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Erster Tschetschenienkrieg

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Der Erste Tschetschenien-Krieg war ein militärischer Konflikt zwischen der Kaukasusrepublik Tschetschenien und Russland von 1994 bis 1996.

Am 1. November 1991 erklärte der tschetschenische Präsident Dschochar Dudajew einseitig die Unabhänigkeit seines Landes und lehnte auch eine Föderationsvertrag mit Russland ab. Die russische Regierung in Moskau unterstützte in der Folge zunächst die politischen Gegner Dudajews und verstärkte seine Truppen an den Grenzen zu Tschetschenien.

Am 11. Dezember 1994 erteilte der russische Präsident Boris Jelzin schließlich den Befehl zur militärischen Intervention:

Etwa 40.000 Soldaten marschierten in Tschetschenien ein und nahmen nach zweimonatigen Kämpfen die Hauptstadt Grosnyj ein. Bis zum April 1995 konnte die russische Armee trotz scharfer internationaler Kritik rund 80 Prozent des tschetschenischen Gebietes unter ihre Kontrolle bringen.

Die Anhänger Dudajews gaben sich trotz der militärischen Überlegenheit Russlands nicht geschlagen: Im Juni 1995 brachten Rebellen unter der Führung von Schamil Bassajew ein Krankenhaus im südrussischen Budjonnowsk in ihre Gewalt und verschanzten sich dort mit 1000 Geiseln. Nach vergeblichen Versuchen, das Hospital zu stürmen, gingen die Russen auf die Forderungen der Rebellen ein und sicherten ein sofortiges Ende der Militäraktionen, den Beginn von Friedensgesprächen und freien Abzug zu. Unter der Schirmherrschaft der OSZE begannen in Moskau Verhandlungen, die mit der Unterzeichnung eines Militärabkommens am 30. Juli 1995 endeten. Es sah neben dem Verzicht auf weitere Kampfhandlungen die Entwaffnung der Tschetschenen und den Abmarsch der russischen Soldaten bis auf 6000 Mann vor.

Der am 2. August 1995 begonnene Waffenstillstand war nicht von Dauer, nachdem tschetschenische Freischärler ihre Unabhängigkeitsansprüche mit neuen Terrorakten unterstrichen. So drangen sie am 9. Januar 1996 in ein Krankenhaus von Kisljar ein und nahmen wenige Tage später das dagestanische Dorf Perwomaiskoje. Die russische Regierung, die sich offiziellen Beobachtern zufolge im Tschetschenien-Krieg schwerer Menschenrechtsverletzungen schuldig gemacht hatten soll, beantwortete diese Aktionen des tschetschenischen Widerstandes wiederum mit Gewalt, 5000 Soldaten und 80 Panzer zerstörten das Dorf und erhöhten damit die Zahl der Opfer, die seit Kriegsbeginn auf Zehntausende von Toten und 500.000 tschetschenische Flüchtlinge geschätzt wurden.

Der tschetschenische Rebellenchef Dudajew wurde am Abend des 21. April 1996 in der Nähe des Dorfes Gechi-Tschu getötet. Offiziellen Stellungnahmen zufolge wurde er während eines Telefonats mit Moskauer Politikern über Friedensverhandlungen durch eine russischen Rakete tödlich verletzt. Allerdings gab es auch Spekulationen darüber, dass Dudajew innertschetschenischen Machtkämpfen zum Opfer fiel.

Vor den russischen Präsidentschaftswahlen am 16. Juni 1996 einigte man sich auf ein Waffenstillstandsabkommen, das aber zunächst von beiden Seiten nicht eingehalten wurde. Im August 1996 handelte dann der russische Sicherheitsberater Alexander Lebed mit dem Chef der tschetschenischen Übergangsregierung Aslan Maschadow ein neues Waffenstillstandsabkommen aus, das auch den Abzug der russischen Truppen aus Tschetschenien beinhaltete. Anfang Januar 1997 war der Truppenabzug abgeschlossen, Ende Januar fanden in Tschetschenien Parlaments- und Präsidentenwahlen statt, aus denen Maschadow als Staatschef hervorging und im Mai 1997 unterzeichneten Jelzin und Maschadow einen formellen Friedensvertrag. Der umstrittene politische Status Tschetscheniens wurde allerdings in diesem Vertrag nicht geklärt.

Der fast zweijährige Krieg kostete nach Schätzungen mindestens 80.000 Menschen das Leben.

siehe

Zweiter Tschetschenien-Krieg