Die Parke-Taylor-Formel, nach Stephen Parke und Tomasz Taylor[1], ist eine Formel in der Quantenchromodynamik. Sie gibt das Matrixelement einer Streuung von
farbgeordneten Gluonen, von denen genau
dieselbe Helizität haben, in niedrigster Ordnung der Störungstheorie an. Diese Streuprozesse werden maximal helizitätsverletzende (MHV) Streuamplituden genannt, da Matrixelemente, in denen alle Gluonen dieselbe oder nur ein Gluon verschiedene Helizität haben, identisch Null sind.
Die Parke-Taylor-Formel lautet im Spinor-Helizitäts-Formalismus:[2]

Dabei bezeichnet:
das farbgeordnete Matrixelement,
die Helizität der beteiligten Gluonen und
mit den Viererimpulsen
der beteiligten Gluonen und einer beliebigen reellen Zahl
, solange die Impulse der Gluonen selbst reell sind.
Das Matrixelement für den Fall, dass die beiden Gluonen positiver Helizität sind, kann durch komplexe Konjugation der obigen Formel berechnet werden, da die Quantenchromodynamik paritätsinvariant ist.
Verglichen mit einer direkten Berechnung über Feynman-Diagramme ist das Ergebnis von Parke und Taylor bemerkenswert einfach. Der Beweis der Parke-Taylor-Formel erfolgte 1988 durch Frederik Berends und Walter Giele mittels einer Rekursion.[3]
Im Fall von drei Gluonen ist notwendigerweise eine Helizität nur einmal vertreten:
oder
. Jedoch verschwindet die drei Gluon-Amplitude nicht immer: Wenn entweder die holomorphen oder die antiholomorphen Spinoren kollinear sind, gilt analog zu oben:[4]

![{\displaystyle A_{3}^{\overline {MHV}}(1^{+},2^{+},3^{-})={\frac {[12]^{3}}{[23][31]}}}](/media/api/rest_v1/media/math/render/svg/b24e619642d4d698df5ad19cfb9fdef241f01195)
Da farbgeordnete Amplituden eine zyklische Symmetrie besitzen, sind damit alle möglichen 3-Gluon-Amplituden gegeben.
Aus der Impulserhaltung
(alle Impulse auslaufend definiert) folgt, dass für die Mandelstam-Variablen
und
gilt. Für die Klammern folgt daraus, das entweder
oder
gilt. Das wiederum bedeutet, dass entweder die holomorphen oder die antiholomorphen Spinoren kollinear sind, d. h. dass entweder gilt
oder dass gilt
.
Mit dieser Einschränkung kann nun aus der farbgeordnenten Feynman-Regel für den 3-Gluon-Vertex die Streuamplitude in niedrigster Ordnung berechnet werden. Diese lautet (mit den Gluon-Polarisationen
,
und
):
![{\displaystyle V_{\text{3-Gluon}}={\frac {1}{\sqrt {2}}}\left[(\epsilon _{1}\cdot \epsilon _{2})(p_{12}\cdot \epsilon _{3})+(\epsilon _{2}\cdot \epsilon _{3})(p_{23}\cdot \epsilon _{1})+(\epsilon _{3}\cdot \epsilon _{1})(p_{31}\cdot \epsilon _{2})\right]}](/media/api/rest_v1/media/math/render/svg/adad3155a1472895c7936689e488bd43ff4c6509)
Wobei
ist und ein Kopplungsfaktor von
unterdrückt wurde.
Die Eichvektoren der Gluon-Polarisationen wählen wir als
, sodass der erste Term verschwindet (da die Helizität der ersten beiden Polarisationen übereinstimmt).
Im Fall der MHV-Amplitude gilt nun:
![{\displaystyle \epsilon _{2}^{-}\cdot \epsilon _{3}^{+}=-{\frac {\langle \mu 2\rangle [\mu 3]}{\langle 3\mu \rangle [2\mu ]}}}](/media/api/rest_v1/media/math/render/svg/4e3842f10fb59f96e77d3d11e037e1800823a3b8)
![{\displaystyle p_{23}\cdot \epsilon _{1}^{-}=-{\sqrt {2}}{\frac {[\mu 3]\langle 31\rangle }{[1\mu ]}}}](/media/api/rest_v1/media/math/render/svg/866bbc9e13050b62910820c0b572d5641231e20e)
Einsetzen ergibt:
![{\displaystyle A_{3}(1^{-},2^{-},3^{+})=-{\frac {\langle \mu 2\rangle [\mu 3]}{\langle 3\mu \rangle [2\mu ]}}{\frac {[\mu 3]\langle 31\rangle }{[1\mu ]}}-1\leftrightarrow 2={\frac {[\mu 3]^{2}}{[1\mu ][2\mu ]}}{\frac {\langle \mu 2\rangle \langle 31\rangle -\langle \mu 1\rangle \langle 32\rangle }{\langle 3\mu \rangle }}={\frac {[\mu 3]^{2}}{[1\mu ][2\mu ]}}\langle 12\rangle }](/media/api/rest_v1/media/math/render/svg/c740ab9fe30f2d725248e9197c96c6ddfeb17f9b)
Im letzten Schritt wurde dabei die Schouten-Identität benutzt:
Mittels der Kollinearität gilt im ersten Term
und
mit reellen Zahlen
und
. Es folgt also:

Die Impulserhaltung besagt nun für
und
:
woraus nach Multiplikation mit
resp.
von links folgt: 
Daraus ergibt sich die 3-Gluon-Formel in der obigen Gestalt:
[4]
Der Beweis für den Anti-MHV-Fall ist analog.
In der modernen Literatur wird die Parke-Taylor-Formel über die BCFW-Rekursionsrelationen induktiv bewiesen.[4] Für die n-Gluon-MHV-Amplitude wird der Term also aus der (n‑1)‑Gluon‑MHV‑Amplitude abgeleitet, wie im Folgenden gezeigt wird.
Seien o. B. d. A. die Teilchen mit negativer Helizität
und
. Dann werden die Impulse
und
verschoben gemäß

![{\displaystyle |n]\to |n]+z|1]}](/media/api/rest_v1/media/math/render/svg/6a7021f15747e2b6550ca305a5b34b1cd82ee9f3)
Die Verschiebung entspricht einer
-Verschiebung, was zu gültigen BCFW-Rekursionsrelationen führt.
Die BCFW-Rekursionsrelationen sind gegeben durch

Wobei
und
gilt.
Alle Amplituden, wo eine Helizität nur einmal auftaucht, verschwinden, mit Ausnahme der 3-Gluon-Amplitude. Für die 3-Gluon-Amplitude gibt es eine nicht-verschwindende Amplitude im Falle von kollinearen Spinoren (siehe oben).
In der Summe über alle Teilamplituden bleiben also nur zwei Terme stehen, die wie folgt aussehen:


Dabei ist
und
.
Im zweiten Term würde jedoch aus der geforderten Kollinearität der Spinoren der 3-Gluon-
-Amplitude die Kollinearität von
und
folgen, was im Allgemeinen nicht gegeben ist. Im ersten Term taucht dieses Problem nicht auf, da ja
gerade verschoben wird. Es verschwindet also der zweite Term und der erste bleibt stehen.
Für den
-Wert gilt dann:
![{\displaystyle z_{P_{2}}={\frac {P_{2}^{2}}{\langle n|P_{2}|1]}}={\frac {\langle 12\rangle [21]}{\langle n2\rangle [21]}}={\frac {\langle 12\rangle }{\langle n2\rangle }}}](/media/api/rest_v1/media/math/render/svg/509e267878ffdff806cb2d7b17930bc2ebca9a7e)
Einsetzen liefert nun:
![{\displaystyle A_{n}(1^{-},2^{+},...,(n-1)^{+},n^{-})=\underbrace {-{\frac {[2(-P(z))]^{3}}{[12][(-P(z))1]}}} _{\text{3-Gluon-Amplitude}}{\frac {1}{\langle 12\rangle [21]}}\underbrace {\frac {\langle nP(z)\rangle ^{3}}{\langle P(z)3\rangle \langle 34\rangle ...\langle (n-1)n\rangle }} _{(n-1){\text{-Gluon MHV-Amplitude}}}}](/media/api/rest_v1/media/math/render/svg/f11ee16354760162ea8ed2e65fc86063e6f4df94)
Mit
und
folgt daraus:

Das ist die gesuchte
-Gluon-MHV-Amplitude.
Der Nachweis für Anti-MHV-Amplituden folgt dem gleichen Schema.
- ↑ Stephen Parke und Tomasz Taylor: Amplitude for
-Gluon Scattering. In: Physical Review Letters. Band 56, Nr. 23, 1986, S. 2459–2460, doi:10.1103/PhysRevLett.56.2459 (englisch).
- ↑ Matthew D. Schwartz: Quantum Field Theory and the Standard Model. Cambridge University Press, Cambridge 2014, ISBN 978-1-107-03473-0, S. 550 (englisch).
- ↑ Frederik Berends und Walter Giele: Recursive Calculations for Processes with
Gluons. In: Nuclear Physics B. Band 306, Nr. 4, 1988, S. 759–808, doi:10.1016/0550-3213(88)90442-7 (englisch).
- ↑ a b c Johannes M. Henn, Jan C. Plefka: Scattering Amplitudes in Gauge Theories. Springer, 2014, ISBN 978-3-642-54021-9 (englisch).