Bozen
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Bozen (italienisch Bolzano, ladinisch Bulsan, lateinisch Bauzanum) ist die Landeshauptstadt Südtirols, einer autonomen Provinz in Italien, und als solche Sitz der Südtiroler Landesregierung und des Südtiroler Landtags.
Geschichte
Antike und frühes Mittelalter
Der Talkessel von Bozen war im Altertum und im frühen Mittelalter wegen seiner Sümpfe und häufigen Überschwemmungen unbewohnbar. Es gab jedoch schon zu Römerzeiten eine Straßenstation namens Pons Drusi (benannt nach Drusus, der auf seinem Germanienfeldzug vermutlich hier vorbeigekommen ist). Diese Siedlung lag wohl im Bereich des heutigen Stadtteils Rentsch, der deutlich höher liegt als die heutige Innenstadt. Allerdings hat man auch in der Umgebung des Domes (siehe Bild) Reste einer frühchristlichen Kirche und einiger Gebäude aus dieser Zeit gefunden. Die Siedlungen im Tal wurden während der Völkerwanderung zugunsten befestigter Anlagen an erhöhter Stelle aufgegeben. In jener Zeit hat es vermutlich auf dem Virgl eine Burg namens Bozen gegeben. Für diese Burg ist ab dem 7. Jh. ein bayrischer Graf von Bozen bekannt. Davor war die Gegend von romanisierten Rätern bewohnt und stand zeitweise unter dem Einfluss der Langobarden. Hier hat auch Herzog Tassilo III. die Gründung des Klosters Innichen beschlossen. Zeugnis davon gibt freilich nur mehr die Vigiliuskirche am Virgl die aus jener Zeit stammt und somit die älteste bestehende Kirche im Raum Bozen ist. Ihr Name weist darauf hin, dass die Kirche von Romanen oder Langobarden errichtet wurde, da der Heilige Vigilius ein Bischof von Trient war.
Mittelalter und Neuzeit
In der Folge gab es eine Grafschaft Bozen, die später aber an das Hochstift von Trient überging. Die Bischöfe haben die Siedlung wieder ins Tal verlegt und die Gründung eines Marktes angeregt.
Bozen ist seit seiner Gründung und Erhebung zur Stadt vor mehr als 800 Jahren eine Handelsstadt, die günstig zwischen den ehemals bedeutenden Handelsdrehkreuzen Venedig und Augsburg liegt. Zu den viermal im Jahr veranstalteten Messen kamen Handelsleute aus Nord und Süd. Deshalb wurde 1635 der Merkantilmagistrat (Handelsgericht) gegründet, der in Marktzeiten aus je 2 deutschen und italienischen Räten (von den Kaufleuten aus ihren Kreisen bestimmt) gebildet wurde.
. Die wohlhabenden Bürger jener Zeit haben sich selbst auch einige Denkmäler gesetzt, so haben in der Pfarrkirche (seit 1964 Conkathedrale) mehr Leute Platz als in jeder anderen Kirche zwischen Verona und München. Die Kaufmannsfamilie Vintler hat 1388 mit dem Ankauf von Schloss Runkelstein den Adelsrang erlangt.
Gleichzeitig mit der Stadt etablierten sich um Bozen zwei Landgemeinden (Zwölfmalgreien und Gries), die im 19. bzw. 20. Jahrhundert eingemeindet wurden.
20. Jahrhundert
1918 wurde Südtirol und damit auch Bozen von Italien zunächst besetzt und später annektiert. In der Zeit des Faschismus wurden viele Italiener aus südlichen Regionen nach Bozen umgesiedelt während zahlreiche deutsche Bozner zwischen Auswanderung und rücksichtsloser Assimilierung wählen mussten (siehe dazu: Option).
Um den Italienern Arbeit zu geben und die Italienisierung Südtirols voranzutreiben, wurde in Bozen ein bedeutendes Industriegebiet errichtet. Die Einwohnerzahl wuchs sprunghaft an. Für die italienischen Einwanderer wurden auch Siedlungen im ländlichen Stil errichtet, die häufig über einen Garten verfügten. Diese Majorisierungspolitik wurde auch von der Republik Italien nach dem Krieg bis zur Gewährung eines Autonomiestatuts fortgesetzt, sodass heute fast 75% der etwa 100.000 Einwohner italienscher Muttersprache sind.

Das Leben zwischen den Sprachgruppen verläuft auch heute noch nicht immer problemlos und ist manchmal spannungsgeladen. Eine der jüngeren Auseinandersetzungen ist die Benennung des sogenannten ”Siegesplatzes”. Er wurde von der Bozener Gemeindeverwaltung zunächst in ”Friedensplatz” umbenannt, um damit einen Stein des Anstoßes zu beseitigen. Daraufhin initiierten einige italienische Parteien, mit an vorderster Front die postfaschistische Alleanza Nazionale, eine Volksbefragung – mit dem Ergebnis, dass aufgrund des Abstimmungsverhaltens der italienischen Mehrheitsbevölkerung der Friedensplatz 2003 wieder in Siegesplatz zurückbenannt werden musste.
1964 wurden die Grenzen der Kirchendiözese Brixen so abgeändert, dass sie für ganz Südtirol zuständig ist. Bozen wurde dadurch Bischofssitz der Diözese Bozen-Brixen.
International ist Bozen besonders durch die Entdeckung des Ötzi in den Südtiroler Alpen bekannt geworden, der im Südtiroler Archäologiemuseum aufbewahrt wird.
Seit 1998 ist Bozen Sitz der Freien Universität Bozen (FUB) und somit Universitätsstadt. Erwähnenswert ist auch die Europäische Akademie EURAC, eine parauniversitäre Forschungseinrichtung mit Schwerpunkt Sprachminderheiten und Umwelt.
Verkehr
Bozen liegt an der Autobahn A22-E45, die Verona, Bozen, Innsbruck und München verbindet, sowie an der Eisenbahnlinie München - Innsbruck - Florenz. Weiters hat Bozen einen Flughafen.
Aktuelles
Seit der Gründung der Universität Bozen hat sich Bozen verändert, die Stadt bietet jetzt mehr Gastlokale und das reichhaltige Kulturangebot wurde weiter ausgebaut. Dies hat allerdings auch zu Verstimmungen zwischen Lokalbetreibern und Anrainern geführt.
Auch in Bozen leben immer mehr Einwanderer. Die Integration dieser Menschen ist nicht immer leicht, da sie sich oft auch zwischen den Fronten (zwischen Deutschen und Italienern) wiederfinden. 2004 wurde der erste Ausländerbeirat gegründet, der dem Gemeinderat unterstützend zu Seite steht.
2004 wurde der Versuch, vor den Toren der Stadt ein Einkaufszentrum zu errichten, endgültig abgewehrt. Auch die Bemühungen in Bahnhofsnähe ein größeres Einkaufszentrum zu errichten scheiterten bis jetzt. Die Südtiroler Raumordnung hemmt die Zersiedlung, die Ansiedelung von großen Märkten auf der grünen Wiese und fördert dafür den Einzelhandel.
Seit 2004 wird an zwei Multiplexkinos gebaut. Ein altes Kino (das Concordia) wurde 2005 geschlossen. Somit hat Bozen z.Z. nur 4 Kinosäle und einige Multifunktionsäle wo ab und an Filme gezeigt werden.
Im Januar 2005 wurde Bozen zur Guggenmusik-Hauptstadt Europas. 34 Guggenmusiken aus der Schweiz und aus Deutschland haben am 39. Europäischen Guggenmusikfestival teilgenommen.Das schweizerfernsehen SF1 hat extra das guggenmusik aus bozen aufgezeichnet,um für die schweiz auf dem schweizer sender SF1 im herbst 2005 auszustrahlen,aber nur im raum vom zürich .
Im Mai 2005 ergab sich bei den Gemeinderatswahlen ein Patt zwischen dem gewählten Bürgermeister Giovanni Ivan Benussi, der von der Casa delle Libertà unterstützt wurde, und dem Gemeinderat, in dem die Parteien des Ulivobündnisses zusammen mit der SVP die Mehrheit stellten. Der amtierende Bürgermeister Giovanni Salghetti Drioli unterlag in der Stichwahl seinem Kontrahenten um nur 7 Stimmen. Nachdem Bürgermeister Benussi die notwendige Mehrheit im Gemeinderat nicht aufbringen konnte, wurde er im Juni 2005 abgesetzt. Bozen wird derzeit von Maria Serena Pompili und drei Vize-Komissären komissarisch verwaltet.
Die Neuwahlen des Gemeinderates wurden am 6. November 2005 angesetzt.
Die zweisprachige ungarische Stadt Sopron/Ödenburg ist Bozens Partnerstadt.
Söhne und Töchter der Stadt
In Bozen geborene bedeutende Persönlichkeiten chronologisch nach Geburtsjahr geordnet:
- 1895, 9. Februar - 1930, 17. Mai - Max Valier, Astronom und Raketenbaupionier
- 1934, 19. Februar - Herbert Rosendorfer, Schriftsteller
- 1935, 18. Juni - Herbert Paulmichl, Komponist und Organist
- 1938, - Peter Martell, Filmschauspieler
- 1947, 6. Oktober- Klaus Dibiasi, Turmspringer, Olympiasieger
- 1948, 10. Januar - Krista Posch, Schauspielerin
- 1957, 19. April - Lilli Gruber, Journalistin, Politikerin
- 1968, 7. November - Antonella Bellutti, Radrennfahrerin, Olympiasiegerin
Museen

- Südtiroler Archäologiemuseum
- Stadtmuseum
- Naturmuseum
- Museum für moderne und zeitgenössische Kunst ("Museion")
- Merkantilmuseum
- Schulmuseum
Kulturelle Stätten
- Stadttheater
- Konzerthaus
- Zwei Kinos mit (4 Sälen)
- Haus der Kultur Walther von der Vogelweide (Walterhaus)
- Altes Stadttheater
- Theater im Hof (Kinder- und Jugendtheater)
- Carambolage (Kleinkunst)
Schlösser
- Schloss Runkelstein
- Schloss Maretsch
- Haselburg
- Ruine Rafenstein