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Sylt

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Sylt aus dem All

Sylt (dänisch: Sild, friesisch: Söl) ist die größte der nordfriesischen Inseln und Teil von Schleswig-Holstein (Deutschland).

Name

Über die Herkunft des Namens "Sylt" gibt es verschiedene Theorien: Der Name Sylt könnte einerseits die Bedeutung "Schwelle", "Landschwelle" (vgl. englisch sill)haben; andere Theorien gehen vom dänischen Sild (= Hering)als Namensherkunft aus, da die Sylter ehemals stark im Heringsfischfang waren.

Geographie

Sylt hat eine Größe von 99,14 km² und ist damit die viertgrößte deutsche Insel. Sie erstreckt sich über 38,0 km in Nord-Süd-Richtung und ist am Königshafen bei List nur 380 Meter schmal. An ihrer breitesten Stelle, von der Stadt Westerland im Westen bis zur Nössespitze bei Morsum im Osten ist sie bis zu 12,6 km breit.Die Form der Insel hat sich im Lauf der Zeit ständig verändert, ein Prozess, der auch heute noch im Gange ist. Sylt ist seit der Mandränke von 1362 eine Insel, ihre höchste Erhebung ist die Uwe-Düne mit 52 Metern ü. d. Meeresspiegel. Die Insel hat 21.600 Einwohner und über 60.000 Gästebetten. Sie ist in zwei Verwaltungsbereiche unterteilt: Das Amt Landschaft-Sylt verwaltet alle Inselorte mit Ausnahme der selbstständigen Stadt Westerland. Die Verwaltung des Amt Landschaft-Sylt befindet sich in Keitum. Zur Westseite der Insel erstreckt sich ein 38,3 km langer Sandstrand mit über 13.000 Strandkörben. Zur Ostseite der Insel liegt das Nordfriesische Wattenmeer. Die Insel ist seit 1927 über den Hindenburgdamm mit dem Festland verbunden. Sylt hat im Durchschnitt täglich 4,4 Stunden Sonnenschein.

Klimatische Verhältnisse

Blick vom Roten Kliff auf den Sylter Strand.

Das Seeklima auf der Nordseeinsel Sylt wird vom Golfstrom beeinflusst, sodass die Wintermonate mit durchschnittlich etwa 2° C etwas milder sind als auf dem Festland. Die Sommermonate sind mit durchschnittlich 17° C dagegen, trotz längerer Sonnenscheindauer, etwas kühler. Dass Sylt mit durchschnittlich 1.714 Stunden rund 150 Stunden mehr Sonnenschein hat als der Rest der Republik, liegt daran, dass sich auf Grund des geringen Reliefs der Küste Wolken nicht so schnell stauen können, und dass - wenn Wolken entstanden sind - diese in der Regel durch den permanenten Wind vertrieben werden.

Die Jahresmitteltemperatur liegt bei 8,5° C. Aktuelle Klima- und Wetterdaten liefern sowohl seit 1937 die nördlichste Wetterstation des Deutschen Wetterdienstes auf einer Düne bei List als auch einige Stationen kommerzieller Wetterbeobachter, wie Meteomedia - ebenfalls in List.

Was für die Skandinavier die Mitternachtssonne, sind für die Sylter die "weißen Nächte". Sie entstehen in den Wochen um die Sommersonnenwende dadurch, dass die Sonne nach Sonnenuntergang nur knapp hinter dem Horizont verschwindet und so über den nördlichen Horizont der Insel einen Silberstreif zieht. Es ist in diesen Nächten merklich heller - ähnlich einer permanenten Dämmerung. Die Tage um die "weißen Nächte" dauern von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang über 17 Stunden, dazu kommen noch je ca. eine Stunde Abend- und Morgendämmerung. Somit dauern die "weißen Nächte" etwa nur fünf Stunden, bis die echte Morgendämmerung wieder eintritt.

Ortschaften auf Sylt

1. List. 2. Kampen. 3. Braderup. 4. Wenningstedt. 5. Munkmarsch. 6. Keitum. 7. Westerland. 8. Morsum. 9. Archsum. 10. Rantumer Becken. 11. Rantum. 12. Hörnum.

Der südlichste Ort Sylts wurde erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts gegründet. Er bestand zunächst lediglich aus Hafengebäuden der HAPAG sowie dem Leuchtturm Hörnum, der im Jahr 1907 errichtet wurde. Der Ort war bis 1970 über die Inselbahn mit Westerland verbunden. Aber schon in früherer Zeit soll die unbesiedelte Südspitze der Insel Seeräubern als Unterschlupf gedient haben. Aus dieser Zeit soll die noch heute verwendete Flurbezeichung "Budersand" stammen; sie bezeichnet eine große Düne an der Ostseite des Ortes, auf der in früheren Zeiten "Buden" - also Hütten - gestanden haben sollen.

Ab 1907 verzeichnete der abgelegene Ort einen großen Aufschwung. Nicht nur der Tourismus, auch die Wehrmacht bzw. Bundeswehr prägten diesen Ort; letztere hat sich unlängst aus den Kasernen zurückgezogen, so dass der Tourismus heute den Ort beherrscht. Auf dem ehemaligen Kasernengelände im Nordosten des Dorfes entsteht zur Zeit ein Golfplatz. Dazu wird ein Großteil der leerstehenden alten Kasernengebäude abgerissen.

Von ständigen Sandverlusten ist die Südspitze der Insel, die so genannte "Odde", gezeichnet; Jahr für Jahr werden große Teile der Dünenlandschaft durch Sturmfluten und Gezeiten abgetragen. Auch Küstenschutzbauwerke erzielten keine Wirkung, so dass auch in Zukunft zu erwarten ist, dass die "Odde" weiter schrumpfen wird. Gefährdet sind dadurch bereits erste Ortsteile von Hörnum, insbesondere die so genannte "Kersig-Siedlung" - eine Siedlung von Sommerhäusern in den südwestlichen Dünen von Hörnum.

An der Westküste des Ortes liegt das Rote Kliff. Zwischen Kampen und Wenningstedt, auf der hohen Geest, steht seit 1855 der markante 38 Meter oder 179 Treppenstufen hohe, schwarz-weiße Leuchtturm Kampen. Er ist der älteste der Insel. Bei guter Sicht ist sein 62 Meter über NN gelegenes Licht 25 Seemeilen (etwa 45 km) weit zu sehen. Seit 1977 wird er - wie alle vier Sylter Leuchtfeuer - ferngesteuert. Ein weiterer Leuchtturm in Kampen ist der Leuchtturm Rotes Kliff. Bei diesem handelt es sich jedoch genaugenommen um ein altes "Quermarkenfeuer", das seit den 1970er Jahren schon außer Betrieb ist. In Kampen befindet sich mit der Uwe-Düne der höchste Punkt der Insel. Diese Düne - benannt nach dem friesischen Freiheitskämpfer Uwe Jens Lornsen - erhebt sich bis auf 52 Meter über NN. Sie ist als Aussichtsdüne zu erklimmen. Kampen galt vor allem in den 1950er und 1960er Jahren als der Prominententreff in Deutschland. In Kampen befindet sich das Atelier des Malers Siegward Sprotte, welches in den Sommermonaten besucht werden kann.

List ist ein Seebad an der Nordspitze der Insel Sylt und zugleich der nördlichste Ort in Deutschland. Er ist von einer spektakulären Landschaft aus Wanderdünen, Heide und Salzwiesen umgeben. Diese auch als Listland bezeichnete Landschaft befindet sich in Privatbesitz einer Erbengemeinschaft. List hat an seiner Ostseite einen Schutzhafen. Dort liegen Ausflugsschiffe der Adler Reederei. Auch kann man von dort mit der Fähre der "Sylt-Express", einer modernen Auto- und Personenfähre der Rømø-Sylt-Linie die dänische Nachbarinsel Rømø mit dem Hafenort Havneby erreichen. Das gesamte Hafengelände ist in den Jahren 2003/04 vollständig umgestaltet und den touristischen Anforderungen angepasst worden.

Der Ort Rantum liegt an einer der schmalsten Stellen der Insel, teilweise liegen zwischen Nordsee und Wattenmeer nur 300 bis 400 Meter. Der Ort selbst musste in den vergangenen Jahrhunderten stets gegen die fortschreitende Versandung ankämpfen. Nicht wenige Höfe und sogar eine Kirche mussten den damals noch unbefestigten Wanderdünen weichen. Erst mit der Anpflanzung von Dünengras (Strandhafer) wurde diese Gefahr gebannt.

Strandhafer, hier südlich der Nordseeklinik in Westerland.

Eine weitere Gefahr waren die Sturmfluten. Auf Grund seiner Lage an einer schmalen Stelle der Insel bedrohte die Bewohner nicht nur die Nordsee von Westen her, sondern auch das Wattenmeer von Osten. Insbesondere die auf den fruchtbaren Marschen im Osten des Ortes gelegenen Häuser der Salzwiesen von Rantum-Inge waren regelmäßig von den Sturmfluten betroffen.

1936 wurde das Rantum-Becken mit einem 5 km langen Deich vom Wattenmeer abgeteilt, um einen Seeflughafen zu schaffen. Nachdem sich das Rantum-Becken dafür als untauglich erwies, wurde es als Abwasserbecken von Westerland verwendet und steht seit 1962 als Vogelschutzgebiet (Vogelkoje) mit über 50 Vogelarten unter Naturschutz.

Rantum ist Standort einer Sendeanlage für das auf der Langwellenfrequenz 100 kHz arbeitende Funknavigationssystem LORAN-C. Als Sendeantenne kommt ein 193 Meter hoher, gegen Erde isolierter, selbststrahlender Stahlfachwerkmast zum Einsatz, der in 60,52 m, 120,87 m und 154,95 m abgespannt ist.

Sylt-Ost ist eine Großgemeinde auf der Nössehalbinsel und hat ca. 5.500 Einwohner. Sie ist ein Zusammenschluss von Tinnum, Munkmarsch, Archsum, Morsum mit Keitum als Verwaltungsmittelpunkt.

Tinnum wird von bösen Zungen als Vorort von Westerland bezeichnet und grenzt tatsächlich mittlerweile nahtlos an die Stadt. Tinnum profitiert jedoch auch von der unmittelbaren Nähe zur Inselmetropole; so befinden sich in Tinnum heute viele attraktive Wohngebiete, einige mit endlosem Blick über die Tinnumer Wiesen gen Süden. Alte Bausubstanz ist in Tinnum eher selten zu finden, lediglich ein paar alte Höfe, sowie die 1649 erbaute Alte Landvogtei, ehemals Sitz der Sylter Landvögte, zeugen von friesischer Tradition des Ortes. Die Tinnumburg, südwestlich des Ortes gelegen, ist ein kreisförmiger Wall mit einem Durchmesser von 120 Metern und einer Höhe von 8 Metern. Sie wurde etwa im 1. Jahrhundert v. Chr. errichtet, vermutlich als heidnische Kultstätte oder Wehranlage gegen Angriffe von Mensch und Meer.

Das Wattenmeer bei Keitum.

Keitum (friesisch: Kairem) ist einer der ältesten Orte der Insel und war über Jahrhunderte bis zum Ende des 19. Jahrhunderts ihr Hauptort. Erst mit dem einsetzenden Tourismus Mitte des 19. Jahrhunderts verlor er nach und nach seine zentrale Bedeutung. Lediglich als Verwaltungssitz des Amt Landschaft-Sylt ist ein Teil der Bedeutung heute noch präsent. Aber auch das Ende dieser Verwaltung ist absehbar - es gibt Bestrebungen zu einer einzigen insularen Verwaltung (Amtsmodell oder Stadt Sylt). In beiden Fällen würde wohl der Verwaltungssitz nach Westerland verlegt.

Typisch für Keitum sind die alten Kapitänshäuser. Sie zeugen vom Wohlstand der Sylter Kapitäne, die vor allem auf Hamburger, aber auch holländischen Schiffen fuhren. Nicht wenige befehligten Walfänger, die jedes Frühjahr auf ihren gefährlichen Weg ins Nordmeer aufbrachen. Markantes Bauwerk ist die alte St. Severin-Kirche (ca. 1200); sie erhielt 1450 einen neuen Turm, der teilweise als Seezeichen und Gefängnis diente. Sie wurde 1544 evangelisch-lutherisch. Langjähriger Pastor der Kirche war Traugott Giesen. Er galt als Institution, bis er im Juni 2005 nach über 20 Jahren Dienst endlich in den Ruhestand ging. Der Friedhof dieser Kirche ist bekannt für seine schönen alten Grabplatten und -tafeln, auf denen sich viele alte Sylter Namen wiederfinden. Nahezu alle Angehörigen der großen Keitumer Seefahrer- und Kapitänsfamilien liegen hier begraben, aber auch Auswärtige wie Rudolf Augstein ließen sich hier beisetzen.

Unweit des so genannten Grünen Kliffs zum Wattenmeer lag der alte Keitumer Hafen. Heute ist er längst versandet, nur noch das alte Haus des Postschiffers Thomas Selmer mit seiner imposanten Freitreppe erinnert an diese Zeiten. Die hölzernen Hafenanlagen sind in den letzten hundert Jahren vollständig im Wattenboden verschwunden.

Keitum ist die Heimat des friesischen Freiheitskämpfers und Nationalhelden Uwe Jens Lornsen. Ihm ist in der Ortsmitte ein Denkmal gewidmet. Weitere Sehenswürdigkeiten sind das "Altfriesische Haus" und das Heimatmuseum. Beide geben interessante Einblicke in das Leben der Sylter vor Einsetzen des Tourismus.

Das Hünengrab Harhoog findet sich am Rande Keitums auf der Wattseite.

Der Name "Munkmarsch" soll der Überlieferung nach die Bedeutung "Mönchsmarsch" haben. Es hat sich somit bei den Wiesen um (fruchtbares) Marschland gehandelt, welches in irgendeiner Weise mit einem (Mönchs-)Kloster (auf dem Festland) verbunden war. Wenige Kilometer nördlich des alten Hauptortes Keitum gelegen, erlangte die alte Bauerschaft Munkmarsch erst Bedeutung, als der alte Keitumer Hafen mehr und mehr versandete und man beschloss, Mitte des 19. Jahrhunderts den Haupthafen der Insel aufgrund günstigerer Wasserbedingungen nach Munkmarsch zu verlegen. Bis zum Bau des Hindenburgdammes war der Hafen von Munkmarsch der wichtigste Ankunftshafen für die Gäste, die per Postschiff Raddampfer von Hoyer-Schleuse (heute dänisch) anreisten. Weiter nach Westerland ging es ab 1888 mit einer Schmalspurbahn. Hafen und Bahn verloren 1927 mit der Fertigstellung des Hindenburgdammes an Bedeutung. Die Bahn wurde abgebaut und anstelle des Fährhafens befindet sich dort heute ein privater Yachthafen. Das alte Fährhaus des letzten Postschiffers Thomas Selmer beherbergt heute ein erstklassiges Hotel.

Hierbei handelt es sich um einen alten friesischen Bauernort. Er weist mit der Archsum-Burg eine der ältesten Siedlungszeugnisse der Insel auf.

Morsum liegt an der 1,8 km langen und bis zu 21 m hohen Steilküste Morsum-Kliff in einer Heidelandschaft. Am Morsum-Kliff (Buntes Kliff) kann die geologische Geschichte der Region der letzten fünf Millionen Jahre studiert werden. Es steht seit 1923 unter Naturschutz. Die spätromanische Kirche St. Martin wurde im 13. Jahrhundert aus Granitquadern und Feldsteinen erbaut. Statt eines Turms hat sie einen hölzernen Glockenstapel, also einen gedrungenen Turm abseits der Kirche.

Das Hünengrab Denghoog in Wenningstedt.
Schullandheim in Wenningstedt.

Wenningstedt (friesisch: Wonningstair) hat eine Gemeindefläche von 637 Hektar, 1.590 Einwohner und über 1.800 Zweitwohnungsbesitzer (2001). Zur Ostseite des Ortes liegt das Weiße Kliff. Eine weitere Sehenswürdigkeit ist das Großsteingrab Denghoog, ein begehbares Familiengrab unter einem Hügel, mit großen Steinplatten ausgekleidet, aus dem 3. Jahrtausend vor Christus. Der Sage nach befand sich einige Meter vor der heutigen Küste der Alte Ort "Wendingstedt" mit einem alten Friesenhafen zur Westküste. Ob dieser Hafen jemals bestand, ist jedoch fraglich, da die geografische Lage an der rauen Westküste der Insel keinen bevorzugten Ankerplatz geboten haben dürfte.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts bestand der Ort aus acht Stavenplätzen (= Höfen). Seit 1859 ist er Seebad, seit 1960 "Nordseeheilbad". 1914 wurde die protestantische Friesenkapelle am Dorfteich errichtet. 1920 wurde im Zentrum von Wenningstedt ein sehr beliebtes Schullandheim erbaut. Gegründet wurde es als Nordseeheim der Bismarckschule (Hamburg). Heute wird es von zwei Hamburger Schulen verwaltet, dem Gymnasium Kaiser-Friedrich-Ufer und dem Helene-Lange-Gymnasium.

Das Wappen von Wenningstedt zeigt ein aus den Wellen herausragenden Bug eines Wikingerschiffes auf rotem Grund. Wenningstedt bildete mit Kampen und Braderup die so genannten "Norddörfer" - ein früher interkommunaler Zweckverband auf der Insel. Noch heute zeugt die "Norddörfer Schule" zwischen Wenningstedt und Kampen von diesem Verband, der sich kurz nach dem Ersten Weltkrieg auflöste. Der Begriff "Norddörfer" entstand zu der Zeit, als die eigentlich nördlichste Gemeinde/Siedlung der Insel, nämlich List, noch zum dänischen Königreich gehörte, somit Wenningstedt, Kampen und Braderup die deutschen "Norddörfer" waren.

Das Dorf Braderup ist seit jeher mit den übrigen sog. "Norddörfern" Wenningstedt und Kampen eng verbunden. Es weist keinen eigentlichen alten Ortskern auf, sondern war bis Mitte des 19. Jahrhunderts lediglich eine Bauernschaft mit wenigen Höfen. Rege Bautätigkeit setzte erst im 20. Jahrhundert ein, als der Fremdenverkehr den ruhigen Ort an der Wattseite der Insel Sylt für sich entdeckte. Besonders zum Ende des 20. Jahrhunderts wurde Braderup der Urlaubsort von "stillen Stars" - jenen prominenten Touristen, für die in Kampen längst zu unruhig geworden war.

Blick vom Weißen Kliff auf die Braderuper Heide.

Nordöstlich des Ortes befindet sich die Braderuper Heide. Diese urwüchsige Heidelandschaft wurde bereits in den 1920er Jahren zum Naturschutzgebiet erklärt und zählt heute zu den natürlichen Attraktionen der Insel.

Braderup ist heute Teil der Gemeinde Wenningstedt, die seit dem Jahr 2003 offiziell den Doppelnamen "Wenningstedt-Braderup (Sylt)" führt.

Nachdem die Allerheiligenflut am 1. November 1436 den Ort Eidum vollständig zerstört hatte, gründeten die Überlebenden nordöstlich (Söl'ring: "Wäästerlön") einen neuen Ort Westerland. Dieser wurde 1462 erstmals urkundlich erwähnt. 1855 wurde das Heilbad gegründet. 1905 erhielt Westerland die Stadtrechte und 1949 die Anerkennung als Heilbad. Die Stadt hat ca. 9.200 Einwohner (Stand 2000) und einen Flugplatz. Das erste Hotel des Ortes war die in den 1850er Jahren eröffnete Dünenhalle an der Deckerstraße. Dieses Haus überlebte die Zeiten, bis es im Jahr 2002 abgerissen wurde.

Geschichte

Schäumende Brandung am Zentral-Strand von Westerland.

Vor etwa einer Million Jahren bedeckte Eis ganz Nordeuropa. Das spätere Abschmelzen hinterließ vom Eis mitgeführtes Material, etwa das Rote Kliff, das nun seit Jahrhunderten von Meer und Errosion langsam abgetragen wird.

Sylt war bis zur großen Sturmflut ("Mandränke") von 1362 ein Teil des Festlandes und gehörte zu Jütland, das seit dem 8. Jahrhundert von Friesen besiedelt worden war.

Im Jahre 1386 wurde Sylt zwischen dem Herzogtum Schleswig und dem Königreich Dänemark aufgeteilt, bevor die Insel 1435 bis auf List und Umgebung ganz in den Besitz Schleswigs überging.

Im 15. Jahrhundert entstanden vermutlich die ersten Dünen. Walfang, Seefahrt und Austernzucht sorgten im 17. und 18. Jahrhundert für Wohlstand in der Bevölkerung. Dies ist auch die Ursprungszeit des Biike-Brennens, das jedes Jahr am 21. Februar stattfindet.

Wohlhabende Kapitäne ließen sich in Keitum nieder, das bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts der Hauptort der Insel war. In der Mitte des 19. Jahrhunderts begann der Tourismus und Westerland löste Keitum als Hauptort der Insel ab.

Im Ersten Weltkrieg wurde Sylt zwar vom Militär besetzt - zuerst durch das Infanterie-Regiment 162, später vom Landwehr-Regiment 85 - wurde aber nie zum Kriegsschauplatz.

1927 wurde der 11 km lange, nach Reichspräsident Paul von Hindenburg benannte Hindenburgdamm eröffnet, über den die Marschbahn führt. In den 1930er Jahren galt die Insel auch unter vielen Nazis als chic. So hatte Hermann Göring z.B. ein eigenes Haus am südwestlichen Ortsrand von Wenningstedt, er nannte es Min Lütten - dieses Haus steht heute noch nahezu unverändert. Aber auch unter den Personen, die den Nazis kritisch gegenüber standen, war die Insel beliebt. Insbesondere das intellektuelle Kampen zog stets freigeistige Künstler und Literaten an. Einer der Treffpunkte war das Haus Kliffende in der Kampener Heide.

1938 erfolgte die Eindeichung des Rantum-Beckens durch den RAD (Reichsarbeitsdienst). Man wollte einen tidenunabhängigen Wasserflugplatz errichten, der jedoch bei seiner Fertigstellung nicht mehr als "kriegswichtig" eingestuft wurde. Das Rantum Becken dient heute als Naturschutzgebiet und darf nicht betreten werden.

Eine Bunkeranlage im Süden von Westerland.

Im Zweiten Weltkrieg wurde Sylt zum Sperrgebiet erklärt. Es wurden massive Bunkeranlagen in den Dünen vom "Ellenbogen" bis nach Hörnum gebaut, die der Stationierung von 10.000 Soldaten auf der Insel dienen sollten. Man erwartete eine mögliche Invasion der Alliierten über die Nordsee - diese geschah jedoch in der Normandie, so dass Sylt weitgehend von kriegerischen Handlungen verschont blieb. Dennoch fielen die ersten Bomben auf deutschen Boden in Hörnum auf Sylt, abgeworfen von englischen Maschinen. Im weiteren Kriegsverlauf jedoch sorgten lediglich einige Bomberverbände auf dem Weg über die Nordsee Richtung Hamburg, Kiel und Berlin mit gelegentlichen Bombenabwürfen für Unruhe in der Bevölkerung. In den letzten Kriegstagen Invasion durch die Engländer mit Panzern und Fahrzeugen über den Hindenburgdamm statt. Es kam zur Kapitulation ohne Gegenwehr.

1945 wurden Heimatvertriebene der ehemaligen deutschen Ostgebiete in den alten Wehrmachtswohnungen und Lagern aufgenommen. Dies führte zeitweise dazu, dass mehr Heimatvertriebene als gebürtige Sylter auf der Insel lebten. Ein Großteil der zunächst in Lagern Untergebrachten fanden Arbeit auf Sylt und blieben dort; so ist es nicht verwunderlich, dass man auf Sylt noch viele typisch-ostpreussische Familiennamen findet.

Eine kleine Gruppe Heimatvertriebener stellten die von ihrer Insel vertriebenen Helgoländer dar. Die Engländer erklärten nach 1945 die Insel Helgoland zum Sperrgebiet und nutzten sie als Bombenabwurfplatz, so dass die Insel bis 1952 unbewohnbar blieb. Einige Helgoländer siedelten sich auf Sylt an - besonders in Hörnum, von wo aus sie mit ihren Fischkuttern und Booten weiterhin ihre heimatlichen Gewässer anfahren konnten und so den Kontakt zu Helgoland und zur Nordsee behielten. Anders als die Heimatvertriebenen der ehemaligen deutschen Ostgebiete konnten die Helgoländer unmittelbar nach der Freigabe "ihrer" Insel zurückkehren. Diese Chance ließ sich kaum ein Exil-Helgoländer entgehen, so dass heute kaum noch ehemalige Helgoländer zur Sylter Bevölkerung zählen.

Wirtschaft

Die Wirtschaft der Insel ist nahezu vollständig unmittelbar oder mittelbar vom Tourismus abhängig. So sind sowohl Einzelhandel, Gastronomie, Dienstleistungen als auch das Handwerk auf die Bedürfnisse der Gäste und Vermieter zugeschnitten. Es ist keine Branche der insularen Wirtschaft zu nennen, die nicht zumindest mittelbar vom Fremdenverkehr abhängig ist. Da Sylt im Gegensatz zum strukturschwachen Festland Nordfrieslands ein Überangebot an Arbeitsplätzen aufweist, pendelt ein Großteil der Arbeitnehmer täglich vom Festland per Zug auf die Insel; somit wirkt sich die Wirtschaftskraft der Insel auch auf das angrenzenden Festland aus.

Verkehrsinfrastruktur

Hindenburgdamm
Eine abendliche Überfahrt über den Hindenburgdamm.

Auf Sylt ist - wie auch auf den nordfriesischen Nachbarinseln - motorisierter Individualverkehr zugelassen. Die Insel verfügt über ein gut ausgebautes Straßennetz, sowie ausreichend strandnahe Parkplätze, die in der Regel jedoch kostenpflichtig sind. Mit dem PKW erreicht man die Insel entweder per DB-Autozug mit dem Sylt-Shuttle über den Hindenburgdamm, oder mit der Römö-Sylt-Linie per Autofähre von der dänischen Nachbarinsel Rømø, die durch einen Autodamm mit dem Festland verbunden ist. Die Römö-Sylt-Linie hat am 12.07.2005 eine neue Doppelend-Fähre - die "SYLT-EXPRESS" - in Dienst gestellt, die in Ihrer Kapazität die beiden ausgemusterten Fährschiffe "Vikingland" und "Westerland" erheblich übertrifft.

Neben den Autozügen verkehren über den Hindenburgdamm Nah- und Fernverkehrszüge (IC/EC). Die Bahnhöfe der Insel sind (von Ost nach West): Morsum, Keitum und Westerland. Der Hauptbahnhof liegt im Zentrum in der Inselmetropole Westerland.

Per Flugzeug läßt sich Sylt über den Flughafen Sylt sowohl im Linien- als auch im Charterverkehr erreichen.

Auf der Insel wird der ÖPNV durch die Linien- und Charterbusse der Sylter Verkehrsgesellschaft (SVG) sichergestellt. Die Busse der SVG fahren auf vier Linien in relativ enger Taktung sämtliche Inselorte an. Innerhalb Westerlands verkehren zusätzlich so genannte Stadtbusse

Als Radfahrer kann man auf ein hervorragend ausgebautes Radwegenetz zurückgreifen, welches alle Inselgemeinden erschließt. Es gibt kaum eine Stelle, die nicht bequem per Rad erreicht werden kann.

Die Sylter Inselbahn

Von 1888 bis 1970 verfügte die Insel Sylt über eine Schmalspurbahn, die so genannte Inselbahn. Zunächst befuhr sie ab 1888 in den Sommermonaten die etwa 4,2 km lange Strecke vom Hafen Munkmarsch in die Inselmetropole Westerland. Nach der Jahrhundertwende, im Jahre 1901, errichtete die HAPAG die so genannte Südbahn vom Hafen Hörnum nach Westerland. Um 1903 wurde von Westerland eine Schmalspurbahn in den Norden der Insel errichtet, zunächst bis Kampen, 1908 dann bis nach List. Zunächst bestanden diese Bahnen nebeneinander, erst mit dem Bau des Hindenburgdammes und der Anbindung der Insel an das Streckennetz der Reichsbahn wurden Nord- und Südbahn am Westerländer Reichsbahnhof vernetzt. Etwa zum gleichen Zeitpunkt wurde der Verkehr der alten Ostbahn auf der Strecke Munkmarsch-Westerland eingestellt. Während der beiden Weltkriege ergänzte die Wehrmacht dieses Streckennetz um einige Kilometer, um ihre oft abgelegenen Lager und Geschützstellungen anzubinden. So wurde etwa der gesamte Ellenbogen bei List mit einem Schienennetz versehen. Diese Strecken wurden jedoch unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg vollständig abgebaut.

In den 1950er Jahren erlebte die Inselbahn einen erneuten Aufschwung und es wurden unter anderem im Jahre 1957 fünf der für diese Inselbahn so typischen Leichttriebwagen (LT) eingesetzt. Dabei handelte es sich um eine Sylter Eigenentwicklung, bei der Borgward-Sattelschlepper zu Schienenbussen umgebaut wurden. Diese Umbauten erfolgten nach eigenen Plänen und in der Werkstatt der Inselbahn. Hintergrund dieser Eigenentwicklung war die Tatsache, dass sich die zugekauften Triebwagen oftmals als zu schwer für die in den losen Sand verlegten Gleise erwiesen. Neben diesen LTs verrichteten unzählige neu oder gebraucht angeschaffte Triebwagen, Draisinen, Lokomotiven und Anhänger auf der Insel ihren Dienst.

Den Siegeszug des Individualverkehrs auf Sylt konnte dies jedoch auch nicht aufhalten, und so wurden Nord- und Südbahn am 29. Dezember 1970 stillgelegt. Den Personenverkehr übernahmen nun die Busse der Sylter Verkehrsgesellschaft (SVG). Heute gehört die SVG dem Reeder Sven Paulsen, der auch mit seiner Adler-Reederei Ausflugsschiffe auf Nord- und Ostsee betreibt.

Ein Großteil der alten Trasse der Bahn dient heute als landschaftlich reizvoller Rad- und Wanderweg, der die gesamte Insel in Nord-Süd-Richtung erschließt. Von den Bahnhofsgebäuden ist lediglich der ehemals "nördlichste Bahnhof Deutschlands" in List erhalten geblieben. Die übrigen Gebäude und Betriebshöfe mussten allesamt dem Straßenbau oder Appartementhäusern weichen. Ein Leichttriebwagen ist bis heute erhalten geblieben; er steht heute stark sanierungsbedürftig im Hannoverschen Straßenbahn-Museum in Sehnde-Wehmingen bei Hannover. Der übrige Fuhrpark dieser Bahn ist entweder sofort verschrottet oder an andere Kleinbahnen abgegeben worden. Vor dem Westerländer DB-Bahnhof erinnert eine Tafel vor einem kleinen Stück Gleisbett noch an diese Bahn.

Küstenschutz

Eine Buhne im Norden von Westerland.

Als Schutzmaßnahmen gegen die stetige Erosion an den Küsten der Insel Sylt begann man schon im 19. Jahrhundert mit der Errichtung von Holzpfahlbuhnen. Diese wurden rechtwinklig zur Küste in die See hinein gebaut. Später wurden sie von Metall- und schließlich von Stahlbetonbuhnen abgelöst. Diese Bauwerke erzielten jedoch nicht den gewünschten Erfolg, die durch Querströmungen verursachte Erosion zu stoppen. Die "Lee-Erosion", also auf der wind- und strömungsabgewandten Seite der Buhnen, verhinderte nachhaltige Sandablagerungen.

In den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts versuchte man durch die so genannten Tetrapoden, die am Fuße der Dünen ähnlich wie die Buhnen ins Meer hinaus verlegt wurden, die Meeresgewalten zu stoppen - vergeblich. Die tonnenschweren, in Frankreich entwickelten vierfüßigen Betonbauten waren für den Sylter Strand zu schwer - sie versanken zum Teil im Sand. Auch sie konnten die Erosion nicht aufhalten. Vor dem Hörnumer Weststrand sind ab Mitte 2005 Tetrapoden-Schutzwerke wieder entfernt worden, da diese im Rückblick keinen großen Nutzen gegen die fortschreitende Errosion geboten hatten.

Seit den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts wird - als zurzeit einzig wirksame Waffe gegen die Erosion - Sand vor die Küsten der Insel gespült. Baggerschiffe pumpen ein Wasser-Sand-Gemisch an den Strand, an dem es durch Bulldozer verteilt wird. Damit wird bei Sturmfluten lediglich der vorgespülte Sand abgetragen - die eigentliche natürliche Küstenlinie wird somit geschützt und die Erosion wesentlich verlangsamt. Negativ sind die immensen Kosten der Sandvorspülungen zu sehen; der Bedarf von jährlich einigen Millionen Euro wird zurzeit von Bundes-, Landes- und EU-Mitteln gedeckt. Parallel dazu hat man an einigen Strandabschnitten damit begonnen, die oben erwähnten - sich als völlig nutzlos im Küstenschutz erwiesenen - Buhnen mit großem Aufwand abzutragen. Dieser Maßnahme ist auch die wohl berühmteste Buhne der Insel, die BUHNE 16, zum Opfer gefallen.

Das Wattenmeer, östlich zwischen Sylt und dem Festland gelegen, ist seit 1935 Natur- und Vogelschutzgebiet und ein Teil des Nationalparks Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer. Wanderungen im Watt werden in den meisten Orten angeboten. Das Rote Kliff in Kampen wird ca. einen Meter pro Jahr abgetragen.

Neben der kontinuierlichen Sandvorspülung gibt es auch weitere Ansätze zum dauerhaften Küstenschutz. Eine davon ist das Prinzip der Strandentwässerung ("Stranddrainage"), das an einigen Strandabschnitten in Dänemark bereits seine Wirksamkeit bewiesen hat.

Windenergie

Auf der Insel gibt es im Gegensatz zum Schleswig-Holsteinischen Festland keine Windenergieanlagen. Das Projekt Butendiek plant jedoch, einen Offshore-Windpark mit 80 Anlagen zu je drei Megawatt Nennleistung einige Seemeilen (ca. 35 km) vor der Küste in der Nordsee westlich von Sylt errichten. Über Sinn und Nutzen dieses Windparks wird heftig gestritten. Man befürchtet neben der optischen Beeinträchtigung auch einen erheblichen Eingriff in den Lebensraum der vor Sylt lebenden Schweinswale und Seehunde. (Andererseits ertrinken jedes Jahr mehrere Tausend junge Schweinswale in traditionellen Stellnetzen, die im flachen Wasser seit Jahren aufgestellt werden.) Ferner wird eine Gefährdung der Schifffahrt durch die über 70 Meter hohen Windenergieanlagen gesehen. Als SuperGAU stellt man sich die Havarie eines Tankers an einem der Türme vor. Dennoch hat die damalige rot-grüne Landesregierung im Jahr 2004 grünes Licht für die Realisierung dieses Offshore-Windparks gegeben. Andererseits gibt es auch Stimmen, die in diesem Windparkprojekt eine Touristenattraktion sehen, wenn z. B. Fahrten zum Windpark angeboten werden können.

Kultur

Jöölboom

Statt eines Weihnachtsbaumes war es auf Sylt üblich, den so genannten Jöölboom in der Weihnachtszeit aufzustellen. Es handelte sich dabei um ein kleineres Holzgestell, an den ein Kranz aus immergrünen Zweigen gebunden wurde. Je nach Geschmack und Tradition wurden weitere Naturprodukte als Dekorationsgaben hinzugefügt. Mittlerweile hat sich durchgesetzt, dass an diesem Gestell vier Kerzen befestigt werden, welche ähnlich denen eines Adventskranzes vor Weihnachten entzündet werden.

Friesenhäuser

Im Unterschied zu den Friesenhäusern auf dem Festland weisen die so genannten Utlandfriesischen Häuser einen spitzen Giebel über der Eingangstür auf, welcher sich bis knapp unter den First erstreckt. Die Friesenhäuser des Festlandes haben einen breiteren, weniger spitzen Giebel (Backengiebel). Diese Giebel (breit oder spitz) waren angelegt, damit bei einem Feuer das brennende Reet des Daches nicht vor die Eingangstür rutschte, sondern durch den Giebel gelenkt rechts und links davon herabfiel. Der Rettungsweg blieb somit stets frei.

Die Statik dieser Häuser beruhte auf einem Ständerwerk, das bedeutet, dass die Last des Daches und des Heubodens auf hölzernen Ständern ruht, die innerhalb der nichttragenden Außenmauern liegen. ie Außenmauern dienten somit nur dem Wetterschutz und konnten somit aus statischer Sicht relativ schwach ausgelegt werden.

Das Fundament der in der Regel nicht unterkellerten Häuser bestand aus Feldsteinen. In einigen Häusern befindet sich unter der Küche ein nicht begehbarer Vorratsraum, der mit Feldsteinen ausgemauert in den Boden eingelassen war.

Die Häuser stehen nahezu alle in Ost-West-Richtung, um dem vorherrschenden Westwind eine möglichst geringe Angriffsfläche zu bieten. Im dem Wetter zugewandten Westteil der Häuser befanden sich die Ställe, sodass der Wohnbereich auf der geschützteren Ostseite lag. Die Dachgeschosse der alten Häuser wurden in der Regel nicht zum Wohnen genutzt, sondern dienten als Heu- und Vorratslager. Dazu befand sich in dem oben erwähnten Friesengiebel eine Heuluke.

Weiteres Merkmal dieser utlandfriesischen Häuser war die Klöntür. Diese Tür ist horizontal zweigeteilt, so dass die obere Hälfte geöffnet werden konnte um z. B. zu lüften. Die geschlossene untere Hälfte verhinderte, dass Kleintiere, die oft rund ums Haus gehalten wurden, in die Stube gelangen konnten. Durch die somit halb geöffnete Tür ließ sich vortrefflich mit den Nachbarn schwatzen. Schwatzen = Syltfriesisch "Klöön" (Plattdeutsch "Klönen"); daher der Name dieser Türart.

Die Insel war ursprünglich aufgrund der Kargheit des Landes und der Unwirtlichkeit des Wetters recht dünn besiedelt. So standen um 1800 in Wenningstedt acht Friesenhäuser, in List zwei Höfe. Hörnum war bis etwa 1900 völlig unbesiedelt.

Biikebrennen

In der Nacht des 21. Februar eines jeden Jahres werden in vielen Inselorten große Feuer angezündet. Die Geschichte dieser Feuer geht in die vorchristliche Zeit zurück und kann etwa als Vertreibung der Wintergeister gedeutet werden; es gibt auch Quellen, die vermuten lassen, dass diese Feuer zu Ehren nordischer Gottheiten entzündet wurden. Später dienten sie der Verabschiedung der Grönlandfahrer. Das waren jene Sylter, die als Kapitäne oder Besatzung der Walfänger im Frühjahr ins Nordmeer zogen. Wiederbelebt hat diesen Brauch der Sylter Chronist C. P. Hansen gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Seitdem werden wieder Biiken aufgeschichtet und am Vorabend des Petritages entzündet.

Maskenlauf

Das Maskenlaufen ist eine Sylter Art des in Nordfriesland verbreiteten "Rummelpottlaufens". Dieser Brauch wird vor allem in den Sylt-Oster Dörfern noch gepflegt. Zu Silvester ziehen kleinere Gruppen von Erwachsenen und Kindern, mit Masken verkleidet, von Haus zu Haus. Die so verkleideten "Omtaakelten" tragen Lieder und Gedichte in friesischer Sprache vor, oft geht es darin um lokale Ereignisse des vergangenen Jahres. So mancher Bewohner bekommt von den bis zur Unkenntlichkeit Verkleideten schon ganz schön sein Fett weg! Dass bei diesen Umzügen auch ein wenig dem Nationalgetränk der Sylter - dem Rum - (mit heißem Wasser verdünnt oder pur) zugesprochen wird, muss nicht erwähnt werden. Somit enden diese Umzüge erst weit nach Mitternacht, indem sich die Umherziehenden noch auf einige Gläser treffen.

Das klassische "Raketenschießen" und Böllern ist auf der ganzen Insel untersagt - der Grund ist die hohe Brandgefahr auf Grund der vielen reetgedeckten Häuser und des trockenen Dünengrases. Dies hindert jedoch einige Touristen - vor allem in Westerland - nicht daran, es trotzdem zu versuchen.

Mehrsprachigkeit

Die einheimische Sprache der Insel Sylt ist das Friesische. Die Sylter Mundart wird Sölring genannt. Mit den Mundarten von Föhr, Amrum und Helgoland bildet sie die inselnordfriesische Dialektgruppe, die sich deutlich vom Festlandnordfriesischen abtrennt. Sölring unterscheidet sich von den anderen Inselmundarten durch die größere Anzahl von dänischen Lehnwörtern. Die üblichen nordfriesischen Rechtschreibregeln werden nicht für die Sylter Mundart verwendet. Einige hundert Menschen sprechen heute noch das Sylter Friesisch.

In der Nähe von Westerland wird in vielen Familien zudem noch Plattdeutsch gesprochen. Auf der Insel findet sich zudem eine dänische Minderheit. In Westerland und List bestehen zum Beispiel zwei dänische Schulen. Insbesondere der Norden und der Süden sind ansonsten fast rein hochdeutschsprachig.

Sylter Originale (zugereiste wohlgemerkt)

Sylt war schon seit Beginn des Badetourismus Mitte des 19. Jahrhunderts Anziehungspunkt vieler Glücksritter und Originale, die auf vielfache Weise versuchten und versuchen, auf Sylt ihr Glück zu machen.

Jürgen Gosch

Kaum ein Tourist kommt an den "Fischtempeln" und Buden von Jürgen Gosch vorbei. Dabei hat auch dieser äußerst erfolgreiche Unternehmer, der mittlerweile ein Fischimperium in ganz Deutschland besitzt, einmal ganz bescheiden angefangen: Als Maurer kam der junge Jürgen Gosch aus Tönning auf die Insel und begann nebenbei Aale und Krabben an die vom Strand heimkehrenden Touristen zu verkaufen. Da dieses Geschäft immer besser lief, kaufte er sich Anfang der 1970er Jahre einen kleinen Verkaufswagen und verkaufte von nun an seinen Fisch am Lister Hafen. Aus dieser ehemals "nördlichsten Fischbude Deutschlands" wurde mit viel Einsatz, Witz und kaufmännischem Geschick ein Unternehmen mit einigen hundert Mitarbeitern, das neben Restaurants und Fischständen auf der Insel und in den deutschen Metropolen auch einen erfolgreichen Fischversand bietet. Trotz dieser Entwicklung steht Jürgen Gosch noch immer am liebsten in seiner mittlerweile neu erbauten "Fischbude" am Lister Hafen.

Traugott Giesen

Die christliche Kirche hatte bei den als heidnisch und seit jeher eigenbrödlerisch verschrieenen Sylter Friesen nie einen leichten Stand. Dennoch gab es mit dem aus Berlin stammenden Pastor der St. Severin Kirche zu Keitum einen Mann, der gegen den Trend stets vor vollen Bänken predigte. Seine sehr persönliche und unkonventionelle Art hatte ihm beachtlichen Ruhm eingebracht. Kritiker sahen in Traugott Giesen einen Showmaster oder Schaumschläger, der sich nach ihrem Geschmack zu weit von der christlichen Lehre entfernt hatte. Seine Gottesdienstbesucher - Sylter und Gäste - jedoch schätzten ihn sehr. Ende Mai 2005 verabschiedete sich Traugott Giesen von seiner Gemeinde und trat in den Ruhestand. Jedoch bleibt er der Insel als Einwohner erhalten.

Butler John

In den 1980er und 1990er Jahren gab es kaum eine Promi-Party auf Sylt, auf der nicht Butler John zugegen war. Seine Dienste bot er als Miet-Butler für betuchte Kunden an. Er servierte z. B. in seiner Livrèe und weißen Handschuhen Champagner am Strand. Durch seine vielen Partyeinsätze und seine Persönlichkeit wurde er jedoch schnell selbst zum "Promi". In den letzten Jahren wurde es ruhiger um diesen Mann, altersbedingt zog er sich mehr und mehr vom Partygeschehen zurück.

Siehe auch

Buchtipp

  • Harry Kunz, Thomas Steensen: Das Sylt-Lexikon. Wachholtz Verlag, Neumünster. 2002. ISBN 3-529-05518-2.


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