Petersdom

Der Petersdom in Rom (auch: Peterskirche; Basilika St. Peter; Petersbasilika; Vatikanische Basilika, italienisch: San Pietro in Vaticano) ist die zweitgrößte christliche Kirche der Welt, nach der Basilika Notre-Dame de la Paix, und fasst 60 000 Personen. Der Petersdom ist die Grabeskirche des Apostels Simon Petrus und damit ein zentrales Heiligtum der römisch-katholischen Kirche und eine von vier römischen Patriarchalbasiliken. Entgegen verbreiteter Auffassung ist er jedoch nicht die Kathedrale von Rom. Dies ist die Lateranbasilika. Seit im 14. Jahrhundert der Hauptwohnsitz des Papstes vom Lateranpalast an den Vatikan verlegt wurde, kam dem Petersdom eine gesteigerte Bedeutung zu.
Geschichte
Die vatikanische Nekropole
Im 1. Jahrhundert nach Christus lag der vatikanische Hügel außerhalb des antiken Rom auf der anderen Tiberseite gegenüber dem mit öffentlichen Bauten bestückten Marsfeld. Nero ließ dort einen Circus mit einem Palast errichten und durch eine neue Brücke mit der Stadt verbinden, von der heute nur noch wenige Spuren im Tiber zu sehen sind.
Wie auf fast allen Seiten war das antike Rom auch auf dem ager Vaticanus von Gräbern umgeben. Bei Ausgrabungen im Auftrag Pius XII. um 1950 wurden Reste des Circus und daneben eine ganze Gräberstraße unter dem Petersdom freigelegt. Nach frühchristlicher Überlieferung soll der Apostel Simon Petrus im Circus des Nero mit dem Kopf nach unten gekreuzigt und anschließend auf dem vatikanischen Friedhof beigesetzt worden sein. Das Bewußtsein der archäologischen Zusammenhänge wurde jedoch erst durch die neueren Ausgrabungen wiederbelebt. Aus diesen geht hervor, dass nach dem Toleranzedikt die Christen Kaiser Konstantin das Grab vorwiesen, das von alters her als Petrusgrab verehrt worden war. Um eine ebene Baufläche für eine monumentale Basilika in der Hanglage zu erhalten, ließ Konstantin die Gräber unterhalb des verehrten Grabes zuschütten und den Hügel hinter dem Grab abtragen, so dass schließlich nur noch das Grabmal allein in der Apsis der künftigen Kirche stand, mit kostbarem Marmor verkleidet.
In dem Anfang des 4. Jahrhunderts zugeschütteten Friedhof wurden bei den Ausgrabungen zahlreiche Grabhäuser mit Stuck, Wandmalereien und Mosaiken und vereinzelten christlichen Gräbern freigelegt. Es wurden auch Gebeine in dem mutmaßlichen Petrusgrab gefunden, allerdings nicht im Boden, sondern in einer seitlichen Stützmauer, die als rote Mauer bezeichnet wird. Die Theorie, die Gebeine seien in der letzten schweren Verfolgung in einem mit Petrusgraffiti überzogenen Oratorium in den Katakomben von San Sebastiano aufbewahrt worden und erst von Konstantin in der Mauer beigesetzt worden, mag bis heute viele Kritiker nicht überzeugen. Während die Frage nach den Gebeinen darum offen bleiben muss, kann seit den Ausgrabungen als gesichert gelten, dass zumindest Anfang des 4. Jahrhunderts die verehrte Stätte als Grab des Petrus angesehen wurde. Die heutige Peterskuppel befindet sich genau über diesem Grab.
Basilika St. Peter
Kaiser Konstantin ließ um 324 auf dem Vatikanischen Hügel eine Basilika errichten. Man wählte diese Baustelle, da man hier die Grabstätte des Apostel Petrus, der der Legende nach im Herbst 64 n. Chr. im Circus des Nero mit dem Kopf nach unten gekreuzigt wurde, vermutete. Die fünfschiffige Basilika mit einschiffigem Querhaus wurde 326 geweiht und 468 durch Papst Simplicius ausgebaut. Ihr Grundriss wurde zum Vorbild für den abendländlichen christlichen Kirchenbau. In den Resten dieses teils abgetragenen, überbauten Alten Petersdoms ist heute eine Papst-Grablege eingerichtet (Vatikanische Grotten).
Ab 1451 erfuhr die konstantinische Basilika unter den Päpsten Nikolaus V., Pius II. und Julius II. eine umfassende Renovierung.
Der Neubau
Papst Julius II. erkannte, dass das rund 1200 Jahre alte Gotteshaus, auf dem für seine Mückenplage bekannten Hügel, keinen angemessenen Platz für sein Grabmal bieten würde. Er gab deshalb eine Erweiterung des Baus in Auftrag. Da dieser jedoch an vielen Stellen einsturzgefährdet war, entschied man sich stattdessen für einen monumentalen Neubau. Am 18. April 1506 wurde dann der Grundstein für den neuen Dom gelegt. Das kostenintensive Unternehmen wurde entscheidend durch den sog. Peterspfennig und den Verkauf von Ablässen, in Deutschland durch den Dominikanermönch Johannes Tetzel, finanziert. Dies veranlasste Martin Luther zur Veröffentlichung seiner 95 Thesen.
Der erste Entwurf des Neubaus stammt von Bramante, der zusammen mit Peruzzi auch bis 1514 Bauleiter des ehrgeizigen Projektes war. Von 1515 bis 1546 ging der Bau unter Leitung von Raffael, Da Sangallo und Peruzzi nur schleppend voran. 1547 übernahm Michelangelo die Bauleitung und führte den Bau in seiner heutigen Form aus, er entwarf auch die Rippenkuppel. Während Bramante nur gleichwertige Räume vorsah, ordnete Michelangelo die Nebenräume dem Hauptraum unter. Dadurch kam man von dem ursprünglich reinen Zentralbau in Form eines griechischen Kreuzes ab und der Bau entwickelte sich zu einem Kompromiss zwischen Zentral und Langbau in Form eines lateinischen Kreuzes. Nach Michelangelo übernahmen Vignola und Giacomo della Porta die Bauleitung. Von 1607-1614 wurden vom Baumeister Carlo Maderno das Langhaus mit Vorhalle, sowie die barocke Fassade gebaut. Um alle Blicke in Richtung Petrusgrab zu lenken errichtete Gian Lorenzo Bernini 1624 einen Bronzebaldachin mit aufgesetztem Kreuz auf vier 29 m hohen, gewundenen Säulen, direkt über dem Grab. Am 18. November 1623 konnte die neue Grabeskirche von Papst Urban VIII. geweiht werden.
Der Petersplatz

Der von Bernini geplante 240 m breite, elliptische Platz geht an der Seite zur Kirche hin in ein Trapez über. Dies lässt die überbreite Fassade des Domes schmäler wirken und betont die Kuppel. In der Mitte des Platzes steht ein Obelisk, der aus dem Circus des Caligula und Nero stammt, in dem Petrus hingerichtet worden sein soll. Dieser Circus lag in der Antike links vom heutigen Petersdom. In seinem Fuß soll sich Caesars Asche, in seiner Spitze ein Teil des Kreuzes Jesus befinden. Der original ägyptische Obelisk hat ein geschätztes Gewicht von 322 t und steht auf einem Fundament mit 4 Bronzelöwen. Seine Aufrichtung auf dem Petersplatz war eine technische Meisterleistung der Zeit. Auf beiden Seiten befindet sich ein je 14 m hoher Brunnen. Der rechte wurde 1613 unter Paul V. von Carlo Maderno, der linke 1677 von Fontana gestaltet.
Die den Platz umsäumenden Kolonnaden sind 17 m breit und absolut symmetrisch zum Mittelpunkt des Platzes. Zwischen den 284 in 71 Viererreien angeordneten Säulen verbergen sich 140 Heiligenstatuen, die von 1667 bis 1669 unter Alexander VII. und Klemens IX. gestaltet wurden.
Siehe auch: Petersplatz
Architektur
Daten
Die Innenfläche des 211,5 m langen und 132,5 m hohen Baus beträgt rund 15.160 m² (1,5 ha) und bietet rund 60.000 Menschen Platz, somit hat der Petersdom auch einen der größten Innenräume der Welt. Das Langhaus hat eine Länge von 187 m und eine Breite von 27,50 m, das Querschiff ist 138 m breit. Die Bauzeit betrug rund 120 Jahre.
Im Inneren des Domes, der neben einer Hauptkuppel auch 8 kleinere Nebenkuppeln besitzt, befinden sich etwa 800 Säulen und 390 Riesenstatuen aus Travertin, Marmor, Stuck und Bronze, sowie 45 Altäre.
Der Innenraum
Von der Vorhalle gelangt man durch die Bronzetür des Filarete in das Innere der Basilika, daneben befindet sich die Porta Santa, die nur während eines Heiligen Jahres geöffnet wird. Direkt am Anfang des Mittelschiffs ist eine Porphyrscheibe in den Boden eingelassen, welche sich vor dem Hochaltar der konstantinischen Vorgängerbasilika befand und auf der Karl der Große im Jahre 800 von Papst Leo III. zum Kaiser gekrönt wurde.
Die Vierung
Direkt unterhalb der Kuppel befindet sich der Papstaltar mit Berninis Bronze-Baldachin, das 1624 bis 1633 entstand. Darunter liegt die Confessio, gemäß einer Überlieferung das Grab des Heiligen Petrus, mit einer Figur von Papst Pius VI.
In den vier Kuppelpfeilernischen befindet sich jeweils eine etwa 4,5 Meter hohe Heiligenstatue aus Marmor: Die Heilige Veronika, Helena, Longinus und Andreas. Dieses Figurenprogramm verweist auf die kostbaren Reliquien, die dort aufbewahrt werden beziehungsweise wurden: Das Schweißtuch der Veronika, ein Stück vom heiligen Kreuz, die Lanze des Longinus und der Kopf des Apostels Andreas (1964 nach Patras überführt). Die Statuen wurden von vier verschiedenen Bildhauern gefertigt: der Longinus von Bernini, Andreas von Duquesnoy, Veronika von Francesco Mochi und die Helena von Bolgi.
Die Kuppel
Die Kuppel des Petersdoms ist das größte freitragende Ziegelbauwerk der Welt. Sie ist über 537 Stufen oder einen Lift zu erreichen und bietet einen hervorragenden Panoramablick auf den Vatikanischen Komplex und das umgebende Rom. Sie hat einen Durchmesser von 42,34 m (86 cm weniger als das Pantheon, ist aber 43,20 m höher). Im inneren Kuppelfries steht in zwei Meter hohen Buchstaben das Zitat aus dem Matthäus-Evangelium: Tu es Petrus et super hanc petram aedificabo ecclesiam meam et tibi dabo claves regni caelorum (Du bist Petrus (griechisch: Fels), und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen, und Dir gebe ich die Schlüssel zum Himmelreich.)
Die Vatikanischen Grotten bilden sich aus den Überresten von Alt-St. Peter und befinden sich oberhalb der Nekropole. Hier befinden sich 23 der insgesamt 164 Papstgräber des Petersdoms, in möglichster räumlicher Nähe zum Apostelgrab, dem Grab des ersten Papstes. Um das Petrusgrab herum, das auch hier die räumliche wie geistige Mitte bildet, sind fünf Nationalkapellen angeordnet.
Ausstattung
Bronzestatue des hl. Petrus
Die berühmte Petrusstatue befindet sich im Hauptschiff. Ihr rechter Fuß ist bereits stark abgeflacht durch die zahlreichen Berührungen durch Pilger.
Michelangelos Pietà
Michelangelos Pietà befindet sich in der ersten Seitenkapelle des rechten Seitenschiffs (in der nähe der Heiligen Pforte). Sie ist 1,75 m hoch und ruht auf einer 1,68 m breiten Standplatte. Der Aufrag wurde von Kardinal Jean de Villiers de la Grolaye erteilt. Michelangelo vollendete dieses Werk im Jahr 1500 als er 25 Jahre alt war. Auf dem Brustband Marias lässt sich folgende Signatur erkennen: MICHAEL ANGELUS BONAROTUS FLORENTINUS FACIEBAT. Nachdem die Pietà 1972 durch einen Verrückten namens Lazlo Toth mit einem Hammer schwer beschädigt wurde, kann sie nur noch hinter Panzerglas betrachtet werden. Da Michelangelo die Skulptur auf Nahbetrachtung hin ausgerichtet hat, geht ein großer Teil ihrer Wirkung verloren.
Berninis Cathedra Petri
Die 1666 von Bernini geschaffene Cathedra Petri befindet sich in der Apsis. Es handelt sich dabei um einen Bronzemantel für einen darin befindlichen Holzstuhl. Es soll sich dabei um den Lehrstuhl von Simon Petrus handeln, wahrscheinlicher ist aber, dass es sich um den zu seiner Krönung gefertigten Stuhl Karls des Kahlen handelt. Dieser wurde dann nach der Krönungsfeier dem Papst oder der Peterskirche geschenkt.
Papstgrabmäler
Unter den zahlreichen monumentalen Papstdenkmälern sticht bis heute Berninis Grabmal für Papst Alexander VII. besonders ins Auge. Unter einem aus Marmor gestalteten drappierten Tuch hält ein nur für den Betrachter sichtbares lebensgroßes Skelett dem betenden Papst das Stundenglas der abgelaufenen Zeit entgegen.
Berninis Ziborium
Das Ziborium von Bernini befindet sich in der Sakramentskapelle.
Taufbrunnen
Der Taufbrunnen von St. Peter ist ein Porphyrdeckel von einem Sarkophag aus dem Mausoleum Hadrians (Engelsburg, Castel S. Angelo), in welchem Kaiser Otto II. bestattet wurde. Dieser wurde 1600 in einen einfachen Steinsarg umgebettet und in die Vatikanischen Grotten verlegt, als man das Atrium im Zuge der Bauarbeiten für den Dom abbrechen musste.
Gemälde sind Mosaiken
Papst Gregor III, nach dem die gregorianische Kapelle, die sich Mitte rechts im Hauptschiff befindet und nach ihm benannt wurde, war ein großer Freund von Mosaiken. Er ließ diesen Teil mit Mosaiken ausschmücken und gründete eine Scuola del Mosaico ("Mosaikschule"). Die Schüler dieser Einrichtung sollten diese Kunstform erlernen, studieren und pflegen. Im Laufe der Zeit wurden deshalb fast alle großen Altargemälde des Petersdoms durch Mosaik-Kopien ersetzt. Die Originale befinden sich heute in der vatikanischen Kunstsammlung.
Statuen von Ordensgründern
An den Wänden befinden sich in Nischen überlebensgroße Statuen von Ordensgründern.
Nachwirkung
Der Kuppelbau des Petersdoms hatte auf den Kirchenbau der folgenden Jahrhunderte, insbesondere die unzähligen Kuppelkirchen der Barockzeit, eine kaum zu überschätzende Wirkung. Auch das Formschema der Kombination aus Kuppel-Zentralbau und basilikaler Längsorientierung war für die Architekten und Kirchenbauer der Folgezeit ein immer wieder abgewandeltes Thema.
Die Kasaner Kathedrale in Sankt Petersburg sollte im 19. Jahrhundert ein Nachbau des Petersdoms werden, wurde vom ausführenden Baumeister erheblich umgestaltet. Ein noch merkwürdigerer Fall ist die Basilika Notre-Dame de la Paix in Yamoussoukro, Côte d'Ivoire, deren Grundsteinlegung Papst Johannes Paul II. 1980 vornahm. Diese Kathedrale ist ein Nachbau des Petersdoms. Er entstand in einem Entwicklungsland, wo der Katholizismus eine Minderheitsreligion ist.
Größenvergleich
Sakrale Bauwerke
- Petersdom - Länge: 211,5 m - Breite: 138 m - Höhe: 132,5 m - Grundfläche: 15.160 m² - Bauzeit: 120 Jahre, Platz für ca. 60000 Menschen
- Basilika Notre-Dame de la Paix - Höhe: 158 m - Grundfläche: 30.000 m²- Bauzeit: 3 Jahre.
- Ulmer Münster - Länge: 139,5 m - Breite: 59,2 m - Höhe: 161,5 m - Grundfläche: 8260 m²
- Kölner Dom - Länge: 144,58 m - Breite: 86,05 m - Höhe: 157,38 m - Grundfläche: 7914 m², Bauzeit: 620 Jahre, Platz für ca. 20000 Menschen
- Cathedral of Saint John the Divine - Länge: 183,2 m - Grundfläche: 11.240 m² - Volumen: 476.350 m³ - unvollendet
- Angkor Wat - Größtes sakrales Bauwerk ist Angkor Wat in Kambodscha
Weltliche Bauten
- Tropical Islands Dome - Länge: 360 m - Breite: 210 m - Höhe: 107 m - Grundfläche: 66.000 m² - Volumen: 5,2 Mio m³