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Go-Joseon

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Geschichte Koreas
Prähistorisches Korea
Antike
Proto-Drei-Reiche
Zeit der Drei Reiche
  • Goguryeo (37 v. Chr. – 668 n. Chr.)
  • Baekje (18 v. Chr. – 660 n. Chr.)
  • Silla (57 v. Chr. – 935 n. Chr.)
  • Gaya (42/370 – 562 n. Chr.)
Nord- und Südstaaten
Spätere Drei Reiche
Staaten der Reichseinheit
Kolonialzeit
Teilung Koreas
Koreanische Schreibweise
Koreanisches Alphabet: 고조선
Hanja: 古朝鮮
Revidierte Romanisierung: Go-Joseon
McCune-Reischauer: Ko-Josŏn

Go-Joseon (dt. Alt-Joseon) bezeichnet das erste staatliche Gebilde auf der Koreanischen Halbinsel, dessen Existenz von der Bronzezeit bis ins Jahr 108 v. Chr. datiert wird. Es wurde während der Bronzezeit in Nordostasien gegründet und existierte bis 108 v. Chr. Die genaue Chronologie und Ausdehnung von Go-Joseon sind aufgrund der spärlichen schriftlichen Quellen und der schwierigen Zuordnung archäologischer Funde Gegenstand akademischer Debatten.[1] Der Zusatz „Go-“ (古, dt. alt) wurde in der modernen Geschichtsschreibung verwendet, um es von der späteren Joseon-Dynastie (1392–1910) zu unterscheiden.

Gründungsmythos und historische Einordnung

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Die traditionelle koreanische Geschichtsschreibung, insbesondere das Werk Samguk Yusa aus dem 13. Jahrhundert, nennt das Jahr 2333 v. Chr. als Gründungsdatum. Dem Gründungsmythos zufolge wurde Go-Joseon von Dangun Wanggeom (단군왕검), einer als Halbgott beschriebenen Figur, gegründet. Die Hauptstadt soll Asadal gewesen sein.

Dangun-Joseon (?–194 v. Chr.)

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Das Gründungsdatum 2333 v. Chr. hat einen rein mythologischen Charakter und ist archäologisch nicht belegt. Es wird angenommen, dass der Dangun-Mythos den historischen Prozess der Vereinigung verschiedener bronzezeitlicher Stämme im nordwestlichen Korea und der südlichen Mandschurei symbolisiert. Archäologische Funde wie Dolche aus Bronze und Keramik zeugen von einer entwickelten Bronzezeitkultur in dieser Region, lassen jedoch keine Rückschlüsse auf ein zentralisiertes Staatswesen oder dessen Herrscher zu.

Die ersten schriftlichen Erwähnungen eines Staates namens Joseon finden sich in chinesischen Quellen aus dem 1. Jahrtausend v. Chr.[1] – im China der Zeit der Herbst- und Frühlingsannalen wird der Staat Joseon erstmals erwähnt und der Name taucht in späteren Quellen im Zusammenhang mit der Kategorisierung Dongyi „Östliche Barbaren“ wieder auf.

Während der Zeit der Streitenden Reiche (476–221 v. Chr.) geriet Go-Joseon mehrmals mit der Zhou-Dynastie in Konflikt und Kriegsflüchtlinge aus China drängten nach Osten. In dieser Zeit verbreitete sich auch nach Korea die Technik der Eisenverarbeitung. Zugleich entstand im Süden der Koreanischen Halbinsel das Reich Jin, über das nur wenig bekannt ist.

Die Bronzekultur Go-Joseons

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Obwohl die exakte politische Struktur des frühen Go-Joseon unklar bleibt, wird seine materielle Kultur eng mit der Entwicklung der Bronzezeit auf der Koreanischen Halbinsel und in der Mandschurei in Verbindung gebracht. Archäologische Funde, insbesondere charakteristische Bronzedolche, gelten als Leitfossilien zur Eingrenzung des geografischen und zeitlichen Raums von Go-Joseon.

Bipa-Bronzedolchkultur (ca. 10. bis 7. Jh. v. Chr.)

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Die frühe Phase wird durch den lautenförmigen Dolch (비파형동검, Bipahyeong-donggeom) repräsentiert, benannt nach seiner Form, die an eine Laute (bipa) oder eine Mandoline erinnert. Diese charakteristischen Dolche, deren Klingenform an das chinesische Instrument Pipa erinnert, traten etwa ab dem 10. Jahrhundert v. Chr. auf und waren in einem geografischen Gebiet verbreitet, das die Liaoning-Region in der Mandschurei und den Nordwesten der Koreanischen Halbinsel umfasst. Dieses Verbreitungsgebiet überschneidet sich weitgehend mit dem angenommenen Kernland von Go-Joseon.[2]

Lautenförmige Bronzedolche

Se-Bronzedolchkultur (ca. 4. bis 2. Jh. v. Chr.)

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In der späteren Phase von Go-Joseon entwickelte sich aus dem Bipa-Typ der schlanke Bronzedolch (세형동검, Sehyeong-donggeom). Diese Dolche sind schmaler und geradliniger geformt. Bemerkenswert ist die geografische Verschiebung des Fundschwerpunkts: Während der Bipa-Dolch im Norden dominant war, finden sich Se-Dolche hauptsächlich südlich des Cheongcheon-Flusses auf der Koreanischen Halbinsel. Dies wird von einigen Historikern als Indiz für eine Migration oder einen Machtverlust von Go-Joseon im Norden und eine Konsolidierung der Macht weiter südlich interpretiert, insbesondere während der Zeit von Wiman-Joseon.[3]

Bronzespiegel mit geometrischen Mustern

Neben den Dolchen umfassen die typischen Artefakte dieser Kultur auch bronzene Spiegel mit feinen geometrischen Mustern (다뉴세문경, Danyusemungyeong) und bronzene Rasseln, die vermutlich für schamanistische Rituale verwendet wurden. Diese Objekte gelten als Prestige- und Herrschaftssymbole und deuten auf die Existenz einer differenzierten Gesellschaft mit einer herrschenden Elite hin.[4]

Gija-Joseon (ca. 1126–194 v. Chr.)

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Eine spätere Überlieferung, die vor allem in der mittleren Joseon-Zeit populär wurde, beschreibt eine Phase namens Gija-Joseon. Demnach soll Gija (chin. Jizi), ein Weiser aus der chinesischen Shang-Dynastie, um 1122 v. Chr. nach Joseon geflohen sein und dort die Herrschaft übernommen haben.

Wiman-Joseon (194–108 v. Chr.)

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Go-Joseon im Jahr 108 v. Chr.

Die historisch am besten belegte Phase von Go-Joseon ist Wiman-Joseon. Um 194 v. Chr. floh Wiman (chin. Wei Man), ein General aus dem chinesischen Staat Yan, mit seinen Anhängern nach Go-Joseon und übernahm dort die Herrschaft von König Jun. Er etablierte seine Hauptstadt in Wanggeom-seong (vermutlich nahe dem heutigen Pjöngjang).[1] Unter Wiman und seinen Nachfolgern entwickelte sich Go-Joseon zu einer bedeutenden regionalen Macht. Es kontrollierte den Handel zwischen der chinesischen Han-Dynastie und den Stämmen des östlichen Südsibiriens und den Staaten der Koreanischen Halbinsel. Diese wachsende Macht und die Kontrolle über Handelsrouten führten zu Spannungen mit der expandierenden Han-Dynastie.

Im Jahr 109 v. Chr. startete der chinesische Kaiser Han Wudi eine großangelegte Invasion. Nach einem Jahr des Widerstands wurde die Hauptstadt Wanggeom-seong im Jahr 108 v. Chr. erobert, was das Ende von Go-Joseon markierte.

Auf dem Territorium des ehemaligen Go-Joseon errichtete die Han-Dynastie vier Militärkommandanturen: Lelang, Xuantu, Zhenfan und Lintun. Diese dienten der Verwaltung der eroberten Gebiete und der Kontrolle der Handelswege. Während die kleineren Kommandanturen bald von lokalen Stämmen zurückerobert wurden, blieb Lelang über 400 Jahre lang ein bedeutendes chinesisches Verwaltungs- und Kulturzentrum, bis es im Jahr 313 n. Chr. vom koreanischen Königreich Goguryeo erobert wurde. Der Untergang von Go-Joseon gilt als Katalysator für die Formierung der späteren koreanischen Königreiche (Drei Reiche von Korea).[5]

Einzelnachweise

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  1. a b c Der Brockhaus in Text und Bild 2003 [SW], elektronische Ausgabe für Office-Bibliothek, Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus, 2003; Artikel: "Korea bis 668 n. Chr.: Staatenbildung im Land der Morgenstille"
  2. 비파형 동검 (琵琶形 銅劍). In: 한국민족문화대백과사전 [Encyclopedia of Korean Culture]. Academy of Korean Studies (aks.ac.kr [abgerufen am 31. August 2025]).
  3. 후석(숭실대 강사) 이: 한국식 동검 (韓國式 銅劍). In: 한국민족문화대백과사전 [Encyclopedia of Korean Culture]. Academy of Korean Studies (aks.ac.kr [abgerufen am 31. August 2025]).
  4. 진경 박: 정문경 (精文鏡). In: 한국민족문화대백과사전 [Encyclopedia of Korean Culture]. Academy of Korean Studies (aks.ac.kr [abgerufen am 31. August 2025]).
  5. Michael D. Shin, Injae Lee: Korean History in Maps: From Prehistory to the Twenty-First Century. Cambridge University Press, Cambridge 2014, ISBN 978-1-107-09846-6.
  • Carter J. Eckert, Ki-baik Lee, Young Ick Lew, Michael Robinson, Edward W. Wagner: Korea Old and New. A History. Ilchokak, Seoul 1990, ISBN 0-9627713-0-9.
  • Marion Eggert, Jörg Plassen: Kleine Geschichte Koreas (= Beck'sche Reihe. 1666). Beck, München 2005, ISBN 3-406-52841-4.
  • Harold Hakwon Sunoo: A History of Korea. Ancient time to 1945. Xlibris Corporation, s. l. 2006, ISBN 1-4257-0948-6