Krankenhausinformationssystem
Ein Krankenhausinformationssystem (KIS) ist eine Ansammlung von Programmen zur Bearbeitung medizinischer und administrativer Daten im Krankenhaus. Funktionen von Krankenhausinformationssystemen sind beispielsweise
- die Verwaltung der Patientenstammdaten,
- Erfassung der Krankheitsdaten nach dem ICD-Schlüssel,
- Planung der medizinischen Leistungen (beispielsweise über clinical pathways, klinische Behandlungspfade),
- Erfassung der erbrachten medizinischen Leistungen nach dem OPS-Schlüssel (früher: ICPM-Schlüssel) bzw. DRG-Fallpauschalen Diagnosis_Related_Groups,
- Abrechnung gegenüber Krankenkassen, Krankenversicherungen und Selbstzahlern,
- Pflegedokumentation und Pflegeplanung,
- Dokumentation operativer Eingriffe,
- Verwaltung und Bereitstellung von Labordaten und von Daten, die im Rahmen radiologischer Untersuchungen erhoben wurden,
- Archivierung und Unterstützung bei der Erstellung von Dokumenten (Arztbriefe, OP-Berichte),
- Dokumentation des Flusses von Verbrauchsmaterialen im Krankenhaus (z.B. im OP oder in der Röntgenabteilung) und Zuordnung der Kosten zum spezifischen Fall,
- Unterstützung der Materialbestellungen (Lager- und Sondermaterial) auf der Station (ggf. mit Genehmigungsworkflow),
- Berechnung der Fallkosten (inklusive Material und Arbeitszeit) für eine Kostenträgerrechnung,
- Erstellen von Auswertungen zum gesetzlichen und internen Reporting
und ganz allgemein die Unterstützung der Abläufe im Krankenhaus, um den Beschäftigen die Arbeit zu erleichtern und die (Prozess-) Kosten zu senken.
Ein Krankenhausinformationssystem ist hochkomplex. Je nach Auffassung sind vollständig integrierte Systeme noch nicht in Sicht, längst installationsfähig, nicht wünschenswert oder (noch?) nicht möglich.
Je nach Strategie der Anbieter wird mehr die Integrations- (alles aus einer Hand) oder die Kommunikations- (Schnittstellen) Funktion des eigenen KIS propagiert. Kleinere Hersteller bieten eher Spezial- oder Nischenlösungen an, die größere Hersteller nicht so schnell auf die spezifischen Anforderungen eines Hauses anpassen können.
Ein Problem für die KIS-Anbieter ist die kontinuierliche Änderung von gesetzlichen Abrechnungsregeln, Qualitätssicherungsmaßnahmen und so weiter, die die Hersteller zu permanenter Pflege zwingt und Kapazitäten bindet, welche ansonsten für Weiterentwicklungen verwendet werden könnten.
KIS werden unter Datenschutzgesichtspunkten eher skeptisch betrachtet, da in den Systemen große Mengen sehr sensibler Daten verwaltet werden. Restriktive Zugriffsrechte schränken den Nutzen von KIS unter Umständen in seiner notwendigen Arbeit ein, wobei eine zu großzügige Rechtevergabe zuviele sensible Informationen preisgeben könnte. Gleichzeitig muß in medizinischen Notfällen der Zugriff auf alle Daten (insbesondere Allergien!) durch den Arzt vor Ort möglich sein. Dies wird derzeit meist durch "Notfallzugriffsberechtigungen" ermöglicht, im Rahmen derer die Zugriffe streng protokolliert werden.
Auf dem deutschen Markt für Krankenhaussoftware findet momentan eine starke Konsolidierung statt. Als Folge könnten in den nächsten Jahren die kleineren Anbieter vom Markt verschwunden sein.
Literatur
Peter Haas: Medizinische Informationssysteme und elektronische Krankenakten; Springer Verlag 2004
Hans-Ulrich Prokosch: KAS, KIS, EKA, EPA, EGA, E-Health - ein Plädoyer gegen die babylonische Begriffsverwirrung in der Medizinischen Informatik Informatik, Biometrie und Epidemiologie in Medizin und Biologie 32,4 (2001) 371-382
Hans-Ulrich Prokosch, Joachim Dudeck (Hrsg.): Hospital information systems: design and development characteristics; impact and future architecture; Elsevier, Amsterdam (1995)
Armin Gärtner: Medizintechnik und Informationstechnologie, Band II ISBN 3-8249-0941-3
Siehe auch
- RIS
- PACS
- DICOM
- HL7
- Verband der Hersteller von IT-Lösungen für das Gesundheitswesen (VHitG), in dem sich die meisten deutschen KIS-Hersteller zusammengeschlossen haben: www.vhitg.de
Weblinks
- Medinfo - KIS-Anbieterleiste
- Versuch einer freien Implementierung eines KIS: sourceforge.net/projects/care2002/