Joachim Krebs (Musiker)
Joachim Krebs (* 27. November 1952 in Karlsruhe) ist ein deutscher Komponist, Musiker, Klangkünstler und Medienkünstler.
Künstlerische Tätigkeit
Joachim Krebs studierte an der Staatlichen Hochschule für Musik Karlsruhe Klavier (bei Günter Reinhold) und Komposition bei Eugen Werner Velte, bei dem er 1984 sein Diplom in Komposition ablegte. Von 1968-1978 war er, als Komponist und Musiker (Keyboards), Mitglied der deutschen Polit-Rockmusiktheatergruppe „Checkpoint Charlie“[1]. Er komponierte Musiken und Songs für Sprecher und Rockgruppe über Texte u. a. von A. Ginsberg, Ch. Bukowski und R.D. Brinkmann. Ab 1978 entstanden Instrumentalkompositionen für Orchester und Kammermusik, für die er nationale und internationale Stipendien und Preise erhielt. Alle Instrumentalwerke von 1978-89 sind bei Peermusik Hamburg/New York verlegt [2].
1980 gründete er die Folk-Jazz-Rock-Musikgruppe „Sohra“ (Helmut Bieler-Wendt, Hakim Ludin). Gefördert unter anderem durch den German Marshal Funds of the U.S. absolvierte er 1983 Studienaufenthalte in Indien (Bombay) und den USA (New York, Washington, San Francisco), wo er mit außereuropäischen Musikern und amerikanischen Komponisten der Minimalmusic im Austausch stand. 1984 und 1986 war er Kursleiter für freie Improvisation bei den Internationalen Ferienkursen für Zeitgenössische Musik in Darmstadt (die er seit 1978 besuchte). Von 1983-85 unterrichtete er an der Hochschule für Musik Karlsruhe Analyse, Instrumentation und Musiktheorie und hat dort seit 1986 einen Lehrauftrag für freie Improvisation[3].
Sein besonderes Interesse an der Elektroakustischen Musik war und ist in seiner gesamten künstlerischen Laufbahn präsent. Insbesondere entwickelte er zwischen 1994 und 1996, im Rahmen seiner Reihe „Artificial Soundscapes“[4], ein originäres Verfahren der Raumklang-Mikroskopie, genannt „EndoMikroSonoSkopie“, um die zuvor, mit dem menschlichen Ohr, nicht wahrnehmbaren Klangstrukturen natürlicher Stimmen und Geräusche, hörbar – und damit auch für die eigene musikalische Komposition fruchtbar – zu machen. Diese Kompositionstechnik gewann zunehmend Bedeutung in den Werken, die gemeinsam mit Sabine Schäfer entstanden. Seit 1998 arbeitet das Künstlerpaar <sabine schäfer // joachim krebs>, seit 2009 als <SA/JO>, auf dem Gebiet der Raumklangkunst, der Klang-Licht-Kunst sowie der Audio-Video-Installation.
Auszeichnungen (Auswahl)
- 1980 Internationale Gaudeamus Musikwoche Holland
- 1981 Heinrich-Strobel-Stiftung des SWF
- 1981 Kompositionspreis der Jürgen Ponto-Stiftung
- 1982 Kunststiftung Baden-Württemberg
- 1983 The German Marshall Fund of The United States
- 1983 Beethoven-Preis der Stadt Bonn
- 1984 Kompositionspreis der Internationalen Viola Forschungsgesellschaft
- 1985 Stipendium des Ministeriums für Kunst und Wissenschaft Niedersachsen
- 1989 BRD-Stipendium Deutsche Akademie Villa Massimo Rom[5]
Werke (Auswahl)
Solo-Werke 1968-1999
Werke für Sprecher und Rockgruppe:
- Notwehr, Rockoper 1972
- Blutsturz, Rockrevue 1977
- Frühling der Krüppel, Rockrevue 1978
Orchester und kleine Instrumentalensembles:
- Musik für kleines Orchester, 1979
- Brennend erstarrte Augenblicke – Tryptichon Epitaph für Orchester, 1980-83
- Traumkraut, 1981
- Slow Mobile, 1985
- Offene Ringe, 1989
- (und langsam schnitt ich mir meine Zeit aus Stille) – Skizze über R.D. Brinkmann, 1989
- Doubles and Echoes, 1991
Kammermusik und Solo-Instrumentalwerke:
- Streichquartett Nr. 1, 1978
- Quartettomanie, 1979
- … tief Unten – traumversunken …, 1979
- Rhizom I, 1981
- Klangsplitter, 1982
- … zusammenfließend singen wir die Gegenwart …, 1985
- Musik für Akkordeon, 1986
- Cello Lines, 1987
- Quartett, 1989
- … Rufer – auf Plateau …, 1990
- Alien Lines and Fields, 1993
Multimedia Projekte:
- Narrncartan mit Peripetie oder ein ganz gewöhnlicher Tag im Leben des großen Gurglers, Internationale Ferienkurse für Zeitgenössische Musik Darmstadt, 1988
- Zwischenzonen – Zeichen – Szenen – Zustände, Multimediale 2 des ZKM Karlsruhe, 1991
Elektronische Musik und Klanginstallationen:
- Körperreaktionen – Elektronische Musik Nr. 1, 1973
- Ein Tagebuch – Musik für Synthesizer, 1978
- Zwischenzonen – elektronische Skizzen, 1985
- Electronic Loops, 1987
- Lines-in-between, Badischer Kunstverein Karlsruhe 1992
- Eye-light-painting, “Projektionen” Karlsruhe 1994
- Klangtunnel, “Das Innere Ohr” Linz 1995
- Artificial Soundscape No. 1, Klang-Galerie des Sender Freies Berlin 1995
- Artificial Soundscape No.3, Hessischer Rundfunk 1997
- Artificial Soundscape No. 4, DeutschlandRadio Kultur 1999
Werke mit Sabine Schäfer
seit 1998 als Künstlerpaar <sabine schäfer // joachim krebs>, seit 2009 als <SA/JO>
Begehbare und konzertante Klang-Licht-Installationen und Audio-Video-Installationen:
- Tableau I-III, Berliner Festwochen 1995.
- SonicRooms, Städt. Museum Ettlingen 1998.
- Sonic Lines n´Rooms, Donaueschinger Musiktage 1999.
- Sonic Lines n´Rooms No. 7, Sammlung des ZKM Karlsruhe, Ankauf 2001.
- TopoSonic Lines n´Rooms, Festival „Inventionen” Berlin 2002.
- TopoSonic Lines n´Rooms with Instruments, Ensemble TrioLog Münchener Biennale 2002.
- AquaAngelusVox, Klangkunst-Festival Unna 2003.
- TopoSonicTunnel, Science Center “phaeno” Wolfsburg, Ankauf 2005.
- …raumKLANGraum…entgrenzend…, Kunstmuseum Stuttgart 2006.
- TopoSonicSpheres, Festival “Musica Viva” Porto 2007.
- MicroSonical Shining Biospheres No. 1 (5), ZKM Karlsruhe 2009/10
Radiophone Klangkunst:
- AerAquaAngelusVox, DLR Kultur 1998
- ProsaPhon(ie) – eine sonotopologische SprachKlangKonsistenzMaschine, SWR 2002
- TopoSonicSpheres – eine Raumklangkomposition, SWR 2004
Diskographie (Auswahl)
- Grüss Gott mit hellem Klang Checkpoint Charlie, LP CPM 1970.
- Frühling der Krüppel, LP Schneeball Records 1978.
- Joachim Krebs, Portrait-CD, Ed. Zeitgenössische Musik, WERGO 1995.
- AquaAngelusVox <sabine schäfer // joachim krebs>, CD/DVD, MDG 2003.
- TopoSonic Spheres <sabine schäfer // joachim krebs>, „artist.cd“ Schott Music 2004.
Literatur
Schriften und Rundfunksendungen über Joachim Krebs (Auswahl)
- Uli Aumüller Artificial Soundscapes Portrait-Sendung, BR 1999
- Annette Hünnekens Brennnessel mit Lilien und Raumklängen in: Neue Landschaft, Patzer Verlag Berlin 2006. ISSN 0548-2836
- Hanno Ehrler: Das Unhörbare hörbar machen… in: „TopoSonic Arts“ Kehrer Verlag Heidelberg 2007. ISBN 978-3-939583-52-3
- Julia Gerlach: Die MicroSonical Shining Biospheres No.1 von Sabine Schäfer und Joachim Krebs” in: Neue Zeitschrift für Musik 06/2009. ISSN 0945-6945
- Hanno Ehrler: Mikrostrukturaler Kosmos: Die Installation “Microsonical Shining Biospheres No. 1” von Sabine Schäfer und Joachim Krebs, Portrait-Sendung, BR 2010.
Schriften von Joachim Krebs (Auswahl)
- Die Raumklanginstallationen des Künstlerpaares <sabine schäfer // joachim krebs> in: „Die Zeit in der neueren Musik und den angrenzenden Künsten“ Pfau-Verlag Saarbrücken 2001. ISBN 3-89727-207-5
- Die Projektreihe Artificial Soundscapes, in: „TopoSonic Arts“, Kehrer Verlag Heidelberg 2007. ISBN 978-3-939583-52-3
- Sound - Time - Space – Movement, (Coauthor: Sabine Schäfer) in: Organised Sound Vol.8, Cambridge University Press 2008. ISSN 1355-7718
- Deleuze and the Sampler as an Audio-Microscope, (Coauthor: Sabine Schäfer) in: “Philosophical Reflections on Recorded Music”, Middlesex University Press London 2008.
Weblinks
- Internetauftritt von Joachim Krebs
- Internetauftritt von <SA/JO>
- Werke von Joachim Krebs im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Werke von Joachim Krebs im Archiv mediaartbase.de
- Radiophone Klangkunst von Joachim Krebs im Archiv sonosphere.org