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Burschenschaft Cimbria Heidelberg

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Basisdaten
Hochschulort: Heidelberg, Deutschland
Gründung: 22. Januar 1890 in Heidelberg
Verband: Deutsche Burschenschaft (DB)
Farben: Schwarz-Rot-Gold auf Weiß
Wahlspruch: Ehre, Freiheit, Vaterland!
Webseite: burschenschaft-normannia.de

Die Burschenschaft Normannia zu Heidelberg ist eine pflichtschlagende Burschenschaft aus Heidelberg. Sie ist Mitglied der Deutschen Burschenschaft (DB).

Geschichte

Ursprünge und Gründung

Die 1883 gegründete Reformburschenschaft Germania wurde 1884 bereits wieder suspendiert, danach gab es vier Jahre lang keine Reformburschenschaft am Ort. Im Wintersemester 1889/90 wurde von einigen in Heidelberg ansässigen Reformburschenschaftern (hauptsächlich Tübinger Teutonen und Gießener Arminen) eine neue Burschenschaft gegründet. Wiewohl nicht als Nachfolgerin der Germania bestimmt, traten ihr einige Germanen bei. Man gab sich die Farben Schwarz-Rot-Gold mit goldener Perkussion. Während des 8. Bundestages der Allgemeinen Deutschen Burschenbundes (ADB) in Eisenach trat Normannia diesem bei. Da alle Gründungsmitglieder bereits kurz vor dem Examen standen, musste Normannia schon 1891 vertagen.

Wachsen

1911 wurde die freie Burschenschaft Cimbria Heidelberg in die Burschenschaft integriert und für kurze Zeit deren Farben Gold-Grün-Weiß mit silbergrauer Seidenmütze getragen. Im Ersten Weltkrieg engagierte sich die gesamte Aktivitas, 1918/19 erfolgte der Wiederaufbau der Verbindung trotz vieler Gefallener und Wegzüge an andere Hochschulorte. 1930 gehörten der Normannia 56 Alte Herren, 17 Aktive und 52 Inaktive an.

Zeit des Nationalsozialismus

1933 wurde der ADB aufgelöst und dessen Mitgliedsburschenschaften 1934 in die Deutsche Burschenschaft überführt. Vor der Überführung fusionierten die ADB-Burschenschaften Rheno-Cheruskia Münster, Gothia Tübingen und Palatia Gießen mit der Normannia. 1937 löste sich die Normannia wie die DB selbst auf. Wie die meisten Verbindungen wurde zur Fortführung des Verbindungslebens eine Kameradschaft Normannia gegründet, die jedoch behördlich aufgelöst wurde. Die nach Osnabrück ausgelagerten Traditionsgegenstände wurden während des Zweiten Weltkriegs vernichtet, es fielen 17 Normannen.

Wiedergründung

Noch nicht wiedergegründet, verließen die Mitglieder der Rheno-Cheruskia die Normannia wieder. Die meisten Mitglieder der Palatia Gießen und einige Tübinger Gothen gingen in der Burschenschaft Sugambria Bonn auf. Am 11. November 1950 gründete sich die Normannia in der Heidelberger Hirschgasse neu. 1951 erfolgte der Beitritt zur Deutschen Burschenschaft (DB). 1957 wurde die Normannia Mitglied der Roten Richtung. In die Burschenschaftliche Gemeinschaft (BG) wurde sie 1962 aufgenommen, aus der sie 2013 austrat. 1963 schloss sich die Normannia dem Norddeutschen Kartell an. Von 1978 bis 1986 blieb die Burschenschaft ohne Aktivitas. 1993 wurden die Alten Herren der Burschenschaft Rheno-Arminia Heidelberg in die Normannia aufgenommen. Mitte der 2000er Jahre trennte sich Normannia aufgrund politischer Differenzen von großen Teilen der Aktivitas. 2009/10 war sie Vorsitzende Burschenschaft der Deutschen Burschenschaft.[1]

Politische Ausrichtung und Kontroversen

Villa Stückgarten, Haus der Normannia

Nach den Autoren der Heidelberger Studierendenzeitschrift Ruprecht äußerten sich Mitglieder der Burschenschaft Anfang der 1990er Jahre „sehr national“.[2] Anna Hunger von der linksliberalen taz zählte die Burschenschaft Normannia zu Heidelberg 2012 neben der Burschenschaft Danubia München und der Alten Breslauer Burschenschaft der Raczeks zum „rechten Flügel“ der Deutschen Burschenschaft.[3] Demgegenüber attestiert ihr Marijan Murat von der Zeit eine „mittig-liberale“ Ausrichtung.[4] Zu den Referenten auf dem Haus gehörten u.a. Erhard Hartung, Peter Kienesberger, Klaus Kunze, Erik Lehnert,[5] Alfred Mechtersheimer, Michael Nier und Karl Richter.

2000 wurde ein linksextremistisch motivierter Brandanschlag auf das Haus der Burschenschaft verübt.[6] Mehrmals wurde das Haus der Burschenschaft außerdem Ziel von Farbbeutelanschlägen durch Unbekannte.[7]

2013 demonstrierte ein linkes Bündnis gegen ein Seminar der Deutschen Burschenschaft, welches bei Normannia stattfand.[8][9] Die örtliche Antifa-Gruppe und der DGB forderten, dass „Gastwirte in Heidelberg Burschenschafter in Coleur [sic!] nicht bedienen sollen.“[8] Michael Paulwitz, Alter Herr der Normannia, äußerte „Sorgen um den Linksruck von SPD und Grünen, die mit ausgewiesenen Linksextremisten versuchen, Andersdenkende aus der Stadt zu vertreiben.“[8] Andere Mitglieder fühlten sich durch den „Vorwurf des Rassismus in eine Position gedrängt […], die sie gar nicht vertreten.“[8]

Mitglieder

Mitgliederverzeichnis:

  • Willy Nolte (Hrsg.): Burschenschafter-Stammrolle. Verzeichnis der Mitglieder der Deutschen Burschenschaft nach dem Stande vom Sommer-Semester 1934. Berlin 1934. S. 1051–1052.

Literatur

  • Hans-Georg Balder: Die Deutsche(n) Burschenschaft(en) – Ihre Darstellung in Einzelchroniken. Hilden 2005, S. 220f.
  • Gerhart Berger, Detlev Aurand: ... Weiland Bursch zu Heidelberg... Eine Festschrift der Heidelberger Korporationen zur 600-Jahr-Feier der Ruperto Carola. Heidelberg 1986, S. 192–195.

Einzelnachweise

  1. Rita Specht: Wartburgfest 2017 im Blick. In: Thüringer Allgemeine, 8. Juni 2009.
  2. Graffiti spruehend... farbentragend. In: Ruprecht, Dezember 1993.
  3. Anna Hunger: Ehre, Freiheit, Vaterland. In: taz, 10. November 2012.
  4. Tilman Steffen: Burschenschafter ersetzen Not durch Elend. Zeit Online, 24. November 2012.
  5. Erik Lehnert: Sexismus im „Spiegel“. Sezession im Netz, 14. November 2011.
  6. Hans-Georg Balder: Geschichte der Deutschen Burschenschaft. WJK-Verlag, Hilden 2006, ISBN 3-933892-25-2, S. 538.
  7. Farbbeutel und Bekennerschreiben in Heidelberg, Blog IfTuZ
  8. a b c d Xiaolei Mu: Druck gegen Rechts. In: Ruprecht, 27. Januar 2013 (PDF).
  9. Reinhard Lask: Normannia versteht "vehementen Protest nicht". In: Rhein-Neckar-Zeitung, 28. Januar 2013.