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„Heinrich Harrer“ – Versionsunterschied

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Von 1933 bis 1938 absolvierte Harrer ein Studium in den Fächern [[Geographie]] und [[Sport]] an der [[Karl-Franzens-Universität]] in [[Graz]]. Im Wintersemester 1933/34 wurde Harrer bei der [[Studentenverbindung]] [[Akademischer Turnverein Graz|ATV Graz]] aktiv.
Von 1933 bis 1938 absolvierte Harrer ein Studium in den Fächern [[Geographie]] und [[Sport]] an der [[Karl-Franzens-Universität]] in [[Graz]]. Im Wintersemester 1933/34 wurde Harrer bei der [[Studentenverbindung]] [[Akademischer Turnverein Graz|ATV Graz]] aktiv.


1936 nahm Harrer bei den [[Olympische Winterspiele 1936|Olympischen Spielen]] in der [[Abfahrt]] und im [[Slalom]] teil. Ein Jahr später wurde er ''Akademischer Weltmeister'' im Abfahrtslauf und anschließend Nationaltrainer der österreichischen [[Ski alpin|Damenski]]-Nationalmannschaft.
1936 nahm Harrer bei den [[Olympische Winterspiele 1936|Olympischen Spielen]] in der [[Abfahrt]] und im [[Slalom]] teil. Ein Jahr später wurde er ''Akademischer Weltmeister'' im Abfahrtslauf und anschließend Nationaltrainer der österreichischen [[Ski alpin|Damenski]]-Nationalmannschaft. Seit 1934 war er - nach Angaben in seinem handschriftlichen Lebenslauf bei Antragstellung um Aufnahme in die SS - bei Hitlers SA. Diese operierte in Österreich damals noch illegal und arbeitete an der Zerstörung der Ersten Republik Österreich.


Doch das Bergsteigen übte weiterhin eine starke Faszination auf ihn aus. Am selben Tag, an dem Harrer sein letztes Staatsexamen an der Universität abgelegt hatte, am 9. Juli 1938, fuhr er nach [[Grindelwald]] in die Schweiz, um die Nordwand des [[Eiger]] im Berner Oberland, an der zuvor schon viele erfahrene Alpinisten gescheitert waren, zu bezwingen. Vom 21. bis 24. Juli [[1938]] durchkletterte er zusammen mit [[Anderl Heckmair]], [[Fritz Kasparek]] und [[Ludwig Vörg]] als erster die [[Eiger]]-Nordwand. Nach dem [[Anschluss (Österreich)|Anschluss]] wurde er Sportinstruktor, auf Drängen der SS, eine Tätigkeit, die er aber nie ausübte. Im gleichen Jahr heiratete er [[Lotte Wegener]], die Tochter des 1930 im Grönlandeis verstorbenen deutschen Polarforschers [[Alfred Wegener]].
Doch das Bergsteigen übte weiterhin eine starke Faszination auf Harrer aus. Am selben Tag, an dem Harrer sein letztes Staatsexamen an der Universität abgelegt hatte, am 9. Juli 1938, fuhr er nach [[Grindelwald]] in die Schweiz, um die Nordwand des [[Eiger]] im Berner Oberland, an der zuvor schon viele erfahrene Alpinisten gescheitert waren, zu bezwingen. Vom 21. bis 24. Juli [[1938]] durchkletterte er zusammen mit [[Anderl Heckmair]], [[Fritz Kasparek]] und [[Ludwig Vörg]] als erster die [[Eiger]]-Nordwand. Harrer war als einziger der Viererseilschaft zu diesem Zeitpunkt schon längere Zeit aktives Mitglied bei SS und SA.


Seine Sicht der Dinge: Nach dem [[Anschluss (Österreich)|Anschluss]] wurde Harrer - nach eigenen Angaben - "lediglich Sportinstruktor auf Drängen der SS", wie Harrer behauptete - eine Tätigkeit, die er aber nach eigenen Darstellungen nie ausgübt haben soll. In der SS bekleidete er den Rang eines Oberscharführers. Der NSDAP trat Harrer laut seinem SS-Akt (Quelle: National Archives in Washington DC aus erbeuteten Beständen der SS in Berlin) nach der Erstdurchsteigung der Eigerwand bei. Im gleichen Jahr heiratete er auf direkte Anregung von SS-Reichsführer Heinrich Himmler [[Lotte Wegener]], die Tochter des 1930 im Grönlandeis verstorbenen deutschen Polarforschers [[Alfred Wegener]]. Dessen zweite Tochter heiratete der hochrangige steirische Gauleiter Uiberreiter, der später an der Ausrottung steirischer und burgenländischer Sinti und Roma entscheidend mit beteiligt war. Harrer war damit der Schwager des steirischen Gauleiters. Auf Anfrage dementierte Harrer im Jahr 1997, dass er mit Uiberreiter engstens befreundet gewesen sei.
Im Sommer 1939 nahm Harrer an einer deutschen Erkundungsexpedition zum [[Nanga Parbat]] teil. Diese fand jedoch schon im Herbst 1939 ein Ende, als er im britischen Gefangenlager in [[Dehra Dun]] in Indien interniert wurde. Im Dezember wurde Harrers einziger Sohn Peter geboren. 1944 gelang Harrer zusammen mit [[Peter Aufschnaiter]] die Flucht aus dem Gefangegenlager, und 1946 erreichten sie schließlich die tibetische Hauptstadt [[Lhasa]]. Dort wurde er der Lehrer des jungen [[Tenzin Gyatso|Dalai Lama]], mit dem ihn bis ins hohe Alter eine tiefe Freundschaft verband.

Im Sommer 1939 nahm Harrer unter Patronanz von SS-Reichsführer Heinrich Himmler an einer deutschen Erkundungsexpedition zum [[Nanga Parbat]] teil. Diese fand jedoch schon im Herbst 1939 ein Ende, als er im britischen Internierungslager in [[Dehra Dun]] in Indien interniert wurde. Im Dezember wurde Harrers einziger Sohn Peter geboren. 1944 gelang Harrer zusammen mit [[Peter Aufschnaiter]] die Flucht aus dem Gefangegenlager, und 1946 erreichten sie schließlich die tibetische Hauptstadt [[Lhasa]]. In seinem Buch "Sieben Jahre in Tibet" schrieb Harrer kein Wort über die politischen Verwicklungen seiner Karriere. Er merkte an, dass er usprünglich eine Flucht aus Indien nach China zu den Linien der japanischen Armee geplant habe - offenbar, um als SS-Mann und NSDAP-Anhänger über Japan ins nationalsozialistische Deutschland zurückkehren zu können.

Es kam dann anders. In Lhasa wurde er der Lehrer des jungen [[Tenzin Gyatso|Dalai Lama]], mit dem ihn bis ins hohe Alter eine tiefe Freundschaft verband. Beim Dalai Lama traf Harrer bis in die neunziger Jahre auch noch alte Bekannte, die den tibetischen Gottkönig ebenfalls seit den dreißiger Jahren verehrten - zum Beispiel: Bruno Beger, rechtskräftig verurteilter Kriegsverbrecher und "Anthropologe" der SS. Dieser war wegen Mitwisserschaft bei Morden an 150 sowjetischen Kriegsgefangenen im Konzentrationslager Auschwitz sowie verbrecherischen "Rassenforschungen" während des Dritten Reiches von einem Gericht der BRD verurteilt worden.


[[1952]] kehrte Harrer nach Europa zurück, wonach er eine Reihe [[Ethnografie|ethnografischer]] und bergsteigerischer Expeditionen unternahm:
[[1952]] kehrte Harrer nach Europa zurück, wonach er eine Reihe [[Ethnografie|ethnografischer]] und bergsteigerischer Expeditionen unternahm: