Weißschopf-Hornvogel
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Weißschopf-Hornvogel | ||||||||||
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| Wissenschaftlicher Name | ||||||||||
| Horizocerus albocristatus | ||||||||||
| (Cassin, 1848) |
Der Weißschopf-Hornvogel (Horizocerus albocristatus, Syn.: Tropicranus albocristatus), auch Perückentoko oder Weißkopf-Hornvogel genannt, ist eine afrikanische Vogelart, die zu den Nashornvögeln (Bucerotidae) gehört. Wie alle Arten der Nashornvögel ist auch der Weißschopf-Hornvogel ein Höhlenbrüter. Das Weibchen mauert sich in der Nisthöhle ein und wird während der Brutzeit vom Männchen gefüttert. Es werden drei Unterarten unterschieden.
Die Bestandssituation des Weißschopf-Hornvogels wurde 2016 in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN als „Least Concern (LC)“ = „nicht gefährdet“ eingestuft.[1]
Merkmale
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Weißschopf-Hornvogel zählt zu den großen Nashornvögeln und erreicht eine Körperlänge von bis zu 70 Zentimeter. Der Schnabel wird bei den Männchen 9,1 bis 10,3 Zentimeter lang. Weibchen haben einen deutlich kürzeren Schnabel mit einer Länge zwischen 6,7 und 7,4 Zentimeter. Der Gewichtsunterschied ist nicht so ausgeprägt: Weibchen wiegen im Schnitt 282 Gramm, während Männchen zwischen 279 und 315 Gramm wiegen.[2] Der Sexualdimorphismus ist gering ausgeprägt. Weibchen entsprechen dem Männchen im Körpergefieder, bleiben aber kleiner und haben einen kürzeren Schnabelfirst.
Bei den Weißschopf-Hornvögeln ist der Kopf inklusive des Scheitels und der Nackenfedern weiß, die einzelnen Federn haben schwarze Federschäfte und schwarze Spitzen. Das übrige Gefieder ist schwarz mit einem metallischen Schimmer. Lediglich die Schwanzfedern weisen weiße Federspitzen auf.
Der Schnabel ist überwiegend dunkelgrau, an der Basis des Oberschnabels befindet sich ein cremefarbener Abschnitt. Der Schnabelfirst ist dunkel und endet abrupt kurz vor der Schnabelspitze. Der Orbitalring ist blau, der unbefiederte Kehlfleck ist fleischfarben. Die Augen sind braun bis cremefarben, die Beine und Füße sind dunkel blaugrau.
Jungvögel ähneln den adulten Vögeln, ihre Iris ist noch blassblau, die Grundfarbe des Schnabels ist grünlich, der Schnabelfirst fehlt zunächst.

Stimme
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Weißschopf-Hornvogel ist nicht sehr ruffreudig, die Rufe haben aber eine auffällige Klangfarbe. Eine Ruffolge von krächzenden Lauten folgt ein raues, heulendes uoo-uoo--uoo-aah-aah. Die Kontaktlaute sind ein kurzes squark.[3]
Verbreitungsgebiet und Lebensraum
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Verbreitungsgebiet des Weißschopf-Hornvogels ist das westliche Subsahara-Afrika. Die Art kommt im Südosten von Guinea, in Sierra Leone, Liberia, der Elfenbeinküste und Ghana bis in den Süden von Togo und Benin vor.[4]
Der Lebensraum sind überwiegend dichte, feuchte und immergrüne Primärwälder. Er kommt aber auch in an Primärwald angrenzenden Sekundärwald, Wälder entlang von Fließgewässern sowie sogar schütter bestandenes Waldgebiet vor. Er hält sich häufig in der Nähe von Affengruppen auf. Die Höhenverbreitung reicht bis zu 900 Höhenmetern am Mount Nimba.[5]
Lebensweise
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Der Weißschopf-Hornvogel kommt überwiegend in Paaren vor, die von ein bis drei Jungvögeln begleitet werden. Es sind territoriale Vögel, deren Revier gewöhnlich dem einer Affengruppe (z. B. von Lowe-Meerkatzen) entspricht. Zwischen den beiden Arten besteht ein lose Protokooperation. Die Affen profitieren von den Alarmrufen des Weißschopf-Hornvogels. Er folgt ihnen bei den Nahrungszügen und frisst die kleinen Tiere (überwiegend Insekten), die sie dabei aufscheuchen. Ein ähnliches Verhalten zeigt er gegenüber anderen Vogeltrupps, aber auch Wanderameisen.
Seine Nahrung fängt er überwiegend im Flug, er fliegt dabei meist von den niedrigeren Ästen der Wipfel hoher Urwaldbäume auf. Gelegentlich kommt er auch auf den Boden, um dort nach Nahrung zu suchen. Nach Beobachtungen macht dieses Verhalten etwa 11 Prozent seiner Nahrungssuche aus. Weißschopf-Hornvögel sitzen während ihrer Nahrungssuche häufig auch reglos auf Ästen und suchen mit langsamen Kopfbewegungen die Umgebung nach geeigneten Beutetieren ab.[6]
Die Nahrung besteht überwiegend aus großen Insekten, aber auch kleinen Wirbeltieren wie Vögeln, Mäusen, Eidechsen, Schlangen und Frösche. Früchte frisst er nur gelegentlich, er frisst aber unter anderem die Früchte von Ölpalmen und kommt auf den Boden, um die herabgefallenen Früchte von Dacryodes aufzunehmen.
Fortpflanzung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Über das Fortpflanzungsverhalten des Weißschopf-Hornvogels ist nur wenig bekannt. Die bisher bekannten Nisthöhlen befanden sich in Bäumen. Das Weibchen versiegelt den Eingang zur Bruthöhle mit ihren Fäkalien bis auf einen schmalen Spalt. Sie durchläuft eine Mauser des Großgefieders während dieser Brutzeit. Das Männchen trägt einzelne Beutetiere im Schnabel zur Nisthöhle und übergibt sie dort dem Weibchen. Es wird gewöhnlich ein Jungvogel pro Brut groß, es wurde jedoch auch schon die Aufzucht von zwei Jungvögeln beobachtet.[7]
Systematik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Weißschopf-Hornvogel wurde 1848 durch den US-amerikanischen Ornithologen John Cassin unter der Bezeichnung Buceros albo-cristatus erstmals wissenschaftlich beschrieben.[8] Im Jahr 1905 beschrieb der deutsche Ornithologe Otto Finsch eine sehr ähnliche Hornvogelart aus Gabun und gab ihm zu Ehren von John Cassin den Namen Ortholophus cassini.[9] Beide gehören heute zur Gattung Horizocerus, die 1899 durch den amerikanischen Ornithologen Harry C. Oberholser eingeführt worden ist.[10] Der von Finch beschriebene Hornvogel galt einige Zeit lang als Unterart (H. albocristatus cassini) von Horizocerus albocristatus, heute wird er jedoch als eigenständige Art (Östlicher Weißschopf-Hornvogel (Horizocerus cassini)) betrachtet.[11] Horizocerus albocristatus ist monotypisch.[4]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- W. Grummt, H. Strehlow (Hrsg.): Zootierhaltung Vögel. Verlag Harri Deutsch, Frankfurt am Main 2009, ISBN 978-3-8171-1636-2.
- Alan C. Kemp: The Hornbills – Bucerotiformes. Oxford University Press, Oxford 1995, ISBN 0-19-857729-X.
Einzelbelege
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Horizocerus albocristatus in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2016. Eingestellt von: BirdLife International, 2016. Abgerufen am 3. Oktober 2017.
- ↑ Kemp: The Hornbills – Bucerotiformes. S. 150.
- ↑ Stimme des Weißschopf-Hornvogels auf Xeno-Canto, aufgerufen am 23. Oktober 2016.
- ↑ a b G. M. Kirwan und A. C. Kemp (2023): Western Long-tailed Hornbill (Horizocerus albocristatus), Version 1.0. In Birds of the World (B. K. Keeney und N. D. Sly, Hrsg.). Cornell Lab of Ornithology, Ithaca, NY, USA. doi: 10.2173/bow.whchor1.01
- ↑ Kemp: The Hornbills – Bucerotiformes. S. 151.
- ↑ Kemp: The Hornbills – Bucerotiformes. S. 152.
- ↑ Kemp: The Hornbills – Bucerotiformes. S. 153.
- ↑ J. Cassin (1848): Description of new Buceros, and a notice of the Bucerus elatus, Temm., both of which are in the collection of the Academy of Natural Sciences of Philadelphia. Proceedings of the Academy of Natural Sciences of Philadelphia, 3: 330–331
- ↑ O. Finsch (1905): Ueber die arten der Bucerotiden gattung Ortholophus, Grant. Notes from the Leyden Museum. Leyden. E. J. Brill. 23 Nr. 4: 195–205.
- ↑ H. C. Oberholser (1899): A list of the birds collected by Mr. R. P. Currie in Liberia. Proceedings of the United States National Museum 22(1182): 25–37. DOI: 10.5479/si.00963801.22-1182.25
- ↑ G. M. Kirwan und A. C. Kemp (2023): Eastern Long-tailed Hornbill (Horizocerus cassini), Version 1.0. In Birds of the World (B. K. Keeney und N. D. Sly, Hrsg.). Cornell Lab of Ornithology, Ithaca, NY, USA. doi: 10.2173/bow.whchor4.01
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Horizocerus albocristatus in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2014. Eingestellt von: BirdLife International, 2014. Abgerufen am 23. Oktober 2016.
- Stimme des Weißschopf-Hornvogels auf Xeno-Canto