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„Fest des Fastenbrechens“ – Versionsunterschied

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Noch vor dem Ende des Monats Ramadan, spätestens am Morgen vor dem Festgebet, ist außerdem die „Fastenbrechen-[[Zakāt]]“ (''zakāt al-fiṭr'') zu entrichten. Sie gilt als eine Läuterungsgabe, mit der sich die Gläubigen von ihren Sünden reinigen können, und ist für die Armen bestimmt. In Indonesien bestand sie in den 1970er Jahren aus 3 1/2 Litern Reis und wurde von der „Organisation der Einnehmer der Zakāt, freiwilligen Ausgaben und Spenden“ (''Badan Amil Zakat, Infak, Sedekah'' BAZIS) eingesammelt.<ref>Vgl. Hofmann 154-158.</ref>
Noch vor dem Ende des Monats Ramadan, spätestens am Morgen vor dem Festgebet, ist außerdem die „Fastenbrechen-[[Zakāt]]“ (''zakāt al-fiṭr'') zu entrichten. Sie gilt als eine Läuterungsgabe, mit der sich die Gläubigen von ihren Sünden reinigen können, und ist für die Armen bestimmt. In Indonesien bestand sie in den 1970er Jahren aus 3 1/2 Litern Reis und wurde von der „Organisation der Einnehmer der Zakāt, freiwilligen Ausgaben und Spenden“ (''Badan Amil Zakat, Infak, Sedekah'' BAZIS) eingesammelt.<ref>Vgl. Hofmann 154-158.</ref>


=== Der morgendliche Auszug zum Gebet ===
=== Der morgendliche Auszug zum behinderten gebet ===
[[Datei:Eid ul-fitr prayer in Indonesia.jpg|thumb|Festgebet auf einem Gebetsplatz in Indonesien]]
[[Datei:Eid ul-fitr prayer in Indonesia.jpg|thumb|Festgebet auf einem Gebetsplatz in Indonesien]]
[[Datei:Eidgah jeddah.JPG|thumb|Offener Gebetsplatz für das Festgebet in [[Dschidda]]]]
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Version vom 4. November 2016, 12:56 Uhr

ʿĪd al-Fitr in Tadschikistan

Das Fest des Fastenbrechens oder ʿĪd al-Fitr (arabisch عيد الفطر, DMG ʿĪd al-Fiṭr Aussprache/?) ist ein islamisches Fest im unmittelbaren Anschluss an den Fastenmonat Ramadan in den ersten zwei bis vier Tagen des Nachfolgemonats Schauwāl. Je nach Land und Region gibt es Unterschiede in der Dauer und Art des Festes. Höhepunkt des Festes ist der erste Tag, der mit der Sichtung des Neumondes beginnt. Im Türkischen wird das Fest als Ramazan Bayramı („Ramadan-Fest“) oder Şeker Bayramı („Zuckerfest“) bezeichnet. Im malaiischen Sprachraum heißt es Hari Raya Aidilfitri („Großer Tag des Fastenbrechens“) oder Hari Raya Puasa („Großer Tag [nach] dem Fasten“), in Indonesien wird es auch Lebaran genannt.

Festtermin

Da die Muslime sich bei ihren religiösen Festen nicht am Gregorianischen Kalender, sondern am Mondkalender orientieren, hat das islamische Festjahr nicht 365, sondern 354 Tage. Dementsprechend verschiebt sich das Fest des Fastenbrechens wie die anderen islamischen Feste gegenüber dem Sonnenkalender jedes Jahr um elf Tage nach vorn, wird also jedes Jahr früher gefeiert, im Schaltjahr um zwölf Tage.

Im Jahr 2013 fiel der Beginn des Festes auf den 8. August nach gregorianischer Zeitrechnung.[1][2] Im Jahr 2014 wurde das Fest vom 28. bis 30. Juli gefeiert,[3] 2015 fiel es auf den Zeitraum 17. bis 19. Juli.[4]

Da die Festlegung des Festtermins traditionell nach der Mondsichtung erfolgt, kam es in der Vergangenheit immer wieder zu uneinheitlichen Terminen. So wurde zum Beispiel 2006 das Fest in Deutschland weitestgehend auf den 24. Oktober festgelegt, während es in vielen islamischen Ländern oder Ländern mit muslimischer Minderheit am 23. Oktober gefeiert wurde. In Deutschland wurde die Bestimmung des Festtermins bis 2007 sogar von Gemeinde zu Gemeinde unterschiedlich gehandhabt. Im Rahmen des Koordinationsrates der Muslime in Deutschland haben sich die wesentlichen islamischen Verbände in Deutschland für das Jahr 2008 erstmals auf eine einheitliche Berechnungsmethode für den Ramadan und damit auch das Ramadanfest geeinigt.[5]

Ablauf

Vorbereitungen

Die Vorbereitungen für das Fest beginnen bereits während der letzten Ramadan-Tage, an denen die meisten Muslime große Mengen an Süßwaren und andere Spezialitäten für das Fest kaufen oder selbst zubereiten. Textil- und Schuhhändler führen während der letzten beiden Wochen des Ramadan eine Art Schlussverkauf durch, der obral lebaran genannt wird.[6] Auch das Haus wird während dieser Zeit vollkommen aufgeräumt und gesäubert.[7]

Noch vor dem Fest begeben sich viele Muslime zurück in ihre Heimat, um die Festlichkeiten gemeinsam mit Eltern und Verwandten zu begehen. In Malaysia und Indonesien führt dieser Exodus, der balik kampung bzw. pulang kampung („ins Dorf zurückkehren“) oder mudik („Heimfahrt“) genannt wird, jährlich zu großen Transportproblemen und vielen Verkehrsopfern.[8]

Noch vor dem Ende des Monats Ramadan, spätestens am Morgen vor dem Festgebet, ist außerdem die „Fastenbrechen-Zakāt“ (zakāt al-fiṭr) zu entrichten. Sie gilt als eine Läuterungsgabe, mit der sich die Gläubigen von ihren Sünden reinigen können, und ist für die Armen bestimmt. In Indonesien bestand sie in den 1970er Jahren aus 3 1/2 Litern Reis und wurde von der „Organisation der Einnehmer der Zakāt, freiwilligen Ausgaben und Spenden“ (Badan Amil Zakat, Infak, Sedekah BAZIS) eingesammelt.[9]

Der morgendliche Auszug zum behinderten gebet

Festgebet auf einem Gebetsplatz in Indonesien
Offener Gebetsplatz für das Festgebet in Dschidda

Die wichtigste religiöse Pflicht am Fest des Fastenbrechens ist das Festgebet (ṣalāt al-ʿīd),[10] das etwa eine Stunde nach Sonnenaufgang am Morgen des 1. Schauwāl stattfindet.[11] Für dieses begibt man sich zu einer Freitagsmoschee oder zu einem offenen Gebetsplatz. Die Abhaltung des Gebetes auf einem offenen Gebetsplatz außerhalb der Stadt ist eine Besonderheit des Festgebetes, bei der man einem prophetischen Vorbild folgt. Auch Mohammed soll sich für dieses Gebet mit den Gläubigen in einem prozessionsartigen Zug zu einem Platz außerhalb von Medina begeben haben, wobei ihm Bilāl ibn Rabāh mit einer Lanze vorauslief. Während des Gebetes wurde dann die Lanze als Markierung für die Gebetsrichtung an einer Stelle in den Boden gesteckt.[12] Heute verfügen die meisten islamischen Städte über eine ganze Anzahl von offenen Gebetsplätzen für das Festgebet.[13]

Bevor er sich zum Gebet begibt vollzieht der Gläubige eine rituelle Ganzkörperwaschung (ghusl), die für den Festtag als Sunna gilt. Für sie spricht er zunächst die Absichtsformel (nīya) aus: nawaitu an aġtasila ġusla ʿīdi l-fiṭri sunnatan li-Llāhi taʿālā („Ich erkläre meine Absicht, die rituelle große Waschung zum Fest des Fastenbrechens als Sunna für Gott – erhaben ist Er – zu verrichten“).[14]

Sowohl die Männer als auch die Frauen ziehen sich für das Festgebet besonders schöne oder neue Kleidung an. Einige Frauen verzieren ihre Hände mit Henna. Findet das Festgebet auf einem Gebetsplatz statt, bringen die meisten Gläubigen einen eigenen Gebetsteppich mit.[15]

Gebet und Predigt

Beim Festgebet gibt es weder einen Gebetsruf noch eine Iqāma. Die Zeit bis zum Beginn des Gebets verbringen die versammelten Gläubigen mit der Rezitation von Takbīr-Formeln. Diese Rezitationsformeln, die auf Arabisch als takbīrāt al-ʿīd („Takbīr-Rufe des Festes“) bezeichnet werden, gelten als eine eigene gottesdienstliche Übung, die nach dem schafiitischen Madhhab in die Kategorie Sunna fallen. Die genauen Formeln für die takbīrāt al-ʿīd variieren von Region zu Region.[16] In Medan wird zunächst gemeinsam die folgende Formel rezitiert: Allāhu akbar (3x), lā ilāha illā Llāh, Allāhu akbar (2x), wa-li-Llāhi l-ḥamd („Gott ist groß (3x), es gibt keinen Gott außer Gott, Gott ist groß (3x), Lob sei Gott“). Auf diese Formel folgt dann eine längere arabische Lobpreisung Gottes, die von dem Vorbeter allein gesprochen wird.[17]

Vor dem Festgebet gibt der Gläubige erneut eine Absichtserklärung ab, die etwa folgendermaßen lautet: uṣallī ṣalāta ʿīdi l-fiṭri rakʿataini („Ich bete jetzt das Gebet zum Fest des Fastenbrechens, das aus zwei Rakʿas besteht“).[18] Nach dem Gebet gehen mehrere Personen mit einer Sammelbüchse durch die Reihen der Gläubigen und sammeln Sadaqa ein.[19] Der Gottesdienst endet mit der Predigt. Diese Reihenfolge ist eine Besonderheit des Festgebets, denn beim Freitagsgebet geht die Predigt dem Gebet voraus.

Festtagsgrüße

Nach Gebet und Predigt gehen die Gläubigen üblicherweise in ausgelassener Stimmung durch die Straßen nach Hause und beglückwünschen sich zum Fest. Der Gruß zum Fastenbrechenfest lautet auf Arabisch ʿĪd mubārak („gesegnetes Fest“). In Südostasien begrüßt man sich üblicherweise mit selamat hari raya („Segen zum Feiertag“) und fügt die arabische Formel min al-ʿāʾidīn wa-l-fāʾizīn („[Sei Du einer] von den in das Paradies Einkehrenden und Gewinnenden“) hinzu. Auch ist allgemein üblich, sich an diesem Fest gegenseitig um Verzeihung zu bitten.[20] In Indonesien lautet die Formel dafür: maaf zahir/lahir dan batin („Verzeihung, äußerlich und innerlich“). Mit dieser Redewendung bittet man um Vergebung sowohl für physische als auch psychische Schmerzen, die zugefügt wurden.[21]

Soziale Aktivitäten

Typischerweise tragen Männer in Malaysia am Fest des Fastenbrechens das Baju Melayu

Der erste Feiertag ist Familientag. Meist begibt sich die Familie im Anschluss an den Gottesdienst zum Friedhof, um der verstorbenen Verwandten und Vorfahren zu gedenken, für sie Koranverse zu lesen und Bittgebete zu sprechen, hierbei insbesondere die Fatiha. Nach den Gebeten werden in einigen Gebieten Blumen und Blüten gestreut.[22]

Die Festtage werden genutzt, um die Verwandten und Bekannten zu besuchen. Dabei werden meist süße Gerichte gereicht und eine Menge Süßigkeiten verteilt (z. B. Lokum) und gegessen. Man macht sich gegenseitig Geschenke, oft auch Bedürftigen. Dies ist ein sehr wichtiger Aspekt des Islam und wird als ehrenwerte Tat angesehen.

Kinder bekommen in Malaysia üblicherweise Geld in Papiertüten geschenkt. Diese Tradition übernahm man von der chinesischstämmigen Gesellschaft Malaysias. Den chinesischen Begriff Ang Pow ersetzte man mit duit raya („großes Geld“).

In Malaysia tragen Männer traditionell während der Festtage Baju Melayu (Hose und Hemd) mit samping (Rock) und songkok (Kopfbedeckung) und Frauen baju kurung (Kleid) oder kebaya (Bluse).

Festspeisen und Darbietungen

Ketupat, eine typische Speise zum Lebaran in Indonesien

Während der Festtage isst man mit Verwandten und Freunden viel gemeinsam. Schon nach dem Abendgebet des letzten Ramadan-Tages findet in der Familie das erste große Mahl statt, das zweite nach dem Festgebet am 1. Schauwāl, das dritte am Abend desselben Tages. Zu den gewöhnlichen Speisen in Südostasien gehören lemang (Reis mit Kokosnussmilch in Bambusrohr gekocht), dodol (gelblicher Reis), ketupat (Reis in Bananenblättern gegart) und ayam rendang (speziell zubereitetes Hühnerfleisch). Des Weiteren stehen in fast jedem Haus mehrere Sorten von Gebäck und anderen Süßwaren bereit.

In Indonesien finden nach dem Abendessen häufig Theater-, Musik- oder Tanzdarbietungen statt.[23] In der Dunkelheit werden häufig fackelähnliche Kerzen in Bambusstangen aufgestellt (pelita). Außerdem zünden vor allem Jugendliche und Kinder Feuerwerkskörper und Raketen.

Das Fest des Fastenbrechens als Feiertag

In den islamischen Ländern sind während der Festtage alle Schulen, Universitäten, Ämter, Behörden und Banken geschlossen und es erscheinen üblicherweise auch keine Zeitungen. Auch die meisten Geschäfte öffnen nicht.[24]

In Deutschland gibt es bisher nur in einzelnen Bundesländern die Möglichkeit für Muslime, sich am 1. Schauwāl freizunehmen. So können sich zum Beispiel in Rheinland-Pfalz Schüler islamischen Glaubens an diesem Tag vom Unterricht befreien lassen. Die Lehrer sind deshalb angewiesen, an beiden Festen keine Klassen- oder Kursarbeiten oder sonstigen Leistungsnachweise zu terminieren. Eine Abweichung um einen Tag durch die jeweilige Gemeinde wird toleriert. Freigehalten von Leistungsnachweisen wird aber verbindlich nur der im Amtsblatt veröffentlichte Haupttag.[25]

In manchen internationalen Organisationen (wie etwa der IAEA in Wien) mit einem hohen Anteil an muslimischen Angestellten ist dieser Tag arbeitsfrei; dafür ist manch lokaler Feiertag (etwa Mariä Himmelfahrt) dort ein Werktag.

Literatur

  • Norbert Hofmann: Der islamische Festkalender in Java und Sumatra unter besonderer Berücksichtigung des Fastenmonats und Fastenbruchfests in Jakarta und Medan. Bock + Herchen, Bad Honnef 1978, ISBN 3-88347-000-7.
  • Laila Nabhan: Das Fest des Fastenbrechens (ʿīd al-fiṭr) in Ägypten: Untersuchungen zu theologischen Grundlagen und praktischer Gestaltung. Schwarz, Berlin 1991, ISBN 3-922968-91-0 (Hier online einsehbar).

Einzelnachweise

  1. Official Decision and Announcement of the High Judiciary Council of Saudi Arabia. Abgerufen am 9. August 2013.
  2. Islamische Feiern: Eid-al-Fitr. Islamisches Zentrum Wien, abgerufen am 9. August 2013.
  3. [1] Abgerufen am 11. August 2013.
  4. http://koordinationsrat.de/default.php?p=3
  5. Muslime in Deutschland einigen sich erstmalig auf einen einheitlichen Ramadankalender. Abgerufen am 9. August 2013.
  6. Vgl. Hofmann 108.
  7. Vgl. Hofmann 131f.
  8. Vgl. Hofmann 132-134.
  9. Vgl. Hofmann 154-158.
  10. Vgl. Nabhan 97.
  11. Vgl. Hofmann 140.
  12. Vgl. dazu Nabhan 105 und G.C. Miles: Art. „ʿAnaza“ in The Encyclopaedia of Islam. New Edition Bd. I, S. 482.
  13. Vgl. z. B. die Liste von Hofmann 137-140.
  14. Vgl. Hofmann 140 f.
  15. Vgl. Hofmann 142.
  16. Vgl. dazu Nabhan 93-97.
  17. Vgl. Hofmann 141.
  18. Vgl. Hofmann 142.
  19. Vgl. Hofmann 142 f.
  20. Vgl. Hofmann 143.
  21. Vgl. Hofmann 144.
  22. Vgl. Hofmann 145.
  23. Vgl. Hofmann 146-148.
  24. Vgl. Hofmann 149f.
  25. Islamische Feiertage 2008/2009 (9211-51253730). In: Amtsblatt des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur Rheinland-Pfalz. Nr. 6, 2008 (Bekanntmachung des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur vom 26. Mai 2008), Seite 207.
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