Schlacht um Verdun

Die Schlacht um Verdun begann am 21. Februar 1916 mit einem deutschen Großangriff auf die französischen Stellungen bei Verdun und endete am 18. Dezember desselben Jahres, ohne dass es zu wesentlichen Verschiebungen des Frontverlaufs gekommen war. Die Schlacht zählte zu den verlustreichsten des Ersten Weltkriegs.
Hintergrund
Militärische Lage
Wenige Monate nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs erstarrte die Front im November 1914 in Westbelgien und Nordfrankreich. Beide Kriegsparteien errichteten ein komplexes System aus Schützengräben, das von der Nordseeküste bis zur Schweiz reichte. Der massive Einsatz von Maschinengewehren, schweren Geschützen und ausgedehnten Stacheldrahthindernissen begünstigte eine defensive Kriegsführung, was zum verlustreichen Scheitern sämtlicher Offensiven führte, ohne dass die Angreifer dabei nennenswerte Geländegewinne erzielen konnten. Im Februar 1915 versuchte man auf alliierter Seite erstmals, die gegnerischen Stellungen durch stundenlanges Geschützfeuer zu zerstören, um danach einen Durchbruch erzielen zu können. Die Gegner wurden jedoch durch das Trommelfeuer vor einem bevorstehenden Angriff gewarnt, und stellten Reserven bereit. Zudem entstanden durch die explodierten Geschosse zahlreiche Granattrichter, welche den Vormarsch der angreifenden Soldaten erschwerten. Daher scheiterten sämtliche Offensiven, die im Kriegsjahr 1915 an der deutschen Westfront durchgeführt wurden.
Der Plan der Obersten Heeresleitung
Im Winter 1915 begann die Oberste Heeresleitung unter Erich von Falkenhayn mit der Planung einer Offensive. Obwohl deutsche und österreichisch-ungarische Truppen im Kampf gegen Russland von Juli bis September 1915 größere Gebietsgewinne erzielt hatten, war Falkenhayn davon überzeugt, dass die deutschen Kräfte für einen entscheidenden Vorstoß aufgrund der gewaltigen Größe des russischen Zarenreiches nicht ausreichten. Der österreichisch-ungarische Generalstabschef Conrad von Hötzendorf schlug eine gemeinsame Großoffensive gegen Italien vor, was Falkenhayn jedoch ablehnte. Für ihn war die deutsche Westfront der entscheidende Kriegsschauplatz und Großbritannien der wichtigste deutsche Gegner.
Ein Angriff auf die von britischen Truppen gehaltenen Frontabschnitte schied für Falkenhayn aus, da er das industrielle Potenzial Großbritanniens als zu hoch einstufte. Auch eine entscheidende Seeschlacht gegen die britische Kriegsflotte stellte für ihn keine Option dar. Er beabsichtigte, die im Vergleich zum deutschen Heer personell und materiell unterlegenen französischen Truppen angreifen zu lassen, ohne sich dabei mit Hötzendorf abzusprechen. Er argumentierte dabei: "Frankreich [ist] in seinen Leistungen bis nahe an die Grenze des noch Erträglichen gelangt - übrigens in bewundernswerter Aufopferung. Gelingt es, seinem Volk klar vor Augen zu führen, dass es militärisch nichts mehr zu hoffen hat, dann wird die Grenze überschritten, England sein bestes Schwert aus der Hand geschlagen werden." Falkenhayn hoffte, dass auf den Zusammenbruch des französischen Widerstands der Rückzug der britischen Streitkräfte folgen würde. Als Angriffsziel zog er die Festungsstädte Belfort und Verdun in Erwägung. Aufgrund der strategisch eher unbedeutenden Lage Belforts in der Nähe der deutsch-französischen Grenze entschied sich die Oberste Heeresleitung für die Festung Verdun. Mit einem Geschützfeuer von zuvor nicht gekanntem Ausmaß sollte ein Angriff großer deutscher Verbände vorbereitet und Verdun von diesen eingenommen werden. Der strategische Plan erhielt den Namen "Chi 45" - nach dem damals gültigen Geheimschlüssel die Bezeichnung für "Gericht". Weihnachten 1915 erteilte Kaiser Wilhelm II. die Erlaubnis für die Durchführung der Offensive. Die Hauptlast sollte dabei die deutsche Fünfte Armee unter Kronprinz Wilhelm von Preußen übernehmen. Eigentlicher Entscheidungsträger der Fünften Armee war Stabschef General Schmidt von Knobelsdorf. Sowohl Kronprinz Wilhelm als auch Knobelsdorf kritisierten Falkenhayns Plan, da die deutsche Infanterie Verdun nur auf dem rechten Maas-Ufer angreifen sollte. Trotzdem wurden keine Modifikationen an "Chi 45" vorgenommen.
Bis heute ist unklar, welche Ziele Falkenhayn mit dem Angriff auf Verdun verfolgte. Die Einnahme der Stadt durch deutsche Truppen hätte zwar negative Auswirkungen auf die französische Kriegsmoral gehabt, doch hätte sich Verdun nicht als Ausgangspunkt für einen entscheidenden Angriff auf Frankreich nutzen lassen können. Die Entfernung zur französischen Hauptstadt Paris beträgt 262 Kilometer, die in einem derartigen Stellungskrieg nahezu unüberwindbar gewesen wären. Deshalb besteht die Möglichkeit, dass Falkenhayn nicht die Einnahme Verduns, sondern die Verwicklung der französischen Armee in eine langwierige Abnutzungsschlacht beabsichtigte, die schließlich zur völligen materiellen und personellen Erschöpfung Frankreichs führen sollte. Das einzige eindeutige Indiz dafür ist das "Weihnachts-Memorandum" von 1915, in dem Falkenhayn über seinen Plan schrieb, Frankreich "ausbluten" zu lassen. Dieses Memorandum wurde 1919 veröffentlicht und entstand möglicherweise erst nach dem Ende der Schlacht, um die nicht erfolgte Eroberung Verduns als Teil einer Strategie zu rechtfertigen. Es ist ebenfalls möglich, dass sich Falkenhayn auf kein strategisches Ziel festgelegt hatte und erst abwarten wollte, wie sich die Offensive entwickeln würde. Er teilte jedoch Kronprinz Wilhelm mit, dass Verdun zu erobern sei.
Die Festung Verdun
Nach dem Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 ging man in Frankreich dazu über, die Grenze zum Deutschen Reich durch die Errichtung zeitgemäßer Befestigungsanlagen zu sichern. Zu diesem Zweck wurden mehrere ostfranzösische Städte mit einem Ring aus Forts umgeben, darunter auch das an der Maas gelegene Verdun. Verdun verfügte bei Kriegsbeginn über 40 Befestigungen, darunter 16 Forts und Zwischenwerke, die mit Maschinengewehren, gepanzerten Beobachtungs-, Geschütztürmen und Kasematten bestückt waren. Bereits vom 22. bis 25. September 1914 war es vor Verdun zu Kämpfen gekommen, welche den deutschen Vormarsch im Maas-Gebiet beendet hatten. In der Folgezeit konzentrierten sich die Kriegsparteien auf andere Frontabschnitte, weshalb das französische Oberkommando unter Joseph Joffre die Bedeutung von Verdun als eher gering ansah. Am 5. August 1915 wurde Verdun offiziell von einer Festung zum Zentrum der Région Fortifiée de Verdun ("Befestigte Region von Verdun") herabgestuft. In den darauf folgenden Monaten wurden 43 schwere und 11 leichte Geschützbatterien aus dem Festungsring abgezogen und die meisten Maschinengewehre der Forts an Feldeinheiten übergeben.
Verlauf
Vorbereitung der deutschen Offensive
Im Januar 1916 begannen die Vorbereitungen für den Angriff. Auf engstem Raum wurden 1.220 Geschütze zusammengezogen, während 1.300 Munitionszüge zweieinhalb Millionen Artilleriegeschosse an die Front transportierten. Neun deutsche Divisionen wurden im Angriffsgebiet aufgeboten. Nächtelang hob man auf deutscher Seite Angriffsstellungen aus, die man vor Fliegereinsicht tarnte. Zur Bekämpfung der französischen Infanterie stellte das deutsche Heer zahlreiche Geschütze der Kaliber 77 mm und 13 cm bereit, während gegen die französischen Nachschublinien 15 cm-Geschütze mit großer Reichweite eingesetzt werden sollten. Hinzu kamen 21 cm-Geschütze, die aufgrund ihrer hohen Feuerrate und Beweglichkeit besonders schlagkräftig waren. Daneben bot das deutsche Heer 17 Skoda-Mörser vom Kaliber 30,5 cm auf. Die schwersten deutschen Geschütze, die in das Angriffsgebiet transportiert wurden, waren zwei 38 cm-Schiffsgeschütze und 13 Mörser mit einem Kaliber von 42 cm, auch als "Dicke Bertha" bekannt.
Trotz mehrfacher Warnung durch den Geheimdienst realisierte die militärische Führung auf französischer Seite erst am 10. Februar, dass ein Angriff auf Verdun unmittelbar bevorstand. Dieser war für den 12. Februar geplant, doch musste er aufgrund von Hagelschauern verschoben werden. Die Garnison von Verdun begann währenddessen auf Befehl des Gouverneurs der Stadt, General Herr, mit der notdürftigen Errichtung von Feldbefestigungen. Zwar existierte vor den Forts von Verdun ein simples System aus Schützengräben, doch war dieses nicht auf die Abwehr eines großangelegten Angriffs ausgerichtet. Als am 20. Februar das Wetter aufklarte, setzte der deutsche Generalstab den Angriffsbeginn auf den darauf folgenden Morgen fest.
Anfangsphase der Schlacht
Am Morgen des 21. Februar 1916 feuerte um 8.12 Uhr MEZ ein deutsches 38 cm-Schiffsgeschütz eine Granate auf das 13 Kilometer entfernte Verdun ab. Die Granate sollte eine Brücke über die Maas zerstören, verfehlte jedoch ihr Ziel und explodierte neben der Kathedrale der Stadt. Danach eröffneten über 1.200 deutsche Geschütze aller Kaliber das Feuer auf die französischen Stellungen und auf das Hinterland. Sie schossen ein neues Zeitalter in der Kriegsführung ein. Um 13.30 Uhr wurde das Geschützfeuer durch 150 Minenwerfer intensiviert, die auf französischer Seite besonders schwere Verwüstungen anrichteten. Währenddessen warteten die Soldaten mehrerer deutscher Divisionen auf den Befehl zum Sturmangriff. Sie waren mit Gasmasken, mehreren eisernen Rationen und schwerem Schanzzeug zum Ausbauen der zerstörten feindlichen Stellungen ausgerüstet. Manche trugen bereits einen M1916-Stahlhelm.
Um 17:00 Uhr sprang das schwere Trommelfeuer auf die hinteren französischen Linien, woraufhin die deutschen Truppen auf Signal ihre Gräben verließen. Die erste Angriffswelle bestand aus Pionieren, von denen manche mit Flammenwerfern bewaffnet waren. Hinter ihnen rückte die breite Masse der restlichen Infanterie vor. Die deutschen Truppen sollten zunächst nur erkunden, welche Schäden das Geschützfeuer angerichtet hatte, die vordersten französischen Gräben einnehmen und sie gegen etwaige Gegenangriffe ausbauen. Das VII. Reserverkorps unter General von Zwehl stieß unter Mißachtung dieser Weisungen zum Bois d'Haumont vor, den es nach fünfstündigem Kampf einnehmen konnte. Als General Schmidt von Knobelsdorf über die deutschen Anfangserfolge informiert wurde, ordnete er an: "Gut, denn man alles heute nehmen!" Trotz des massiven Artilleriebeschusses war der französische Widerstand jedoch zäher, als man es auf deutscher Seite erwartet hatte. Am ersten Tag der Schlacht wurden etwa 600 deutsche Soldaten getötet oder verwundet.
Am 22. Februar setzte das deutsche Heer seine Angriffe unbeirrt fort. Die französischen Soldaten verteidigten sich in versprengten Widerstandsnestern, konnten den deutschen Vormarsch aber nicht aufhalten. Zu besonders heftigen Kämpfen kam es im Bois des Caures. Dabei wurde Oberleutnant Émile Driant getötet, der die Verteidigung des Waldes koordiniert hatte. Nachdem die deutschen Truppen den Bois des Caures erobert hatten, gelang ihnen die Einnahme des Dorfes Haumont, des Bois de Champneuville und des Bois de Brabant. Am 23. Februar folgte die Eroberung der Dörfer Brabant, Herbebois und Wavrille. Um das Dorf Samogneux entbrannten heftige Gefechte, wobei es zu einem tragischen Ereignis kam. Deutsche Truppen hatten Samogneux eingenommen, waren jedoch kurz darauf durch einen französischen Gegenangriff wieder zurückgeschlagen worden. Die französische Artilleristen nahmen das Dorf unter Feuer, weil sie davon ausgingen, dass es sich noch in deutschen Händen befände. Dabei richteten sie schwere Verluste unter ihren Kameraden an und ebneten den Deutschen den Weg für einen weiteren Angriff, der ihnen endgültig die Kontrolle über Samogneux einbrachte. Am 24. Februar nahm das XVIII. Infanterie-Korps Beaumont ein, wobei französische MG-Stellungen zahlreiche Angreifer töteten oder verwundeten. Am selben Tag zog General Herr die Räumung des rechten Maas-Ufers in Erwägung, doch befahl General Joffre unter Androhung standrechtlicher Hinrichtungen, dass jede Stellung zu halten sei.
Am 25. Februar richteten sich die deutschen Angriffe gegen das Dorf Bezonvaux, das vom 44. Französischen Infanterie-Regiment verteidigt wurde. Die Franzosen leisteten erbitterten Widerstand, doch konnten die Deutschen das Dorf bis zum Einbruch der Nacht unter Kontrolle bringen. Von Bezonvaux existierten zu diesem Zeitpunkt nur noch Ruinen. Am selben Tag gelang deutschen Soldaten in einem Handstreich die Einnahme des Forts de Douaumont.
Eroberung des Forts de Douaumont
Das Brandenburgische Infanterie-Regiment Nr. 24 erhielt am 25. Februar den Befehl, sich etwa 1 Kilometer vom Fort de Douaumont zu verschanzen. Die Soldaten des Regiments arbeiteten sich jedoch eigenmächtig bis an das Fort heran, das unter schwerem Geschützfeuer lag. Die Garnison des Forts hatte sich mit Ausnahme der Kanoniere eines 155 mm-Geschützes in die untersten Kasematten zurückgezogen, so dass die Deutschen nicht bemerkt wurden. Ein Feldwebel namens Kunze entdeckte einen direkt in das Fort führenden Schacht, den er mit Hilfe einer von seiner Truppe gebildeten Menschenpyramide betreten konnte. Als ihn die Kanoniere erblickten, flohen sie sofort in die unteren Kasematten, um ihre Kameraden zu warnen. Während Kunze das oberste Stockwerk des Forts erkundete, verschafften sich Leutnant Radtke, Leutnant Brandis, Hauptmann Haupt und einige ihrer Soldaten durch ein weggesprengtes Gitter ebenfalls Zutritt. Die aus 67 Soldaten bestehende französische Garnison wurde von den 19 deutschen Eindringlingen überrumpelt und zur Aufgabe gezwungen.
Die Nachricht von der Eroberung des Douaumont wurde im Deutschen Reich als großer Sieg gefeiert. Zahlreiche Extrablätter erschienen, während man vielerorts die Kirchglocken läuten ließ. Leutnant Brandis und Hauptmann Haupt erhielten den Pour le Mérite-Orden, doch musste sich Leutnant Radtke mit einer signierten Fotografie des Kronprinzen begnügen. In Frankreich herrschte nach der Einnahme des Forts de Douaumont durch die Deutschen Entsetzen, da der Fall Verduns unmittelbar bevorzustehen schien. Als besondere Schande wurde die Tatsache empfunden, dass das Fort ohne nennenswerten Widerstand in deutsche Hände gefallen war. Obwohl das Fort de Douaumont vor Beginn der deutschen Offensive stark an Bedeutung verloren hatte und zeitweilig sogar zur Sprengung vorgesehen war, beschloss man auf französischer Seite, dass es um jeden Preis zurückzuerobern sei.
General Pétain und der "Heilige Weg"
Am 26. Februar wurde General Pétain zum neuen Oberbefehlshaber der französischen Zweiten Armee ernannt und übernahm somit die Verteidigung von Verdun. Pétain realisierte, dass es sich bei der Beschränkung des deutschen Angriffs auf das rechte Maas-Ufer um einen schweren taktischen Fehler handelte. Er ließ zahlreiche 155 mm-Geschütze auf dem linken Ufer postierten, von wo aus sie dem VII. Reserverkorps schwere Verluste zufügten. Die Franzosen hatten dabei völlig freie Sicht auf die deutschen Stellungen, so dass ihr Geschützfeuer äußerst zielgenau war. Vor diesem Hintergrund bat General von Zwehl den Kronprinzen darum, die Offensive auf beide Ufer auszuweiten.
Zu den ersten Maßnahmen von General Pétain zählte neben Änderungen der französischen Taktik auch die effektivere Organisation des Nachschubs. Zur Versorgung von Verdun stand ihm nur die Straße nach Bar-le-Duc zur Verfügung, die sich als einzige Nachschublinie außerhalb der Reichweite der deutschen Geschütze befand. Diese Straße sollte in Frankreich als La Voie Sacrée ("Der Heilige Weg") bekannt werden. Über die "Voie Sacrée" gelangte ein endloser Strom an Transportfahrzeugen in die Stadt, die in ganz Frankreich requiriert wurden. Blieb ein Wagen mit technischen Defekten stehen, wurde er einfach zur Seite geschoben, um einen Stau zu verhindern. Eine Reserve-Division hatte die Aufgabe, die Straße instand zu halten. Die Truppen mussten neben der Straße auf den Feldern marschieren, um den Fluss an Transportfahrzeugen nicht zu unterbrechen. Der Nachschub über die "Voie Sacrée" sorgte dafür, dass die französische Armee den deutschen Angreifern in Bezug auf Kriegsgerät und Truppenstärke allmählich ebenbürtig wurde.
Eroberung des Dorfes Douaumont
Wenige Tage nach der Einnahme des Forts de Douaumont unternahmen die deutschen Truppen Angriffe auf das westlich gelegene Dorf Douaumont. Unterstützt durch MG-Schützen, die sich in den Geschütztürmen des Forts verschanzt hatten, griff das 24. Brandenburgische Infanterieregiment die französischen Stellungen im Dorf an und wurde unter hohen Verlusten abgewiesen. Ein sächsisches Regiment, das ebenfalls einen Sturmangriff auf Douaumont durchführte, geriet in eigenes Geschützfeuer und musste sich zurückziehen. Besonders schwere Kämpfe tobten am 2. März. An diesem Tag geriet der französische Hauptmann und spätere Präsident Charles de Gaulle in deutsche Gefangenschaft. Bis zum 4. März konnten die Deutschen Douaumont vollständig besetzen. Die Eroberung des Dorfes hatte sich für die deutschen Truppen als äußerst verlustreich erwiesen.
Höhe 304 und Toter Mann
Nachdem die deutschen Truppen das Dorf Douaumont eingenommen hatten, weiteten sie das Kampfgebiet auf beide Maas-Ufer aus. Kronprinz Wilhelm und General Schmidt von Knobelsdorf gaben damit dem Drängen von General von Zwehl nach, dessen Truppen vom linken Ufer aus permanent unter Beschuss genommen wurden. Am 6. März gingen deutsche Truppen nach einem vorbereitenden Artilleriefeuer in zwei Spitzen zum Angriff gegen die dortigen französischen Stellungen über. Dabei gelang ihnen die Einnahme der Dörfer Regneville und Forges und der strategisch wichtigen Côte de l'Oie (Gänserücken). Danach stießen die Deutschen zum Bois des Corbeaux (Rabenwald) vor, bei dem es sich um den nordöstlichen Ausläufer einer Anhöhe namens Le Mort-Homme ("Toter Mann") handelte. Dieser Hügel war nach der Leiche eines Unbekannten benannt worden, die man dort mehrere Jahrhunderte zuvor entdeckt hatte. Westlich des Toten Mannes befindet sich die nach ihrer Höhe über dem mittleren Meeresspiegel benannte Côte 304 ("Höhe 304"), die ebenfalls zum Ziel der deutschen Angriffe wurde. Hinter beiden Hügeln hatten die Franzosen große Geschützbatterien postiert, welche die deutschen Stellungen auf dem rechten Maas-Ufer gefährdeten. Am 7. März eroberten die Deutschen einen Teil der Höhe 304.
Ein französischer Gegenangriff unter Oberleutnant Macker drängte die deutschen Truppen bereits am 8. März aus dem Bois des Corbeaux zurück. Bei einem weiteren Gegenangriff, der am 10. März durchgeführt wurde, fiel Oberleutnant Macker, woraufhin sich seine Soldaten zurückzogen. Die Deutschen konnten den Bois des Corbeaux nun endgültig einnehmen und sich dem Toten Mann zuwenden. Der Tote Mann wurde von den Deutschen bis zum 14. März teilweise erobert, war jedoch weiterhin schwer umkämpft. Sowohl der Tote Mann als auch die Höhe 304 wurden ununterbrochen von zahlreichen Geschützen unter Feuer genommen, so dass die Verluste unter den dort kämpfenden Einheiten enorm waren. Es war äußerst schwierig, einen Graben auszuheben, da tagsüber zahlreiche Scharfschützen aktiv waren, während die Erde nachts gefror. Fiel ein Soldat im Kampf um einen der beiden Hügel, wurde seine Leiche durch das äußerst schwere Geschützfeuer innerhalb kurzer Zeit pulverisiert. Die Kämpfe zogen sich monatelang hin. Ein französischer Hauptmann schrieb über seine Erlebnisse auf dem Toten Mann im April 1916: "Die letzten zwei Tage in eisigem Schlamm, unter furchtbarem Artilleriefeuer, mit keiner anderen Deckung als der Enge des Grabens....Ergebnis: Ich bin hier mit 175 Mann angekommen und mit 34 zurückgekehrt, von denen einige halb verrückt geworden sind.... Sie antworteten nicht mehr, wenn ich sie ansprach."
Entwicklung bis zum Mai
Parallel zu den schweren Gefechten auf dem linken Maas-Ufer waren deutsche Truppen seit dem 9. März gegen das südöstlich von Douaumont gelegene Fort Vaux angestürmt. Am selben Tag wurde die Falschmeldung verbreitet, das Fort sei gefallen. Als dem deutschen Generalstab dies bewusst wurde, befahl er die tatsächliche Einnahme von Fort Vaux. Am 10. März unternahmen die deutschen Truppen mehrere Sturmangriffe, die unter hohen Verlusten scheiterten. Im Heeresbericht fanden diese Ereignisse keine Erwähnung. In den darauf folgenden Wochen versuchten die Deutschen, über die Höhe 304 und den Toten Mann hinaus vorzustoßen, während die französischen Truppen immer wieder erfolglos gegen das Fort de Douaumont anstürmten. Besonders heftige Kämpfe tobten auf beiden Maas-Ufern vom 5. bis zum 9. April. Dabei gelang es den Franzosen, sämtliche Angriffe der deutschen Truppen abzuwehren. Dies veranlasste General Pétain dazu, am 10. April eine an die Soldaten der Zweiten Armee gerichtete Mitteilung zu verfassen, in der er mit Bezug auf die Deutschen On les aura ! ("Wir werden sie kriegen !") schrieb. Insbesondere die französische Propaganda griff diesen Satz in der Folgezeit immer wieder auf. Aufgrund der erfolgreichen Verteidigung von Verdun wurde Pétain am 30. April zum Befehlshaber der französischen Heeresgruppe Mitte ernannt. Neuer Kommandant der französischen Zweiten Armee wurde General Robert Nivelle, der den Übergang zu einer aggressiveren Taktik anstrebte. Währenddessen hatte sich auf der Führungsebene der deutschen Fünften Armee Unmut bemerkbar gemacht. Da die Zahl der Todesopfer bis zum April gewaltige Ausmaße angenommen hatte, bat Kronprinz Wilhelm die OHL um den Abbruch der Offensive. Falkenhayn lehnte dies strikt ab, da er von deutlich höheren Verlusten auf französischer Seite ausging und somit die Offensive als Erfolg betrachtete.
Zwischenfall im Fort de Douaumont
Am 8. Mai kam es im heftig umkämpften Fort de Douaumont, das von den Deutschen den Spitznamen "Sargdeckel" erhalten hatte, zu einem blutigen Zwischenfall. Zur Verteidigung des Südausgangs hatten die deutschen Soldaten zwei Flammenwerfer und einen Korb mit scharfgemachten Handgranaten bereitgestellt. Unter ungeklärten Umständen explodierte eine der Handgranaten, wodurch die Flammenwerfer entzündet wurden. Als daraufhin Soldaten mit rußgeschwärzten Gesichtern in das Fort liefen, wurden diese für französische Kolonialtruppen gehalten und mit Handgranaten beworfen. Diese wiederum brachten weitere Handgranaten in den Gängen und französische 210 mm Granaten zur Explosion. Die Detonation zerriss mehreren Hundert Soldaten die Lunge, während die Decke des Forts beschädigt wurde und die Wasservorräte ausliefen. Pioniere bargen die Überreste von insgesamt 679 Soldaten, welche sie in zwei Räume in einem Untergeschoß des Forts einmauerten.
Die Franzosen hatten die Explosionen im Fort de Douaumont aus größerer Entfernung bemerkt und daraus die richtigen Schlüsse gezogen. Der Kommandant der französischen Truppen in dem betreffenden Frontabschnitt, General Charles Mangin, wollte den geschwächten Zustand des Forts ausnutzen und bat General Nivelle um die Genehmigung zur Durchführung eines Großangriffs. Als dieser am 22. Mai mit einem heftigen Artilleriefeuer auf das Fort eingeleitet wurde, waren die Deutschen bereits seit Tagen über die französischen Pläne informiert gewesen. Die anstürmenden Franzosen erlitten äußerst schwere Verluste, konnten aber nach weniger als einer Viertelstunde in das Fort de Douaumont eindringen. General Mangin teilte Nivelle noch am selben Tag mit, dass der Douaumont vollständig unter französischer Kontrolle sei. Die französischen Soldaten hatten jedoch die untersten Kasematten des Forts nicht eingenommen. Durch einen unterirdischen Tunnel erhielten die deutschen Verteidiger Verstärkungen und gingen am 23. Mai zum Gegenangriff über. Bis zum Morgen des 24. Mai drängten sie die überraschten Franzosen aus dem Fort zurück und nahmen dabei etwa Tausend von ihnen gefangen.
Kampf um das Fort de Vaux

Ende Mai konnten deutsche Truppen nach fast dreimonatigem Kampf den "Toten Mann" vollständig besetzen, doch nutzten sie diesen Gebietsgewinn nicht aus. Die deutschen Angriffe konzentrierten sich Anfang Juni zum wiederholten Mal auf das Fort de Vaux. Das Fort wurde zu dieser Zeit von 600 französischen Soldaten des Infanterie-Regiments Nr. 142 verteidigt, von denen nur etwa 150 kampffähig waren. Ihr Kommandant war seit der Nacht auf den 31. Mai Major Sylvain-Eugénie Raynal. Bereits am 2. Juni gelang es deutschen Truppen, sich nach einem heftigen Bombardement Zugang in das Fort zu verschaffen. Es kam zu erbitterten Kämpfen mit den Franzosen, bei denen die deutschen Angreifer unter anderem Flammenwerfer und Giftgas einsetzten. Die Verteidiger hielten den Angriffen stand, doch machte sich der zunehmende Wassermangel unter ihnen bemerkbar. Major Raynals einzige Verbindung zur Außenwelt stellten vier Brieftauben dar, die er bis zum 4. Juni mit einer Botschaft in Richtung Verdun ausschickte, um Hilfe anzufordern. Lediglich die letzte von ihnen erreichte ihr Ziel, wenn auch schwer verwundet. Die Franzosen antworteten mit mehreren Entlastungsangriffen, die im deutschen Geschützfeuer scheiterten, während sich die Situation für Raynal und seine Einheit permanent verschlechterte. Zuletzt erhielt jeder Verteidiger des Forts de Vaux nur einen Becher Wasser täglich, so dass sich Raynal am 7. Juni zur Kapitulation gezwungen sah. Kronprinz Wilhelm war von der zähen Verteidigung des Forts so beeindruckt, dass er Raynal in sein Hauptquartier einlud.
Die Hölle von Verdun
Das Schlachtfeld bei Verdun hatte sich aufgrund des massiven Einsatzes von Geschützen auf engem Raum innerhalb weniger Monate in eine Kraterlandschaft verwandelt, in der von Wäldern oftmals nur Baumstümpfe verblieben. Durchschnittlich 10.000 Granaten und Minen gingen stündlich vor Verdun nieder und erzeugten eine ohrenbetäubende Geräuschkulisse. Bei Regen glich das Kampfgebiet einem Schlammfeld, wodurch das Vorrücken von Truppen stark erschwert wurde. Immer stärkere Pferdegespanne mussten eingesetzt werden, um ein einziges Geschütz bewegen zu können. Diese Gespanne erlitten unter dem Beschuss besonders hohe Verluste: Bis zu 7.000 Pferde sollen an einem einzigen Tag umgekommen sein.
Aufgrund des allgegenwärtigen Geschützfeuers mussten viele Tote und Verletzte im Niemandsland zwischen den Fronten liegen gelassen werden, weshalb insbesondere in den Sommermonaten ein schwerer Leichengestank über dem Schlachtfeld hing. Zudem war es im permanenten Geschoßhagel oftmals nicht möglich, die Frontsoldaten ausreichend mit Nachschub zu versorgen oder sie abzulösen. Bereits auf dem Weg zur vordersten Linie verloren zahlreiche Einheiten weit über die Hälfte ihrer Männer. Die Soldaten mussten häufig stundenlang ihre Gasmasken tragen und mehrere Tage ohne Nahrung auskommen. Der Durst trieb viele von ihnen dazu, Regenwasser aus Granattrichtern zu trinken. Sowohl den französischen als auch den deutschen Soldaten graute es vor dem Fronteinsatz bei Verdun. Das Schlachtfeld wurde von ihnen als "Blutpumpe", "Knochenmühle" oder schlichtweg "die Hölle" bezeichnet.
Die letzten deutschen Großangriffe
Der Druck auf das deutsche Heer hatte sich Anfang Juni gewaltig erhöht. Ohne sich mit der OHL abzusprechen, hatte der österreichisch-ungarische Generalstabschef Hötzendorf einen Großangriff auf die italienischen Stellungen angeordnet, mit dem am 14. Mai begonnen wurde. Da deshalb zahlreiche österreichisch-ungarische Einheiten von der Ostfront abgezogen wurden, nutzte die russische Armee diese Situation aus und führte seit dem 4. Juni die nach dem zuständigen General benannte Brussilow-Offensive durch. Der österreichisch-ungarische Widerstand brach an großen Frontabschnitten völlig zusammen, weshalb Falkenhayn Truppen vor Verdun abziehen musste, um die Ostfront zu stabilisieren. Trotzdem wurde die deutsche Offensive vor Verdun nicht vorzeitig beendet. Nach der Eroberung des Forts de Vaux plante General Schmidt von Knobelsdorf einen großangelegten Angriff auf das Fort de Souville, das Zwischenwerk Thiaumont und das Dorf Fleury, womit er den vergeblichen Widerstand des Kronprinzen provozierte.
Für den Angriff bot das deutsche Heer 30.000 Mann auf, darunter auch die Soldaten des kurz zuvor an der Westfront eingetroffenen Alpenkorps, das als Elite-Einheit galt. Einen besonderen Effekt erhoffte sich Knobelsdorf von der erstmaligen Verwendung von Phosgen-Granaten, aufgrund der Farbe ihrer Markierung auch als Grünkreuz bekannt. Am 22. Juni begann der deutsche Großangriff mit einem heftigen Geschützfeuer auf die französischen Stellungen beim Fort de Souville. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit feuerte die Artillerie zahlreiche Grünkreuz-Granaten ab, die von manchen Franzosen zunächst für Blindgänger gehalten wurden. Innerhalb kurzer Zeit entfaltete das Phosgen eine verheerende Wirkung, da die französischen Gasmasken ihre Träger nur bedingt vor diesem Kampfstoff schützten. Zahlreiche Franzosen flohen in Panik, während andere unter Qualen die Stellung hielten. Auf den Gasangriff folgte ein weiteres, heftiges Bombardement, das bis in die frühen Morgenstunden des 23. Juni anhielt. Als um 7 Uhr das Geschützfeuer eingestellt wurde, verließen die deutschen Infanteristen ihre Gräben und gingen zum Sturmangriff über.
Soldaten des Alpenkorps, unter ihnen auch der spätere SA-Stabschef Ernst Röhm, wandten sich gegen das Zwischenwerk Thiaumont, das von Einheiten des 121. französischen Bataillons verteidigt wurde. Nach einem heftigen Kampf, den nur 60 Verteidiger überlebten, wurde Thiaumont eingenommen. Von dort aus rückten vier bayerische Kompanien zum Côte de Froideterre vor, wo sie das 114. französische Bataillon in einem blutigen Gefecht wieder zurückdrängte. Dem Bayerischen Leibregiment und den 2. Preußischen Jägern gelang es währenddessen, das Dorf Fleury einzuschließen und bis zum Ende des Tages zu erobern. Der deutsche Sturm auf das Fort de Souville brach jedoch nach einem französischen Gegenangriff zusammen, womit die Offensive gescheitert war.
Am 24. Juni leiteten britische und französische Truppen mit einem gewaltigen Geschützfeuer die Schlacht an der Somme ein. Das deutsche Heer musste deshalb weitere Einheiten aus dem Maas-Gebiet abziehen, so dass eine Fortführung der Offensive immer problematischer wurde. Am 11. Juli unternahmen die deutschen Streitkräfte einen letzten Versuch, nach Verdun vorzustoßen. Nachdem sie die französischen Stellungen mit Grünkreuz-Granaten beschossen hatten, gingen sie ein weiteres Mal gegen das Fort de Souville vor. Am Morgen des 12. Juli gelangten 30 deutsche Soldaten auf das Dach des Forts, von wo aus sie Verdun erblickt haben sollen. Der Garnison des Forts gelang es nach kurzer Zeit, die Deutschen zurückzuschlagen. Nachdem auch dieser Angriff gescheitert war, flauten die Kämpfe vor Verdun für einige Wochen ab.
Abbruch der deutschen Offensive
Am 15. August zog Falkenhayn in einem Schreiben an Kronprinz Wilhelm erstmalig den Abbruch der Schlacht in Erwägung, da "Sparsamkeit in der Ausgabe von Menschen und Munition" geboten sei. Wilhelms Stabschef Schmidt von Knobelsdorf beharrte jedoch auf der Ansicht, dass man die Offensive beliebig weiterführen könne. Daher bat der Kronprinz seinen Vater, Kaiser Wilhelm II., um die Abberufung von Knobelsdorf. Am 23. August entsprach Wilhelm II. dieser Bitte und leitete darüber hinaus die Ablösung Falkenhayns in die Wege, die sechs Tage später erfolgte. An Falkenhayns Stelle traten Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg und General Erich Ludendorff. Hindenburg ordnete sofort die Beendigung der Kämpfe an.
Die französische Gegenoffensive
Die Schlacht bei Verdun hatte mit dem Übergang der Fünften Armee zu einer defensiven Taktik noch nicht geendet. General Nivelle plante eine großangelegte Gegenoffensive, wobei die Rückeroberung des Forts de Douaumont das primäre Ziel war. Die Erfahrungen aus den bisherigen Angriffen auf das Fort führten Nivelle zu dem Schluss, dass es seinen Truppen an schwerer Artillerie gefehlt habe. Daher ließ er zahlreiche besonders großkalibrige Geschütze nach Verdun transportieren, darunter zwei 40 cm-Mörser. Bei Bar-le-Duc wurde das Angriffsgebiet nachgebildet, so dass sich die französischen Soldaten damit vertraut machen konnten. Sie mussten sich unter anderem darin üben, hinter einer "Feuerwalze" vorzurücken.
Am 24. Oktober gingen die französischen Infanteristen nach einem mehrtägigen Trommelfeuer zum Angriff auf das Fort de Douaumont über. Nachdem ihnen durch MG-Salven schwere Verluste zugefügt worden waren, gelang es den Franzosen, das Fort zu erstürmen. Kurz darauf eroberten sie auch das Dorf Douaumont zurück. Nach einem weiteren französischen Vorstoß sah sich die deutsche Besatzung von Fort Vaux am 2. November zum Rückzug gezwungen. Deutsche Pioniere sprengten Teile des Forts. Diese Gebietsgewinne trugen dazu bei, dass Nivelle am 15. Dezember als Nachfolger von General Joffre zum designierten Oberbefehlshaber der französischen Streitkräfte ernannt wurde. Am selben Tag erfolgte ein letzter französischer Großangriff auf dem rechten Ufer der Maas, der die deutschen Verbände bei Douaumont bis zum 18. Dezember um über drei Kilometer zurückdrängte.
Verdun bis zum Kriegsende
1917 konzentrierten sich die Kriegsparteien auf andere Frontabschnitte, doch kam es auch vor Verdun noch mehrfach zu Gefechten, auch wenn diese nicht dieselben Ausmaße wie im Vorjahr annahmen. Insbesondere die Höhe 304 und der Tote Mann wurden seit Juni 1917 wieder heftig umkämpft. Bis zum 29. Juni gelang es deutschen Einheiten, die Höhe 304 vollständig zu besetzen. Im August führten französische Angriffe zur endgültigen Räumung der Höhe 304 und des Toten Mannes durch die Deutschen. Es folgten weitere Aktionen, doch sollte das Maas-Gebiet erst gegen Ende des Kriegs wieder zum Schauplatz von größeren Angriffen werden. Durch einen Vorstoß US-amerikanischer Truppen unter General Pershing wurde die deutsche Front südöstlich von Verdun am 30. August 1918 um mehrere Kilometer eingedrückt. Am 25. September folgte eine von Verdun ausgehende, amerikanisch-französische Offensive, welche die Deutschen bis Anfang November aus den Argonnen zurückdrängte. Am 11. November trat der Waffenstillstand in Kraft.
Resultat
Der Kampf um Verdun zählt zu den blutigsten Schlachten der Weltgeschichte. Insgesamt wurden fast 300.000 Soldaten getötet und über 500.000 verletzt. Entgegen den Erwartungen von Falkenhayn waren die Verluste auf französischer Seite nur geringfügig höher als auf deutscher. Die französische Armee wurde durch die Schlacht um Verdun stark geschwächt, doch stellte sich die Situation auf deutscher Seite ähnlich dar. Sowohl die Somme-Schlacht als auch die Schlacht um Verdun offenbarten einen äußerst bedenkenlosen Umgang der militärischen Befehlshaber mit dem Leben ihrer Soldaten. Nicht die Minimierung von eigenen Verlusten, sondern der Verbrauch gegnerischer Ressourcen trat in den Vordergrund. Während die deutsche Armee aufgrund der verlustreichen Kämpfe von 1916 zu einer defensiven und flexibleren Taktik an ihrer Westfront überging, starteten die Alliierten im Kriegsjahr 1917 weitere Großoffensiven in Flandern und an der Aisne. Auch dabei kam es zu hohen Verlusten, mit denen der Frontverlauf nicht entscheidend verändert werden konnte.
Verdun als Mythos
In Frankreich wurde die Verteidigung Verduns gegen die scheinbar übermächtigen deutschen Streitkräfte als Heldentat verklärt. Die Festung Verdun wurde als unüberwindbares Bollwerk betrachtet, das den Fortbestand der französischen Nation garantiert hatte. Für das Grab des unbekannten Soldaten beim Arc de Triomphe in Paris exhumierte man die Leiche eines vor Verdun gefallenen Franzosen. General Pétain wurde von den Franzosen als Nationalheld gefeiert und 1918 zum Marschall von Frankreich ernannt. Ihm zu Ehren wurde nach dem Krieg eine Statue auf dem Schlachtfeld vor Verdun errichtet, auf deren Sockel der zentrale Satz des französischen Verdun-Mythos zu lesen ist: Ils n'ont pas passé. ("Sie sind nicht durchgekommen"). Die Verklärung der Verdun-Schlacht zur erfolgreichen Behauptung einer unbezwingbaren Festung sollte im Zweiten Weltkrieg verheerende Folgen für Frankreich haben. Obwohl die Kriegsjahre 1917 und 1918 gezeigt hatten, dass die zukünftige Kriegsführung eine offensive, auf Schnelligkeit ausgelegte Taktik begünstigen würde, errichteten die Franzosen in den dreißiger Jahren ein aus zahlreichen Bunkern und Feldbefestigungen bestehendes Verteidigungssystem, die Maginot-Linie. Als die deutsche Wehrmacht 1940 in Frankreich einfiel, umging sie jedoch in einer "Blitzkrieg"-Taktik erfolgreich die Maginot-Linie. Pétain fiel im weiteren Verlauf des Krieges beim französischen Volk in Ungnade, da er als Machthaber des Vichy-Regimes mit dem Dritten Reich kooperierte. Er wurde im August 1945 zum Tode verurteilt, doch hatte er es wahrscheinlich seinen Verdiensten in der Schlacht um Verdun zu verdanken, dass seine Strafe in lebenslängliche Haft umgewandelt wurde.
Da die Offensive an der Maas weder zur Einnahme Verduns noch zur völligen Abnutzung der französischen Armee geführt hatte, konnte man die Schlacht im Deutschen Reich nicht als Sieg betrachten. Trotzdem handelten die meisten deutschen Kriegsromane, die zu Zeiten der Weimarer Republik erschienen, von der Schlacht um Verdun. "Verdun" wurde dabei zum Sinnbild des modernen, vollständig industrialisierten Krieges. Dabei ging es nicht mehr um Sieg oder Niederlage, sondern um die Erfahrung der Materialschlacht. Auch die Frage nach dem Sinn der blutigen Stellungskämpfe wurde angesichts der gewaltigen Zerstörungskraft des modernen Kriegsgeräts als nebensächlich eingestuft. Nicht die kritische Nachbetrachtung, sondern das Erleben der Schlacht stand im Mittelpunkt des deutschen Verdun-Mythos. Eine zentrale Rolle übernahm dabei der Verdun-Kämpfer, der als neuer Typus des Soldaten betrachtet wurde. Dieser wurde als charakterlich entleert, kalt und hart beschrieben und verdrängte frühere, romantisch verklärte Idealbilder, wie sie insbesondere im bürgerlichen Milieu vorherrschten.
Das Schlachtfeld heute
Auf dem umkämpften Gebiet explodierten über 24 Millionen Geschützgranaten und Minen - etwa 2 pro Quadratmeter. Die Landschaft wurde mehrfach durchpflügt, wovon sie sich bis heute nicht vollständig erholt hat. Nach wie vor befinden sich zahlreiche Blindgänger, Gewehre und Helme im Erdreich des Schlachtfelds. Die ehemals umkämpften Forts und Zwischenwerke wie Douaumont und Vaux wurden schwer beschädigt, können jedoch besichtigt werden. Im Umland von Verdun befinden sich zahlreiche Friedhöfe und Beinhäuser. Im Beinhaus von Douaumont werden die sterblichen Überreste von etwa 130.000 nicht identifizierten deutschen und französischen Soldaten verwahrt. Bei Fleury befindet sich das Mémorial de Verdun, wo damals verwendetes Kriegsgerät ausgestellt wird.
Siehe auch: Liste von Schlachten, Liste von Kriegen
Literatur
- German Werth: Die Schlacht und der Mythos, Bergisch Gladbach 1979, ISBN 3785702477
- Arnold Zweig: Erziehung vor Verdun, Aufbau Verlag, Taschenbuch, ISBN 3746652111
- Malcolm Brown: Verdun 1916, ISBN 0-7524-2599-4
Weblinks
- http://www.rkwetterau.de - Viele weitere Infos und Hunderte von aktuellen und historischen Photos (Link auf der Startseite unter "Militärgeschichte...")
- http://home.wanadoo.nl/battleofverdun (Englisch/Niederländisch)
- http://www.geocities.com/bunker1914/verdun.htm - Detaillierte Informationen über die Festungsanlagen von Verdun und die Gefechte, die von 1914-1918 im Maas-Gebiet stattfanden