Nemesis
Nemesis ist in der griechischen Mythologie die Göttin des "gerechten Zorns". Sie ist eine Tochter der Nyx ("Nacht") und des Okeanos oder Erebos und die Schwester von Eris, Hypnos, Ker, Momos und Thanatos. Ihre Begleiterin ist die Göttin Aidos ("Scham").
Zeus paarte sich mit Nemesis in der Gestalt eines Schwans, nachdem sie zunächst aus Scham und gerechtem Zorn vor seinen Nachstellungen geflüchtet war. Auf ihrer Flucht über das Meer verwandelte sie sich schließlich in einen Fisch, am Rand der Erde angelangt schließlich in eine Ente, mit der Zeus nun die Helena zeugte, um derentwillen schließlich der Trojanische Krieg geführt wurde.
Bei Aischylos - Der Gefesselte Prometheus - heißt Nemesis auch Adrasteia ("die Unentfliehbare"), in Ovids Metamorphosen - nach ihrem Heiligtum mit dem berühmten Kultbild in Rhamnus - Rhamnusia, die den Narkissos bestraft, weil dieser die Nymphe Echo und andere durch seine Unerbittlichkeit zugrunde gerichtet hat.
Nemesis bestraft vor allem die menschliche Selbstüberschätzung und die Missachtung von Themis, der griechischen Göttin des Rechts und der Sittlichkeit.
Wie die Erinys kann auch sie in der Mehrzahl - Nemeseis - angerufen werden.
Kommentar: Beinahe überraschend, psychologisch aber stimmig, ist in diesem Fall die enge Beziehung zwischen Scham und (gerechtem) Zorn. Dass eine übertriebene Scham damit zu letztlich ungerechtfertigtem Zorn führen kann, muss allerdings erwähnt werden.
Quelle: Karl Kerényi: Die Mythologie der Griechen - Die Götter- und Menschheitsgeschichten, dtv, ISBN 3-423-30030-2
Siehe auch: Hybris