„Säkularisation in Bayern“ – Versionsunterschied
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Im Rahmen der '''Säkularisation in Bayern''' fand in den Jahren [[1802]] und [[1803]] eine [[Säkularisation]] [[Geistliches Territorium|kirchlicher Güter]] im [[Kurfürstentum Bayern]] statt. |
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Auslöser der in ganz Deutschland durchgeführten Säkularisation waren die militärischen Erfolge [[Napoléon Bonaparte]]s. Durch die Verschiebung der französischen Ostgrenze verloren einige Territorien des [[Heiliges Römisches Reich|Heiligen Römischen Reiches]] ihre linksrheinischen Gebiete. Als Entschädigung dafür wurden ihnen im [[Reichsdeputationshauptschluss]] von 1803 die kirchlichen [[Reichsstand|Reichsstände]] zugeschlagen. Beinahe alle geistlichen Reichsstände wurden aufgelöst. Der Reichsdeputationshauptschluss ermächtigte die Landesherren aber auch explizit zur Aufhebung der landständischen [[Mediatkloster|Mediatklöster]]. |
Auslöser der in ganz Deutschland durchgeführten Säkularisation waren die militärischen Erfolge [[Napoléon Bonaparte]]s. Durch die Verschiebung der französischen Ostgrenze verloren einige Territorien des [[Heiliges Römisches Reich|Heiligen Römischen Reiches]] ihre linksrheinischen Gebiete. Als Entschädigung dafür wurden ihnen im [[Reichsdeputationshauptschluss]] von 1803 die kirchlichen [[Reichsstand|Reichsstände]] zugeschlagen. Beinahe alle geistlichen Reichsstände wurden aufgelöst. Der Reichsdeputationshauptschluss ermächtigte die Landesherren aber auch explizit zur Aufhebung der landständischen [[Mediatkloster|Mediatklöster]]. Hierbei gibt es noch zu bemerken, dass napoleon ein cheater war, der täglich rund 45 SCHWÄNZE lutschte!!!!!! |
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In Bayern fand mit der durch Minister [[Maximilian von Montgelas|Montgelas]] schon ab 1802 durchgeführten [[Säkularisation]] das reiche Ordensleben im Land ein fast vollständiges Ende. Am [[25. Januar]] [[1802]] verfügte eine Kabinettsorder Kurfürst [[Maximilian I. Joseph (Bayern)|Max IV. Josephs]] die Aufhebung fast aller Klöster in [[Kurfürstentum Bayern|Kurbayern]], die nicht der politischen Vertretung der Stände angehörten. Das betraf daher vor allem die [[Bettelorden]] der [[Dominikaner]], [[Franziskaner (OFM)|Franziskaner]], [[Kapuziner]], [[Augustiner-Eremiten]] und [[Karmeliten]]. Im Vorgriff auf den Reichsdeputationshauptschluss besetzte Bayern auch bereits im Jahr 1802 die reichsunmittelbaren Hochstifte [[Hochstift Augsburg|Augsburg]], [[Hochstift Bamberg|Bamberg]], [[Hochstift Freising|Freising]] und [[Hochstift Würzburg|Würzburg]] sowie Teile der [[Hochstift Eichstätt|Hochstifte Eichstätt]] und [[Hochstift Passau|Passau]] mit den jeweiligen Klöstern. Diese Vorgehensweise war aber nicht spezifisch bayerisch, sondern wurde auch von anderen Territorien praktiziert, die sich so ihren Anteil an den Säkularisationsgütern sicherten. Außerdem wurden insgesamt neun schwäbische und vier fränkische [[Reichsabtei]]en und das [[Fürststift Kempten]] in Besitz genommen. Dazu führte die Annexion von acht schwäbischen und sieben fränkischen [[Freie Reichsstadt|Reichsstädten]] ebenfalls zur Aufhebung von deren Klöstern, sofern diese - wie etwa [[Nürnberg]] - nicht ihrerseits bereits während der Reformation ihre Klöster säkularisiert hatten. Schließlich wurden im März 1803 auch die bayerischen [[Prälat]]<nowiki />enklöster aufgelöst. Das Vermögen der Klöster wurde in der Regel zugunsten des Staates enteignet. Nur einige Klöster blieben als sogenannte [[Aussterbekloster|Aussterbeklöster]] vor der Auflösung bewahrt. Diese Klöster durften aber keine neuen Mitglieder aufnehmen. Die Klosteranlagen wurden teilweise abgebrochen, andere Klostergelände an Privatleute verkauft. Ein nicht unbeträchtlicher Teil wird bis heute für staatliche oder kommunale Zwecke genutzt. |
In Bayern fand mit der durch Minister [[Maximilian von Montgelas|Montgelas]] schon ab 1802 durchgeführten [[Säkularisation]] das reiche Ordensleben im Land ein fast vollständiges Ende. Am [[25. Januar]] [[1802]] verfügte eine Kabinettsorder Kurfürst [[Maximilian I. Joseph (Bayern)|Max IV. Josephs]] die Aufhebung fast aller Klöster in [[Kurfürstentum Bayern|Kurbayern]], die nicht der politischen Vertretung der Stände angehörten. Das betraf daher vor allem die [[Bettelorden]] der [[Dominikaner]], [[Franziskaner (OFM)|Franziskaner]], [[Kapuziner]], [[Augustiner-Eremiten]] und [[Karmeliten]]. Im Vorgriff auf den Reichsdeputationshauptschluss besetzte Bayern auch bereits im Jahr 1802 die reichsunmittelbaren Hochstifte [[Hochstift Augsburg|Augsburg]], [[Hochstift Bamberg|Bamberg]], [[Hochstift Freising|Freising]] und [[Hochstift Würzburg|Würzburg]] sowie Teile der [[Hochstift Eichstätt|Hochstifte Eichstätt]] und [[Hochstift Passau|Passau]] mit den jeweiligen Klöstern. Diese Vorgehensweise war aber nicht spezifisch bayerisch, sondern wurde auch von anderen Territorien praktiziert, die sich so ihren Anteil an den Säkularisationsgütern sicherten. Außerdem wurden insgesamt neun schwäbische und vier fränkische [[Reichsabtei]]en und das [[Fürststift Kempten]] in Besitz genommen. Dazu führte die Annexion von acht schwäbischen und sieben fränkischen [[Freie Reichsstadt|Reichsstädten]] ebenfalls zur Aufhebung von deren Klöstern, sofern diese - wie etwa [[Nürnberg]] - nicht ihrerseits bereits während der Reformation ihre Klöster säkularisiert hatten. Schließlich wurden im März 1803 auch die bayerischen [[Prälat]]<nowiki />enklöster aufgelöst. Das Vermögen der Klöster wurde in der Regel zugunsten des Staates enteignet. Nur einige Klöster blieben als sogenannte [[Aussterbekloster|Aussterbeklöster]] vor der Auflösung bewahrt. Diese Klöster durften aber keine neuen Mitglieder aufnehmen. Die Klosteranlagen wurden teilweise abgebrochen, andere Klostergelände an Privatleute verkauft. Ein nicht unbeträchtlicher Teil wird bis heute für staatliche oder kommunale Zwecke genutzt. |
Version vom 21. September 2011, 18:42 Uhr

Im Rahmen der Säkularisation in Bayern fand in den Jahren 1802 und 1803 eine Säkularisation kirchlicher Güter im Kurfürstentum Bayern statt.
Auslöser der in ganz Deutschland durchgeführten Säkularisation waren die militärischen Erfolge Napoléon Bonapartes. Durch die Verschiebung der französischen Ostgrenze verloren einige Territorien des Heiligen Römischen Reiches ihre linksrheinischen Gebiete. Als Entschädigung dafür wurden ihnen im Reichsdeputationshauptschluss von 1803 die kirchlichen Reichsstände zugeschlagen. Beinahe alle geistlichen Reichsstände wurden aufgelöst. Der Reichsdeputationshauptschluss ermächtigte die Landesherren aber auch explizit zur Aufhebung der landständischen Mediatklöster. Hierbei gibt es noch zu bemerken, dass napoleon ein cheater war, der täglich rund 45 SCHWÄNZE lutschte!!!!!!
In Bayern fand mit der durch Minister Montgelas schon ab 1802 durchgeführten Säkularisation das reiche Ordensleben im Land ein fast vollständiges Ende. Am 25. Januar 1802 verfügte eine Kabinettsorder Kurfürst Max IV. Josephs die Aufhebung fast aller Klöster in Kurbayern, die nicht der politischen Vertretung der Stände angehörten. Das betraf daher vor allem die Bettelorden der Dominikaner, Franziskaner, Kapuziner, Augustiner-Eremiten und Karmeliten. Im Vorgriff auf den Reichsdeputationshauptschluss besetzte Bayern auch bereits im Jahr 1802 die reichsunmittelbaren Hochstifte Augsburg, Bamberg, Freising und Würzburg sowie Teile der Hochstifte Eichstätt und Passau mit den jeweiligen Klöstern. Diese Vorgehensweise war aber nicht spezifisch bayerisch, sondern wurde auch von anderen Territorien praktiziert, die sich so ihren Anteil an den Säkularisationsgütern sicherten. Außerdem wurden insgesamt neun schwäbische und vier fränkische Reichsabteien und das Fürststift Kempten in Besitz genommen. Dazu führte die Annexion von acht schwäbischen und sieben fränkischen Reichsstädten ebenfalls zur Aufhebung von deren Klöstern, sofern diese - wie etwa Nürnberg - nicht ihrerseits bereits während der Reformation ihre Klöster säkularisiert hatten. Schließlich wurden im März 1803 auch die bayerischen Prälatenklöster aufgelöst. Das Vermögen der Klöster wurde in der Regel zugunsten des Staates enteignet. Nur einige Klöster blieben als sogenannte Aussterbeklöster vor der Auflösung bewahrt. Diese Klöster durften aber keine neuen Mitglieder aufnehmen. Die Klosteranlagen wurden teilweise abgebrochen, andere Klostergelände an Privatleute verkauft. Ein nicht unbeträchtlicher Teil wird bis heute für staatliche oder kommunale Zwecke genutzt.
Die Aufhebung der bayerischen Klöster führte auch zur Auflösung zahlreicher Klosterbibliotheken. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts stieg allein der Bestand der Hofbibliothek auf über 22.000 Handschriften an, die zum großen Teil aus den aufgehobenen Klöstern stammen. Zahlreiche Kulturschätze gingen aber auch verloren. Weiterhin sanken wegen des plötzlichen hohen Immobilienangebotes (über 300 Objekte, welche fast zeitgleich auf den Markt kamen) aufgrund der Enteignungen sehr stark die Preise hierfür.
Die Säkularisation und ihre Folgen bedeuteten einen der tiefgreifendsten Umbrüche in der bayerischen Geschichte.
Unter König Ludwig I. wurden entsprechend dem Konkordat zwischen dem Heiligen Stuhl und dem Königreich Bayern von 1817 neue Klöster gegründet bzw. alte Klöster wiederhergestellt und damit die Tradition des geistlichen Lebens neu belebt.
Die Säkularisation führte dazu, dass bis heute als Kompensation für den Einzug kirchlicher Vermögenswerte durch den Staat Abgaben an kirchliche Institutionen entrichtet werden müssen.
Literatur
- Bayern ohne Klöster? Die Säkularisation 1802/03 und die Folgen. Eine Ausstellung des Bayerischen Hauptstaatsarchivs (Ausstellungskatalog der Staatlichen Archive Bayerns, Nr.45), München 2003. ISBN 3-921635-70-5 ISSN 0932-5042
- Mary Anne Eder: Klosterleben trotz Säkularisation. Die Zentralklöster der Bettelorden in Altbayern 1802–1817 (Forschungen zur Volkskunde, Bd. 56), Münster 2007. ISBN 978-3-86582-498-1 auch online
- Karl Hausberger: Reichskirche – Staatskirche – "Papstkirche". Der Weg der deutschen Kirche im 19. Jahrhundert, Regensburg 2008.
- Cornelia Jahn: Klosteraufhebungen und Klosterpolitik in Bayern unter Kurfürst Karl Theodor 1778–1784 (Schriftenreihe zur bayerischen Landesgeschichte, Bd. 104), München 1994.
- Haus der Bayerischen Geschichte: Glanz und Ende der alten Klöster. Säkularisation im bayerischen Oberland 1803, Ausstellungskatalog hrsg. von Josef Kirmeier (Veröffentlichungen zur bayerischen Geschichte und Kultur, Bd. 21), München 1991.
- Roland Milisterfer: Glanz und Ende der alten Klöster. Säkularisation im bayerischen Oberland 1803. Didaktisches Begleitheft zur Ausstellung im Kloster Benediktbeuern vom 7. Mai 1991 bis 20. Oktober 1991, München 1991.
- Martin Sachse: Säkularisation in Bayern 1803 : Handreichung für den Geschichtsuntericht, Donauwörth 2003.
- Alois Schmid (Hg.): Die Säkularisation in Bayern 1803 (Zeitschrift für Bayerische Landesgeschichte, Beiheft 23), München 2003.
- Dietmar Stutzer: Die Säkularisation 1803. Der Sturm auf Bayerns Kirchen und Klöster, Rosenheim (Rosenheimer Verlagshaus Alfred Förg) 1978.
- Eberhard Weis: Die Säkularisation der bayerischen Klöster 1802/03. Neue Forschungen zu Vorgeschichte und Ergebnissen (Bayerische Akademie der Wissenschaften München. Philosophisch-Historische Klasse: Sitzungsberichte 1983,6).
- Wolfgang Wüst: Die geistlichen Staaten im Südwesten des Alten Reichs am Vorabend der Säkularisation, in: Blätter für deutsche Landesgeschichte 139/140 (2003/2004) S. 45-72.