Comic
Der Comic (von engl. comedy Komödie) ist eine Kunstform (die so genannte Sequenzielle Kunst), die eine Folge von Bildern in fester Reihenfolge benutzt. Den Bildern wird oftmals Text beigefügt.
Die Werke in dieser Form, beispielsweise der Comic-Strip, das Comic-Heft oder das Comic-Buch, werden meist ebenfalls Comic genannt.
Definition
Nach Scott McCloud sind Comics »Zu räumlichen Sequenzen angeordnete, bildliche oder andere Zeichen, die Informationen vermitteln und/oder eine ästhetische Wirkung beim Betrachter erzeugen« (Comics richtig lesen. Carlsen, 1994). Er nimmt damit Will Eisners Definition auf, der Comics als sequential art (Sequentielle Kunst) bezeichnet. Diese Definition hat den Vorteil, daß sie unabhängig von Inhalt, Umsetzung und Medium ist. Allerdings muss nach ihr ein Comic mindestens aus zwei Bildern bestehen. Illustrationen, Karikaturen oder Cartoons, die nur aus einem Bild bestehen, wären demnach keine Comics.
Geschichte des Comics
Bis zum 19. Jahrhundert
Wann genau die ersten Comics entstanden sind, ist umstritten und hängt von der Definition ab, mit der man Comics von anderen Formen grafischen Ausdrucks abgrenzen will.
Die Wandmalereien der Vorzeit, wie in der Höhle von Lascaux kann man ebenso als Vorläufer des Comics interpretieren wie die Schlachtendarstellungen auf der Trajanssäule in Rom oder dem Teppich von Bayeux.
Ausgehend von der Tradition japanischer Holzschnitte seit dem 16. Jahrhundert schuf der japanische Künstler Katsushika Hokusai im 19. Jahrhundert eine Serie grotesker Zeichnungen, vergleichbar mit den 'Grotesken' von Leonardo da Vinci in Italien, und nannte sie Manga. Diese Bezeichnung gilt noch heute für Comics im japanischen Stil.
In Europa entstehen Comics im modernen Sinne in der Schweiz mit Rodolphe Töpffers Bildgeschichte "Histoire de M. Jabot" 1833. In Deutschland spielen u.a. der Neuruppiner Bilderbogen sowie Wilhelm Busch (Max und Moritz) eine herausragende Rolle für die anfängliche Verbreitung.
In den USA entstehen Comics vor allem für Zeitungen. R. F. Outcaults zeichnet dort seit 1896 "The Yellow Kid", dieser gilt gemeinhin als erster amerikanischer Comic.
1900 bis 1930
Zu Anfang des 20. Jahrhunderts entstehen Comics vor allem in den USA. Lyonel Feininger zeichnet die Serie Kin-der-Kids und George Herriman schildert die exzentrischen Abenteuer von Krazy Kat und seinem Erzfeind, Ignatz, der Maus. Während dieser ersten Blütezeit des Zeitungscomics bieten Comics vor allem leichte Unterhaltung für die Einwanderer, die nur mangelhaft Englisch können.
In den zwanziger Jahren beginnt Walt Disney sein Trickfilmstudio aufzubauen. Seine Filmfiguren Micky Maus und Donald Duck werden in den kommenden Jahren auch als Comic-Helden einen Siegeszug um die Welt antreten.
1930 bis 1950
In Amerika entstehen die Superhelden-Comics wie Superman, die zum Teil bis heute bestehen.
In Europa beginnt vor allem in Frankreich und Belgien eine rege Comic-Produktion, vor allem in den Kinderbeilagen der Zeitungen und in speziellen Jugendmagazinen, etwa von Pfadfinderverbänden oder den Jugendorganisationen der Kirchen. Georges Remi veröffentlicht unter dem Pseudonym Hergé die Abenteuer von Tim und Struppi und wird zum Vater der Stilrichtung der "klaren Linie" (Ligne claire). In Deutschland begeistern die Bildergeschichten von "Vater und Sohn" (von Erich Ohser, e.o. plauen) die Zeitungsleser.
Mit dem zweiten Weltkrieg werden die US-Comics in den patriotischen Dienst gestellt. Die Kriegscomics kommen zur Blüte, die Superhelden fliegen für die USA gegen die Nazis, und selbst Donald Duck wirbt für die US Army.
Im besetzten Europa sind mit Kriegseintritt der USA keine amerikanischen Comics mehr zu kaufen; die Serie Flash Gordon wird darum von dem belgischen Opernsänger E.P. Jacobs weitergezeichnet, der nach dem Krieg mit Blake und Mortimer eine der klassischen Serien der frankobelgischen Comics zeichnet - auch er folgt der Ligne claire.
1950 bis 1960
Die fünfziger Jahre sind in den USA von der Debatte um die Selbstbeschränkung der Comic-Industrie im Sinne des Jugendschutzes geprägt.
In Europa beginnt die Blüte des Comics in Frankreich und Belgien. Franquin übernimmt mit Spirou einen Funny, den er zum Klassiker macht. Ende der fünfziger Jahre erscheinen die ersten Abenteuer von Asterix, getextet von René Goscinny, gezeichnet von Albert Uderzo. Aber auch Abenteuergeschichten werden veröffentlicht: Jije zeichnet Western, Jean-Michel Charlier schreibt die Szenarien für eine Reihe von Abenteuer-Comics, die verschiedene Zeichner grafisch umsetzen.
In Comic-Zeitschriften für Jugendliche (Spirou, Tintin, Pilote) werden die Abenteuer in Fortsetzungen vorabgedruckt, bevor sie als Album erscheinen. In Deutschland erscheint 195? die erste Ausgabe der Wochenzeitschrift Micky Maus, das erste deutsche Superman-Heft folgt 19??.
1960 bis 1970
Die Sechziger Jahre sehen den Comic erwachsen werden. In den USA beginnt mit der Hippie-Bewegung auch die Richtung des Underground-Comics. Wichtige Vertreter dieser Gattung, die versuchte, die in den 50ern eingeführte Comic-Zensur zu umgehen, sind Robert Crumb und Art Spiegelman.
In Europa wird mit Leutnant Blueberry ein Western von Jean-Michel Charlier veröffentlicht, den Jean Giraud zeichnet. Giraud wird unter dem Pseudonym Moebius in den kommenden Jahren zu einem der Vorreiter der Avantgarde des Comics werden.
In den sechziger Jahren beginnen auch die ersten deutschen Verlage mit dem Abdruck französischer Comics: So kommt unter anderem auch Asterix nach Deutschland.
1970 bis 1980
In den siebziger Jahren erfährt der klassische Heftchen-Comic in den USA einen weiteren Niedergang, während die künstlerische Erneuerung des Metiers fortschreitet. In Frankreich gründet Jean Giraud mit ein paar Mitstreitern das Magazin Métal Hurlant.
In Deutschland besteht Nachholbedarf. Das Magazin Zack erlebt eine kurze Blüte und schöpft aus dem reichhaltigen Fundus der frankobelgischen Veröffentlichungen der vorangegangenen Jahre. Der Carlsen-Verlag bringt Tim und Struppi in Albenform heraus.
1980 bis 1992
Während in Frankreich Newcomer neben Etablierten eine vielschichtige Comic-Kultur bilden, erlebt Deutschland gegen Mitte des Jahrzehnts eine regelrechte Comic-Euphorie. Neben französischen Titeln schaffen es auch einheimische Autoren wie Brösel mit Werner, Gerhard Seyfried, Walter Moers und Ralf König zu beachtlichen Verkaufszahlen.
Ende des Jahrzehnts belebt Frank Miller die Serie Batman neu: The Dark Knight Returns gilt als Meilenstein des Superheldengenres.
1991 gelingt dem Amerikaner Jeff Smith schließlich, mit seiner Serie Bone der erste große Wurf der 1990er Jahre.
1992 bis 1998
Mit dem Start von Image Comics, das von verschiedenen Zeichnern und Autoren der beiden Großverlage Marvel Comics und DC Comics beginnt das Zeitalter der Kleinverlage in der amerikanischen Comicszene.
Zahlreiche Eigenverlage versuchen, den Erfolg des neuen Verlags nachzustellen, die meisten verschwinden aber schnell wieder vom Markt.
Unterdessen erscheinen bei Image mit Spawn, The Maxx und anderen Comics in einem neuen, allen Konventionen und jeder politischen Korrektheit widersprechenden Trend, der schließlich dazu führt, dass die in den 1950ern von den Verlagen gegründete Zensurbehörde Comics Code Authority beginnt, ihren Einfluss praktisch vollständig zu verlieren.
1998 bis 2003
Die internationale Comic-Szene schrumpft seit Mitte der 1990er Jahre immer weiter, was vor allem an einem Überangebot mit zu vielen Titeln aus zu vielen kleinen Verlagen liegt. Einzig Image Comics und der neue Verlag Crossgen können sich wirklich behaupten. Doch auch bei Crossgen kriselt es bereits, im Sommer 2003 ist der Verlag gezwungen, neun seiner Starttitel einzustellen und einigen Freelancern zu kündigen.
Dennoch werden Comic-Verfilmungen ein großer Trend in Hollywood, nachdem Blade 1998 zu einem absoluten Überraschungserfolg wird. Ihm folgen dann auch neben Blade 2 die Filme X-Men, Spider-Man, From Hell, Daredevil, X-Men 2, League of extraordinary Gentlemen und Hulk. Weitere Comic-Verfilmungen sind geplant bzw werden gerade gedreht.
Gleichzeitig mit der Krise des westlichen Comics werden Manga ein großer Erfolg. Während es sie in anderen europäischen Ländern (vor allem in Frankreich und in Italien) bereits seit den 80er-Jahren gibt, wird der deutschsprachige Markt erst Ende der 1990er Jahre durch Serien wie Sailor Moon und Dragonball endgültig für japanische Comics erschlossen.
Auf der anderen Seite findet das Internet als Verbreitungsmedium für Comics immer mehr Zuspruch. Online-Comics wie UserFriendly und Megatokyo verbuchen ständig steigende Zugriffszahlen.
Comic-Kultur
In den 1950er- und 1960er-Jahren entstanden in Deutschland in Anlehnung an US-amerikanische Vorbilder Heldencomics für Kinder und Jugendliche wie Sigurd, der edle Ritter (von Hansrudi Wäscher), Falk - Ritter ohne Furcht und Tadel, Akim, Tibor und Nick, die trotz zeichnerisch eher zweifelhafter Qualität und trotz des zunehmenden Widerstands von Pädagogen massenhaft gelesen wurden. Etwas anspruchsvoller waren die zwischen 1950 und 1959 veröffentlichte Serie Nick Knatterton, wobei es sich dabei eher um illustrierte Detektivgeschichten handelte, und die ab 1953 25 Jahre lang in der Zeitschrift "Stern" erscheinende Fortsetzungsgeschichte Jimmy das Gummipferd. Bis zum Anfang der 1980er-Jahre blieben die deutschen Eigenleistungen im Comicbereich aber weitgehend auf den Kindersektor beschränkt (z. B. YPS, Fix und Foxi), und die wenigen für ältere Leser geschaffenen Werke orientierten sich meistens an Trivialgeschichten (z. B. Gespenster-Geschichten, Perry Rhodan).
Seit den späten 1980ern blüht jedoch auch in Deutschland eine Kultur des anarchischen Comics, wie sie u. a. Brösel (Werner), Gerhard Seyfried (Flucht aus Berlin), Walter Moers (Das kleine Arschloch, Kondom des Grauens), Jan Gulbransson, Ziska Riemann und später Fil (Didi & Stulle) zelebrieren. Ein- bis zweimal jährlich finden in Großstädten wie München Comictage statt.
In jüngster Zeit sind in Deutschland nach japanischem Vorbild sogar einige Manga entstanden (z. B. Dragic Master). Dennoch ist der deutschsprachige Comic-Markt nicht so umfangreich und absatzstark wie der in den meisten anderen europäischen Ländern (Comics machen in Deutschland nur ca. 3 % aller Drucksachen aus). Dies mag auch daran liegen, dass Comics im deutschsprachigen Raum bis heute weder im künstlerischen noch im literarischen Bereich als eigenes Genre anerkannt werden und oft eher den "Kinderbüchern" oder der "Schmuddelecke" zugeordnet werden.
Comics in der DDR: Die Comic-Kultur war im Vergleich zum Westen weniger vielfältig, aber fast durchweg hochwertig. Flaggschiff war die Zeitschrift Mosaik, in der Hannes Hegen die Abenteuer der legendären Digedags schilderte, die 1975 als Hauptfiguren von den Abrafaxen abgelöst wurden. Die Comic-Zeitschrift Atze präsentierte eine abgeschlossene Kurzgeschichte mit politischem Inhalt z.B. aus dem Alltag der DDR, der Geschichte der Arbeiterbewegung oder dem kommunistischen antifaschistischen Widerstandskampf. Populärer dürfte aber die gleichnamige Fortsetzungsgeschichte um die zwei Mäuse Fix und Fax gewesen sein, die sich am Ende jeder Atze-Nummer befand. Einen umfassenden Überblick bietet die DDR-Comic-Website.
In Frankreich, Belgien und der französisch sprechenden Schweiz sind Comics (frz. "Bandes dessinées", oft auch "BD" genannt) sehr viel angesehener als bei uns in Deutschland und gelten als ernsthafte Literaturform, die das Bindeglied zwischen den schönen Künsten und der Schriftstellerei darstellt. Aus den französischen Ländern stammen so bekannte Comics wie Tim und Struppi, Astérix, Gaston Lagaffe, Barbapapa und Lucky Luke.
In den 1970er-Jahren verändert sich die "Comiclandschaft", und die bis dahin kinderorientierten Publikationen wenden sich vermehrt einem jungen erwachsenen Publikum zu. Die gesellschaftlichen Änderungen, die durch die 68er Studentenbewegungen entstanden waren, spiegeln sich in Zeitschriften wie L’echo des Savanes, Fluide Glacial oder der Sciencefiction-orientierten Metal Hurlant (Heavy Metal) wider. Gegründet von den Autoren Dionnet, Druillet, Farkas und Moebius entstanden hier Werke, die eine wichtige Entwicklung des Comics darstellen.
Bedeutende Autoren/Zeichner des modernen Fantsy-Comics sind z. B. Ledroit oder Froideval ("Die Chroniken des Schwarzen Mondes").
Die italienischen Fumetti sind in ihren Inhalten wesentlich liberaler als die übrigen westlichen Comics und meist aus Kostengründen als schwarz-weiße Taschenbücher erhältlich. Neben Kindercomics (ein Großteil der Disney-Comics stammt aus Italien) und erotischen Comics (Fumetti per Adulti) gibt es vor allem diverse Action-Comis wie Diabolik und Dylan Dogg. Analog zu den "Kunstwerken" frankobelgischen Stils brachten italienische Comicautoren wie Hugo-Pratt ("Corto Maltese") Alben von hohem literarischen Wert hervor.
Zur Comic-Industrie in Japan, die zu den größten der Welt zählt, siehe bei den Manga.
Die Niederlande haben eine für die Größe des Landes erstaunlich bedeutende Comic-Industrie entwickelt. Im zweisprachigen Nachbarland Belgien - dem Comic-Dorado - werden viele Comics auch auf flämisch veröffentlicht. So existierte von der bahnbrechenden Zeitschrift Spirou auch eine flämische Version Robbedoes. Daneben finden sich auch niederländische Comic-Künstler, von denen die meisten Werke allerdings in England erstveröffentlicht werden.
Zu den bekanntesten niederländischen Comic-Titel zählt neben den Shtroumpfs (Die Schlümpfe) der Science-Fiction-Comic Storm und die Krimi-Comic-Serie Franka von Henk Kuijpers.
Wichtigster Vertreter schweizer Comicschaffens dürfte Cosey mit seiner Serie Jonathan sein. Alljährlich findet in Luzern das international bedeutende Comic-Festival Fumetto statt. [1]
Spanien hat mit El Mercenario von Vincente Segrelles ebenfalls zumindest ein bedeutendes Comic-Werk herausgebracht. Außerdem erwähnenswert ist noch Clever & Smart (im Original: "Mortadelo y Filemón") von Francisco Ibañez.
Die südkoreanischen Manhwa sind stark vom japanischen Manga-Stil beeinflusst.
USA & englischsprachige Welt
Die Länder der englischsprachigen Welt, allen voran die USA, entwickelten eine Vielzahl verschiedener Comics. Inspiriert von erfolgreichen Serien wie Tarzan und Prinz Eisenherz folgte die ureigene Erfindung der amerikanischen Autoren und Zeichner: Die Superhelden. Deren bekannteste Serien sind Superman, Batman, Spider-Man, Die fantastischen Vier, Hulk und die X-Men. Australien und Großbritannien haben zudem eine Reihe von provokanten und ungewöhnlichen Comics hervorgebracht (Barb Wire, Judge Dredd).
In Amerika erscheinen Comics fast ausschließlich in der Form von regelmäßig erscheinenden Heften mit Fortsetzungsgeschichten. Nur literarisch hochwertigere Comics (und Zusammenfassungen von Fortsetzungsgeschichten) erscheinen im Buchformat als Graphic Novel oder Trade Paperback (Sammelband).
Die amerikanische Comic-Kultur hat in den 1970ern begonnen, europäische Elemente zu übernehmen. Seit Anfang der 1990er wird auch der Einfluss der japanischen Manga auf die amerikanischen Comics immer stärker.
Neben den Schöpfern zahlloser Superhelden haben Autoren des amerikanischen "Underground-Comics" wie Gilbert Shelton ("The Faboulus Furry Freak Brothers"), Robert Crumb ("Fritz the Cat"), Peter Bagge ("Buddy Bradley")u.a. Dokumente literarischer Subkultur geschaffen, die wie amerikanische Musik Anhänger in aller Welt finden und auch in Deutschland zahlreiche Autoren inspiriert haben. Im Bereich des modernen Fantasy- und Science-Fiction-Comics schufen amerikanische Autoren und Zeichner wie Power, Bisley, Mills ("Slaine") u.a. Comics von bildgewaltiger Intensität. Besonders fruchtbar zeigte sich auch die typisch amerikanische "Überführung" von Superhelden-Charakteren in anspruchsvollere Werke. Genannt seien hier unter anderem Frank Millers "Elektra", "Daredevil" und "The Dark Knight Returns".
Übrige Welt
Aus Südamerika kommen einige wenige Superheldencomics (Diablo) sowie eine Reihe von Zorro-Comics.
"Erotische Comics" wurden in allen genannten Ländern geschaffen. Einer der Meister dieses Genres ist der Italiener Milo Manara ("Giuseppe Bergmann").