In der Analysis ist die logarithmische Ableitung
einer differenzierbaren Funktion
, die keine Nullstellen besitzt, als der Quotient der Ableitung einer Funktion und der Funktion selbst definiert; formal

Auf gleiche Weise lässt sich der Begriff auch für von Null verschiedene meromorphe Funktionen definieren (hier brauchen keine Nullstellen ausgeschlossen zu werden, weil der Quotient für meromorphe Funktionen wohldefiniert ist).
Für reelle Funktionen
mit positiven Werten stimmt die logarithmische Ableitung nach der Kettenregel mit der Ableitung der Funktion
überein; daher der Name. Es gilt also
.
Daraus folgt

Die Bedeutung des Begriffes liegt in der Formel für die logarithmische Ableitung eines Produktes:
,
allgemein
.
Als Abwandlung zur Produktregel gilt also
.
Analog gilt

und
.
Für die logarithmische Ableitung der Potenzfunktion erhält man etwa
.
Diese Formeln folgen aus der Leibnizregel und gelten deshalb auch in allgemeinerem Kontext, beispielsweise bei der (formalen) Ableitung von Polynomen oder rationalen Funktionen über einem beliebigen Grundkörper.
Die logarithmische Ableitung von Funktionen kann meistens mit den normalen Differentiationsregeln bestimmt werden.
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Anmerkungen
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Die logarithmische Ableitung der Gamma-Funktion ist die Digamma-Funktion.
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Es sei
eine meromorphe Funktion mit einer Nullstelle der Ordnung
oder einem Pol der Ordnung
an einer Stelle
. Dann lässt sich
als

mit einer in einer Umgebung von
holomorphen Funktion
mit
schreiben. Es gilt
.
Wegen
ist
in einer Umgebung von
holomorph. Das Residuum von
an der Stelle
entspricht also gerade der Nullstellenordnung von
an der Stelle
. Dieser Zusammenhang wird im Prinzip vom Argument ausgenutzt.
Lässt sich eine Funktion
darstellen als

mit
und
als Konstanten, so ergibt sich die Ableitung zu

Dieser Umstand kann bei praktischen Anwendungen wie der Handrechnung genutzt werden, um manche Ableitungsregeln kompakt zusammenzufassen: So ergibt sich beispielsweise bei den Faktoren
,
,
die Produktregel, mit den Faktoren
,
,
die Quotientenregel und mit
,
die Reziprokenregel.
- Richard P. Feynman, Michael A. Gottlieb, Ralph Leighton: Feynman’s Tips on Physics: A Problem-Solving Supplement to the Feynman Lectures on Physics. Addison-Wesley, San Francisco, 2006, ISBN 0-8053-9063-4, Kapitel 1–4.