Zum Inhalt springen

Ethik

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 30. September 2005 um 21:16 Uhr durch 84.188.163.121 (Diskussion) (Spezielle Ethikthemen). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Ethik ist eines der großen Teilgebiete der Philosophie. Die Ethik bezeichnet man auch als "praktische Philosophie", da sie sich mit dem menschlichen Handeln befasst (im Gegensatz zur "theoretischen Philosophie", zu der die Logik, die Erkenntnistheorie und die Metaphysik als klassische Disziplinen gezählt werden).

Die Ethik beschäftigt sich damit, was gutes oder schlechtes Handeln ausmacht. Eine Ethik sagt also, wie der Mensch handeln soll und wie nicht, bzw. wie er sich beim täglichen Handeln zu entscheiden hat. Dazu gehören die Auseinandersetzung mit dem Ausmaß individueller menschlicher Freiheit sowie eine Bestimmung von Gut und Böse.

Sie befasst sich hierzu mit den Grundlagen menschlicher Werte und Normen, des Sittlichen und der allgemeinen Moral.

Zentrale Probleme der Ethik betreffen die Motive, die Methoden und die Folgen menschlichen Handelns. Es ergeben sich sehr unterschiedliche Ethiken, je nachdem, wie die Gewichte zwischen diesen drei Bereichen gelegt werden, und was die Quelle der ethischen Normen ist. Von solchen grundsätzlichen Reflexionen einer allgemeinen Ethik (Metaethik oder Fundamentalethik) zu unterscheiden sind die auf besondere lebensweltliche Problemfelder bezogenen Überlegungen der angewandten Ethik.


Verschiedene Ethiksysteme

Durch die Art der Definition lassen sich verschiedene ethische Systeme ableiten:

Teleologische Ansätze

Prinzip: "Bewertung der Ziele, Ergebnisse und Folgen", siehe Teleologie.

Deontologische Ansätze

Prinzip: "einer Pflicht folgen", siehe Deontologie.

  • Prinzipienethik - »Gut ist, weil definiert ist, dass ...«, wobei hier zwei Arten von Prinzipienethiken unterschieden werden müssen, nämlich heteronome (= fremdbestimmte) Prinzipienethiken, bei denen die ethischen Normen von außen festgelegt werden, z. B. in einer heiligen Schrift, und autonome Prinzipienethiken (Vernunftethik, wie im Falle von Immanuel Kant), bei denen die ethischen Normen Resultate eigener Überlegungen sind.

Die Tugendethik wird jedoch auch oft zur Klasse der teleologischen Ethikkonzepte gezählt, da die angestrebte Glückseligkeit durch tugendhaftes Leben (v.a. Aristoteles) auch als Ziel (griechisch "telos") angesehen werden kann.

Existenzielle Ethik

Die "Seinsbejahung im Seinsmangel" ist das Wesen einer existenziellen Ethik. Es geht dabei um die "fortschreitende Wiederaneignung unserer Anstrengung zu sein", so Paul Ricoeur im Anschluss an Martin Heidegger. Die Pflicht bzw. das Verbot sowie der sittliche Wert können in dieser Ethik kein Prinzip sein, sondern "bestenfalls ein objektives Kriterium zur Beurteilung unserer Absichten".

Geschichte

Formale Betrachtungen zur Ethik nahmen ihren Ursprung im alten Orient, im antiken Kaiserreich China, Indien und Griechenland und wurden in Römischen Reich aufgegriffen und weiterentwickelt. Philosophische Schulen dieser Perioden entwickelten verschiedene ethische Systeme, von denen Sokrates, Platon und Aristoteles die bis heute einflussreichsten begründeten. Der Epikureismus und die Stoa haben in hellenistischer Zeit ethische Schulen ausgebildet, die ihrerseits orientierenden Einfluss auf die Gegenwart ausüben.

Religionen entwickeln ihr ethisches System selten systematisch aus Grundprinzipien, sondern als Konsequenz ihres Glaubenssystems. In den jüdisch-christlichen Schriften (Tanach, Talmud, Bibel, Kirchenväter) haben ethische Fragestellungen einen hohen Stellenwert.

Der nächste bedeutende Zeitraum ethischer Betrachtungen begann im Mittelalter mit Maimonides und Thomas von Aquin. Der auf von gottgegebenen Gesetzen basierenden Ethik dieser jüdisch-christlichen Philosophen wurde ein natürliches Gesetz (Naturrecht), das dem Menschen und der Welt innewohne, an die Seite gestellt.

Die moderne philosophische Ethik hatte ihren Ursprung in den Arbeiten von Thomas Hobbes, David Hume, Spinoza und Immanuel Kant. Der Utilitarismus wurde von Jeremy Bentham und John Stuart Mill entwickelt. Arthur Schopenhauer schuf in Abgrenzung zu Kant eine Mitleidsethik. Friedrich Nietzsche gilt als der radikalste Kritiker sämtlicher Arten von Ethik. Insbesondere verwies er darauf, dass moralische Bewertungen von der jeweiligen Perspektive abhängen und dass Moralsysteme sehr oft der Festigung der Position der Herrschenden dienen (sofern damit ein Relativismus behauptet werden soll, sind die dort aufgeführten Gegenargumente zu nennen). Der analytischen Ethik (G. E. Moore, W. D. Ross) folgten Emotivismus (C. L. Stevenson, A. J. Ayer) und Existenzialismus (Jean Paul Sartre). Emmanuel Lévinas suchte die Ethik von der Beziehung zu dem Anderen her neu zu denken. In der feministischen Ethik wird darauf aufmerksam gemacht, dass bestimmte Werte (z.B. Fürsorge) und Lebenssituationen aus Sicht der Frau in der herkömmlichen Diskussion stark vernachlässigt wurden.

Spezielle Ethikthemen

Angewandte Ethik

Andere Wissenschaften und Fachgebiete, in denen Ethik eine Rolle spielt


Literatur

Einführungen, Hilfsmittel

  • Annemarie Pieper: Einführung in die Ethik. 5. Aufl. Francke, Tübingen u.a. 2003, ISBN 3-8252-1637-3, ISBN 3-7720-1698-7
  • Arno Anzenbacher: Einführung in die Ethik. 3. Aufl. Patmos, Düsseldorf 2003, ISBN 3-491-69028-5 (sehr lesbar)
  • Dieter Birnbacher: Analytische Einführung in die Ethik. De Gruyter, Berlin u.a. 2003, ISBN 3-11-017625-4
  • Jan Rohls: Geschichte der Ethik. 2. Aufl. Mohr Siebeck, Tübingen 1999, ISBN 3-16-146706-X
  • Michael Hauskeller: Geschichte der Ethik. 2 Bde. dtv, München 1997ff., ISBN: 3-423-30727-7
  • Friedo Ricken: Allgemeine Ethik. 4. Aufl. Kohlhammer, Stuttgart 2003, ISBN 3-17-017948-9
  • Marcus Düwell, Christoph Hübenthal, Micha H. Werner (Hrsg.): Handbuch Ethik. Metzler, Stuttgart u.a. 2002, ISBN 3-476-01749-4
  • Dieter Birnbacher, Norbert Hoerster (Hrsg.): Texte zur Ethik. 12. Aufl. dtv, München 2003, ISBN: 3-423-30096-5
  • Otfried Höffe (Hrsg.): Lexikon der Ethik. 6. Aufl. Beck: München 2002, ISBN 3-406-47586-8

Neuere Abhandlungen

Wichtige Quellenwerke

Reclam ISBN 3-15-018062-7

Siehe auch

Vorlage:Wikiquote1