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Adel

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Adel (ahdtsch. Abstammung, Geschlecht) ehemals priviligierte herrschende Klasse Soziale Klasse(Stand) gegründet auf Geburt, Leistung oder Besitz mit besonderen Lebensformen und einem hochentwickelten Standesethos. Adel ist ein in fast allen Kulturen auftretendes Phänomen.

Geschichte

  • Griechenland - kriegerischer Adel
  • Rom - Patrizier, Nobilität
  • Mittelalter
  • Hochmittelalter

Verbreitete Adelstitel

Im Zuge der Vergrößerung der Staatswesen reduzierte sich die Zahl der herrschenden Häuser, deren Mitglieder Teil einer Rangfolge des erblichen Herrschaftsanspruchs waren. Die mit Privilegien verbundenen Titel wurden ursprünglich aufgrund von Besitz, Herkunft oder treuer Dienste für den Herrscher eines Landes erworben.

Uradel

Zum Uradel zählen Häuser, deren Geschlecht nachweislich vor 1400 dem ritterblütigen Adel angehört haben. Diese Häuser haben in der Regel irgendwann eine Bestätigung des Adels von einem Souverän erhalten und werden im alten Gothaischen Almanach und im neuen Genealogischen Handbuch des deutschen Adels als Adelige (Freiherrliche, Gräfliche) Häuser A geführt.

Nicht immer sind Angehörige des Uradels Freiherren oder Grafen. Einige von diesen Geschlechtern waren so stolz, daß sie Erhebungen in den Freiherrn- oder Grafenstand (die durch den Titelkauf oft desavouiert waren) stets ablehnten. Beispiele: die uralte märkische Familie der Edlen Herren Gans zu Putlitz, die ihren alten Titel noch in der DDR aufrechterhielt, der Kanzler Reichsritter Karl vom und zum Stein oder sogar bekanntlich Otto von Bismarck, der sich gegen die Verleihung des Grafen- und später des Fürsten- und Herzogstitels sträubte.

Briefadel

Zum Briefadel zählen Häuser, die, ursprünglich bürgerlicher Herkunft, von einem Souverän durch Ausfertigung eines Adelsbriefes und Verleihung eines Wappens in den Adelsstand erhoben worden waren. Dieser Prozess begann in Deutschland schon in der Zeit Kaiser Karl IV. durch den Eingang sogenannter Ministerialen (Beamten, vor allem Juristen) in die Adelsklasse. Diese werden in den Adelshandbüchern (siehe oben) als Adelige (Freiherrliche, Gräfliche) Häuser B geführt.

Erhebungen in den Adelsstand waren bis 1806, in der Zeit des Heiligen Römischen Reiches, ausschließlich eine Prärogative des Kaisers, abgesehen von Preußen, das dem Römischen Reich nicht angehörte. Die direkt durch den Kaiser Ernannten erhielten die Vorsilbe "Reichs-" bei ihren Titeln (Reichsritter, -freiherr, -graf). Bis 1806 (in Österreich bis 1918) herrschte auch die Sitte, den Namen des Neu-Geadelten durch einen schön klingenden Zusatz zu verändern: so wurden z.B. die Nachkommen des Oberbürgermeisters von Frankfurt/Oder, des Herrn Samuel Prätorius († 1605), der zuerst Schulz, dann Scultetus und zuletzt Praetorius hieß, im Jahre 1661 als die " Reichsritter Prätorius von Richthofen" geadelt. Die unbetitelten Herren von Richthofen nennen sich noch heute Prätorius von Richthofen.

Eine besondere Kategorie des Briefadels waren der Offiziersadel und der Ordensadel. Nach 30 Jahren Dienst in der Reichsarmee (bis 1806) hatte jeder Offizier bürgerlicher Herkunft den rechtlichen Anspruch auf die Erhebung in den Adel, die nach Einreichung des entsprechenden Gesuchs fast immer bewilligt wurde. Die Tradition wurde in der österreichisch-ungarischen Monarchie bis 1918 aufrechterhalten.

Die Verleihung gewisser Orden war mit automatischer Nobilitierung verbunden. So hatte z.B. bis 1918 jeder Ritter des Militär-Maria-Theresien-Orden s den Anspruch auf die direkte Erhebung in den Freiherrnstand (auch wenn er nicht adlig war), dies war auch die Usance im Falle der Großkreuzinhaber des Sachsen-Ernestinischer Hausorden s und einiger anderer Orden der deutschen Teilstaaten, sowie in Rußland bei der Verleihung gewisser Klassen des St.Wladimirorden s und des St.Annenorden s.

Hochadel

Der Hochadel (dies ist ein sprachlicher, kein rechtlicher Begriff) besteht aus Häusern, die von uradligen, regierenden oder standesherrlichen Geschlechtern abstammen, von denen die meisten heute einen Fürstentitel führen. Hochadel ist aber nicht dasselbe wie Hoher Adel, denn zum Hochadel werden auch - wegen des Titels- nicht souveräne und nicht ebenbürtige Fürstengeschlechter gerechnet (sog. Troisiéme Partie im alten Almanach de Gotha). Der Adel war und ist heute noch in manchen diktatorischen Staaten wie Saudi-Arabien (hier nur Mitglieder der weitverzweigten Königsfamilie) an militärischen, politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Führungspositionen beteiligt. In demokratischen Staaten, beispielsweise im Vereinigten Königreich von Großbritannien und Nordirland, haben Teile des Adels noch Funktionen, die sich aber meist auf repräsentative Aufgaben beschränken.

Niederadel

Zum niederen Adel zählen Adlige, die keinen Titel besitzen. Dazu gehören Familien die ein von, ein von und zu, selten ein am oder ein vom als Adelsprädikat im Namen führen. Allerdings gibt es auch Adelsfamilien, die zwar kein Adelsprädikat im Namen führen, aber trotzdem Adlige sind. In Adelshandbüchern wird das von immer mit v. abgekürzt, um nicht adlige Namen mit von (beispielsweise von der Forst von adligen Namen zu unterscheiden.

Betitelter Adel

Zum betitelten Adel gehörten im Heiligen Römischen Reich die Edler, Reichsritter, Freiherren, Grafen und Fürsten, wobei der höhere Adel bei den Freiherren begann. Unterschied zum Niederadel, der nur das Prädikat "von" führte, ist der Titel.

Entwicklung des Adels in Europa

Die Ursprünge der meisten aristokratischen Famillien Europas liegen im Rittertum des Mittelalters. Die Entwicklung modernen Feuerwaffen wie Kanonen und Musketen machten den gepanzerten Ritter zwar bereits im 16. Jahrhundert obsolet, doch hatten sich die Adelsfamilien als Landbesitzer bereits so etabliert, dass sie sich als Adlige dem höfischen Leben zuwenden konnten. Insbesondere für Preußen gilt jedoch, dass der Adel stets dem Militärdienst verpflichtet fühlte. Das Fundament der preußischen Armee war bis ins späte 19. Jahrhundert ihr Offizierskorps aus Junkern.

Niedergang des Adels

Der Niedergang des Adels als herrschende Klasse begann in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts mit der Aufklärung, hatte ihren Höhepunkt jedoch im 19. Jahrhundert, als sich die Gesellschaft als zunehmend zu kompliziert erwies, als dass sie weiterhin von Aristrokraten verwaltet werden konnte. Das Können und die Geschicklichkeit speziell ausgebildeter Generalstabsoffiziere war notwendig, um die modernen Massenheere zu lenken. Dominic Lieven schrieb in seinem Buch über den europäischen Adel des 19. Jahrhunderts: Wenn die Modernisierung traditionelle aristokratische Werte sogar in der Armee überflüssig zu machen drohte, so galt dies erst recht für die Gesellschaft als Ganzes...Regierung und Politik selbst wurden mehr und mehr zu Arbeitsbereichen für Verwaltungsfachleute, seit die staatlichen Bürokratien, besonders in Kontinentaleuropa, zusehends größer und spezialisierter wurden...Der Adel war nicht groß genug an Zahl, um alle Positionen von Macht und Einfluß zu besetzen, die eine industrielle Gesellschaft schuf. Überdies sträubten sich aristokratische Tradition, Ausbildung und Kultur gegen das Besetzen dieser Positionen, besonders wenn in offenem Wettstreit mit Angehörigen der gebildeten bürgerlichen Mittelschicht darum gerungen werden mußte.

In Österreich wurde der Adel 1919 nach dem Ersten Weltkrieg komplett abgeschafft und das Führen von Adelstiteln unter Strafe gestellt. Siehe auch Adelsaufhebungsgesetz

Japan

China

Militäradel

In Europa hatte der Adel im Mittelalter seine Glanzzeit. Bis in das 20. Jahrhundert hinein bestimmte er weite Teile des öffentlichen Lebens. Seine Privilegien gingen ihm durch den Absolutismus und durch die Folgen der Französische Revolution verloren.

In Deutschland wurde der Adel 1918 zwar politisch abgeschafft, allerdings wurde die Beibehaltung des Adelstitels als Bestandteil des Familiennamens gestattet (z.B. "Otto Graf Lambsdorff" statt "Graf Otto Lambsdorff"). Die Rechtsprechung erlaubt eine geschlechtsspezifische Anpassung des Namens.

Rangkronen

Die Krone auf der Helmzier bei Adelswappen symbolisiert ebenfalls den Rang.

  • normale Krone oder fünf Zacken (Perlen) = Niederadel = v.
  • Krone mit sieben Zacken (Perlen) = Freiherren
  • Krone mit neun Zacken (Perlen) = Grafen


Siehe auch: Anrede, Deutsche Adelshäuser, Genealogisches Handbuch des Adels , Standesherrlichkeit, Peer (Adel)

Literatur

  • Dominic Lieven: Abschied von Macht und Würden - Der Europäische Adel 1815 - 1914, Frankfurt 1995, ISBN 3-10-044804-9
  • Arno J. Mayer: Adelsmacht und Bürgertum. Die Krise in der europäischen Gesellschaft 1848-1814, dtv : München 1988, 342 S., ISBN 3-406-09749-9