Interesse der Öffentlichkeit an der Alhambra hatte im 19. Jahrhundert der US-amerikanische Schriftsteller Washington Irving, der 1829 für vier Monate dort lebte und 1832 seine Prosasammlung Tales of the Alhambra veröffentlichte. Künstler und Gelehrte wie John Frederick Lewis, Richard Ford, François-René de Chateaubriand und Owen Jones machten die Alhambra als ikonisches Bauwerk der nasridischen Architektur und Ornamentik bekannt.[8][9][10] Seitdem finden Restaurierungs- und Instandsetzungsarbeiten statt. Einige frühe Restaurierungen des 19. Jahrhunderts (z. B. Kuppelbauten über den Pórticos des Patio de Leones) wurden später geändert, da sie Anachronismen darstellten.

Der Gesamtkomplex der Alhambra kann grob in vier Teile unterteilt werden: Der Generalife außerhalb der Festungsmauern, die Medina, die Paläste der Naṣriden und die Alcazaba (Zitadelle). Oberhalb des Generalife befinden sich die Ruinen der Silla del Moro (‚Sitz des Mauren‘, auch Castillo de Santa Elena), darüber, auf dem Gipfel des Cerro del Sol, befindet sich das Dār al-ʿarūsa (‚Haus der Braut‘).

Das Verteidigungssystem mit der Alcazaba

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Die Alhambra ist von einer türmebewehrten Stadtmauer umgeben. Die Alcazaba (von arab. al-qaṣba) bildet das Bollwerk der Alhambra. Vom Rest der ummauerten Medina grenzen sie hohe Türme und Mauern ab. Von hier aus führen Mauern zu den Torres Bermejas außerhalb der Alhambra auf der anderen Seite des Bosque (‚Wald‘) de la Alhambra. Diese Mauer wird heute durch das von Pedro Machuca im 16. Jahrhundert errichtete Tor Puerta de las Granadas unterbrochen.

Eine weitere Mauer führte in Richtung des Albaicín über die heute fälschlicherweise als Puente del Cadí bekannte Brücke. Archäologen vermuten, dass diese Coracha (ein Begriff aus der spanisch-arabischen Festungsarchitektur) die Alhambra nicht nur mit dem Darro verband, sondern auch mit der al-qaṣba al-qadīma (‚alte Festung‘), des Königssitzes der Zīrīden auf dem Albaicín.

Die Naṣridenpaläste

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Die Naṣridenpaläste (Palacios Nazaries) mit ihren Gärten (z. B. el Partal) sind das Herzstück der Alhambra. Hier befanden sich der Regierungssitz und die Privaträume der maurischen Herrscher.

Die Pavillons und Gärten des Generalife wurden vermutlich unter der Regierung von Ismail I. (1314–1325) angelegt. Die prächtigsten Bauten mit dem Patio de los Arrayanes (Myrtenhof) und dem Patio de los Leones (Löwenhof) wurden allerdings erst unter Yusuf I. (1333–1354) und Muhammed V. (1339–1391, Sultan 1354–1359 und 1362–Januar 1391) angelegt.

Die hölzerne Kuppel aus dem Torre de las Damas des Palacio del Partal wurde 1886 von dem deutschen Bankier Arthur von Gwinner gekauft und befindet sich heute im Berliner Museum für Islamische Kunst.[11][12] Die Wände sind mit Arabesken und arabischen Schriftzügen aus Stuck versehen, die Kuppeln sind auf der Innenseite mit Muqarnas verziert. Hauptkomplex ist der Alcázar mit dem Thronsaal (Sala de Embajadores) im Comares-Turm und dem Löwenhof, der im Stil eines persischen Tschahār Bāgh gestaltet ist. Der marmorne Löwenbrunnen (Fuente de los Leones) mit zwölf steinernen Löwen und zwölfeckiger Brunnenschale gab dem Palacio de los Leones (Palast der Löwen) und dem Patio de los Leones (Hof der Löwen) seinen Namen. Am senkrechten Brunnenrand ist ein zwölf Verszeilen langes Gedicht des Staatsmannes und Dichters Ibn Zamrak (1333–1393) angebracht. Den Löwenhof umgeben 124 Säulen. Möglichen Schäden durch Bewegungen und Temperaturunterschiede sollte durch eine Bleigleitschicht zwischen Basis, Säulenschaft und Kapitell an Säulen im Löwenhofs entgegengewirkt werden.[13]

Bleischicht zwischen Schaft und Kapitell in Säule des Löwenhofs der Alhambra

In dem Patio de los Leones anschließenden Sala de los Reyes sind, das Bilderverbot im Islam umgehend, auf einem Deckengemälde zehn Personen dargestellt. Diese werden als die ersten Emire der Naṣriden gedeutet, doch konnte diese Theorie bislang nicht bestätigt werden.[14]

Der Palast Karls V.

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Für den Palast Karls des Fünften wurden Teile der Naṣridenpaläste abgerissen. Das zweietagige, beinahe kubisch anmutende, um einen runden Innenhof errichtete Gebäude im Renaissance-Stil, das Karl V. im Jahre 1527 in Auftrag gab, wurde nie richtig fertiggestellt. Nach Jahrhunderten als Bauruine bekam der Palast erst im 20. Jahrhundert ein Dach. Seit 1958 befinden sich darin unter anderem das Museum der Schönen Künste und das Museum der Alhambra. An der Nordostecke des Palastes befindet sich eine achteckige Kapelle, die möglicherweise von der Aachener Pfalzkapelle, in der Karl V. 1520 zum Kaiser gekrönt wurde, inspiriert wurde.

Reliefs am Westportal zeigen zeitgenössische Schlachtszenen nach den Entwürfen Machucas.

Die Palaststadt

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In der Medina der Alhambra befinden sich heute hauptsächlich Gärten und Fundamente der ursprünglichen Bebauung (Werkstätten, Wohnquartiere) sowie diverse Gebäude, wie z. B. eine Kirche (Santa María de la Alhambra) und ein dem Franz von Assisi geweihtes Kloster, in dem heute ein Parador-Hotel untergebracht ist.

Der Sommerpalast neben der Festungsmauer war der Ǧanna(t) al-ʿĀrif (‚Garten des Mystikers‘), aus dem im Spanischen das Wort Generalife wurde. Ein Spazierweg unter Zypressen führt zu den Gartenanlagen. Im Palacio de Generalife befindet sich der Acequia-Hof mit seinen Wasserspielen.

Die Alhambra als Inspiration in Kunst, Musik und Literatur

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Die Alhambra war und ist Motiv sowohl als Hintergrund in der Historienmalerei als auch als Studienobjekt für architektonische Details, wie z. B. für den Düsseldorfer Architekturmaler Adolf Seel. Der spanische Historienmaler Francisco Pradilla y Ortiz malte sie im Hintergrund für seine Szene der Rendición de Granada (Kapitulation von Granada, 1882). Die Fliesenmosaikwerke der Anlage inspirierten die Werke des niederländischen Künstlers M. C. Escher.

Die erste Nacht (= Satz) in den Noches en los jardines de España von Manuel de Falla nennt sich En el Generalife und beschreibt musikalisch den Sommerpalast der Alhambra. Die Etüde Recuerdos de la Alhambra (Erinnerungen an die Alhambra) von Francisco Tárrega, 1896 komponiert, gilt als hervorgehobenes Tremolo-Werk für klassische Gitarre. Der niederländische Dj Martin Garrix veröffentlichte zusammen mit Thomas Newson einen Song namens Alhambra. Das Kunstlied 'Granada' von Agustín Lara zählt heute zum Standardrepertoire jeden Tenors.

Seit dem Bau des Palastes war die Alhambra Gegenstand insbesondere lyrischer Texte. Im 11. Jahrhundert baute die jüdische Wesirsdynastie der Banū Naghrela hier einen Palast. Der aus Málaga stammende jüdische Dichter Solomon ibn Gabirol spricht in einem Gedichte von diesem Palast, einem nicht erhaltenen Vorgängerbau der heutigen Paläste. Die seit dem 13. Jahrhundert entstandenen Paläste der Naṣriden sind mit Versen des Dichters Ibn Zamrak (14. Jahrhundert) versehen. Diese wurden in jüngerer Zeit auch vertont.

Im 19. Jahrhundert waren es vor allem die Künstler der Romantik, welche Interesse an der Alhambra zeigten. François-René de Chateaubriand schildert in seinem 1811 erschienenen Itinéraire de Paris à Jérusalem seinen Besuch der Alhambra, und in Les aventures du dernier Abencérage (1826) unterstreicht er die Bedeutung der Alhambra als Symbol für die orientalischen Einflüsse auf die europäische Kultur. Heinrich Heine siedelt sein Theaterstück Almansor (1823) in Granada kurz nach der Übergabe an die katholischen Könige an. Die weiteste Verbreitung einer literarischen Rezeption fand Washington Irvings Erzählungen von der Alhambra, deren Erstauflage 1832 erschien. Irving wurde für das Buch durch seinen Aufenthalt in den verlassenen Gemäuern inspiriert.

Von dem 1936 ermordeten spanischen Dichter Federico García Lorca ist auf einem Brief an seinen Freund „Zalamea“ eine Zeichnung der Alhambra erhalten. Aber auch in seinen Gedichten (etwa Granada) hat er sich mit dem die Stadt dominierenden Bauwerk auseinandergesetzt.

Film und Fernsehen

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  • Der Film 1492 – Die Eroberung des Paradieses (1992) wich für die Innenszenen in der Alhambra auf die Reales Alcázares in Sevilla aus.
  • Die granadinische Festung stellte in Sindbads siebente Reise (1958) den Kalifenpalast in Bagdad dar.
  • Die spanisch-italienische Fernsehserie Die Löwen der Alhambra (Réquiem por Granada, 1991) wurde teilweise an Originalschauplätzen gedreht.
  • Alhambra – Der Palast in Andalusien (Los constructores de la Alhambra). Dokumentarfilm. 86 Min. Spanien 2021.[15][16]
  • Der Palast von Alhambra, Brettspiel, Dirk Henn, 2003, Queen Games
Commons: Alhambra – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Alhambra – Reiseführer
Wiktionary: Alhambra – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  1. Vgl. Ibn al-Chaṭīb: Al-Iḥāṭa fī aḫbār Ġarnāṭa (الاحاطة في اخبار غرناطة ‚Die Kenntnis von den Geschichten von Granada‘), ed. Muḥammad ʾAbdallāh ʾInān. Kairo 1973.
  2. Vgl. H. Wehr: Arabisches Wörterbuch, Wiesbaden 1968, S. 186.
  3. Bossong, Georg.: Das maurische Spanien: Geschichte und Kultur. Orig.-ausg Auflage. Beck, München 2007, ISBN 978-3-406-55488-9, S. 118.
  4. Robert Pocklington: La etimología del topónimo Granada. In: Al-Qantara, 9:2 (1988), S. 380–401.
  5. Al-Aḥmar („der Rote“) ist die Maskulinform des Femininums al-Ḥamrā’, das auch die adjektivische Pluralform bildet.
  6. Frederick P. Bargebuhr: The Alhambra Palace of the Eleventh Century. Journal of the Warburg and Courtauld Institutes 19, 1956, 3/4, S. 192–258.
  7. Abdallāh, Cap. II, § 10, fol. 8a – 9a.
  8. Jesús Bermúdez López: The Alhambra and the Generalife: Official Guide. TF Editores, 2011, ISBN 978-84-92441-12-9, S. 303.
  9. Jesús Bermúdez López: The Alhambra. In: Markus Hattstein, Peter Delius (Hrsg.): Islam: Art and Architecture. H. F. Ullmann, 2011, ISBN 978-3-8480-0380-8, S. 279–297.
  10. Edhem Eldem: The Alhambra at the Crossroads of History: Eastern and Western Visions in the Long Nineteenth Century. Edinburgh University Press, 2024, ISBN 978-1-399-52487-2, S. 26–35 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  11. Jens Kröger: Alhambra-Kuppel (2012). Museum With No Frontiers – Discover Islamic Art.
  12. Anna McSweeney: Arthur von Gwinner und die Alhambra-Kuppel. 2015.
  13. Aurelio Cid Acedo: Die Alhambra aus der Nähe betrachtet. Übersetzt von Ernestina Brobeil et al. Edilux, Granada 2000, ISBN 84-87282-38-5, S. 99.
  14. Jesús Bermúdez López, Pedro Galera Andreu: Die Alhambra und der Generalife. Offizieller Führer. Editorial Camores, Granada o. J., ISBN 84-8151-853-0, S. 123.
  15. Alhambra – Der Palast in Andalusien. In: Fernsehserien.de. Abgerufen am 14. Dezember 2022.
  16. Alhambra – Der Palast in Andalusien. In: Arte.tv. Abgerufen am 14. Dezember 2022.

Koordinaten: 37° 10′ 37″ N, 3° 35′ 41″ W