Hoher Angelus
Hoher Angelus | ||
---|---|---|
![]() | ||
Hoher Angelus mit Nordwestgrat (dunkel im Vordergrund) und Reinstadler-Route | ||
Höhe | 3521 m s.l.m. | |
Lage | Südtirol, Italien | |
Gebirge | Ortler-Alpen | |
Koordinaten | 46° 32′ 44″ N, 10° 38′ 50″ O | |
| ||
Erstbesteigung | 8. August 1868 durch Julius Payer, geführt von Johann Pinggera, sowie einen unbekannter Träger | |
Gipfel mit Pyramide und Sicht auf Ötztaler Alpen |
Der Hohe Angelus (italienisch Angelo Grande), auch Hohe Angelusspitze oder in älterer Literatur Große Angelusspitze genannt, ist mit 3521 Metern der zweithöchste Berg der Laaser Berge in den Ortler-Alpen, einem Gebirge der südlichen Ostalpen. Er liegt in der italienischen Provinz Südtirol und ist im Nationalpark Stilfser Joch unter Schutz gestellt. Nach Norden, Osten, Südwesten und Nordwesten sendet die Spitze ausgeprägte Grate. Der Hohe Angelus ist wegen seiner ebenmäßigen Form, seiner guten Rundsicht nach allen Seiten und der leichten Erreichbarkeit von der Zaytalhütte (Düsseldorfer Hütte) aus ein auch im Winter als Skitour oft begangener Gipfel. Zuerst bestiegen wurde der Berg am 8. August 1868 von dem Polar- und Alpenforscher Julius Payer, dem Bergführer Johann Pinggera aus Sulden sowie einem namentlich nicht bekannten Träger.
Umgebung
Der Hohe Angelus ist vollständig von Gletschern umgeben. Der bedeutendste ist im Süden der Laaser Ferner. Westlich und nördlich liegt der Zayferner, der bis auf den Gipfel hinaufreicht. Im Osten erstrecken sich zwei kleinere Gletscher, nördlich des Angelus-Ostgrats der Ofenwandferner und südlich der sehr spaltenreiche Große Angelusferner, der mit einer West-Ost-Ausdehnung von etwa 600 Metern der kleinste Gletscher des Gebietes ist. Benachbarte Berge der Spitze sind im Verlauf des Südwestgrats, getrennt durch die auf 3337 Metern Höhe gelegene Angelusscharte, die Vertainspitze, mit einer Höhe von 3545 Metern der höchste Berg der Kette. Im Verlauf des Nordgrats liegt, getrennt durch den Wegübergang Ofenwandscharte (3302 m), die Hochofenwand (3433 m) und etwas weiter der Kleine Angelus mit 3318 Metern Höhe. Nach Westen fällt der Angelus hinab ins Zaytal nordöstlich oberhalb von Sulden, das etwa fünf Kilometer Luftlinie südwestlich liegt. Nach Nordosten fällt das Gelände hinab ins Laaser Tal. Laas (Lasa) im Vinschgau, der bedeutendste Ort der Gegend, liegt gut 9 Kilometer nordnordöstlich des Hohen Angelus.
Stützpunkt und Besteigung
Der Weg von Payer und Pinggera im August 1868 führte von Sulden im Südwesten aus ins Rosimtal und von dort zum Rosimjoch (3288 m). Dann bestieg man zunächst die Schildspitze (3461 m), überquerte den Laaser Ferner in nördlicher Richtung zur Angelusscharte und ging über den Südwestgrat zum Gipfel, auf dem ein Steinmann errichtet wurde.[1]
Dieser Weg ist leicht begehbar, aber steinschlaggefährdet und nur im Frühjahr, bei ausreichender Schneebedeckung, sicher. Der heutige Normalweg auf den Hohen Angelus führt als Reinstadlerroute über den Nordwestgrat. Er wurde zuerst von Victor Hecht aus Prag und Johann Pinggera 1870 begangen. Der 1200 Meter lange Weg ist im Felsbereich teilweise mit Drahtseilversicherungen ausgestattet und erfordert leichtes Klettern im Schwierigkeitsgrad UIAA I, die Firnneigung beträgt maximal 30°. Als Stützpunkt für eine Besteigung dient die Zaytalhütte auf 2721 Metern Höhe im oberen Zaytal, nordöstlich von Sulden gelegen. Der Weg ist nur als Hochtour mit entsprechender Ausrüstung und Gletschererfahrung zu begehen. Die Gehzeit beträgt, laut Literatur, 2½ Stunden von der Hütte. Schwierige Kletterrouten führen über den Nordgrat (UIAA III, 1904 zuerst bestiegen) und über den Nordostgrat (UIAA I bis III, 1921). Anspruchsvolle kombinierte (Fels/Eis) Touren führen durch die bis 45° geneigte Nordostwand (Emil und Otto Zsigmondy, 1881) und durch die bis 90° geneigte Nordwestwand. Auf dem Gipfel des Angelus steht kein klassisches Gipfelkreuz sondern eine aus Stahlprofilen bestehende mehrstufige Pyramide.[2]
Etymologie
Erstmals belegt ist Angelus auf einer österreichischen Militärkarte um 1900. Der Name lässt sich jedoch wahrscheinlich nicht mit einem Engel in Verbindung bringen, sondern geht eher auf das lateinische angulus mit der Bedeutung Ecke zurück und verweist laut Egon Kühebacher somit auf umliegende Geländeformen oder Gratverläufe.[3]
Literatur und Karte
- Peter Holl: Alpenvereinsführer Ortleralpen, 9. Auflage, München 2003, ISBN 3-7633-1313-3
- Julius Payer: Die Südlichen Ortler-Alpen, Justus Perthes, Gotha 1865, Ergänzungsheft 18 zu Dr. August Petermanns Geographischen Mittheilungen
- Eduard Richter (Redaktion): Die Erschließung der Ostalpen, II. Band, Verlag des Deutschen und Oesterreichischen Alpenvereins, Berlin, 1894
- Casa Editrice Tabacco: Carta topografica 1:25.000, Blatt 08, Ortles-Cevedale/Ortlergebiet
Einzelnachweise
- ↑ Louis Friedmann in: Eduard Richter (Red.): Die Erschliessung der Ostalpen, II. Band, Berlin 1894, S. 127 f.
- ↑ Peter Holl: Alpenvereinsführer Ortleralpen, München 2003, S. 291 ff., Rz 862, ff.
- ↑ Egon Kühebacher: Die Ortsnamen Südtirols und ihre Geschichte. Die geschichtlich gewachsenen Namen der Gebirgszüge, Gipfelgruppen und Einzelgipfel Südtirols. Athesia, Bozen 2000, ISBN 88-8266-018-4, S. 22.
Weblinks
- Commons: Hoher Angelus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien