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Francisco Toledo (Maler)

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Francisco Toledo

Francisco Toledo (* 17. Juli 1940 in Juchitán, Oaxaca) ist der bedeutendste lebende Maler Mexikos. 2005 wurde er mit dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet. Die Begründung der Jury hebt den „Einsatz Toledos und seiner Kunst für den Schutz, die Entwicklung und Erneuerung des Architektur- und Kulturerbes, der Umwelt und des Gemeinschaftslebens seiner Heimat Oaxaca“ hervor.

Leben

Francisco Toledo

Francisco Toledo ist Zapoteke, die eine indigene Minderheit in einem der südlichen Bundesstaaten von Mexiko darstellen. Im Alter von fünfzehn Jahren begann Francisco Toledo sein künstlerischen Ausbildung im Atelier von Arturo García Bustos, in Oaxaca de Juárez. Nach zwei Jahren führte er seine Studien in Mexiko-Stadt, an der Arts and Crafts School des Nationalinstituts der feinen Künste, fort. Mit 19 Jahren verliess er dann Mexico um für fünf Jahre in Paris zu leben. Dort fand er schnell Liebhaber, mehrere Gallerien kauften ihm seine Bilder ab und er wurde bald auch über die französischen Landesgrenzen hinaus bekannt. In Paris arbeitete er unter anderem mit Stanley Hayter zusammen.

1965 kehrte Toledo nach Mexiko zurück. Es folgen noch mehrere Auslandsaufenthalte, unter anderem in New York, Paris und Barcelona, bis er – Ende der 1980er Jahre – in seine Heimat, Oaxaca de Juárez, zurückkehrt. Dort wurde er zum Initiator und Finanzier einer Bewegung, die dieser Stadt und der Region zu einer neuen kulturellen Blüte verhilft.

Werk

Gesellschaftspolitisches Engagement

Centro Fotográfico Álvarez Bravo

Ab 1993 ist Francisco Toledo die treibende Kraft der Initiative Pro-OAX, deren Ziel es ist, das kulturelle und nationale Erbe Oaxacas dauerhaft zu bewahren. In diesem Zusammenschluss verbinden sich Toledos ästhetische Vorstellungen, mit dem Bewusstsein der Bevölkerung über die eigene kulturelle Identität. Der Initiative Pro-OAX gelingt es, die Errichtung eines Luxushotels im historischen Kloster Santo Domingo de Guzmán zu verhindern. Stattdessen wird dort das Museo de las Culturas de Oaxaca zur Attraktion für Besucher aus aller Welt. Verhindert wird außerdem der Bau einer Seilbahn zu den präkolumbianischen Stätten auf dem Monte Albán und die Eröffnung einer McDonalds-Filiale im historischen Stadtzentrum von Oaxaca de Juárez. Die Nachrichtenagentur Reuters schrieb dazu: „Die örtliche Kultur gewann eine Schlacht gegen den globalen Konsumismus.“ Den gesellschaftlichen und kulturellen Fortschritt der Region Oaxaca hat dies jedoch nicht behindert. Im Gegenteil: Die Hauptstadt des Bundesstaates – Oaxaca de Juárez – ist heute eines der wichtigsten politischen, kulturellen und künstlerischen Zentren Mexikos.

Die Projekte, die Francisco Toledo initiiert und unterstützt hat, sind:

  • Das 1988 gegründete Instituto de Artes Gráficos de Oaxaca (IAGO), mit einer Sammlung von mehr als 9000 Grafiken (unter anderem von Künstlern wie Pablo Picasso und Otto Dix) und einer Bibliothek mit mehr als 20.000 Bänden.
  • Das Centro Fotográfico Álvarez Bravo mit vier Sälen, die wechselnde Ausstellungen zeigen, mit Arbeits- und Ausbildungsstätten, der Bibliothek Jorge Luis Borges und eine Mediathek.
  • Das Museo de Arte Contemporaneo de Oaxaca (MACO), dessen Präsident er ist, und das die Werke von ihm und anderen bedeutenden Malern der Region wie Rufino Tamayo, Rodolfo Morales, Rodolfo Nieto und Francisco Gutiérrez präsentiert.
  • Das Kino Cinema el Pochote, ein Programmkino, das – bei freiem Eintritt – internationale Filmklassiker darbietet und im Garten wechselnde Ausstellungen von Skulpturen organisiert.
  • Das Taller Arte Papel Oaxaca, ein stillgelegtes Wasserkraftwerk, in dem aus Pflanzen der Region, Naturpapiere hergestellt werden.
  • Das Centro Cultural Santo Domingo, ein Projekt mit Bibliothek, botanischem Garten und einer Werkstatt zur Restauration.

Bereits 1983 gründet er die Ediciones Toledo, einen Verlag, der vor allem die Werke von John Ashbery und Seamus Heaney publiziert.

Kunst

Datei:Autorretrato.jpg
Selbstporträt

Toledo arbeitet mit ganz unterschiedlichen künstlerischen Techniken. Er malt auf Leinwand und Papier mit Acryl, Gouache, Aquarell. Er ist Lithograph und Graveur, arbeitet mit Keramik, stellt Plastiken her und lässt nach eigenen Entwürfen Teppiche von den Weberinnen in Teotitlan del Valle herstellen. Mit seiner Rückkehr aus Europa, im Jahre 1965, beginnt sein starkes Interesse an der zapotekischen Kultur und der Mythologie dieses präkolumbianischen Volkes. Es ist außerdem der kulturelle Mix in seiner Heimatprovinz Oaxaca, mit fortbestehenden indigenen Einflüssen in einer kolonialisierten und missionierten katholischen Gesellschaft, der ihn fortan beschäftigt. Er unternimmt künstlerische Entdeckungsreisen in beide Welten, in die Reste der indianischen Welt der Zapoteken und anderer indianischen Kulturen, und in die globalisierte Welt des 20. Jahrhunderts. Er assoziiert die Formen der Natur mit Metaphern aus Literatur und Kunst. Sichtbar sind die Einflüsse von William Blake, Francisco Goya, James Ensor, Albrecht Dürer, Joan Miró, von Surrealisten wie Paul Klee oder Jean Dubuffet und Schriftstellern wie Franz Kafka und Jorge Luis Borges.

Sein Werk ist geprägt von der Auffassung, dass die Welt der Menschen und die Welt der Tiere, zu einer universalen Natur verschmelzen. Toledos entwickelter Sinn für das Fantastische hinter der sichtbaren Wirklichkeit, zeigt sich in Figuren, die zum Teil menschlich, zum Teil dem Tierreich angehören. Dies wirkt manchmal monströs, manchmal aber auch humorvoll und spielerisch.

Wichtige Ausstellungen

La Mesa
  • 2000: Francisco Toledo, Centro de Arte Reina Sofia Madrid, Spanien
  • 1998: Summer Group Show, Jason McCoy Gallery New York, USA
  • 1996: Selection of Latin American Masters, Mary-Anne Martin/Fine Art New York, USA
  • 1996: Surrealism in Latin American Art, Bochum, Deutschland
  • 1996: Fransisco Toledo, Master Printmaker, Latin American Masters Beverly Hills, USA
  • 1993: Erotica, Galeria Juan Martin Mexiko-Stadt, Mexiko
  • 1993: Death of Taste, Mexican Fine Arts Center Museum Chicago, USA
  • 1993: Los Cuadernos Insomnes, Museo de Arte Contemporáneo Alfredo Zalce, Morella, Michoacán, Mexiko
  • 1992: Small Scale Sculpture, Felbach, Deutschland
  • 1992: Latin-American Art, Georges Pompidou Center Paris, Frankreich
  • 1992: Home Made in Oaxaca, MARCO Monterry, Mexiko
  • 1991: Latin American Masters Los Angeles, USA
  • 1984: Museo del Palacio de Bellas Artes Mexiko-Stadt, Mexiko
  • 1974: Martha Jackson Gallery New York, USA
  • 1964: Hamilton Galleries London, England
  • 1959: Galería Antonio Souza Mexiko-Stadt, Mexiko

Preise und Ehrungen

Zitate über Francisco Toledo

Centro Fotografico Benito Juarez, Oaxaca.
  • Christian Viveros-Faune in „Art in America“ über Toledos Werk: “Toledo’s work is a seamless meshing of global and local cultures and high art. Dream images from his childhood are fused with pre-Columbian symbolism and myriad references to the work of Dubuffet, Miro, Tapies, Klee, Tamayo, Blake, Goya, Ensor and Durer, among other artists, and also to the writing of figures like Kafka and Borges. Snakes and turtles abound, as do rabbits and coyotes, bats and toads, crickets and dogs, as well as human figures from Mexican history, cycling from one work to another in a dizzying bestiary that is part ancient codex, part intensely modern graffiti. Toledo’s work is based in part on the largely misunderstood, shamanistic notion of the nagual, the belief that each human’s fate is intertwined with that of an Aztec spirit in animal form.” (deutsch: „Toledos Werk vereint nahtlos die globale und regionale Kultur mit großer Kunst. Traumbilder aus seiner Kindheit werden mit präkolumbianischer Symbolik und zahllosen Referenzen an das Werk vieler anderer Künstler – vor allem aber von Dubuffet, Miro, Tapies, Klee, Tamayo, Blake, Goya, Ensor und Dürer – und mit dem Werk von Literaten wie Kafka und Borges, verschmolzen. Auf seinen Bildern wimmelt es von Schlangen und Schildkröten, Hasen und Kojoten, Fledermäusen und Kröten, Grillen und Hunden, neben menschlichen Figuren aus der mexikanischen Geschichte. Von einem Bild zum anderen, ein alternierendes und verwirrendes Bestiarium – einerseits Teil eines uralten Kodex und gleichzeitig moderne Graffiti. Toledos Werk beruht in Teilen auf der weitgehend falschverstandenen schamanischen Auffassung des Nagual – dem Glauben, dass jedes menschliche Schicksal, mit einem aztekischen Geist in tierischer Form, verflochten ist.“)

Literatur

  • Erika Billeter, André Stoll, Francisco Toledo: Fabeltiere aus Oaxaca: Francisco Toledo illustriert die „Zoologiá Fantástica“ von Jorge Luis Borges. Swiridoff, Künzelsau 2001, ISBN 3934350410
  • Biografie von Francisco Toledo (es.)
  • Biografie von Francisco Toledo (engl.)
  • Essay von Dore Ashton über Francisco Toledo (engl.)

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