Zum Inhalt springen

Lituus (Musikinstrument)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 18. Januar 2023 um 14:03 Uhr durch AxelHH (Diskussion | Beiträge) (Antike). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Etruskischer Lituus

Der Lituus (lat.) ist ein ursprünglich etruskisches Blechblasinstrument, das bei den Römern bis ins 4. Jahrhundert Verwendung fand. In der Neuzeit bezeichnet das Wort unterschiedliche Blasinstrumente.

Antike

Der Name stammt von dem Amtszeichen Lituus, einem Krummstab. Das Instrument hatte eine lange, konisch geformte, mehr oder minder gekrümmte Röhre, die in einen aufwärts gebogenen Schallbecher mündete, und wurde im Wachsausschmelzverfahren aus Bronze hergestellt. Mitunter besaß es einen Schalltrichter aus einem Tierhorn. Der Klang ist hell und durchdringend. Verwendung fand das Instrument vor allem beim Militär, wo es in der Art eines Signalinstruments verwendet wurde. Weitere Verwendungsgebiete waren Festlichkeiten und der Totenkult.

Der 1857 bei Hannover gefundene Lituus

Um 1857 wurde ein Lituus bei Hannover beim Bau der Bahnstrecke Hannover-Lüneburg entdeckt, der bei der Bergung in mehrere Teile zerbrach. Das 2 kg schwere und 99 cm lange Fundstück aus Bronze wurde 1891 in der Zeitschrift für Ethnologie in einem Beitrag über vorgeschichtliche Trompeten näher beschrieben.[1] Über mehrere Verkäufe unter Sammlern kam das Fundstück 1979 an das Museum für Musikinstrumente in Posen.[2]

Bei Detektorprospektionen wurden in Melle und Ostercappeln im Landkreis Osnabrück und in Cloppenburg kleine, abgeflachte Bronzefiguren mit Kopfschmuck und Blasinstrument entdeckt. Die Funde sind einander so ähnlich, dass sie aus derselben Gussform stammen könnten. Der hohe Kopfschmuck könnte als Helm gedeutet werden, das Instrument als etruskischer Lituus. Der Bläser stützt den linken Arm in die Hüfte und hält mit der rechten Hand sein Instrument. Dieses besteht aus einem langen Rohr mit aufgebogenem Ende und wird fast waagerecht nach rechts gehalten.[3]

Neuzeit

Nach Ignaz Franz Xaver Kürzinger[4] bezeichnet das Wort eine Trompete oder ein Horn. Johann Sebastian Bach setzt Litui in beiden Fassungen (1736/37 bzw. 1746/47) seiner Motette BWV 118 O Jesu Christ, meins Lebens Licht ein.[5] Die Verwendung des Worts Lituus in barocken Quellen ist uneinheitlich. Es konnte sich auf Krummhorn, Schalmei, Jagdhorn, Waldhorn, Zink und vielleicht auch Trompete beziehen. Ein Forschungsbericht der Schola Cantorum Basiliensis vertritt die These, dass es sich bei Bach um eine Art Alphorn handle. Hierfür wurde auch auf die Bezeichnung lituus alpinus verwiesen (zur Verbreitung der in europäischen Volksmusiken verwendeten Holztrompeten siehe: Bazuna).[6]

Commons: Lituus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Herr Olshausen: im Norden gefundene vorgeschichtliche Trompeten. in Zeitschrift für Ethnologie 23, 1891, S. 857–861
  2. Utz Böhner, Ulrich Werz: Ein verschollen geglaubter römischer Lituus aus der Region Hannover im Denkmalatlas Niedersachsen
  3. Jana Esther Fries: Auf dem Weg zum Bläserensemble. In: Archäologie in Deutschland Heft 3/2015, S. 46
  4. Ignatz Franz Xaver Kürzinger: Getreuer Unterricht zum Singen mit Manieren und die Violin zu spielen, Augsburg 1763, S. 84
  5. So tönt Bachs Alphorn Spiegel Online, 22. Juli 2009
  6. Der barocke „Lituus“ und seine Verwendung in Johann Sebastian Bachs Motette „O Jesu Christ, meins Lebens Licht“ (BWV 118) (Memento vom 21. Juni 2015 im Internet Archive) Forschungsprojekt der Schola Cantorum Basiliensis (zuletzt aufgerufen am 11. September 2019)