Max-Planck-Institut für Verhaltensphysiologie
Das Max-Planck-Institut für Verhaltensphysiologie wurde am 1. April 1954 durch Beschluss des Senats der Max-Planck-Gesellschaft gegründet, ab Februar 1956 in Oberbayern auf freier Flur neu erbaut und am 16. September 1958 eingeweiht. Den Ortsnamen Seewiesen für das entstandene kleine Forscherdorf wählten die beiden Gründungsdirektoren Erich von Holst und Konrad Lorenz als geländebeschreibende Adresse. Das Institut wurde zum 30.11.1999 offiziell geschlossen.
Seit 1998 beherbergen die Gebäude in Seewiesen das Max-Planck-Institut für Ornithologie, das seinerseits aus zwei bereits seit längerem zur Max-Planck-Gesellschaft gehörenden Einrichtungen hervorgegangen ist: zum einen aus der "Vogelwarte Radolfzell", die bereits 1901 als "Vogelwarte Rossitten" gegründet wurde, ab 1923 der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft angehörte und 1946 in Radolfzell ihre Arbeit wieder aufnahm; zum anderen aus der 1991 in Seewiesen eingerichteten Abteilung des Ornithologen und Verhaltensforschers Eberhard Gwinner.
Geschichtlicher Hintergrund
Die ersten Pläne zur Gründung eines Max-Planck-Instituts für Verhaltensforschung entstanden im Jahr 1937, als Konrad Lorenz nach einem Vortrag im Harnack-Haus in Berlin erstmals mit Erich von Holst zusammentraf.
Im Gespräch über das Vorgetragene erkannten beide schnell, dass sie - wenn auch mit recht unterschiedlicher Methodik - vermutlich nahe verwandte Vorgänge im Zentralnervensystem untersuchten. Während Lorenz sich zur Aufgabe gemacht hatte, am unversehrten, möglichst natürlich gehaltenen Tier spontan auftretende Bewegungsweisen und deren ererbte Gesetzmäßigkeiten zu studieren, analysierte von Holst zu jener Zeit koordinierte Bewegungen, die vom isolierten Nervensystem nach Ausschaltung der afferenten Bahnen ausgelöst werden.
Die Ergebnisse beider Forschungsrichtungen konnten - im Widerspruch zur damals in Deutschland weithin akzeptierten Reflexkettentheorie und dank eines völlig anderen Verständnisses von Verhalten als im Behaviorismus üblich - als ein System von Impulsmustern gedeutet werden, die in den Nervenzellen spontan entstehen und auch ohne Reiz von außen zu häufig komplizierten Instinktbewegungen führen.
In Arbeit