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Ciecholub

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Ciecholub
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Ciecholub (Polen)
Ciecholub (Polen)
Ciecholub
Basisdaten
Staat: Polen

Woiwodschaft: Pommern
Powiat: Słupsk
Gmina: Kępice
Geographische Lage: 54° 11′ N, 16° 53′ OKoordinaten: 54° 10′ 30″ N, 16° 52′ 35″ O
Einwohner: 161 (2006)
Telefonvorwahl: (+48) 59
Kfz-Kennzeichen: GSL
Wirtschaft und Verkehr
Straße: (Sławno–) Nowy Żytnik/DW 205Borzysław/DW 208Dretyń/DK 21 (–Miastko)
Mzdówo/DW 208 → Ciecholub
Biesowice → Ciecholub
Eisenbahn: PKPBahnstrecke Piła–Ustka
Nächster int. Flughafen: Danzig

Ciecholub (deutsch Techlipp, kaschubisch Cechòlub) ist ein Ort in der polnischen Woiwodschaft Pommern und gehört zur Landgemeinde Kępice (Hammermühle) im Kreis Słupsk (Stolp).

Geographische Lage

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Das Kirchdorf liegt in Hinterpommern, am Ostufer der Wipper (polnisch Wieprza), etwa 34 Kilometer südsüdwestlich der Stadt Stolp (Słupsk), zwanzig Kilometer nordnordwestlich der Stadt Miastko (Rummelsburg i Pom) und sechs Kilometer südöstlich des Kirchdorfs Osowo (Wussow).

Techlipp, nordnordwestlich von Rummelsburg und südöstlich des Kirchdorfs Wussow, auf einer Landkarte von 1915
Techlipp Techlip), nordnordwestlich von Rummelsburg und südöstlich des Kirchdorfs Wussow (Wusow), auf einer Landkarte von 1910

Im Jahre 1477 wurde das als Techlipp genannte Dorf erstmals urkundlich erwähnt. Es war bis 1945 im Besitz derer von Zitzewitz und lange Zeit deren südlichster Rittergutsbesitz in Hinterpommern. Im Kirchenmatrikel von 1560 wurden acht Hufen, sechzehn Bauern und zwei Kossäten genannt, 1655 waren noch vierzehn Bauern, ein Halbbauer und sechs Kossäten vorhanden. 1829 wurden die Bauern nach Beßwitz (heute polnisch: Biesowice) abgebaut, so dass von da an Techlipp eine reine Gutsgemeinde war.

Anfang des 19. Jahrhunderts entstand das Vorwerk Dombow, das jedoch nach 1871 einging. Dafür wurde bei der Techlipper Mühle an der Stüdnitz (polnisch: Studnica) ein neues Vorwerk gebaut. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts entstand das Jagdschloss Buchenhorst.

Im Jahre 1885 zählte Techlipp 210 Einwohner (in 19 Wohnhäusern), 1905 schon 233 (17), 1925 bereits 253 (23). Die Zahl sank bis 1933 auf 207 und belief sich 1939 nur noch auf 187.[1]

Um 1945 gehörte das Gutsdorf zum Amtsbezirk Varzin[2] im Landkreis Rummelsburg i. Pom. im Regierungsbezirk Köslin der preußischen Provinz Pommern des Deutschen Reichs. Das Standesamt befand sich in Beßwitz.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs erhielt die Gemeinde Techlipp am 4. März 1945 Räumungsbefehl. Ein Treck setzte sich noch am selben Tag Richtung Norden in Bewegung, wurde jedoch fünf Tage später von Truppen der Roten Armee überrollt und musste nach Techlipp zurückkehren. An den Gebäuden hatte der Krieg keine nennenswerten Schäden hinterlassen. Anschließend wurde Techlipp zusammen mit ganz Hinterpommern von der Sowjetunion der Volksrepublik Polen zur Verwaltung überlassen. In der Folgezeit wurden die allermeisten einheimischen Dorfbewohner von der polnischen Administration aus Techlipp vertrieben. Der Ortsname Techlipp wurde zu „Ciecholub“ polonisiert. Noch bis 1958 lebten hier einige Deutsche aus dem Ort und der Umgebung.

Ciecholub gehört heute zur Gmina Kępice (Hammermühle) im Powiat Słupski (Stolper Kreis) in der Woiwodschaft Pommern (1975 bis 1998 Woiwodschaft Słupsk).

Bevölkerungsentwicklung bis 1945
Jahr Einwohner Anmerkungen
1885 210 in 19 Wohnhäusern
1905 233 in 17 Wohnhäusern
1925 253 davon 251 Evangelische und zwei Katholiken[3]
1933 207 [4]
1939 187 [4]

Im Jahre 1780 hatte Techlipp einen Schulmeister, 1813 war keine Schule vorhanden. 1937 unterrichtete hier ein Lehrer 38 Kinder. In polnischer Zeit konnten die Kinder der hier verbliebenen deutschen Familien deutsche Schulbildung erhalten.

Um das Jahr 1565 hatte die Patronatsfamilie von Zitzewitz in Techlipp eine Kirche gebaut. 1799 entstand ein Neubau aus pommerschen Fachwerk, der 1911 umgebaut wurde[5]: an der Westseite wurde ein Turm angebaut, im Innern wurden Altar und Kanzel, die zu einem Kanzelaltar verbunden waren, getrennt. Im Altarmittelfeld war eine Kreuzigungsszene zu sehen, die von vier mit Weinlaub umrankten Säulen gerahmt war. In die Füllungen des sechsseitigen Taufsteins waren allegorische Landschaften gemalt. Die Südempore wurde 1911 beseitigt, ihre bemalten Brüstungen dienten als Wandtäfelung.

Von Soldaten der sowjetischen Truppen wurde das Gotteshaus 1945 geplündert. Der noch in Techlipp verbliebene Teil der deutschen Bevölkerung setzte es 1950 wieder instand und nutzte es für gottesdienstliche Zwecke. Nach dem Wegzug der letzten Deutschen im Jahre 1958 blieb das Gebäude ungenutzt und war dem Verfall preisgegeben.

Seit 1990 bemühte sich der Heimatkreis Rummelsburg um die Erhaltung der Kirche und startete eine Rettungsaktion[6]. Die noch verbliebenen Ausstattungsgegenstände wurden – veranlasst durch das Denkmalsamt in Słupsk (Stolp) – in eine Scheune in Lulemino (Lüllemin) eingelagert. Heute befinden sie sich im Museum in Słupsk.

Die Gebäudeinstandsetzungsmaßnahmen ließen auf sich warten, die Verhandlungen verliefen schleppend. Im Jahre 2000 stand nur noch eine Ruine, aber das Dach war immerhin mit Planen abgedeckt zum Schutz vor Feuchtigkeit. Die Gmina Kępice (Hammermühle), zu der Ciecholub als Ortsteil gehört, gab ein mykologisches Gutachten in Auftrag, und ein Bauingenieur fertigte einen Konstruktionsplan an. Zwar war es nicht möglich, den alten Standort der Kirche in Techlipp zu bewahren, doch konnte das Bauwerk gerettet werden: unweit von Ciecholub, nämlich in Warcino (Varzin), wurde es auf dem Gelände der dortigen Forstschule (im ehemaligen Schlosspark) im Jahre 2011 wieder aufgebaut. Am 17. August 2012 wurde die alte Techlipper Fachwerkkirche durch Bischof Marcin Hintz von der Diözese Pommern-Großpolen der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen bei Anwesenheit auch katholischer und orthodoxer Geistlichen feierlich eingeweiht[7][8]. Zurzeit fehlt noch die Innenausstattung. Die Kirche soll in Warcino ein Ort der Begegnung für Christen verschiedener Konfessionen und Menschen unterschiedlicher Nationen werden.

Kirchspiel bis 1945

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Das Dorf Techlipp mit seiner fast ausnahmslos evangelischen Bevölkerung war in seiner Geschichte stets dem Kirchdorf Wussow zugeordnet, auch wenn es um 1565 – nach dem Bau einer Kirche durch die Familie von Zitzewitz – den Versuch gab, sich nach Treten hin zu orientieren. Wussow gehörte bis 1945 zum Kirchenkreis Schlawe innerhalb der Kirchenprovinz Pommern der Kirche der Altpreußischen Union. Der Bestand an Kirchenbüchern reichte bis 1760 zurück.[9]

Das katholische Kirchspiel war in Rummelsburg i. Pom.

Kirchspiel seit 1946

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Die seit 1945 und Vertreibung der Einheimischen hier lebende polnische Dorfbevölkerung ist größtenteils römisch-katholisch und gehört der Römisch-katholischen Kirche in Polen an. Die in Ciecholub lebenden katholischen Kirchenglieder sind der Pfarrei in Kępice (Hammermühle) mit der Filialkirche in Osowo (Wussow) zugeordnet. Sie gehört zum Dekanat Polanów im Bistum Koszalin-Kołobrzeg der Katholischen Kirche in Polen.

Die evangelischen Christen gehören zur Kreuzkirche in Słupsk (Stolp) in der Diözese Pommern-Großpolen der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen.

Zu erreichen ist der Ort über eine Nebenstraße, die von Nowy Żytnik (Neue Mühle) an der Woiwodschaftsstraße 205 (frühere deutsche Reichsstraße 159) über Borzysław (Burzlaff) an der Woiwodschaftsstraße 208 nach Dretyń (Treten) an der Landesstraße 21 (frühere deutsche Reichsstraße 125) führt. In Ciecholub enden außerdem zwei Nebenstraßen, die von Mzdówo (Misdow) im Westen bzw. Biesowice (Beßwitz) im Norden kommen.

Der Ort hat eine Bahnstation an der Strecke 405 der Polnischen Staatsbahn (PKP) von Piła (Schneidemühl) nach Ustka (Stolpmünde).

  • Techlipp, Rittergut, Kreis Rummelsburg, Regierungsbezirk Köslin, Provinz Pommern. In: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Techlipp (meyersgaz.org).
  • Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogthums Vor- und Hinter-Pommern. Teil II, Band 2: Beschreibung der zu dem Gerichtsbezirk der Königl. Landescollegien in Cößlin gehörigen Hinterpommerschen Kreise. Stettin 1784, S. 893, Nr. 78, und S. 993, Nr. 103.
  • P. Ellerholz: Handbuch des Grundbesitzes im Deutschen Reich, Band I: Provini Pommern, Nicolai, Berlin 1884, S. 66–67 (Google Books).
  • Pommersches Güter-Adressbuch, Friedrich Nagel (Paul Niekammer), Stettin 1892, S. 138–139 (Google Books).
  • Der Kreis Rummelsburg. Ein Heimatbuch. Herausgegeben vom Kreisausschuß des Kreises Rummelsburg im Jahre 1938. Neu herausgegeben vom Heimatkreisausschuß Rummelsburg mit Förderung durch den Landkreis Fallingbostel, 1979.
  • Der Kreis Rummelsburg. Ein Schicksalsbuch. Herausgegeben vom Heimatkreisausschuß Rummelsburg mit Förderung durch den Landkreis Soltau-Fallingbostel. Bearbeitet von Hans-Ulrich Kuchenbäcker, 1985

Einzelnachweise

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  1. Michael Rademacher: Landkreis Rummelsburg. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  2. Amtsbezirk Varzin, auf territorial.de
  3. Gunthard Stübs und Pommersche Forschungsgemeinschaft: Die Gemeinde Techlipp im ehemaligen Kreis Rummelsburg in Pommern (Memento des Originals vom 26. Mai 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/gemeinde.techlipp.kreis-rummelsburg.de (2011)
  4. a b Michael Rademacher: Rummelsburg. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  5. Johannes Hinz: Pommern. Wegweiser durch ein unvergessenes Land. Augsburg 1996, Seite 380
  6. Jürgen Lux: Die alte Fachwerkkirche Techlipp, Kreis Rummelsburg. Eine Rettungsaktion
  7. Margrit Schlegel: In Treue zu Otto von Bismarck, zu Varzin und zu unserer pommerschen Heimat. Begegnungen während der 15. PKST-Sommertagung. In: Die Pommersche Zeitung, Folge 36/12 – 8. September 2012, S. 3
  8. Hans-Ulrich Kuchenbäcker: Die wiedererstandene Techlipper Kirche. In: Die Pommersche Zeitung, Folge 4/13, 26. Januar 2013, S. 8
  9. Martin Wehrmann: Die Kirchenbücher in Pommern, in: Baltische Studien, Band 42, Stettin 1892, S. 201–280, insbesondere S. 220 (Google Books).