Alphonse de Rothschild


Alphonse James de Rothschild (* 1. Februar 1827 in Paris; † 26. Mai 1905 ebenda) war ein Mitglied des französischen Zweiges der Familie Rothschild und als Bankier tätig.
Familie
Er wurde als ältester Sohn des Baron James de Rothschild und der Betty von Rothschild (Tochter von Salomon Mayer von Rothschild) geboren. 1857 heiratete er seine Cousine Leonora de Rotschild (1837-1911), Tochter von Lionel de Rothschild aus dem Londoner Zweig der Familie Rothschild.
Die Eheleute haben vier Kinder: Bettina (1858-1892, Ehefrau von Albert Salomon von Rothschild), René (geboren und verstorben 1861), Béatrice (1864-1934) und Édouard (1868-1949).
Als ein Finanzier und Investor
Nachdem er die französische Staatsbürgerschaft erwarb, wurde er im Jahre 1855 Aufsichtsratsmitglied der Banque de France, wobei die Bank Rothschild Frères der erste Aktionär der Banque de France war.
Nach dem Tod seines Vaters im Jahr 1868 erbte Alphonse de Rothschild ein großes Vermögen, einschließlich Aktienpositionen an der Bank Rothschild Frères und der im Rothschild-Besitz befindlichen Compagnie des chemins de fer du Nord.
Alphonse begann schon in jungen Jahren seine Ausbildung im Bereich Finanzen und sein Vater beauftragte ihn schon zu Lebzeiten in Gold als Kapitalanlage zu investieren. In den 1860er Jahren wurden in Europa und den USA nach einem passenden Währungssystem gesucht. In Frankreich waren die Bankiers Jacob Rodrigue Émile Pereire (1800-1875) und Isaac Rodrigue Pereire (1806-1880) Befürworter von Papiergeld im Gegensatz zu Alphonse de Rothschild, der das französische System des Bimetallismus erhalten wollte. Alphonse Meinung wurde zunächst von Jean-Baptiste-Léon Say (1826–1896) unterstützt, einem ehemaligen Mitarbeiter der im Rothschild-Besitz befindlichen Compagnie des chemins de fer du Nord und der im Jahre 1872 französischer Finanzminister wurde. Alphonse Position wurde jedoch hinfällig, als das französische System des Bimetallismus abgeschafft und Frankreich – so wie der Rest von Europa – der Lateinischen Münzunion beitrat und der Goldstandard im Jahre 1873 angenommen wurde.
Während des Deutsch-Französischen Kriegs, hatte Alphonse de Rothschild die Pariser Befestigungen während der preußischen Belagerung von Paris (1870–1871) bewacht. Nach der Niederlage im Deutsch-Französischen Krieg musste die Bank Rothschild Frères die im Frieden von Frankfurt vereinbarten Reparationsleistungen in Höhe von fünf Milliarden Franc an das Deutsche Kaiserreich aufbringen. Als Adolphe Thiers im Jahre 1871 das Décret Crémieux abschaffen wollte, konnte dies Alphonse de Rothschild verhindern. Von 1873 bis 1911 stand er als Präsident dem Consistoire central israélite, der obersten Organisation des Judentums in Frankreich, vor. 1879 gründete er die Gesellschaft "Société commerciale et Industrielle de Naphte Caspienne et de la Mer Noire, Société Anonyme" (russisch Бни́то; dt. BNITO) um Erdöl in Baku zu fördern.[1] 1880 gründete er das Unternehmen SLN (französisch Société Le Nickel), eine Nickel-Minen-Gesellschaft in Neukaledonien. Der Zusammenbruch der von Paul Eugène Bontoux (1820–1904) gegründeten Investmentbank Société Générale de l'Union löste den Pariser Börsenkrach von 1882[2] aus und leitete den endgültigen Abschwung der französischen Wirtschaft ein. Als CNEP (französisch Comptoir National d’Escompte de Paris, dt.: Nationale Diskontbank Paris) im Jahre 1889 in Konkurs ging und kurz darauf der Panamaskandal ausbrach, führte dies im Jahre 1893 zu einer offiziellen Untersuchung im französischen Parlament. Für seine Verdienste um die Rettung der französischen Wirtschaft in einer Zeit der Krise wurde Alphonse de Rothschild im Jahr 1896 mit dem Großen Kreuz, der höchsten Klasse der Ehrenlegion ausgezeichnet. Im Jahre 1898 wurde Alphonse de Rothschild zusammen mit Eugène Goüin (1818–1909) zu den Vorsitzenden der Gruppe Les Banques Françaises ernannt.[3].
Literatur
- Frederic Morton: The Rothschilds. A Family Portrait. Secker & Warburg, London 1961.
- Virginia Cowles: The Rothschilds, a Family of Fortune. Alfred A. Knopf, London 1973, ISBN 0-394-48773-7.
- Anka Muhlstein: Baron James. The Rise of the French Rothschilds. Collins, London 1983, ISBN 0-00-216256-3.
- Derek Wilson: Rothschild. The Wealth and Power of a Dynasty. Charles Scribner's Sons, London 1988, ISBN 0-684-19018-4
- Herbert R. Lottman: The French Rothschilds. The great banking dynasty through two turbulent centuries. Crown Publishers, New York 1995, ISBN 0-517-59229-0.
- Niall Ferguson: The world's banker. The history of the House of Rothschild. Weidenfeld & Nicolson 1998, ISBN 0-297-81539-3.
Einzelnachweise
- ↑ BNITO war das zweitgrößte in Russland vertretene Unternehmen und bildete mit zwei weiteren Unternehmen und einem Kapital von über 30 Millionen Mark 1906 die Europäische Petroleum-Union G.m.b.H. in Bremen. Die Familie Rothschild musste jedoch das Unternehmen im Jahre 1911 verkaufen (Quelle: Archives du Monde du Travail à Roubaix et tous les livres sur la Branche française des Rothschild)
- ↑ Eugene White: The Crash of 1882 and the Bailout of the Paris Bourse, Springer-Verlag, 2006.
- ↑ Archives diplomatiques: recueil mensuel de diplomatie, d'histoire et de droit international, Numéros 65 à 68, 1861
Weblinks
- Dokumente zur Aufnahme in die Ehrenlegion auf der Webseite des Französischen Nationalarchivs.