Goethe-Institut
Die Goethe-Institute haben die Aufgabe, nach dem Motto „Kultur ist Politik mit anderen Mitteln“ Kenntnisse über die deutsche Kultur und Sprache in der Welt zu verbreiten. Es gibt 16 Goethe-Institute in Deutschland und 128 Niederlassungen im Ausland.
Organisation
Das Goethe-Institut ist ein gemeinnütziger Verein mit Hauptsitz in München, der 1976 mit dem Auswärtigen Amt einen Rahmenvertrag geschlossen hat. „Dieser Vertrag gilt zurecht als Muster für die adäquate Regelung des Verhältnisses zwischen Mittlerorganisationen und staatlichen Instanzen.“ Vorlage:Lit
In diesem Vertrag wird das Goethe-Institut vom Auswärtigen Amt „im Rahmen seiner verfassungsmäßigen Zuständigkeit für die auswärtige Kulturpolitik“ mit einem relativ konkreten Aufgabenkatalog betraut, auf Grundlage dessen es eigenverantwortlich für den Staat tätig wird. Neben individuell aufgezählten Arbeitsgebieten ermöglicht eine Generalklausel nach vorheriger Abstimmung mit dem Auswärtigen Amt auch weitere Beteiligungen an kulturellem Austausch mit dem Ausland. Als Grundnorm für das Verhältnis Auswärtiges Amt – Goethe-Institut kann § 2 Abs. 1 des Vetrages gelten. Danach arbeiten beide Partner bei der Ausführung der Vertragsaufgaben „eng zusammen.“ Ihren Bediensteten und Mitarbeitern machen beide Seiten eine „loyale Zusammenarbeit“ zur Pflicht.
In Ausnahmefällen ist die unmittelbare Einwirkung auf die laufende Arbeit des Goethe-Instituts möglich: Eine Veranstaltung einer Zweigstelle im Ausland kann durch Veto des Leiters der örtlichen Auslandsvertretung verhindert werden. Das Auswärtige Amt kann bei politisch schädigendem Verhalten von Mitarbeitern im Ausland dessen sofortige Suspendierung verlangen Vorlage:Lit.


Veranstaltungen
Die personell größte Mittlerorganisation der deutschen Auswärtigen Kulturpolitik bietet eine Vielzahl von Kursen und Veranstaltungen an. Unter anderem wird ausländischen Studenten die Möglichkeit zum Erlernen der deutschen Sprache geboten, wenn sie zum Beispiel an einem Studium in Deutschland interessiert sind.
Geschichte
Das Goethe-Institut wurde 1951 als Nachfolger der Deutschen Akademie gegründet. Ursprünglich sollte es zur Ausbildung ausländischer Deutschlehrer in Deutschland dienen. 1953 begannen die ersten Sprachkurse, im gleichen Jahr übernahm das Goethe-Institut Aufgaben zur Förderung von Deutsch als Fremdsprache im Ausland. 1959–1960 wurden alle staatlichen deutschen Kulturinstitutionen im Ausland Teil des Goethe-Instituts. Nach der Fusion mit Inter Nationes am 21. September 2000, dem 1952 vom Außenministerium gegründeten Institut zur Verbreitung von Informationen über Deutschland im Ausland, führte das Goethe-Institut von Januar 2001 bis Juli 2003 den Namen Goethe-Institut Inter Nationes. Seit 2002 ist Jutta Limbach Präsidentin des Goethe-Instituts.
Politik und Arbeit der Goethe-Institute
Das Goethe-Institut weiß sich zwar regelmäßig massenmedialer Aufmerksamkeit sicher, wenn es um die Kürzung öffentlicher Mittel geht, zur eigentlichen Kultur- und Spracharbeit gibt es aber kaum Untersuchungen. Einer der wenigen empirisch fundierten wissenschaftlichen Untersuchungen zur Arbeit des Goethe-Instituts im Ausland von Gerald Schneider und Julia Schiller (siehe Literatur) kommt zu dem Schluss, „dass vor allem machtpolitische und wirtschaftliche Erwägungen die weltweite Präsenz der zentralen Mittlerorganisation der Auswärtigen Kulturpolitik leiten. So ist das Goethe-Institut vor allem in Staaten aktiv, die wirtschaftlich entwickelt und handelsorientiert sind. Kaum einen Einfluss auf die Politik des Goethe-Instituts haben hingegen Entwicklungskriterien und die Respektierung von Menschenrechten. Bei der neuerlichen Schließungsrunde von Instituten beschreitet die Mittlerorganisation den Weg des geringsten Widerstands. So setzen die Kürzungen vor allem in Ländern an, in denen bis jetzt mehr als eine Zweigstelle bestand. Dieser Abbau lässt sich aber nicht mit dem eigentlichen Auftrag des Instituts vereinbaren, da eher in Kleinstaaten als in den betroffenen Gastländern ein Reduktionsbedarf besteht.“
Im März 2003 forderten die Fachleute der Goethe-Institute eine konsensfähige Reform der Rechtschreibreform.
Im November 2004 beschloss das Präsidium die Schließung einiger Kursorte in Bayern. Das ebenfalls von Schließungsplänen bedrohte Institut in Dresden soll mit geändertem Konzept bestehen bleiben.
Sonstiges
Am 29. April 2005 wurde das Goethe-Institut in Lomé in Togo von Jugendlichen verwüstet und angebrannt. Nachdem sie auf das Gebäude schossen, stürmten sie das Kulturinstitut. Aufgrund der antideutschen Wahlwerbung der togoischen Regierung erscheint es nicht ausgeschlossen, dass es sich um eine politische Tat handelt. Nach Meinung der Regierung von Togo steht Deutschland auf der Seite der togoischen Oppositon. Nach diesem Anschlag wurden alle deutschen Staatsbürger, die sich in Togo befinden, aufgerufen, das Land zu verlassen.
Frühere Präsidenten
- Kurt Magnus (1951–1962)
- Max Grasmann (1962–1963)
- Peter H. Pfeiffer (1963–1971)
- Hans von Herwarth (1971–1977)
- Klaus von Bismarck (1977–1989)
- Hans Heigert (1989–1993)
- Hilmar Hoffmann (1993–2001)
Siehe auch
Literatur
- Gerald Schneider, Julia Schiller: Goethe ist nicht überall: Eine empirische Analyse der Standortentscheidungen in der Auswärtigen Kulturpolitik. In: Zeitschrift für Internationale Beziehungen. 1/7/2000
- Karl Sebastian Schulte: Auswärtige Kulturpolitik im politischen System der Bundesrepublik Deutschland: Konzeptionsgehalt, Organisationsprinzipien und Strukturneuralgien eines atypischen Politikfeldes am Ende der 13. Legislaturperiode. Verlag für Wissenschaft und Forschung, Berlin 2000