„Seifenoper“ – Versionsunterschied
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Soaps haben den Zweck, der [[Radiowerbung|Radio-]] oder [[Fernsehwerbung]] einen unterhaltsamen Rahmen zu geben. Sie zeigen üblicherweise Protagonisten, die durch eine Beziehungsebene (Cliquen, Verwandtschaft, Freundschaft, Ehe) permanent miteinander zu tun haben. Gefördert wird dies durch eine Rahmenhandlung, die Möglichkeiten für Gefühls- und Beziehungsverwicklungen schafft.<ref>Klaus Plake: ''Handbuch der Fernsehforschung.'' 2004, S. 150.</ref> Während andere Serienformate die Ereignisse in den Vordergrund stellen, sind bei Soaps die handelnden Personen wichtiger und folgen trivialen Erzählmustern. Charakteristisch für Soaps ist, dass mehrere Handlungen parallel gezeigt werden („Handlungsstränge“); diese (auch „Storylines“ oder „Plotlines“ genannt) werden in einer Folge jedoch nicht abgeschlossen, sondern in späteren Folgen zwecks Spannungserhöhung fortgesetzt. Es werden pro Folge mehrere dieser Handlungsstränge nacheinander gezeigt, so dass sich ein Geflecht an nicht abgeschlossenen Handlungen ergibt. Zumindest ein Handlungsstrang wird in jeder Folge an einem spannenden Punkt offengelassen. Um den Erzählfluss nicht zu behindern, werden immer mehrere Handlungsfäden in unterschiedlichen Stadien gleichzeitig verfolgt. Die Länge der einzelnen Handlungsstränge kann dabei von einer Folge bis zu mehreren Monaten variieren. Diese parallel gezeigten Handlungsstränge sind miteinander verflochten und doch unabhängig voneinander, ihre Sequenzen sind kürzer als in Kinofilmen. [[Hans Wilhelm Geißendörfer]] hat 1995 hierfür den Ausdruck „Zopfdramaturgie“ geprägt.<ref>Hans Wilhelm Geißendörfer: ''Lindenstraße – Die Dramaturgie der Endlosigkeit.'' 1995, S. 13 ff.</ref> |
Soaps haben den Zweck, der [[Radiowerbung|Radio-]] oder [[Fernsehwerbung]] einen unterhaltsamen Rahmen zu geben. Sie zeigen üblicherweise Protagonisten, die durch eine Beziehungsebene (Cliquen, Verwandtschaft, Freundschaft, Ehe) permanent miteinander zu tun haben. Gefördert wird dies durch eine Rahmenhandlung, die Möglichkeiten für Gefühls- und Beziehungsverwicklungen schafft.<ref>Klaus Plake: ''Handbuch der Fernsehforschung.'' 2004, S. 150.</ref> Während andere Serienformate die Ereignisse in den Vordergrund stellen, sind bei Soaps die handelnden Personen wichtiger und folgen trivialen Erzählmustern. Charakteristisch für Soaps ist, dass mehrere Handlungen parallel gezeigt werden („Handlungsstränge“); diese (auch „Storylines“ oder „Plotlines“ genannt) werden in einer Folge jedoch nicht abgeschlossen, sondern in späteren Folgen zwecks Spannungserhöhung fortgesetzt. Es werden pro Folge mehrere dieser Handlungsstränge nacheinander gezeigt, so dass sich ein Geflecht an nicht abgeschlossenen Handlungen ergibt. Zumindest ein Handlungsstrang wird in jeder Folge an einem spannenden Punkt offengelassen. Um den Erzählfluss nicht zu behindern, werden immer mehrere Handlungsfäden in unterschiedlichen Stadien gleichzeitig verfolgt. Die Länge der einzelnen Handlungsstränge kann dabei von einer Folge bis zu mehreren Monaten variieren. Diese parallel gezeigten Handlungsstränge sind miteinander verflochten und doch unabhängig voneinander, ihre Sequenzen sind kürzer als in Kinofilmen. [[Hans Wilhelm Geißendörfer]] hat 1995 hierfür den Ausdruck „Zopfdramaturgie“ geprägt.<ref>Hans Wilhelm Geißendörfer: ''Lindenstraße – Die Dramaturgie der Endlosigkeit.'' 1995, S. 13 ff.</ref> |
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Version vom 26. November 2013, 09:45 Uhr
Seifenoper ist ein serielles Unterhaltungsformat im Rundfunk – zumeist im Fernsehen, gelegentlich auch im Hörfunk –, das einmal („Weekly Soap“) oder mehrfach wöchentlich bis täglich („Daily Soap“) in Form einer Endlosserie ausgestrahlt wird.
Geschichte
Das Programmformat der Daily Soap hat ihren Ursprung im US-amerikanischen Radio. Die erste Soap-Opera lief mit „Betty and Bob“ am 10. Oktober 1932 erstmals bei NBC mit dem Cereal-Sponsor General Mills über die Radiosender. Erdacht wurde die Serie von Frank Hummert und Anne Ashenhurst, die als Erfinder der Soap-Opera gelten und 7 der überhaupt 11 ersten Seifenopern schrieben.[1] Die morgens ausgestrahlten Daytime Serials sollten Hausfrauen als Konsumentinnen gewinnen. Das Konzept basierte auf der industriegesellschaftlichen Rollenverteilung zwischen Mann und Frau in den USA in der Mitte des letzten Jahrhunderts, als sich die Zahl nichtverdienender Hausfrauen auf ihrem Höhepunkt befand. Entsprechend entwarf man die Familienserien für die Wünsche und Interessen der weiblichen Hauptzielgruppe. Innerhalb einer Folge gab es mehrere Werbeblöcke, in denen die Artikel der Waschmittelhersteller dominierten. Der Seifen- und Waschmittelhersteller Procter & Gamble präsentierte erstmals am 14. August 1933 mit Ma(ria) Perkins eine für die Hausfrau gedachte Radioserie, die später der Soap-Opera ihren Namen gab.[2] Die erste Soap-Opera im Fernsehen war Faraway Hill, die am 2. Oktober 1946 im DuMont Television Network startete. Ihre Lebensdauer war allerdings sehr kurz, denn sie endete bereits am 18. Dezember 1946.
Auf dem Höhepunkt der Soap im Jahre 1940 wurden täglich 64 verschiedene Folgen ausgestrahlt, doch bereits 1941 halbierte sich ihre Zahl auf 33. Der nun eintretende stetige Rückgang war auf das Fernsehen zurückzuführen, das 1947 endgültig begonnen hatte, dieses Format zu übernehmen.[3] 1961 gab es keine Daily Soap mehr im US-Radio. Die älteste Radiosoap ist The Archers über eine Landfamilie auf BBC, die am 13. Februar 1950 startete und ab 1. Januar 1951 regelmäßig ausgestrahlt wurde.
Dabei adaptierte das Fernsehen nicht die Story der Radio-Soaps. Nur einer einzigen, der erstmals am 25. Januar 1937 im NBC-Radio gestarteten „The Guiding Light“, gelang am 30. Juni 1952 der Wechsel zum Fernsehen. Erst nach 15.762 Folgen wurde diese Serie am 18. September 2009 dort nach 72 Jahren eingestellt. Als erste TV-Soap in den USA gilt A Woman to Remember, die erstmals am 21. Februar 1947 ausgestrahlt wurde. Die bisher morgendlich gesendeten Soaps wurden wegen demografischer Änderungen sukzessive in die „Prime time“ verschoben, da immer mehr Hausfrauen arbeiten gingen. In der Prime time hatten inzwischen die am 2. April 1978 erstmals ausgestrahlte Serie „Dallas“ und „Dynasty“ (in Deutschland: Der Denver-Clan; 12. Januar 1981) als Prototypen einer Soap erstmals Weltruf erlangt. Das während der Prime time auch anwesende männliche Publikum wirkte sich auf den Inhalt aus, denn maskuline Themen wie etwa das Geschäftsleben fanden zunehmend Eingang in die Drehbücher. Die erste europäische Seifenoper im Fernsehen war die britische Coronation Street, die ab dem 9. Dezember 1960 gesendet wurde. In ihr wurde erstmals mit der aus der amerikanischen Seifenoper stammenden Tradition gebrochen, die Handlung in einem gutsituierten Milieu anzusiedeln, denn Coronation Street spielt im Arbeitermilieu.
In Deutschland begannen die ersten Familien-Soaps ebenfalls im Radio. Ab dem 17. September 1949 ging beim Hessischen Rundfunk die erste von 77 Folgen der fiktiven „Familie Hesselbach“ auf Sendung. Erste deutsche Fernseh-Soap war die 111-teilige Serie „Unsere Nachbarn heute Abend: Die Schölermanns“, die ab dem 15. September 1954 bis 25. März 1960 ausgestrahlt wurde. Nachfolger waren Die Hesselbachs ab 22. Januar 1960, die es aus dem Radio in das Fernsehen geschafft hatten. Angeregt durch Dallas und Denver Clan entstanden „Die Schwarzwaldklinik“ (ab 22. Oktober 1985) und die „Lindenstraße“ (ab 8. Dezember 1985). Auch und gerade das Privatfernsehen begann nach seiner Genehmigung in Deutschland, dieses Sendeformat mit Eigenproduktionen für sich zu gewinnen. RTL begann mit „Ein Schloß am Wörthersee“ (17.Oktober 1990), es folgte „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ (11. Mai 1992). Am 1. Oktober 1992 begann Marienhof, am 2. Januar 1995 startete Verbotene Liebe (beide ARD).
Merkmale
=== Inhalt und Dramaturgie === was geht Soaps haben den Zweck, der Radio- oder Fernsehwerbung einen unterhaltsamen Rahmen zu geben. Sie zeigen üblicherweise Protagonisten, die durch eine Beziehungsebene (Cliquen, Verwandtschaft, Freundschaft, Ehe) permanent miteinander zu tun haben. Gefördert wird dies durch eine Rahmenhandlung, die Möglichkeiten für Gefühls- und Beziehungsverwicklungen schafft.[4] Während andere Serienformate die Ereignisse in den Vordergrund stellen, sind bei Soaps die handelnden Personen wichtiger und folgen trivialen Erzählmustern. Charakteristisch für Soaps ist, dass mehrere Handlungen parallel gezeigt werden („Handlungsstränge“); diese (auch „Storylines“ oder „Plotlines“ genannt) werden in einer Folge jedoch nicht abgeschlossen, sondern in späteren Folgen zwecks Spannungserhöhung fortgesetzt. Es werden pro Folge mehrere dieser Handlungsstränge nacheinander gezeigt, so dass sich ein Geflecht an nicht abgeschlossenen Handlungen ergibt. Zumindest ein Handlungsstrang wird in jeder Folge an einem spannenden Punkt offengelassen. Um den Erzählfluss nicht zu behindern, werden immer mehrere Handlungsfäden in unterschiedlichen Stadien gleichzeitig verfolgt. Die Länge der einzelnen Handlungsstränge kann dabei von einer Folge bis zu mehreren Monaten variieren. Diese parallel gezeigten Handlungsstränge sind miteinander verflochten und doch unabhängig voneinander, ihre Sequenzen sind kürzer als in Kinofilmen. Hans Wilhelm Geißendörfer hat 1995 hierfür den Ausdruck „Zopfdramaturgie“ geprägt.[5]
Daily Soaps weisen regelmäßig einen offenen Handlungsverlauf auf[6] und werden deshalb oft als „Endlosserien“ bezeichnet. Einzelne Folgen enden in der Regel nicht mit einem Happy End, sondern im Gegenteil mit einer Zuspitzung entstandener Konflikte. Hierfür wird eigens gern das Stilmittel des Cliffhanger eingesetzt, weil es die Spannung auf den Höhepunkt treibt und damit das Interesse des Zuschauers weckt, auch die nächste Folge anzuschauen.
Die Dramaturgie ist dabei so konzipiert, dass der Zuschauer oft mehr Überblick gewinnt als die Akteure und dadurch den Fortgang einiger Ereignisse vorausahnen kann. Ob diese Ereignisse tatsächlich so eintreten, bleibt – spannungserhöhend – weiteren Folgen vorbehalten. Zur Erhöhung der Spannung kann am Ende einer Folge der Cliffhanger eingesetzt werden, der die Folge im spannendsten Augenblick unterbricht oder beendet. Dieses Stilmittel ist geeignet, die Bindung des Zuschauers an die Seifenoper zu festigen.
Die Soap beruht auf Drehbüchern und Rollen, die hinreichendes Konfliktpotenzial aufweisen. Die Konflikte können dabei thematischer Natur oder in den gegensätzlichen Charakteren der Darsteller begründet sein. Viele Konflikte entstehen dabei durch Missverständnisse, mangelhafte oder fehlende Kommunikation oder durch „overhearing situations“, wobei Unterhaltungen von anderen unbemerkt belauscht werden können.[7] In den abgeschlossenen Folgen – auch Episodenserien genannt – durchleben die Darsteller in jeder Folge neue Herausforderungen und sind entsprechenden Alltagsproblemen ausgesetzt. Deren Lösung wird jedoch mindestens in die nächste Folge verschoben. Soaps sind äußerlich auch erkennbar am Studiodesign, den häufigen Nahaufnahmen, zahlreichen Rückblenden und auch an schauspielerischen Mängeln.[8]
Erzähltempo und Erzählzeit
Durch die zeitlich sehr dichte Aufeinanderfolge der einzelnen Episoden ist es notwendig, ein sehr langsames Erzähltempo einzuhalten. Auf diese Weise wird es den Zuschauern ermöglicht, der Handlung auch dann noch folgen zu können, wenn sie zuvor einige Folgen verpasst haben. Im Interesse einer möglichst hohen Zuschauerbindung wird jedoch in solchen Fällen zumindest das subjektive Empfinden von Wissenslücken angestrebt, auch wenn die Zuschauer aufgrund des Konzepts relativ schnell wieder in den Erzählfluss zurückfinden. Durch solche gelegentlich eingestreuten Anspielungen auf vorangegangene Ereignisse, die ohne das nötige Vorwissen eher verwirrend wirken könnten Rückblende, werden zudem „treue“ Zuschauer als vollwertige Mitglieder der Ingroup belohnt.
Ein weiteres Merkmal ist die Einhaltung einer Zeitkontinuität. Dies bedeutet aber nicht, dass die Handlungsverläufe in Echtzeit ablaufen. Bei Unter uns erstreckt sich der Ablauf eines Tages in der Regel über maximal drei Folgen (60 Minuten reine Erzählzeit ohne Werbung) während eine 30-Minuten-Folge von Lindenstraße immer morgens beginnt und am Abend desselben Tages endet. Durch das Vermeiden offensichtlicher Zeitsprünge bei den erzählten Geschichten einer Folge wird dem Zuschauer der Eindruck vermittelt, bei allem mit dabei zu sein, was die verschiedenen Figuren erleben.
Zopfdramaturgie
Ein weiteres Merkmal der Soap-Operas ist der dramaturgische Aufbau der einzelnen Sendungen. Mehrere (in der Regel drei bis fünf) Handlungsstränge werden gleichberechtigt parallel erzählt. Diese Storylines werden in kleine, etwa gleich lange Sequenzen zerlegt, welche immer abwechselnd gezeigt werden. Jeder dieser Handlungsstränge befindet sich auf unterschiedlichem Entwicklungsniveau: Während ein Strang sich entfaltet, hat der zweite schon in der vorangegangenen Folge begonnen, der dritte strebt seinem Ende zu usw. Entscheidend dabei ist, dass am Ende jeder Folge mindestens ein offener Handlungsfaden übrig bleibt, der die Zuschauer dazu bewegt, die Fortsetzung am nächsten Tag einzuschalten.
Produktionsweise
Soaps sind normalerweise für Werbeblöcke konzipiert, werden also bei den öffentlichen Anstalten bis 20:00 Uhr ausgestrahlt, bei den privaten ebenfalls, könnten aber hier wegen der fehlenden Werberestriktionen auch im Abendprogramm gezeigt werden. Die „Lindenstraße“ hingegen ist eine werbefreie und auch lediglich eine wöchentliche Soap. Seifenopern sind für das Fernsehen sehr lukrativ, da den niedrigen Produktionskosten hohe Werbeeinnahmen gegenüberstehen.[9] Als kommerziell am erfolgreichsten erweist sich Gute Zeiten, schlechte Zeiten, das RTL Werbeeinnahmen in Höhe von etwa 220 Millionen Euro (ein Werbespot kostet saisonabhängig zwischen 30.000 und 60.000 Euro, maximal 24 Spots dürfen pro Folge geschaltet werden) einbringt. Diesen stehen Produktionskosten von (250 x 79.000 Euro) etwa 20 Millionen Euro gegenüber, so dass ein Bruttogewinn von etwa 200 Millionen Euro erwirtschaftet werden kann. Die niedrigen Produktionskosten[10] entstehen durch Massenproduktion (teilweise täglich parallel laufende Dreharbeiten), wenige Takes pro Einstellung, fast immer gleichbleibende Kulissen und geringe Gagen. Täglich sind 25 Sendeminuten zu produzieren, während normale TV-Serien es auf durchschnittlich 8 Sendeminuten bringen (Spielfilme sogar nur auf zwei oder drei Minuten pro Tag). Eine Szene wird maximal 3 Mal geprobt, dann wird gedreht, bis zu 15 Szenen am Tag.[11] Zur Kostenersparnis wird fast ganz auf Außenaufnahmen verzichtet. Ihre Aktualität ist hoch, denn der Sendetermin liegt etwa einen Monat nach der Fertigstellung. Soaps erzielen eine hohe Bindungswirkung durch die eingesetzten Stilmittel.
Arten und Abgrenzung
Serien lassen sich unterscheiden nach Serien mit abgeschlossener Handlung pro Folge (englisch: Series) und solchen mit offener Handlung (Serials). Daher gehört die Soap zu den Serials. Christine Mielke nennt sie eine „zyklisch-serielle Narration“.[12] Während bei den Seifenopern Handlung und oftmals auch Ort des Geschehens fiktional sind, werden bei den „Real Life Soaps“ tatsächliche Handlungen in Serienform aufgezeichnet und gesendet. Dazu gehören das Format von Big Brother und Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!. Radio- und Telenovelas sind genau genommen – trotz eingesetzter Stilmittel wie Cliffhanger - keine Seifenoper, weil sie einen von vornherein abgeschlossenen Handlungsrahmen aufweisen. Die Doku-Soap ist eine Form des Reality-TV, in der Personen in dramatisch inszenierter Form in einem geschlossenen Handlungsrahmen gezeigt werden.
Forschung
Die Seifenoper ist in vielfältiger Weise Gegenstand internationaler wissenschaftlicher Forschung. Einerseits werden ihre Produktionsmethoden, andererseits ihre Inhalte und Rezeption/Wirkung auf Fernsehzuschauer untersucht. Eine der repräsentativen Übersichten erschien von Daniela Wiegand, die die frühe Auseinandersetzung innerhalb der Sozialwissenschaften ebenso erwähnt wie den ästhetischen und kulturwissenschaftlichen Diskurs. Ihre Arbeit gibt einen Überblick über den weltweiten wissenschaftlichen Stand der Untersuchungen über die Seifenoper. Deren Produktion wird mit industrieller Fließbandarbeit verglichen, sie hat als einzige narrative Form keinen Anfang und kein Ende und verlangt von den Rezipienten nur minimale Anstrengung.[13] Melanie Magin hat im Jahre 2006 eine – bislang unveröffentlichte – Magisterarbeit zum Thema „Familiale Lebensformen in Daily Soaps“ vorgelegt, in der sie das Bild von Familien in zwei Serien untersuchte.
Deutschsprachige Seifenopern
Tägliche Soaps
| Titel | Produktionsfirma | Folgen | Sender | Ausstrahlungsdatum |
|---|---|---|---|---|
| Aktuelle | ||||
| Gute Zeiten, schlechte Zeiten | Grundy UFA | 5300+ | RTL | seit dem 11. Mai 1992 |
| Unter uns | Grundy UFA | 4650+ | RTL | seit dem 28. November 1994 |
| Verbotene Liebe | Grundy UFA | 4300+ | Das Erste | seit dem 2. Januar 1995 |
| Alles was zählt | Grundy UFA | 1700+ | RTL | seit dem 4. September 2006 |
| Dahoam is Dahoam | PolyScreen, Constantin Television | 1167+ | BR | seit dem 8. Oktober 2007 |
| Berlin – Tag & Nacht | filmpool Film- und Fernsehproduktion | 485+ | RTL II | seit dem 12. September 2011 |
| Köln 50667 | filmpool Film- und Fernsehproduktion | 155+ | RTL II | seit dem 7. Januar 2013 |
| Früher | ||||
| Marienhof | Bavaria Fernsehproduktion | 4053 | Das Erste | 1. Oktober 1992 – 15. Juni 2011 |
| Jede Menge Leben | Colonia Media | 376 | ZDF | 6. März 1995 – 30. September 1996 |
| So ist das Leben! Die Wagenfelds | Bavaria Film, Iduna Film | 169 | Sat.1 | 16. Oktober 1995 – 29. Februar 1996 |
| Alle zusammen – jeder für sich | Grundy UFA | 230 | RTL 2 | 25. November 1996 – 30. Oktober 1997 |
| Geliebte Schwestern | Columbia TriStar | 250 | Sat.1 | 2. Juni 1997 – 13. Juni 1998 |
| Mallorca – Suche nach dem Paradies | Grundy UFA Baleares | 200 | ProSieben | 26. April 1999 – 8. Februar 2000 |
| Mitten im 8en | Producers at Work, Satel Film | 56 | ORF 1 | 10. Juni – 29. Juni 2007 |
| Ahornallee | Tresor TV | 60 | RTL | 16. April – 15. Juni 2007 |
| 112 – Sie retten dein Leben | action concept | 110 | RTL | 25. August 2008 – 5. Februar 2009 |
| Eine für alle – Frauen können’s besser | Rubicon Filmproduktion, Bavaria Fernsehproduktion | 100 | Das Erste | 20. April – 16. Oktober 2009 |
| Eine wie keine | Grundy UFA, Phoenix Film | 212 | Sat.1, ORF 1 | 16. November 2009 – 17. September 2010 |
| Hand aufs Herz | Producers at Work | 234 | Sat.1, ORF 1 | 4. Oktober 2010 – 2. September 2011 (lief ab dem 15. April 2011 als Telenovela) |
| Herzflimmern – Die Klinik am See | Bavaria Fernsehproduktion | 255 | ZDF | 4. April 2011 – 18. April 2012 |
Wöchentliche Soaps
| Titel | Produktionsfirma | Folgen | Sender | Ausstrahlungsdatum |
|---|---|---|---|---|
| Aktuelle | ||||
| Lindenstraße | Geißendörfer Film- und Fernsehproduktion | 1450+ | Das Erste | seit dem 8. Dezember 1985 |
| Die Fallers – Eine Schwarzwaldfamilie | Südwestrundfunk | 600+ | SWR | seit dem 25. September 1994 |
| Schloss Einstein | Saxonia Media Filmproduktion | 740+ | KiKA | seit dem 4. September 1998 |
| In aller Freundschaft | Saxonia Media Filmproduktion | 550 + | Das Erste | seit dem 26. Oktober 1998 |
| Ein Fall für die Anrheiner | Zieglerfilm Köln und Westdeutscher Rundfunk | 46+ | WDR | seit dem 1. Mai 2011 |
| Früher | ||||
| Hinter Gittern – Der Frauenknast | Grundy UFA | 403 | RTL | 22. September 1997 – 13. Februar 2007 |
| Die Anrheiner | Zieglerfilm Köln und Westdeutscher Rundfunk | 612 | WDR | 21. März 1998 – 24. April 2011 |
| Lüthi und Blanc | C-FILMS | 288 | SF 1 | 10. Oktober 1999 – 13. Mai 2007 |
| Großstadtträume | Grundy UFA | 7 | RTL | 8. Mai 2000 – 26. Juni 2000 |
| fabrixx | Maran Film | 220 | Das Erste | 24. November 2000 – 17. September 2005 |
| Verschollen | teamWorx | 29 | RTL/ORF 1 | 13. September 2004 – 7. April 2005 |
| Tag und Nacht | C-FILMS | 36 | SF 1 | 5. September 2008 – 28. Mai 2009 |
| Klinik am Alex | teamWorx | 27 | Sat.1 | 29. Januar 2009 – 26. Februar 2009 |
Andere Beispiele
| Titel | Originaltitel | Land | Folgen | Sender | Ausstrahlungsdatum |
|---|---|---|---|---|---|
| Springfield Story | Guiding Light | Vereinigte Staaten | 15762 | CBS | 30. Juni 1952 bis 18. September 2009 |
| Jung und Leidenschaftlich – Wie das Leben so spielt | As the World Turns | Vereinigte Staaten | 13858 | CBS | 2. April 1956 bis 17. September 2010 |
| Coronation Street | Coronation Street | Vereinigtes Königreich | 7700+ | ITV | seit 9. Dezember 1960 |
| General Hospital | General Hospital | Vereinigte Staaten | 12400+ | ABC | seit 1. April 1963 |
| Zeit der Sehnsucht | Days of our Lives | Vereinigte Staaten | 11700+ | NBC | seit 8. November 1965 |
| Liebe, Lüge, Leidenschaft | One Life to Live | Vereinigte Staaten | 11105 | ABC | 15. Juli 1968 bis 13. Januar 2012 |
| All My Children | All My Children | Vereinigte Staaten | 10712 | ABC | 5. Januar 1970 bis 23. September 2011 |
| Schatten der Leidenschaft | The Young and the Restless | Vereinigte Staaten | 9800+ | CBS | seit 26. März 1973 |
| California Clan | Santa Barbara | Vereinigte Staaten | 2137 | NBC | 30. Juli 1984 bis 15. Januar 1993 |
| Nachbarn | Neighbours | Australien | 6300+ | Seven Network | seit 18. März 1985 |
| Reich und Schön | The Bold and the Beautiful | Vereinigte Staaten | 6200+ | CBS | seit 23. März 1987 |
| Home and Away | Home and Away | Australien | 6300+ | Eleven | seit 17. Januar 1988 |
| All Saints | All Saints | Australien | 494 | Seven Network | 24. Februar 1998 bis 27. Oktober 2009 |
Siehe auch
- Lakorn (thailändische Variante der Seifenoper)
- Liste der längsten Fernsehserien
Einzelnachweise
- ↑ Robert Clyde Allen, Speaking of Soap Operas, 1985, S. 116
- ↑ Regis McKenna, Access-Marketing, 2002, S. 31
- ↑ Carolin Wagner, Deutsche Daily Soaps, S. 9
- ↑ Klaus Plake: Handbuch der Fernsehforschung. 2004, S. 150.
- ↑ Hans Wilhelm Geißendörfer: Lindenstraße – Die Dramaturgie der Endlosigkeit. 1995, S. 13 ff.
- ↑ Anja Ruf, Vermarktung von Daily Soaps, 2009, S. 5
- ↑ Gunther Kirsch, Produktionsbedingungen von Daily Soaps: Ein Werkstattbericht, in : Montage/av Zeitschrift für Theorie und Geschichte audiovisueller Kommunikation, Jg. 10, Nr. 1, 2001, S. 52 (PDF; 1,6 MB)
- ↑ Carolin Wagner, a.a.O., S. 18
- ↑ Udo Göttlich/Jörg-Uwe Nieland, Daily Soaps als Umfeld von Marken, Moden und Trends, 1998, S. 190
- ↑ Anja Ruf, a.a.O., S. 7
- ↑ Neue Osnabrücker Zeitung vom 3. April 2012, GSZS ist 20 Jahre nach dem Start längst zur Erfolgsgeschichte gereift
- ↑ Christine Mielke, Zyklisch-serielle Narration: erzähltes Erzählen von 1001 Nacht bis zur TV-Serie, 2006, S. 7
- ↑ Daniela Wiegand, Die „Soap Opera“ im Spiegel wissenschaftlicher Auseinandersetzung, 1999, S. 26 ff.