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Chlordiazepoxid

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Strukturformel
Struktur von Chlordiazepoxid
Allgemeines
Freiname Chlordiazepoxid
Andere Namen
  • 7-Chlor-2-(methylamino)-5-phenyl-3H-1,4-benzodiazepin-4-ium-4-olat (IUPAC)
  • 7-Chlor-N-methyl-5-phenyl-3H-1,4-benzodiazepin-2-amin-4-oxid[1]
Summenformel C16H14ClN3O
Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer
EG-Nummer 200-371-0
ECHA-InfoCard 100.000.337
PubChem 2712
ChemSpider 10248513
DrugBank DB00475
Wikidata Q178566
Arzneistoffangaben
ATC-Code

N05BA02

Wirkstoffklasse
Wirkmechanismus

wirkt modulierend auf die Bindungsstelle des Neurotransmitters GABA (γ-Aminobuttersäure) am GABAA-Rezeptor

Eigenschaften
Molare Masse 299,76 g·mol−1
Aggregatzustand

fest

Schmelzpunkt

230–232 °C[2]

Sicherheitshinweise
Bitte die Befreiung von der Kennzeichnungspflicht für Arzneimittel, Medizinprodukte, Kosmetika, Lebensmittel und Futtermittel beachten
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung[3]

Achtung

H- und P-Sätze H: 302
P: keine P-Sätze[3]
Toxikologische Daten
Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen (0 °C, 1000 hPa).

Chlordiazepoxid ist ein Arzneistoff aus der Gruppe der lang wirksamen Benzodiazepine. Seine Halbwertszeit beträgt 5 bis 30 Stunden, die seines aktiven Hauptmetaboliten Demoxepam 8 bis 24 Stunden.[4][5]

Chlordiazepoxid wurde Mitte der 1950er Jahre von Leo Sternbach als erstes Benzodiazepin synthetisiert. Die Synthese war Teil einer Arbeit an der Farbstoffklasse der Chinazolin-3-oxide. Seine schlaffördernde, angstlösende und muskelentspannende Wirkung wurde 1957 bei Tierversuchen entdeckt. Es wurde 1960 als erstes Benzodiazepin von Hoffmann-La Roche auf den Markt gebracht.[6][7]

Anwendungsgebiete

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Chlordiazepoxid wird verwendet zur symptomatischen Behandlung akuter und chronischer Spannungs-, Erregungs- und Angstzustände. Die Anwendung bei durch Spannung, Erregung und Angst ausgelösten, behandlungsbedürftigen Schlafstörungen ist nur mit Einschränkung angezeigt, da die Benzodiazepin-Wirkung aufgrund der langen Halbwertszeit auch tagsüber besteht. Es kann schon nach kurzer Anwendung zu einer psychischen und körperlichen Abhängigkeit kommen. Die Wirkung ist, wie bei anderen Benzodiazepinen, symptomatisch und nicht kausal.[8]

Der Arzneistoff Chlordiazepoxid unterliegt in der Bundesrepublik Deutschland der Gesetzgebung des Betäubungsmittelgesetzes (BtMG). Er wurde in die Anlage III (verkehrsfähige und verschreibungsfähige Betäubungsmittel) aufgenommen. Ausgenommen sind Zubereitungen, die ohne einen weiteren betäubungsmittelrechtlich regulierten Stoff je abgeteilte Form bis zu 25 mg Chlordiazepoxid enthalten; sie können ohne Betäubungsmittelrezept verordnet werden.

Pharmakokinetik

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Chlordiazepoxid ist eine Prodrug. Durch die Abspaltung der Methylaminogruppe und anschließender Oxidation wird es zum eigentlichen Wirkstoff Demoxepam verstoffwechselt.[8]

Metabolisierung von Chlordiazepoxid
Monopräparate

Librium (D), Multum (D), Radepur (D)

Kombinationspräparate

Limbatril (D), Librax (CH), Librocol (CH), Limbitrol (CH)[9][10]

Einzelnachweise

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  1. Monographie „Chlordiazepoxid“, European Pharmacopoeia 11th Edition (Ph. Eur. 11.0), EDQM Council of Europe, 2022.
  2. a b c Datenblatt Chlordiazepoxid (Memento vom 14. Dezember 2013 im Internet Archive) (PDF; 69 kB) bei LGC Standards, abgerufen am 16. November 2012.
  3. a b Datenblatt Chlordiazepoxide-d5 bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 31. Oktober 2016 (PDF).
  4. T. A. Gossel, J.D. Bricker: Principles of Clinical Toxicology. 3rd ed. New York, Raven Press, 1994, ISBN 978-0-7817-0125-9, S. 314.
  5. M. A. Schwartz, E. Postma, Z. Gaut: Biological Half-Life of Chlordiazepoxide and Its Metabolite, Demoxepam, in Man. In: Journal of Pharmaceutical Sciences. 60.10, 1971, S. 1500–1503, doi:10.1002/jps.2600601012.
  6. The Complete Story of the Benzodiazepines (Memento vom 15. März 2008 im Internet Archive) bei Etfrc.com, abgerufen am 19. April 2025.
  7. Benzodiazepine - Lexikon der Neurowissenschaft. In: spektrum.de. 4. August 2004, abgerufen am 24. April 2025.
  8. a b Ernst Mutschler u. a. (Hrsg.): Mutschler Arzneimittelwirkungen. Lehrbuch der Pharmakologie und Toxikologie. 9. Auflage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-8047-1952-1, S. 187–190.
  9. Librium® Tabs Filmtabletten. In: rote-liste.de. Abgerufen am 24. April 2025.
  10. LIBRAX Filmtabletten. In: compendium.ch. Abgerufen am 24. April 2025.