Päpstliche Kommission für Lateinamerika
Die Päpstliche Kommission für Lateinamerika (lat.: Pontificia Commissio pro America Latina) ist ein Dikasterium der Römischen Kurie.
Gründung und Aufgabenstellung
Die Kommission wurde am 19. April 1958 durch Papst Pius XII. eingerichtet, um die Arbeit der Kirche in Lateinamerika zu unterstützen. Paul VI. erweiterte die Kommission um einen Generalrat für Lateinamerika, der die einzelnen Aktivitäten der lateinamerikanischen Staaten koordinierte. 1988 erfolgte eine umfassende Neuordnung durch Johannes Paul II., die in der Apostolischen Konstitution Pastor Bonus vom 28. Juni 1988 fixiert wurde. Nach Artikel 83 der Konstitution sind die Aufgaben der Kommission für Lateinamerika:
- Hilfe durch Rat und wirtschaftliche Mittel für die Einzelkirchen Lateinamerikas,
- Unterstützung der römischen Dikasterien und den nationalen Kirchen,
- Unterstützung der kirchlichen Institutionen auf nationaler wie internationaler Ebene.
Organisation und Personal
Die Kommission wird von dem jeweils amtierenden Präfekten der Kongregation für die Bischöfe als Präsident geleitet. Die Leitung der Geschäfte nimmt der Vizepräsident wahr. Außerdem werden Bischöfe aus der Römischen Kurie und aus Lateinamerika sowie Dritte in die Kommission berufen. Erster Vizepräsident nach der Neuordnung durch Johannes Paul II. war der von 1988 bis 2003 amtierende spanische Geistliche und Journalist Cipriano Calderón Polo, der als wichtigster Lateinamerikaexperte der Päpste Paul VI. und Johannes Paul II. galt und zwei Jahrzehnte lang als „der Mann des Papstes für Lateinamerika“ betrachtet wurde.[1]
Mit dem Mexikaner Luis Robles Díaz wurde 2003 erstmals ein selbst aus Lateinamerika stammender Geistlicher zum Vizepräsidenten der Päpstlichen Kommission für Lateinamerika bestellt, der als Mitarbeiter des damaligen Präsidenten Giovanni Kardinal Re für die Koordination der vatikanischen Lateinamerikaaktivitäten zuständig war. Er verstarb am Karsamstag des Jahres 2007 unmittelbar vor der von ihm maßgeblich vorbereiteten V. Generalversammlung der Bischofskonferenzen von Lateinamerika und der Karibik (CELAM) in Aparecida (Brasilien), die von Papst Benedikt XVI. im Mai 2007 persönlich eröffnet wurde.[2] Zum Nachfolger wurde Ende Mai 2007 der Kolumbianer Octavio Ruiz Arenas ernannt.[3]
Seit dem Ausscheiden von Kardinal Re aus der Kurie 2010 ist Marc Kardinal Ouellet PSS Präsident der Kommission. Die Aufgaben des Vizepräsidenten gingen mit der Versetzung Erzbischof Ruiz Arenas zum Päpstlichen Rat für Neuevangelisierung an den aus Uruguay stammenden Rechtsanwalt und Laien Guzmán Carriquiry über, der am 14. Mai 2011 zum Sekretär der Kommission ernannt wurde und die Geschäfte der Kommission heute als deren nomineller Vizepräsident leitet.[4]
Unmittelbar vor seiner Abdankung berief Papst Benedikt XVI. am 23. Februar 2013 mehrere neue Mitglieder in die Päpstliche Kommission für Lateinamerika, darunter auch seinen späteren Nachfolger, den damaligen Erzbischof von Buenos Aires Jorge Bergoglio.[5] Zuletzt wurden am 5. September 2015 durch Papst Franziskus die Kardinäle Daniel Sturla und José Luis Lacunza sowie Erzbischof Andrés Stanovnik in die Kommission berufen.[6]
Präsidenten der Kommission
- Marcello Kardinal Mimmi (1958–1961)
- Carlo Kardinal Confalonieri (1961–1967)
- Antonio Kardinal Samorè (1967–1983)
- Carlo Kardinal Confalonieri (1969–1973)
- Sebastiano Kardinal Baggio (1973–1984)
- Bernardin Kardinal Gantin (1984–1998)
- Lucas Kardinal Moreira Neves OP (1998–2000)
- Giovanni Battista Kardinal Re (2000−2010)
- Marc Kardinal Ouellet PSS (seit 2010)
Mitglieder
- Emilio Carlos Berlie Belaunzarán
- Rubén Salazar Gómez
- Nicolás de Jesús López Rodríguez
- Marc Ouellet
- Cláudio Hummes
- Ivan Dias
- Francisco Robles Ortega
- Stanisław Ryłko
- Leonardo Sandri
- Odilo Pedro Scherer
- Jorge Urosa
- Juan Asenjo Pelegrina
- Carlos Amigo Vallejo
- Daniel Fernando Sturla Berhouet
- José Luis Lacunza Maestrojuán
- Andrés Stanovnik
Weblinks
- Webseite der Päpstlichen Kommission für Lateinamerika (englisch)
- Eintrag zu Päpstliche Kommission für Lateinamerika auf catholic-hierarchy.org
Einzelnachweise
- ↑ Carmen Elena Villa: Fallece el obispo Cipriano Calderón, fue el hombre del Papa para Latinoamérica. Artikel zum Tod Calderóns vom 5. Februar 2009 auf der Nachrichtenplattform Zenit, abgerufen am 27. November 2016.
- ↑ Meldung von ACIPrensa vom 10. April 2007, abgerufen am 16. November 2016.
- ↑ Meldung vom 1. Juni 2007 in der Tageszeitung El Tiempo, abgerufen am 16. November 2016.
- ↑ Meldung von ACIPrensa vom 23. Juli 2016 (Überraschungsbesuch von Papst Franziskus bei der Geschäfststelle der Kommission), abgerufen am 16. November 2016.
- ↑ Meldung von ACIPrensa vom 23. Februar 2013, abgerufen am 16. November 2016.
- ↑ Meldung von ACIPrensa vom 5. September 2015, abgerufen am 16. November 2016.