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Groß-Gerau

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Vorlage:Infobox Ort in Deutschland

Groß-Gerau ist die Kreisstadt des Kreises Groß-Gerau, liegt im südlichen Rhein-Main-Gebiet in Hessen und hat gegenüber dem Umland Mittelpunktfunktion.

Geografie

Geografische Lage

Groß-Gerau liegt im Norden des hessischen Rieds.

Nachbargemeinden

Groß-Gerau grenzt im Norden an die Gemeinde Nauheim, im Nordosten an die Stadt Mörfelden-Walldorf, im Osten an die Gemeinde Büttelborn, im Südosten an die Stadt Griesheim (Landkreis Darmstadt-Dieburg), im Süden an die Gemeinde Riedstadt, sowie im Westen an die Gemeinde Trebur.

Stadtgliederung

Groß-Gerau gliedert sich in die Stadtteile Berkach, Dornberg, Dornheim, Auf Esch, Groß-Gerau und Wallerstädten.

Geschichte

Groß Gerau - Auszug aus der Topographia Hassiae von Matthäus Merian 1655
Das Alte Rathaus im Zentrum der Stadt
Der Südflügel des Rathauses
Das Alte Rathaus

Schon in der römischen Zeit hatte das heutige Stadtgebiet eine höhere Bedeutung. Ein Kastell im Bereich des Stadtteils "Auf Esch"/ Fasanerie sicherte den Brückenkopf der römischen Provinzhauptstadt Mainz, noch bevor der Limes angelegt und das heutige Südhessen römisch wurde. Die B 44 ist in ihrem Verlauf von der Südspitze der Fasanerie bis Dornheim mit der Römerstraße Mainz - GG - Ladenburg identisch; sie lief auf das Südtor des Kastells zu. Mit der Gründung der Civitas Auderiensium gab man das Kastell auf, der Lager - vicus blieb als Marktort bestehen. Die räumliche Nähe dieses Vicus zu der später erwähnten mittelalterlichen Wasserburg Dornberg wird kein Zufall sein.

Die Gerauer Mark (das Waldgebiet zwischen Wallerstädten und Messel) wurde 910 in einer Schenkungsurkunde des Mainzer Erzbischofs Hatto I. erstmals urkundlich erwähnt. In der Folgezeit herrschten in der Region die Herren von Dornberg, bei denen es sich möglicherweise um Dienstleute der staufischen Kaiser in der Frankfurter Pfalz handelte (1160 Erwähnung einer Wasserburg im Gebiet des heutigen Dornbergs). Nach dem Aussterben der Herren von Dornberg traten die aus dem Westerwald und Mittelrheingebiet stammenden Grafen von Katzenelnbogen deren Nachfolge an und erwirkten 1398 für Groß-Gerau die Stadtrechte. Im Jahr 1479 starb Graf Philipp der Ältere von Katzenelnbogen ohne männlichen Nachfolger und die Grafschaft fiel an Hessen. 1578 wird mit dem Bau des Rathauses begonnen. Hier tagte das Schöffengericht und die landgräflich eingesetzten Schultheiße. Die Groß-Gerauer Stadtkirche wurde 1634 von kaiserlichen Truppen im Dreißigjährigen Krieg in Brand gesteckt. Landgraf Ludwig VI von Hessen-Darmstadt erneuerte 1663 die Stadtrechte gegen eine Zahlung von 24.000 Gulden. Diese Rechte beinhalteten den Wegfall der Frondienste, Erhebung von Markt-Standgeldern, Vertretung im Landtag und das Recht Juden aus der Stadt zu verjagen.

Im 19. Jh. begann auch in Groß-Gerau die Industrialisierung. Bedingt durch den Anschluss an die Hessische Ludwigsbahn mit den Strecken Darmstadt-Mainz 1858 und Frankfurt am Main-Mannheim 1879 (Riedbahn) konnte sich ein vielfältiges Gewerbeleben entwickeln. Die Stadt wurde Sitz von Metallverarbeitung (FAGRO), Konservenfabriken (Helvetia), Käsereien (in GG wird der Mainzer Käse hergestellt) und der Zuckerindustrie. Von 1869 bis 1871 war Groß-Gerau das Epizentrum einer Reihe von etwa 2000, meist schwacher, Erdbeben. Das Straßenbahnprojekt von 1896 wurde nie verwirklicht.

In der Gegenwart hat sich die wirtschaftliche Gesamtsituation der Stadt Groß-Gerau sowie insbesondere auch des Landkreises Groß-Gerau verschlechtert. Ein relativ hoher Verschuldungsgrad und die strikte Kontrolle der öffentlichen Haushalte (insbes. Kreis) durch das Regierungspräsidium Darmstadt sind hierfür Beleg.

Politik

Stadtverordnetenversammlung

Die Kommunalwahl am 26. März 2006 lieferte folgendes Ergebnis:

Parteien und Wählergemeinschaften %
2006
Sitze
2006
%
2001
Sitze
2001
CDU Christlich Demokratische Union Deutschlands 25,0 9* 24,5 8
SPD Sozialdemokratische Partei Deutschlands 29,5 10 41,0 14
GRÜNE Bündnis 90/Die Grünen 9,6 3 12,7 4
KOMBI Kommunale Bürgerinteressengemeinschaft 31,7 10* 21,7 7
Die Linkspartei.OL Die Linkspartei.Offene Liste 4,2 1 - -
gesamt 100,0 33 100,0 33
Wahlbeteiligung in % 47,9 50,9

(*) Im Frühjahr 2007 hat eine auf der Liste der Kombi gewählte FDP-Stadtverordnete die Kombi-Fraktion verlassen und sich der CDU-Fraktion als Hospitantin angeschlossen.

Magistrat und Bürgermeister

Der Magistrat der Kreisstadt Groß-Gerau besteht aus dem direkt gewählten Bürgermeister, dem (ehrenamtlichen) ersten Stadtrat, einem (hauptamtlichen) Stadtrat und weiteren fünf ehrenamtlichen Stadträten.

Am 18. März 2007 wurde Stefan Sauer von der CDU als neuer Bürgermeister der Stadt Groß-Gerau gewählt. Stefan Sauer hat an der Universität Frankfurt am Main Wirtschaftswissenschaften mit dem Abschluss Diplom-Kaufmann studiert, ist langjähriges Mitglied des Stadtparlamentes und war vor Amtsantritt in einer Bank in Frankfurt am Main auf Managementebene tätig.

Ausländerbeirat

Die letzte Ausländerbeiratswahl fand am 27. November 2005 statt. Der Ausländerbeirat Groß-Gerau setzt sich aus neun Mitgliedern zusammen. Anzahl der Sitze; Neue Generation 3, Solidarität 3, Progressive Ausländer Union 1 und Liste für Toleranz und Gerechtigkeit 2.

Städtepartnerschaften

Groß-Gerau ist in einer Ringpartnerschaft mit den Städten Brignoles (Provence, Frankreich, seit 1959), Bruneck (Südtirol, Italien, seit 1959), Tielt (Westflandern, Belgien, seit 1959) und Szamotuły (Woiwodschaft Großpolen, Polen, seit 2000) verbunden.

Sehenswürdigkeiten

Im Zentrum, speziell in der Mainzer Straße, der Schulstraße und deren Verlängerung Am Sandböhl und dem vorderen Teil der Frankfurter Straße, hat Groß-Gerau eine Reihe liebevoll restaurierter Fachwerkhäuser.

Schulen der Stadt

  • Luise-Büchner-Schule
  • Schwenkschule (ehemalig: Johannes-Angelus-Schule)
  • Grundschule Dornheim
  • Schillerschule
  • Nordschule
  • Berufliche Schulen Groß-Gerau
  • Grundschule Wallerstädten
  • Martin-Buber-Schule
  • Prälat-Diehl-Schule
  • Goetheschule
  • Astrid-Lindgren-Schule

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Der Groß-Gerauer Bahnhof

Groß-Gerau ist sehr verkehrsgünstig gelegen. Hier kreuzen sich die Bundesstraßen B 42/L 3482 und B 44 und ebenso die Bahnlinien Frankfurt-Mannheim und Wiesbaden-Darmstadt-Aschaffenburg. Die Autobahnanschlussstellen Nord und Süd schaffen über die A 67 Verbindungen in alle Richtungen. Der Flughafen Rhein-Main ist über die Autobahn in ca. 15 Minuten zu erreichen. Auch die umliegenden Großstädte sind nahe bei (Darmstadt 11 km, Wiesbaden 23 km, Mainz 18 km und Frankfurt am Main 28 km).

Insgesamt entwickelte sich die Wirtschaft in Groß-Gerau in den letzten Jahren ungünstig. Mehrere Traditionsbetriebe, wie beispielsweise Fagro oder das Werk der Südzucker AG, wurden geschlossen bzw. stehen kurz vor der Schließung. Der steigende Leerstand in der Innenstadt wirkt bedrückend. Groß-Gerau verliert zunehmend an Ambiente und Anziehungskraft.

Ansässige Unternehmen

Das von der Schließung bedrohte Groß-Gerauer Werk der Südzucker AG

Medien

Als Tageszeitungen erscheinen das Groß-Gerauer Echo, das zur Zeitungsfamilie des Darmstädter Echos gehört, sowie Frankfurter Zeitungen mit Regionalseiten auch für Groß-Gerau. Zusätzlich erscheint auch das lokale Monatsmagazin „Wir“.

Religionsgemeinschaften

evangelische Gemeinde

Die evangelische Stadtkirche

Groß-Gerau hat drei evangelische Kirchengemeinden. Im Stadtzentrum die Stadtkirchengemeinde, im Norden die Versöhnungsgemeinde und im Süden die Kirchengemeinde Groß-Gerau Süd.

Die katholische St. Walburga Kirche

katholische Gemeinde

Die katholische Religionsgemeinschaft hat mit der St. Walburga Kirche in der Walburga Straße ihr Gemeindezentrum. Der Pfarrei ist die Gemeinde Wallerstädten zugeordnet.

Datei:Zafer.jpg
Die Birlik Moschee DITIB

DITIB Türkisch-Islamische-Gemeinde Groß-Gerau

Die Türkisch-Islamische-Gemeinde wurde 1983 in der Fabrikstraße 1 gegründet.

IGMG Muslimische-Gemeinde

Das Gebetshaus von der Muslimischen-Gemeinde befindet sich in der Sudetenstraße.

Muslimisches Zentrum Groß-Gerau

Das Gebetshaus der türkischen VIKZ nahesteheden Vereins befindet sich in der Friedhofstraße.

Ahmadiyya Muslim Dschamaat

Datei:Baitul Shakoor in Groß-Gerau.JPG
Das Baitul Schakur

Die islamische Religionsgemeinschaft Ahmadiyya Muslim Dschamaat kaufte im Jahr 1985 das ehemalige Gelände „Märchenland“ im Norden der Stadt und nennt es nun „Nasir Bagh“. Es befindet am Ortsausgang an der B44 in Richtung Mörfelden. Bis 1994 fanden dort die jährlichen Versammlungen (Dschalsa Salana) statt. Da der Platz nicht mehr ausreichend Kapazität bieten konnte, finden sie seit 1995 auf dem Maimarktgelände in Mannheim statt. Heute hat das Gelände nur noch regionale Bedeutung.

1992 wurde auf dem Areal das Baitul Schakur (Haus des Würdigen) gebaut. Es bietet auf zwei Etagen etwa 850 Gläubigen Platz und ist mit 600m2 Gebetsfläche die größte Moschee der Ahmadiyya Muslim Dschamaat in Deutschland.

Söhne und Töchter der Stadt

Siehe auch