Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen 2005

Die Wahlen zum 14. Landtag des Landes Nordrhein-Westfalen fanden am 22. Mai 2005 statt.
Ausgangssituation
Bei der letzten Landtagswahl im Jahr 2000 kam die SPD auf 42,8 Prozent (102 Sitze) und die CDU auf 37 Prozent (88 Sitze). Ebenfalls im Landtag vertreten waren die FDP mit 9,8 Prozent (24 Sitze) und die Grünen mit 7,1 Prozent (17 Sitze). SPD und Grüne bildeten danach eine Regierungskoalition,zuerst unter Wolfgang Clement, später unter Peer Steinbrück.
Am 3. Februar 2004 wurde das Gesetz über die Wahlkreiseinteilung für die Wahl zum Landtag Nordrhein-Westfalen (Wahlkreisgesetz) geändert. Als Folge daraus reduziert sich die Zahl der Abgeordneten um 20 von vorher 201 auf 181, die der Wahlkreise von 151 auf 128.
Antretende Parteien
Es traten 1.343 Kandidaten, darunter 273 Frauen, zur Wahl an. Diese Kandidaten verteilten sich auf insgesamt 22 verschiedene Parteien: SPD, CDU, FDP, GRÜNE, REP, PDS, PBC, Die Tierschutzpartei, BüSo, NPD, ödp, BGD, Unabhängige Bürger, Unabhängige Kandidaten, GRAUE, WASG, Die PARTEI, Zentrum, UAP, ÖkoLi, Offensive D, LD und AMP. Direktkandidaten in allen 128 Wahlkreisen hatten aber nur die SPD, CDU, FDP, GRÜNE, REP und WASG aufgestellt.
Spitzenkandidat war für die SPD der amtierende Ministerpräsident Peer Steinbrück und für die CDU der Oppositionsführer im Landtag Jürgen Rüttgers.
Wahlkampf
Im Wahlkampf standen sich mit der CDU und der SPD die beiden Volksparteien als die wichtigsten Konkurrenten gegenüber. Es hatten sich darüber hinaus zwei Lager gebildet: Die FDP zusammen mit der CDU, auf der anderen Seite die Grünen mit der SPD.
Der Wahlkampf war auf die beiden Spitzenkandidaten fixiert. Das Fernsehen übertrug zwei Rededuelle der Kontrahenten.
Die Regierungskoalition aus SPD und Grünen lag Anfang des Jahres 2005 in Umfragen noch vor der Opposition. Im Frühjahr kehrte sich das Ergebnis um. so dass nun CDU und FDP vorne lagen. Diesen Vorsprung konnte die Opposition bis zur Wahl halten. Im Gegensatz zu den Parteienpräferenzen lag Peer Steinbrück in Umfragen bezüglich einer Direktwahl der Kandidaten vor Jürgen Rüttgers.
Ziel von CDU und FDP war es, nach 39 Jahren gemeinsam die rot-grüne Regierungskoalition abzulösen, während SPD und Grüne diese fortsetzen wollten. Im Hinblick auf die kommende Bundestagswahl sah vor allen Dingen das konservativ-bürgerliche Lager eine Art Signalwirkung; die SPD setzte auf Grund der ungünstigen Umfragen mehr auf die Person Peer Steinbrück.
Vorläufiges amtliches Endergebnis
Wahlberechtigt waren 13.239.170 deutsche Staatsbürger ab dem 18. Lebensjahr. Die Wahlbeteiligung lag bei 63,0 Prozent (8.334.561 Wähler/-innen).
Partei | Prozent | Sitze | Prozent der Wahlberechtigten |
CDU | 44,8 | 89 | 27,92 |
SPD | 37,1 | 74 | 23,11 |
Grüne | 6,2 | 12 | 3,85 |
FDP | 6,2 | 12 | 3,84 |
WASG | 2,2 | 0 | 1,37 |
NPD | 0,9 | 0 | 0,56 |
PDS | 0,9 | 0 | 0,55 |
REP | 0,8 | 0 | 0,51 |
GRAUE | 0,2 | 0 | 0,14 |
ödp | 0,2 | 0 | 0,12 |
Andere | 0,5 | 0 | 0,31 |
Nichtwähler | 37,05 | ||
Ungültig | 1,1 | 0 | 0,69 |
Demnach erhält die CDU drei Überhangmandate, die SPD erhält drei Ausgleichsmandate.
Konsequenzen
Als Konsequenz aus der Wahlniederlage in NRW kündigte zuerst SPD-Parteichef Franz Müntefering und kurze Zeit später Bundeskanzler Gerhard Schröder an, Neuwahlen des Bundestages für den Herbst anzustreben. Der Kanzler will dazu im Bundestag die Vertrauensfrage stellen. Wird diese negativ beantwortet und der Bundestag durch den Bundespräsidenten aufgelöst, findet die Wahl zum 16. Deutschen Bundestag vorraussichtlich am 18. September 2005 statt.
Am 25. Mai 2005 trat auch der SPD-Vorstand mit Harald Schartau als Landesvorsitzender an der Spitze zurück. Unmittelbar nach der Wahl hatte Schartau noch einen Rücktritt für sich ausgeschlossen.
Nach dieser Ankündigung beschleunigten sich die politischen Prozesse bezüglich der Kandidaten und Programme bei den Parteien. Die CDU zog die Bekanntgabe des Kanzlerkandidaten auf den 30. Mai 2005 vor. Die FDP machte eine Koalitionsaussage zu Gunsten der CDU, während SPD und Grüne mitteilten, ohne eine solche in den Wahlkampf zu gehen. Links von der SPD positionierte sich Oskar Lafontaine, der ein Linksbündnis zwischen der WASG und der PDS anstrebt.
Wirtschaft
Nachdem das rot-grüne Koalitionsbündnis ihre letzte Hochburg mit 11,5 Millionen Einwohnern verloren hatte und Bundestagsneuwahlen verkündet wurden, machte sich diese Ankündigung auf den Aktienmärkten bemerkbar. Der DAX machte insgesamt mit einem Plus von 1,1 Prozent einen Sprung nach oben.
Ausland
In der Türkei hingegen brach der Aktienindex um 4,5 Prozent ein. Die Investoren preisten in die Aktienkurse den Umstand ein, dass bei Bundestagsneuwahlen die CDU der Türkei eine privilegierte Partnerschaft anbietet, jedoch keine vollständige EU-Mitgliedschaft befürwortet. Zwar relativierten von den Medien befragte Marktexperten, dass eine Ablehnung Deutschlands nicht de facto das Aus für eine türkische vollwertige EU-Mitgliedschaft sei, aber die Entscheidung dennoch richtungsweise für die Position der EU sei. Auch Frankreich, die USA und Großbritannien reagierten voller Interesse auf den Ausgang der Landtagswahl in dem bevölkerungsreichsten Bundesland.