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„Paula Fürst“ – Versionsunterschied

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== Leben und Wirken unter der nationalsozialistischen Diktatur==
== Leben und Wirken unter der nationalsozialistischen Diktatur==
Paula Fürsts Laufbahn wurde [[1933]] jäh durch die Machtübernahme der [[Nationalsozialismus|Nationalsozialisten]] unterbrochen. Die Montessori–Pädagogik wurde bald als unvereinbar mit der nationalsozialistischen [[Ideologie]] verboten. Aufgrund ihrer jüdischen Herkunft wurde Paula Fürst zudem gezwungen, ihre Stellung als Lehrerin aufzugeben. Im gleichen Jahr wurde ihr jedoch die Leitung der [[Theodor Herzl|Theodor–Herzl–Schule]] angetragen. Diese [[Zionismus|zionistisch]] ausgerichtete Privatschule erfuhr nach der Machtübernahme der Nazis einen regelrechten Ansturm jüdischrn Schüler und Schülerinnen. Innerhalb eines Jahres war die Zahl der Schüler von 200 auf 600 angestiegen. Da viele Schüler jüdischer Herkunft an den allgemeinen Schulen verstärkten [[Repressalie]]n und [[Schikane]]n ausgesetzt waren, meldeten immer mehr Eltern ihre Kinder für einen Besuch jüdischer Schulen an. Die wenigen jüdischen Schulen, die von den Nationalsozialisten erlaubt wurden, waren administrativ der "[[Reichsvereinigung der Juden in Deutschland]]" unterstellt.
Paula Fürsts Laufbahn wurde [[1933]] jäh durch die Machtübernahme der [[Nationalsozialismus|Nationalsozialisten]] unterbrochen. Die Montessori–Pädagogik wurde bald als unvereinbar mit der nationalsozialistischen [[Ideologie]] verboten. Aufgrund ihrer jüdischen Herkunft wurde Paula Fürst zudem gezwungen, ihre Stellung als Lehrerin aufzugeben. Im gleichen Jahr wurde ihr jedoch die Leitung der [[Theodor–Herzl–Schule]] angetragen. Diese [[Zionismus|zionistisch]] ausgerichtete Privatschule erfuhr nach der Machtübernahme der Nazis einen regelrechten Ansturm jüdischrn Schüler und Schülerinnen. Innerhalb eines Jahres war die Zahl der Schüler von 200 auf 600 angestiegen. Da viele Schüler jüdischer Herkunft an den allgemeinen Schulen verstärkten [[Repressalie]]n und [[Schikane]]n ausgesetzt waren, meldeten immer mehr Eltern ihre Kinder für einen Besuch jüdischer Schulen an. Die wenigen jüdischen Schulen, die von den Nationalsozialisten erlaubt wurden, waren administrativ der "[[Reichsvereinigung der Juden in Deutschland]]" unterstellt.


Der [[Novemberpogrom]] von [[1938]] ("[[Reichskristallnacht]]") bedeutete auch eine entscheidende Zäsur in der Schulpolitik der [[Nationalsozialisten]]. Alle jüdischen Privatschulen wurden verboten. Der Reichsvereinigung der Juden wurde die Pflicht übertragen, für die schulische Bildung der jüdischen Schüler zu sorgen. [[Leo Baeck]], der Vorsitzende der "Reichsvereinigung", bot Paula Fürst die Leitung der Schulabteilung in dieser Institution an. In dieser Stellung unterstanden ihr sämtliche jüdischen Schulen in Deutschland. Nach kurzer Bedenkzeit akzeptierte sie das Angebot trotz der schwierigen Bedingungen, unter denen dieses Amt auszuüben war.
Der [[Novemberpogrom]] von [[1938]] ("[[Reichskristallnacht]]") bedeutete auch eine entscheidende Zäsur in der Schulpolitik der [[Nationalsozialisten]]. Alle jüdischen Privatschulen wurden verboten. Der Reichsvereinigung der Juden wurde die Pflicht übertragen, für die schulische Bildung der jüdischen Schüler zu sorgen. [[Leo Baeck]], der Vorsitzende der "Reichsvereinigung", bot Paula Fürst die Leitung der Schulabteilung in dieser Institution an. In dieser Stellung unterstanden ihr sämtliche jüdischen Schulen in Deutschland. Nach kurzer Bedenkzeit akzeptierte sie das Angebot trotz der schwierigen Bedingungen, unter denen dieses Amt auszuüben war.
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In den Monaten nach dem Novemberpogrom befand sich das jüdische Schulwesen in einem Zustand von Chaos und Auflösung. Viele Eltern und Kinder, aber auch Lehrer versuchten, dem unablässigen nationalsozialistischen Terror durch Flucht ins Ausland zu entkommen. Ein geregelter Schulbetrieb war unter diesen Rahmenbedingungen kaum möglich. Dennoch gelang es Paula Fürst bis zum Herbst 1939, das jüdische Schulwesen neu zu strukturieren und eine kontinuierliche schulische Ausbildung jüdischer Schüler zu gewährleisten
In den Monaten nach dem Novemberpogrom befand sich das jüdische Schulwesen in einem Zustand von Chaos und Auflösung. Viele Eltern und Kinder, aber auch Lehrer versuchten, dem unablässigen nationalsozialistischen Terror durch Flucht ins Ausland zu entkommen. Ein geregelter Schulbetrieb war unter diesen Rahmenbedingungen kaum möglich. Dennoch gelang es Paula Fürst bis zum Herbst 1939, das jüdische Schulwesen neu zu strukturieren und eine kontinuierliche schulische Ausbildung jüdischer Schüler zu gewährleisten


Im August 1939 begleitete Paula Fürst einen [[Kindertransport]] nach London. [[Großbritannien]] hatte seine Einwanderungsbestimmungen gelockert und erlaubte 10.000 jüdischen Kindern die [[Immigration|Einreise]]. Obwohl ihr zahlreiche Freunde und Kollegen dringend empfahlen, diese Gelegenheit für eine [[Emigration]] nach England zu nutzen, kehrte sie nach Erfüllung der Aufgabe kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs nach Deutschland zurück.
Im August 1939 begleitete Paula Fürst einen [[Kindertransport]] nach London. [[Großbritannien]] hatte seine Einwanderungsbestimmungen gelockert und erlaubte 10.000 jüdischen Kindern die [[Immigration|Einreise]]. Obwohl ihr zahlreiche Freunde und Kollegen dringend empfahlen, diese Gelegenheit für eine [[Emigration]] nach England zu nutzen, kehrte sie nach Erfüllung der Aufgabe kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs nach Deutschland zurück.


== Zweiter Weltkrieg und letzte Lebensjahre==
== Zweiter Weltkrieg und letzte Lebensjahre==