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„Platon“ – Versionsunterschied

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:''Das Göttliche aber ist das Schöne, das Weise, das Gute und was sonst derartig ist. Von diesen nun nährt und kräftigt sich der Seele Gefieder am meisten, vom Häßlichen aber und Bösen und was sonst von jenem das Gegenteil ist, schwindet es und vergeht.''<ref>Platon, ''Phaidros.'', 246 E</ref>
:''Das Göttliche aber ist das Schöne, das Weise, das Gute und was sonst derartig ist. Von diesen nun nährt und kräftigt sich der Seele Gefieder am meisten, vom Häßlichen aber und Bösen und was sonst von jenem das Gegenteil ist, schwindet es und vergeht.''<ref>Platon, ''Phaidros.'', 246 E</ref>


Die Idee des Guten ist der Grund der Wahrheit und des Erkennens. Sie ist die höchste Idee, da die „gewöhnlichen“ Ideen aus ihr hervorgehen. Die Idee des Guten verleiht den Ideen ihr [[Sein (Philosophie)|Sein]] und [[Wesen (Philosophie)|Wesen]]. In gewisser Hinsicht ist die Idee des Guten daher eine Art [[Metaebene|Meta]]-Idee. Als höchste (um nicht zu sagen absolute) Idee hat sie ihr Sein und Wesen aus sich heraus (vgl. [[Aseität]]), nicht erst durch Teilhabe. Auf Grund der ursächlichen Funktion der Idee des Guten ist es das höchste Ziel des [[Philosoph]]en (φιλόσοφος; wörtlich: „Freund der Weisheit“), die Idee des Guten zu erkennen, insofern dies möglich ist, und laut der [[Politeia]] Voraussetzung dafür, [[Philosophenherrschaft|Philosophenherrscher]] zu werden. Platon lässt Sokrates an einigen Stellen verdeutlichen, welche „Meinungen“ er von der Idee des Guten hat; er tut dies mit Hilfe der drei berühmten Gleichnisse: [[Sonnengleichnis]], [[Liniengleichnis]] und [[Höhlengleichnis]].
Die Idee des Guten ist der Grund der Wahrheit und des Erkennens. Sie ist die höchste Idee, da die „gewöhnlichen“ Ideen aus ihr hervorgehen. Die Idee des Guten verleiht den Ideen ihr [[Sein (Philosophie)|Sein]] und [[Wesen (Philosophie)|Wesen]]. In gewisser Hinsicht ist die Idee des Guten daher eine Art [[Metaebene|Meta]]-Idee. Als höchste (um nicht zu sagen absolute) Idee hat sie ihr Sein und Wesen aus sich heraus (vgl. [[Aseität]]), nicht erst durch Teilhabe. Auf Grund der ursächlichen Funktion der Idee des Guten ist es das höchste Ziel des [[Philosoph]]en (φιλόσοφος; wörtlich: „Freund der Weisheit“), die Idee des Guten zu erkennen, insofern dies möglich ist, und laut der [[Politeia]] Voraussetzung dafür, [[Philosophenherrschaft|Philosophenherrscher]] zu werden. Das Wesen des eigentlich Guten verdeutlicht der Platonische Sokrates durch drei berühmte Gleichnisse: das [[Sonnengleichnis]], das [[Liniengleichnis]] und das [[Höhlengleichnis]].


Die sittlichen [[Arete (Philosophie)|Aretai]] gehen aus der Idee des Guten hervor. Nach Platon ist jede einzelne Arete ebenfalls eine Entität, die als Urbild existiert (Idee). Jede Arete ist werthaft und wahrhaft seiend.<ref>Ziegler u.a., ''Der kleine Pauly'', Band 1, S. 530</ref> Arete ist für ihn die Tüchtigkeit der Seele zu der ihr eigenen Bestimmung. Sie gliedert sich, je nach den Seelenteilen, in die vier Kardinaltugenden:
Die sittlichen [[Arete (Philosophie)|Aretai]] gehen aus der Idee des Guten hervor. Nach Platon ist jede einzelne Arete ebenfalls eine Entität, die als Urbild existiert (Idee). Jede Arete ist werthaft und wahrhaft seiend.<ref>Ziegler u.a., ''Der kleine Pauly'', Band 1, S. 530</ref> Arete ist für ihn die Tüchtigkeit der Seele zu der ihr eigenen Bestimmung. Sie gliedert sich, je nach den Seelenteilen, in die vier Kardinaltugenden:

Version vom 15. November 2007, 17:54 Uhr

Platon (griechisch Πλάτων, latinisiert Plato) war ein antiker griechischer Philosoph und lebte von 427 v. Chr. bis 347 v. Chr. in Athen. Er ist einer der bedeutendsten Philosophen der Geschichte.

Platon

Leben

Platon[1] führte seine Vorfahren väterlicherseits auf den mythischen Kodros, mütterlicherseits über seinen Onkel Kritias auf Solon zurück. Er hätte wie dieser in der Politik Karriere machen können, aber die Hinrichtung seines Lehrers Sokrates 399 v. Chr. ließ in ihm die Überzeugung reifen, dass die Stadt von den Sitten der Väter abgefallen sei und überhaupt alle Staaten schlecht verwaltet seien (Plat. VII. Brief 325 f.; die Mehrheit der modernen Forscher geht davon aus, dass der Brief echt ist). Nach acht Jahren des Beisammenseins mit Sokrates verließ er nach dessen Tod Athen und ging auf Reisen.

Er besuchte u. a. die Pythagoreer in Unteritalien und nahm 388 v. Chr. Verbindung mit Dionysios I., dem Tyrannen von Syrakus auf Sizilien auf. Er überwarf sich mit diesem, schloss aber Freundschaft mit Dion, dem Schwager und Schwiegersohn des Tyrannen (Plutarch von Chaironeia, Dion 11 ff.). Nach seiner Rückkehr begründete Platon in Athen um 387 v. Chr. im heiligen Hain des Heros Akádemos die danach benannte Akademie als die erste Athener Philosophenschule. Sie blieb die bedeutendste Universität der antiken Welt, bis sie von dem oströmischen Kaiser Justinian I. 529 n. Chr. geschlossen wurde (Johannes Malalas, 451).

Platon

366 v. Chr. unternahm Platon eine zweite Reise nach Syrakus auf Einladung des Tyrannen Dionysios II. Er hoffte, den Machthaber dafür gewinnen zu können, seinen Idealstaat in der Realität zu verwirklichen. Doch zeigte sich Dionysios ebenso unbelehrbar wie der Philosoph Platon unbeugsam. So endete auch diese 2. Reise mit einer herben Enttäuschung.

Um 350 v. Chr. legte Platon nach seinen Erfahrungen in Sizilien in seinem unvollendeten Alterswerk über die „Gesetze“ (Nomoi (griech.); De Legibus (lat.)) – posthum redigiert und ediert durch Platons Sekretär Philippos von Opus: Diogenes Laertios III 37 – einen zweiten Staatsentwurf vor, der theorieferner und praxisnäher ist und bei seinen Bürgern nicht so viel Opferbereitschaft voraussetzt wie noch der Staat der „Politeia“.

Platons Philosophie

Sokrates als Protagonist Platonischer Dialoge

Der Gesprächscharakter der Lehre spiegelt sich in der Dialogform von Platons Schriften wider. Sie bieten nicht ein Lehrgebäude als fertiges System, sondern wollen dessen Entstehungsprozess anschaulich darstellen. Hauptfigur in den frühen Dialogen ist sein Lehrer Sokrates. Der Kleinbürger erweckte in dem Spross aus hohem athenischen Adel „die Sorge um die Seele durch das rechte Leben in Bezug auf das ewige Sein selbst“.[2] Deshalb ist die Grenzlinie zwischen Platons eigener Philosophie und der des Sokrates schwer zu ziehen. Man geht davon aus, dass Platon vor allem in in der Apologie und in den sogenannten Frühdialogen – oder auch aporetischen Dialogen – (Kriton, Charmides, Laches, Lysis, Protagoras, Sophistendialoge usw.) die Lehren des Sokrates wiedergibt, während er in den Spätdialogen, wo Sokrates zur Nebenfigur wird oder gar nicht mehr auftritt, seine eigenen Gedanken niedergeschrieben hat. Die Abgrenzung der originär Sokratischen Gedanken ist im Einzelnen wissenschaftlich seit Jahrzehnten sehr umstritten. Dies gilt insbesondere für die mittleren Dialoge. Diese liefern nach Günter Figal ein plastisches, lebensvolles Bild des Sokrates. [3] Tiefgründig war die Einschätzung des Philosophen Karl Jaspers:

Sokrates ist historische Realität auch ohne Plato. Aber der historische Sokrates und der Platonische sind untrennbar. In der Wirklichkeit des Sokrates erblickte Plato dessen Wesen. Dieses ließ er sich in seinen dialogischen Darstellungen frei entfalten, immer mit dem Willen zur Wahrheit des Wesens, aber nicht gebunden an belegbare Tatsächlichkeiten.[4]

Die Frühdialoge

Im Zentrum der frühen Dialoge Platons steht die „Sorge um die Seele“ und damit die Frage nach der Arete (Vortrefflichkeit, Tugend). Sie zeichnen sich sowohl durch besondere methodische als auch dramatische und inhaltliche Merkmale aus.

  1. Die Grundmethode, die im Rahmen dieser Dialoge angewandt wird, ist die Methode des Elénkhos, der Widerlegung der Ansicht des anderen Gesprächspartners.
  2. Das auffälligste dramatische Merkmal dieser Dialoge ist jedoch, dass Sokrates die wichtigste Figur des Gesprächs ist. Er bestimmt die Grundfrage des Dialogs, orientiert die Antwort der anderen Gesprächspartner und prägt die ganze Diskussion durch seine Persönlichkeit und seine Ironie. Neben Sokrates sind die anderen Figuren entweder Sophisten (Protagoras im gleichnamigen Dialog) oder junge bzw. ungebildetete Leute (wie Charmides oder der Sklave im Menon).
  3. Inhaltlich kreist die Beschäftigung mit der Arete vor allem um ethische Fragen. Es geht darum, Begriffe wie Frömmigkeit, (Charmides), Gerechtigkeit (im ersten Buch des Politeia) und andere Formen der Tugend (Tapferkeit, Weisheit, Besonnenheit) zu bestimmen (wie beispielsweise auch im Protagoras). Die Arete bezieht sich aber nicht nur auf den Menschen, sondern auf alle Dinge. Die Arete eines jeden Dinges besteht in dem, wodurch es seine je eigene Aufgabe erfüllt. Die Frage, wozu etwas gut sei, beantwortet sich nicht durch den Bezug auf etwas anderes, sondern durch es selbst.
Platon, gemalt von Raffael

Die frühen Dialoge Platons sind die hauptsächliche Quelle für die Philosophie des Sokrates, der selbst keine schriftlichen Aufzeichnungen hinterlassen hat.

Theorie der Erkenntnis und Ideenlehre

Auf die aporetischen Definitionsdialoge der frühen Schriften folgte in den mittleren Werken Platons die Einführung der Ideen-„Lehre“ (hier wird häufig die Trennlinie zwischen sokratischer und platonischer Philosophie gesehen). Platon entwickelte die Ideenlehre, nach der die sinnlich wahrnehmbare Welt einer unsichtbaren Welt der Ideen nachgeordnet ist. Von einer „Ideenlehre“ zu sprechen ist jedoch in zweierlei Hinsicht missverständlich. Erstens formuliert Platon in seiner Philosophie keine einheitliche Lehre. So werden etwa Elemente, die in früheren Dialogen Teil einer solchen Systematik zu sein scheinen, in späteren Dialogen kritisiert, wenn nicht gar verworfen. Zweitens findet sich in Platons Philosophie für diese Entitäten – wie in vielen anderen Fällen – keine einheitliche Terminologie. So bezeichnet er häufig die „Idee des Schönen“ als „das Schöne selbst“ oder als „das Schöne an sich“. Platons „Ideen“ weisen folgende Merkmale auf: Sie sind

  1. ontologisch höherrangig (primär) d. h. in höherem Maße seiend als die sinnlich wahrnehmbaren Einzelgegenstände;
  2. epistemisch höherrangig (primär);
  3. unvergänglich;
  4. unveränderlich;
  5. Ursache dafür, dass etwas so ist, wie es ist.

Ontologisch höherrangig bedeutet, dass die Ideen in höherem Maße seiend, die einzig wahrhaft seienden Wesenheiten sind. Die sinnlich wahrnehmbaren Gegenstände besitzen für Platon nur ein unbedeutendes Sein (eine Auffassung, die er aus der Ontologie des Parmenides von Elea übernimmt). Ursache sein bedeutet, dass etwa das Schöne (Gerechte, Gleiche, etc.) selbst Ursache dafür ist, dass die einzelnen Dinge, die schön (gerecht, gleich, etc.) sind, genau dies sind. Eine Rose ist etwa deshalb schön, weil sie an der „Idee des Schönen“ teilhat. Die Teilhabe (méthexis) bezeichnet neben dem Verhältnis der Einzelgegenstände zu den Ideen auch das Verhältnis unseres Erkenntnisvermögens zu den Ideen sowie das Verhältnis einiger Ideen untereinander.

Indem Platon also eine radikale Spaltung der Realität in Ideenreich (vorgängig) und sinnlich wahrnehmbare Welt (abgeleitet) vollzog, brach er nicht nur mit der Philosophie der Vorsokratiker, sondern konzipierte gleichzeitig auch ein dualistisches Weltbild, das – vor allem vermittelt durch das Christentum – die abendländische Geistesgeschichte bis heute beeinflusst.

Erkennen als Wiedererinnern

Wissen ist für Platon nicht Abstraktion, gewonnen aus Erfahrung und Überlegung, wie es sein Schüler Aristoteles annimmt. Vielmehr ist für Platon etwa die Erkenntnis, dass zwei Gegenstände oder zwei Zahlensummen gleich groß sind, nur dadurch möglich, dass sowohl die Erkennenden als auch die wahrgenommenen Gegenstände an der Idee des Gleichen teilhaben. Die Erkenntnis kommt nach Platon dadurch zustande, dass wir ein vorgeburtliches Wissen apriorisch in unserer Seele besitzen, an das wir uns erinnern (Anamnesis):

Wie nun die Seele unsterblich ist und oftmals geboren, und, was hier ist und in der Unterwelt, alles erblickt hat, so ist auch nichts, was sie nicht hätte in Erfahrung gebracht, so daß nicht zu verwundern ist, wenn sie auch von der Tugend und allem andern vermag sich dessen zu erinnern was sie ja früher gewußt hat. Denn da die ganze Natur unter sich verwandt ist, und die Seele alles inne gehabt hat: so hindert nichts, daß wer nur an ein einziges erinnert wird, was bei den Menschen lernen heißt, alles übrige selbst auffinde, wenn er nur tapfer ist und nicht ermüdet im Suchen. Denn das Suchen und Lernen ist demnach ganz und gar Erinnerung. [5]

Der Nichtwissende hat selbst von dem, was er nicht weiß, demnach richtige unbewußte Vorstellungen, die angeregt durch Fragen zu Erkenntnissen werden können.

Platon in der Glyptothek

Die Erkenntnis des inneren Wesens der Dinge

Die zwei Seiten des Seins sind nach Platon das nicht sinnlich wahrnehmbare Wesenhafte und die sinnlich wahrnehmbare Beschaffenheit. Die Seele strebt nicht nach der sinnlichen Beschaffenheit sondern nach dem Wesenhaften.[6] Bei jedem der Dinge kommt die vollständige geistige Erkenntnis nach Platon in fünf Schritten zustande:

  1. der Name (welchen wir eben laut werden lassen)
  2. die sprachlich ausgedrückte Begriffsbestimmung (aus Nenn- und Aussagewörtern zusammengesetzt; z. B. „der Kreis ist das von seinem Mittelpunkt überall gleich weit Entfernte“)
  3. das durch die fünf Sinne Wahrnehmbare (z. B. vom Zeichner oder vom Drechsler angefertigt)
  4. die begriffliche Erkenntnis (Begreifen durch den vernünftig denkenden Geist, kognitive Vorstellung von solchen Dingen)
  5. dasjenige, was eben erst sich durch Vertiefung in der Vernunft erkennen lässt und das wahre Urbild des Dinges ist (ideelle oder intelligible Realität oder Wesenheit; reine, nicht sinnliche Wahrheit; ursprünglich vollkommen Wesenhaftes)

Dabei soll die Annäherung an das innere Wesen der Dinge frei von verfälschenden Leidenschaften erfolgen:

Erst wenn durch fleißige gegenseitige Vergleichung Namen, definierende Beschreibungen mittels der Sprache, sinnliche Anschauungen und Wahrnehmungen in Beziehung auf ihre Aussagen vom Wesen der Dinge in leidenschaftslosen Belehrungen berichtigt werden, und wenn wir hierbei ohne leidenschaftliche Rechthabereien die rechte dialektische Methode anwenden, dann erst geht uns das Licht der rein geistigen Wahrnehmung und der reinen Vernunftauffassung des inneren Wesens der Dinge auf.[7]
das Höhlengleichnis

Idee des Guten und Arete

Jede Idee ist einzigartig, und da sie Sein hat, ist sie auch immer mit sich selbst identisch. Die Ideen untereinander haben insofern teil aneinander, als eine bestimmte Idee anderen Ideen übergeordnet ist. Diese höchste Idee ist die Idee des Guten. Das Gute an sich ist eins mit der göttlichen Vernunft [8] und damit eins mit dem Demiurgen, welcher gemäß den Ideen alles aufs Beste gestaltet hat:[9]

Das Göttliche aber ist das Schöne, das Weise, das Gute und was sonst derartig ist. Von diesen nun nährt und kräftigt sich der Seele Gefieder am meisten, vom Häßlichen aber und Bösen und was sonst von jenem das Gegenteil ist, schwindet es und vergeht.[10]

Die Idee des Guten ist der Grund der Wahrheit und des Erkennens. Sie ist die höchste Idee, da die „gewöhnlichen“ Ideen aus ihr hervorgehen. Die Idee des Guten verleiht den Ideen ihr Sein und Wesen. In gewisser Hinsicht ist die Idee des Guten daher eine Art Meta-Idee. Als höchste (um nicht zu sagen absolute) Idee hat sie ihr Sein und Wesen aus sich heraus (vgl. Aseität), nicht erst durch Teilhabe. Auf Grund der ursächlichen Funktion der Idee des Guten ist es das höchste Ziel des Philosophen (φιλόσοφος; wörtlich: „Freund der Weisheit“), die Idee des Guten zu erkennen, insofern dies möglich ist, und laut der Politeia Voraussetzung dafür, Philosophenherrscher zu werden. Das Wesen des eigentlich Guten verdeutlicht der Platonische Sokrates durch drei berühmte Gleichnisse: das Sonnengleichnis, das Liniengleichnis und das Höhlengleichnis.

Die sittlichen Aretai gehen aus der Idee des Guten hervor. Nach Platon ist jede einzelne Arete ebenfalls eine Entität, die als Urbild existiert (Idee). Jede Arete ist werthaft und wahrhaft seiend.[11] Arete ist für ihn die Tüchtigkeit der Seele zu der ihr eigenen Bestimmung. Sie gliedert sich, je nach den Seelenteilen, in die vier Kardinaltugenden:

  1. Weisheit (sophia)
  2. Tapferkeit (andreia)
  3. Maßhalten bzw. Besonnenheit (sôphrosynê)
  4. Gerechtigkeit (dikaiosynê)

Auch die Frömmigkeit (hosiotês) wird von Platon zu den sittlichen Aretai gezählt.

Wissenschaft als Einheit

Die Thesen (a), dass die besten Herrscher die Philosophen sind und (b) dass die Philosophen in der Idee des Guten das höchste Wissen erlangt haben, sind charakteristisch für folgende zentrale Ansicht Platons: (c) Wissen bzw. Wissenschaft (Vorlage:Polytonisch) ist nur als Einheit möglich. Diese Position besagt, dass es keine voneinander getrennten Einzelwissenschaften geben kann (etwa die Politik, die Astronomie, die Mathematik etc.), die unterschiedliche Grundprinzipien besitzen.[12] Folgerichtig sind die verschiedenen Bereiche der Philosophie Platons miteinander verbunden. So sind Erkenntnis- und Seinslehre (Ontologie) verbunden mit einem Menschenbild (Anthropologie), das allein aus der Liebe, dem Eros zum Guten aus edler Menschlichkeit, der Kalokagathia, die lebensnotwendige und erkenntnisstiftende Dynamik erhält. Nicht unwesentlich für Platon ist auch das Komplement des dynamischen Eros, das beständig freundliche Gefühl der Philia, das unverzichtbare irrationale Element einer stabilen Ganzheit (Einzelseele, persönliche Freundschaft, Staat, Kosmos).

Philosophische Methode: Dialektik

Dialektik“ (griechisch διαλεκτική [τέχνη]) bedeutet eigentlich „(die Kunst der) Gesprächsführung“. Der Begriff soll (nach Aussage des Aristoteles) von dem Philosophen Zenon von Elea geprägt worden sein, uns tritt er aber in den Werken Platons zum ersten Mal entgegen.

In Platons früher Philosophie bedeutet „Dialektik“ einfach eine bestimmte Form der Gesprächsführung, bekannt als sokratischer Dialog: Zwei Partner unterhalten sich über einen Gegenstand. Ausgangspunkt ist eine Begriffsdefinition des Sprechers A (Proponent). Auf der Grundlage dieser Definition stellt B (Opponent) dann Fragen an A. Die Rollen sind dabei auf charakteristische Weise verteilt: Der Definitionsgeber A antwortet meist auf Fragen seines Opponenten, dieser jedoch (in platonischen Dialogen in aller Regel Sokrates, nach eigenem Bekennen ein notorischer „Nicht-Wisser“) stellt darauf hin weitere Fragen. Das Gespräch endet oft in einer Aporie; der Erkenntnisgewinn durch die dialektische Methode besteht dann also darin, dass nicht haltbare Definitionen als unzulänglich entlarvt werden.

Politische Philosophie

Hauptartikel: Politeia

Platons staatstheoretisch wichtigstes Werk ist der Dialog über den Staat, die „Politeia“ (lat. De re publica), den er um 370 v. Chr. verfasst hat. Der Untertitel lautet: Über das Gerechte, to dikaion. Er resultierte aus Platons Verzweiflung an der attischen Demokratie und am ungerechten Todesurteil, welches das Volksgericht über Sokrates gefällt hatte.

Der ideale Staat hat den Zweck, die Idee des Guten zu realisieren und die Bürger dazu zu erziehen. So wie im Kosmos und in der Seele soll auch im Idealstaat eine harmonische Ganzheit verwirklicht werden. Alle Bürger und Stände sorgen für ihr Wohl, indem sie sich in das Ganze harmonisch einfügen und ihm dienen.

Es gilt der Grundsatz der Arbeitsteilung, weil keiner von uns sich selbst genügen kann, er besteht jedoch um eines höheren Ziels willen: der Gerechtigkeit. Diese entsteht durch Arbeitsteilung und Einteilung in Stände. Platons utopischer Staat ist gegliedert in den Handwerker- und Bauernstand, den Stand der Wächter und den der Regenten (Philosophen). Die Angehörigen dieser Stände zeichnen sich nach Platon jeweils durch besondere Eigenschaften („Tugenden“) aus. Positiv ausgedrückt entsteht Gerechtigkeit, wenn jeder das tut, was er am besten kann. Ein einzelner Mensch ist dann gerecht, wenn seine Seelenteile (Beherrschtheit, Begierden, Weisheit) im Gleichgewicht und in Harmonie untereinander stehen.

Weil vor der Geburt den Menschen unterschiedliche Fähigkeiten zugeteilt wurden (Mythos der Lachesis), soll durch ein Aussiebungsverfahren im Bildungsprozess eine Einteilung in die drei Stände erfolgen. Ein Stand ist nicht erblich, sondern wird durch persönliche Leistung im Bildungsprozess erreicht. Deshalb wird das neugeborene Kind den Eltern weggenommen und unter völliger Gleichberechtigung von Jungen und Mädchen von Erziehern herangezogen. Dadurch soll eine große Gemeinschaft entstehen, da ein Kind sehr viele Mütter und Väter und Geschwister hat. Nichttaugliche Säuglinge, die aus unerlaubten Beziehungen hervorgehen, werden nach dem Vorbild Spartas umgebracht. Besonderen Wert legt Platon auf körperliche Ertüchtigung und musische Ausbildung. Wer abhängig von seiner Leistungsfähigkeit frühzeitig aus dem Bildungssystem ausscheidet, wird Bauer oder Handwerker. Für diesen Stand bleiben Privateigentum und Familie bestehen. Die Begabten unter ihnen können zu den oberen Klassen aufsteigen. Wer weiter gebildet wird, wird „Wächter“ und dient damit als Krieger der Landesverteidigung und hilft im Inneren, die Gesetze zu vollziehen. Nur die Tüchtigsten werden der Klasse der Herrschenden eingereiht. Zur Regierung des Staates gelangen sie, nachdem sie in Musik und Gymnastik, dann in der Mathematik und anderen Wissenschaften, endlich in der Dialektik unterwiesen worden sind und verschiedene Ämter bekleidet haben. Platon fordert deshalb von den Herrschenden die Liebe zur Weisheit und die Umsetzung einer Philosophenherrschaft:

Solange in den Staaten nicht entweder die Philosophen Könige werden oder die, welche jetzt Könige und Herrscher heißen, echte und gründliche Philosophen werden, solange nicht die Macht im Staate und die Philosophie verschmolzen sind, solange nicht den derzeitigen Charakteren, die sich meist einem von beiden ausschließlich zuwenden, der Zugang mit Gewalt verschlossen wird, solange gibt es, mein lieber Glaukon, keine Erlösung vom Übel für die Staaten, ich glaube aber auch nicht für die Menschheit, noch auch wird diese Verfassung, wie wir sie eben dargestellt haben, vorher zur Möglichkeit werden und das Sonnenlicht erblicken.[13]

In seiner späteren Schrift „Nomoi“ (die Gesetze) distanziert sich Platon wieder von seiner philosophischen Staatsutopie und zeichnet die Grundzüge einer den realen, historisch gewordenen Verhältnissen in höherem Maße Rechnung tragenden Staatsverfassung, in welcher alles Gesetzen unterworfen ist und keinerlei Kommunismus besteht.

Sokrates und Alkibiades bei Aspasia

Eros und die Vollendung des Lebens in der Schau des Schönen

Das Schöne und das Gute sind nur zwei eng verschwisterte Aspekte einer und derselben Wirklichkeit, die höchste Arete des Menschen ist das Schön- und Gutsein (Kalokagathia als Einheit von Wahrem, Gutem und Schönem; Vollkommenheit).[14] Nach dem Platonischen Sokrates vollzieht sich die beglückende Erkenntnis des Schönen stufenweise.[15] Ein wichtiger Helfer dabei ist der Gott Eros, dessen Bedeutung weit über die Sexualität hinaus geht.

Der Name des Eros steht für die den Bereich des Menschlichen übersteigende Bewegung der Philosophie... Sokrates kann am besten philosophieren, wenn er durch das ganz und gar unsublimierte Schöne eingenommen ist. Das Sokratische Gespräch vollzieht sich nicht nach einmal gelungenem Aufstieg auf jener unsinnlichen Höhe, wo nur noch die Ideen als das Schöne erscheinen; vielmehr vollzieht es in sich immer wieder die Bewegung vom menschlichen zum übermenschlichen Schönen und bindet das übermenschliche Schöne dialogisch ans menschliche zurück.[16]

Der Mensch ist sterblich, ihm fehlt die göttliche Unveränderlichkeit. Der Mensch hat deshalb das Bedürfnis, durch immer neue Schöpfung sich zu erhalten. Der Eros entspringt aus der höheren gottverwandten Natur des Menschen und ist ein Streben, gottähnlich zu werden. Er ist ein Streben nach Besitz, nicht ein Besitz selbst. Der Eros setzt einen Mangel voraus und begehrt die Fülle. Er ist der Sohn der Penia (Armut) und des Poros (Reichtum). Das Ziel dieses Strebens ist der dauernde Besitz des Guten, die Glückseligkeit, die Unsterblichkeit.[17] Der Eros ist also überhaupt das Streben des Endlichen, sich zur Unendlichkeit zu erweitern. Die äußere Bedingung für die Betätigung des Eros ist die Gegenwart des Schönen, und der Eros richtet sich stufenweise auf die schöne Gestalt, die schöne Seele, die Wissenschaft und die Idee und strebt nach der Darstellung des absolut Schönen. Dabei ist die Schau des übermenschlichen Schönen selbst[18] dann nicht mehr an ein einzelnes Sinnesobjekt gebunden:

Noch auch wird ihm dieses Schöne unter einer Gestalt erscheinen, wie ein Gesicht oder Hände oder sonst etwas, was der Leib an sich hat, noch wie eine Rede oder eine Erkenntnis, noch irgendwo an einem andern seiend, weder an einem einzelnen Lebenden, noch an der Erde, noch am Himmel; sondern an und für und in sich selbst ewig überall dasselbe seiend, alles andere Schöne aber an jenem auf irgendeine solche Weise Anteil habend, daß, wenn auch das andere entsteht und vergeht, jenes doch nie irgendeinen Gewinn oder Schaden davon hat, noch ihm sonst etwas begegnet... Denn dies ist die rechte Art, sich auf die Liebe zu legen oder von einem andern dazu angeführt zu werden, daß man von diesem einzelnen Schönen beginnend jenes einen Schönen wegen immer höher hinaufsteige, gleichsam stufenweise von einem zu zweien, und von zweien zu allen schönen Gestalten, und von den schönen Gestalten zu den schönen Sitten und Handlungsweisen, und von den schönen Sitten zu den schönen Kenntnissen, bis man von den Kenntnissen endlich zu jener Kenntnis gelangt, welche von nichts anderem als eben von jenem Schönen selbst die Kenntnis ist und man also zuletzt jenes selbst, was schön ist, erkenne... Was also ... sollen wir erst glauben, wenn einer dazu gelangte, jenes Schöne selbst rein, lauter und unvermischt zu sehn, das nicht erst voll menschlichen Fleisches ist und Farben und anderen sterblichen Flitterkrams, sondern das göttlich Schöne selbst in seiner Einartigkeit zu schauen? Meinst du wohl, daß das ein schlechtes Leben sei, wenn einer dorthin sieht und jenes erblickt und damit umgeht? Oder glaubst du nicht, daß dort allein ihm begegnen kann, indem er schaut, womit man das Schöne schauen muß; nicht Abbilder der Tugend zu erzeugen, weil er nämlich auch nicht ein Abbild berührt, sondern Wahres, weil er das Wahre berührt? Wer aber wahre Tugend erzeugt und aufzieht, dem gebührt, von den Göttern geliebt zu werden, und wenn irgend einem anderen Menschen, dann gewiß ihm auch, unsterblich zu sein.[19]

Platons ungeschriebene Lehre vom Einen

Im mündlichen Unterricht in der Akademie war die Dialektik der Weg des Aufstiegs zum Einen.[20] Die in den Dialogen versteckten Hinweise sind spärlich und geben zu Spekulationen Anlass. Berühmt ist das Zitat aus dem Parmenides:

Wenn also Eins nicht ist, ist auch nichts der Anderen auch nur der Vermutung nach Eins oder auch Vieles; denn ohne Eins Vieles zu scheinen ist unmöglich.[21]

Hegel erkannte darin das Meisterstück der Platonischen Dialektik und erklärte ihn:

In dem Satze „Das Eine ist“ liegt auch „Das Eine ist nicht Eines, sondern Vieles“; und umgekehrt, „Das Viele ist“ sagt zugleich „Das Viele ist nicht Vieles, sondern Eines“. Sie zeigen sich dialektisch, sind wesentlich die Identität mit ihrem Anderen; und das ist das Wahrhafte.[22]

Die das Wissen übersteigende Weisheit kann durch Bücher schwerlich vermittelt werden und bleibt nur wenigen Auserwählten vorbehalten:

Denn in bestimmten sprachlichen Schulausdrücken darf man sich darüber wie über andere Lerngegenstände gar nicht aussprechen, sondern aus häufiger familiärer Unterredung gerade über diesen Gegenstand sowie aus inniger Beschäftigung damit entspringt plötzlich jene Idee aus der Seele wie aus einem Feuerfunken das angezündete Licht und bricht sich dann selbst weiter seine Bahn... Wenn es mir vernünftig geschienen hätte, dass jene Gedanken durch Schrift und durch Wort unverschleiert unter dem Volke verbreitet werden dürften, was für eine schönere Lebensaufgabe würde ich da gehabt haben, als der Menschheit großes Heil zu bescheren und dabei das Wesenhafteste des Universums aller Welt an's Tageslicht zu bringen! Aber weder die Veröffentlichung jener Geheimnisse noch die populäre Behandlung jener Materien halte ich für Menschen für ein Glück, mit Ausnahme von wenigen Auserwählten; von allen jenen nämlich welche im Stande sind, auf einen ganz kleinen Wink selbst zu finden. [23]

Das, was in dieser mündlichen Traditionslinie bewahrt wurde, war demnach kein Buchwissen in Form von festgehaltenen Doktrinen, sondern ein unmittelbares Begreifen der Wahrheit durch unmittelbare, das Denken überschreitende Erfahrung und Einsicht, zu welcher der Schüler durch seinen Lehrer geführt wurde.

Das absolute Eine ist jenseits von Sein und seiendem Einen; weil aber Denken auf Einheit und Bestimmtheit angewiesen ist, hebt sich der Versuch, das absolute Eine zu denken, ins Undenkbare auf. Da das Absolute das Übereine und über alle Bestimmtheit Erhabene ist, ist es jeder Erkenntnis entzogen, so dass es keine Aussage und kein Wissen von ihm gibt.[24]

Wirkungsgeschichte

Als begnadeter Stilist ist Platon – vor allem mit seinen Frühdialogen – bis heute immer wieder im Stande, seine Leser für die Philosophie zu begeistern. Schon in der Antike galt er als Meister des urbanen Dialogs; seine Schriften wurden mehr geschätzt als die exoterischen Schriften des Aristoteles, die wohl ähnlich gestaltet waren, aber nicht erhalten geblieben sind (s. Corpus Aristotelicum).

Platons Philosophie hat Auswirkungen bis in die heutige Zeit. Sein bekanntester Schüler Aristoteles hat seine Philosophie allerdings weitgehend abgelehnt, vor allem die Ideenlehre, und in seinem Werk Nikomachische Ethik eine eigene Ethik entworfen. Die platonische Schule entwickelte zunächst einen philosophischen Skeptizismus, fand dann aber im 1. / 2. Jahrhundert zu einer systematischen Lehre (Mittelplatonismus). Im 3. Jahrhundert n. Chr. begründete Plotin das weltanschauliche System des Neuplatonismus; zentrale platonische Schrift für diese Neubelebung des Platonismus ist der Dialog Timaios. Lehren Platons und seiner Schule sind über die Kirchenväter (s. Patristik) in das christliche Glaubens- und Gedankengut eingeflossen.

Rezeption

Platon ist es gelungen, eine auf der Aktivität und Struktur des menschlichen Geistes gründende Erkenntnistheorie darzulegen, die nach ihm von Augustinus von Hippo weiterentwickelt und in dieser Höhe auch vom rationalen Idealismus späterer Jahrhunderte nicht übertroffen worden ist. Da praktisch alle Themen, die in der Philosophiegeschichte eine Rolle spielen, bereits bei Platon zu finden sind (auch wenn die Antworten der späteren Philosophen sich von denen Platons oft stark unterscheiden), bemerkte Alfred North Whitehead einmal pointiert, dass alle späteren Entwürfe der europäischen Philosophie im Grunde nur Fußnoten zu Platon seien [25]. Auch Karl Popper [26] hat sich mit Platon intensiv auseinandergesetzt und ihn – wenn auch kritisch (Totalitarismusverdacht) – zum größten Philosophen aller Zeiten erklärt. Auch wer das für übertrieben hält, wird einräumen, dass Platon das römische, das christliche, das islamische und neuzeitliche Staatsdenken wie kein anderer antiker Philosoph inspiriert hat. Zuletzt hat Francis Fukuyama [27] erklärt, die liberale Demokratie unserer Zeit sei deswegen die beste aller möglichen Staatsformen, weil sie jene Prinzipien verwirkliche, die Platon in der Politeia aufgestellt habe, und so das Gleichgewicht der drei Seelenteile verbürge.

Werke

  • Prozess und Tod des Sokrates
    • Apologie Die Verteidigungsrede des Sokrates vor der Geschworenenversammlung, vgl. hierzu auch die „Apologie“ von Xenophon.
    • Kriton Vergeblicher Versuch, Sokrates nach dem Todesurteil zur Flucht zu überreden.
    • Phaidon Über Philosophie und Tod, sowie die Unsterblichkeit der Seele; Schilderung von Sokrates' Tod.
  • Sophistendialoge
    • Protagoras Wie kann man Tugend lehren?
    • Ion Wissen und Fähigkeiten eines Rhapsoden (eine Art Vortragskünstler).
    • Hippias Maior Das Wissen des Hippias um schöne, edle Menschlichkeit.
    • Hippias Minor Das Wissen des Hippias um Tugend.
    • Euthydemos Über die Weisheit des Sokrates und die der Sophisten und die Macht der Rhetorik.
  • Personen- bzw. themenbezogene, begriffsklärende Gespräche
    • Laches Wodurch Söhne recht tüchtige Männer werden können.
    • Charmides Besonnenheit und Erkenntnis des Guten.
    • Euthyphron Über das Wesen der Frömmigkeit.
    • Lysis Über Freundschaft und Liebe.
    • Theages Klärung eines Berufswunsches.
    • Alkibiades I Wie und wodurch wird Alkibiades ein guter Staatsmann?
    • Alkibiades II Über den Sinn des Betens.
    • Amatores Über die Philosophie.
    • Gorgias Nicht Rhetorik, sondern Philosophie lehrt Tugend.
    • Kratylos Über die Bedeutung der Sprache.
    • Menexenos Sokrates hält eine Rede an die Gefallenen.
  • Ideendialoge
  • Ideenkritische Dialoge
    • Parmenides Über das Sein der Ideen.
    • Theaitetos Über vier aporetisch endende Definitionen von Wissen.
    • Sophistes Zum Wesen des Sophisten und des Philosophen/ Begründung einer Partizipationsmetaphysik.
    • Politikos Staatskunst und Regierungsformen.
    • Philebos Über das Gute und wie es zu erreichen ist.
  • Briefe

Anm.: Die Aufteilung der Werke in diese Gruppen ist nicht von Platon selbst. Einige Dialoge und die meisten Briefe werden für „unecht“ gehalten, d. h. es ist ziemlich sicher, dass Platon nicht der Autor dieser Werke ist.

Werkausgaben und Übersetzungen

  • Platon: Sämtliche Dialoge. Hrsg. v. Otto Apelt, unveränderter Nachdruck d. Ausg. v. 1920/22, 7 Bde. Meiner, Hamburg 2004. ISBN 978-3-7873-1156-9

Friedrich Schleiermacher schuf 1804-1810 eine Übersetzung der Platondialoge. An dieser sind insbesondere die Einleitungen zu den Dialogen, aber auch die sprachliche Qualität hervorzuheben.

Platons sämtliche Werke sind 1994 auf deutsch bei Rowohlt in einer Paperbackausgabe erschienen. Titel: Platon: Sämtliche Werke. Band I-IV. Hamburg 1994. Die einzelnen Schriften darin werden im Vorspann mit den im Text wieder auftauchenden Überschriften als Inhaltsverzeichnis eingeleitet. Übersetzung nach Schleiermacher. Die Ausgabe enthält kein Register.

  1. Platon: Apologie des Sokrates, Kriton, Ion, Hippias II, Theages, Alkibiades I,Laches, Charmides, Euthyphron, Protagoras, Gorgias, Menon, Hippias I, Euthydemos, Menexemos. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1994 ISBN 3-49-955561-1
  2. Platon: Lysis, Symposion, Phaidon, Kleitophon, Politeia, Phaidros. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1994 ISBN 3-49-955562-X
  3. Platon: Kratylos, Parmenides, Theaitetos, Sophistes, Politikos, Philebos, Briefe. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1994 ISBN 3-49-955563-8
  4. Platon: Timaios, Kritias, Minos, Nomoi. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1994 ISBN 3-49-955564-6

Eine griechisch-deutsche Taschenbuch-Gesamtausgabe in zehn Bänden hat 1991 der Insel-Verlag herausgegeben. Titel: Platon: Sämtliche Werke. Band I-X. Frankfurt a. M. und Leipzig 1991. Auch hier wurde überwiegend auf Schleiermachers Übersetzungen zurückgegriffen, aber auch auf einige andere Übersetzer weniger bekannter Schriften. Derzeit vergriffen; neue Auflage in Planung.

Die Werke Platons werden nach der sogenannten Stephanus-Paginierung zitiert.

Literatur

Es gibt eine Fülle von Literatur zu Platon. Eine brauchbare Übersicht hierzu liefert:

  • Herwig Görgemanns: Platon. Heidelberger Studienhefte zur Altertumswissenschaft. Heidelberg 1994, ISBN 3-82-530203-2. (Bibliographisches, Informationen zur Quellenlage, Biographie, philosophiegeschichtl. u. liter. Übersicht über den Inhalt d. meisten Werke.)

Einführungen:

  • Julia Annas: Plato. A very short introduction., Oxford 2003. (Einführung einer renommierten Platonkennerin.)
  • Michael Bordt: Platon, Freiburg 1999.
  • Karl Bormann: Platon, August 2003. (Ehemaliger Universitätsprofessor, der die zentralen Gebiete der platonischen Lehre klar gegliedert darstellt.)
  • Michael Erler: Platon, München 2006, ISBN 3406541100.
  • Richard Kraut (Hg.): The Cambridge Companion to Plato, Cambridge 1992. (Mehrere einzelne Aufsätze, herausgegeben von einem der bekanntesten modernen Platonforschern.)
  • Thomas A. Szlezak: Platon lesen. Stuttgart-Bad Cannstatt 1993. (Führt v. a. die Funktion Dialogs aus; favorisiert dabei die „Ungeschriebene Lehre“.)
  • Barbara Zehnpfenning: Platon zur Einführung, Junius, Hamburg 1997, ISBN 3885069474, 3. Auflage 2005.
  • Uwe Neumann: Platon, Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek 2001, ISBN 3-499-50533-9

Zur Philosophie Platons:

  • Franz von Kutschera: Platons Philosophie, Paderborn 2002. 3 Bde. (Bd.1: frühe, Bd.2 mittl. u. Bd. 3 späte Werke). (Stellt kurz dar und interpretiert jede platon. Schrift und stellt sie in den Kontext des Gesamtwerks. Zudem enthält Bd. 3 allg. Kapitel über „Ungeschriebene Lehre“, Ideenlehre, Dialektik, und Staatsphilosophie.)
  • Gernot Böhme: Platons theoretische Philosophie, Stuttgart (Wissenschaftliche Buchgesellschaft) 2000. (Mit ausführlicher Darstellung der platonischen Dialektik.)
  • Hellmut Flashar (Hg.) und Michael Erler (Verf.): Grundriss der Geschichte der Philosophie. Die Philosophie der Antike Bd. 2.2, Platon, Basel 2007 ISBN 978-3796522376.
  • W.K.C. Guthrie: A History of Greek Philosophy. Vol. 5: Plato. The Man and His Dialogues. Earlier Period. Vol. 6: The Later Plato and the Academy. Cambridge: CUP, 1975-1978. (beste Gesamtdarstellung, zugleich gute Einführung in die Sekundärliteratur; beginnt leider zu veralten)
  • Jens Halfwassen: Der Aufstieg zum Einen. Untersuchungen zu Platon und Plotin. 2. Aufl. Saur, München 2006 ISBN 3-598-73055-1
  • Karl Popper: Die offene Gesellschaft und ihre Feinde, Band 1: Der Zauber Platons, Mohr Siebeck Verlag, Tübingen 2003, ISBN 3-16-148068-6

Lexika/Wörterbücher:

  • Friedrich Ast: Lexicon Platonicum sive vocum Platonicarum index. Nachdr. WBG, Darmstadt 1956.
  • Michael Erler: Kleines Werklexikon Platon, Stuttgart 2007, ISBN 978-3520502018.
  • Christoph Horn und Christof Rapp: Wörterbuch der antiken Philosophie. München 2002.
  • Christian Schäfer: Platon-Lexikon, WBG, Darmstadt 2007.
  • Konrat Ziegler und Walther Sontheimer (Hrsg.): Der kleine Pauly. Lexikon der Antike. dtv, München 1979

Staatsphilosophie:

  • Henning Ottmann: Geschichte des politischen Denkens, Bd. 1, 2. Hälfte, Stuttgart und Weimar 2001.

Siehe auch

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Anmerkungen

  1. Nach Diogenes Laertios (3, 4) soll Platon nach seinem Grossvater Aristokles geheißen haben. Platon habe er als Namen von seinem Ringlehrer aufgrund seiner guten Körperkonstitution erhalten, da platys breit heißt. Diese Ansicht wird heute allgemein nicht mehr geteilt. Vgl. J.A. Notopoulos, The Name of Plato, Classical Philology 34 (1939), S. 135-145; A.S. Riginos, Platonica. The anecdotes concerning the life and writings of Plato, Leiden 1976, S. 35-38.
  2. Karl Jaspers, Plato, Augustin, Kant, Piper, München 1957, S. 24
  3. Dies betont Günter Figal, Sokrates, Beck, München 2006, S. 16 ff., in Auseinandersetzung mit Gregory Vlastos, Socratic Studies, New York 1994.
  4. Karl Jaspers, Plato, Augustin, Kant, Piper, München 1957, S. 25
  5. Platon, Menon, 81 St.; Übersetzung von Schleiermacher bei Opera Platonis
  6. Platon, Siebenter Brief, 343 St.; nach der Übersetzung von W. Wiegand bei Opera Platonis
  7. Platon, Siebenter Brief, 344 St.; nach der Übersetzung von W. Wiegand bei Opera Platonis
  8. Platon, Philebos, 22
  9. Platon, Timaios, 28 ff.
  10. Platon, Phaidros., 246 E
  11. Ziegler u.a., Der kleine Pauly, Band 1, S. 530
  12. In dieser Ansicht wird Aristoteles seinem Lehrer Platon widersprechen.
  13. Platon, Politeia, V, 473
  14. Vgl dazu auch Werner Jaeger, Paideia. Die Formung des griechischen Menschen, De Gruyter, Berlin/New York 1989 , S. 782
  15. Platons Gastmahl als mittleres Werk liefert ein plastisches, lebensvolles Bild des Sokrates. Dies betont Günter Figal, Sokrates, Beck, München 2006, S. 16 ff., in Auseinandersetzung mit Gregory Vlastos, Socratic Studies, New York 1994. Die Einzelfragen der Abgrenzung von originär Sokratischen zu Platonischen Gedanken in den Dialogen Platons sind seit Jahrzehnten umstritten.
  16. Günter Figal, a.a.O., S. 97 f.
  17. Platon, Gastmahl, 205a ff; Übersetzung von Schleiermacher bei Textlog
  18. Diese sollte nicht mit der originär Platonischen Ideenlehre („Pferd vs. Pferdheit“) verwechselt werden.
  19. Platon, Gastmahl, 211a ff; Übersetzung von Schleiermacher bei Textlog
  20. Aristoteles, Metaphysik, A, Abschnitt 6
  21. Platon, Parmenides, 166 b
  22. G. W. F. Hegel, Vorlesungen über die Geschichte der Philosophie, Leipzig 1971, Band 2, S. 82
  23. Platon, Siebenter Brief, 341 St.; nach der Übersetzung von W. Wiegand bei Opera Platonis
  24. Jens Halfwassen, Der Aufstieg zum Einen, S. 65 unter Berufung auf Platon, Parmenides, 142 A 3 - 4
  25. Alfred North Whitehead: Process and Reality. An Essay on Cosmology, 1929, 63
  26. Karl Popper, The open society and its enemies, Bd. 1, dt. Der Zauber Platons 1944, 2. Auflage 1970, 141
  27. Francis Fukuyama: Das Ende der Geschichte, 1992, S. 444

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