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Diskussion:Ludwig Wittgenstein

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Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 14. Oktober 2005 um 12:16 Uhr durch 84.150.174.83 (Diskussion) (Die Kritik an ursprünglichem Essay zur Spätphilosphie ist falsch). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Letzter Kommentar: vor 21 Jahren von Cornischong

Ein schön geschriebener und einfühlsamer Artikel! Mir fehlt noch ein kleiner, gechickt eingestreuter Hinweis auf seine Homosexualität...

In der Tat ein inhaltlich sehr guter Artikel - so was feines zu Wittgenstein findet man in den wenigsten Enzyklopädien (nicht mal im Historischen Wörterbuch der Philosophie). Allerdings kann man meines Erachtens eine Interpretation Wittgensteins, die seine Methode in den Vordergrund rückt, durchaus damit verbinden hier eine starke Kontinuität zum Tractus zu sehen. Gerade das methodische Schlagwort Sprachkritik, das zudem auf ein Problem hin, das auch für die PU grundlegend ist: Die These des Tractatus sind sinnloses Sätze, weil sie den im Tractatus aufgestellten Kriterien für sinnvolle Sätze nicht gerecht werden. Eine metasprachliche Reflexion auf die Funktionsweise von Sprache ist damit immer sinnlos. Dies führt bei Wittgenstein dazu, in den Philosophischen Untersuchungen Methoden (im Plural!) einzuführen, die dieses Problem vermeiden, z.B. das Vergleichen verschiedener Sprachspiele und das Destruieren philophischer Begriffe, um so die einfache Bedeutung der Worte freizulegen. Das ist natürlich eine bestimmte Interpretation von Wittgenstein, die so nicht unbedingt in den Artikel hinein muss. Sie zeigt aber, dass der letzte Abschnitt im Blick auf die Kontinuität von Früh- und Spätwerk noch geringfügig korrigiert werden sollte. --- Bazille

Das klingt so sehr nach Gödels Unvollständigkeitssatz, dass da eigentlich ein Link reingehört, wenn man das in den Artikel nimmt. Ich beziehe mich auf die Unmöglichkeit einer Metasprache, die formal der zu beschreibenden Sprache gleicht, bzw. in einer solchen Metasprache sinnvolle Sätze zu formen. Aber sag mal, Bazille, welche sind den im Tractatus die Kriterien, die er selbst nicht erfüllt? Bin auf nichts dergleichen gestoßen... Gruß -- Szs 23:20, 12. Jul 2004 (CEST)
Nach dem Tractatus sind sinnvolle Sätze (Sätze mit Bedeutung) nur solche Sätze, die über die empirische Wirklichkeit sprechen, weil Sprache und Welt in einem Abbildverhältnis stehen: Die Sprache bildet die Sachverhalte der Welt ab. Die Sätze des Tractatus sind aber gerade keine Sätze über Sachverhalte in der Welt, die sich empirisch feststellen ließen. Daher kommt Wittgenstein in den Thesenreihen 6 und 7 zu dem Ergebnis, dass all die Sätze des Tractatus wie ein Leiter sind, die man wegwerfen muss, weil er nur sinnlose Sätze enthält. Was dann im berühmten Schlusssatz des Tractatus resultiert. Insofern stellt der Tractatus Kriterien für sinnvolle Sätze auf, indem er sie selber gerade nicht einhält. Inwieweit es hier Parallelen zum Gödelschen Satz gibt weiß ich nicht. Wenn Du meinst sie seihen da, dann trag die Parallele ein. -- Bazille
Ja, ich erinnere mich. Das mit der Leiter... Gödels Satz sagt, dass ein hinreichend mächtiges formales System entweder widersprüchlich oder unvollständig ist. Anders ausgedrückt (oder besser: als Folge davon) kann ein System sich nicht vollständig selbst beschreiben. Die Sätze des Tractatus beschreiben als eine Art Metasprache das Verhältnis von Sprache und Welt. Das Problem ist, dass sich Sprache und Metasprache formal nicht unterscheiden, also gleichzeitig das Verhältnis von Metasprache und Welt beschrieben wird. Das führt zu Unvollständigkeit (die Metasprache müsste in einem Tractatus II extra beschrieben werden und so fort) oder Widersprüchlichkeit (da man formal Sätze bilden kann wie "Dieser Satz ist falsch"). Das umgeht W. mit seiner Leiter-"Ausrede". Wenn das vernünftig klingt, schreibe ichs rein. Bitte um kritischen Kommentar. Szs 17:43, 14. Jul 2004 (CEST)
Ja, das klingt nach einer sehr interessanten Parallele, die eine Erwähnung sicher wert ist. Hier wird ein analoges Problem in anderer Terminologie dargestellt. Bazille 19:15, 24. Aug 2004 (CEST)
Das ist sicherlich eine Parallele, hat systematisch aber nichts mit den Philosophischen Untersuchungen zu tun. Zum einen sind die Gödelschen Unvollständigkeitssätze zunächst rein technische, genauer: syntaktische, Ergebnisse, die gar nicht für alle formalen Sprachen gelten. Zum anderen ist die Unterscheidung zwischen Sprache und Metasprache sinnvoll, es ist aber nur ein Konstrukt, welches insbeondere in einem Versuch der Sprachphilosophie der natürlichen Sprache -und als solches sind die PU, mit denen dieser Thread eröffnet wurde, immer verstanden worden- einem Nachweis seiner Brauchbarkeit immer noch harrt (hermeneutischer Zirkel). Die "Parallele" besteht hier also nicht zum Gödelschen Unvollständigkeitssatz, sondern in der Frage, ob es eine Metasprache gibt bzw. möglich ist. Daß dies zur Charakterisierung von Philosophen benutzt werden kann, hat schon J. van Heijenoort in einem Artikel 1967 vorgeführt. -- Markus Beck 10:09, 4. Okt 2005 (CEST)

Das mit dem kleinen, geschickt eingestreuten Hinweis ist viel komplizierter als man annimmt. So weit mir bekannt ist, stehen zu dem Thema noch viele Fragen offen. Wenn du sichere Quellen hast, lass mich es wissen. Dank im Voraus --Cornischong 00:59, 4. Mai 2004 (CEST)Beantworten



Ich werde das wahrscheinlich noch hundertmal schreiben... :-/ Also: Wie schon in Diskussion:Martin Heidegger, Diskussion:Georg Wilhelm Friedrich Hegel und Diskussion:Friedrich Nietzsche gesagt: Ich bin dringend dafür, wieder das richtige Foto, anstatt der Computergrafik einzusetzen. --Martin Roell 16:39, 13. Mär 2004 (CET)


Es fehlt ein Hinweis auf die Todesursache! -- Szs 23:20, 12. Jul 2004 (CEST)


Nicht weiter geholfen hat mir die Erwähnung des "Brenner". Ich kenne ihn nicht. Möchte jemand einen Link einfügen? -- Lamettrie 14:22, 1. Aug 2005 (CEST)

zu langer text

eine gliederung wäre sicher angebracht, ich wollte mich übder den "späten wittgenstein" informieren. in der vorliegenden form ist das werk, die kritik, das leben viel zu stark gemixt, als nachschlagewerk quasi unbrauchbar. "nett" ist auch, wenn man am ende so schön belehrt wird: "Für Wittgenstein gilt daher umso mehr, was letztlich für alle Philosophen gilt: Nichts kann das Studium der Originalwerke selbst ersetzen." Das gilt sicher nicht nur für Philosophen und nur die Fachleute machens wirklich... --62.134.176.215 11:50, 10. Sep 2005 (CEST)

Die Kritik, der Artikel sei zu lang und unstrukturiert, kann ich überhaupt nicht nachvollziehen. Denn die Schilderung des Lebens ist doch klar von dem Essay zum Spätwerk getrennt. Und dieser Essay ist sehr gut geeignet, um etwas über das Spätwerk zu erfahren, weil er den wirklich entscheidenen Punkt beleuchtet: Es ging Wittgenstein um das Auflösen von Problemen durch Vergleiche und Gegenübersellungen, nicht um das Postulieren und Verteidigen von Thesen.

keinen Dunst von "sekundärer Bedeutung"

Man kann beim Vergleich der Fassungen beobachten, wie der sich immer wieder unverändert durchsetzende Text die Herausforderung, die ihm durch W.s "sekundären" Bedeutungsbegriff entstünde, durch Unterdrückung desselben löst. Die "sekundäre Bedeutung" ist aber mal ein zentraler Begriff für W.'s Philosophie der Psychologie (vergl. http://philosophy.hku.hk/courses/old/laurencegoldstein/phil2060l14.html) W. bezieht sich mittelbar auf sie in PU §42, indem er sagt, dass es noch andere Bedeutung als den Gebrauch gibt.

stilfrage

Der Artikel ist inhaltlich gut, nur klingt der Teil über das Spätwerk für einen Neutralität verlangenden Lexikoneintrag zu sehr danach, als gelte es irgendwelche "Interpreten" von der Fehlerhaftigkeit ihrer Analysen zu überzeugen. Beispiel: Warum heißt es:"Häufig wird behauptet, dass die Unterschiede eher im Inhalt der vertretenen Theorien bestehen...usw." anstatt einfach nur zu schreiben "Der methodische Ansatz zwischen PU und Tractatus ist grundverschieden"?

nicht belegte Behauptungen und unklarer "Theorie"-Begriff

Die in gelegentlichen Bearbeitungen immer mal wieder auftauchende Behauptung, dass der Sprachspielbegriff von Wittgenstein "weder widerspruchsfrei noch vollständig" bestimmt worden sei, ist in dem Eintrag leider nicht belegt. Wo in dem Gesamtwerk gibt es eine Stelle, die der Aussage, dass die Bedeutung eines Wortes sein Gebrauch in der Sprache ist, widerspricht (abgesehen vom II. Teil der Philosophischen Untersuchungen, wo Fälle untersucht werden, in denen die „sekundäre Bedeutung“ eines Begriffs ein ihm zugehöriges „Erlebnis“ ist)?

Ich denke mit der Unklarheit des Sprachspielbegriffs wird meist darauf angespielt, ob z.B. die Umgangssprache ein Sprachspiel ist, ob Sprache nur ein Spiel ist, ob Wittgenstein "Sprachspiel" nur im Sinne von PU 7 verstanden haben möchte. -- Markus Beck 10:20, 4. Okt 2005 (CEST)

Ob Wittgenstein eine Theorie der Bedeutung aufgestellt hat, sollte man vielleicht nicht versuchen zu beantworten, ohne sich bemüht zu haben, Klarheit darüber zu erreichen, was Wittgenstein selber unter „Theorie“ verstand: ein falsifizierbares Bild der Wirklichkeit nämlich, ganz im Sinne Poppers. Unter „Begriff“ verstand Wittgenstein dagegen so etwas wie eine „Form der Wirklichkeit“, die ermöglicht, das, was ihr entspricht, abzugrenzen von dem, was ihr nicht entspricht. Wittgenstein beobachtet einen kategorialen Unterschied zwischen Begriff und Theorie, insofern ersterer nicht falsifizierbar (nicht theoretisch, sondern Theorien ermöglichend) ist. Das Wesen eines Begriffes besteht in dem, was er festlegt, das Wesen einer Theorie in dem, was sie aus-, meist vorhersagt. Ein Begriff entspricht einem Meterstab, der ja nicht dem entsprechen muss, dessen Länge er gibt – eine Theorie gleicht dagegen einem Futteral, dessen Form von dem Gegenstand bestimmt wird, der in es passen soll. Als ursprünglicher Naturwissenschaftler hat Wittgenstein immer großen Wert darauf gelegt, diesen Unterschied - zwischen Normen, dem Gebiet der Geisteswissenschaften, und (theoretischen) Aussagen, dem Gebiet der Naturwissenschaften - aufrecht zu erhalten. Philosophie klärt nach Wittgenstein die näheren Bedingungen von Begriffen, nicht unähnlich der Auslegung von Gesetzestexten. Zu fragen oder darüber zu streiten, ob Wittgenstein eine Bedeutungstheorie aufgestellt habe, macht erst Sinn, wenn man klar gemacht hat, ob Theorie im Wittgensteinschen oder nach irgendeinem anderen Verständnis damit gemeint ist. Im Sinne Wittgenstein wäre eine „Theorie“ der Bedeutung absurd.

Man kann einen Autor besser verstehen als er sich selber. Das ist ein Grund, warum man nicht den Wittgensteinschen Theoriebegriff verwenden muß, wenn man fragt, ob er eine Bedeutungstheorie entwickelt oder zumindest Grundlagen hierzu geschaffen hat. Ich bin mir auch nicht sicher, ob etwa die PU durchgängig mit Poppers Theoriebegriff in Einklang zu bringen sind. -- Markus Beck 10:20, 4. Okt 2005 (CEST)
Nicht abstreiten lässt sich, dass W. die Merkmale eines Bedeutungsbegriffs definiert; wie er weiters eine Theorie schöpft, bedraf des Nachweises (es sei denn, man machte keinen Unterschied zwischen Theorie und Begriff, was einem Verlust an Unterscheidungsfähigkeit gleichkäme, also "dümmer" wäre).

Der Weg, den Wittgenstein nun vorschlägt, um die Bedeutung eines Begriffes festzustellen, besteht in der Aufspürung und Nachzeichnung seines Verwendungszusammenhanges oder „Sprachspiels“ (ich empfehle hierzu das Nachlesen des kundigen Eintrags im englischen Wikipedia, der auch besser erklärt, was es mit einem Sprachspiel auf sich hat). Selbst die Bedeutung des Begriffes „Bedeutung“ ist auf diese Weise aufzudecken: man schaut, wie das Wort alltäglich verwandt wird.

Besteht der Inhalt von Begriffen aber in „Sprachspielen“ (objektiven Verläufen, die dem Dasein Maß geben), muss dies auch für die Begriffe des Innenlebens gelten: „Vorstellung“, „Traum“ – am liebsten zitiert Wittgenstein „Zahnschmerzen“, die, wie er nicht müde wird nachzuweisen, nichts Privates, sondern ein öffentliches, die Mitwelt gestaltendes Phänomen sind, und so überhaupt alles Innerliche (auf die originellsten Weiterungen ist hier Wittgensteins Schüler Malcolm für das Träumen gekommen http://www.amazon.com/exec/obidos/tg/detail/-/071008434X/qid=1128173460/sr=1-2/ref=sr_1_2/002-6154616-0206462?v=glance&s=books)

Was den Unterschied zwischen Früh- und Spätwerk betrifft, sollte man vielleicht wissen, dass Wittgenstein vor seinem Tod in Wien eine Vorlesung hielt, zu deren Teilnahme man sich nur durch Auswendiglernen des Tractatus qualifizierte (Ingeborg Bachmann war damals unter den Zuhörern). So weit kann es mit dem „Bruch“ zu seinen Anfangen also nicht her gewesen sein. Man kommt hier meiner Meinung nach am weitesten, wenn man feststellt, dass Wittgenstein zeit seines Lebens eine Form der Darstellung, nämlich den Aufweis an Bildern/Beispielen, beibehalten hat. Er spricht das Metaphysische nicht aus, sondern zeigt, wie es Sprechen ermöglicht. Der Versuch, etwas Metaphysisches zu sagen, käme dem Versuch einer Hand gleich, sich selber zu ergreifen. Sein Gegenstand hieß dabei zunächst Logik, später „Grammatik“ (worunter er etwas wie weltliche Verkehrsgesetzte verstand, die unter anderem die gesprochene Sprache regeln).

Die Kritik an ursprünglichem Essay zur Spätphilosphie ist falsch

Die obige Kritik an dem ursprünglichen Essay zur Spätphilosphie ist unzutreffend. Im Wesentlichen handelt es sich um einen einleitenden Essay über Wittgensteins Methode in seiner Spätphilosophie. Als solcher war er durchaus korrekt (wenn es auch in Einzelheiten natürlich Verbesserungspotential gibt, was mehrere Bearbeiter ja auch schon zu Veränderungen veranlasst hat).

Leider scheint die Kritik dazu geführt zu haben, dass sich einige Bearbeiter dazu ermutigt sahen, den Essay total zu verstümmeln und in seiner Aussage zu verfälschen, was letztlich dazu geführt hat, dass der Essay in sich widersprüchlich war. Ich finde, so geht das nicht. Niemand sollte sich hier zum Oberlehrer aufspielen.

Statt einen bestehenden Artikel uneinheitlich zu machen und ihn zu verstümmeln, sollte jemand, der eine abweichende Meinung hat, lieber einen neuen, alternativen Essay anhängen. Wie der Essay schon sagt: Es gibt keine einheitlich Deutung der Philosophie Wittgensteins.

Noch eine Anmerkung: Wir sind hier nicht in einem philosphischen Seminar. Ein Lexikon-Artikel ist keine Seminararbeit, sondern ein Überblicksartikel, der einen ersten Einblick vermittlen soll.

Eine einheitliche Deutung gibt es zu fast gar keinem Phänomen. Insofern ist diese Weisheit redundant, so sie nicht zum Vorwand dient, eine bestimmte Deutung - der Unheitlichkeit nämlich des Wittgenstein-Werkes oder -Denkens - als Eigenschaft des behandelten Gegenstandes, nicht der vorgebrachten Deutung, darzustellen.

Natürlich gibt es eine keine einheitliche Deutung von Wittgensteins Schriften in dem Sinne, dass alle Interpreten der gleichen Meinung sind. Das macht der Essay ja gerade deutlich. Anderseits kann eine bestimmte Deutung durchaus in sich schlüssig sein und insofern einheitlich bzw. konsistent. Der ursprüngliche Essay zur Spätphilosphie (wie auch die Fassung vom 5.10.2005) war in diesem Sinne einheitlich/konsistent. Die nun wieder vorgenommenen Änderungen vom 9.-10.10. zerstören genau diese Konsistenz und ändern den Character des ursprünglichen Essays stark (etliche Absätze sind komplett umgearbeitet, einige sogar vollständig gelöscht worden). Nochmals: Das ist nicht OK. Die angesprochene Person möge sich bitte nicht zum Oberrichter aufspielen und einen alternativen Essay hinzufügen, statt den bestehenden weiter zu verstümmeln.
Und wenn die Konsistenz in zentralen Punkten wie dem Bedeutungsbegriff dadurch zustand kommt, dass eine ganze Dimension desselben ("sekundäre Bedeutung") unter den Tisch fällt? Man kann doch nicht einfach implizieren, Wittgenstein habe die interne Relation von Bedeutungsbegriff und Sprachspiel offen gelassen, ohne Belege anzuführen. Eine Meinung reicht da nicht aus. - Imgrunde geht's aber gar nicht um Bedeutungsbegriff, Familienähnlichkeit usf., nicht mal bereits um Theorien, sondern darum, ob man W. mißversteht oder -braucht, wenn grundsätzliche oder philosophische Wahrheiten aus seinem Werk gelesen werden. Wird dadurch, wie im Falle von Theorien, etwas hinzugetan oder alles so gelassen wie es ist, lediglich auseinandergelegt? Dass dies eine Streitfrage ist, gehörte eigentlich nur dargestellt, wofür ein Absatz reichen würde. Der Rest ist Stroh.
Es ging im ursprünglichen Essay eben nicht um die Darstellung bestimmter Thesen oder philosphischer Sätze, da ja die Auffassung vertreten wurden, dass die philosophischen Untersuchungen solche Thesen nicht enhält. Daher kann es auch kein "unter den Tisch fallen lassen" von Thesen geben.
Freilich nicht von Thesen, sondern, wie's ja auch buchstäblich angemahnt wird, von Begriffen. Die zähe Unfähigkeit, diesen Unterschied zu verstehen, verdirbt den gut gemeinten Ansatz des Artikels. Er legt nur den halben Weg zurück. Philosophie unterscheidet sich kategorial von Wissenschaft. Wissenschaft konstruiert Theorien, die es erlauben, Ereignisse vorauszusagen und zu erklären. Sie unterliegen der Prüfung durch Erfahrung und können die Wirklichkeit annähernd wiedergeben. Insofern kann es gar keine philosophischen Theorien geben. Die Aufgabe der Philosophie ist, philosophische Probleme durch Klärung dessen zu lösen, was Sinn macht. Wobei jede Sinnbestimmung der Erfahrung vorausgeht und auch jedem Urteil. In der Philosophie kann es darum nichts Hypothetisches geben, denn dass etwas, was man versteht, Sinn macht, kann keine Hypothese sein. Philosophie lässt keine wissenschaftliche Erklärung, nur Beschreibung zu - Beschreibung der Verwendung von Begriffen. Insofern ist die Behauptung, irgendjemand zöge aus dem Werk Wittgensteins - und im übrigen auch anderer Philosophen - Theorien, Unsinn. Weil man keine Theorien aus Philosophien ziehen kann bzw. das, was man dazu verwendet, aufhört, Philosophie zu sein. Wenn Wittgenstein in PU 109 schreibt: "Und wir dürfen keinerlei Theorie aufstellen. Es darf nichts Hypothetisches in unseren Betrachtungen sein" dann ist dieser Satz, weil er - ähnlich der Bedeutungs- oder Sprachspielbestimmung a.a.O. - etwas festlegt, nicht, wie der kritisierte Artikel impliziert, etwa selber theoretisch (allein schon weil Theorien keine Modaloperatoren verwenden). Es ist unredlich oder denkfaul, wahrscheinlich aber eher verwirrt, wesentliche Bestimmungen Wittgensteins glauben auszulassen zu können und sich gegen die Erinnerung daran dadurch zu immunisieren, dass man sie als Einklagung von Theorien brandmarkt. Mit gleichem Recht könnte man sich Beethovens IXte zur Hälfte anhören und darauf bestehen, nichts zu verpassen.
Nun kommen wir zum Punkt! Genau darin liegt der Unterschied. Ich kann jede Bestimmung Wittgensteins auslassen, weil Wittgenstein (wie er nicht müde wird zu betonen) eben genau das nicht gemacht: bestimmen, Thesen aufstellen, "Richtiges" behaupten. Ich kann in der Tat die Philosphischen Untersuchungen auf Seite 200 oder 100 aufhören zu lesen, wenn ich die Methode verstanden habe, wenn ich begriffen habe, worum es Wittgenstein geht, wenn meine intellektuelle Verkrampfung gelöst ist und ich z. B. nicht mehr nach der eigentlichen Bedeutung von "Bedeutung" frage. Irgendwelche Begriffsbestimmungen Wittgensteins an irgendeiner Stelle in seinem Werk (und sei es das gleich Buch) sind für diese Erkenntnis nicht relevant. -- Hermann - 14.10.2005
Der Punkt ist, dass eine Bestimmung keine Theorie und auch nicht wahr oder falsch sein kann, da sie nichts über die Wirklichkeit sagt. "Man kann von einem Ding nicht aussagen, es sei 1 m lang, noch es sei nicht 1 m lang, und das ist das Urmeter in Paris" schreibt W. etwa in PU 50, später in 429, man könne, wenn man "jemandem das Wort 'rot' im Satze 'Das ist nicht rot' erklären will...dazu auf etwas Rotes" zeigen. Das Urmeter ist keine Theorie der Länge, sondern ihre Bestimmung, ähnlich "etwas Rotes" im Hinblick auf die Farbe - die Beschreibungen des Sprachspiels im Hinblick auf eine Bedeutung. Wer's fassen kann, der fasse es.

Wahrheitstabellen

Von wem stammen denn nun die Wahrheitstabellen? In diesem Artikel wird Wittgenstein als deren "Erfinder" angegeben, was ich bis jetzt eigentlich auch glaubte, ohne mich aber erinnern zu können, wo ich das gelesen habe (mglw. in Ray Monks Wittgenstein-Biografie). Nun habe ich aber bei Charles S. Peirce gelesen: "Er führte Wahrheitstabellen in die Logik ein [...]". Auch bei den Wahrheitstabellen selbst, wird auf Charles S. Peirce verwiesen (allerdings auch nur durch einen "Siehe auch"-Verweis unterhalb des Textes). --RaoulTranchirer 21:58, 4. Okt 2005 (CEST)

Text zu Wahrheitstabellen geändert

Die Kritik an der Passage zu den Wahrheitstabellen ist gerechtfertigt. Der Text wurde unterdessen entsprechend angepasst.

irreführende Relativierung des Bedeutungsbegriffs

Aus dem PU-§42-Satz „Man kann für eine große Klasse von Fällen der Benutzung des Wortes Bedeutung - wenn auch nicht für alle Fälle seiner Benutzung - dieses Wort so erklären...“ eine starke Einschränkung des Bedeutungsbegriffes abzuleiten, führt in die Irre. Wittgenstein bezieht sich mit "nicht für alle Fälle..." auf das "Erlebnis" (beschrieben im Bedeutungserlebnis-Kapitel des Teil II der PU), welches Bedeutung - neben Gebrauch in der Sprache - "sekundär" (wie W. sich auszudrücken beliebt) auch sein kann. Bedeutung ist nach Wittgenstein "primär" Gebrauch, "sekundär" Erlebnis, eine andere Bestimmung ist in seinem gesamten Werk nicht nachzuweisen. Dem Artikel liegt zu stark dran, Wittgensteins Begriffsschöpfung als vage oder unsicher zu kennzeichnen. Dies ist nicht zu belegen, insofern Tendenz, nicht Tatsache.

Fehde? --- Diskurs!

Was ist eigentlich los hier? Es ist genau das passiert, was ich immer beführchtet habe: Es wird ein Fehde zugunsten oder ungunsten einer bestimmten Deutung der Schriften Wittgensteins ausgetragen. Das kann ja heiter werden.

Warum ist es nicht möglich, einen der obigen Vorschläge anzunehmen und zwei konkurrierende Essays zu schreiben, statt einen bestehenden komplett umzudeuten, wie in den letzten Tagen wieder geschehen (9.-10. Oktober 2005)? Warum kann man nicht die Version vom 5.10.2005 stehen lassen und eine alternative Deutung hinzufügen? Das wäre doch sinnvoller und dem diskursiven Character angemessen. Statt dessen schwingt sich ein Bearbeiter/eine Bearbeiterin zum obersten Richter über die Wittgenstein-Interpretation auf.

In der gegenwärtigen Fassung sind beide Meinungen integriert. Es heisst immer: eine Partei sieht es so, die andere so. Eine bestimmte Lesart wird damit nicht als allein seligmachende hingestellt, sondern dem Leser zur Entscheidung angeboten. Es sieht trotzdem unschön aus, da der zentrale Streitpunkt zu umständlich gefasst wird. Wenn's nämlich nach Wittgenstein keine philosophischen Sätze geben kann, welchen Status hat dann diese Feststellung? Ist sie nun ein philosophischer Satz oder gehört sie zum allgemein Bekannten? Die Darstellung/Abhandlung dieses Streits könnte die letzten Artikelpassagen ersetzen. Die anderen darin auftauchenden Themen behandelt der Wikipedia-Artikel zu den Philosophischen Untersuchungen.

Versuch einer ausgewogenen Darstellung

Ich habe heute (12.10.2005) versucht, den konkurrierenden Positionen insofern gerecht zu werden, als ich den Charakter des Essays verändert habe: Es wird nun zwischen zwei grundsätzlich unterschiedlichen Interpretationschulen unterschieden ("Methodiker" versus "Grammatiker"). Ich habe nach Möglichkeit alle relevanten und hier vorgetragenen Thesen einzubauen versucht und glaube, dass nun klarer wird, worum es in der Diskussion geht. Ich schlage vor, dass die Anhänger der verschiedenen Interpretationsansätze in Zukunft in Zukunft nicht mehr versuchen, nur ihre Ansicht zu propagieren, indem sie die andere unter den Tisch fallen lassen.

Grammatische Saetze koennen nach Wittgenstein - analog Normen - weder wahr noch falsch sein, taugen insofern auch nicht zu Theorien. Der von Dir beschriebene Zwiespalt zwischen "Grammatikern" und "Methodikern" entzuendet sich an der versuchten Relativierung grammatischer Saetze (z.B. ueber das Wesen von "Spiel" oder "Bedeutung"), denn grammatische Sätze lassen sich nicht relativieren, sie gelten immer gerade so, wie sie sind. - Ein zweiter Streitpunkt ergibt sich aus dem, was Wittgenstein ausser dem Gebrauch als Bedeutungsinhalt impliziert. Die, wie Du sie nennst, "Grammatiker" beschraenken sich hier auf das Werk Wittgensteins und beobachten, wo der Begriff anders als im Gebrauchs-Sinne verwendet wird, also etwa in den Philosophischen Untersuchungen, Teil II (Seite 557): "Man könnte von 'primärer' und 'sekundärer' Bedeutung eines Wortes reden. Nur der, für den das wort jene Bedeutung hat, verwendet sie in dieser." Man kann 'sekundär' bedeutungsblind sein wie z.B. jemand dem ein gewisses Musikverstaendnis abgeht usf. Der UTB-Kommentar E.M. Langes beschaeftigt sich ausfuehrlicher mit diesem Punkt, der sicher nicht der eingehendste von W.s Philosophie ist, aber die einzige Stelle, wo "Bedeutung" anders als im Gebrauchssinne verwandt wird.

Anmerkungen zum aktuellen Artikel und zum Diskussionschaos

Liebe Leute, diese Diskussionsseite ist ja das totale Chaos. Man weis hier nicht wer was geschrieben hat. Könnten wir uns vielleicht mal darauf einigen, dass ihr Eure Beiträge mit Eurem Wikipedia Namen signiert und ein Datum hinzufügt? So blickt da ja keiner mehr durch!

Nun zur aktuellen Fassung des Artikels: In der Tat ist das Grundproblem bei einer Darstellung von Wittgensteins Spätphilosophie in einem Lexikalischen Artikel (!!!), die vielzahl der Interpretationen. Vom Ansatz her erscheint mir die aktuelle Fassung (14.10.2005, 10:23 Uhr) da ganz vernünftig, da sie in der Tat versucht zwei grundlegenden Linien der Interpretation herauszuarbeiten. Allerdings trifft sie m.E. nicht ganz die aktuelle Diskussionslage. Die Unterscheidung zwischen "Methodikern" und "Grammatikern" ist begrifflich verwirrend, denn gerade der Grammatikbegriff Wittgensteins wird mit unter zu einem zentralen Begriff seiner Methode, ebenso der Begriff des Sprachspiels (das wurde in der urspründlichen Fassung des Artikels sehr deutlich und ist auch mein Verständnis von Wittgenstein). Die Gegenposition hat ihr Proprium m.E. eher darin, dass sie in Wittgensteins Philosophie eine semantische Theorie findet und dies dann ihrerseits an den Begriffen Grammatik und Sprachspiel festmacht. Der Begriff der Grammatik ist also gerade in seiner Bedeutung zwischen den verschiedenen Interpretationslinien umstritten. Ich würde daher vorschlagen zwischen einer "methodischen Interpretatione" und einer "semantischen Interpretation" zu unterscheiden (wichtig: nicht die Interpreten sind von Interesse, sondern die Interpretationen! Also nicht Methodiker vs. Semantiker o.ä.).

Ein weiteres Problem der Darstellung: Die Behauptung der Kontinuität zwischen Früh- und Spätphilosophie findet sich in beiden Interpretationsansätzen. Gerade im Blick auf das methodische kann man auch Kontinuität zum Tractatus festellen (siehe z.B. den Band "The New Wittgenstein", hg. von A. Crary/R. Read, in dem Crary als den gemeinsamen Ausgangspunkt von Früh- und Spätphilosophie das fehlen eines Standpunktes jenseits der Sprache ausmacht. Dieses Problem wird jeweils unterschieldich gelöst.) Also zusammenfassend: Ich sehe keinen Sinn darin hier einen Aufstand zu machen, weil der ursprüngliche Artikel verändert wurde. Ich fand ihn gut - er deckte sich in vielen Punkten mit meiner Interpretation. Aber ich sehe auch, dass es noch andere Interpretationen gibt. Den Streit zwischen diesen Interpretationen auszufechten ist hier nicht der Ort, sondern es kann nur darum gehen die verschiedenen Interpretationsansätze zu systematisieren und darzustellen. Der Ansatz ist also richtig, die Ausführung aber m.E. noch nicht ausreichend. --Bazille, 14.10.2005

Na ja, so schlimm ist es nicht, wenn Namen fehlen. Die Argumente stehen ja da und stehen für sich, ohne dass sie der "Autorisierung" bedürften.
Auch und gerade in einem lexikalischen Artikel muss man die verschiedenen Richtungen (zumindest ansatzweise) darstellen. Warum du etwas gegen die Bezeichnung der Gruppen hast, verstehe ich nicht ganz: Ob ich von "Methodikern" spreche oder von den Änhängern der "methodischen Interpretation" ist doch nun wirklich egal. Von "Methodikern" und "Grammatikern" zu sprechen, macht das Lesen einfacher und anregender, weil man sich "Leute" vorstellen kann.
Die "Methodiker" gehen durchaus nicht von einer Kontinuität zwischen Tracatatus und PU aus! Natürlich sind beide Werke von selben Autor verfasst worden, sodass es auch kaum verwunderlich ist, dass es gewisse Ähnlichkeiten gibt (aber wo gäbe es die nicht). Das Augenmerk der "Methodiker" liegt darauf, dass Wittgensteins Art des Philosphierens methodisch komplett gewandelt hat. Er wirft den Ansatz mit Hilfe eine logischen Kalküls vollständig über Bord, und das ist das entscheidende. Auch nimmt Wittgenstein nach Ansicht der "Methodiker" in den PU im Unterschied zum Tractatus keinerlei Bestimmungen mehr vor, es sei denn temporäre zu einem bestimmten Zweck - wie wir das im täglichen Leben ja immer tun. Darüber hinaus sehen die "Methodiker" die grammatischen Äußerungen Wittgensteins wirklich nur als Mittel zum Zweck an, der durchaus nicht das Wesen von Wittgensteins Methode ausmacht. Dagegen sieht die Gruppe der "Grammatiker" gerade dies als entscheidend an und versucht oft, die korrekte "Grammatik" von Worten/Begriffen zu ergründen.
Mit dem Begriff der "semantischen Interpretation" kann ich nichts anfangen. Was genau soll das bedeuten? Eine Interpretation ist schließlich immer auch "semantisch". Eine "semantische Interpretation" ist für mich eine Tautologie.
Die Namen Baker und Hacker sind Euch sicherlich ein Begriff. An diesen beiden Personen kann der Unterschied zwischen den beiden Interpretationsansätzen verdeutlicht werden. Bekanntlich haben Hacker und Backer gemeinsam ausführliche und tiefschürfende Kommentare zu den Philosphischen Untersuchungen verfasst (in mehreren Bänden). In ihrer Art sind sie bisher unübertroffen. Diese Kommentare sind der "Grammatiker"-Interpretation zuzurechnen. Doch zwischen Baker und Hacker ist zum Ende Ihrer Zusammenarbeit ein wissenschaftlicher Streit ausgebroschen. Baker wandelte sich nämlich zum "Methodiker" und hat folglich die Zusammenarbeit mit dem "Grammatiker" Hacker aufgekündigt. Denn Baker war der Meinung, dass die "scholastische" Methode der Spätwerke Wittgensteins, wie sie in den Kommentaren zum Ausdruck kommt, dem Anliegen Wittgensteins nicht gerecht wird. (Nach seinem verfrühten Tod wurden Bakers Aufsätze noch veröffentlicht: G.P. Baker: Wittgenstein's Method: Neglected Aspects). --Hermann, 14.10.2005