Abitur in Thüringen
Der Weg zum Abitur in Thüringen ist über verschiedene Schulformen möglich.
Gymnasium
Wenn man am Gymnasium in die Klassenstufe 10 versetzt wurde, nimmt man an der Einführungsphase der Thüringer Oberstufe teil. Man kann auch von der Regelschule mit Realschulabschluß (nach der 10. Klasse) und Aufnahmeprüfung auf ein Gymnasium wechseln. Die Einführungsphase ist auch in diesem Fall in der Klasse 10, oder, wenn sie zustande kommt, die Klasse 11S.
Qualifikationsphase
Nach der Einführungsphase folgt die Qualifikationsphase im Kurssystem, mit den Kurshalbjahren (Semestern) 11/I, 11/II, 12/I und 12/II. Hierfür wählt der Schüler am Ende der Einführungsphase seine Grund- und Leistungsfächer und belegt das Seminarfach. Ab der Qualifikationsphase wird auch das Punktesystem mit der Skala von 0 (Note 6) bis 15 (Note 1+) eingeführt.
Die beiden Leistungfächer sind gleichzeitig erstes und zweites schriftliches Prüfungsfach und die erreichten Punkte gehen doppelt in die Abiturwertung ein. Zur Wahl für das erste Leistungsfach stehen Deutsch und Mathematik. Als zweites Leistungsfach kann man eine Fremdsprache (die schon vorher begonnen wurde), eine Gesellschaftswissenschaft oder eine Naturwissenschaft wählen. Auf den Spezialgymnasien für Sport oder Musik in Thüringen, ist das zweite Leistungsfach das eben Sport oder Musik.
Aufgabenfeld | Unterrichtsfächer |
---|---|
sprachlich-literarisch-künstlerisch | Deutsch, Fremdsprachen, Musik, Kunsterziehung |
gesellschaftswissenschaftlich | Geschichte, Geografie, Wirtschaft und Recht, Sozialkunde |
mathematisch-naturwissenschaftlich-technisch | Mathematik, Biologie, Chemie, Physik, Informatik |
keins | Sport, Ev. Religionslehre, Kath. Religionslehre, Ethik |
Des Weiteren werden acht Grundfächer gewählt. Ein Fach kann nicht gleichzeitig Leistungsfach und Grundfach sein. Folgende Fächer müssen sich in der Wahl an Fächern wiederfinden, sind also nicht abwählbar: Deutsch, Mathematik, Geschichte, eine fortgeführte Fremdsprache, eine weitere Gesellschaftswissenschaft, eine weitere Naturwissenschaft, Kunsterziehung oder Musik, Religionslehre oder Ethik, sowie Sport. Somit wird die Wahl der Grundfächer weiter eingeschränkt, wodurch aber ein breiteres Wissensprektrum an die Schüler vermittelt werden kann. Es besteht weiterhin die Möglichkeit ein neuntes fakultatives Grundfach (also auf freiwilliger Basis) zu belegen. Bei einer langzeitlichen Sportbefreiung muss ein Ersatzfach gewählt werden.
Das Seminarfach vermittelt Prinzipien und Methoden zur Anfertigung und Präsentation der Seminarfacharbeit. Seminarfachgruppen bestehen aus zwei bis vier selbst zusammengefundenen Schülern (in Ausnahmefällen auch Einzelpersonen). Das selbstgewählte Seminarfachthema soll mindestens zwei Aufgabenfelder abdecken. Nach Fertigstellung der Seminarfacharbeit mit Abgabetermin in der 12/I, findet das Kolloquium statt, in dem die Seminarfachgruppe ihre Arbeit verteidigt. Die Gesamtnote des Seminarfachs setzt sich zusammen aus 20% des Erstellungsprozesses (es muss ein Berichtsheft geführt werden), 30% der Seminarfacharbeitsnote selbst und 50% aus dem Kolloquium. Ein Schüler wird bei einer Seminarfachleistung von 0 Punkten nicht zum Abitur zugelassen.
Leistungsnachweise
In den Kurshalbjahren 11/I, 11/II und 12/I werden im Leistungsfach jeweils zwei Kursarbeiten (Klausuren) geschrieben. Die restlichen Leistungsnachweise sind unterschiedlicher Art, wobei aber mindestens die Hälfte aus mündlichen bzw. praktischen Leistungsnachweisen bestehen muss. Die Note einer Kursarbeit gewichtet genausoviel wie die Gesamtnote der anderen Leistungsnachweise. Im Grundfach wird nur eine Kursarbeit geschrieben, außerdem aber zwei schriftliche Leistungskontrollen bis zu 30 Minuten (Deutsch 40 Minuten) und eben wieder andere Leistungsnachweise. Hier ist die Kursarbeitsnote, die Gesamtnote der schriftlichen Leistungskontrollen und die Gesamtnote der anderen Leistungsnachweise gleich gewichtet.
Im verkürzten Kurshalbjahr 12/II wird in allen schriftlichen Prüfungsfächern eine Kursarbeit geschrieben: die Vorprüfung. In allen übrigen Grundfächern werden wieder 2 schriftliche Leistungskontrollen bis zu 30 Minuten geschrieben. Ansonsten wieder die anderen Leistungsnachweise. Vorprüfungsnote bzw. die Gesamtnote der schriftlichen Leistungskontrollen und die Gesamtnote der andere Leistungsnachweise haben die gleiche Gewichtung.
Es werden vier Prüfungsfächer gewählt, wovon eins mündlich ist. Da die Leistungsfächer automatisch schriftliche Prüfungsfächer sind, bleibt für die übrigen nur die Wahl aus den Grundfächern. Die 4 Prüfungsfächer müssen alle drei Aufgabenfelder abdecken. Sport kann als Grundfach kein Prüfungsfach sein.
In den schriftlichen Prüfungsfächern sind zusätzlich mündliche Prüfungen möglich, oder verpflichtend, wenn das Ergebnis der Vorprüfung von der der Prüfung um 6 Punkte abweicht. Die Gewichtung der zusätzlichen mündlichen Prüfung ist allerdings nur halb so hoch wie die schriftliche.
Gesamtqualifikation
Die Gesamtqualifikation, besteht aus den jeweiligen Qualifikationen im Grundfach-, Leisungsfach- und Prüfungsbereich, mit jeweils eigenen Mindestanforderungen, die nicht qualifikationsübergreifend ausgeglichen werden können.
Im Grundfachbereich können acht Grundkurse gestrichen werden, d.h. die Noten von 22 Grundkursen müssen eingebracht werden. 16 Grundkurse davon müssen über 5 Punkten liegen. Es darf kein Grundkurs mit 0 Punkten eingebracht werden. Eingebracht werden müssen Deutsch oder Mathematik, eine Fremdsprache, 4 naturwissenschaftliche Kurse (3 davon aus nur einer Naturwissenschaft) und 3 aus einer Gesellschaftswissenschaft, sowie zwei Kurse in Kunst oder Musik. Ein Kurs in Sport muss gestrichen werden. Die Prüfungsfächer müssen voll eingebracht werden, wobei die Kurse 12/II der geprüften Grundfächer eh zum Prüfungsbereich gezählt werden. Sollen Kurse aus einem Fach eingebracht werden, so ist zuerst das Kurshalbjahr 12/II zu wählen. Die Mindestqualifikation im Grundfachbereich beträgt in der Summe 110 Punkte und es sind höchstens 330 Punkte möglich.
Im Leistungsfachbereich sind alle acht Leistungskurse einzubringen. Es dürfen höchstens drei Leistungskurse weniger als 5 Punkte haben. Die Leistungskurse von 11/I, 11/II und 12/I gehen mit doppelter Wertung ein, die von 12/II mit einfacher. Es müssen mindestens 70 Punkte und können höchstens 210 Punkte erreicht werden.
Entscheidet sich der Schüler seine Seminarfacharbeit nicht einzubringen, so berechnet sich die Qualifikation im Prüfungsbereich als Punktesumme aus den 4 Kursen 12/II der Prüfungsfächer, und den 4 Abiturprüfungen in vierfacher Wertung. Wird die Seminarfacharbeit eingebracht, so haben die Abiturprüfungen nur eine dreifache Wertung und die Seminarfacharbeit zählt vierfach.
Gesamtschule
In der gymnasialen Oberstufe der Gesamtschule gelten die selben Wahlmöglichkeiten wie im Gymnasium.
In der integrierten Gesamtschule kann direkt nach dem Realschulabschluß die gymnasiale Oberstufe mit den Jahren 11 bis 13 beginnen.
In der kooperativen Gesamtschule werden die Klassen je nach angestrebten Abschluß gebildet. Hier gilt als gymnasiale Oberstufe die Jahre 10 bis 12.
berufliches Gymnasium
Am beruflichen Gymnasium in Thüringen werden andere Fächer als im normalen Gymnasium unterrichtet. Die Aufgabenfelder werden wie folgt zugeordnet:
Aufgabenfeld | Unterrichtsfächer |
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gesellschaftswissenschaftlich | Wirtschaftsgeografie, Volkswirtschaftslehre, Wirtschaft, spezielle Betriebswirtschaftslehre, Sozialwissenschaft, Recht |
math.-naturwissenschaftlich-technisch | Datenverarbeitung, Technik, angewandte Technik, angewandte Naturwissenschaft, Gesundheit |
Außerdem besteht der Weg zum Abitur hier aus 13 statt 12 Jahren. Die Einführungsphase beginnt in der Klassenstufe 11 bereits im Kurssystem mit Punkten. Die Qualifikationsphase ist somit Stufe 12 und 13. Die Prüfungen finden nach Ende des Kurshalbjahres 13/II statt. Die Struktur am beruflichen Gymnasium ist ansonsten fast gleich der des Gymnasiums.
Als erstes Leistungsfach kann neben Deutsch und Mathe auch eine Pflichtfremdsprache oder Naturwissenschaft gewählt werden. Das zweite Leistungsfach ist entweder Wirtschaft, Gesundheit oder Technik. Die Wahl des zweiten Leistungsfachs findet hier beim Eintritt in die Klasse 11 statt. Das erste Leistungsfach wird am Ende der 11. Klasse gewählt.
Es werden neun Grundfächer gewählt. Die Möglichkeit eines fakultativen Faches fällt somit weg.