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Prouhet-Tarry-Escott-Problem

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

In der Mathematik verlangt das Prouhet-Tarry-Escott-Problem nach zwei disjunkten Multimengen A und B mit jeweils ganzen Zahlen, deren erste symmetrische Potenzsummenpolynome alle gleich sind. Anders formuliert, sollten die beiden Multimengen folgende Gleichungen erfüllen:

für alle ganzen Zahlen zwischen 1 und einem gegebenen

Es konnte gezeigt werden, dass sein muss.

Mit anderen Worten werden ganzzahlige Lösungen für das folgende Gleichungssystem gesucht:

Oder kurz:

mit

Lösungen, die bis gelten, nennt man ideale Lösungen.

Ideale Lösungen sind bekannt für und für . Somit sind keine idealen Lösungen bekannt für und für .[1]

Das Problem wurde nach den drei Mathematikern Eugène Prouhet, Gaston Tarry und Edward B. Escott benannt, die es in den frühen 1850er-Jahren (Prouhet) bzw. in den frühen 1910er-Jahren (Tarry & Escott) untersuchten. Das Problem selbst geht auf Briefe von Christian Goldbach und Leonhard Euler aus den Jahren 1750/1751 zurück.

  • Eine symmetrische Lösung hat die folgende Form:
und für gerade und
und für ungerade und
  • Lösungen, die obige Eigenschaft nicht besitzen, heißen nicht-symmetrische Lösungen.
  • Eine ideale Lösung für ist die folgende:[2]
oder kurz:
für
oder mit der Schreibweise, mit der dieser Artikel eingeführt wurde:
Eine ideale Lösung für ist für die beiden Mengen und bekannt.
Eine weitere, noch kürzere Schreibweise ist die folgende:
ist eine ideale Lösung für (oder ).
Die beiden Mengen und sind bezüglich symmetrisch, weil sie die folgende Form haben:
und
Diese Lösung wurde von G. Tarry im Jahr 1912 entdeckt.
  • Eine ideale (und bezüglich sogar symmetrische) Lösung für ist für die beiden Mengen und bekannt:
und . Es gilt also:
bzw. für
  • Eine ideale (und bezüglich sogar symmetrische) Lösung für ist für die beiden Mengen und bekannt:
und . Es gilt also:
bzw. für
  • Eine ideale (und bezüglich sogar symmetrische) Lösung für ist für die beiden Mengen und bekannt. Es gilt also:
für
Diese Lösung wurde von Nuutti Kuosa, Jean-Charles Meyrignac und Chen Shuwen im Jahr 1999 entdeckt.
  • Es folgen ein paar bekannte ideale Lösungen für und , die bezüglich symmetrisch sind:
Ideale Lösungen für und , die bezüglich symmetrisch sind
  • Für ist unter anderem die folgende ideale symmetrische Lösung bekannt:
  • und . Es gilt also:
für
  • Für ist unter anderem die folgende ideale symmetrische Lösung bekannt:
  • und . Es gilt also:
für
  • Für ist unter anderem die folgende ideale symmetrische Lösung bekannt:
  • und . Es gilt also:
für
  • Für ist unter anderem die folgende ideale symmetrische Lösung bekannt:
  • und . Es gilt also:
für
  • Für ist unter anderem die folgende ideale symmetrische Lösung bekannt:
  • und . Es gilt also:
für
  • Für ist unter anderem die folgende ideale symmetrische Lösung bekannt:
  • und . Es gilt also:
für
  • Für ist unter anderem die folgende ideale symmetrische Lösung bekannt:
  • und . Es gilt also:
für
  • Für ist unter anderem die folgende ideale symmetrische Lösung bekannt:
  • und . Es gilt also:
für
  • Für ist unter anderem die folgende ideale symmetrische Lösung bekannt:
  • und . Es gilt also:
für
  • Für ist unter anderem die folgende ideale symmetrische Lösung bekannt (die schon weiter oben angegeben ist):
  • und bekannt. Es gilt also:
für
  • Es folgen ein paar bekannte ideale Lösungen für und , die bezüglich irgendeinem symmetrisch sind:[2]
Ideale Lösungen für und , die bezüglich irgendeinem symmetrisch sind
  • Für sind unter anderem die folgenden idealen Lösungen bekannt:
  • und . Es gilt also:
für
Die beiden Mengen und mit geradem sind bezüglich symmetrisch.
  • und und und . Es gilt also:
für
Die vier Mengen und mit geradem sind bezüglich symmetrisch.
Diese Lösungen sind allerdings trivial und werden normalerweise nicht erwähnt.
  • Für sind unter anderem die folgenden idealen Lösungen bekannt:
  • und . Es gilt also:
für
Die beiden Mengen und mit ungeradem sind bezüglich symmetrisch.
  • und . Es gilt also:
für
Die beiden Mengen und mit ungeradem sind bezüglich symmetrisch.
  • Für sind unter anderem die folgenden idealen Lösungen bekannt:
  • und . Es gilt also:
für
Die beiden Mengen und mit geradem sind bezüglich symmetrisch.
  • und und und . Es gilt also:
für
Die vier Mengen und mit geradem sind bezüglich symmetrisch.
  • Für sind unter anderem die folgenden idealen Lösungen bekannt:
  • und . Es gilt also:
für
Die beiden Mengen und mit ungeradem sind bezüglich symmetrisch.
  • und . Es gilt also:
für
Die beiden Mengen und mit ungeradem sind bezüglich symmetrisch.
  • Für sind unter anderem die folgenden idealen Lösungen bekannt:
  • und . Es gilt also:
für
Diese Lösung wurde von G. Tarry im Jahr 1912 entdeckt. Die beiden Mengen und mit geradem sind bezüglich symmetrisch.
  • und und und . Es gilt also:
für
Die vier Mengen und mit geradem sind bezüglich symmetrisch.
  • Für sind unter anderem die folgenden idealen Lösungen bekannt:
  • und . Es gilt also:
für
Diese Lösung wurde von Edward B. Escott im Jahr 1910 entdeckt. Die beiden Mengen und mit ungeradem sind bezüglich symmetrisch.
  • und . Es gilt also:
für
Die beiden Mengen und mit ungeradem sind bezüglich symmetrisch.
  • Für sind unter anderem die folgenden idealen Lösungen bekannt:
  • und . Es gilt also:
für
Diese Lösung wurde von G. Tarry im Jahr 1913 entdeckt. Sie ist die kleinste bekannte Lösung für . Die beiden Mengen und mit geradem sind bezüglich symmetrisch.
  • und . Es gilt also:
für
Die beiden Mengen und mit geradem sind bezüglich symmetrisch.
  • Für sind unter anderem die folgenden idealen Lösungen bekannt:
  • und . Es gilt also:
für
Diese Lösung wurde von A. Letac in den 1940er-Jahren entdeckt. Die beiden Mengen und mit ungeradem sind bezüglich symmetrisch.
  • und . Es gilt also:
für
Diese Lösung wurde ebenfalls von A. Letac in den 1940er-Jahren entdeckt. Die beiden Mengen und mit ungeradem sind bezüglich symmetrisch.
  • Für sind unter anderem die folgenden idealen Lösungen bekannt:
  • und . Es gilt also:
für
Diese Lösung wurde von A. Letac in den 1940er-Jahren entdeckt und war die erste bekannte. Die beiden Mengen und mit geradem sind bezüglich symmetrisch.
  • und . Es gilt also:
für
Diese kleinste bekannte Lösung wurde von Peter Borwein, Petr Lisonek und Colin Percival im Jahr 2000 entdeckt. Die beiden Mengen und mit geradem sind bezüglich symmetrisch.
  • Für ist die folgende ideale Lösung bekannt:
  • und . Es gilt also:
für
Diese Lösung wurde von Nuutti Kuosa, Jean-Charles Meyrignac und Chen Shuwen im Jahr 1999 entdeckt. Die beiden Mengen und mit geradem sind bezüglich symmetrisch.
  • Es folgen ein paar bekannte ideale Lösungen für , die nicht-symmetrisch sind (für andere sind bis dato keine bekannt):[3]
Ideale Lösungen für , die nicht-symmetrisch sind
  • Für sind unter anderem die folgenden idealen nicht-symmetrischen Lösungen bekannt:
  • und . Es gilt also:
für
  • und und und . Es gilt also:
für
  • Für sind unter anderem die folgenden idealen nicht-symmetrischen Lösungen bekannt:
  • und . Es gilt also:
für
  • und und . Es gilt also:
für
Diese Lösung wurde von Chen Shuwen im Jahr 1997 entdeckt und war die erste bekannte dieser Art mit .
  • Für sind unter anderem die folgenden idealen nicht-symmetrischen Lösungen bekannt:
  • und . Es gilt also:
für
Diese Lösung wurde von J. L. Burchnall und T. W. Chaundy im Jahr 1937 entdeckt und war die erste bekannte dieser Art mit .
  • und . Es gilt also:
für
  • Für sind unter anderem die folgenden idealen nicht-symmetrischen Lösungen bekannt:
  • und . Es gilt also:
für
Diese Lösung wurde von Albert Gloden im Jahr 1944 entdeckt und war die erste bekannte dieser Art mit .
  • und . Es gilt also:
für
Diese Lösung wurde von Chen Shuwen im Jahr 1995 entdeckt.
  • Für sind unter anderem die folgenden idealen nicht-symmetrischen Lösungen bekannt:
  • und . Es gilt also:
für
Diese Lösung wurde von Chen Shuwen im Jahr 1997 entdeckt und war die erste bekannte dieser Art mit . Sie ist die kleinste bekannte Lösung.
  • und . Es gilt also:
für
Diese Lösung wurde von Chen Shuwen im Jahr 2001 entdeckt.
  • Für sind unter anderem die folgenden idealen nicht-symmetrischen Lösungen bekannt:
  • und . Es gilt also:
für
Diese Lösung wurde von Chen Shuwen im Jahr 1997 entdeckt und war die erste bekannte dieser Art mit .
  • und . Es gilt also:
für
Diese Lösung wurde von Chen Shuwen im Jahr 1997 entdeckt.
  • Sei und mit eine Lösung, also:
für
Dann gilt:[4][5][6]
Auch und mit und ganzzahligem ist Lösung.
Lösungen, die mit dieser Methode zustande kommen, werden äquivalente Lösungen genannt.
Diese Eigenschaft ermöglicht es, Lösungen zu standardisieren, indem beispielsweise gefordert wird, dass sie nur positive Zahlen enthalten.
Beispiele
Beispiel 1:
Es gilt:
für
also:
und:
Setzt man zum Beispiel für und , so erhält man die folgenden äquivalenten Lösungen:
für und
für und
für und
für und
Beispiel 2:
Es gilt:
für
Für und erhält man folgende äquivalente Lösung:
für
also:
und:
Beispiel 3:
Es gilt:
und ist eine (oben schon erwähnte) ideale symmetrische Lösung für , die allerdings negative Mengenelemente enthält. Um eine äquivalente Lösung zu erhalten, die nur positive Elemente enthält, muss man noch geeignete und finden. Sei also und , dann erhält man folgende Lösung:
und
.
Es gilt also:
Auch diese Lösung wurde weiter oben schon erwähnt.
  • Sei und mit eine Lösung.
Dann gilt:[4][7][6]
Auch und mit und ganzzahligem ist Lösung.
Beispiel
Es gilt:
für
Setzt man zum Beispiel für , so erhält man folgende Lösungen:
für
also:
und:
und:
  • Sei und mit eine Lösung. Sei weiters und .
Dann gilt:[4][5]
Auch und mit ist Lösung.
Beispiele
Beispiel 1:
Es gilt:
für
Weiters ist somit und und man erhält folgende Lösungen:
für
also:
und:
und:
und:
Man bemerkt, dass für die Gleichung nicht stimmt, aber für stimmt sie wieder, wie verlangt.
Beispiel 2:
Es gilt:
für
Weiters ist somit und und man erhält folgende Lösungen:
für
also:
und:
und:
und: bzw.
und:
Man bemerkt, dass für die Gleichung nicht stimmt, aber für stimmt sie wieder, wie verlangt.
  • Sei und mit eine nicht triviale Lösung.
Dann gilt:[4][6][7]
Ist , so nennt man die Lösungen (wie schon oben erwähnt) ideale Lösungen.
Beispiel
Es gilt (als Beispiel für eine triviale Lösung):
für ist eine triviale Lösung, also nicht erlaubt.
Man muss ein anderes, nicht triviales Beispiel nehmen:
für
In diesem Beispiel ist und , es ist somit eine ideale Lösung. Es ist also . Wäre , würde diese Ungleichung nicht mehr gelten. Somit gibt es keine Lösung der Form
für mit

Methode zur Bestimmung von Lösungen

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  • Der französische Mathematiker Prouhet nutzte die Thue-Morse-Folge, um eine Lösung für für alle zu finden. Im Speziellen unterteilte er die Zahlen zwischen und in
a) die Zahlen, deren Binärdarstellung (also die Darstellung im Dualsystem) eine gerade Anzahl an Einsen enthält (die sogenannten bösen Zahlen), und
b) die Zahlen, deren Binärdarstellung eine ungerade Anzahl an Einsen enthält (die sogenannten abscheulichen Zahlen).
Dann ergeben die beiden Mengen der Unterteilung eine Lösung des Problems.[8]
Beispiel:
Sei und . Dann gilt für die Unterteilung der Zahlen von bis :
0=(0)2, 3=(11)2, 5=(101)2, 6=(110)2, 9=(1001)2, 10=(1010)2, 12=(1100)2 und 15=(1111)2
Diese 8 Zahlen haben in ihrer Binärentwicklung allesamt eine gerade Anzahl an Einsen, sind somit böse Zahlen und bilden die Menge .
1=(1)2, 2=(10)2, 4=(100)2, 7=(111)2, 8=(1000)2, 11=(1011)2, 13=(1101)2 und 14=(1110)2
Diese 8 Zahlen haben in ihrer Binärentwicklung allesamt eine ungerade Anzahl an Einsen, sind somit abscheuliche Zahlen und bilden die Menge .
Tatsächlich erhält man eine Lösung für das Gleichungssystem:
für

Verallgemeinerung

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Seien zwei positive ganze Zahlen. Dann sind zwei ganzzahlige Multimengen und gesucht, sodass gilt:

für alle mit .

Diese höherdimensionale Variante des Prouhet-Tarry-Escott Problems wurde von Andreas Alpers und Robert Tijdeman im Jahr 2007 eingeführt und untersucht.[9]

  • Sei und . Dann gilt:
und
Mit anderen Worten:
  • Es sind keine Lösungen für mit bekannt.

Einzelnachweise

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  1. Peter Borwein: The Prouhet–Tarry–Escott problem. Computational Excursions in Analysis and Number Theory, 2002, S. 85–96, abgerufen am 14. April 2024.
  2. a b The Prouhet-Tarry-Escott Problem – Ideal symmetric solutions
  3. The Prouhet-Tarry-Escott Problem – Ideal non-symmetric solutions
  4. a b c d The Prouhet-Tarry-Escott Problem
  5. a b Albert Gloden, Mehrgradige Gleichungen, Noordhoff, Groningen, 1944
  6. a b c H. L. Dorwart und O. E. Brown, The Tarry-Escott Problem, Amer. Math. Monthly 44, 1937, S. 613–626
  7. a b Loo Keng Hua, Introduction to Number Theory, Springer, 1982
  8. E. M. Wright: Prouhet's 1851 solution of the Tarry–Escott problem of 1910. The American Mathematical Monthly 66, 1959, S. 199–201, abgerufen am 14. April 2024.
  9. Andreas Alpers, Rob Tijdeman: The Two-Dimensional Prouhet-Tarry-Escott Problem. Journal of Number Theory 123 (2), 2007, S. 403–412, abgerufen am 14. April 2024.