James M. Gavin

James Maurice "Jumpin' Jim" Gavin (Geburtsname: James Nally Ryan; * 22. März 1907 in New York City; † 23. Februar 1990 in Baltimore, Maryland), auch "The jumping general" genannt, war ein US-amerikanischer Generalleutnant. Seine Männer, die ihn sehr schätzten, nannten ihn wegen seiner athletischen Figur auch Slim Jim. Gavin kämpfte gegen die Rassentrennung in der US-Armee, wodurch er noch mehr Respekt bekam. Mit seiner Frau Jean Gavin hatte er eine Tochter, Barbara Gavin Fauntleroy. Er erhielt unter anderem den Distinguished Service Order, das Distinguished Service Cross, die Distinguished Service Medal, den Silver Star und das Purple Heart.
Leben
Herkunft und Jugendjahre
James M. Gavin wurde am 22. März 1907 in Brooklyn, New York, geboren. Die genaue Herkunft James M. Gavins ist unbekannt. Seine Mutter war wahrscheinlich die aus Irland eingewanderte Katherine Ryan, sein Vater der ebenfalls aus Irland stammende James Nally, jedoch wird in der Geburtsurkunde ein Thomas Ryan als Vater angegeben – vielleicht um die Geburt zu legitimieren. In der Geburtsurkunde wird der Name des Kindes als James Nally Ryan angegeben, jedoch wurde Nally nachträglich gestrichen. Als er ungefähr zwei Jahre alt war gaben ihn seine Eltern im Waisenhaus Convent of Mercy in Brooklyn ab. Von dort kam er in staatliche Fürsorge bis er im Februar 1909 adoptiert wurde.
Seine Adoptiveltern, Martin Gavin, ein Bergarbeiter in einem Kohlebergwerk, und dessen Frau Mary, nahmen den Jungen mit in ihre Heimat Mount Carmel, Pennsylvanien, wo er seine Kindheit und Jugend verbrachte. Hier erhielt er den Nachnamen Gavin anstelle seines Geburtsnamens Ryan. Gavin lebte mit seiner Familie in Mietshäusern, und zog, örtlichen Aufzeichnungen zufolge, während seiner Jugend oft im selben Block um. Gavin beschrieb in seinem letzten Interview seinen Adoptivvater als "freundlichen und großzügigen, [...] sanftmütigen Mann", der "niemals seine Hand gegen mich erhob." Über seine Adoptivmutter hingegen sagte er: "sie war eine starke Trinkerin [...] mit einer Neigung zur Gewalt, die mein Leben gefährlich machte." Gavin berichtet außerdem, dass sie ihn manchmal mit einer neunschwänzigen Katze schlug, die sie extra zu diesem Zweck angeschafft hätte. Er berichtet auch, dass sie ihn, während er Nachts schlief, schlug. Vorlage:Lit1. Erst als Gavin älter wurde, ließen die Mißhandlungen nach.
Grant Whary, ein Nachbar der Gavins, nahm James M. Gavin öfters mit auf die Jagd und erfüllte für Gavin eine Vorbildfunktion. Whary nahm Gavin außerdem ab und zu mit ins Kino, wo Gavin 1915, als er acht Jahre alt war, einen Stummfilm, vermutlich einen Nachrichtenbeitrag, zum Krieg auf dem Balkan sah. Über seine Eindrücke schrieb er: "I was very impressed with the masses of man that were being moved about and with the fighting itself. It seemed to be more movement than actual combat." (Deutsch: "Mich beeindruckten die Massen von Männern, die bewegt wurden und das Kämpfen selbst. Es schien mehr eine Bewegung zu sein als wirklicher Kampf."). Sobald Gavin Lesen konnte, begann er sich für Geschichte zu interessieren. Seine unabhängige, aktive und auch aggresive Art ließen ihn zum Anführer seiner Freunde werden.
Gavin arbeitete schon früh in diversen Jobs, besipielsweise als Barbiergehilfe oder Zeitungslieferant. Beim Konkurrenzkampf mit anderen Zeitungslieferanten lernte Gavin die Vorteile von Überraschungen (bzw. Überraschungsangriffen) kennen, die er später, im Krieg, als Taktik anwandte. Obwohl Gavin seinen Adoptivvater gerne mochte und nicht wusste, welchen Beruf er selbst einmal ausüben wollte, war er sich schon als Jugendlicher darüber im Klaren, dass er nicht - wie sein Vater - in den Kohlebergwerken Pennsylvaniens arbeiten wollte.
Zur Zeit des amerikanischen Eintritts in den Ersten Weltkrieg, im Jahr 1917, träumte Gavin, der in der Schule mittelmäßige Leistungen hervorbrachte, davon, in den Krieg den er aus Zeitschriften und Geschichtsbüchern kannte, zu ziehen, wofür er jedoch noch zu jung war. In der achten Klasse, als er über den amerikanischen Bürgerkrieg unterichtet wurde, wurde sein Interesse an Kriegstechnologien geweckt. Er bastelte Kriegsspielzeug aus Papier, mit dem er Schlachten, von denen er gelesen hatte, nachspielte. Er las viele Bücher über den amerikanischen Bürgerkrieg, aus denen er herausfilterte, dass die besten Strategen in West Point in New York unterrichtet würden. Mit 13 Jahren fing Gavin an, wichtige Informationen bzw. Erlebnisse auf kleine Zettel zu schreiben, was er sein Leben lang tat.
Aufgrund der schlechten Verhältnisse in seinem Zuhause und der Tatsache, dass seine Adoptiveltern wollten, dass er in den Kohleminen arbeitet, beschloss Gavin, an seinem 17. Geburtstag, im Jahr 1924, um Mitternacht sein Zuhause für immer zu verlassen. Er kannte die Zugfahrpläne, und wusste, dass um zwei Uhr nachts ein Zug nach New York fahren sollte. Mit etwas Geld in den Taschen, stand er um 1:30 Uhr in der Nacht auf, ging durch einige straßen zum Bahnhof und nahm den Zug nach New Nork.
Ausbildung in West Point
Gavin wurde in der Zwischenkriegszeit an der United States Military Academy in West Point, New York, angenommen, an der er die großen Feldherren der Geschichte, Caesar, Alexander der Große, Napoléon u.a., studierte. Er sprach sich für Beweglichkeit im Kampf und den Einsatz von Luftstreitkräften aus. Nachdem er 1929 seinen Abschluss an der United States Military Academy gemacht hatte, wurde er zum Unterleutnant befördert. Zehn Jahre später kehrte er nach West Point zurück, um dort Taktik zu lehren.
Gavins Rolle im Zweiten Weltkrieg
Gavin und das 505. Fallschirmjägerregiment auf dem Kriegsschauplatz Mittelmeer
Gavin ging 1941 zu den Fallschirmjägern und führte als Kommandeur des 505. Fallschirmjägerregiments 1943 Einsätze auf Sizilien (Operation Husky) und in Salerno (Operation Avalanche). Bei der Operation Husky wurde er mit seinem 505. Fallschirmjägerregiment (505th Parachute Infantry Regiment, PIR) und dem 3. Bataillon des 504. PIR, insgesamt etwa 3.400 Mann, in der Nacht vom 9. auf den 10. Juli 1943 in der Nähe des Flugplatzes Ponte Oliveto bei Gela abgesetzt. Da starker Wind einige Flugzeuge vom Kurs abgebracht hatte und sich viele der noch unerfahrenen Piloten wegen des komplizierten Flugplans in der Dunkelheit verflogen hatten, wurde das Regiment weit verstreut. Nur etwa die Hälfte der Soldaten erreichten ihren Sammelpunkt - Gavin selbst landete 25 Meilen südöstlich seiner geplanten drop zone (Absprungszone) - und konnten daher die ihnen zugedachte Aufgabe einen Puffer vor dem Brückenkopf der 1. US-Infanteriedivision zu bilden nur eingeschränkt wahrnehmen. Diese Absetzung des 505. Fallschirmjägerregiments auf Sizilien war die erste Kampf-Luftlandung in Regimentsstärke, die die United States Army durchgeführt hat. Nach der unerwartet erfolgreichen Besetzung Siziliens nahm Gavin mit der 82. US-Luftlandedivision am Angriff auf das italienische Festland im Golf von Salerno (Operation Avalanche) teil, wo in der Nacht vom 13. auf den 14. September 1.300 Fallschirmjäger über dem alliierten Brückenkopf und in der folgenden Nacht noch einmal 2.100 Männer über dem Strandabschnitt südlich von Salerno absprangen und so dazu beitrugen die prekäre Situation General Clarks und seiner 5. US-Armee abzuwenden. Am 1. Oktober erreichten die Soldaten der 82. Division, verstärkt durch Darbys Ranger, die Stadt Neapel. Nach diesen Operationen wurde Gavin zum Stellvertretenden Divisionskommandeur der 82. US-Luftlandedivision und am 10. Oktober 1943 zum Brigadegeneral befördert.

D-Day und der Weg nach Deutschland - On to Berlin
Gavin war ein wichtiger Luftlanderatgeber beim COSSAC und übernahm die Planung für den Einsatz von Luftlandetruppen bei der Operation Neptune. Er landete am D-Day mit einigen anderen Fallschirmjägern westlich der Merderet auf Sumpfgelände, wobei viele der Fallschirmjäger ertranken. Gavin sammelte dort eine hundert Mann starke Einheit, mit der es ihm gelang, das kleine Dorf La Fière zu halten, das daraufhin der Außenposten von Ste-Mère Eglise wurde.
Er erhielt am 16. August 1944, als jüngster Mann in dieser Position, das Kommando über die 82. US-Luftlandedivision, mit der er in den Niederlanden an der Operation Market Garden teilnahm. Hierbei landete die Division südöstlich von Nimwegen bei Groesbeek um die Brücken über den Waal, die Maas und den Maas-Waal Kanal zu erobern. In aufreibenden Kämpfen um die Groesbeek-Höhen mit dem deutschen Korps Feldt, angeführt von Kavalleriegeneral Kurt Feldt, setzen sich die Amerikaner durch und konnten den von Süden anrückenden britischen Einheiten den Weg in Richtung Arnheim freihalten.
Weitere Einsätze der 82. US-Luftlandedivision fanden bei der Abwehr der deutschen Ardennenoffensive und danach auch in Deutschland statt.
Für seine Verdienste während der Operation Market Garden bekam Gavin am 21. März 1945 von Bernard Montgomery in Mönchengladbach den Distinguished Service Order (DSO) verliehen. Mit der Verleihung des 2. Sterns im Oktober 1944 wurde Gavin zum Generalmajor befördert. Er war bekannt dafür während des Kampfes ein M1 Garand zu tragen, statt einer Pistole, wie es andere Generale taten.
Nachkriegszeit
Von September bis Oktober 1945 amtierte er als Stadtkommandant von Berlin. Nach dem Zweiten Weltkrieg war Gavin Stabschef der 5. US-Armee und später der alliierten Streitkräfte in Südeuropa. 1955 wurde er zum Generalleutnant befördert. Als überzeugter Gegner des Atomkriegs hatte er mit der amerikanischen Militärführung Unstimmigkeiten. Da er in seiner hohen Position hinter der Militärführung hätte stehen müssen, dieses aber nicht mit seinem Gewissen vereinbaren konnte, schied er 1958 überraschend aus dem Militärdienst aus, woraufhin er Vizepräsident von Arthur D. Little Inc. wurde. Dort folgte für Gavin im Jahr 1960 die Ernennung zum Präsident. Von 1961 bis 1963 war er unter US-Präsident John F. Kennedy amerikanischer Botschafter in Frankreich. Außerdem war Gavin ein Kritiker des Vietnamkrieges.
James Maurice Gavin starb am 23. Februar 1990 in Baltimore an der Parkinson-Krankheit. Er liegt auf dem West Point Friedhof in New York begraben. Zu seinen Ehren wird der Panzer M113 inoffiziell M113 "Gavin" genannt.
Gedenken
In Sainte-Mère-Église, Normandie, ist die Rue du Général Gavin nach ihm benannt, ebenso in dem neben Nimwegen befindlichen Ort Groesbeek in den Niederlande die Generaal Gavinstraat.
Am 4. Juni jeden Jahres treffen sich Mitglieder der Gavin-Familie, West Point Mitglieder, Kriegsveteranen und andere zu Ehren Gavins bei der Gavin Memorial Ceremony.
Werke
- Airborne Warfare. Battery Press, Nashville (Tenn.) 1947, ISBN 089839029X
- Crisis Now. Random House, New York 1968
- War and peace in the space age. Harper Brothers, New York 1958
- On to Berlin. Battles of an Airborne Commander 1943-1946. Viking Press, New York 1978, ISBN 0553131370
Literatur
- US Congress (Hrsg.): Conflicts between United States capabilities and foreign commitments. Hearing, Ninetieth Congress, first session, with Lt. Gen. James M. Gavin (U.S. Army retired) on February 21, 1967. U.S. Govt. Print. Off., Washington l967
- Bradley Biggs: Gavin. Archon Books, Hamden (Conn.) 1980, ISBN 0208017488
- T. Michael Booth und Duncan Spencer: Paratrooper: The Life of Gen. James M. Gavin. Schuster & Simon, New York 1994, ISBN 0671732269
- Diverse: Biography - Gavin, James M(aurice) (1907-1990).
Weblinks
- James Maurice Gavin (niederländisch)
- Artikel Gavins zur Schlacht im Huertgenwald (englisch)
- Brief Gavins an seine Tochter Barbara (englisch)
- ausführliche Informationen (englisch)
Personendaten | |
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NAME | Gavin, James M. |
KURZBESCHREIBUNG | US-amerikanischer Generalleutnant |
GEBURTSDATUM | 22. März 1907 |
GEBURTSORT | New York City |
STERBEDATUM | 23. Februar 1990 |
STERBEORT | Baltimore |