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Neofolk

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Neofolk (auch Dark Folk oder Apocalyptic Folk genannt) ist eine in den frühen 1980er Jahren während der Post Punk-Ära (1979-1981) entstandene Musikrichtung, die überwiegend auf akustische Gitarren-Instrumentierung aufbaut und diese mit minimalen elektronischen Klängen kombiniert. Als Hauptvertreter gelten Death in June und Sol Invictus (beide aus der britischen Punk-Band Crisis hervorgegangen), sowie Current93.

Texte, Musik und Philosophie

Neofolk ist dabei ein Begriff, der nicht als reine Musikrichtung zu verstehen ist, sondern auch etwas über die in den Texten behandelten Themen und eine bestimmte Lebenseinstellung aussagt. Als Themen der "Neuen Folklore" werden u.a. Naturmystik, Heidentum, Christentum, Satanismus, Buddhismus oder Mittelalter, manchmal auch Textvertonungen von beispielsweise Rainer Maria Rilke, Hermann Hesse, Ernst Jünger, Novalis und Stefan George sowie bei manchen Bands auch Texte rechtskonservativer oder faschistischer Intellektueller wie Julius Evola, Yukio Mishima und Corneliu Zelea Codreanu zitiert.

Die Verbundenheit zur Natur und eine Fokussierung auf "Kraft" aus "Natürlichkeit" und "Ursprünglichkeit" sind auch Merkmale des Neofolk. Oft wird eine akustische oder "natürliche" Instrumentierung bevorzugt, wie Akustikgitarren, Flöten, Trommeln, Geigen oder Cello. Aber gerade die früheren Vertreter dieser Musikrichtung verwendeten noch eine vielschichtigere Mixtur aus akustischen und aber auch elektronischen Sounds und Keyboard-Klängen, was mitunter wesentlich subtilere und dunklere Impressionen erzeugte, als es in den letzten Jahren der Fall war und damit noch mehr Raum für Stilvariationen offen ließ.

Die Verschränkung und zahlreiche Querverbindungen zu Künstlern aus dem Industrial ist auffällig und ein interessantes Detail, was möglicherweise einen Ursprung z.B. in den frühen, experimentierfreudigen Tagen von Current 93 zusammen mit Nurse With Wound oder Death In June mit Boyd Rice von dem Projekt NON haben mag. Viele der sogenannten "Neofolk-Bands" bestehen oft nur aus einer Person, die entweder allein bzw. mit Kollegen oder Freunden eine Produktion einspielen. Dabei kommt es immer wieder zur Zusammenarbeit zwischen Personen aus dem Bereich des Neofolk selbst, die sich gegenseitig unterstützen. Bei ihren Veröffentlichungen legen die jeweiligen Personen einen hohen Anspruch auf eine anspruchsvolle und programmatische Gestaltung des Tonträgers, der vielfach nur in limitierter Stückzahl oder in aufwendig gestalteten Boxsets vertrieben wird.

Politische Ausrichtung

Einige Bands der Neofolk-Szene stehen zum Teil in Verdacht, politisch rechts zu agieren. Hauptkritikpunkte und Verdachtsmomente ergeben sich dabei unter anderem vielfach durch die Verwendung von "nordischer" oder "germanischer" Symbolik (z.B. Runen), wie sie auch von den Nationalsozialisten verwendet wurde. Im Rahmen dieser Symbolik tragen Anhänger des Neofolk u.a. uniformähnliche Kleidungsstücke oder Kleidung im Stil der 20er und 30er Jahre des 20. Jahrhunderts.

Um die Jahrtausendwende führten diese Konflikte um rechte oder mutmaßlich rechte Bands szeneintern zu massiven Diskussionen in der Gothic-Kultur, die ihre Wurzeln zwar in der Punk-Szene hat, selbst jedoch eher als unpolitisch einzustufen ist. Zahlreiche Anhänger des Neofolk sehen sich in der Unterstellung der Naziverherrlichung genauso unverstanden wie Gothics durch die Satanismusvorwürfe auf Grund deren zur Schau getragener Symbole.

Da eine Musik-Szene anders als eine Polit-Szene eine Durchmischung unterschiedlichster Denkweisen und Lebensformen darstellt, deren Schnittmenge auschließlich der Musikgeschmack ist, kann eine Musik-Szene keiner politischen Richtung zugehörig sein. Aus dem gleichen Grund aber kann sowohl rechtes als auch linkes Gedankengut und politisches Desinteresse in der selben Musik-Szene beheimatet sein.

Parallelen zum anderen Musik-Szenen beispielsweise der Punkszene oder der Industrial-Szene sind unübersehbar.

Vertreter

Veranstaltungen

Literatur

Bücher

  • Diesel, Andreas und Dr. Gerten, Dieter: Looking for Europe - Neofolk und Hintergründe., Zeltingen-Rachtig 2005, ISBN 3936878-02-1
  • Speit, Andreas u.a. (Hrsg.): Ästhetische Mobilmachung: Rechtsextreme Tendenzen in der Dark Wave- und Neofolkszene., Münster 2002, ISBN 3897718049 (umstritten wegen seiner tendenziösen Darstellung).

Zeitschriften

  • Zinnober, Zeitschrift für Musik, Subkultur, Literatur und Kulturavantgarde. Hrsg. D. Tischleder u.a., Trier [1]
  • Ikonen, Magazin für Kunst, Kultur und Lebensart, Print - & Onlineausgabe. Hrsg. M. Stiglegger, Wiesbaden ISSN 1610-9368 [2]

Vorlage:Gothic (Kultur)