Tomislavgrad
| Tomislavgrad Томиславград | ||
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| Basisdaten | ||
|---|---|---|
| Staat: | ||
| Entität: | Föderation BiH | |
| Kanton: | 10 | |
| Koordinaten: | 43° 43′ N, 17° 14′ O | |
| Höhe: | 900 m. i. J. | |
| Fläche: | 967,4 km² | |
| Einwohner: | 33.032 (2013) | |
| Bevölkerungsdichte: | 34 Einwohner je km² | |
| Telefonvorwahl: | +387 (0) 34 | |
| Postleitzahl: | 80240 | |
| Struktur und Verwaltung (Stand: 2020) | ||
| Gliederung: | 26 Ortsgemeinschaften | |
| Bürgermeister: | Ivan Buntić (HNP) | |
| Postanschrift: | Ulica Mijata Tomića 108 80240 Tomislavgrad | |
| Webpräsenz: | ||
| Sonstiges | ||
| Schutzpatron: | Sv. Nikola Tavelić | |
| Stadtfest: | 8. Juli | |
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Tomislavgrad (serbisch-kyrillisch Томиславград; bis 1925 Županjac/Жупањац, von 1945 bis 1990 Duvno/Дувно) ist eine Stadt und gleichnamige Verbandsgemeinde in Bosnien und Herzegowina mit rund 33.000 Einwohnern. Die mehrheitlich von Kroaten bevölkerte Gemeinde liegt im Nordwesten der Herzegowina und gehört zum Kanton 10 der Föderation Bosnien und Herzegowina. Hauptort der Gemeinde ist die Stadt Tomislavgrad.

Geografische Lage
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Gemeinde grenzt an die Gemeinden Posušje (südlich), Livno (nordwestlich), Kupres (nördlich), Prozor (nordöstlich) und Jablanica (östlich) sowie an die Kleinstadt Imotski in der Republik Kroatien (westlich). Das Gemeindegebiet liegt größtenteils in der Hochebene des Duvanjsko Polje und umfasst auch die Hochebenen Šuičko Polje im Norden sowie Roško Polje im Südwesten.
Die Stadt liegt in der Hochebene des Duvanjsko polje in 840 bis 900 m. i. J. Höhe und ist von Bergen umgeben: der Pločno (2228 m. i. J.), der Veliki Vran (2207 m. i. J.) und weitere Berge wie Ljubuša, Tušnica und Mali Vran, die mindestens 1700 m. i. J. hoch sind. In den Wintermonaten kann es in seltenen Fällen bis −25 °C kalt werden, im Sommer sind Temperaturen über 40 °C möglich.
Es gibt zwei nennenswerte Seen: Buško jezero und Blidinjsko jezero. Buško jezero ist ein künstlicher See, der durch eine Talsperre an der Grenze zu Kroatien entstanden ist. In den See fließt die Šuica. Der zweite See Blidinje liegt 1250 Meter über den Meeresspiegel und ist ein Gletschersee, der im Winter meist zufriert und im Hochsommer oft austrocknet. Tomislavgrad liegt im Norden der ca. 300 Quadratkilometer großen Ebene Duvanjsko Polje. Die Ebene ist karstig. Nach starken Regenfällen bleibt das Wasser nicht an der Oberfläche, sondern fließt schnell in Klüfte ab; aus diesem Grund herrscht in den Sommermonaten oft Dürre. Im Frühjahr, wenn die Schneemassen auf den umliegenden Bergen schmelzen und unterirdisch ins Tal fließen, ist regelmäßig die ganze Ebene überflutet.
Ortschaften der Gemeinde Tomislavgrad
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Gemeindegebiet von Tomislavgrad umfasst neben der eigentlichen Stadt noch folgende Ortschaften: Baljci, Blažuj, Bogdašić, Borčani, Bukova Gora, Bukovica, Cebara, Crvenice, Ćavarov Stan, Dobrići, Donji Brišnik, Eminovo Selo, Galečić, Gornja Prisika, Gornji Brišnik, Grabovica, Jošanica, Kazaginac, Kolo, Kongora, Korita, Kovači, Krnjin, Kuk, Letka, Lipa, Liskovača, Lug, Mandino Selo, Mesihovina, Mijakovo Polje, Miljacka, Mokronoge, Mrkodol, Omerovići, Omolje, Oplećani, Pačari, Pasić, Podgaj, Prisoje, Radoši, Rašćani, Rašeljke, Roško Polje, Renići, Rošnjače, Sarajlije, Seonica, Srđani, Stepen, Stipanići, Šuica, Tubolja, Vedašić, Vinica, Vojkovići, Vranjače, Vrilo, Zaljiće, Zaljut und Zidine.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Frühgeschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Vereinzelte Funde deuten darauf hin, dass das Hochtal von Tomislavgrad bereits in prähistorischer Zeit besiedelt wurde.
Unter den Illyrern
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die ersten historisch verbürgten Bewohner der Umgebung von Tomislavgrad sind die Delmaten, ein Volksstamm der Illyrer oder Verbund mehrerer, zwischen den Flüssen Neretva und Krka siedelnder, illyrischer Stämme.[1] Die Delmaten befanden sich, von 158 v. Chr. bis zu ihrer endgültigen Niederwerfung 118 v. Chr. durch den römischen Konsul Lucius Caecilius Metellus Delmaticus, immer wieder im Krieg mit den Römern und deren illyrischen Verbündeten.[2]
Der Hauptort der Delmaten wurde von den Römern Delminium oder auch Delminus genannt. Es wird angenommen, dass es sich dabei um eine romanisierte Form der illyrischen Wörter D'lmno (Weide) bzw. Delma, was in in albanischer Sprache Schaf bedeutet. Auch die im Mittelalter noch gebräuchliche Bezeichnung Dumno (anstatt des späteren Duvno) für die Stadt und ihre Umgebung legen eine solche Deutung nahe.[3] Laut dem griechisch-römischen Geschichtsschreiber Appian von Alexandria (zwischen 90 und 95–um 160) wurde der illyrische Stamm bzw. Stammesverband der Delmaten nach ebendieser Stadt zunächst Delmatenses und später Dalmatii genannt.[4] Die Vermutung liegt nahe, dass sich aus dieser Bezeichnung der Name der römischen Provinz Dalmatia bzw. späteren Region Dalmatien entwickelt hat.
Sowohl Appian als auch der römische Militär und Schriftsteller Sextus Julius Frontinus (um 35–103) beschreiben Delminium in ihren Schilderungen des „dalmatischen Feldzuges“, als stark befestigt und auf einem Berg liegend, unterhalb dessen eine Straße verläuft. Die heutige Stadt Tomislavgrad befindet sich zu Fuße eines Berges. Nachgewiesen ist, dass sich hier zur Zeit der Römer eine Kreuzung zweier wichtiger Handelswege von der Provinz Dalmatia ins Innere der Provinz Pannonia befand. Es ist jedoch nicht davon auszugehen, dass das heutige Tomislavgrad auf den Ruinen des antiken Delminiums steht.
Eine Theorie geht davon aus, dass sich Delminium auf dem Berg Libu zwischen den heutigen Dörfern Kongora und Borčani befand.[5] Für diese Theorie sprechen die zentrale Lage dieses Ortes quasi im Zentrum des Hochtales sowie der vermutete Verlauf der römischen Handelsstraße (Appian erwähnt, dass Delminium nicht von „der Straße“ aus angegriffen werden konnte). Henri Cons hingegen verortete Delminium in seinem 1888 veröffentlichten Werk La province romaine de dalmatie auf dem Berg Gardun in der Nähe der Kleinstadt Trilj. Auch dies erscheint möglich, nicht zuletzt da Trilj zwar in Kroatien, jedoch unmittelbar an der heutigen Gemeindegrenze von Tomislavgrad liegt.
Gesichert ist der Standort eines illyrischen Heiligtums zwischen den Dörfern Mandino Selo und Rašćani.[6]
Eroberung durch die Römer (156 bis 155 v. Chr.)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzig bekannte Quellen des „dalmatischen Feldzuges“ sind die Schilderungen des Appian von Alexandria und des Sextus Julius Frontinus. Appians Schilderung der illyrischen Kriege (ursprünglich nur ein Teilstück seines Werks über die Mazedonischen Kriege) gehört zu den wenigen seiner Werken, welche in großen Teilen erhalten geblieben sind.[7] Sextus Julius Frontinus berichtet in seinem Werk „Strategemata“[8] über die Belagerung von Delminium durch Publius Cornelius Scipio Nasica Corculum.
Nachdem die Delmaten immer wieder Überfälle gegen römische Bündnispartner (unter anderem die Liburner) durchgeführt hatten und Vermittlungsversuche seitens des römischen Senats mehrfach abgewiesen worden waren, beauftragte der Senat den Konsul Gaius Marcius Figulus im Jahre 156 v. Chr. mit der Durchführung eines Feldzuges. Figulus landete in der Nähe des antiken Narona. Trotz anfänglicher Niederlagen gelang es ihm gegen Herbstende, die Delmaten zurückzuschlagen, so dass sich diese in ihrem Hauptort Delminium verschanzten.
Eine erste Belagerung schlug fehl, da laut Appian die Stadt aufgrund ihrer mächtigen Befestigungen und ihrer günstigen Lage auf einem Berg weder erstürmt noch durch das mitgeführte Belagerungsgerät geschleift werden konnte (Appian erwähnt, dass Figulus nicht von „der Straße“ aus angreifen konnte).[9] Figulus ging dazu über, die umliegenden, größtenteils schutzlos zurückgelassenen Ortschaften der Delmaten zu plündern in der Hoffnung, diese dadurch aus Delminium herauslocken zu können. Nachdem dieser Plan gescheitert war, entschloss er sich, Delminium erneut zu belagern. Der Ort wurde mit Brandpfeilen und Ballisten beschossen und dadurch größtenteils zerstört. Jedoch gelang es auch diesmal nicht, ihn einzunehmen.
Ein Jahr später gelang es laut Sextus Julius Frontinus dem Konsul Publius Cornelius Scipio Nasica Corculum mit derselben Taktik, mit der Figulus ein Jahr zuvor gescheitert war, die Verteidiger aus Delminium herauszulocken und die Stadt endgültig zu erobern.[10]
Unter den Römern
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach der Eroberung Delminiums 155 v. Chr. und der Niederschlagung des illyrischen Aufstands 9 n. Chr. begann eine Phase zunehmender römischer Kolonialisierung und Assimilierung. Es ist soweit bekannt, dass es eine römische Kolonie gleichen Namens in der Nähe des alten Delminium gegeben hat, jedoch ist auch ihre geografische Lage nicht abschließend geklärt. Gesichert ist nur, dass sich auf dem Gebiet der heutigen Stadt Tomislavgrad eine römische Siedlung sowie die römische Wegstation Bistue Vetus befand. Ihre Überreste wurden beim Bau des Franziskanerklosters Ende des 19. Jahrhunderts entdeckt.[11]
Des Weiteren wurden Überreste eines römischen Heiligtums unterhalb des heutigen Stadtfriedhofs Karaula gefunden.
Stadtname
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Ortsname wurde mehrmals geändert. In der Römerzeit wurde die Stadt Delminium genannt. Zur Zeit der kroatischen und bosnischen Herrscher Županjac, aufgrund des Sitzes der Pfarrei Duvno (župa = Pfarrei). Während der osmanischen Herrschaft hieß die Stadt Županj-potok (potok = Bach). Unter österreichisch-ungarischer Herrschaft erneut Županjac. Im Königreich Jugoslawien erhielt die Stadt im Jahr 1925 den Namen Tomislavgrad, da fälschlich angenommen wurde, dass mit Tomislav der erste König der Kroaten, hier 1000 Jahre zuvor gekrönt worden sei. Im sozialistischen Jugoslawien trug die Stadt seit 1945 den Namen Duvno. Unmittelbar vor dem Zerfall Jugoslawiens nahm die Stadt 1990 erneut den Namen Tomislavgrad an.
Bevölkerung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Gemeinde hatte zur letzten Volkszählung 2013 ungefähr 31.500 Einwohner, von denen die überwiegende Mehrheit Kroaten waren (91,8 %). Der Anteil der Bosniaken betrug ungefähr acht Prozent.
| Bevölkerungsstruktur[12] | Prozent | |||
|---|---|---|---|---|
| 1997 | 1991 | 1997 | 1991 | |
| Kroaten | 24.165 | 25.976 | 87,88 | 86,56 |
| Bosniaken | 2.500 | 3.148 | 9,09 | 10,49 |
| Serben | 0 | 576 | 0,00 | 1,92 |
| Sonstige | 833 | 309 | 3,03 | 1,03 |
| Gesamt | 27.498 | 30.009 | 100 | 100 |
Tierwelt
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In den Bergen rund um die Stadt leben unter anderem Wölfe, Schlangen, Bären, Hirsche und Wildschweine.
Persönlichkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Stjepan Čuić (* 1945), Präsident des kroatischen Schriftstellerverbandes
- Dževad Karahasan (1953–2023), Schriftsteller und Dramaturg
- Jozo Radoš (* 1956), Politiker
- Ivić Pašalić (* 1960), Politiker
- Dražen Kutleša (* 1968), katholischer Geistlicher, Erzbischof von Zagreb
- Vlado Šola (* 1968), Handballtorwart
- Pavlica Steko (* 1974), Kickbox-Weltmeister
- Matej Mamić (* 1975), Basketballtrainer
- Mladen Steko (* 1976), Kickbox-Weltmeister
- Ivan Krstanović (* 1983), Fußballspieler
- Emir Dilaver (* 1991), Fußballspieler
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Gemeinde Tomislavgrad (kroatisch)
- Das Profil der Gemeinde Tomislavgrad. (PDF; 6,6 MB) Gemeinde Tomislavgrad (deutsch)
- TGRAD.NET Portal (kroatisch)
- Tomislavcity (kroatisch)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ So: Henri Cons: La province romaine de Dalmatie. Montpellier 1888.
- ↑ Eine ausführliche Schilderung der illyrischen/delmatischen Kriege findet sich unter anderem bei M. Zaninovic: Der illyrische Stamm der Delmaten.
- ↑ Zur Schilderung der Namensgenese siehe: Homepage der Stadt Tomislavgrad ( vom 2. Juli 2007 im Internet Archive)und Henri Cons: La province romaine de Dalmatie. Montpellier 1888.
- ↑ Appian von Alexandria, Die Illyrischen Kriege, § 11 Figulus dalmatischer Feldzug.
- ↑ Iz povijesti Tomislavgrada i duvanjskog kraja ( vom 28. März 2007 im Internet Archive)
- ↑ franjevci.info ( des vom 28. September 2007 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ livius.org
- ↑ penelope.uchicago.edu
- ↑ Die Schilderung der ersten Belagerung Delminiums im Jahre 156 v. Chr. bezieht sich auf: Appian von Alexandria, Die Illyrischen Kriege, § 11 Figulus dalmatischer Feldzug.
- ↑ Sextus Julius Frontinus: Strategemata Buch III Absatz VI
- ↑ Die Angaben dieses Abschnitts beziehen sich auf die Aufzeichnungen des örtlichen Franziskanerordens, hier ( des vom 28. September 2007 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. einsehbar.
- ↑ Bericht für die Flüchtlingsrückkehr ( vom 12. Juni 2007 im Internet Archive) Beauftragter der Bundesregierung für Flüchtlingsrückkehr, Wiedereingliederung und rückkehrbegleitenden Wiederaufbau in Bosnien und Herzegowina. Die Zahlen für das Jahr 1991 beziehen sich auf die Ergebnisse der Volkszählung des Jahres 1991, gemäß UNHCR Population Figures 1997. Die Daten für das Jahr 1997 basieren auf Angaben der Gemeinde Tomislavgrad, Dezember 1997.


