Luftangriffe auf Dresden
Der Luftangriff auf Dresden bezeichnet drei aufeinanderfolgende Luftangriffe, die im Februar 1945 die Stadt Dresden zu 60% zerstörten und mindestens 25.000 Opfer unter der Zivilbevölkerung forderten. Der Angriff auf Dresden gehört zu den schwersten Angriffen auf deutsche Städte während des Zweiten Weltkrieges. Für einen allgemeinen Überblick über die Strategie der Luftangriffe auf zivile Ziele siehe auch Luftkrieg und Arthur Harris.
Ziel
Die Stadt Dresden besaß wie auch Kassel oder Stuttgart und andere Städte viele kriegswichtige Industriebetriebe, vor allem der Leichtindustrie (Armaturen, Meßinstrumente, Feinmechanik), die jedoch nicht gezielt angriffen und auch kaum beschädigt wurden, und war außerdem ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt, in dem sich die Eisenbahnlinien von Berlin nach Prag und von Breslau nach Nürnberg kreuzten. Aufgrund der Lage, weit entfernt von den Luftbasen der Alliierten, war Dresden bis 1945 von Luftangriffen weitgehend verschont geblieben. Die aus Breslau evakuierten Bewohner mussten auf ihrer Flucht Dresden durchqueren, so dass im Februar 1945 wahrscheinlich bis zu hunderttausend Menschen zusätzlich zu den 630.000 Einwohnern in der Stadt lebten. Weil die Stadt bis 1944 außerhalb der Reichweite alliierter Bomber lag, gab es in der Stadt keine nennenswerte Flugabwehr mehr, die es paradoxerweise zu Anfang des Krieges dort gegeben hatte. Angesichts des bereits absehbaren Kriegsendes wähnten sich die Menschen vergleichsweise in Sicherheit.
Ablauf
Die erste Angriffswelle mit 244 britischen Lancaster Bomben begann am 13. Februar um 22 Uhr 13 und setzt innerhalb weniger Minuten die gesamte Dresdner Innenstadt in Brand. Um 1 Uhr 23 beginnt die zweite Angriffswelle mit 529 britischen Bombern. Sie werfen 650.000 Stabbrandbomben, 529 Luftminen und 1800 Sprengbomben über der Stadt ab. Die zahlreichen Einzelfeuer entfachen auf 15 Quadratkilometern den so genannten Feuersturm, der ganze Straßenzüge auslöscht. Menschen, die in diesem Feuersturm nicht verbrennen, erleiden oft den Tod durch Ersticken. Am 14. Februar um 12 Uhr 17 werfen US-Bomber 1800 Sprengbomben und 136.800 Stabbrandbomben über dem brennenden Dresden ab.
Folgen
Etwa 60% des Dresdner Stadtgebietes mit Wohn- und Geschäftshäusern waren zerstört. Von 220.000 Wohnungen wurden 80.000 völlig zerstört und 75.000 schwer beschädigt. 114 öffentliche Gebäude, 40 Kliniken und Krankenhäuser, 20 Kirchen und bedeutende kulturhistorische Bauten fielen dem Bombardement zum Opfer.
Die Zahl der Todesopfer wird kontovers diskutiert. Es wird jedoch angenommen, dass mindestens 25.000 Tote direkt durch die Luftangriffe zu beklagen waren.
Die Stadt Dresden gab u.a. folgendes an: Gesicherten Angaben der Dresdner Ordnungspolizei zufolge wurden bis zum 20.3.1945 202.040 Tote, überwiegend Frauen und Kinder geborgen. Davon konnten nur etwa 30% identifiziert werden. Einschließlich der Vermißten dürfte eine Zahl von 250.000 bis 300.000 Opfern realistisch sein ... (Bearbeiter: Hitzscherlich, Zeichen: 0016/Mi, Datum: 31.7.1992)
Laut einer Mitteilung des ehemaligen Generalstabsoffiziers des Verteidigungsbereiches Dresden, Oberstleutnant der Bundeswehr a.D. Matthes, seinerzeit Verwaltungsdirektor der Stadt Dresden, wurden 35.000 Tote voll, 50.000 teilweise und 168.000 Tote nicht identifiziert. (Erhard Mundra, 1995, S.8)
Der Angriff auf die mit Flüchtlingen überfüllte Stadt Dresden am 13.2.1945 forderte alleine etwa 250.000 Tote.(Konrad Adenauer, 1955, S. 154)
Tatsächlich existieren nur vier zeitgenössische historische Quellen, die damals von offizieller Seite erstellt wurden und auf tatsächlichen Zählungen beruhen: 1. Eine polizeiliche "Schlussmeldung" aus dem März 1945, in der die Rede ist von: "Bis 10.3.1945 früh festgestellt: 18 375 Gefallene, 2 212 Schwerverwundete, 13 718 Leichtverwundete, 350 000 Obdachlose und langfristig Umquartierte". Die Gesamtzahl der Gefallenen wurde "auf etwa 25 000 geschätzt". 2. Der "Tagesbefehl 47" vom höheren SS und Polizeiführer Elbe, erlassen Mitte März 1945. Darin wird von über 20 204 geborgenen Toten berichtet und geschätzt, dass sich diese Zahl wahrscheinlich auf 25 000 erhöhen werde. Populär wurde eine nachweislich gefälschte Ausgabe des "TB 47", die an alle Zahlen eine Null anhängt (siehe obigen Beitrag mit Bezug auf das Buch von Hitzscherlich). Sie ist inzwischen als Fälschung akzeptiert worden, auch von David Irving. 3. Der "Lagebericht 1404" der Berliner Polizei vom gleichen Tag wie der TB 47 (dessen Ur-Version sie dadurch bestätigt), dem 22. März. Darin genannte Zahlen: 18 375 geborgene Tote, geschätzte Gesamtzahl 25 000 bis 35 000 Opfer. 4. Die 1993 im Dresdner Stadtarchiv gefundenen Akten des Bestattungs- und Marstallamtes. Nach dessen Zählungen wurden bis zum 17. April 1945 rund 25 000 Tote beigesetzt. In dieser Zahl sind die Opfer der späteren Luftangriffe auf Dresden mitenthalten. Bis Ende 1957 fand man bei Bauarbeiten in der Stadt noch über 1500 Tote.
Historische Debatte
Aufgrund ihres Umfangs und ihrer Konzentration auf nicht kriegswichtige Ziele sind die Luftangriffe auf Dresden in der historischen Debatte stark umstritten. Neben der Notwendigkeit wird dabei vor allem die Frage gestellt, wie weit ein Staat im Krieg gehen dürfe
Gedenken
Unter dem Motto "Brücken bauen - Versöhnung leben" fanden sich im Jahr 2002 Menschen aus Dresden und seiner im Zweiten Weltkrieg ebenfalls schwer betroffenen Partnerstadt Coventry an der Baustelle der Frauenkirche zusammen, um ein Zeichen gegen Krieg und Hass zu setzen.
Auch eine kleine Minderheit von (Neo-)Nazis führt seit Jahren Demonstrationen an Jahrestagen der Bombardierung durch. Die Teilnehmerzahl stieg stetig und der Termin konnte sich zur zweitgrößten regelmäßigen (Neo-)Nazi-Veranstaltung etablieren. Eine kleine, selbst in der linksextremen Szene umstrittene Minderheit feiert den Luftangriff auf Dresden hingegen als Befreiungsakt.
Siehe auch: Zweiter Weltkrieg
Literatur
- Die Welt, Ausgabe vom 12. 2. 1995
- Deutschland heute (herausgegeben vom Presse- und Informationsamt der Bundesregierung), Wiesbaden, 1955