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Rohrdommel

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Rohrdommel
Rohrdommel
Rohrdommel

Rohrdommel (Botauris stellaris)

Systematik
Klasse: Vögel (Aves)
Unterklasse: Neukiefervögel
(Neognathae)
Ordnung: Stelzvögel (Ciconiiformes)
Familie: Reiher (Ardeidae) Gattung: Rohrdommeln (Botauris)
Art: Große Rohrdommel (B. stellaris)

Die Rohrdommel (Botauris stellaris) ist ein verborgen lebender Vogel ausgedehnter Röhrichte aus der Familie der Reiher. In der Abgrenzung zur Zwergdommel wird sie teilweise auch als "Große Rohrdommel" bezeichnet.

Aussehen

Die Rohrdommel ist etwas größer als ein Haushuhn (bis 76 cm lang und 1,35 kg schwer) und von gedrungener Gestalt mit kurzem, dickem Hals und kurzen Beinen, einem relativ kurzen, kräftigen grün-gelben Schnabel (an der Spitze mit fein gesägten Hornschneiden). Das Gefieder ist fein schwarz, gelbbraun und weiß gestreift.

Mit ihrem in warmen Brauntönen gehaltenen, stark gescheckten Federkleid ist sie im Altschilf enorm gut getarnt. Nährt man sich ihr, nimmt sie bis auf geringe Distanz die so genannte Pfahlstellung mit senkrecht nach oben gerichtetem Kopf und Schnabel ein und schwankt wie das Schilf im Wind, ihre Längsstreifen wirken wie einzelne Halme.

Stimme

Im Frühjahr geben die Männchen dumpfe Balzrufe von sich, die kilometerweit zu hören sind und der Rohrdommel früher die volkstümliche Bezeichnungen "Moorochse", "Wasserochse" oder "Riedochse", eingetragen haben.

Lebensraum

Die Rohrdommel lebt bevorzugt in ausgedehnten Verlandungszonen von Seen, Altwässern und Teichen. Besonders wichtig sind gut erhaltene, ausgedehnte Schilf- und Röhrichtbestände, in denen die Vögel geschickt umherklettern, in denen sie ihre Nester bauen können und Schutz suchen.

Zur Nahrungssuche benötigt die Rohrdommel eingestreute niedrige Vegetation, z.B. Gräben, Uferbereiche und auch offene Wasserstellen.

Nahrung und Nahrungserwerb

Die Rohrdommel ernährt sich von Kleinfischen, Fröschen sowie Amphibien und Wasserinsekten.

Verhalten und Zugverhalten

Die Rohrdommel ist nachtaktiv und daher am Tage kaum zu beobachten. Junge Rohrdommeln streifen (wie viele Reiher) weit umher, während viele der europäischen Brutvögel in ihrem Brutgebiet überwintern, was ihnen in strengen Wintern oft zum Verhängnis wird. Ein großer Teil zieht jedoch im Winter nach West- und Südeuropa oder bis ins tropische Afrika.


Fortpflanzung und Brut

Die Männchen sind polygam und verpaaren sich, wo die Bestände groß genug sind, mit mehreren Weibchen. Die Männchen beteiligen sich nicht am Brutgeschäft oder an der Aufzucht der Jungen. Die Jungen sind Nesthocker und kommen mit ca. zwei Monaten zum Fliegen. Entsprechend den Regeln der nesthockenden Arten, sollte die Rohrdommel eigentlich monogam sein. Man weiss aber von männlichen Rohrdommeln mit 3- 5, sogar bis sieben brütenden Weibchen, deren Nester in Sternform um ihr Territorium angeordnet sind. Das Nest, aus Rohr, Schilf und Seggen, ist innen mit Blättern und dürrem Gras gepolstert.

Nach 25-26 Tagen schlüpfen die braun bedunten Nesthocker. Schon nach 8 Tagen nehmen sie bei drohender Gefahr die »Pfahlstellung« ein; das Nest verlassen sie meist im Alter von 4-5 Wochen (oft aber auch schon nach 2-3 Wochen) und streifen danach in der Umgegend umher, bis sie mit 8 Wochen völlig selbständig und flugtüchtig sind.

Bestandstrends in Mitteleuropa und Bedrohung

Die Rohrdommel kommt von Nordafrika über die gemässigten Breiten Europas bis nach Ostasien vor. Den europäischen Verbreitungsschwerpunkt finden wir in den weiten Sumpflandschaften Osteuropas. Größere Rohrdommel-Vorkommen gibt es am Neusiedler See in Österreich.

Durch Verlust ihres Lebensraumes, insbesondere Zerstörung von Schilfbeständen oder Entwässerung, sind beide Arten stark gefährdet. An vielen Gewässern haben sich auch Freizeitaktivitäten katastrophal auf den Bestand ausgewirkt, da die Rohrdommel extrem störempfindlich ist.

Die Rohrdommel steht in Deutschland auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Arten.