Koma
In der Medizin ist ein Koma (v. griech. κῶμα „tiefer Schlaf“) der Zustand eines Individuums, welcher als bewusstseins- und gefühlslos bezeichnet wird. Es ist eine aktive, bis auf tiefste Bewusstseinsebenen und Kernzonen des Menschen zurückgenommene extreme Lebensform am Rande zum Tod. Das Bewusstsein ist ein biologisches Phänomen und man könnte es als eine Wahrnehmung der eigenen Person in der Umgebung definieren. Mit Koma wird das Gegenteil bezeichnet. Es ist eine fehlende Wahrnehmung der eigenen Person und ihrer Umgebung. Lebensnotwendige Organe können weiterarbeiten, müssen aber teilweise unterstützt oder apparativ übernommen werden. So muss zum Beispiel ein Patient beatmet werden, wenn die spontane Atmung ausgesetzt hat.
Das sogenannte „künstliche Koma“ ist eine medikamentös herbeigeführte Bewusstseinsausschaltung, die einer Narkose ähnlich ist und dazu dient, dem Patienten unangenehme Empfindungen während einer Intensivtherapie zu ersparen (beispielsweise bei Beatmung oder schmerzhaften Behandlungsverfahren). Diese Form des Komas ist im Allgemeinen vorüber, sobald die Gabe der bewusstseinsausschaltenden Medikamente beendet wird.
Ansonsten sind Patienten, die in ein Koma fallen, in einem lebensbedrohlichen Zustand. Dieser kann mehrere Tage dauern, kann aber auch jahrelang anhalten. Die kritische Phase sind etwa vier Wochen. Ist ein Patient bis dahin nicht erwacht, bleibt es oftmals bei einem dauerhaften Koma-Zustand. Befindet sich ein Patient im Koma und die elektrische Aktivität des Gehirns ist nicht mehr messbar, ist der Hirntod eingetreten. Menschen, welche nach einem komatösen Zustand wieder erwachen, können wieder vollkommen genesen.
Patienten im künstlichen - meist oberflächlich gehaltenen - Koma auf Intensivstationen nehmen anscheinend teilweise in Ihrer Nähe geführte Gespräche wahr. Sie können sich später daran erinnern, wenn sie erwachen, verfügen also über eine eingeschränkte Art von Bewusstsein. Auch im Koma bewahrt jeder Mensch Ausdrucksmittel seiner Individualität, bleibt also eine einzigartige Persönlichkeit.
Ursachen für ein Koma
- Zerebrales Koma
- Schlaganfall
- Hirnblutung
- Subarachnoidalblutung
- Meningoenzephalitis
- Schädelhirntrauma
- Hirntumor
- Dämmerzustand nach epileptischen Krampfanfall
- Metabolisches Koma (Stoffwechselbedingt)
- Unterzuckerung (hypoglykämisches Koma)
- Zuckerkoma (hyperglykämisches Koma)
- Leberkoma
- Nierenkoma (urämisches Koma)
- Nebenniereninsuffizienz (Morbus Addison)
- Hypophyseninsuffizienz
- Vergiftungen (z. B. Alkohol)
- CO2-Narkose (Hyperkapnie)
- Kreislaufschock
Häufigkeit der einzelnen Komaformen
In Deutschland sind pro Jahr etwa 100 000 Menschen betroffen, die mehr als sieben Tage im Koma liegen.
- Vergiftungen Intox. ca. 30-50 %
- Schlaganfall (Blutung und Ischämie) ca. 20-30 %
- Coma diabeticum (Unter- und Überzucker) ca. 10 %
- Meningoenzephalitis ca. 5-10 %
- Krampfanfälle ca. 5 %
- Sonstige ca. 3-5%.
Ein Patient ist nicht mehr erweckbar und die Augen sind fast immer geschlossen.
In der Regel wird die Tiefe des Komas durch die Reaktion auf Reize und Stimulationen (Anregungen) bestimmt. Die Ermittlung der Komatiefe ist wichtig. Wenn man herausgefunden hat, dass das Stammhirn noch funktioniert, dann ist es Koma-Patienten möglich auch ohne künstliche Beatmung oder die Aufrechterhaltung des Kreislaufs weiterzuleben. Jedoch ist es bei einer Beschädigung oder Erkrankung des Stammhirns notwendig die Beatmung und den Kreislauf künstlich aufrecht zu erhalten.
Die drei wichtigsten Komastufen
- Keine Reaktion: Der Patient scheint im tiefen Schlaf zu liegen und vollkommen unempfänglich für jede Art von Stimulationen zu sein, z.B. Schmerz, Berührung oder Geräusche.
- Allgemeine Reaktion: Der Patient reagiert gelegentlich auf allgemeine Reize, jedoch nicht immer auf die gleiche Art und Weise. Er kann auf Körperbewegung reagieren, Gedankenmuster oder Sprachgebrauch verändern. Außerdem können die Reaktionen sehr langsam sein.
- Lokalisierte Reaktion: Der Patient reagiert auf spezifische Stimulationen, jedoch nicht immer auf die gleiche Art. Die Reaktionen erfolgen direkt auf die Stimulation, wie z.B. Drehen des Kopfes auf Geräusche oder Ansprache, Verfolgen eines Objektes oder eines anderen Gesichts mit dem Auge.
Der Patient kann auf einfache Befehle, wie z.B. "streck deinen Arm" oder "hebe die Hand" und "schließe die Augen" zwar reagieren, jedoch nicht in der richtigen Reihenfolge wie die Anweisungen gesagt wurden. Auch kann es möglich sein, dass der Patient auf Berührungen, Geschichten oder Parfüms von Verwandten oder Freunden reagieren kann. Ist die Stimulation, also die Darbietung der Reize, vorüber, kann er ruhig liegen.
Durch intensive Pflege und die wie oben genannten Reize von einer anderen Person kann es gelingen, dass Patienten aus dem Koma erweckt werden.
Der Begriff Koma wird in der heutigen Zeit oft in der Umgangssprache benutzt. So sprechen Jugendliche zum Beispiel davon, dass sie so lange Alkohol zu sich nehmen, bis sie im Koma liegen und somit bewusstlos sind ("Komasaufen"). Auch lassen sich Diskotheken oder Clubs finden, die den Begriff Koma im Namen tragen oder für Technoveranstaltungen verwenden (http://www.k-o-m-a.com/ oder http://www.im-koma.de/).
Siehe auch
Bewusstseinsstörung, Somnolenz, Sopor, Schlaganfall, Subarachnoidalblutung, Glasgow-Koma-Skala, Apallisches Syndrom (Wachkoma)
Literatur
- Bienstein, Fröhlich: Bewusstlos, eine Herausforderung für Angehörige, Pflegende und Ärzte. Verlag Selbstbestimmtes Leben. Düsseldorf. 1994. 2. Auflage
- Bienstein, Fröhlich: Basale Stimulation in der Pflege. Verlag Selbtbestimmtes Leben. Düsseldorf. 1997
- (Roman) Greif, C.: Philipp, 9 Jahre Unfallopfer. Kampf um ein Kind. C. H. Beck´sche Verlagsbuchhandlung. München. 1994
- (Roman) Goshen-Gottstein, E.: Rufe ins Schweigen. Bastei-Lübbe-Taschenbuch. Great Britain. 1993
Weblinks
- http://www.swr.de/buffet/teledoktor/2004/03/09/ "Künstliches Koma" (Teledoktor des SWR)
- http://www.schaedel-hirnpatienten.de
- http://www.lumiastiftung.de
- http://www.medizin.uni-koeln.de (Neuro-Rehabilitation Dr. med. M. Lippert-Grüner)
- http://www.bar-franktfurt.de (Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation)
- http://kuratorium-zns.de (Hannelore Kohl-Stiftung für Verletzte mit Schäden des Zentralen Nervensystems)
- http://www.schlaganfall-hilfe.de
- http://www.neuroreha.de