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Hohenkrähen

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Der Hohenkrähen im Sommer 2004
Der Hohenkrähen um 1900

Der 643 m hohe Hohenkrähen ("Krayen") ist ein Berg vulkanischen Ursprungs nördlich von Singen (Hohentwiel) im Hegau zwischen Schlatt unter Krähen und Mühlhausen direkt über dem Kleeblatt der Autobahnausfahrt Singen gelegen.

Der Hohenkrähen ist ein markanter steiler Phonolithzahn, gekrönt von einer interessanten "wilden" Burgruine.

Hier lebte einst der Burgvogt und Raubritter Popolius Maier, der als Burggeist Poppele in zahlreichen Sagen Link sowie als Leitfigur der Singener Fasnacht Link bis heute weiterlebt. Ein Feldkreuz am Fuß des Krähen soll auch heute noch vor seinen Streichen schützen.

An botanischen Raritäten beherbergt der Phonolithkegel: Graues Fingerkraut (Potentilla inclinata), Bleicher Schöterich (Erysimum crepidifolium), Berg-Steinkraut (Alyssum montanum), Fester Lerchensporn (Corydalis solida), Finger-Zahnwurz (Dentaria pentaphyllos) Gelber Salbei (Salvia glutinosa) und Berg-Lauch (Allium senescens)

Als einstiges Raubritternest thront die Ruine auf einem steilen 200 Meter in die Höhe ragenden Phonolithkegel über den Hegau. Eindrucksvoll ist der Blick von den Resten der einst so stolzen Burg über das Land hinweg bis weit in den Bodensee. Als unbezwingbar galt sie. Mächtige Herrscher buhlten damals um die Gunst der Burgherren.

Der "Hohenkrähen" war durch seine einzigartige Lage und ihm anhaftende trotzige Schönheit begehrtes Machtsymbol in einer Zeit, in der das Schwert mächtiger war als das Wort. Noch heute meint man auf dem steilen Anstieg zur Burg das Klirren von Schwertern durch den dichten Wald zu hören, jeden Moment von lautem Hufgetrappel überrascht und umringt von einer Horde grimmig dreinblickender Raubritter um sein Säckel Gold erleichtert zu werden. Allerdings nur mit ein wenig Phantasie...

Auf halber Höhe ragt vor einem bereits eines der bewohnten Wirtschaftsgebäude am Eingang der Burg auf. Die Pfadfinderschaft "Grauer Reiter", die jetzigen "Herren des Hohenkrähen", haben die Ruine vom Besitzer Graf Douglas seit 1956 gepachtet. Dafür halten sie Gebäude und Anlagen in mühevoller Arbeit in Schuss.

Verwildert ist der ganze Berg. Sträucher und Bäume überziehen das Gelände. Einzig ein schmaler Pfad bleibt frei, um den Besucher bis ganz nach oben zu geleiten.

Vorsicht! Betreten erfolgt auf eigene Gefahr. Gutes Schuhwerk ist Pflicht. Und ein bisschen Übung im Gelände hilfreich.

Dafür entschädigt der Ausblick von der Spitze des Vulkankegels. Beeindruckend ist der Blick in die Tiefe. Voraus die Festung Hohentwiel, im Rücken die Burgruine auf dem Mägdeberg. Als Krönung der Schöpfung eine herrliche Aussicht auf den Bodensee... Von der einstigen Stärke und Trotzigkeit der Burg ist nur noch wenig zu sehen. In Ansätzen lässt sie sich erahnen. Steht man z.B. im Palas und lässt den Blick schweifen. Oder erkundet die wenigen erhaltenen Gemäuer auf der Oberburg und steigt hinab in die zwielichte Dunkelheit einstiger Ritterquartiere.

Im Jahre 1190 finden die Herren von Hohenkrähen erstmals Erwähnung in den Geschichtsbüchern. In diese Zeit wird auch der Bau der Burg datiert. Hundert Jahre später schwingen sich die Herren von Friedingen zu den Herrschern über die Burg auf.

Ein kleiner Krieg mit dem Haus Kaufbeuren im 14. Jahrhundert bereitet Unbehagen, doch richtig ernst wird es im 15. Jahrhundert. Gesellschaftlich und wirtschaftlich heruntergekommen wenden sich einige Familienmitglieder dem Raubrittertum zu. Sie treiben ihr Unwesen so toll, dass die Burg Hohenkrähen im gesamten Land als berüchtigtes Raubritternest bekannt wird. Viele Sagen ranken sich um den damaligen Burgvogt Popolius Maier, dem "Poppele" aus der Singener Fasnet, der es sogar gewagt hatte, einen Bischof 40 Tage und Nächt in seinem feuchtkalten Verlies auf Diät und Gefangenschaft zu setzen (Mehr dazu hier [1]).

Befehlshaber des 8.000 Mann starken Heeres, das 1512 den Krähen belagert, war des Kaisers oberster Feldhautmann Paul von Lichtenstein, seine rechte Hand Georg von Frundsberg. Dabei war das Aufgebot erst vier Tage zuvor ergangen. Hans Benedikt von Friedingen und die Heckenreiter auf dem Hohenkrähen verließen sich auf die unzugängliche Lage ihrer Feste und verweigerten jegliche Verhandlung. Am Mittwoch begann die Beschießung. Es handelte sch keineswegs nur um leichtes Geschütz. Der "Burlabaus" und der "Weckruf von Österreich" wurden eingesetzt - schwerstes Geschütz, das 1504 bereits die Feste Kufstein in Trümmer gelegt und Johann von Pienzenau zur bedingungslosen Kapitulation gezwungen hatte. Nach Kurzem aber heftigen Beschuss flohen die Herren von Friedingen des Nachts über die steile Ostflanke. Am nächsten morgen übergaben die verlassenen Knechte die Burg kampflos. Ca. 1560 übernimmt Jacob Fugger die Burg und baut den Palas an die Ostseite. 1632 - im 30jährigen Krieg - ist es mit der einstigen Pracht dann endgültig vorbei. Konrad Wiederholt, berühmter Festungskommandant auf dem Hohentwiel, erstürmt die Burg und reißt sie komplett ein. Der "Hohenkrähen", einstiges Machtsymbol, bleibt als Ruine liegen. Nur einmal in der darauf folgenden Geschichte wird auf dem Hohenkrähen nochmals gekämpft: Im Zweiten Weltkrieg ist eine Flugabwehrstellung auf dem Vulkan stationiert.