„Hermaphroditismus“ – Versionsunterschied
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{{Dieser Artikel|1=beschreibt die echte Zwittrigkeit. Zu unechter Zwittrigkeit siehe [[Pseudohermaphroditismus]] und [[Intersexualität]].}} |
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[[en:Hermaphrodite]] [[nl:Hermafrodiet]] |
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[[Datei:Hermaphroditus lady lever.jpg|mini|hochkant|Die mythologische Figur [[Hermaphroditos]]]] |
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'''Hermaphroditismus''' (griechisch von [[Hermes]] und [[Aphrodite]], siehe dazu [[Hermaphroditos]]), '''Zwittrigkeit''' oder '''Zwittertum''' bezeichnet in der [[Biologie]] den Zustand von doppeltgeschlechtlichen Individuen, also Individuen einer Art mit [[Männliches Geschlecht|männlicher]] und [[Weibliches Geschlecht|weiblicher]] Geschlechtsausprägung, die sowohl männliche als auch weibliche [[Keimzellen]] bzw. [[Geschlechtsorgan]]e bilden. |
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'''Hermaphrodit''' ist der ältere, vor dem Einbruch der modernen Medizin gebräuchliche Ausdruck für Menschen ohne eindeutiges [[Geschlechtsmerkmale|Körpergeschlecht]]. Er leitet sich von [[Hermaphroditos]] ab, einer Figur aus der griechischen [[Mythologie]]. |
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Vorstellungen von Zweigeschlechtlichkeit außerhalb der Biologie (z. B. in [[Psychologie]], [[Mythologie]]) werden als [[Androgynie]] bezeichnet. |
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Viele Hermaphroditen nehmen für sich in Anspruch, ein [[drittes Geschlecht]] neben [[Männliches Geschlecht|Mann]] und [[Weibliches Geschlecht|Frau]] zu bilden und drängen (bisher vergeblich) auf eine Anerkennung ihres Geschlechts durch die Standesämter. |
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== Etymologie und Wortgeschichte == |
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Ärzte nennen Hermaphroditen auch [[Intersexuell]]e, was von diesen teils übernommen, teils aber auch rigoros abgelehnt wird, je nachdem wie stark man sich von der [[medizin]]ischen Geschichte der [[Pathologie|Pathologisierung]] und Verstümmelung von Hermaphroditen abgrenzen möchte. |
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[[Datei:Stamens-and-pistil.jpg|mini|hochkant=0.8|Lilienblüte mit männlichen ([[Staubbeutel]]) und weiblichen ([[Fruchtknoten]]) Geschlechtsorganen]] |
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Das Wort ''Hermaphrodit'' („zweigeschlechtliches Wesen“) leitet sich von [[Hermaphroditos]] ab, einer Figur aus der [[Griechische Mythologie|griechischen Mythologie]]. [[Ovid]] beschrieb in seinen ''[[Metamorphosen (Ovid)|Metamorphosen]]'', wie aus dem Sohn [[Aphrodite]]s und [[Hermes]]’ durch die feste Umarmung der verliebten Nymphe [[Salmakis]] ein zweigeschlechtliches Wesen entstand, und deutet dies als [[Ätiologie (Medizin)|Ätiologie]] der Zwitterbildung. |
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Alternativ sprechen manche auch von [[Zwitter]]n. Dieser Begriff hat sich aber unter Hermaphroditen, obwohl anfangs provokativ als Selbstbezeichnung verwendet, nicht durchsetzen können, weil er in der [[Biologie]] ausschließlich mit dem Tierreich assoziiert wird. Daher kann er, von Dritten verwendet, schnell als Versuch der Entmenschlichung von Hermaphroditen empfunden werden. |
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Im [[Englische Sprache|Englischen]] sind im 18. Jahrhundert als korrumpierte Formen von engl. ''{{lang|en|hermaphrodite}}'' auch ''{{lang|en|mophrodite}}'' und (durch [[Metathese (Phonetik)|Metathese]]) ''{{lang|en|morphodite}}'' entstanden, wovon die letztere Form noch besonders in [[Umgangssprache]] und [[Jargon|Slang]] zur Bezeichnung einer zweigeschlechtlichen Person, einer Person mit unbestimmter Geschlechtszugehörigkeit oder einer [[Homosexualität|homosexuellen]] Person gebräuchlich ist.<ref>Frederic G. Cassidy u. a. (Hrsg.): ''Dictionary of American Regional English'', Bd. III. Harvard University Press, Cambridge (Mass.) 1996, S. 661 s. v. „morphodite“</ref> In deutschen Übersetzungen aus dem Englischen wird ''morphodite'' mit ''Morphodit'' wiedergegeben, das im Deutschen ansonsten aber nicht gebräuchlich ist. |
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== Hermaphrodismus und Religion == |
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== Hermaphroditismus bei Pflanzen == |
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In den meisten [[Kultur]]en und Religionen, etwa dem [[Islam]], werden Hermaphroditen als Angehörige eines [[Drittes Geschlecht|dritten Geschlechts]] betrachtet. In christlichen Ländern wird dagegen argumentiert, dass Gott die Menschen ausschließlich als Mann und Frau geschaffen habe. Daher wurden Hermaphroditen gerade hier immer wieder gezwungen, sich einem dieser beiden Geschlechter anzupassen. |
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Insbesondere im [[Flora|Pflanzenreich]] ist die ''Zwittrigkeit'' weit verbreitet. Bei [[Samenpflanzen]] unterscheidet man zwei Arten der Zwittrigkeit: [[Einhäusig]]e Pflanzen haben auf einer Pflanze sowohl männliche (staminate) als auch weibliche (karpellate) Blüten (beispielsweise [[Zucchini]]), echt zwittrige Pflanzen haben nur eine Art von Blüten (staminokarpellate, Staubblattfruchtblattblüten), in denen sich gleichzeitig männliche und weibliche Geschlechtsorgane befinden. Über verschiedene Strategien, etwa unterschiedliche abwechselnde Blütezeiten von männlichen und weiblichen Blüten an einem Exemplar (Bestäubung dann eines anderen Exemplars mit anderem Blührhythmus) oder mithilfe von [[Fremdbestäubung#Mechanismen zur Förderung der Fremdbestäubung|Mechanismen zur Förderung der Fremdbestäubung]] oder auch durch [[Selbstinkompatibilität bei Pflanzen|Selbstinkompatibilität]] wird eine [[Autogamie|Eigenbefruchtung]] bei den meisten Pflanzenarten vermieden. |
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== Hermaphroditismus bei Tieren == |
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1999 hat die intersexuelle Theologin Sally Gross diese Form der Drangsalierung als Folge eines [http://www.postgender.de/postgender/isas.htm Übersetzungsfehlers] analysiert und gezeigt, dass im jüdischen [[Talmud]] auch andere [[Biblische Exegese#Kontextuelle_Exegese|Auslegungen der heiligen Schrift]] zu finden sind. In ihnen wird die Existenz von Hermaphroditen nicht nur anerkannt, sondern sogar ausdrücklich auf biblische Gestalten bezogen. |
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Im Tierreich lassen sich drei unterschiedliche Arten von Hermaphroditismus unterscheiden, von denen eine nur vorgetäuscht ist: |
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=== Dichogamie: Änderung des Geschlechtes im Laufe des Lebenszyklus === |
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== Die Erfindung des "Pseudo"-Hermaphroditen == |
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{{Hauptartikel|Dichogamie}} |
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Als konsekutive Zwitter ändern diese Tiere ihr Geschlecht im Laufe ihrer Entwicklung und produzieren daher im Laufe ihres Lebens sowohl männliche Keimzellen als auch weibliche Eizellen. Je nachdem welche Keimdrüsen zuerst Keimzellen produzieren, spricht man entweder von Proterandrie, für Tiere die zunächst männlich sind oder, bei Tieren die zuerst weiblich sind von Proterogynie oder Erstweiblichkeit. Durch Dichogamie wird [[Autogamie]] (bzw. Selbstbefruchtung) vermieden und damit die gegenseitige Befruchtung gefördert. |
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In Preußen stellte das [[Allgemeines Landrecht|Allgemeine Landrecht]] Hermaphroditen frei, sich bis zur Volljährigkeit entweder für den männlichen oder für den weiblichen [[Stand]] zu entscheiden, legte sie aber anschließend auf diese Entscheidung fest. |
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==== Proterandrie ==== |
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Ab der zweiten Hälfte des [[19. Jahrhundert]]s nahmen Mediziner zunehmend für sich in Anspruch, anhand willkürlicher und sich über die Zeit hinweg verändernder Kriterien das "wahre" Geschlecht von Hermaphroditen unabhängig von ihrem Willen zu bestimmen. Mit oft traumatischen Folgen für diejenigen, die plötzlich aus ihrem angestammten Leben gerissen und einem ihnen fremden Geschlecht zugewiesen wurden. Dies lässt sich u.a. an der Autobiographie und dem Selbstmord von [[Herculine Barbin]] ablesen. |
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[[Datei:Anemone fish on bleached anemone, fukui, siladen, 2017 (34860139102).jpg|mini|[[Echter Clownfisch]]]] |
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[[Datei:Chrysaora hysoscella from Enoshima Aquarium.jpg|mini|Ein weiteres Beispiel für Proterandrie ist die [[Kompassqualle]]]] |
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Unter Proterandrie oder Erstmännlichkeit versteht man eine Geschlechtsumwandlung vom männlichen, Spermien produzierenden Individuum zum weiblichen, Eizellen produzierenden Tier im Laufe des Lebenszyklus.<ref>[https://www.collinsdictionary.com/dictionary/english/protandrous ''Definition of 'protandrous' (engl)''] abgerufen am 12. Februar 2025 (englisch).</ref> |
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Anfang des [[20. Jahrhundert]]s wurden Hermaphroditen als "Pseudo"-Hermaphroditen, als "missgebildet" und "krank" [[Klassifikation|reklassifiziert]]. Ihre [[Genital]]ien wurden nicht selten von Ärzten wie [[Magnus Hirschfeld]] abfotografiert und öffentlich zur Schau gestellt. |
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Bei allen konsekutiven Zwittern stellt die meist vollständige Umwandlung eines Geschlechts in das andere den Normalfall dar. Es ist deutlich häufiger, dass diese Tiere zuerst männlich sind und später – meist nach weiterem Wachstum – weiblich werden. Neben Größe und Gewicht spielen aber auch Stoffwechselprozesse, interne Rangordnung und Konkurrenzdruck eine Rolle. |
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In den 50er Jahren begann der amerikanische Arzt und Psychiater [[John Money]] schließlich, mit frühkindlichen Operationen an Hermaphroditen zu experimentieren. Das Ziel war es, die fehlende Geschlechtseindeutigkeit bis zum zweiten Lebensjahr chirurgisch herzustellen. |
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Proterandrie kommt bei vielen [[Plattwürmer]]n, [[Ringelwürmer]]n, zahlreichen [[Schnecken]] und [[Manteltiere]]n vor, sowie auch bei einzelnen Nesseltieren (z. B. der [[Kompassqualle]]), Gliederfüßern (wie [[Buckelfliegen]]) und [[Stachelhäuter]]n wie [[Seesterne]]n vor. Mit zunehmendem Alter bilden sich bei diesen Tieren allmählich mehr und mehr weibliche Geschlechtsteile aus, während sich die männlichen Geschlechtsteile zurückbilden. Schließlich wird das Tier weiblich und produziert selbst Eizellen. Proterandrie ist viel häufiger als Proterogynie. Dies ist verständlich, denn für die männliche Phase (Produktion winziger Spermien) genügt eine geringere Körpergröße als für die weibliche Phase (Produktion dotterhaltiger, meist großer Eizellen).<ref>[https://www.spektrum.de/lexikon/biologie/proterandrie/54202 '' Lexikon der Biologie: Proterandrie''] abgerufen am 22. Juni 2021 (englisch).</ref> |
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Seit Mitte der 90er Jahre haben Intersexuelle begonnen, diese brutale Praxis öffentlich in Frage zu stellen und vor Medizinerkongressen gegen Operationen im Kindesalter zu protestieren. Diese vergleichen sie häufig mit der [[FGM|Genitalverstümmelung]] an Mädchen in Afrika, wie sie hierzulande nicht selten helle Empörung auslöst. Dass gleichzeitig die Verstümmelung von intersexuellen Kindern stillschweigend hingenommen wird, können viele von ihnen nicht nachvollziehen. |
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Bei [[Anemonenfische]]n (wie dem [[Echter Clownfisch|echten Clownfisch]]) kommen alle Fische männlich zur Welt, wobei anfangs nicht klar ist, ob sie jemals geschlechtsreif oder weiblich werden. Der älteste, größte und ranghöchste Fisch einer Gemeinschaft ist immer das Weibchen, während der nächste in der Rangordnung das begattende Männchen ist. Keiner der übrigen männlichen Junggesellen ist geschlechtsreif. Nach dem Tod des Weibchen wird das geschlechtsreife Männchen weiblich und übernimmt die Führung der Gruppe. |
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Der nächste Junggeselle wird zum geschlechtsreifen Männchen.<ref>[https://www.stern.de/panorama/wissen/natur/clownfisch-erst-mann--dann-frau-3506332.html ''Clownfisch Erst Mann, dann Frau''] Spiegel. Abgerufen am 26. Juni 2021.</ref> |
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Die Geschlechtsreife und der Geschlechtswechsel werden durch das unter Stress ausgeschüttete Hormon [[Cortisol]] unterdrückt. Das weibliche Leittier übt durch sein Verhalten Stress auf die Junggesellen seines Harems aus und verhindert dadurch den Umwandlungsprozess.<ref>{{Internetquelle| url=https://www.zdf.de/dokumentation/zdfinfo-doku/big-pacific-der-leidenschaftliche-ozean-102.html| titel=Big Pacific: Der leidenschaftliche Ozean (3/4)| werk=Natural History New Zealand Ltd and CCTV9| datum=2020-09-30| abruf=2022-01-12| archiv-url=https://web.archive.org/web/20210629032107/https://www.zdf.de/dokumentation/zdfinfo-doku/big-pacific-der-leidenschaftliche-ozean-102.html| archiv-datum=2021-06-29| abruf-verborgen=1}}</ref> |
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''Siehe auch:'' [[Intersexualität]], [[Zwitter]], [[Heteronormativität]] |
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Auch [[Kugelfische]] sind ein Beispiel für Erstmännlichkeit und können im Laufe des Lebenszyklus zu weiblichen Tieren werden.<ref>[https://www.japantimes.co.jp/news/2013/02/10/national/science-health/fugu-reveals-its-simple-gender-switch/ ''Natural Selections. Fugu reveals its simple gender switch (engl)''] Japan Times. Abgerufen am 22. Juni 2021.</ref> |
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==Weblinks== |
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* [http://www.gigi-online.de/intervention9.html Medizinische Intervention als Folter] - Autobiographische Betrachtungen zum Thema |
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* [http://www.postgender.de/postgender/isas.htm Intersexuality and Scripture] - Die christliche Zweigeschlechternorm als Übersetzungsfehler |
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* [http://gigi.x-berg.de/texte/belagerung Fürsorgliche Belagerung] - Kurzer Abriss zur medizingeschichtlichen Seite |
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* [http://www.postgender.de/ www.postgender.de] - Diese Webseite eröffnete die Diskussion um Hermaphroditen im deutschsprachigen Raum. |
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* [http://www.isna.org/ Intersex Society of North America (ISNA)] - Interessenorganisation in den USA |
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* [http://www.das-verordnete-geschlecht.de/ Das verordnete Geschlecht] - Engagierter Dokumentarfilm |
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[[Plattwürmer]], zu denen die [[Strudelwürmer]], [[Saugwürmer]] und die [[Bandwürmer]] zählen, sind fast immer Zwitter, die über einen hochkomplizierten und umfangreichen Geschlechtsapparat verfügen. Die männlichen [[Gonade]]n kommen in der Regel zuerst zur Reife und sichern somit die Möglichkeit einer inneren Besamung mit meist wechselseitiger Begattung. Auch Autokopulation ist von Bandwürmern bekannt.<ref>[https://www.spektrum.de/lexikon/biologie/plattwuermer/52295 '' Lexikon der Biologie: Plattwürmer''] Spektrum. Abgerufen am 22. Juni 2021.</ref> |
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[[Kategorie:Hermaphrodit]] |
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==== Proterogynie ==== |
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Seltener als Proterandrie ist die sogenannte Proterogynie oder Erstweiblichkeit, bei der die weiblichen Eizellen reifen, bevor dasselbe Tier männliche Samenzellen produziert.<ref>[https://www.collinsdictionary.com/dictionary/english/protogynous ''Definition of 'protogynous' (engl)''] abgerufen am 22. Juni 2021 (englisch).</ref> |
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Auch einige Wirbeltierarten vollziehen eine entwicklungsbedingte [[Geschlechtsumwandlung]], z. B. einige [[Meer|marine]] [[Barschverwandte]]n, einschließlich [[Sägebarsche]]n und [[Meerbrassen]]. Aber auch [[Kiemenschlitzaale]], [[Papageifische]], [[Grundeln]] und [[Großkopfschnapper]] sind Beispiele für Proterogynie. |
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Bei [[Höhere Krebse|Krebstieren]] sind [[Asseln]] ein Beispiel für Erstweiblichkeit. |
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=== Hermaphroditismus === |
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[[Datei:Mating earthworms.jpg|mini|[[Regenwürmer]] bei der Paarung]] |
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Wenn Tiere gleichzeitig sowohl männliche als auch weibliche Geschlechtsorgane ausbilden, nennt man sie auch Simultanzwitter. |
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[[Regenwürmer]] sind echte Zwitter, d. h. sie besitzen sowohl männliche Geschlechtsorgane ([[Hoden]]) als auch einen weiblichen [[Eierstock]]. In Ausnahmefällen sind sie dazu in der Lage, sich selbst zu befruchten. Normalerweise suchen sie sich aber einen Partner, mit dem sie sich paaren und ihre Samenzellen austauschen. Bei der Paarung legen sich die beiden Partner in entgegengesetzter Richtung mit den als „Gürtel“ erkennbaren Verdickungen so aneinander, dass diese sich mit ihren [[Receptaculum seminis|Samentaschen]] gegenüber liegen. Um den Samenaustausch zu erleichtern, produzieren die Drüsen der Gürtelzone Schleim. Die Spermien werden so lange in der Samentasche aufbewahrt, bis die Eizellen herangereift und befruchtet werden können.<ref>[https://hypersoil.uni-muenster.de/1/02/38.htm ''Regenwürmer; Fortpflanzung und Entwicklung''] Uni Münster. Abgerufen am 22. Juni 2021.</ref> |
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=== Pseudohermaphroditismus === |
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[[Datei:Serengeti National Park 06 - spotted hyena (Crocuta crocuta).jpg|mini| [[Tüpfelhyäne]] im [[Serengeti]]-Nationalpark]] |
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Dabei handelt es sich um eine Form von unechter Zwittrigkeit, die beispielsweise bei [[Tüpfelhyäne]]n zu beobachten ist. Hier ist das ranghöchste Tier stets ein Weibchen, vom Verhalten her ist es jedoch so aggressiv wie die Männchen. Außerdem sind die Weibchen nicht nur größer als die Männchen, insbesondere ranghohe Tiere haben auch eine extrem vergrößerte Klitoris, die in Form eines Pseudopenis sichtbar ist. Die Maskulinisierung ist optisch so überzeugend, dass die Unterscheidung zwischen echten Männchen und weiblichen Tieren mit vermännlichtem Genitaltrakt mitunter fast unmöglich ist.<ref>[https://www.degruyter.com/document/doi/10.7591/9781501745829-008/pdf ''Femal Masculinization in the spottet Hyaena: Endocrinology, Behavioral Ecology, and Evolution (engl)''] De Gruyter. Abgerufen am 22. Juni 2021.</ref><ref>[https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S016953479610063X ''Evolution of genital masculinization: why do female hyaenas have such a large ‘penis’? (engl)''] Science Direct. Abgerufen am 22. Juni 2021.</ref> Mitunter wurde jungen Hyänen in Zoos daher bereits das falsche Geschlecht zugewiesen. |
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== Zellenhermaphroditismus == |
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In der [[Zellbiologie]] kam Ende des 19. Jahrhunderts die Theorie des Hermaphroditismus von Zellen auf, weil man zwar im [[Mikroskop]] sehen konnte, dass die vermuteten weiblichen und männlichen Erbanlagen zu gleichen Teilen auf die erste embryonale Zelle übertragen werden, aber die Entdeckung des geschlechtsbestimmenden [[Geschlechtschromosom#XY/XX-System|XY/XX-Systems]] erst 1905 durch [[Edmund B. Wilson]] und [[Nettie Stevens]] erfolgte.<ref>{{Literatur |Autor=[[Wilhelm von Waldeyer|W. Waldeyer]] |Titel=Ueber Karyokinese und ihre Beziehungen zu den Befruchtungsvorgängen |Sammelwerk=[[Archiv für mikroskopische Anatomie]] |Band=32 |Nummer=1 |Datum=1888-12 |Seiten=1–122 |Online=[[:Datei:Ueber Karyokinese und ihre Beziehungen zu den Befruchtungsvorgängen.pdf|PDF]] |DOI=10.1007/BF02956988}}</ref> |
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== In der Literatur == |
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Der Begriff Morphodit wird z. B. von [[Harper Lee]] in ihrem Roman ''[[Wer die Nachtigall stört]]'' (''To Kill a Mocking Bird'') aus dem Jahr 1960 verwendet: |
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* Im 8. Kapitel bauen Jem und Scout aus Erde und dem spärlichen Schnee einen Schneemann, der zunächst Mr. Avery allzu ähnlich sieht. Diese Ähnlichkeit versucht Jem durch Zugabe von Merkmalen Miss Maudies zu verschleiern – nun ist der Schneemann, so drückt Miss Maudie es aus, „ein absoluter Morphodit“. |
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* Im 14. Kapitel plappert Scout den ihr unbekannten Begriff nach, als sie Jem anschreit: „Du verdammter Morphodit, ich bringe dich um!“ |
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Den Begriff Morphodit verwendet auch der Science-Fiction-Schriftsteller M. A. Foster in seiner Morphodit-Trilogie (''The Morphodite Trilogy''), die aus den Bänden ''Der Morphodit'' (''The Morphodite,'' 1981), ''Der Transformer'' (''Transformer,'' 1983) und ''Der Bewahrer'' (''Preserver,'' 1985) besteht. |
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== In der Medizin == |
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{{Siehe auch|Drittes Geschlecht|Neutrois}} |
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{{Infobox ICD |
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| BREITE = |
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| 01-CODE = Q56 |
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| 01-BEZEICHNUNG = Unbestimmtes Geschlecht und Pseudohermaphroditismus |
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Beim Menschen kommt der echte ''Hermaphroditismus'' (gleichzeitiges Vorliegen von Hoden- und Ovarialgewebe)<ref>{{Literatur |Autor=Hayk Barseghyan, Eric Vilain |Titel=Chapter 7 - The Genetics of Ovotesticular Disorders of Sex Development |Sammelwerk=Genetic Steroid Disorders |Verlag=Academic Press |Ort=San Diego |Datum=2014-01-01 |Sprache=en |Seiten=261–263}}</ref><ref>[[Jan Murken]] u. a. (Hrsg.): ''Taschenlehrbuch Humangenetik.'' 7. Auflage. Thieme, Stuttgart / New York, 2006, S. 457.</ref> sehr selten vor. Es ist hierbei die seltenste Form einer Störung der Geschlechtsentwicklung (''disorders of sex development'', DSD) und wird mittlerweile als „ovotestikuläres Syndrom“ bezeichnet.<ref>{{Literatur |Autor=Manuel Nistal et al. |Titel=Perspectives in Pediatric Pathology, Chapter 7. Ovotesticular DSD (True Hermaphroditism) |Sammelwerk=Pediatric and Developmental Pathology: The Official Journal of the Society for Pediatric Pathology and the Paediatric Pathology Society |Band=18 |Nummer=5 |Datum=2015 |Sprache=en |DOI=10.2350/14-04-1466-PB.1 |PMID=25105460 |Seiten=345–352}}</ref> Schätzungsweise tritt sie bei einer von 100.000 Lebendgeburten auf, bis 1991 wurden etwa 500 Fälle dokumentiert. |
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Ein [[Pseudohermaphroditismus]] des Menschen wird als [[Intersexualität]] bezeichnet.<ref>Ulrich Kutschera: ''Evolutionsbiologie'' (= ''UTB.'' Band 8318). 3., aktualisierte und erweiterte Auflage, UTB/Ulmer, Stuttgart 2015, ISBN 978-3-8252-8318-6 ([https://books.google.de/books?id=KVgtvzrZ4rwC&pg=PA3&dq=Ulrich+Kutschera,+Evolutionsbiologie&hl=en&sa=X&redir_esc=y#v=onepage&q=Intersexualit%C3%A4t&f=false]).</ref> |
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== Siehe auch == |
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* [[Dichogamie]] (Proterandrie, Proterogynie, Protogynie) |
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* [[Futanari]]; japanischer Begriff für ‚Hermaphroditismus‘, schließt ‚[[Androgynie]]‘ mit ein |
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== Literatur == |
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* [https://www.spektrum.de/lexikon/biologie/zwittrigkeit/72243 ''Zwittrigkeit''], Lexikon der Biologie |
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* [[Luc Brisson]]: ''Le sexe incertain. Androgynie et hermaphrodisme dans l'Antiquité gréco-romaine'' (Vérité des mythes. Sources). Les Belles Lettres, Paris 1997. |
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== Weblinks == |
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{{Commonscat|Hermaphrodites|Hermaphroditen}} |
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{{Wiktionary|Hermaphrodit}} |
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== Einzelnachweise == |
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<references responsive /> |
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{{Normdaten|TYP=s|GND=4117739-3}} |
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[[Kategorie:Entwicklungsbiologie]] |
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[[Kategorie:Fortpflanzung]] |
Aktuelle Version vom 25. Juli 2025, 11:04 Uhr

Hermaphroditismus (griechisch von Hermes und Aphrodite, siehe dazu Hermaphroditos), Zwittrigkeit oder Zwittertum bezeichnet in der Biologie den Zustand von doppeltgeschlechtlichen Individuen, also Individuen einer Art mit männlicher und weiblicher Geschlechtsausprägung, die sowohl männliche als auch weibliche Keimzellen bzw. Geschlechtsorgane bilden.
Vorstellungen von Zweigeschlechtlichkeit außerhalb der Biologie (z. B. in Psychologie, Mythologie) werden als Androgynie bezeichnet.
Etymologie und Wortgeschichte
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Das Wort Hermaphrodit („zweigeschlechtliches Wesen“) leitet sich von Hermaphroditos ab, einer Figur aus der griechischen Mythologie. Ovid beschrieb in seinen Metamorphosen, wie aus dem Sohn Aphrodites und Hermes’ durch die feste Umarmung der verliebten Nymphe Salmakis ein zweigeschlechtliches Wesen entstand, und deutet dies als Ätiologie der Zwitterbildung.
Im Englischen sind im 18. Jahrhundert als korrumpierte Formen von engl. hermaphrodite auch mophrodite und (durch Metathese) morphodite entstanden, wovon die letztere Form noch besonders in Umgangssprache und Slang zur Bezeichnung einer zweigeschlechtlichen Person, einer Person mit unbestimmter Geschlechtszugehörigkeit oder einer homosexuellen Person gebräuchlich ist.[1] In deutschen Übersetzungen aus dem Englischen wird morphodite mit Morphodit wiedergegeben, das im Deutschen ansonsten aber nicht gebräuchlich ist.
Hermaphroditismus bei Pflanzen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Insbesondere im Pflanzenreich ist die Zwittrigkeit weit verbreitet. Bei Samenpflanzen unterscheidet man zwei Arten der Zwittrigkeit: Einhäusige Pflanzen haben auf einer Pflanze sowohl männliche (staminate) als auch weibliche (karpellate) Blüten (beispielsweise Zucchini), echt zwittrige Pflanzen haben nur eine Art von Blüten (staminokarpellate, Staubblattfruchtblattblüten), in denen sich gleichzeitig männliche und weibliche Geschlechtsorgane befinden. Über verschiedene Strategien, etwa unterschiedliche abwechselnde Blütezeiten von männlichen und weiblichen Blüten an einem Exemplar (Bestäubung dann eines anderen Exemplars mit anderem Blührhythmus) oder mithilfe von Mechanismen zur Förderung der Fremdbestäubung oder auch durch Selbstinkompatibilität wird eine Eigenbefruchtung bei den meisten Pflanzenarten vermieden.
Hermaphroditismus bei Tieren
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Tierreich lassen sich drei unterschiedliche Arten von Hermaphroditismus unterscheiden, von denen eine nur vorgetäuscht ist:
Dichogamie: Änderung des Geschlechtes im Laufe des Lebenszyklus
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Als konsekutive Zwitter ändern diese Tiere ihr Geschlecht im Laufe ihrer Entwicklung und produzieren daher im Laufe ihres Lebens sowohl männliche Keimzellen als auch weibliche Eizellen. Je nachdem welche Keimdrüsen zuerst Keimzellen produzieren, spricht man entweder von Proterandrie, für Tiere die zunächst männlich sind oder, bei Tieren die zuerst weiblich sind von Proterogynie oder Erstweiblichkeit. Durch Dichogamie wird Autogamie (bzw. Selbstbefruchtung) vermieden und damit die gegenseitige Befruchtung gefördert.
Proterandrie
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Unter Proterandrie oder Erstmännlichkeit versteht man eine Geschlechtsumwandlung vom männlichen, Spermien produzierenden Individuum zum weiblichen, Eizellen produzierenden Tier im Laufe des Lebenszyklus.[2]
Bei allen konsekutiven Zwittern stellt die meist vollständige Umwandlung eines Geschlechts in das andere den Normalfall dar. Es ist deutlich häufiger, dass diese Tiere zuerst männlich sind und später – meist nach weiterem Wachstum – weiblich werden. Neben Größe und Gewicht spielen aber auch Stoffwechselprozesse, interne Rangordnung und Konkurrenzdruck eine Rolle.
Proterandrie kommt bei vielen Plattwürmern, Ringelwürmern, zahlreichen Schnecken und Manteltieren vor, sowie auch bei einzelnen Nesseltieren (z. B. der Kompassqualle), Gliederfüßern (wie Buckelfliegen) und Stachelhäutern wie Seesternen vor. Mit zunehmendem Alter bilden sich bei diesen Tieren allmählich mehr und mehr weibliche Geschlechtsteile aus, während sich die männlichen Geschlechtsteile zurückbilden. Schließlich wird das Tier weiblich und produziert selbst Eizellen. Proterandrie ist viel häufiger als Proterogynie. Dies ist verständlich, denn für die männliche Phase (Produktion winziger Spermien) genügt eine geringere Körpergröße als für die weibliche Phase (Produktion dotterhaltiger, meist großer Eizellen).[3]
Bei Anemonenfischen (wie dem echten Clownfisch) kommen alle Fische männlich zur Welt, wobei anfangs nicht klar ist, ob sie jemals geschlechtsreif oder weiblich werden. Der älteste, größte und ranghöchste Fisch einer Gemeinschaft ist immer das Weibchen, während der nächste in der Rangordnung das begattende Männchen ist. Keiner der übrigen männlichen Junggesellen ist geschlechtsreif. Nach dem Tod des Weibchen wird das geschlechtsreife Männchen weiblich und übernimmt die Führung der Gruppe. Der nächste Junggeselle wird zum geschlechtsreifen Männchen.[4]
Die Geschlechtsreife und der Geschlechtswechsel werden durch das unter Stress ausgeschüttete Hormon Cortisol unterdrückt. Das weibliche Leittier übt durch sein Verhalten Stress auf die Junggesellen seines Harems aus und verhindert dadurch den Umwandlungsprozess.[5]
Auch Kugelfische sind ein Beispiel für Erstmännlichkeit und können im Laufe des Lebenszyklus zu weiblichen Tieren werden.[6]
Plattwürmer, zu denen die Strudelwürmer, Saugwürmer und die Bandwürmer zählen, sind fast immer Zwitter, die über einen hochkomplizierten und umfangreichen Geschlechtsapparat verfügen. Die männlichen Gonaden kommen in der Regel zuerst zur Reife und sichern somit die Möglichkeit einer inneren Besamung mit meist wechselseitiger Begattung. Auch Autokopulation ist von Bandwürmern bekannt.[7]
Proterogynie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Seltener als Proterandrie ist die sogenannte Proterogynie oder Erstweiblichkeit, bei der die weiblichen Eizellen reifen, bevor dasselbe Tier männliche Samenzellen produziert.[8]
Auch einige Wirbeltierarten vollziehen eine entwicklungsbedingte Geschlechtsumwandlung, z. B. einige marine Barschverwandten, einschließlich Sägebarschen und Meerbrassen. Aber auch Kiemenschlitzaale, Papageifische, Grundeln und Großkopfschnapper sind Beispiele für Proterogynie.
Bei Krebstieren sind Asseln ein Beispiel für Erstweiblichkeit.
Hermaphroditismus
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Wenn Tiere gleichzeitig sowohl männliche als auch weibliche Geschlechtsorgane ausbilden, nennt man sie auch Simultanzwitter.
Regenwürmer sind echte Zwitter, d. h. sie besitzen sowohl männliche Geschlechtsorgane (Hoden) als auch einen weiblichen Eierstock. In Ausnahmefällen sind sie dazu in der Lage, sich selbst zu befruchten. Normalerweise suchen sie sich aber einen Partner, mit dem sie sich paaren und ihre Samenzellen austauschen. Bei der Paarung legen sich die beiden Partner in entgegengesetzter Richtung mit den als „Gürtel“ erkennbaren Verdickungen so aneinander, dass diese sich mit ihren Samentaschen gegenüber liegen. Um den Samenaustausch zu erleichtern, produzieren die Drüsen der Gürtelzone Schleim. Die Spermien werden so lange in der Samentasche aufbewahrt, bis die Eizellen herangereift und befruchtet werden können.[9]
Pseudohermaphroditismus
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Dabei handelt es sich um eine Form von unechter Zwittrigkeit, die beispielsweise bei Tüpfelhyänen zu beobachten ist. Hier ist das ranghöchste Tier stets ein Weibchen, vom Verhalten her ist es jedoch so aggressiv wie die Männchen. Außerdem sind die Weibchen nicht nur größer als die Männchen, insbesondere ranghohe Tiere haben auch eine extrem vergrößerte Klitoris, die in Form eines Pseudopenis sichtbar ist. Die Maskulinisierung ist optisch so überzeugend, dass die Unterscheidung zwischen echten Männchen und weiblichen Tieren mit vermännlichtem Genitaltrakt mitunter fast unmöglich ist.[10][11] Mitunter wurde jungen Hyänen in Zoos daher bereits das falsche Geschlecht zugewiesen.
Zellenhermaphroditismus
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In der Zellbiologie kam Ende des 19. Jahrhunderts die Theorie des Hermaphroditismus von Zellen auf, weil man zwar im Mikroskop sehen konnte, dass die vermuteten weiblichen und männlichen Erbanlagen zu gleichen Teilen auf die erste embryonale Zelle übertragen werden, aber die Entdeckung des geschlechtsbestimmenden XY/XX-Systems erst 1905 durch Edmund B. Wilson und Nettie Stevens erfolgte.[12]
In der Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Begriff Morphodit wird z. B. von Harper Lee in ihrem Roman Wer die Nachtigall stört (To Kill a Mocking Bird) aus dem Jahr 1960 verwendet:
- Im 8. Kapitel bauen Jem und Scout aus Erde und dem spärlichen Schnee einen Schneemann, der zunächst Mr. Avery allzu ähnlich sieht. Diese Ähnlichkeit versucht Jem durch Zugabe von Merkmalen Miss Maudies zu verschleiern – nun ist der Schneemann, so drückt Miss Maudie es aus, „ein absoluter Morphodit“.
- Im 14. Kapitel plappert Scout den ihr unbekannten Begriff nach, als sie Jem anschreit: „Du verdammter Morphodit, ich bringe dich um!“
Den Begriff Morphodit verwendet auch der Science-Fiction-Schriftsteller M. A. Foster in seiner Morphodit-Trilogie (The Morphodite Trilogy), die aus den Bänden Der Morphodit (The Morphodite, 1981), Der Transformer (Transformer, 1983) und Der Bewahrer (Preserver, 1985) besteht.
In der Medizin
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Klassifikation nach ICD-10 | |
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Q56 | Unbestimmtes Geschlecht und Pseudohermaphroditismus |
ICD-10 online (WHO-Version 2019) |
Beim Menschen kommt der echte Hermaphroditismus (gleichzeitiges Vorliegen von Hoden- und Ovarialgewebe)[13][14] sehr selten vor. Es ist hierbei die seltenste Form einer Störung der Geschlechtsentwicklung (disorders of sex development, DSD) und wird mittlerweile als „ovotestikuläres Syndrom“ bezeichnet.[15] Schätzungsweise tritt sie bei einer von 100.000 Lebendgeburten auf, bis 1991 wurden etwa 500 Fälle dokumentiert.
Ein Pseudohermaphroditismus des Menschen wird als Intersexualität bezeichnet.[16]
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Dichogamie (Proterandrie, Proterogynie, Protogynie)
- Futanari; japanischer Begriff für ‚Hermaphroditismus‘, schließt ‚Androgynie‘ mit ein
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Zwittrigkeit, Lexikon der Biologie
- Luc Brisson: Le sexe incertain. Androgynie et hermaphrodisme dans l'Antiquité gréco-romaine (Vérité des mythes. Sources). Les Belles Lettres, Paris 1997.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Frederic G. Cassidy u. a. (Hrsg.): Dictionary of American Regional English, Bd. III. Harvard University Press, Cambridge (Mass.) 1996, S. 661 s. v. „morphodite“
- ↑ Definition of 'protandrous' (engl) abgerufen am 12. Februar 2025 (englisch).
- ↑ Lexikon der Biologie: Proterandrie abgerufen am 22. Juni 2021 (englisch).
- ↑ Clownfisch Erst Mann, dann Frau Spiegel. Abgerufen am 26. Juni 2021.
- ↑ Big Pacific: Der leidenschaftliche Ozean (3/4). In: Natural History New Zealand Ltd and CCTV9. 30. September 2020, archiviert vom am 29. Juni 2021 .
- ↑ Natural Selections. Fugu reveals its simple gender switch (engl) Japan Times. Abgerufen am 22. Juni 2021.
- ↑ Lexikon der Biologie: Plattwürmer Spektrum. Abgerufen am 22. Juni 2021.
- ↑ Definition of 'protogynous' (engl) abgerufen am 22. Juni 2021 (englisch).
- ↑ Regenwürmer; Fortpflanzung und Entwicklung Uni Münster. Abgerufen am 22. Juni 2021.
- ↑ Femal Masculinization in the spottet Hyaena: Endocrinology, Behavioral Ecology, and Evolution (engl) De Gruyter. Abgerufen am 22. Juni 2021.
- ↑ Evolution of genital masculinization: why do female hyaenas have such a large ‘penis’? (engl) Science Direct. Abgerufen am 22. Juni 2021.
- ↑ W. Waldeyer: Ueber Karyokinese und ihre Beziehungen zu den Befruchtungsvorgängen. In: Archiv für mikroskopische Anatomie. Band 32, Nr. 1, Dezember 1888, S. 1–122, doi:10.1007/BF02956988 (PDF).
- ↑ Hayk Barseghyan, Eric Vilain: Chapter 7 - The Genetics of Ovotesticular Disorders of Sex Development. In: Genetic Steroid Disorders. Academic Press, San Diego 1. Januar 2014, S. 261–263 (englisch).
- ↑ Jan Murken u. a. (Hrsg.): Taschenlehrbuch Humangenetik. 7. Auflage. Thieme, Stuttgart / New York, 2006, S. 457.
- ↑ Manuel Nistal et al.: Perspectives in Pediatric Pathology, Chapter 7. Ovotesticular DSD (True Hermaphroditism). In: Pediatric and Developmental Pathology: The Official Journal of the Society for Pediatric Pathology and the Paediatric Pathology Society. Band 18, Nr. 5, 2015, S. 345–352, doi:10.2350/14-04-1466-PB.1, PMID 25105460 (englisch).
- ↑ Ulrich Kutschera: Evolutionsbiologie (= UTB. Band 8318). 3., aktualisierte und erweiterte Auflage, UTB/Ulmer, Stuttgart 2015, ISBN 978-3-8252-8318-6 ([1]).