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Le Mont-Saint-Michel

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Datei:Mont-Saint-Michel um 1900.jpg
Der Berg um 1900
Mont-Saint-Michel

Der Mont-Saint-Michel ist eine felsige Insel an der Mündung des Couesnon etwa 1 km vor der Küste der Normandie, nahe Avranches und der Grenze zur Bretagne. Die Insel ist berühmt für das auf ihr erbaute Benediktinerkloster (11. bis 16. Jahrhundert), das die im Umfang nur etwa 1km große Insel dominiert. Es ist eines der schönsten Beispiele für französische mittelalterliche Archiektur und für eine befestigte Abei.

Mont-Saint-Michel ist auch eine Stadt (Département Manche, Region Basse-Normandie, 50 Einwohner 1999), die schon 708 gegründet wurde, im Mittelalter von Pilgern und heute vom Tourismus lebt.

Im Kloster leben und arbeiten noch heute Benediktinermönche, obwohl der Mont Saint-Michel zu einer großen Touristenattraktion geworden ist, die etwa 3,5 Millionen Menschen jährlich besuchen. Der Berg und seine Bucht gehören seit 1979 dem Weltkulturerbe der UNESCO an.

Natur

Ursprünglich war die Insel nur bei Ebbe von der Küste zu erreichen. Um 1879 wurde dann ein Damm gebaut, über den eine Straße die Insel gezeitenunabhängig mit der Küste verbindet. Allerdings kann es durch Sturmfluten noch heute dazu kommen, dass die Insel vom Festland abgeschnitten wird.

Durch den Bau des Dammes, der die natürlichen Meeresströmungen unterbricht, verlandet die Bucht immer mehr. Zudem wurden jahrhundertelang Küstengebiete trockengelegt, um Ackerland zu schaffen. Durch die Kanalisierung des Flusses Couesnon wurde die Entwicklung nur noch verstärkt, so dass der Inselcharakter von Mont-St.-Michel immer mehr verloren geht.

Die Gezeitenkräfte sind hoch in der Gegend um den Berg, Victor Hugo sprach sogar von Fluten "à la vitesse d'un cheval au galop" ("mit der Schnelligkeit eines Pferdes im Galopp") - tatsächlich kommt das Wasser mit ca. 1 Meter pro Sekunde. Auch der Tidenhub liegt bei bis zu 14 Metern. Mittelalterliche Pilger gaben der hoch über dem Meer aufragenden Abtei deshalb auch den Namen "Mont-Saint-Michel au péril de la mer" (lat. "Mons Sancti Michaeli in periculo mari", "Mont-Saint-Michel in den Gefahren des Meeres"), sie mussten schließlich noch ihren Weg durch die bei Ebbe zurückgewichenen Fluten suchen. Auch heute ist der Weg von der Küste über das Watt wegen der schnell kommenden Flut und Treibsänden immer noch gefährlich.

Geschichte

Vor dem Bau des ersten Sakralbaus im 8. Jahrhundert trug die Insel den Namen Mont Tombe. Nach der Legende erschien 708 der Erzengel Michael Aubert, dem Bischof von Avranches, mit dem Auftrag zum Bau einer Kirche auf der Felseninsel. Aber der Bischof folgte auch der mehrfach wiederholten Aufforderung nicht, bis der Engel ihm mit seinem Finger ein Loch in den Schädel brannte.

Im Jahr 933 annektierten die Normannen die Halbinsel Contentin, wodurch die Insel strategisch bedeutsam an die Grenze zur Bretagne zu liegen kam. Eine erste Kirche im vorromanischen Stil wird errichtet, und die festungsartige Insel widersteht den Raubzügen der Wikinger. 966 gründet eine Gruppe von Benediktinermönchen das Kloster. In den folgenden Jahrhunderten werden Herzöge und Könige die großartige Architektur des Klosters finanzieren. 1017 begann Abt Hildebert II. mit dem Bau der zentralen Klosteranlage, die erst 1520 fertiggestellt sein sollte.

Im 12. Jahrhundert war die Abtei Ziel großer Pilgersttröme und verfügte über große Macht und Einfluss, was sich auch in der Gründung zahlreicher Tochterabteien niederschlug, so z.B. St. Michael's Mount in Cornwall. Die Normandie kam zum französischen Königreich, und Philippe Auguste, König von Frankreich, ermöglichte im 13. Jahrhundert den Ausbau des Klosters im gotischen Stil (Das Gebäudeensemble La Merveille).

Der Niedergang begann mit dem Hundertjährigen Krieg. Mont-Saint-Michel wurde von den Engländern von 1424 bis 1434 belagert, zu keinem Zeitpunkt eingenommen, aber die Stadt wurde dennoch fast vollständig zerstört.

Zwar wurde noch 1520 der Chor spätgotischen Stil (Flamboyant) fertiggestellt, aber mit der Reformation und den anderen Umwälzungen der Neuzeit ging es weiter bergab, und zur Zeit der Französischen Revolution war das Kloster fast verlassen. Es wurde geschlossen (erst 1969 sollten die Mönche zurückkehren) und in ein Gefängnis umgewandelt, in das ursprünglich für Regimegegner aus den Reihen des Klerus angedacht war. Der Berg erhielt den Namen Mont Libre, was dem Verwendungszweck zweifellos Hohn sprach. Zwischen 15000 und 18000 Menschen saßen hier ein, auch einige wichtige politische Häftlinge wie Raspail und Barbès, bis ab 1836 eine Bewegung um Victor Hugo sich für die Wiederherstellung des ihrer Meinung nach architektonischen Schatzes von nationalem Rang einsetzte. 1863 erfolgte die Schließung des Gefängnisses, 1874 wurde der Mont-Saint-Michel zum Denkmal (Monument historique) erklärt.