Chlordiazepoxid
Strukturformel | ||||||||||||||||||||||
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Allgemeines | ||||||||||||||||||||||
Freiname | Chlordiazepoxid | |||||||||||||||||||||
Andere Namen | ||||||||||||||||||||||
Summenformel | C16H14ClN3O | |||||||||||||||||||||
Externe Identifikatoren/Datenbanken | ||||||||||||||||||||||
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Arzneistoffangaben | ||||||||||||||||||||||
ATC-Code | ||||||||||||||||||||||
Wirkstoffklasse | ||||||||||||||||||||||
Wirkmechanismus |
wirkt modulierend auf die Bindungsstelle des Neurotransmitters GABA (γ-Aminobuttersäure) am GABAA-Rezeptor | |||||||||||||||||||||
Eigenschaften | ||||||||||||||||||||||
Molare Masse | 299,76 g·mol−1 | |||||||||||||||||||||
Aggregatzustand |
fest | |||||||||||||||||||||
Schmelzpunkt | ||||||||||||||||||||||
Sicherheitshinweise | ||||||||||||||||||||||
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Toxikologische Daten | ||||||||||||||||||||||
Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen (0 °C, 1000 hPa). |
Chlordiazepoxid ist ein Arzneistoff aus der Gruppe der lang wirksamen Benzodiazepine. Seine Halbwertszeit beträgt 5 bis 30 Stunden, die seines aktiven Hauptmetaboliten Demoxepam 8 bis 24 Stunden.[4][5]
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Chlordiazepoxid wurde Mitte der 1950er Jahre von Leo Sternbach als erstes Benzodiazepin synthetisiert. Die Synthese war Teil einer Arbeit an der Farbstoffklasse der Chinazolin-3-oxide. Seine schlaffördernde, angstlösende und muskelentspannende Wirkung wurde 1957 bei Tierversuchen entdeckt. Es wurde 1960 als erstes Benzodiazepin von Hoffmann-La Roche auf den Markt gebracht.[6][7]
Anwendungsgebiete
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Chlordiazepoxid wird verwendet zur symptomatischen Behandlung akuter und chronischer Spannungs-, Erregungs- und Angstzustände. Die Anwendung bei durch Spannung, Erregung und Angst ausgelösten, behandlungsbedürftigen Schlafstörungen ist nur mit Einschränkung angezeigt, da die Benzodiazepin-Wirkung aufgrund der langen Halbwertszeit auch tagsüber besteht. Es kann schon nach kurzer Anwendung zu einer psychischen und körperlichen Abhängigkeit kommen. Die Wirkung ist, wie bei anderen Benzodiazepinen, symptomatisch und nicht kausal.[8]
Der Arzneistoff Chlordiazepoxid unterliegt in der Bundesrepublik Deutschland der Gesetzgebung des Betäubungsmittelgesetzes (BtMG). Er wurde in die Anlage III (verkehrsfähige und verschreibungsfähige Betäubungsmittel) aufgenommen. Ausgenommen sind Zubereitungen, die ohne einen weiteren betäubungsmittelrechtlich regulierten Stoff je abgeteilte Form bis zu 25 mg Chlordiazepoxid enthalten; sie können ohne Betäubungsmittelrezept verordnet werden.
Pharmakokinetik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Chlordiazepoxid ist eine Prodrug. Durch die Abspaltung der Methylaminogruppe und anschließender Oxidation wird es zum eigentlichen Wirkstoff Demoxepam verstoffwechselt.[8]
Handelsnamen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Librium (D), Multum (D), Radepur (D)
Limbatril (D), Librax (CH), Librocol (CH), Limbitrol (CH)[9][10]
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Monographie „Chlordiazepoxid“, European Pharmacopoeia 11th Edition (Ph. Eur. 11.0), EDQM Council of Europe, 2022.
- ↑ a b c Datenblatt Chlordiazepoxid ( vom 14. Dezember 2013 im Internet Archive) (PDF; 69 kB) bei LGC Standards, abgerufen am 16. November 2012.
- ↑ a b Datenblatt Chlordiazepoxide-d5 bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 31. Oktober 2016 (PDF).
- ↑ T. A. Gossel, J.D. Bricker: Principles of Clinical Toxicology. 3rd ed. New York, Raven Press, 1994, ISBN 978-0-7817-0125-9, S. 314.
- ↑ M. A. Schwartz, E. Postma, Z. Gaut: Biological Half-Life of Chlordiazepoxide and Its Metabolite, Demoxepam, in Man. In: Journal of Pharmaceutical Sciences. 60.10, 1971, S. 1500–1503, doi:10.1002/jps.2600601012.
- ↑ The Complete Story of the Benzodiazepines ( vom 15. März 2008 im Internet Archive) bei Etfrc.com, abgerufen am 19. April 2025.
- ↑ Benzodiazepine - Lexikon der Neurowissenschaft. In: spektrum.de. 4. August 2004, abgerufen am 24. April 2025.
- ↑ a b Ernst Mutschler u. a. (Hrsg.): Mutschler Arzneimittelwirkungen. Lehrbuch der Pharmakologie und Toxikologie. 9. Auflage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-8047-1952-1, S. 187–190.
- ↑ Librium® Tabs Filmtabletten. In: rote-liste.de. Abgerufen am 24. April 2025.
- ↑ LIBRAX Filmtabletten. In: compendium.ch. Abgerufen am 24. April 2025.